In: Home > News > Chilenischer Mapuche-Führer beendet Hungerstreik: Etappensieg für machi Celestino Córdova Tránsito
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Bozen, Göttingen, 20. August 2020
Protestkundgebung der Mapuche während eines Verfahrens am Gericht von Victoria, Chile. Foto: Massimo Falqui Massidda.
Nach 107 Tagen hat der machi Celestino Córdova
Tránsito, wichtiges spirituelles Oberhaupt der Mapuche in
Chile, am 18. August seinen Hungerstreik beendet. Einige seiner
Mitgefangenen wollen es ihm gleichtun. Nach Gesprächen mit
dem Ministerium für Justiz und Menschenrechte, dem
Nationalen Institut für Menschenrechte und dem Colegio
medico sowie Beobachtern des Hochkommissariates für
Menschenrechte der Vereinten Nationen (UNHCR) handelte der machi
ein Abkommen aus, das von Justizstaatssekretär Valenzuela
unterzeichnet wurde.
Dem Abkommen zufolge bleibt machi Celestino zunächst bis zu
seiner vollständigen physischen und spirituellen Gesundung
im Interkulturellen Krankenhaus Nueva Imperial. Dort wird er
neben konventioneller Medizin auch mit traditionellen
Heilmethoden der Mapuche behandelt. Danach kann der machi, wenn
er das möchte, in ein Arbeits- und Bildungszentrum verlegt
werden. Dieses darf er für maximal 30 Stunden verlassen, um
sein REWE, seinen spirituellen Zeremonialort aufzusuchen. Dies
war eine seiner wichtigsten Forderungen gewesen.
"Wir sind sehr erleichtert über diesen Ausgang, denn der
Hungerstreik hatte durch die Eskalation rassistischer
Übergriffe auf Mapuche und den Tod zweier Mapuche-Frauen
eine zusätzliche Brisanz erlangt", erklärt Yvonne
Bangert, Referentin für indigene Völker bei der
Gesellschaft für bedrohte Völker. "Das Abkommen ist als
Etappensieg zu werten, weil es die kulturelle, spirituelle,
gesundheitliche, schulische und berufliche Position der Mapuche
in Haft stärkt. "Doch noch ist es nicht abschließend
ausgehandelt. Zudem setzt eine Gruppe Mapuche im Gefängnis
von Angol den Hungerstreik fort, bis auch mit ihnen verhandelt
wird."
Die anderen Mapuche erhalten für den Hungerstreik keine
Zusatzstrafen. Außerdem soll es auch für sie leichter
werden, ebenfalls in ein Arbeits- und Bildungszentrum zu kommen.
Die interkulturellen Dialoge im Strafvollzug sollen fortgesetzt
werden und zu neuen Gefängnisbestimmungen führen, die
sich auf die Wiedereinführung von Arbeit und Bildung,
Gesundheitsangelegenheiten und spirituelle Hilfe beziehen. Das
Abkommen muss innerhalb des Jahres 2020 abschließend
ausgearbeitet werden und den Konsultationsprozess
gemäß Konvention 169 der Internationalen
Arbeitsorganisation ILO berücksichtigen. Sollte der Termin
verstreichen, behält sich der machi eine Wiederaufnahme des
Hungerstreiks vor. In einer der Erklärungen hat er darum
gebeten, dass die anderen Hungerstreikenden weiter
unterstützt werden, auch wenn er selbst jetzt aufgehört
hat.
Mit der vorläufigen Einigung endet der mittlerweile
fünfte Hungerstreik des machi seit seiner Festnahme im Jahr
2013, den er zeitweise als trockenen Hungerstreik geführt
hatte. Gesundheitlich war seine Lage zuletzt sehr ernst. Am 10.
August hatte ihn eine unabhängige ärztliche Delegation
des chilenischen Colegio Médico de Chile besucht. Ihrem
Bericht zufolge war sein Zustand kritisch und sein Tod stand
unmittelbar bevor. Über seine Sprecherin hatte er bereits
seine Abschiedsworte verbreiten lassen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200716de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170904de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120229de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/111125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110729ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110513ade.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapu-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapu1-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapuche07-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapu-mergen.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapuche-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/lota2003.html
in www: www.mapuexpress.net | www.observatorio.cl | www.mapuche.info