In: Home > News > Ägypten: Die Lage der Kopten ein Jahr nach Beginn der "Revolution" (25.1.)
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Bozen, Göttingen, 24. Januar 2012
Proteste in Kairo, 25. Februar 2011. Foto: Luca di Lotti.
Ein Jahr nach Beginn der "Arabischen Revolution" in
Ägypten ist die christliche Minderheit der Kopten tief
verunsichert und blickt mit großer Sorge in die Zukunft.
Dies erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) am Dienstag in Göttingen. "Viele junge Kopten, die
sich für den Sturz des Mubarak-Regimes eingesetzt haben,
verfolgen den Wahlsieg der Muslim- Bruderschaft und der
Salafisten mit großer Sorge", erklärte der GfbV-
Afrikareferent Ulrich Delius. "Es ist zu befürchten, dass
sich der Exodus von Christen aus Ägypten weiter
verstärken wird." An die deutsche Bundesregierung
appellierte die Menschenrechtsorganisation, sich bei dem
regierenden Obersten Militärrat und bei den führenden
politischen Parteien Ägyptens für einen besseren Schutz
der Rechte der religiösen Minderheit einzusetzen.
"Vorbei sind die Zeiten der Euphorie, als Christen und Muslime
gemeinsam auf dem Tahrir-Platz für mehr Demokratie
protestierten", erklärte Delius. "Viele Kopten sind
darüber frustriert, wie auch unter dem Militärrat
Verbrechen an Kopten nicht von der Justiz geahndet werden." So
warten die Kopten bis heute auf eine glaubwürdige
Aufarbeitung und Bestrafung der Verantwortlichen des
Bombenanschlags auf die Kathedrale von Alexandria in der
Silvesternacht 2010. Auch das Maspero-Massaker, bei dem 27 Kopten
am 9. Oktober 2011 unter den Kugeln von Soldaten starben, ist bis
heute ungeahndet geblieben. Statt die verantwortlichen
Militärs zur Rechenschaft zu ziehen, sollen mehr als 30
Kopten für ihre Mitwirkung an den blutig niedergeschlagenen
Protesten des 9. Oktober vor Gericht angeklagt werden. Auch kommt
es vor allem in Oberägypten und in Alexandria immer wieder
zu Übergriffen radikal-islamischer Gruppen auf
Christen.
Nach dem Sturz Mubaraks kämpfen die Kopten nicht nur
für einen besseren Schutz der Gläubigen, sondern vor
allem für mehr Rechte. "Dieser Kampf war nur teilweise
erfolgreich", erklärte Delius. So wurde der bislang streng
beschränkte Neu- und Umbau von Gotteshäusern
liberalisiert. Doch im neu gewählten Parlament sind sie nach
den Wahlen nur mit zwei Abgeordneten vertreten. Am letzten
Sonntag hat der unter den meisten Kopten wenig beliebte Oberste
Militärrat weitere fünf Kopten als Abgeordnete in das
Parlament entsandt. Junge Kopten der Maspero-Bewegung
appellierten am letzten Wochenende an die muslimischen Parteien,
die Rechte christlicher Frauen nicht einzuschränken und die
koptische Minderheit, die zehn Prozent der Bevölkerung des
Landes stellt, als gleichberechtigten Partner der Muslime zu
behandeln.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/111123de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/111110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110729de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110512de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110321de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110309de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110224ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110221ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110204ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110126de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110103de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100107de.html
| www.gfbv.it/3dossier/me/kopten.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Koptische_Kirche