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Bozen, Göttingen, 14. März 2019
Afrin. Foto: Kamal Sido / GfbV.
Ein Jahr nach dem völkerrechtswidrigen Angriff auf Afrin
halten türkische Truppen die kurdische Region in Nordsyrien
weiter besetzt. Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) ist schockiert über die
humanitären und wirtschaftlichen Auswirkungen der Besatzung:
"Das türkische Militär und von der Türkei
unterstützte Islamisten haben eine Spur der Verwüstung
durch die Region gezogen", so Sido heute in Göttingen. "Die
Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen sind nur durch
die Unterstützung des russischen Präsidenten Wladimir
Putin und Duldung der NATO-Staaten möglich."
Übereinstimmenden Berichten von "Afrinpost" und
Menschenrechtlern zufolge sind die humanitären Auswirkungen
erschütternd: Seit Beginn der Besatzung am 18. März
2018 sollen mindestens 225 Zivilsten getötet und 17 weitere
zu Tode gefoltert worden sein. 467 Zivilisten wurden verletzt,
weitere 2500 verhaftet. "Mindestens 300.000 Kurden aus Afrin
befinden sich auf der Flucht, viele in den Flüchtlingslagern
in Schahba im Norden von Aleppo. Diese sind von der
Außenwelt nahezu vollständig abgeschnitten", berichtet
Sido, der in ständigem Kontakt mit Informanten in Nordsyrien
steht.
Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Region und ihre
Bewohner sind verheerend: Seit der Besatzung sollen etwa 120.000
Olivenbäume abgeholzt und von türkischen Offizieren und
syrisch-islamistischen "Warlords" als Brennholz verkauft worden
sein. Weitere 20.000 Olivenbäume wurden verbrannt. Rund ein
Drittel der ursprünglich 325 Olivenpressen und 18 von 26
Olivenverarbeitungsfabriken wurden zerstört oder entfernt.
Die Erlöse aus diesem besonders wichtigen Wirtschaftszweig
sanken im Vergleich zum Vorjahr 2017 um etwa 109 Millionen
Dollar. Von den 32 Hektar Waldfläche in Afrin wurden etwa
zehn Hektar von den Besatzern verbrannt. Von 1.100 Fabriken und
Manufakturen wurden 770 zerstört, geplündert oder zum
Weiterverkauf abgebaut, über 70 Prozent der
Lederverarbeitungsfabriken wurden zerstört oder
geplündert. Zehntausende Schafe, Ziegen und Kühe wurden
geschlachtet oder abtransportiert. Geflügelarms wurden
zerstört oder geplündert. Die Verluste in diesem
Wirtschaftssektor werden auf 25 Millionen Dollar
geschätzt.
Flucht und Vertreibung zeigten sich auch deutlich in der
Bevölkerung Afrins: "Ein Jahr nach Beginn der Besatzung sind
alle Armenier und die etwa 1200 kurdischen Christen geflohen. Der
Anteil der Kurden an der Bevölkerung sank von 96 auf unter
35 Prozent", erklärt Sido. Auch Heiligtümer der Yeziden
und der Aleviten sowie historische Ruinen wurden zerstört
oder geplündert. Von 325 Schulen in der Region wurden 70
zerstört oder in Kasernen und Gefängnisse umwandelt.
"Die Türkei beabsichtigt eine Assimilierung und
Zwangsislamisierung Afrins. Die Zerstörung der
wirtschaftlichen Grundlagen wird den Geflüchteten die
Rückkehr in ihre Heimat zusätzlich erschweren", mahnt
der Nahostexperte.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190118de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181213de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180717de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180705de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180326ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180226de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180220de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180212de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180207de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180129de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180123de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180122de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf