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Bozen, Göttingen, 23. Januar 2013
Flüchtlinge aus Mali, im Flüchtlingslager von Goudebou in Burkina Faso. Foto: EC/ECHO/Anouk Delafortrie.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die
unverzügliche Entsendung von Menschenrechtsbeobachtern der
Vereinten Nationen nach Zentral- und Nord-Mali gefordert. Sie
sollen Vorwürfe untersuchen, in jüngst von radikalen
Islamisten zurückeroberten Städten seien
Menschenrechtsverletzungen von der malischen Armee verübt
worden, erklärte die GfbV am Mittwoch in Göttingen.
"Ohne den Einsatz unabhängiger Beobachter wird niemand
erfahren, was in den Städten Konna, Sévaré,
Diabaly, Niono und Douentza tatsächlich passiert ist", sagte
der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Doch es muss dringend
geklärt werden, denn diese Gerüchte von
Übergriffen malischer Soldaten sind Gift für das
Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gemeinschaften und
lösen eine neue Flüchtlingswelle aus." Tuareg, Songhai
und Araber fliehen seit Beginn der Militärintervention aus
Angst vor Racheakten malischer Soldaten aus den Städten
Nord-Malis.
Sowohl internationale Menschenrechtsorganisationen, als auch der
Verband der in Nord-Mali lebenden Araber "Al Carama" und
Tuareg-Vertreter haben in den letzten drei Tagen über
mutmaßliche Menschenrechtsverletzungen malischer Soldaten
berichtet. Malische und französische Menschenrechtler
beklagten das Verschwinden von Personen in der Stadt Niono.
Tuareg berichteten von fünf ermordeten Zivilisten, unter
ihnen ein Tuareg-Marabout sowie sein Onkel. Die Marabouts sind
Geistliche oder Wahrsager, die sehr hohes Ansehen in der
Tuareg-Gesellschaft genießen. In Sévaré
sollen Menschen exekutiert oder in Brunnen geworfen worden sein.
Die Leichen seien verbrannt worden, wird berichtet..
"Bislang wird der Krieg in sorgsam von Journalisten und
Menschenrechtlern abgeriegelten Regionen geführt",
kritisierte Delius. "In den Medien vermittelt Frankreichs Armee
das Bild eines "sauberen Krieges", mit "chirurgischen Eingriffen"
(Bombardements), die "Millimeter genau" geführt werden. Dass
dies nicht die ganze Realität eines Krieges ist, dürfte
auch die Presseabteilung der französischen Armee wissen."
Trotzdem ließ sie erst anderthalb Tage nach der
Rückeroberung Journalisten in die Stadt Diabaly. Augenzeugen
berichteten, dass dort zuvor bei Kämpfen mindestens 50
Islamisten starben. Doch als Medienvertreter in die Stadt
gelassen wurden, gab es keine Spuren mehr der
Auseinandersetzungen.
Auch Abgeordnete aus dem Kreistag der im Nordosten Malis
gelegenen Region Kidal warnen vor wachsenden ethnischen
Spannungen und einem Auseinanderbrechen der malischen
Gesellschaft. Sie sind darüber alarmiert, dass ganze
ethnische Gemeinschaften pauschal zum Sündenbock
erklärt werden. So nehme die Angst unter den Menschen immer
mehr zu. "Wir Menschenrechtler sind besonders besorgt über
den wachsenden Einfluss der beiden Milizen "Ganda Izo" und "Ganda
Koi"", erklärte Delius. In ihnen sind mehrere tausend Malier
zusammengeschlossen, die Nord-Mali mit Waffengewalt
zurückerobern wollen. "Das ist normalerweise die Aufgabe der
Armee. Niemand kontrolliert diese Milizen, von denen schon bald
massive Übergriffe auf vermeintliche Unterstützer der
Islamisten ausgehen könnten."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130118de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130116de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130115de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130114de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130111de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2012/121115de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/121107de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120322de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120319de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120306de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120211de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120206de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120203de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120120de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/111116de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/tuareg.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html#r13
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nomad-del.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Mali
| http://de.wikipedia.org/wiki/Tuareg
| http://de.wikipedia.org/wiki/Niger