In: Home > News > Covid-19 in Brasilien: Indigene helfen sich selbst - gegen den Willen der Regierung
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Bozen, Göttingen, 10. Juni 2020
Indigener Frauenmarsch in Brasilien als Widerstand gegen die repressive Politik Bolsonaros. Foto: Eliane Fernandes / GfbV.
Seit letzter Woche hat das Gesundheitsministerium Brasiliens
das Format für die Veröffentlichung der aktuellen
Corona-Infektionszahlen ständig geändert. Gesamtzahlen
wurden verborgen und nur noch die neu registrierten Infizierten
und Todesopfer der letzten 24 Stunde bekanntgegeben. Am Sonntag,
den 7. Juni, gab die Behörde sogar zwei verschiedene Werte
bekannt. Das Gesundheitsministerium entfernte auch die Daten, die
die Entwicklung der vergangenen Monate aufzeigte. Aufgrund
zahlreicher Proteste kündigte die Regierung an, wieder
detaillierte Daten zu der Pandemie zu veröffentlichen. Die
Johns-Hopkins-Universität meldet heute, dass Brasilien mit
über 32.000 Neuinfektionen den weltweit höchsten Wert
aufweist.
"Unabhängig von der Politik der Hauptstadt ermitteln
indigene Organisationen weiter Infektions-und Todeszahlen. Der
Dachverband der Indigenen Völker Brasiliens APIB trägt
sie zusammen und veröffentlicht sie regelmäßig",
berichtet Juliana Miyazaki, Referentin für indigene
Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker.
Danach haben sich bisher 2600 Indigene aus 94 Völkern
infiziert. Die Zahl der Todesfälle unter den indigenen
Völkern Brasiliens stieg bis zum am 8. Juni auf 247. Das
entspricht einer Fallsterblichkeit von etwa 9,5 Prozent - nach
wie vor fast das Doppelte der landesweiten Rate von gut 5
Prozent. Die staatliche Behörde zählt dabei nur 85
indigene Todesfälle.
"Um die Verbreitung der Pandemie in ihren Gemeinschaften zu
verhindern, haben sich viele Indigene in ihre Territorien
zurückgezogen und überwachen den Zugang an eigens
eingerichteten Kontrollpunkten", erklärt Miyazaki. Die FUNAI
spricht sich gegen die Kontrollpunkte aus. "Trotzdem dringen
weiter Menschen illegal in die Gebiete ein, um Holz zu
fällen, Gold zu schürfen, zu jagen oder das Land zu
besetzen. Auch für unerlaubten Tourismus und Handel werden
die Barrieren umgangen oder durchbrochen. So gelangt das Virus
trotz aller Bemühungen immer wieder in indigene
Gebiete."
Am Sonntag gingen Tausende von Menschen in über 20
Städten auf die Straßen, um gegen Bolsonaros Politik,
gegen Faschismus und Rassismus zu protestieren. "Indigene, die in
den Städten leben, haben vielfach ebenfalls protestiert", so
Miyazaki. "Denn sie sind schon immer Opfer von institutionellem
Rassismus, Diskriminierung, Marginalisierung und Gewalt. Jetzt
werden sie durch die Pandemie und zusätzlich die
Vernachlässigung der Regierung bedroht." Die
Indigenenschutzbehörde FUNAI, die sich ganz in den Dienst
Bolsonaros gestellt habe, hätte bisher nur 30 Prozent der
für die Bekämpfung der Pandemie verfügbaren Mittel
ausgeschöpft. Umgerechnet sollten die Indigenen fast 3,8
Millionen Euro an staatlicher Unterstützung bekommen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200518de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200511de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200429de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200327de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190814de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190527de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190424de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181011de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
in www:
https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Bevölkerung_Brasiliens