In: Home > News > Internationaler Solidaritätstag mit Afrin (20. Januar)
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 18. Januar 2019
Eine Menschenrechtsaktion der Gesellschaft für bedrohte Völker in Berlin gegen die Besetzung Afrins. Foto: GfbV Archiv.
Die Bewohner der syrisch-kurdischen Stadt Afrin im
äußersten Nordwesten des Landes leiden noch immer
unter der türkisch-islamistischen Besatzung. Anlässlich
des erstens Jahrestages des Beginns der türkischen Angriffe
auf Afrin (20.1.2018) wollen viele Kurden und ihre Freunde diesen
Tag zu einem Internationalen Solidaritätstag mit Afrin
erklären. "Die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) unterstützt dieses Vorhaben der Kurden und ihrer
Unterstützer weltweit und erklärt ihrerseits ihre
Solidarität mit den Menschen in Afrin, die ein Ende der
Besatzung durch die Türkei und die von ihr
unterstützten syrischen islamistischen Gruppen fordern",
erklärte der Nahostexperte der GfbV Kamal Sido am Freitag in
Göttingen.
Mit gezielten Maßnahmen versuchen die türkische
Regierung und syrische Islamisten dort seit März 2018
tiefgreifende Veränderungen zu erzwingen. Die kurdische
Zivilbevölkerung systematisch eingeschüchtert, beraubt
und vertrieben. Selbst vor Mord schrecken die Besatzer nicht
zurück. Kurdischen Familien wird mehr und mehr die
wirtschaftlichen Grundlagen entzogen, Infrastruktur und
Denkmäler werden zerstört, Dörfer, Berge und
Täler bekommen neue Namen in arabischer oder türkischer
Sprache. Was in Afrin geschieht, nimmt zunehmend Züge des
Versuchs einer Vernichtung der kurdischen Sprache, Kultur und
nationalen Identität der Kurden an.
Vor dem Angriff auf Afrin behauptete die türkische
Regierung, dass die Kurden dort nur 42 Prozent der
Bevölkerung stellen. In Wirklichkeit betrug ihr
Bevölkerungsanteil bis 2011 rund 95 Prozent. Die Region war
auch bekannt unter dem Namen "Kurdax" oder "Ciyayê
Kurmênc". Übersetzt bedeutet das "Berg der Kurden".
Nach der vollständigen Eroberung Afrins hat das
türkische Militär in dem Gebiet verstärkt
arabische Sunniten aus anderen Teilen Syriens angesiedelt. Es
handelt sich vor allem um Familien islamistischer Kämpfer.
In allen kurdischen Dörfern und Städten ließen
sich Araber nieder. Im Rajo-Distrikt nördlich von Afrin-City
hat das türkische Militär die Kurden aus den beiden
Dörfern Darwish und Jia vollständig vertrieben und dort
jeweils einen türkischen Militärstützpunkt
errichtet. In der früher ausschließlich von Kurden
bewohnten Ortschaft Bulbul lebten etwa 1.000 Familien. Nur 50
kurdischen Familien durften in ihre Häuser
zurückkehren. In die Ortschaft Meydan Ekbaz, die auf einem
Pass zwischen Kurd Dagh (Kurdenberg) und dem Amanos-Gebirge
liegt, durften nur 150 Familien von einst 500 kurdischen Familien
zurückkehren. In der mehrheitlich kurdisch-alevitischen
Ortschaft Mabata wurden 150 arabisch-sunnitische Familien
angesiedelt. Etwa 60 kurdische Familien wollen seit April 2018 in
ihre Häuser in Mabata zurückkehren. Das türkische
Militär und die syrischen Islamisten erlauben dies aber
nicht.
Das türkische Militär und syrische Islamisten sollen
mindestens 32 Schulen in Afrin abgerissen haben. 318 Schulen,
Institute oder Universitäten wurden geschlossen. Die
türkische Besatzungsmacht zwingt der kurdischen
Bevölkerung die arabische oder türkische Sprache auf.
An den Schulen wird türkisches Lehrmaterial verwendet. An
allen öffentlichen Gebäuden und Vereinen müssen
türkische Fahnen aufgehängt, Namen von Einrichtungen
und Straßen müssen arabisiert oder türkisiert
werden. Der zentrale Platz der Stadt Afrin soll in
"Erdogan-Platz" umbenannt worden sein.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181213de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180717de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180705de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180326ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180226de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180220de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180212de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180207de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180129de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180123de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180122de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf