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Türkische Besatzung Nordsyriens

Mehrere Orte von Wasserversorgung abgeschnitten

Bozen, Göttingen, 26. Februar 2020

Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019. Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019.

Die türkische Besatzungsmacht in Nord-Syrien hat die Wasserversorgung der Stadt Al Hasaka und anderer Ortschaften in Nordosten Syriens komplett eingestellt. Das berichten der unabhängige lokale Radiosender arta.fm und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Großbritannien sowie lokale Gewährsleute der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) übereinstimmend. Den Berichten zufolge seien türkische Soldaten und mit ihnen verbündete syrisch-islamistische Milizen in die Wasserkläranlage in der Region Ras Al Ain (Kurdisch: Sare Kaniye) eingedrungen und hätten das Personal vertrieben. Daraufhin sei die Versorgung der Bevölkerung in den betroffenen Regionen mit Trinkwasser unterbrochen worden.

Allein in der Stadt Al Hasakeh sind über 200.000 Menschen kurdischer, arabischer, assyrisch/aramäischer, und armenischer Abstammung und muslimischen, christlichen und yezidischen Glaubens zu Hause. "Sie alle müssen jetzt ohne sauberes Trinkwasser auskommen", erklärt Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der GfbV. "Das Vorgehen der Türkei zeigt erneut, dass ihr jedes Mittel recht ist, um ihre Macht in Nordsyrien zu festigen und die autonome Selbstverwaltung der dort lebenden Zivilbevölkerung zu bekämpfen." Die Menschen zu schützen, wie die Regierung in Ankara behauptet und wie die NATO und auch die deutsche Bundesregierung fordern, sei gar nicht das Ziel der türkischen Besatzungsmacht. "Ein Staat, der sich tatsächlich für das Schicksal der Zivilbevölkerung interessiert, würde nicht hunderttausenden das Trinkwasser abdrehen, um politische Ziele oder geopolitische Interessen durchzusetzen", so Sido. "Mit dieser Politik tritt die Türkei das humanitäre Völkerrecht mit Füßen."

Die deutsche Bundesregierung verurteile zurecht jeden Angriff von Assad und Putin auf die von islamistisch kontrollierte Provinz Idlib, wo die syrische Zivilbevölkerung unfassbar leide. "Doch Erdogans Politik nimmt Berlin immer noch in Schutz - trotz massiver Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen des NATO-Staates an den Minderheiten in Nordsyrien", kritisiert der Nahostexperte. Die deutsche Bundesregierung müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, sie betreibe Erdogan und seinen radikal-islamistischen Verbündeten gegenüber keine werteorientierte Politik. "Diese Politik ist nicht im Sinne und Interesse Deutschlands und der Menschen hier", erklärt Sido. "Eine große Mehrheit der Deutschen betrachtet Erdogan nicht als zuverlässigen politischen Partner."