Systematische Zerstörungen
Niederbrennen und Plündern von Häusern und
Siedlungen
Oktober
7.10.1999 Der Angehörige der
Menschenrechtsorganisation Memorial, Oleg Mironow besuchte vom
9.-12. Oktober Tschetschenien, er war auch im Dorf Elistanschi.
Dieses Dorf wurde am 7. Oktober durch das Bombardement aus einem
Antonow-Flieger vollkommen zerstört. Es gab 48 Tote.
www.memo.ru, 18.10.1999
November
5.11.1999 Bereits seit zwei Wochen wird Sernovodsk bombardiert
und beschossen. Russische Truppen plündern Häuser und
stecken sie in Brand.
International Peace Bureau, 5.11.1999 http:77www.ipb.org
30.11.1999 Nach Berichten von Human Rights Watch nehmen
Plünderungen leerstehender Häuser zu, nachdem die
Bewohner vor der russischen Armee geflohen sind. Die Soldaten
stehlen Fernseher, Kühlschränke, Geschirr und andere
Gebrauchsgegenstände und brennen in vielen Fällen
anschließend die geplünderten Häuser
nieder.
International Herald Tribune, 30.11.1999
Anfang November In Grosny seien überall Marodeure
unterwegs - sie plünderten die leerstehenden Wohnungen und
trügen weg, was sie bekommen könnten, berichtet ein
tschetschenischer Hauptmann.
Unter den Plünderern seien auch professionelle Banden.
Tomas Avenarius in der Süddeutschen Zeitung SZ,
6./7.11.99
Ende November Nichtregierungs-Organisationen berichten, dass
Regierungstruppen alle Wertgegenstände und Lebensmittel aus
Häusern in den von ihnen kontrollierten Regionen
plündern, besonders in Sernovodsk, Ermolovskiy und Naurskiy.
Flüchtlinge, die Ende November zu ihren Häusern in
Tschetschenien zurückkehren, müssen feststellen, dass
sie von Soldaten ausgeraubt wurden.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
Dezember
13.12.1999 Viele von den Tausenden tschetschenischen
Flüchtlinge, die in den letzten Tagen in russisch
kontrollierte tschetschenische Gebiete zurückgekehrt sind,
berichten, die russischen Truppen hätten ihre Häuser
geplündert und niedergebrannt und Verwandte ermordet,
vergewaltigt und zusammengeschlagen.
AP in Refugees Daily, 13.12.1999
17.12.1999 Der russische Vize-Premier und
Tschetschenien-Bevollmächtigte Koschman besuchte das Dorf
Alchan Jurt. Die Dorfbewohner überreichten ihm eine Liste
mit den Namen von 41 ermordeten Zivilisten und erzählten ihm
von den Morden und Plünderungen, die in ihrem Ort
stattgefunden hatten. Koschman entdeckte verschiedene Verstecke
mit Plündergut. Als Koschman aus einem Haus kam, in dem er
Plündergut gefunden hatte, drohen ihm Soldaten, die offenbar
nicht wissen, wer vor ihnen steht, ihn zu erschießen. Der
Koschman begleitende General Ibragimow schreit die Soldaten an:
Wisst ihr nicht, mit wem ihr sprecht? Das ist nicht das Gleiche,
wie Frauen zu vergewaltigen!" Koschman sagt darauf: "Was ich hier
gesehen habe, geht über alles hinaus, was ich je zuvor
gesehen habe". Am 23. Dezember 1999 kündigt Koschman die
Veröffentlichung einer Untersuchung über Alchan Jurt
innerhalb von 10 Tagen an. Sie wurde aber nie
veröffentlicht.
Frankfurter Rundschau, 5.4.2000
Januar
Mitte Januar 2000 Russische Militärs hätten bei
ihrem Vormarsch durch Tschetschenien wiederholt ganze Dörfer
erpresst. Nach Androhung von Luft- und Artillerieangriffen
hätten Generäle und ranghohe Offiziere von
tschetschenischen Dorfbewohnern Geld und Sachgegenstände wie
Fernseher erhalten, um die Zerstörung der jeweiligen
Siedlung zu verhindern. Wenn die entsprechende "Bezahlung" nicht
erfolgt sei, seien die Dörfer vor der Zerstörung noch
zur Plünderung durch die Militärs freigegeben worden,
wie die englische Moscow News unter Berufung auf eigene
Recherchen vor Ort berichtete. Einwohner von Katyr-Jurt
berichteten, sie hätten einem russischen General mehr als
150 000 Rubel
(10 000 Mark) und einen Großbildfernseher übergeben,
um ihr Dorf vor Plünderung und Zerstörung zu
schützen. Im benachbarten Dorf Atschoj-Martan sollen die
Bombardierungen erst geendet haben, als die Bewohner gesammeltes
Bestechungsgeld überreichten.
AFP/dpa-Bericht in die tageszeitung taz, 17.1.2000, und Florian
Hassel in Frankfurter Rundschau, 18.1.2000
15.1.2000 Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtet,
die 'Säuberung' von Scharoi werde nun in Angriff genommen,
nachdem die Stadt vollkommen von russischen Truppen umstellt sei.
Bei diesen Säuberungen kommt es in der Regel zu schweren
Menschenrechtsverletzungen und Todesfällen unter den
Zivilisten.
Interfax, 15.1.2000
Februar
Anfang/Mitte Februar 2000 Die russische Presse berichtet
erneut von Übergriffen gegen Zivilisten und
Plünderungen.
AP/AFP/dpa-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 9.2.2000
16.2.2000 In Grosny ist in diesem Inferno praktisch kein
Gebäude unversehrt geblieben. Weil die Stadt von der
Außenwelt abgeriegelt wurde, könnten Plünderer
ungestört vorgehen. Systematisch rafften manche russische
Soldaten alles zusammen, berichteten viele Augenzeugen. So
berichtete eine tschetschenische Rentnerin, dass sie mit ansehen
musste, wie Truppenangehörige mit Lastwagen vor ihrer
Wohnung vorfuhren und fast alles abtransportierten: einen
Fernseher, eine Waschmaschine, Decken, Kissen und
Lehnstühle.
Neue Zürcher Zeitung, 16.2.2000
Mitte Februar 2000 Eine Gruppe von Plünderern drang in
die Wohnung der 73 Jahre alten Tschetschenin Nadeschda
Schelchkowa ein, hielten ihr den Mund zu und stahlen ihre
Ersparnisse – 1.100 Rubel. Dass sie auch ihre
Lebensmittelvorräte mitnahmen, war für die Beraubte
eine noch größere Katastrophe.
International Herald Tribune, 18.2.2000
24.2.2000 Ein geheimes Dokument des russischen
Sicherheitsrates, welches das Datum vom 15.12.1999 trägt,
enthüllt den Genozid-Charakter des russischen Angriffs auf
Tschetschenien. So soll ein großer Teil des Territoriums
unbewohnbar gemacht werden, auch wurde die Zerstörung der
bewohnten Gebiete einschließlich historischer und
religiöser Stätten angeordnet, um eine
anschließende Deportation der Bevölkerung als
"humanitäre Maßnahme" zu decken.
Le Monde, 24.2.2000
März
2.3.2000 Das unabhängige Nachrichtenzentrum
Glasnost-North Caucasus berichtet am 2. März, dass der
Ankläger des Militärgerichts der Wladikawkaz-Einheit
den ersten Fall gegen russische Soldaten eröffnet, die der
Plünderungen in Tschetschenien beschuldigt werden. Die
Ermittlungen richten sich gegen Soldaten der speziellen
Innenministeriums-Einheit 22, die in der Stadt Kalach-na-Dony in
der Wolgograd-Region stationiert sind. Bei einer Kontrolle wurden
in einem Lastwagen der Einheit Teppiche, Video-Anlagen, sowie
Gold- und Silbergegenstände gefunden, die insgesamt ca.
100.000 US-Dollar wert sind.
War and Human Rights., 3.3.2000.
(http://www.hro.org/war/166.htm)
Juni
7.6.2000 Das Hamburger Abendblatt meldet, Moskau wolle in
Tschetschenien Entlaubungsmittel einsetzen, weil der Wald den
tschetschenischen Kämpfern als Versteck und zur Tarnung
diene.
Hamburger Abendblatt, 8.6.2000
Juli
10.-14.7.2000 24 Einwohner der Dörfer Schuani, Gordali
und Zenteroj schreiben dem russischen Präsidenten Putin
einen Brief, in dem sie über die Zerstörung ihrer
Dörfer berichten. Nachdem die Einwohner sich geweigert
hatte, den russischen Soldaten Schnaps und Rauschgift zu geben,
eröffenten diese am 10. Juli "mit allen Arten von Waffen"
das Feuer auf die Dörfer. Schließlich setzen die
Russen selbst Kampfhubschrauber und Bomber ein und verminten die
Umgebung von Gordali. Fünf Einwohner werden durch Minen
getötet. Dies sei innerhalb der letzen fünf Monate
immerhin die neunte Aktion der Russen gegen ihre Dörfer
gewesen, so die Bewohner.
Frankfurter Rundschau, 10.10.2000
August
1.8.2000 Von russischer Seite wurde mitgeteilt, dass etwa
12.500 Häuser in Tschetschenien bei Kämpfen komplett
zerstört wurden. Weitere 80.500 Häuser seien
beschädigt worden.
Yahoo News, 1.8.2000
September
20.9.2000 Angehörige der russischen Streitkräfte
verüben in Tschetschenien immer wieder Sabotageakte: Am 20.
September um 17 Uhr bombardierten russische Kampfhubschrauber
Ölquellen im Dorf Winogradnoje. Der Wachsoldat Achmed
erzählt: "Etwa fünf Minuten drehten die Hubschrauber
Kreise über unseren Köpfen und den Ölquellen Nr.
21 und 23. Dann schossen sie zwei oder drei Raketen auf Nr. 23,
die sofort zu brennen begannen. Als in Nr. 21 das Öl nach
dem Beschuss nicht sofort zündete, setzte der
Transporthubschrauber einen Soldaten ab. Er ging zur Quelle,
offenbar, um einen Sprengsatz zu legen. Nach drei, vier Minuten
kam er zurück, und der Hubschrauber hob ab. Zwei Minuten
später gab es eine große Explosion und die Quelle
stand in Flammen." Bereits am 15. Und 16. September wären
die übrigen Ölquellen beschossen worden. Heute stehen
rings um Grosny 34 Ölquellen in Brand und der Rauch
verdunkelt den Himmel. Täglich verbrennen 8.000 Tonnen
Öl oder laufen in den Terek-Fluss. Von russischen
Militärs gedeckt wird aus den tschetschenischen Fabriken von
tschetschenischen und anderen Gängstern tonnenweise Öl,
Kabel, Altmetall und Aluminium gestohlen. Nach Angaben des
russischen Kommandanten Babitschew betrug der Schaden durch die
Diebstähle allein von Januar bis Juli 2000 1, 9 Millionen
US-Dollar.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 11.10.2000
Die Zerstörung der tschetschenischen Hauptstadt
Grosny
September
25.9.1999 Seit zwei Tagen bombardiert die russische Luftwaffe
wieder Ziele in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny. Die
russische Luftwaffe bombardierte den Flughafen Scheich Mansur und
die nördlichen Vororte von Grosny. Gestern fielen bis zur
Mittagszeit Bomben in verschiedenen Bezirken von Grosny, unter
anderem in der Nähe des Wohnhauses des tschetschenischen
Präsidenten Aslan Maschadow. Andere Schläge galten der
Ölraffinierie, einer Erdöl verarbeitenden Fabrik und
dem ehemaligen Hauptquartier der russischen Armee. Raketen
explodierten nahe des tschetschenischen Rundfunk- und
Fernsehgebäudes. Nach Zeugenaussagen wurden bei den
Angriffen bis zu 14 Personen getötet.
taz, die tageszeitung, 25.9.1999
27.9.1999 Die russische Luftwaffe bombardiert angeblich eine
Schule sowie Wohngegenden in Staraya Sunzha, einem Vorort von
Grosny. Sieben Zivilisten werden dabei getötet, weitere 20
verletzt, darunter auch Schulkinder.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
28. 9.1999 Die russische Luftwaffe bombardiert nach
Militärangaben eine Erdölraffinerie, Öltanks,
Stromnetz-Anlagen und ein noch nicht fertig gestelltes
Fernsehzentrum in Grosny. Nach tschetschenischen Angaben wurden
auch Zivilobjekte angegriffen und allein in einem Vorort von
Grosny acht Menschen getötet.
Berliner Morgenpost, 29.9.1999
Oktober
3.10.1999 Eine Bombe der russischen Luftwaffe traf einen
Keller in Grosny, wo Menschen Schutz gesucht hatten, acht
Familienmitglieder der Kerimows wurden getötet.
www.memo.ru, 3.10.1999
21.10.1999 Bei Explosionen im Zentrum von Grosny und in einem
örtlichen Krankenhaus wird eine große Anzahl
Zivilisten getötet. Westliche Nachrichtenagenturen berichten
von mindestens 60 toten Zivilisten und 200 verletzten Personen,
wohingegen die tschetschenische Regierung von mindestens 118
Toten und mehr als 400 Verletzten spricht.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
21.10.1999 Am Nachmittag gegen 17 Uhr feuerten die russischen
Truppen acht Raketen auf den belebten zentralen Basar der
tschetschenischen Hauptstadt Grosny ab. Dem russischen
Fernsehsender NTW zufolge wurden 188 Menschen getötet und
über 400 verletzt.
BBC News, 22.10.1999
21.10.1999 Nach einem Bericht der tschetschenischen
Menschenrechtlerin Z.G. waren die überwiegende Mehrheit der
Opfer Frauen beim Einkaufen. Bei den Geschossen habe es sich um
Boden-Boden-Raketen gehandelt. Die meisten Opfer forderten die
zweite und dritte Rakete, die in einen Bus sowie mitten in die
Menschenmenge einschlugen. Außerdem wurde die benachbarte
Entbindungsklinik Nummer Eins getroffen, dabei wurden 25 Frauen
und Kleinkinder getötet. Weitere Raketen schlugen in der
Gribojedowa-Straße, der Schukowskij-Straße, der
Kalinin-Siedlung und im Umkreis der Moschee am Stadtrand ein;
dabei kamen 13 Menschen ums Leben.
Der Spielgel Online: "Allahs Feuerstrahl" 24.10.1999 Bericht von
Z. G. wiedergegeben von Chris Hunter, Center for Peacemaking and
Community Developement Moskau, sowie am 9.11.1999 in deutscher
Übersetzung übermittelt von Irena Brezna, Basel
Die meisten Verwundeten wurden in das Krankenhaus Nr. 9
gebracht, das die Opfer jedoch aus Mangel an Medikamenten nicht
versorgen konnte. Die Ärzte operierten bei Kerzenlicht. Die
Augenzeugin Z.G. berichtet: "Das medizinische Personal war
hilflos angesichts der tiefen Wunden und der fehlenden
Medikamente, es gab kein Wasser, und wegen des abgestellten
Stroms standen die medizinische Geräte still."
Russische und ausländische Hilfsorganisationen haben zwar in
Inguschetien Zwischenlager für Medikamenten eingerichtet,
doch die russischen Truppen haben die Grenzen abgeriegelt: die
Hilfsgüter können deshalb nicht weiter transportiert
werden.
Der russische Oberst Aleksandr Weklitsch hatte zunächst
eingestanden, dass russische Einheiten für den Anschlag
verantwortlich seien. Nach einem Bericht der russischen
Radiostation Echo Moskwy hatte Weklitsch gesagt, Artillerie und
Luftwaffe hätten keine Schläge geführt, aber eine
"Spezialoperation" sei ausgeführt worden, allerdings nicht
von Verbänden der Armee.
22.10.1999 BBC News "Russian press questions market attack"
22.10.1999 Das russische Verteidigungsministerium und
Ministerpräsident Wladimir Putin bestritten, dass es
überhaupt einen Angriff auf den Markt in Grosny gegeben
habe. Die Tschetschenen selbst, so behauptete der russische
Regierungssprecher Aleksandr Michailow, hätten eine Bombe
auf dem Markt gezündet, um das Gipfeltreffen Russlands mit
der Europäischen Union zu belasten.
BBC News, 22.10.1999
22.10.1999 Nach einem Bericht des Nachrichtensenders NBC
hatten amerikanische Satelliten des "Defense Support Program
(DSP)" den russischen Raketenangriff auf Grosny
aufgezeichnet.
Robert Windrem, NBC News Producer, 22.10.1999
25.10.1999 Der Präsident von Tschetscheniens Nachbarland
Inguschetien, Ruslan Auschew, widersprach der Moskauer
Darstellung ebenfalls. Auschew war bis zu seinem
Regierungsantritt General der sowjetischen Armee mit mehreren
Jahren Afghanistan-Erfahrung. Die Moskauer Regierung habe
taktische Raketen des Typs Totschka-U abgefeuert, sagte Auschew.
Man habe sie von Inguschetien aus fliegen sehen können. Sie
seien wahrscheinlich von Nordossetien aus abgefeuert worden. Der
Startbefehl müsse im Kreml erteilt worden sein: Raketen
dieser Art würden von Luna-Rampen aus abgeschossen, und
darüber verfügten allein Raketentruppen, die nur auf
Anweisung von Boris Jelzin scharf schießen
dürften.
Bericht von Elke Windisch aus Grosny, Tagesspiegel,
26.10.1999
22.10.1999 Die Präzisionsschläge hätten
wahrscheinlich dem tschetschenischen Generalstab gegolten, der in
der Nähe getagt habe, und ihr Ziel verfehlt, so
Auschew.
Zeugenaussagen von Überlebenden des Massakers, die von der
amerikanischen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch
befragt wurden, belegen, dass der tschetschenische
Guerilla-Führer Schamil Bassajew in der Nähe des
Marktes offenbar einen wichtigen Kommandoposten eingerichtet
hatte. Dies wäre ein ebenso gravierender Verstoß gegen
die Genfer Konventionen wie der russische Raketenangriff auf den
belebten Markt.
Presseerklärung Human Rights Watch "War Crimes Being
Committed in Chechen Offensive, 3.11.1999
28.10.1999 Bei einer Talkshow im russischen Sender NTW gab der
russische General Schamanow zu, dass es sich um Raketen gehandelt
habe, deren Einsatz nur von der obersten Führung befohlen
werden kann.
Zitiert nach einem Bericht von Gisbert Mrozek "Talk-Show gegen
die Einäugigkeit", 29.10.1999
21.10.1999 Saidan, 62 Jahre alt, interviewt von 'Ärzte
ohne Grenzen': "Am 21. Oktober wurden meine zwei Söhne, 30
und 32 Jahre alt, während einer Bombardierung in Grosny
getötet. Sie waren gerade vor Ort, als eine Bodenrakete in
den Markt einschlug und mehrere Dutzend Zivilisten tötete.
Meine Söhne waren keine Kämpfer. Sie waren dort, um
etwas Kleidung zu kaufen." Daraufhin verlassen Saidan und seine
Familie die Stadt und ziehen nach Kakadoi, nahe Itum Kale. "Am
18. November, drei Wochen nach unserer Ankunft, wirft ein
russisches Flugzeug eine Bombe in unseren Hinterhof. Die
Zerstörung war zu dem Zeitpunkt nicht allzu schlimm. [...]
Schließlich zogen sie sich zurück, als ob ihre Mission
beendet wäre. Im Gegenteil, eines der Flugzeuge wendete,
flog zurück über unser Dorf und warf noch eine weitere
Bombe ab. Diesmal wurde unser Haus getroffen, komplett
zerstört, und die Tiere getötet. [...] Am 21. und 22.
November schlugen vier Bodenraketen in Itum Kale ein. Die ersten
drei töteten zwei Frauen, von denen die eine schwanger war,
und ein sechs-jähriges Mädchen. Einem kleinen Jungen
wurde der Arm abgerissen. Die vierte Rakete war anders als die
anderen. Sie enthielt mehrere Splitterbomben, die erst
später explodierten."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
24.10.1999 Zuliran, Zora, Zaline und ihre Mutter interviewt
von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien bezüglich ihrer
Flucht aus Grosny am 24.10.1999, kurz nachdem der Markt
bombardiert wurde. Die Mutter: "Ich war unglaublich froh,
unversehrt entkommen zu sein. Es war eine enorm große
Menschenmenge auf dem Markt und nicht nur diejenigen, die
einkauften. Der Markt von Grosny war ebenso ein Ort, an dem man
seine Freunde treffen, die letzten Nachrichten austauschen konnte
etc. Um 16:30, die Verkäufer waren gerade im Begriff ihre
Stände abzubauen, wurde die Bombe abgeworfen. Im Bruchteil
einer Sekunde wurde der Markt zu einem Blutbad.
Fleischstücke wurden über den Boden verstreut. Es war
ein einziges Geschrei und überall waren die verwundeten und
die toten Menschen... In der darauf folgenden Nacht wurde das
Entbindungskrankenhaus zerstört. Zwei Tage später
entschlossen wir uns zur Flucht." Zora fährt fort: "Wir alle
(meine Eltern, meine Brüder und Schwestern und ich) nahmen
den Bus zum Haus unserer Verwandten in Nortchkaloi, ein Dorf mit
etwa 70 Häusern nahe Chatoi... Während der Nacht vom 3.
auf den 4. November wurde Nortchkaloi bombardiert."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
27.10.1999 Regierungstruppen setzen Grosny schwersten
Angriffen aus , die Luftwaffe bombardiert die Stadt und
tötet Dutzende von Tschetschenen. Tschetschenische
Verteidigungsbeamte sprechen von 116 Personen, die bei diesen
Angriffen starben.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
27.10.1999 Eine Zeugin berichtet Amnesty International, dass
gegen 10:00 Uhr die Gebäude um das Krankenhaus Nr. 4 in
Grosny bombardiert wurden.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
27.10.1999 Amnesty International interviewte mehrere Zeugen,
die bestätigten, dass während des Artillerie-Beschusses
von Grosny am 27.10.1999, der laut Angaben russischer Truppen
darauf abzielte, die Häuser von Schamil Bassajew, Alla
Dudajewa und Movladi Udugow zu zerstören, mehrere
Wohngebäude, das Krankenhaus Nr.4 und eine Busstation
getroffen wurden, was zu Verlusten unter der
Zivilbevölkerung führte. Angaben zufolge verursachten
die Angriffe den Tod von 100 Menschen.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999
27./28.10.1999 Mitarbeiter des HALO-Trust in Grosny berichten,
die Angriffe auf die Stadt am 27. und 28.10.1999 seien vollkommen
wahllos gewesen und hätten angeblich dazu gedient, die
Bevölkerung so zu erschrecken, dass sie aus der Stadt
flüchtet. Die Organisation bestätigte auch, dass
Tschetschenien ohne Gas-, Wasser- und Strom-Versorgung ist.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
November
2.11.1999 Eine geflüchtete Ärztin berichtet, in
Grosny sei ein Kinderkrankenhaus bombardiert worden. Die
Patienten seien zuvor allerdings wegen Störungen in der
Strom- und Medikamentenversorgung evakuiert worden.
Reuters-Bericht in Neue Zürcher Zeitung, 5.11.1999
5.11.1999 Russische Streitkräfte nehmen vor allem Grosny
und seine Vororte unter Beschuss. Bei Angriffen auf die Orte
Alkhan-Kala und Zakan-Jurt sollen drei Menschen getötet
worden sein, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur afp vor
Ort berichtete.
afp/dpa/rtr-Bericht in Frankfurter Rundschau, 6.11.1999
5.11.1999 Der 70-jährige Ali Magomadow sah, wie fünf
seiner Nachbarn bei einem Luftangriff auf den Distrikt
Oktyabrskii von Grosny getötet wurden.
Human Rights Watch, 10.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1110.htm)
7.11.1999 Mit unverminderter Härte setzt die russische
Armee trotz internationaler Proteste ihre Angriffe fort. Allein
im Großraum Grosny flog die Luftwaffe nach offiziellen
russischen Angaben mehr als 50 Angriffe. Grosny meldete, dass
seit Beginn der Luftangriffe Anfang September mindestens 320
Zivilisten getötet worden seien. Tschetschenische Angaben
gehen von etwa 4.000 zivilen Opfern aus. Ein Fernsehkorrespondent
berichtete von Angriffen auf Straßen im Süden
Tschetscheniens, auf der Flüchtlingen nach Georgien
unterwegs seien. Zahlreiche Flüchtlinge beschrieben ihre
verlassenen Orte als Geisterstädte.
afp/ap/dpa-Bericht in Frankfurter Rundschau, 8.11.1999, und
Reuters/dpa/AP-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung,
8.11.1999
7.11.1999 Zeugenaussagen zufolge wurden bei der Bombardierung
von Grosny mindestens acht Zivilisten getötet.
Human Rights Watch, 10.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1110.htm)
8.11.1999 Bei erneuten Angriffen der russischen Luftwaffe sind
nach tschetschenischen Angaben mehrere Personen getötet
worden. Der russische Fernsehsender NTW und ein
Interfax-Korrespondent vor Ort berichteten, die Luftwaffe habe
250-Kilo-Bomben abgeworfen, die im Stadtzentrum bis zu zwölf
Meter tiefe Krater geschlagen hätten.
Reuters-Bericht in Neue Zürcher Zeitung, 9.11.99
12.11.1999 Die russische Luftwaffe flog einen der bisher
heftigsten Angriffe auf Grosny. Nach Angaben des
tschetschenischen Militärs wurden dabei etwa 20 Menschen
getötet.
Reuters/AFP/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung,
13./14.11.1999
13.11.1999 Grosny wurde mit 180 Einsätzen binnen 24
Stunden erneut einem heftigen Bombardement durch die russische
Luftwaffe ausgesetzt. Nach tschetschenischen Angaben wurden
fünf neunstöckige Wohnhäuser vollständig
zerstört. Demnach trafen russische Bomben auch einen Bunker
im Stadtzentrum; dabei wurden neun Menschen getötet, unter
ihnen sieben ältere Frauen.
ap-Bericht in Neue Zürcher Zeitung, 15.11.1999
16.11.1999 Die Angriffe auf Grosny werden vom russischen
Militär mit unverminderter Heftigkeit fortgesetzt.
Reuters/AFP/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung,
17.11.1999
19.11.1999 Die russische Luftwaffe flog in den letzten 24
Stunden etwa 60 Angriffe auf die Stadt. Der russische
Innenminister Ruschailo sagte, die Operation in Tschetschenien
laufe erfolgreich nach Plan und es habe keine neuen Anweisungen
gegeben.
BBC, 19.11.1999
21.11.1999 Heute wurde Grosny wieder bombardiert, sieben
Zivilisten kamen dabei ums Leben.
Human Rights Watch (www.hrw.org/press/1999/nov/chech111125.htm),
25.11.1999
22.11.1999 Ruslan Kartojew, 20 Jahre alt, Bewohner des Vororts
Katayam, ging gemeinsam mit einem Freund die Nijnaja Straße
entlang, als sie unter Panzerbeschuss kamen. "Sie sahen uns, wir
trugen keine Armeekleidung, wir transportierten Wasser in
Schubkarren," sagte Kartoev. "Das Wetter war gut und klar, und
eine der Raketen schlug in ein Haus ein. Es waren Schreie zu
hören, aber ich weiß nicht, was dann geschah. Sie
brachten mich sofort raus." Kartoew erlitt eine
Sprenggeschosswunde in seinem rechten Bein. Er sagte auch aus,
dass der nahegelegene Vorort Soljanaja Balka beschossen worden
sei. "Wir hatten warmes schwefliges Wasser von den Brunnen dort
geholt. Sie wissen, dass die Leute dort hingehen, um Wasser zu
holen, darum haben sie geschossen."
Human Rights Watch, 6.12.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1206b.htm)
25./26.11.1999 Magomet Usmanow berichtet, dass gegen 14:00 Uhr
am 25. oder 26. November drei Bomben in einen kleinen Basar
einschlugen. Am nächsten Tag habe ein Flugzeug eine weitere
Bombe über der gleichen Stelle abgeworfen. "Zwei Frauen
starben direkt vor meinen Augen", sagte er.
Human Rights Watch, 6.12.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1206b.htm)
27.11.1999 Lyoma Maschtajew, 39 Jahre alt, berichtet
gegenüber Human Rights Watch, dass acht Kriegsflugzeuge um
10:00 Uhr direkte Treffer im Sektor 30 des Distrikts Oktjabrskij
landeten. Unter den Toten waren Maschtajews Neffe, Khasmagomet
Magomadow, sowie Daud Khuschparow, Rukhman Kaisarow und eine
ältere Frau und ihr Sohn, die in der Dal'naja Straße
lebten. Maschtajew glaubt, dass 17 Menschen bei dem Angriff
getötet wurden, aber ein anderer Bewohner Grosnys, 40 Jahre
alt, behauptet, nur acht Personen seien dabei umgekommen.
Human Rights Watch, 6.12.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1206b.htm)
29.11.1999 Russische Truppen setzten ihre Angriffe auf Grosny
fort. Der Bürgermeister, Letscha Dudajew, sprach am
Wochenende von 260 registrierten Todesopfern, die der Angriff
gekostet habe; tatsächlich betrage die Zahl der Opfer aber
über 500.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.99 und AFP/AP/dpa-Meldung
in die tageszeitung taz, 30.11.99
Dezember
Anfang Dezember 1999 Die Straßen um Grosny werden
bombardiert. Eine Augenzeugin berichtet, die Felder entlang der
Straßen aus Grosny heraus seien mit Leichen
übersät; Leute, die fliehen wollten, würden aus
Flugzeugen oder Hubschraubern beschossen.
die tageszeitung taz, 8.12.1999
2.12.1999 Die russische Artillerie und die Luftwaffe
verstärken ihre Angriffe auf Grosny und die Städte
Argun und Urus-Martan. In allen drei Städten schlagen nach
Angaben der Agentur Interfax - die sich in diesem Falle auf
tschetschenische Berichte stützt - Bomben, Granaten und
Raketen ein.
dpa/ap/afp-Meldung in Frankfurter Rundschau, 3.12.1999
5./6.12.1999 Der tschetschenische Präsident Aslan
Maschadow erklärte, in der Nacht sei über Grosnys
Stadtvierteln Oktjabrskij und Antorschanowskij eine "chemische
Waffe bisher unbekannten Typs" eingesetzt worden. In Oktjabrskij
seien zuerst der 47 Jahre alte Marat Irischanow und seine 15
Jahre alte Tochter gestorben. Bis zum Morgen habe es 29 weitere
Tote gegeben. Über 200 Verletzte seien gezählt worden.
Ramisam Molajew, der von Granatsplittern verletzt bei Verwandten
im Dorf Gekalo lag, erlebte, wie ein Verwundeter des
Chemieangriffes hereingetragen wurde. "Die Haut auf seinen Armen
hatte sich verfärbt und warf Blasen."
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 25./26.12.1999
6.12.1999 Nach Berichten des tschetschenischen
Parlamentsabgeordneten Tutakow haben die russischen Truppen nun
chemische Waffen eingesetzt. In zwei Außenbezirken Grosnys
seien bei einem Angriff mit chemischen Substanzen 31 Menschen
getötet und 200 verletzt worden.
Neue Zürcher Zeitung, 8.12.1999
6.12.1999 Am 6. Dezember warfen russische Flugzeuge
Flugblätter über Tschetschenien ab. Sie fordern die
Bürger auf, die Stadt bis zum 11. Dezember zu verlassen:
'Nur so können sie dem Tod entgehen und ihre Stadt retten',
die russischen Streitkräfte werden alle Personen, die nach
dem 11. Dezember noch in der Stadt sind, als 'Terroristen und
Banditen' betrachten, die sie mit Artillerie und Luftangriffen
zerstören werden. Man schätzt, dass sich im Moment noch
bis zu 50.000 Zivilisten in Grosny aufhalten. Amnesty
International teilt mit, der Abwurf dieser Flugblätter
ändere nichts an Russlands Verpflichtung gegenüber
internationalem Recht.
Amnesty International, News Release, EUR46/41/99, 7.12.1999
7.12.1999 Grosny und weitere tschetschenische Orte werden
erneut mit unverminderter Heftigkeit bombardiert.
Florian Hassel in der Frankfurter Rundschau, 8.12.99
7.12.1999 Die Angriffe der russischen Armee auf Grosny gehen
weiter. Entgegen der ursprünglichen russischen Zusagen seien
bisher keine sicheren Fluchtkorridore aus Grosny eingerichtet
worden, wie Flüchtlinge berichten. "Wir sehen nicht, wie die
Menschen sicher die Stadt verlassen könnten", sagte ein
Sprecher der UN-Hochkommission für Flüchtlinge in
Genf.
AFP/Reuters/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung,
8.12.1999
7.12.1999 In einem Interview sagte der Vorsitzende der
Grünen Bewegung Tschetscheniens, Dr. Ramsan Goitemirow,
Russland hätte in seinem Krieg chemische Waffen eingesetzt.
Diese Waffen würden nicht nur alles Lebendige vernichten,
sie drängen auch in das Grundwasser ein und gelangten durch
die Flüsse Sundscha und Terek bis ins Kaspische Meer. (...)
die Zerstörung Grosnys sei begleitet von einer
ökologischen Katastrophe, die die gesamte Region unbewohnbar
macht und sich auf den gesamten Kaukasus auswirkt.
Gespräch mit Ekkehard Maaß, Vorsitzender der
Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft, Berlin, 7.12.1999
8.12.1999 Schon jetzt ist Grosny ein großer
Schutthaufen, trotzdem droht die russische Seite die totale
Vernichtung der Hauptstadt an, mitsamt den zurückgebliebenen
Zivilisten. Eine Einwohnerin sagt: 'Sie bombardieren uns aus
Flugzeugen, Hubschraubern und Panzern. Sie töten unsere
Kinder und alten Leute. Wir sind doch nur Zivilisten. Die Russen
wollen jedoch keinen der 'Rebellen' entkommen lassen und
kontrollieren jeden Flüchtling an der Grenze zu
Inguschetien. 'Was sie mit uns machen, ist wie in Jugoslawien.
Dort hat sich die Welt gegen das Unrecht bewaffnet. Aber für
Tschetschenien interessiert sich keiner – alle
verschließen die Augen,' so eine
Flüchtlingsfrau.
Deutsche Welle, 8.12.1999
8.12.1999 In einem Interview mit der Basler Zeitung
äußert sich der russische Militärspezialist Pawel
Felgenhauer besorgt über die Situation in Grosny.
Wörtlich sagt er: 'Ich denke, das Militär wird Grosny
zur feuerfreien Zone erklären und sehr viel ernstere Waffen
einsetzen. Militärisch ist es sinnlos, über Grosny
einfach Bomben abzuwerfen. Grosny ist, wie alle sowjetischen
Städte, für den Fall eines Atomkrieges mit den USA
gebaut worden. Viele Häuser haben Betonbunker (...) es gibt
ein unterirdisches Kommunikationsnetz. (...) Dann gibt es
sogenannte Vakuum- und Aerosolbomben: Die segeln an einem
Fallschirm zur Erde und setzen entzündbares Gas frei. Dieser
Nebel wird gezündet und sorgt für eine mächtige
Explosion, die selbst in schlecht gesicherte Bunker eindringt und
alles Leben im Umkreis von mehreren 100 Metern vernichtet. (...)
Außerdem schließe ich den Einsatz chemischer Waffen
nicht aus.‘
Basler Zeitung, 8.12.1999
10.12.1999 Grosny wird weiterhin von Flugzeugen bombardiert
und mit Artillerie beschossen. Eine Giftwolke treibe über
Grosny hinweg, da tschetschenische Kämpfer im Dorf Chankala
einen Behälter mit giftigen Chemikalien gesprengt
hätten, wie das russische Militär erklärte.
ap/dpa/afp-Bericht in Frankfurter Rundschau, 11.12.1999
10.12.1999 Nach der massiven Kritik des Auslands am russischen
Ultimatum für Grosny, hat Russland dieses abgeschächt
und bekannt gegeben, dass Zivilisten die Stadt noch nach dem
Ablauf der Frist verlassen könnten.
Hamburger Abendblatt, 11.12.1999
12.12.1999 Die tschetschenische Hauptstadt ist erneut von
russischen Truppen beschossen worden. Man geht davon aus, dass
noch 40.000 Zivilisten in der Stadt leben. 'Krieg ist Krieg,'
sagte der General Troschew zu den möglichen Folgen des
Beschusses für die Bürger Grosnys.
Spiegel online, 13.12.1999 (www.spiegel.de)
22.12.1999 Die tschetschenische Haupstadt stand in der Nacht
unter dem massivsten Artilleriefeuer seit zwei Wochen.
AFP/dpa/AP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 23.12.1999
25.12.1999 Die "Hauptetappe der Operation zur Säuberung
Grosnys" hat nach Militärangaben um Null Uhr in der Nacht
zum Sonnabend (25.12.) begonnen. Unterstützt durch massive
Angriffe der Artillerie und Luftwaffe auf das gesamte Stadtgebiet
rücken russische Einheiten in die zertrümmerte
Innenstadt vor.
dpa-Bericht im Göttinger Tageblatt, 27.12.1999
25.12.1999 Über die 'humanitären Korridore' haben
5.300 Flüchtlinge Grosny verlassen.
Itar-tass, 26.12.1999
25.12.1999 Russische Soldaten tragen Gasmasken, während
sie sich darauf vorbereiten, in ein Haus einzudringen, in dem
zwölf Tonnen der Chemikalie 'Phosgene' gefunden wurden. Die
russische Seite sagte aus, die Tschetschenen benutzten chemische
Stoffe im Häuserkampf in Grosny.
Itar-tass, 26.12.1999
27.12.1999 Die Behauptungen russischer Militärs, man
könne mit genauen Schlägen die Terroristen treffen und
die Zivilbevölkerung schonen, seien unglaubwürdig. Die
Armee setzt die Raketenwerfer vom Typ "Grad" (Hagel) ein, die in
20 Sekunden vierzig Raketen abfeuern – auf einer
Fläche von fast 15 Hektar wird so buchstäblich alles
vernichtet. Das Haus des meist gesuchten tschetschenischen
Führers Schamil Bassajew wurde getroffen und vier seiner
Leibwächter wurden getötet. Bei dem Angriff wurden
jedoch auch mehrere fünf- und einstöckige
Wohnhäuser getroffen sowie ein Taxistand in der Nähe.
Alle Fahrer und die dort befindlichen Zivilisten kamen ums Leben.
Es werden zudem betonbrechende Bomben eingesetzt. Sie
zerschießen auch die Keller der Wohnhäuser, in denen
sich noch Zivilisten verstecken.
Markus Wehner in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.1999
27.12.1999 Nachschublinien der Tschetschenen wurden vor Grosny
von der russischen Armee mit Aerosol-Bomben angegriffen. Diese
setzen ein brennbares Gas frei. Die Bomben hätten starke
Explosionen ausgelöst, meldete Inter-Fax.
ap-Bericht in Göttinger Tageblatt, 28.12.1999
28.12.1999 Alle Krankenhäuser in der tschetschenischen
Hauptstadt wurden von Bomben zerstört, schreibt
Médecins du Monde in einer Anzeige.
International Herald Tribune, 28.12.1999
30.12.1999 Die groß angelegte Offensive gegen Grosny
dauert an. Eine 400 Mann starke tschetschenische Kampfeinheit
kämpft unter der Leitung von Beslan Gantamirow an vorderster
Front für die russischen Truppen. Sie sind mit der
sogenannten Säuberung des Distrikts Staropromyslowskij
beauftragt.
http://www.dp.ru, 30.12.1999
Januar
1.1.2000 Das Zentrum von Grosny wurde am Neujahrstag in
mehreren Wellen von Tieffliegern aus bombardiert. Die russische
Artillerie verstärkte das Trommelfeuer von den umliegenden
Bergen aus. "Es gab keine Möglichkeit, sich auszuruhen",
sagte eine Frau, "sie haben die ganze Nacht gebombt."
dpa/AP/Reuters-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 3.1.2000
10.1.2000 Im Staropromyslowskij-Bezirk unterstützen
Su-24-Kampfhubschrauber russische Truppen mit Bombardements
angeblicher Tschetschenen-Stellungen. Die russische Artillerie
beschieße die Industriezonen von Grosny, berichtete ein
Korrespondent.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 10.1.2000
10.1.2000 Der russische Verteidigungsminister Sergejew gibt
die Wiederaufnahme der Bombardierung Grosnys durch die russische
Luftwaffe bekannt. Die angekündigte Feuerpause für
Grosny ist damit nach drei Tagen bereits beendet.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 11.1.2000, und
AFP/dpa-Meldung in die tageszeitung taz, 11.1.2000
11.1.2000 Die russische Luftwaffe bombardiert erneut Ziele in
Grosny und in den Bergen im Süden Tschetscheniens.
Reuters/AFP-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung,
12.1.2000
13.2.2000 Grosny steht weiterhin unter Bombardements der
russischen Luftwaffe. In der Stadt liefern sich russische
Soldaten und Widerstandskämpfer Stellungskämpfe.
afp-Meldung in Frankfurter Rundschau, 14.1.2000, und
dpa/Reuters/AFP/epd-Bericht in Frankfurter Allgemeine Zeitung,
15.1.2000
Mitte Januar 2000 Entgegen der westlichen Kritik setzt
Russland seine Angriffe auf Ziele in Tschetschenien mit
unverminderter Härte fort. Laut Berichten der
Nachrichtenagentur Interfax flogen russische Kampfflugzeuge
binnen 24 Stunden über 110 Einsätze über Grosny
und weiter südlich gelegenen Regionen um Wedeno und Argun.
Die Angriffe gelten als die schwersten seit Wochen.
rtr-Meldung in die tageszeitung taz, 18.1.2000
17.1.2000 Die humanitäre Situation in Grosny ist
katastrophal, Zivilisten sind in den Kellern ohne Nahrungmittel
und ohne Geld, um sich etwas zu kaufen. Es scheint, als
bereiteten die Tschetschenen ihren Rückzug aus Grosny
vor.
17.1.2000 www.hro.org/war/116htm
18.1.2000 Russische Truppen sind nach dem schweren Beschuss
ins Zentrum der tschetschenischen Hauptstadt vorgestoßen.
Es heißt, die Russen hätten die Stellungen der
Tschetschenen durchbrochen und seien aus zwei Richtungen in das
Stadtzentrum vorgerückt. Damit sei die 'entscheidende Phase
der Befreiung Grosnys erreicht', so das
Verteidigungsministerium.
18.1.2000 Spiegel online
19.1.2000 In Grosny liefern sich russische und
tschetschenische Kämpfer weiterhin erbitterte Gefechte;
offenbar hat die "Entscheidungsschlacht" um die Hauptstadt
begonnen. Von der Zivilbevölkerung sind etwa 10 000 bis 25
000 Einwohner zurückgeblieben. Sie halten sich
überwiegend in Kellern versteckt und leiden seit Wochen
unter Hunger und Kälte.
ap-Meldung in Neue Zürcher Zeitung, 20.1.2000
19.1.2000 Angehörige der russischen
Menschenrechtsorganisation Memorial interviewten Überlebende
aus Grosny in einem Krankenhaus in Sleptsovskaja. Am 19. Januar
hatten sich die beiden Frauen zum ersten Mal aus ihrem Keller
getraut. Sie wurden von russischen Soldaten gestellt, eine der
Frauen war zu diesem Zeitpunkt schon verletzt, sie fragte um
Hilfe, einer der Soldaten warf ihr einen Packen Verbandsmaterial
hin. Die Soldaten jagten sie wieder in den Keller und beschossen
den Keller mit Tränengas, sie riefen um Hilfe, dann fingen
die Soldaten an, Granaten zu werfen, eine der Kellerbewohnerinnen
starb sofort, weitere Granatsplitter töteten andere
Mitglieder der Gruppe, die befragte Frau fiel in Ohnmacht. Als
sie wieder aufwachte, war es schon dunkel, sie versuchte in einem
anderen Keller Unterschlupf zu finden, die verängstigten
Bewohner wiesen sie aber wiederholt ab. Sie versuchte, verletzt
wie sie war, aus der Stadt zu fliehen, dabei hörte sie viele
Geschichten darüber, wie russische Soldaten Tschetschenen
erschossen. Sie hatte Glück und entkam aus Grosny.
Memorial liegen zahlreiche solcher Berichte vor.
29.1.2000 Memorial in www.memo.ru
18.1.2000 Die russische Luftwaffe hat einer Itar-Tass Meldung
zufolge innerhalb von 24 Stunden auf Grosny und die Gebirgsregion
180 Agriffe geflogen.
rtr, dpa, afp, 19.1.2000
23.1.2000 Nur 81 Zivilisten ist es in den letzten 24 Stunden
gelungen, Grosny zu verlassen. Grosny brennt, eine dicke
Rauchwolke hängt über der Stadt, Ölraffinerien,
die chemische Fabrik und Wohnhäuser stehen in Flammen,
Zeugen sagen, dutzende Leichen lägen auf den
Straßen.
23.1.2000 www.hro.org/war/122.htm
25.1.2000 Die russischen Truppen setzten in der Nacht ihre
Angriffe auf das Zentrum Grosnys fort. In der Stadt ausharrende
Zivilisten sprachen von "einer der schrecklichsten Nächte
seit Beginn der Kämpfe".
epd/AFP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 26.1.2000
27.1.2000 In Grosny wird weiterhin erbittert gekämpft.
Die russische Luftwaffe flog nach eigenen Angaben innerhalb von
24 Stunden über 100 Einsätze.
dpa/afp/rtr-Meldung in Frankfurter Rundschau, 28.1.2000
30.1.2000 Grosny befindet sich weiterhin unter fast
pausenlosem Beschuss durch russische Artillerie und
Kampfflugzeuge, die ihre Angriffe noch einmal verstärkt
haben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.1.2000
Februar
6.2.2000 Grosny ist - fünf Monate nach Beginn der
russischen Offensive - von der russischen Armee eingenommen. "Die
Operation zur Befreiung Grosnys ist zu Ende", kommentiert
Putin.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.2.2000
8.2.2000 Niemand weiß genau, wieviele Tote in den Ruinen
liegen. Augenzeugen und Menschenrechtsgruppen werfen den
russischen Soldaten schwere Gräueltaten vor. Sie sollen
Frauen in ausgebombten Häusern zusammengetrieben und
erschossen haben, sie sollen ihnen den Schmuck vom Leib gerissen
und sie anschließend mit Benzin übergossen haben. Die
russische Armee weist die Berichte über Massaker an der
Zivilbevölkerung zurück.
Deutsche Welle, http://www.dwelle.de, 8.2.2000
12./13.2.2000 Das Ausmaß der Verwüstung in Grosny
sei so groß, dass kaum ein Gebäude zu finden sei, das
nicht durch Artilleriebeschuss beschädigt, von Bomben bis
auf die Grundmauern zerstört oder von Kugeln durchsiebt sei.
Russische Offiziere sagten, die Stadt könne nicht
wiederaufgebaut werden.
Michael R. Gordon in International Herald Tribune,
12./13.2.2000
Anfang Februar "Der ganze Distrikt, in dem auch mein
Appartement-Haus bombardiert wurde, wurde niedergebrannt",
erzählte Frau Shchelchkova dem Journalisten Michael R.
Gordon.
Michael R. Gordon in International Herald Tribune,
12./13.2.2000
20.2.2000 Minen-Such-Einheiten sprengen Stadtteile. Der
Minutka-Platz, mit hauptsächlich neun-stöckigen
Gebäuden, ist total zerstört.
War and Human Rights. February 20, 2000.
(http://www.hro.org/war/153.htm)
17.2.2000 Unter dem Titel 'Die Militärs brauchen keine
Zeugen' veröffentlichte 'Russkij DEADLINE' analytisches
Material Wladimir Woronows über die Ereignisse in Grosny:
"In der Stadt findet eine totale Treibjagd statt, in deren
Verlauf alle tschetschenischen Männer festgenommen und in
Filtrationslager verbracht werden. Die freie Bewegung in den
Straßen der in Sektoren aufgeteilten Stadt ist
verboten.
Wenn diese Stadt für alle geschlossen ist, darunter auch
für die schon längst nicht mehr sturen Journalisten,
dann bedeutet dies, dass man dort etwas zu verheimlichen
wünscht. Oder hat etwa die Armeeleitung es sehr eilig, ein
paar Stadtviertel zu sprengen, um die Spuren eigener Verbrechen
zu verbergen? Ginge man durch die Keller, würde sich einem
das Horror-Bild der Vernichtung der zivilen Bevölkerung
präsentieren. Nicht nur der während der
Beschießungen und Bombardierungen, sondern auch der
während der Säuberungen, als die Keller einfach mit
Granaten zugeworfen wurden. Indem die Ruinen der Wohnviertel
gesprengt werden, kann ohne große Mühe das Problem der
Verheimlichung von Beweisstücken und der Bestattung von
mehreren zehntausend Opfern gelöst werden. Und gegen Sommer
hin wird allein der durch die Steintrümmer hervorbrechende
Leichengestank darauf hinweisen, das hier Menschen begraben
liegen. Außerdem müssen noch vor der
Massenüberflutung durch die Presse von Grosnys Straßen
die angeschossenen und verbrannten Panzer weggeräumt werden,
deren Zahl die offiziellen Angaben über die Verluste
widerlegen könnten."
Russkij Deadline, 17.2.2000
21.2.2000 Mit einer Militärparade in Grosny haben die
russischen Truppen die Eroberung Grosnys gefeiert. An der Parade
drei Wochen nach der Einnahme der Stadt nahm auch Russlands
Verteidigungsminister Igor Sergejew teil.
Handelsblatt, 21.2.2000
23.2.2000 Ein Journalist der Zeitung ‚Die Presse‘
berichtet aus Grosny, die Stadt sei ein Trümmerfeld.
Schützenwagen patrouillierten durch die Straßen. Die
Bäume der Stadt seien von Splittern zerfetzt. Bis zum ersten
März sei Grosny für Zivilisten geschlossen. Die
russischen Militärs begründen das damit, dass Minen
geräumt und Leichen geborgen werden müssten. Man
schätzt, dass an die 3000 Tote in den Kellern und unter den
Trümmern liegen.
Die Presse, 23.3.2000
26.2.2000 In einer Erklärung von Aktivisten aus
Tschetschenien zur Lage in Grosny heißt es: "Aber auch
nachdem die Eroberung der tschetschenischen Hauptstadt beendet
ist, geht die barbarische Zerstörung der Stadt unter dem
Vorzeichen des Schutzes der zivilen Sicherheit weiter. "
War and Human Rights. February 28, 2000.
(http://www.hro.org/war/162.htm)
März
1.3.2000 Radio Liberty berichtet von der Pressekonferenz mit
dem Journalisten Andrej Babizki, er habe auf seinen
Video-Bändern Beweise über den Tod vieler Zivilisten in
Grosny während der Bombardierungen.
War and Human Rights. March 1, 2000.
(http://www.hro.org/war/164.htm)
13.3.2000 In Grosny sollen immer noch etwa zweimal
wöchentlich sogenannte ‚Säuberungen‘
durchgeführt werden. Am letzen Wochenende wurde ein Dorf in
der unmittelbaren Nähe von Grosny ‚gesäubert:
"Die Soldaten kommen ins Haus, schlagen die Leute und tragen sie
weg. Sie schlagen Frauen, holen Kinder aus den Betten. Die
Mütter versuchen, ihre Söhne zu verteidigen. Sie nehmen
alles mit, was da ist, sie verlangen Essen, Dollars, alles
fordern sie den Leuten ab. Den Videorekorder, Lautsprecher,
Fernsehgeräte, Teppiche."
Radio Free Europe, 14.3.2000
17.3.2000 In Grosny sollen noch etwa 17.000 Menschen leben.
Sie haben aber keinen Strom, keine ausreichende
Lebensmittelversorgung und kein Wasser. Ein großes Problem
sind auch die Minen, die in der ganzen Stadt gelegt worden sind.
Als der Menschenrechtsbeauftragte des Europarates, Alvaro
Gil-Robles, in Tschetschenien war, trat sein Leibwächter auf
eine Mine und starb.
17.3.2000 Die Presse
April
11.4.2000 Das ZDF sendete eine Dokumentation über den
"Engel von Grosny", Chadyschat Gatajewa. Die Moskauer
ZDF-Korrespondenten begleiteten die Frau nach Grosny, wo sie
Waisen aus den Trümmern holt und in die sichere
Nachbarrepublik Inguschetien bringt. Die 35-Jährige hat
selbst zahlreiche Verwandte in diesem Krieg verloren. Sie sagt:
"Befreien wollen sie uns, sagen die Russen. Ja sie haben uns
wirklich befreit. Von unseren Wohnungen, Von all dem, was wir
hatten. Und viele unserer Kinder von ihren Eltern." Zum Beispiel
Tamara Dudajewa, ein zwölfjähriges Mädchen aus
Grosny, das miterlebt hat, wie ihre Eltern und die
Großmutter am 2.12.1999 auf der Landstraße nach Goiti
von russischen Soldaten erschossen wurden. Auf der Flucht aus dem
brennenden Grosny wurden sie aus dem Auto gezerrt und umgebracht.
Tamara blieb blutüberströmt auf der Straße
liegen, mit sieben Einschüssen in den Beinen. Sie wurde von
Chadyschat Gatajewa gefunden und konnte so überleben.
ZDF-Pressemitteilung, 10.4.2000
23.4.2000 Nach zwei Monaten haben die russischen Truppen die
Räumung Grosnys von Minen beendet. Über 120.000 Minen
seien aus den Trümmern der Hauptstadt geborgen worden.
Über die Zukunft Grosnys ist noch nicht bekannt geworden,
einige russische Politiker spielen wohl mit dem Gedanken, die
Hauptstadt Tschetscheniens nach Gudermes zu verlegen, anstatt
Milliarden in den Wiederaufbau Grosnys zu stecken.
AP, 23.4.2000
28.4.2000 Der UNHCR und seine Partner verteilen im Moment 60
Tonnen Hilfsgüter in Grosny. Der Großteil der Hilfe
geht an etwa 280 Personen, die sich wegen Krankheiten, Alter,
Verletzungen etc. nicht selbst versorgen bzw. Es nicht zu den in
der Stadt eingerichteten Suppenküchen schaffen.
UNHCR, 28.4.2000
29.4.2000 Die letzten russischen Bewohner Grosnys wollen die
Stadt nicht verlassen, obwohl das Ministerium für
Katastrophenschutz sie zu überreden versucht. "Es ist
leichter zu sterben, als wegzugehen," sagt eine alte Russin. Die
wenigen tschetschenischen und russischen Nachbarn helfen
zusammen, von nationalem Hass ist in der Steinwüste Grosnys
nichts zu spüren.
FAZ, 29.4.2000
Mai
25.5.2000 In Grosny werden systematisch Häuser und Ruinen
vermint, die Kämpfe in der Stadt sind wieder aufgeflammt.
Angesichts der neuen Kämpfe verlassen zahlreiche
Flüchtlinge, die in den vergangenen Wochen in die Stadt
zurückgekehrt waren, Grosny wieder.
APA, AP, dpa, sda, ITAR-TASS, Dolomiten Online, 26.5.2000
Juni
1.6.2000 Die Totalität der Zerstörung der ehemaligen
Hauptstadt Tschetscheniens sei unfassbar, es gebe kein einziges
intaktes Gebäude mehr in der Stadt. Suchtrupps des
Ministeriums für Katastrophenschutz haben bisher knapp 1100
Leichen aus dem Trümmern geholt und begraben. Ein Ende ihrer
Arbeit ist aber nicht in Sicht, und die tatsächliche
Opferzahl dürfte wesentlich höher liegen.
NZZ, 1.6.2000
10./11.6.2000 Am 9. Juni sind in Grosny drei Ärzte
getötet und drei weitere verletzt worden. Die russischen
Behörden machen Tschetschenen dafür verantwortlich. Der
Krankenwagen der Mediziner sei mit automatischen Waffen
beschossen worden. Die Opfer waren Fachärzte für
Seuchenerkrankungen. In Grosny droht der Ausbruch von Thyphus und
Beulenpest.
Reuters, NZZ, 10./11.6.2000
21.6.2000 Grosny wird zwar nicht mehr bombardiert, es finden
aber immer noch fast jede Nacht Kämpfe zwischen russischen
Soldaten und tschetschenischen Kämpfern statt. Für die
Zivilisten in Grosny ist die Situation immer noch sehr schwierig.
Die russische Verwaltung hat in kurzen Abständen sogenannte
"Check Points" in der Stadt eingerichtet. Dort werden die
Passanten und Autofahrer überprüft. Die Soldaten
verlangen an jedem Checkpoint hohe Schmiergelder. Normalerweise
muss man für ein Auto 1US-Dollar und für einen Bus
2US-Dollar bezahlen. Wenn der Passant kein Geld hat, verlangen
die Soldaten Zigaretten oder Alkohol.
AP, 21.6.2000
Juli
13.7.2000 In Grosny sind mehrere tausend Menschen von
Hungersnot bedroht. Die Behörden baten am Donnerstag
dringend um internationale Hilfe für die 140 000 Einwohner
der Stadt. Es fehlten Lebensmittel und Medikamente. Siebzig
Prozent der Einwohner lebten unter freiem Himmel, und die
Seuchengefahr nehme zu. "Es geht darum, Zehntausende vor dem
Hungerstod zu retten", so der stellvertretende
Bürgermeister.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.7.2000
25.7.2000 Bei Gefechten nahe Grosny sind nach Angaben der
russischen Armee etwa 60 Tschetschenen getötet worden.
APA, 25.7.2000
26.7.2000 Bei Gefechten in einem Vorort Grosnys haben sich
tschetschenische Kämpfer und russische Soldaten schwere
Kämpfe geliefert. 200-300 Tschetschenen seien eingekreist
worden, berichtet der Privatsender NTV, ohne besondere Angaben
über Opfer machen zu können. Ein Sprecher des Kreml
widersprach Berichten über Kämpfe. Ein Kommandeur der
russischen Luftwaffe erklärte, eine Gruppe von 2000
Kämpfern der Tschetschenen müssten eliminiert werden
und dürften keine Amnestie erwarten.
AFP, 27.7.2000
27.7.2000 Russische Flugzeuge flogen gestern 50 oder mehr
Angriffe auf Stellungen der Tschetschenen nahe Grosny, sagte ein
Kremlsprecher.
dpa. 28.7.2000
Juli 2000 Das Danish Refugee Council hat geschätzt, dass die
Einwohnerzahl Groznys bei 66.000 liegt.
Danish Refugee Council, auf der homepage: www.drk.dk
August
17.8.2000 Tschetschenische Kämpfer bombardieren ein
Wahllokal in Grosny und töten dabei zwei Zivilisten. Vier
russische Soldaten werden verletzt, so ein Sprecher von
Maschadow.
Dpa, Yahoo News, 17.8.2000
September
6.9.2000 Die Verwaltung Tschetscheniens soll wieder von Grosny
aus organisiert werden. Ab dem 15.10 sollen zwei Gebäude in
der Hauptstadt soweit renoviert sein, dass die tschetschenische
Verwaltung beherbergen können. Dies soll die
tschetschenische Zivilbevölkerung motivieren, in die Stadt
zurückzukehren.
Iswestija, Moskowskij Komsomolets, 6.9.2000
7.9.2000 In Grosny finden immer wieder
Straßenkämpfe zwischen Tschetschenen und
Angehörigen der russischen Truppen statt, allein am
7.9.eröffneten Tschetschenen dreimal das Feuer auf Soldaten
an den Kontrollpunkten in Grosny.
AFP, 7.9.2000
13.9.2000 Bei einem Bombenanschlag auf einen Strassenmarkt in
Grosny sind eine 35-jährige Frau und ihre 12-jährige
Tochter getötet worden. Ein unbekannter Mann habe einen
Kleintransporter auf den Markt gefahren und dort stehenlassen.
Wenige Minuten später sei das Fahrzeug explodiert, so der
Sprecher der russischen Verwaltung.
AP-Bericht in Neue Züricher Zeitung, die tageszeitung TAZ
14.9.2000
25.9.2000 Zwei Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung
und der Frankfurter Rundschau recherchieren über
Kriegsverbrechen und den Terror an der Zivilbevölkerung in
Grosny. Dabei berichten sie über einen Vorfall in Grosny:
Ein mit 25 Zivilisten besetzter Bus wurde ohne Grund von
Angehörigen der Einheiten des Innenministeriums aus der
Stadt Saratwo beschossen. Die Panzer überholten den Bus, der
sich gerade in Bewegung gesetzt hatten und die Soldaten feuerten
gezielt von hinten, der Seite und von vorne auf den Bus. Eine
junge Mutter starb, vier Personen wurden zum Teil schwer
verletzt.
Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, 10.10.2000
Bombardierungen zivilier Ziele
a ) Städte und Dörfer
September
September 1999 Adam und Yare, interviewt von 'Ärzte ohne
Grenzen' in Georgien: "Die Bombardierung von Urus Martan begann
im September. An einem Tag, Anfang des Monats, wurden 20
Häuser im südlichen Teil des Dorfes dem Erdboden gleich
gemacht. Ende September oder Anfang Oktober begannen die Russen
Bodenraketen zu benutzen. Einem unserer Nachbarn wurde der Kopf
von einer Rakete abgerissen, als er nach seinem Vieh sah. Er war
32. Das war der Moment, in dem wir uns entschlossen zu
gehen."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
7.9.1999 Die russische Luftwaffe bombardiert tschetschenische
Dörfer nahe der Grenze zu Dagestan.
Center for Defense Information, 7.9.1999 http://www.cdi.org
7.9.1999 In Elistanzhi wurden 32 Zivilisten getötet und
mehr als 200 verletzt.
Ministry of Foreign Affairs of the Chechen Republic Ichkeria.
Current Events. 7.9.1999
7.9.1999 Russische Flugzeuge bombardieren die Dörfer
Serschen-Jurt, Bamut, Naur und Koshkeldy. Innerhalb der letzten
24 Stunden wurden aufgrund von Luftangriffen und Beschuss 42
Zivilisten getötet und etwa 60 verletzt.
Ministry of Foreign Affairs of the Chechen Republic Ichkeria.
Current Events. 7.9.1999
19.9.1999: Über 300 Menschen, davon mehr als 200
Zivilisten, starben bei den jüngsten Bombenangriffen der
russischen Luftwaffe auf tschetschenische Dörfer.
Refugees Daily (www.unhcr.ch), 20.9.1999
24.9.1999 Während eines Luftangriffs entlang des
Rostov-Baku-Highway nahe der Stadt Samaschki werden acht
Zivilisten in einem Bus getötet. Berichten aus
Tschetschenien zufolge wurden mehrere Gebiete mit einer hohen
Konzentration an Zivilbevölkerung, inklusive einer
Fernsehstation, beschossen.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
26.9.1999 Bei einem Angriff auf Staraya Sunzha werden sieben
Mitglieder der Familien Umkhajew und Temirsultanow getötet.
Auch eine Schule wird getroffen, dabei werden etwa 20
Schüler verletzt.
Human Rights Watch, 1.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chechb1101.htm)
27.9.1999 Während eines Luftangriffs bombardiert das
russische Militär eine Schule und Häuser in der Stadt
Staraja Sunzha, einem Vorort nördlich von Grosny. Laut
Berichten werden dabei 21 Zivilisten getötet und 44
verwundet.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
27.9.1999 Bei Angriffen der russischen Luftwaffe auf
Tschetschenien sterben 50 Personen.
Daily Telegraph in Refugees Daily (www.unhcr.ch), 28.9.1999
27.9.1999 Bei einem Bombenangriff auf Dzhokhar werden sechs
Menschen getötet: Ramazan Temirsultanow (33), seine Mutter,
seine Tochter, seine Freundin Liza Hadzhinowa (21 und schwanger)
sowie zwei Kinder.
Chechnya. Crime against humanity, 6.11.1999
http://www.ichkeria.org
28.9.1999 Die Behörden in der Republik Tschetschenien
geben die Zahl der getöteten Zivilisten seit Beginn der
Bombardierungen mit 400 bis 500 Personen an. Über 1.000
seien verletzt worden. Die Hälfte der Toten und Verletzten
seien Frauen und Kinder.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
Oktober
1.10.1999 Tschetschenische Repräsentanten berichten, dass
russische Lufteinsätze gegen "friedliche Dörfer"
geflogen wurden, darunter Sholkowskoje, Nashai Jurtowskoje und
Sharoiskoje sowie ein Dorf, das sich drei Kilometer von Grosny
entfernt befindet. Tschetschenischen Angaben zufolge wurden
bisher 200 Menschen getötet.
World Socialist Web Site, 2.10.1999
(http://www.wsws.org/articles/1999/oct1999/chec-o02.shtml)
3.10.1999 Human Rights Watch bestätigt den Angriff
russischer Flugzeuge auf Urus-Martan, 15 Meilen südlich von
Grosny, der den Tod von 27 Zivilisten verursacht. Außer
Urus-Martan wurde in der ersten Oktober Woche 1999 die Stadt
Novyi Sharoi kontinuierlich angegriffen. Nach einer Untersuchung
von Human Rights Watch sollen Dutzende Zivilisten getötet
worden sein.
Human Rights Watch Moskau, Presseerklärung vom
9.11.1999
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
4.10.1999 Laut Aslan Maschadow hat die russische Luftwaffe
bereits 40 tschetschenische Dörfer zerstört.
Berlin Online, 4.10.1999, http://www.BerlinOnline.de
5.10.1999 Ein Regierungspanzer feuert auf einen Bus nahe
Chervlyonnaya und tötet dabei Berichten zufolge 28
Zivilisten.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
5.10.1999 In den Dörfern nördlich des Terek Flusses
starben fünfzehn Zivilisten unter Granatenbeschuss
während der Gefechte zwischen russischen Truppen und
Tschetschenen.
New York Times in Refugees Daily, 5.10.1999 www.unhcr.ch
5.10.1999 Der stellvertretende tschetschenische
Ministerpräsident, Kasbek Machaschew, berichtet, dass binnen
24 Stunden insgesamt mindestens sechs Regionen in Ost- und
Zentraltschetschenien bombardiert wurden.
Hamburger Abendblatt, 15.10.1999
6.10.1999 Die Distrikte Wedenski, Nojay-Jurtovski, Shelkovskoy
und Nadterechniy wurden den ganzen Tag über beschossen. Die
russische Luftwaffe bombardierte die Dörfer Serschen-Jurt,
Sharo-Argun, Makhketi und Bamut. 27 Personen wurden getötet
und etwa 60 verletzt.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999
7.10.1999 Laut Berichten von Nichtregierungs-Organisationen
greifen Regierungstruppen das Dorf Elistanzhi an und töten
dabei 48 Zivilisten.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
7.10.1999 Zeugenaussagen zufolge, die von Amnesty
International zusammengetragen wurden, und laut Berichten von
Memorial-Mitgliedern, die Tschetschenien zwischen dem 9. und dem
12. Oktober besuchten, fand am 7. Oktober ein Angriff auf das
Dorf Elistanzhi statt, bei dem 48 Zivilisten getötet und
über 100 verletzt wurden. Interviews mit Verwundeten aus
Elistanzhi zufolge war nur ein Mann unter den Getöteten, der
Rest waren Frauen und Kinder.
Eine Zeugin: "Um 19:30 begannen zwei Flugzeuge das Dorf von sehr
weit oben zu bombardieren, zu einer Zeit, in der die Menschen
Kartoffeln und Mais sammelten, um überleben zu können."
Zeugen und Opfer sagten aus, weder tschetschenische Kämpfer
noch militärische Ziele hätten sich vor und
während des Angriffs im Dorf befunden.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
7.10.1999 Der Versuch der russischen Truppen, den Terek Fluss
im Gebiet des Dorfes Chervlennaya zu erreichen, schlug fehl.
Zwölf Personen wurden dabei getötet, 20 weitere
verletzt.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999
7.10.1999 Am Abend wird ein Bus, in dem sich friedliche
Menschen befinden, beschossen. Dabei werden 42 Personen
getötet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999
8.10.1999 Sultan und Mariam, interviewt in Georgien von
'Ärzte ohne Grenzen': "Die Bombardierung von Urus Martan mit
Bodenraketen begann am 8. Oktober. An dem Tag wurden 16 Menschen
(eine Frau, einige Kinder und zwei Männer) im Keller
getötet."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
11.10.1999 Aus der Richtung von Dagestan werden Wedenski und
Nojay-Jurt beschossen. Mehr als 35 Häuser werden
zerstört und sechs Menschen verletzt. Auch die Dörfer
Zandak, Shikhoy, Galaiti und Makhketi stehen unter Beschuss. In
Gudermes werden zwei Landarbeiter aus der Luft beschossen. Einer
von ihnen wird getötet, der andere schwer verletzt.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999
12.10.1999 Die russische Luftwaffe bombardiert das Dorf
Dolinsk und drei Teile der Ortschaft Molsovkhoz. Tolstoy-Jurt und
Goryachiwodskaja stehen unter Artillerie-Beschuss. Zwei Menschen
werden verletzt. Auch Bamut wird bombardiert.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999
18.10.1999 Amnesty International wurde von einem Angriff
berichtet, der in der Nacht des 18. Oktober im Dorf Gekhi im
Distrikt Urus Martan stattfand. Eine Bodenrakete zerstörte
zehn Häuser. Unter den Verwundeten war die acht-jährige
Aset Scharipowa, die einen Teil ihres Fußes verlor.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999
19.10.1999 Bei einem Angriff auf Urus-Martan wird der
50-jährige Ibrahim Umalatow getötet, kurz bevor er mit
seiner Frau und den Kindern den schützenden Keller
erreicht.
Human Rights Watch, 9.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1109.htm)
19.10.1999 Das Gebiet um das Krankenhaus in der Stadt
Urus-Martan wird angegriffen. Die Zeugin Rosa Scharipowa
berichtet von acht Personen, die im Krankenhaus an ihren
Verletzungen starben.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
19.10.1999 Der Basar in Schali ist angegriffen worden, dabei
kamen nach Angaben von Chris Hunter 20 Menschen ums Leben.
Chris Hunter, Center for Peacemaking and Community Development,
Moskau, 20.10.1999
21.10.1999 Explosionen in einer Moschee in Kalinina, einem
Vorort von Grosny. 41 Menschen, die sich zum Abendgebet in der
Moschee versammelt haben, sterben.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
23.10.1999 Als eine Splitterbombe im Dorf Novy Sharoy im
Distrikt Achkhoy Martan explodiert, werden zwei Männer
verletzt. Etwa 17 Kinder zwischen zehn und dreizehn Jahren werden
verwundet. Sieben Menschen sterben auf der Stelle. Dem
32-jährigen Ali Gunaschow werden beide Beine amputiert, der
zweite Mann, Mohamed, erleidet einen Schädelbruch und eine
Hirnverletzung. Auch ihm müssen die Beine amputiert
werden.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999
23.10.1999 Drei Zeugen zufolge werden bei den russischen
Angriffen auf Novyi Sharoi mindestens neun Menschen getötet
und weitere zehn verletzt.
Human Rights Watch, 9.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1109.htm)
23.10.1999 In Serschen-Jurt starben am 23.10.1999 durch einen
russischen Bombenangriff 27 Menschen, darunter neun Kinder.
BBC News, 24.10.1999
23.10.1999 Mit drei Raketen wurde Argun bombardiert, sie
schlugen in einer Schule einer Mehlfabrik und einer medizinischen
Einrichtung ein, dabei wurden elf Menschen getötet.
BBC News, 24.10.1999
24.10.1999 Amnesty International berichtet, dass das Dorf
Samaschki bombardiert worden sei. Es hätten seit dem 22.
Oktober jede Nacht Angriffe stattgefunden, am schlimmsten war es
am 26. Oktober und über den gesamten Tag des 27. Oktober und
2. November. Es gab hohe Verluste. Der schlimmste Angriff sei der
vom 27. Oktober gewesen. Ein Mann berichtet nach seiner Flucht
von Samaschki nach Inguschetien, es seien keine tschetschenischen
Kämpfer im Dorf gewesen, da sie das Dorf schon vor Einsetzen
der Angriffe verlassen hätten. Diese Aussage wird von einer
weiteren Zeugin bestätigt. Sie sagt aus, dass die
Kämpfer schon Wochen vor dem Angriff abgezogen seien. Nur
die Ärmsten, Ältesten und die Waisen seien noch in
Samaschki. In Samaschki sollen 16 Zivilisten getötet worden
sein.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999,
Chris Hunter, Centre for Peacemaking and Community Development,
Moskau, 24.10.1999
23.10.1999 In Wedeno starben 23 Zivilisten durch einen
Raketeneinschlag.
Chris Hunter, Center for Peacemaking and Community Development,
Moskau, 24.10.1999
23.10.1999 Bei einem Artillerieangriff in Noyj Sharoi 30
Kilomenter östlich von Grosny wurden nach Angaben von
Überlebenden mindestens neun Zivilisten getötet und
zehn verletzt, darunter ein Mann, der am Eingang der Moschee
stand. In dem Ort lebten in Friedenszeiten 300 Menschen, Ende
Oktober hielt sich dort ein Mehrfaches an Flüchtlingen
auf.
Human Rights Watch, Moskau, Presseerklärung, 9.11.1999
26.10.1999 Der HALO Trust, eine Hilfsorganisation mit Sitz in
London, die in den letzten drei Jahren in ein Minen-Such-Programm
in Tschetschenien involiert war, meldet, dass drei ihrer
Mitarbeiter bei einem russischen Raketenangriff getötet
wurden, während sie in einem zivilen Wohngebiet südlich
der Stadt Achkhoy-Martan arbeiteten.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
27.10.1999 Regierungstruppen beschießen das Dorf
Samaschki und töten dabei mindestens fünf Personen und
verletzen Dutzende.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
27.10.1999 Beim russischen Angriff auf Samaschki wurden
Dutzende von Zivilisten verletzt oder getötet.
Human Rights Watch, 4.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/checha1104.htm)
28.10.1999 Bei den Angriffen auf Novyi Sharoi wird auch die
Moschee getroffen. Dabei wird der 20-jährige Rustam
getötet.
Human Rights Watch, 9.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1109.htm)
28.10.1999 Schwere Angriffe auf Novyi Sharoi. Dabei werden ein
zehn-jähriges Mädchen und eine Frau getötet.
Human Rights Watch, 9.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1109.htm)
28.10.1999 Die russischen Truppen bombardierten Samaschki und
Bamut.
BBC News, 28.10.1999
29.10.1999 Nach Meldungen internationaler Nachrichtenagenturen
bedeckte die russische Luftwaffe tschetschenische Ortschaften
Ende Oktober 1999 mit einem regelrechten Bombenhagel. Zwischen
dem 27. und 29.10.1999 wurden Grosny, Atschkoi-Martan, Bamut,
Dolinski, Perwomaiskoe, Gorjatscheistotschinskoje,
Isch-choi-Jurt, Gala-ity, Meschety, Alleroi und Bunin-Aul mit
schwerer Artillerie unter Dauerfeuer genommen.
Radio Free Europe / Radio Liberty, 29.10.1999
29.10.1999 Russische Luftangriffe im Gebiet der
Hauptstraße, die von Tschetschenien nach Inguschetien
führt. Berichten zufolge haben sich zu dieser Zeit keine
legitimen Militärziele in dem Gebiet befunden.
Augenzeugenberichte deuten darauf hin, dass die russischen
Streitkräfte vorsätzlich und unter Verletzung des
internationalen Gesetzes der Menschlichkeit auf Zivilisten und
zivile Objekte gezielt haben, obwohl einige von diesen mit dem
Emblem des Roten Kreuzes gekennzeichnet waren.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
29.10.1999 Russische Streitkräfte feuern auf eine
Beerdigungsprozession im Dorf Starye Atagi, wo Tamara Chinajewa
beerdigt wird, die zwei Tage zuvor in Grosny ums Leben kam. Bei
dem Angriff werden drei weitere Menschen getötet.
Information auf einer Pressekonferenz am 16.11.1999 "On the
situation in Chechnya and Ingushetia" (http://www.memo.ru)
Ende Oktober 1999 Lecha, ein 38-jähriger Mann aus dem
Bergdorf Itum-Kale, zwölf Meilen südlich von Shatoi,
berichtet von der Bombardierung Shatois. Dabei wurden Ende
Oktober Mabary Suleimanow, Abdurashid Dadajew und Roza
Mursazalijewa getötet.
Human Rights Watch, 18.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)
30.10.1999 In Itum-Kale wird eine Beerdigungsprozession
beschossen, als sie vom Friedhof zurückkehrt. Fünf
Menschen sterben, zwei werden verletzt.
Information auf einer Pressekonferenz am 16.11.1999 "On the
situation in Chechnya and Ingushetia" (http://www.memo.ru)
30.10.1999 Bei der Bombardierung des Dorfes Tschischki 30
Kilomenter südlich von Grosny starben sieben Menschen.
BBC News, 1.11.1999
31.10.1999 Das Dorf Kurtschaloi, 45 Kilometer von Grosny wurde
bombardiert. Nach Angaben des Leiters des örtlichen
Krankenhauses wurden dabei fünfzehn Menschen getötet
und 51 verletzt. Russische Kampfjets flogen nach Angaben des
Militärstabes in Mosdok in 24 Stunden 150 Angriffe.
dpa unter Berufung auf Interfax, 1.11.1999
November
Anfang November 1999 Mehrere Menschen berichten Amnesty
International über Luft- und Artillerie-Angriffe auf das
Dorf Zakhan-Jurt, die zu Verlusten unter der
Zivilbevölkerung führten.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
Anfang November 1999 Maya, interviewt von 'Ärzte ohne
Grenzen' in Georgien: "In Nortchkaloi wurden fünf weitere
Kinder bei einer Bombardierung in der ersten Novemberwoche
getötet."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
Anfang November 1999 Urus Martan steht zwei Wochen lang unter
schwerem Beschuss. Dieser wird nur an den besonders kalten Tagen,
vom 9. bis zum 11. November, unterbrochen.
Human Rights Watch, 18.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)
November 1999 Russische Truppen bombardieren Alkhan-Jurt
vollkommen willkürlich, zerstören große Teile des
Dorfes und töten mindestens acht Zivilisten.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
2.11.1999 Vier Männer, interviewt von 'Ärzte ohne
Grenzen' in Georgien: "Die russischen Angriffe auf Samaschki
begannen am 2. November und dauerten intensiv bis zum 22.
November an, als die russischen Truppen begannen, das Dorf
einzukreisen und die Bevölkerung zu kontrollieren. Am
Nachmittag des 22. begann der Artillerie-Beschuss. Am 2. November
sahen wir vier junge Männer, die von russischen Soldaten am
Kontrollpunkt Atchoi-Martan festgenommen wurden. Die Russen
stülpten ihnen Plastiktüten über, begossen sie mit
Benzin und verbrannten sie bei lebendigem Leib."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
2.11.1999 Die Stadt Bamut wurde mit Granaten angegriffen. Dort
hielten sich zu diesem Zeitpunkt rund 20.000 Flüchtlinge
auf, die auf eine Möglichkeit zur Ausreise nach Inguschetien
warteten.
AP, Reuters, dpa-Bericht im Tagesspiegel, 3.11.1999
2.11.1999 In Urus-Martan werden drei Menschen bei russischen
Angriffen getötet, berichtet eine Zeugin. Es habe sich um
zwei junge Frauen und einen älteren Mann gehandelt.
Human Rights Watch, 9.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1109.htm)
3.11.1999 Laissat und Abdulkhader, interviewt von 'Ärzte
ohne Grenzen' in Georgien: "Wir lebten in Progorodnoe,
südlich von Grosny. [...] Der erste Angriff auf Progorodnoe
selbst fand am 3. November statt. Zwei Tage vorher wurden eine
Frau aus dem Dorf und ihr Kind von einem russischen Flugzeug in
dem das Dorf umsäumenden Wald getötet, als sie Holz
sammelten. Das ist die russische Taktik, sie greifen erst um die
Dörfer herum an und dann treffen sie das Zentrum."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
3.-5.11.1999 Tabarah, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen'
in Georgien: "Ich bin aus Nortchkaloi, einem Dorf mit 70 Familien
in der Region Chatoi. Am 3., 4. und 5. November bombardierten
Bodenraketen unser Dorf. Es wurde komplett zerstört. Das war
der Moment, in dem wir gemeinsam mit fast allen Bewohnern des
Dorfes den Entschluss zur Flucht fassten.
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
3.11.1999 Lecha Mogamedowitsch Visaitow berichtet Amnesty
International, wie am 3. November während einer
Beerdigungs-Zeremonie für seinen Cousin vier
Granatensplitter auf das Zentrum von Achkoy Martan fielen, er
getroffen und am Bein, am Fuß und am rechten Arm verletzt
wurde.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999
4.11.1999 Die russische Armee setzt ihre Angriffe fort.
Tschetschenischen Angaben zufolge bombardierten Kampfflieger ein
Dorf und eine Straße im Nordwesten der Kaukasusrepublik.
Nach Moskauer Agenturberichen flog die Luftwaffe binnen 24
Stunden 120 Einsätze.
AFP/dpa/taz-Bericht in die tageszeitung taz, 5.11.1999
4./7./8.11.1999 Achkoi-Martan wird bombardiert. Zeugen
berichten von Verlusten unter der Zivilbevölkerung. In den
meisten Fällen starben die Zivilisten, als sie ihre
Häuser verließen, um nach Essbarem oder Brennstoff zu
suchen. Unter den Opfern vom 7. November waren Zura Datajewa,
ihre Mutter Palada Datajewa, der Sohn Aslan Datajew und die junge
Tochter.
Human Rights Watch, 18.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)
6.11.1999 Die Zeugin Petimat Tursultanowa berichtet von einem
Bomben-Angriff auf Zakhan-Jurt am 6. November. Die Bombardierung
habe 30-40 Minuten gedauert. Die Angriffe seien periodisch
gewesen - mit Pausen von 3-5 Stunden. Sie sagt aus, dass keine
tschetschenischen Kämpfer im Dorf anwesend waren, da die
Dorfbewohner sie eigens gebeten hätten, nicht ins Dorf zu
kommen.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
6.11.1999 Russische Truppen beginnen mit dem Beschuss und der
Bombardierung von Alkhan-Jurt, und das dauert mit Unterbrechungen
bis zum 1. Dezember an, als sie das Dorf schließlich
einnehmen. Besonders intensiv war der Beschuss am 8. November und
während der letzten Novembertage. Er forderte eine nicht
bekannte Anzahl ziviler Opfer. Eigentum von Einwohnern wurde
massiv zerstört. Human Rights Watch liegen detaillierte
Informationen über elf getötete Zivilisten während
der Bombardierungen vor. Da der Organisation jedoch der Zugang
nach Alkhan-Jurt verweigert wurde, konnte sie keine
erschöpfenden Inforamtionen über die Opfer
sammeln.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
6.11.1999 Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Human
Rights Watch haben unter anderem in Inguschetien fünf
Überlebende der russischen Angriffe auf das Dorf Samaschki
von Ende Oktober befragt. Die Zeugen berichteten von wiederholten
Artillerie- und Bombenangriffen. Die heftigsten ereigneten sich
am 27. Oktober, bei denen "Dutzende Zivilisten getötet oder
verletzt" worden seien. Eindeutig dokumentieren kann die
Organisation die Angriffe auf Urus-Martan mit 27 Toten, auf
Staraja Sunscha mit sieben Toten und 20 Verletzten sowie die
Katastrophe auf dem Markt von Grosny. Dort kamen rund 140
Menschen ums Leben.
Die Welt, 6.11.1999
7.11.1999 Jemale und Almani, interviewt von 'Ärzte ohne
Grenzen' in Georgien: "Die erste Bodenrakete auf Itum Kale wurde
am 7. November abgefeuert, und Bitchigui wurde mehrfach
bombardiert. Die Angriffe verletzten vier und töteten zwei
Menschen, darunter Almanis Schwester, die fünf Kinder hatte.
[...] Dann, am 12. November, flogen russische Hubschrauber
über Bitchigui und schlachteten das Vieh ab. Bitchigui ist
ein kleines Dorf und ich verstehe die Grausamkeit dieses Angriffs
nicht."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
7.11.1999 Im Süden Tschetscheniens werden die Wohngebiete
von Zivilisten bombardiert. Ein Zeuge berichtet von einem
Raketenangriff auf Shatoi am 7. November. Mula Shokhtemirow und
Maka Dadajewa, die Brennstoff sammelten, kamen dabei ums Leben.
Dies wird von einem weiteren Zeugen bestätigt. Ihm zufolge
wurden darüber hinaus dreizehn Personen verletzt, sechs
davon schwer.
Human Rights Watch, 18.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)
7./8. 11.1999 Der Ort Gekhi, 20 Kilometer südwestlich von
Grosny, wird von russischen Truppen heftig bombardiert. Es gibt
viele Tote unter den Zivilisten, viele Häuser werden
ruiniert und das Krankenhaus wird schwer beschädigt.
Human Rights Watch, 30.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1130.htm)
8.11.1999 In Gikalo werden bei einem Raketenangriff sieben
Menschen getötet und zwölf weitere verletzt.
Pressekonferenz am 16.11.1999 "On the situation in Chechnya and
Ingushetia" (http://www.memo.ru)
8.11.1999 Drei Mitglieder der Familie Umarkhajew und einer
ihrer Nachbarn werden getötet. Lecha Umarkhajew, 39, kam
gegen 15:30 nach Hause und fand seinen Bruder, Issa Umarkhajew,
26, beim Holzhacken in einem Schuppen im Hinterhof. Ihr Vater,
der 66-jährige Doka Umarkhajew, und die Mutter, Zara
Umarkhajewa, 60, saßen in der Nähe, der Vater schliff
Messer und die Mutter unterhielt sich mit Ehemann und Sohn.
Plötzlich explodierte der Schuppen. Lecha: "Ich sah, dass
alle drei auf dem Boden lagen. Ich wusste nicht, was ich tun
sollte und rief, man möge das Auto vorfahren, weil ich ins
Krankenhaus nach Urus-Martan fahren wollte. [...] Mein Vater war
auf dem Vordersitz und sein Kopf lag auf meiner Schulter. Auf dem
Weg nach Urus-Martan stellte ich fest, dass er bereits tot war.
Als mein Nachbar zu weinen begann, wusste ich, dass auch mein
Bruder tot war. Als wir das Krankenhaus erreichten, kam das
zweite Auto an. Wir brachten Mutter ins Krankenhaus, und als die
Ärzte sie untersuchten, starb auch sie." Zur gleichen Zeit
gab es noch weitere Explosionen. Saparbek Abdulkhajew war etwa 50
Meter von der Explosion entfernt und berichtet, dass sie den
41-jährigen Sultan Abdulkhajew tötete. "Ich sah seinen
Körper und half einzusammeln, was davon übrig geblieben
war. Von seinen Oberschenkeln bis zu seiner Brust war er noch in
einem Stück, aber die anderen Körperteile fehlten."
Mehrere andere Personen wurden verwundet, darunter Molsart
Tuliejew, 32, der Wunden von Sprenggeschossen davon trug.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
8.11.1999 In der Nacht flog die russische Luftwaffe trotz der
schlechten Wetterverhältnisse 28 Einsätze; zuletzt
waren es bis zu 50 pro Nacht. Kampfhubschrauber beschossen erneut
Gudermes, zudem nahm die Artillerie Vororte von Grosny unter
Feuer.
afp/ap/dpa-Meldung in Frankfurter Rundschau, 10.11.1999
10.11.1999 Russische Artillerie- und Granatenangriffe
töten 15 km südlich von Grosny drei Menschen in zwei
Dörfern, berichtet ein AFP-Korrespondent. In Alkhan-Kala
dauerten die Angriffe die ganze Nacht an. Eine 50-jährige
Frau und ihre 20-jährige Tochter wurden getötet, drei
Menschen verletzt und zehn Häuser zerstört. In
Alkhan-Jurt starb eine Person und vier wurden verletzt.
http://www.pgs.ca/pages/war/ca2/os991110.htm, 10.11.1999
11.11.1999 Die russische Luftwaffe setzte die Bombardierungen
tschetschenischer Ortschaften fort. Ihren Angaben zufolge wurden
in den vergangenen 24 Stunden 70 Einsätze geflogen.
dpa/AP-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 12.11.1999
11.11.1999 Ramazan, Name geändert, bezeugt Angriffe in
Shatoi, Naberezhnaia Straße. Anzor Akhmadow, 25, und Sultan
Iangulbajew, 50, werden dabei getötet.
Human Rights Watch, 18.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)
12.11.1999 Yakha Arsamikowa, die mit ihrer Familie, darunter
14 Kinder, am 14.11. die Grenze passierte, um den permanenten
Bombenangriffen auf ihr Dorf Alkhan Jurt im Distrikt Urus Martan
zu entkommen, berichtet über den 12. November: "Es war
unmöglich, den Keller zu verlassen. Flugzeuge bombardierten
das Dorf in der Nacht. Raketen gab es auch. Wir können die
Bomben und Raketen fallen sehen. Alte Menschen und Frauen werden
getötet, keine Kämpfer. Unsere Nachbarn, die Familie
Umarkhajiev - Zara, Doku und Raisa - friedliche Zivilisten,
wurden getötet, als eine Bombe in ihr Haus in der Lenin
Straße einschlug. Ein weiterer Nachbar, Sultan Abdulhajew,
wurde bei dem gleichen Angriff getötet.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999
13./14.11.1999 Die russische Luftwaffe hat am Wochenende ihre
Bombardierungen überall in Tschetschenien massiv
ausgeweitet. Kampfflugzeuge und -hubschrauber flogen am Sonntag
innerhalb von drei Stunden 50 Angriffe, wie die russische
Militärführung meldete. In Gudermes wurde jedes Haus
nach islamistischen Kämpfern durchkämmt. Einem
Augenzeugenbericht eines Reporters zufolge griffen zwei
Kampfflugzeuge stundenlang immer wieder Urus-Martan an, was eine
neue Fluchtwelle auslöste. "Sie haben bei den Angriffen
gestern viele Menschen umgebracht, unter ihnen auch Kinder",
berichtete ein Einwohner von Urus-Martan nach seiner Flucht nach
Inguschetien.
ap-Bericht in Neue Züricher Zeitung, 15.11.1999
14.11.1999 Maya, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in
Georgien: "Ich bin aus Chatoi. Ich kam hier (Georgien) um den 18.
November an. Am 14. November fiel eine Bombe auf Chatoi. Am
nächsten Tag, dem 15. November, schlugen vier Bodenraketen
in die Stadt ein und verursachten fünf Todesfälle unter
Flüchtlingsfamilien und weitere vier unter den Bewohnern von
Chatoi. In eben dieser Nacht entschlossen wir uns, zu
flüchten."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
16.11.1999 Regierungstruppen umzingeln und beschießen
zwei große Städte in der Nähe von Grosny -
Achkhoy-Martan und Argun. Zivile Wohnsiedlungen werden
willkürlich agegegriffen. 1999 Country Reports on Human
Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and
Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
17.11.1999 Russische Hubschrauber warfen an der
georgisch-tschetschenischen Grenze Anti-Personen-Minen ab.
Daraufhin verlangte das georgische Außenministerium eine
Erklärung von Moskau. Der russische Premier Putin gab nur
an, dass es eine "Verletzung des Luftraums" gegeben habe.
ap/afp/wtr/dpa-Bericht in Frankfurter Rundschau, 18.11.1999
17.11.1999 Nach Militärangaben griff die russische
Luftwaffe 20 Ortschaften im Süden Tschetscheniens und die
Vororte von Grosny an. Auch ein georgisches Grenzdorf wurde
bombardiert.
Reuters/dpa/afp-Meldung in Süddeutsche Zeitung,
18.11.1999
17.11.1999 Zivilisten, die in der letzten Woche die
tschetschenisch-inguschetische Grenze passiert haben, haben von
permanentem Beschuss und Luftangriffen in vielen Gegenden
berichtet, darunter Bamut, Grosny, Urus Martan und Achkhoy
Martan.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999
Mitte November 1999 Gesprächen mit einem Dutzend
Flüchtlingen aus Alkhan-Jurt zufolge begann die intensive
Bombardierung der Stadt in der zweiten Novemberhälfte mit
beinahe täglichen Angriffen.
International Herald Tribune, 15.12.1999
21.11.1999 Russische Truppen beschießen Goity und
töten dabei mindestens sieben Zivilisten.
Eine Zeugin, die 59-jährige Lehrerin aus Urus Martan
berichtet, dass unter den Opfern zwei Kinder (fünf und 17
Jahre alt), ein Mann und drei Frauen waren. In den letzten
Monaten wurde Goity Ziel von Zehntausenden von Flüchtlingen,
die Zeugin sagte aus, es seien 114.000 Menschen in dem Ort
registriert, etwa 100.000 mehr als zu Friedenszeiten.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December
1999
Human Rights Watch, www.hrw.org
25.11.1999 Augenzeugenbericht: "In Argun holte mich der Tod
ein. Mehrere Detonationen schreckten mich ... aus dem Schlaf. ...
Ich fand Metallsplitter auf dem Boden. ... Nach 500 Metern
stieß ich auf den Sprengkopf einer Boden-Boden-Rakete,
mitten zwischen Wohnhäusern. .. Es gab zwei Tote und einige
Verletzte. Vielen Toten habe ich ins starre Gesicht gesehen. ...
Meist Frauen oder Kinder. Nur selten habe ich tote Kämpfer
gesehen, denn die wissen, wo man sich versteckt. ... Immer wieder
Bomben. ... Ich habe Frauen gesehen, denen vor Angst große
Haarbüschel ausgefallen sind. Manche Menschen hocken im
Keller, kratzen sich an den Händen, an den Beinen und
können nicht mehr aufhören."
STERN, http://www.stern.de, 25.11.1999
Dezember
Dezember 1999 Diverse Zivilisten aus verschiedenen Teilen
Tschetscheniens berichten Amnesty International, sie hätten,
um ihre Dörfer vor russischen Angriffen zu schützen,
Delegationen mit den Ältesten ihres Dorfes zu den
Kommandeuren der bewaffneten tschetschenischen Einheiten
geschickt (falls diese sich in der Nähe des Dorfes
aufhielten) und sie gebeten abzuziehen. In einigen Fällen
jedoch liegen Berichte über Angriffe auf genau diese
Dörfer vor - trotz der Abwesenheit bewaffneter
tschetschenischer Truppen.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
Dezember 1999 Viele Zivilisten sagen, sie hätten bei den
russischen Angriffen auf ihre Dörfer keine Kämpfer
sterben sehen, die einzigen Verluste lägen auf Seiten der
Zivilisten. Bereitwillig listeten die Leute die Namen ihrer
Nachbarn und Verwandten auf, von denen sie wussten, dass sie bei
den Angriffen getötet oder verletzt wurden.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
Anfang Dezember 1999 Tschetscheniens drittgrößte
Stadt Urus-Martan wurde seit dem 23. Oktober 1999 von russischer
Artillerie und Bombern Tag und Nacht beschossen. Erst als die
Russen die Stadtgrenze erreichen, entschließen sich viele
zur Flucht. Im gebirgigen Süden Tschetscheniens gibt es kaum
Schutz vor den Bombardements. Offensichtlich sollen die
Dörfer leergebombt und dann gegen die versteckten
Kämpfer vorgegangen werden. Soka Zabajewa erlebte Anfang
Dezember den Abwurf der Scharikij, sogenannter Ballbömbchen,
die kurz über dem Boden explodieren und Stahlnadeln
herausschleudern.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 20.12.1999 und
25./26.12.1999
Anfang Dezember 1999 Bevor sein Haus von vier russischen
Raketen zerstört wurde, habe Abdullahchid Batajew aus
Tasbitschi, dem Nachbardorf von Itum-Kale, unkonventionelle
Waffen gesehen. "Die Russen haben Tarnbomben abgeworfen, die wie
Puppen oder Spielzeugpanzer aussehen und nicht explodieren, wenn
sie auf weichen Untergrund fallen. Einige Kinder, die sie
aufheben wollten, sind an diesen Bomben gestorben."
Flüchtlinge aus anderen Regionen berichten ebenfalls von
Tarnbomben.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 20.12.1999
5.12.1999 Das 1000-Seelen-Dorf, Itum-Kale, 50 Kilometer von
der georgischen Grenze entfernt, wurde bereits im September
bombardiert. Beim ersten massiven Angriff russischer Bomber am 2.
und 3. Oktober wurden Dutzende von Häusern zerstört.
Danach sind die meisten Frauen, Kinder und Alten geflohen. Am 5.
Dezember griffen zwei Su-25-Jagdbomber an. Häuser und Vieh
verbrannten, im Dorf verbliebene Frauen und Männer, die die
Tiere nicht allein lassen wollten, wurden schwer verletzt.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 20.12.1999
10.12.1999 Die russische Luftwaffe habe am 10. Dezember
über Itum-Kale "Gasbomben abgeworfen, an denen unser Vieh
gestorben ist", berichtet Batist Tschananowa, die vier Tage
später mit ihren drei Enkelkinder als Flüchtling im
georgischen Dorf Duissi eintraf. Einige Dorfbewohner, die der
Abwurfstelle zu nahe kamen, seien ohnmächtig geworden. Marta
Jusupowa berichtet von Gasbomben, nach deren Abwurf Dorfbewohner
"die Sehkraft verloren".
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 20.12.1999
Mitte Dezember Ein Bauingenieur aus Urus-Martan berichtet von
seiner Flucht: Infolge des heftigen Raketen- und
Artilleriebeschusses hätte er mit seiner verletzten Frau
Urus-Martan verlassen und sei in das Nachbardorf Goity geflohen,
welches damals als Schutzzone galt. Als der Ort trotzdem
angegriffen wurde, sei eine Bombe in ein benachbartes Haus
eingeschlagen und habe vier Bewohner getötet.
Neue Zürcher Zeitung, 13.12.1999
10.12.99 Laut Interfax wurde der Ort Nowij Atagi - etwa 25 km
südlich von Grosny - von den russischen Streitkräften
eingenommen.
ap/dpa/afp-Meldung in Frankfurter Rundschau, 11.12.1999
11.12.1999 Hunderte an Steintürmen, viele um die 1000
Jahre alt, verzieren die kaukasischen Berge. Sie sind das Symbol
der Region, haben Erdbeben, Kriege und die Deportation der
Tschetschenen 1944 überstanden, jetzt werden auch sie zum
Ziel russischer Bombenangriffe.
The New York Times, 12.12.1999
20.12.1999 Der britische Rundfunksender BBC meldete, russische
Truppen hätten in dem Dorf Alchan-Jurt ein Massaker an 41
Zivilisten verübt. Die Regierung nannte den Bericht falsch
und provokant.
ARD-Tagesschau auf der homepage: www.tagesschau.de,
20.12.1999
23.12.1999 Auf der Website der tschetschenischen
Widerstandskämpfer wird das Protokoll einer russischen
Sicherheitsratssitzung von Mitte Dezember veröffentlicht.
Darin ist von einem detaillierten Beschluss die Rede, mit
Luftangriffen die Bevölkerung der Gebirgsregionen zu
vertreiben und sämtliche Ortschaften völlig unbewohnbar
zu machen, um den "Terroristen" die Grundlage zu entziehen.
Obwohl Zweifel an der Echtheit des Dokumentes bestehen, habe die
russische Führung in Grosny genau diese Strategie skrupellos
angewandt.
Neue Zürcher Zeitung, 24.12.1999
27.12.1999 Kampfjets setzen im Süden Tschetscheniens
erstmals Vakuumbomben ein, berichtet Interfax unter Berufung auf
Militärs im Hauptquartier der russischen
Kaukasus-Verbände in Mosdok.
dpa-Bericht in die tageszeitung taz, 28.12.1999
25./26.12.1999 Die russische Regierung setzt nach Angaben
tschetschenischer Flüchtlinge "ungewöhnliche" Bomben
ein, darunter Vakuum-Bomben; Bomben, die giftige Gase freisetzen;
Spielzeugbomben, die wie Puppen oder Spielzeugpanzer aussehen und
nicht explodieren, wenn sie auf weichen Untergrund fallen, und
Kindern das Leben gekostet haben sollen; Bomben, die aussehen wie
Steine oder Pilze und bei Berührung explodieren; Bomben, die
wie Baumblätter aussehen; Schrappnell- und Splitterbomben;
"Ballbomben", die nach dem Abwurf Hunderte von
tennisballgroßen Minibömbchen freigeben, die wiederum
kurz über dem Boden explodieren und kleine Stahlnadeln
verschießen. "Die Existenz von Tarnbomben ist kein
Geheimnis", erklärt der Moskauer Analyst Pawel Felgenhauer.
"Der Einsatz aller dieser Waffen gegen Zivilisten ist nach den
Konventionen von Den Haag und Genf verboten." Er schloss auch den
Einsatz von Chemiewaffen nicht aus.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 25./26.12.1999
27.12.1999 Interfax meldet den Einsatz von "Vakuumbomben" in
Tschetschenien. Dies sei eine gefährliche Eskalation im
Tschetschenienkonflikt mit weitreichenden humanitären
Konsequenzen, warnt Human Rights Watch. Vakuumbomben entfalteten
eine viel größere Kraft als konventionelle
hochexplosive Munition. Eine einzige könne in einem
großen Areal viele Opfer fordern, denn sie könne
selbst in Kellern und Bunkern versteckte Menschen schwer
verwunden oder töten. In städtischen Gebieten sei ihre
Wirkung verheerend. Es sei praktisch unmöglich für
Zivilisten, vor diesen Bomben Schutz zu finden.
Human Rights Watch auf der homepage:
http://www.hrw.org/hrw/press/2000/02/chech0215b.htm
29.12.1999 Laut russischem Militärkommando werden
sogenannte "Vakuum"-Bomben in Tschetschenien nur in "kaum
bevölkerten Bergregionen" gegen dort versteckte
Unabhängigkeitskämpfer eingesetzt. Dem widerspricht der
Moskauer Militärexperte Pawel Felgenhauer und andere
Beobachter: Diese Bomben würden auch in dicht besiedelten
Gebieten und ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung
eingesetzt. Dies wäre ein eindeutiger Verstoß gegen
zentrale Bestimmungen des humanitären Völkerrechts, die
Genfer Konventionen von 1949 und ihre Zusatzprotokolle von 1977
sowie das auf diesen Konventionen basierende "UNO-Abkommen zum
Verbot des Einsatzes besonders grausamer konventioneller Waffen
von 1980". Bei der jetzt von den russischen Streitkräften
eingesetzten Waffe handelt es sich laut dem britischen
Fachmagazin "Jane's Defense Weekly" um eine 520 Kilogramm
schwere, 2,30 Meter lange Bombe, gefüllt mit 193 Kilogramm
hochexplosivem Sprengstoff. Laut Genfer Konvention ist auch der
Einsatz von Streu- und Splitterbomben verboten.
Andreas Zumach in die tageszeitung taz, 29.12.1999
Januar
1./2.1.2000 Interfax meldet, russische Kampfflugzeuge
hätten zur Unterstützung der Bodentruppen mehr als 100
Angriffe auf Stellungen der Tschetschenen geflogen.
Reuters/dpa-Bericht in die tageszeitung taz, 3.1.2000
2.1.2000 Journalisten zufolge haben russische Truppen das
tschetschenische Dorf Dubai-Jurt überrannt. Ununterbrochen
werden Stellungen der Tschetschenen an einem Hang oberhalb des
Dorfes von Kampfjets und Hubschraubern aus mit Artillerie,
Raketenwerfen und Gewehren beschossen.
dpa/Reuters-Bericht in Frankfurter Rundschau, 3.1.2000
5.1.2000 In dem besetzten Dorf Alchan-Jurt wurden siebzehn
Frauen, Männer und Kinder erschossen – allesamt
unschuldige Dorfbewohner. Einige wurden von plündernden
Soldaten umgebracht, andere kamen in ihren Kellerverstecken um.
Die Soldaten hatten einfach Granaten hineingeworfen. Auch bei
"Säuberungen" im Dorf Jermolowka warfen Soldaten Granaten in
Keller, in denen sich Bewohner schützen wollten.
Stern, http://www.stern.de, 5.1.2000
5.1.2000 Die russischen Streitkräfte wollen den
tschetschenischen Kämpfern die Rückzugswege in die
Berge im Süden Tschetscheniens abschneiden. Nach Angaben
eines Militärsprechers bombardierten Kampfflugzeuge zu
diesem Zweck am Montag den Ort Chararschai.
Internetseite zu Jugoslawien: http://www.amselfeld.com,
6.1.2000
8./9.1.2000 Interfax meldete die Bombardierung der
tschetschenischen Dörfer Sonij, Tschichkij, Datschu-Borsoj,
Chimoj, Dyschnee-Wedeno und Tasenkale durch russische Artillerie.
Binnen 24 Stunden seien 80 Bombenangriffe vor allem in den
Bergregionen im Süden Tschetscheniens erfolgt. Das Dorf
Wedeno, einer der wichtigsten Stützpunkte der Tschetschenen,
sei nunmehr von der russischen Armee eingeschlossen.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 10.1.2000
11.1.2000 Seit Mittag führen die russischen Truppen
'Säuberungen' in Schali durch. Nach ersten Informationen
wurden durch Kämpfe und Bombardierungen in Schali 200-250
Menschen, hauptsächlich Zivilisten, getötet. Der
zentrale Platz des Ortes ist vollkommen zerstört. Abends
getrauen sich die ersten Zivilisten auf der Suche nach Wasser aus
ihren Kellern, sie versuchen, das Wasser aus dem kleinen Fluss zu
trinken, weil der Brunnen in der zerstörten Innenstadt
liegt.
Human rights organisation, www.hro.org/war/110.htm, N.110,
11.1.2000
10.1.2000 Nachdem eine Bombe in ihr Schlafzimmer einschlug,
beschloss die Familie der vier-jährigen Liana Schamsudinowa,
die Flucht anzutreten. Lianas Mutter, die acht-jährige
Schwester und der drei-jährige Bruder starben bei der
Bombardierung, die einzig überlebende Verwandte ist die
Tante Lianas. Liana liegt jetzt mit Kopfverletzungen in einem
vollkommen überfüllten Krankenhaus in Inguschetien.
Diese Bombardierung trug sich in Urus-Martan zu, einer Stadt, die
die Russen als 'befreit' und 'sicher' einstufen.
AP, 11.1.2000
12.-20.1.2000 Repräsentanten von Memorial waren in dem
Dorf Schali, das angeblich zur russischen Zone gehört und
als 'sicher' eingestuft wurde. Am 8. Januar wurde Schali mit
einer taktischen Rakete angegriffen, etwa 150 Zivilisten kamen
dabei ums Leben. Diese Bombardierungen hielten bis zum 12. 1.
2000 an. Memorial konstatiert, dass die russischen Behörden
zwar behauptete, den größten Teil Tschetscheniens
unter Kontrolle zu haben, dass Kämpfe aber immer noch hier
und da aufflammten und die Rückkehr der Flüchtlinge
deshalb nicht sicher sei.
Memorial auf www.memo.ru., Mitte Januar
14.1.2000 Die russische Luftwaffe setzt ihre Bombardierungen
von Städten und Dörfern in Tschetschenien fort, Grosny,
Argun, Urus-Martan, Itum-Kale und Schali seinen die
Hauptziele.
Radio Liberty in www.hro.org/war/113.htm, 14.1.2000
16.1.2000 Berichten von Radio Liberty zufolge, werden die
Dörfer Wedeno und Itum-Kale bombardiert. Auch die Umgebung
von Dubaj-Jurt wird von Artillerie und Panzern angegriffen.
Radio Liberty, 17.1.2000
17.1.2000 Die Ältesten des Dorfes Katyr Jurt haben etwa
5000 US-Dollar gesammelt und dem russischen Truppenkommandeur
angeboten mit der Bitte, ihr Dorf nicht anzugreifen. Es scheint,
als sei diese Praxis durchaus verbreitet, die Russen bekommen
einen niedrigen Sold.
British Times, 17.1.2000
20.1.2000 Die russische Luftwaffe hat ihre Angriffe auf
tschetschenische Dörfer weiter intensiviert, Duba-Jurt,
Borzoi, Khattuni, Toizeni, Machetj, Zonack, Varansy, Chuschky,
Itum-Kale, Wedeno und Serchen-Jurt sind im Moment am
stärksten von den Angriffen betroffen.
Human Rights Organisation, www.hro.org/war/120.htm, 21.1.2000
30.1.2000 Vier Tage lang wurde das Dorf Alkhan Kala unweit von
Grosny bombardiert. Mindestens zehn Zivilisten seien dabei
getötet worden, mehr als 30 wurden verletzt und 200
Häuser zerstört.
AFP-Meldung in Le Monde, 15.2.2000
Februar
2.2.2000 Das Dorf Alkhan-Kala wurde von russischen Truppen
umstellt. Zivilisten durften es nicht verlassen, es wurde mit
Artillerie beschossen. Zahlen der Opfer liegen nicht vor.
Neue Züricher Zeitung, 2.2.2000
3.2.2000 Es liegen Berichte über den Beschuss von
Zakan-Jurt vor, bei dem elf Menschen getötet wurden.
War and Human Rights, http://www.hro.org, 3.2.2000
5.2.2000 Russische Streitkräfte bombardieren den Ort
Samaschki. Ein geflohener Einwohner des Ortes erzählt, die
Soldaten hätten bei ihrem Eintreffen im Ort die
Straßen mit Leichen übersät vorgefunden und die
toten Zivilisten mit Lastwagen weggebracht.
Neue Zürcher Zeitung, 7.2.2000
6.2.2000 Die russische Luftwaffe greift in etwa 180
Kampfeinsätzen zahlreiche Ortschaften im Süden
Tschetscheniens an, wo sie tschetschenische Separatisten
vermutet. Westlichen Korrespondentenberichten zufolge sollen
durch die Bomben Dutzende von Zivilisten getötet worden
sein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.2.2000
9.2.2000 Die Dörfer Schami-Jurt und Katyr-Jurt - etwa 20
km südwestlich von Grosny - und die umliegenden
Straßen liegen unter schwerem Beschuss der russischen
Artillerie und Luftwaffe. Tschetschenischen Seperatisten zufolge
wurden bei den Angriffen in den vergangenen Tagen mindestens 300
Zivilisten getötet.
AFP-Bericht in die tageszeitung taz, 10.2.2000
8.2.2000 Die russischen Truppen greifen die Schluchten Argun
und Wedeno an.
Center for defense information, 9.2.2000, http://www.cdi.org
11.2.2000 In den tschetschenischen Bergen, wo außer den
Kämpfern Tausende von Zivilisten festsitzen, wirft die
russische Luftwaffe nun 1500-Kilo-Vakuum-Bomben ab.
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000
11.2.2000 Hunderte Angriffe sollen in den Schluchten von Argun
und Wedeno geflogen worden sein, auch Itum Kale und Katyr-Jurt
wurden bombardiert.
BBC, 11.2.2000
12.2.2000 Die Deutsche Welle meldet mit Verweis auf AFP, dass
in den letzten zwei Wochen ungefähr 400 Zivilisten bei der
Bombardierung ihrer Dörfer umgekommen sind.
Deutsche Welle, 12.2.2000
Anfang/Mitte Februar 2000 Die Dörfer, in denen die sich
aus Grosny zurückziehenden tschetschenischen
Widerstandskämpfer Halt machten, wurden von der russischen
Armee gnadenlos bombardiert: Alkhan-Kala, Schaami-Jurt,
Katyr-Jurt, Gechi-Tschu. Auch Vakuum-Bomben sollen dabei
eingesetzt worden sein.
Neue Zürcher Zeitung, 16.2.2000
17.2.2000 Auf einer Pressekonferenz gab General Manilow
bekannt, dass wenn nötig auch sogenannte ‚Fuel Air
Explosives‘ eingesetzt würden. Sie seien beim
Zerstören von Tunnels, Höhlen, Verstecken im Fels und
in den Bergen besonders effektiv. Nach Angaben von Human Rights
Watch verstößt der Einsatz dieser Waffen gegen
internationale Vereinbarungen.
Human Rights Watch Pressemitteilung, 18.2.2000
Anfang/Mitte Februar 2000 Auch die Ortschaft Sachan-Jurt soll
bombardiert worden sein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.2.2000
17.2.2000 Khasan Enginojew, Präsident des Komitees
für Menschenrechte in der Republik Tschetschenien, berichtet
über die intensive Bombardierung des Dorfes
Aslambek-Scheripowo im Distrikt Schatoewskji am 17.2.2000 um
14:00 Uhr. Bei der Bombardierung starben 32 Zivilisten,
hauptsächlich Frauen, alte Männer und Kinder. Erst am
dritten Tag erlaubten russische Soldaten, etwa 25 schwer
verwundete Personen ins Krankenhaus des Dorfes Starjie Atagi zu
bringen. Aslambek-Scheripowo wurde bombardiert, nachdem der
Verwaltungschef des Dorfes General Troschew wiederholt besucht
und gebeten hatte, die Zivilisten zu verschonen.
War and Human Rights. March 2, 2000.
(http://www.hro.org/war/165.htm)
19.2.2000 Flüchtlinge aus der Region Schatoiskji kommen
zum Flüchtlingslager Soglasije. Sie sagen, das Militär
lasse Hunderte von Bewohnern der Bergdörfer Benoy und
Varandy nicht hinaus, während sie aus der Luft und durch
Artillerie beschossen würden.
War and Human Rights. February 19, 2000.
(http://www.hro.org/war/152.htm)
19.2.2000 Tschetschenische Quellen geben an, dass "Fuel
Air-Bomben" auf das Dorf Aslambek Scheripowa abgeworfen wurden,
dabei seien 30 Zivilisten umgekommen und etwa 50 Personen
verletzt worden.
Reuters, 19.2.2000
24.2.2000 In Tschetschenien dauert die russische Luftoffensive
gegen die Ortschaft Schatoi an, wo die Armee tschetschenische
Kämpfer-Unterschlupfe vermutet. Die russische
Nachrichtenagentur Interfax berichtete unter Berufung auf
Militärangaben aus der Region am Donnerstag, in den letzten
24 Stunden habe die Luftwaffe weitere 120 Angriffe
geflogen.
Handelsblatt, 24.2.2000
24.2.2000 Radio Liberty berichtet, in Tschetschenien
würden derzeit zehn bewohnte Gegenden permanent beschossen.
Schatoi sei in eine Ruinenstadt verwandelt worden. Der
Vize-Präsident Tschetscheniens, Vakha Arsanow, berichtete
von großen Verlusten unter der Zivilbevölkerung im
Distrikt der Argun Schlucht. Ihm zufolge würden die
russischen Befehlshaber sich weigern, den Zivilisten Korridore
zur Verfügung zu stellen, um das Kriegsgebiet verlassen zu
können.
War and Human Rights. February 24, 2000.
(http://www.hro.org/war/157.htm), Handelsblatt, 24.2.2000
26.2.2000 Der Reporter der Neuen Züricher Zeitung
berichtet über die Kriegsverbrechen der russischen
Soldateska und gibt an, dass nach dem Muster Grosnys die
russischen Streitkräfte mehrere Dörfer massiv
bombardiert hätten.
NZZ, 26.2.2000
29.2.2000 Flüchtlinge berichten von direktem Beschuss von
Dörfern, darunter Schatoi und Bolshie, sowie von heftigen
Kämpfen in anderen Dörfern, z.B. Hum-Kali.
UNHCR Press Briefing Note, 29.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
März
1.3.2000 Russische Truppen haben seit Beginn des
Tschetschenienkrieges willkürlich und
unverhältnismäßig zivile Objekte bombardiert und
mit Granaten beschossen. Durch dieses Flächenbombardement
ist die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung in Grosny
sowie in vielen kleineren Städten und Dörfern sehr
hoch. Weite Gebiete Tschetscheniens wurden in Schutt und Asche
gelegt.
Bericht von Peter Boukaert von Human Rights Watch vor dem
Ausschuss des US-Senats für Auswärtige Beziehungen,
1.3.2000
http://www.hrw.org/campaigns/russia/chechnya/peter-testimony.htm
5.3.2000 Der Journalist des Observer, John Sweeney ist der
erste Journalist, der das zerstörte Dorf Katyr-Jurt besucht,
wo nach seinen Angaben 363 Menschen von russischen Truppen
umgebracht wurden. In dem Dorf befanden sich zum Zeitpunkt des
Angriffs eine große Zahl an Flüchtlingen. Am Morgen
des 4. Februar bombardierte die russische Luftwaffe das Dorf mit
‚fuel air bombs‘ und Raketen. Die Bombardierungen
stoppten um 15 Uhr, ein Konvoi, mit weißer Fahne
gekennzeichnet, durfte das Dorf verlassen, auch er wurde dann
bombardiert.
Observer, 5.3.2000
5.3.2000 Die russische Luftwaffe hat die Dörfer
Ulus-Kert, Selmentausen und Wedeno bombardiert. Bei Ulus-Kert
sollen etwa 1000 Tschetschenen eingekesselt sein, die nach
russischen Angaben versucht hatten, nach Dagestan
durchzubrechen.
dpa, 5.3.2000
4.-12.3.2000 Russische
Streitkräfte beginnen, das Dorf Komsomolskoje unter Beschuss
zu nehmen. Am 5. März setzt das russische Militär
Kampfflugzeuge, Hubschrauber, Panzer und Artillerie im Kampf
gegen Komsomolskoje ein. Etwa 2000 Dorfbewohner fliehen bis zu
einem russischen Checkpoint, dort werden sie eingekesselt. Es
gibt viele Verletzte. Am 7. März wurden Ljuba Ozdomirowa,
Tamara Ilyasowa und ihr Sohn Chassan von einem Bombensplitter
verletzt, am 8. 3. wurde Aindi Batajew durch einen Bauchschuss
verletzt. Am 9. März starb Abdurachman Gilajew an
Herzversagen und am 8. März wurden auf offenem Feld zwei
Kinder geboren, eins davon starb. Am Morgen des 9. März
trennten die russischen Truppen die eingekesselten Frauen von
ihren männlichen Angehörigen und prüften deren
Unterlagen, nach Augenzeugenberichten wurden mindestens acht
Männer festgenommen. Um die Verhafteten zu suchen, machten
sich drei Frauen nach Urus-Martan auf. Sie fanden Said Wisajew in
einem Krankenhaus, bis zur Unkenntlichkeit geprügelt, sein
linkes Auge fehlte, das Gesicht war geschwollen und er hatte ein
großes Loch im Kopf.
Human Rights Watch, 23.3.2000
ap-Meldung in Neue Zürcher Zeitung, 9.3.2000
22.3.2000 Russische Truppen durchkämmen weiterhin das
Dorf Komsomolskoje. Sie beschiessen jedes einzelne Haus mit
Panzern und Artillerie. Das russische Kaukasus-Kommando sprach
selbst von einer ‚brutalen Säuberung‘.
dpa, 22.3.2000
23.3.2000 Human Rights Watch erklärte, russische Truppen
hätten mehr als 2000 Zivilisten für vier Tage in dem
Dorf Komsomolskoje eingekesselt.
Human Rights Watch, 23.3.2000
28.3.2000 Die russische Luftwaffe hat den Ort Zentoroj 28 Mal
angegriffen, so Itar-Tass. Die Militärführung geht
davon aus, dass sich in dem Ort 1500 ‚Rebellen‘
verschanzt halten.
afp, dpa, ap, rtr, 28.3.2000
28.3.2000 Flüchtlinge berichten dem UNHCR über die
beinahe vollkommene Zerstörung des
süd-tschetschenischen Dorfes Komsomolskoje.
AFP in Refugees Daily, 29. März 2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
UNHCR Press Briefing Note, 28.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
April
6.4.2000 die russische Luftwaffe hat am Freitag den Süden
Tschetscheniens angegriffen. Seit Donnerstag sind 30
Einsätze geflogen worden.
dpa, 7.4.2000
17.4.2000 Die russische Armee hat mit einer
Großoffensive gegen die tschetschenischen Kämpfer im
südlichen Bergland begonnen. Im Einsatz sind Landetruppen
und Panzereinheiten. Im Gebiet von Schatoi am Fluss Argun wurden
mehr als 3.000 Fallschirmjäger abgesetzt, auch in Raum
Wedeno soll es heftige Gefechte geben. Seit Montag hätten
Kampfflugzeuge außerdem fast 30 Einsätze geflogen, so
der russische Militärstab in Mosdok.
dpa, 18.4.2000
Mai
6.5.2000 Flugzeuge und Helikopter bombardierten das Gebiet
entlang der Grenze Tschetscheniens zu Georgien und Dagestan. In
der Ortschaft Werchneje Wedeno wurden dabei eine Frau und ein
Kind getötet, weitere Zivilisten seien verletzt
worden.
AP, 7.5.2000
12.5.2000 Bei einer Explosion eines ferngezündeten
Sprengkörpers unter einem mit Zivilisten besetzten Autobus
sind drei Menschen getötet und 18 weitere verletzt worden.
Die Explosion ereignete sich 30km östlich von Grosny. Bei
einer weiteren Explosion auf der Straße zwischen
Alkhan-Kala und Grosny wurden zwei Polizisten und ein Reporter
getötet. Nach russischen Angaben zeichneten die
tscheschenischen Kämpfer für die Anschläge
verantwortlich.
dpa, afp, Frankfurter Rundschau, Der Standard, 13.5.2000
14.5.2000 Beim
Absturz eines Militärhubschraubers im Kaukasus sind zwei
Raketen abgefeuert worden. Sie schlugen in einem
fünfstöckigen Wohnhaus ein. Eine Frau in dem
Gebäude und zwei Mitglieder der Hubschrauber-Besatzung seien
verletzt worden.
AP, 15.5.2000
25.5.2000 Die russische Luftwaffe hat ihre Angriffe auf
angebliche Stellungen der Tschetschenen in den Bergen des Landes
verstärkt. Kampfflugzeuge griffen etwa 30 Mal mit Bomben und
Raketen an, teilte das russische Kaukasus-Kommando mit.
Hubschrauber wurden 60 Mal zu Angriffen oder zum Geleitschutz
eingesetzt.
dpa, 26.5.2000
Juli
2.7.2000 In Urus-Martan gibt es ein tschetschenisches
Selbstmordattentat. Die russische Seite reagiert mit Bomben und
Beschuss. Es gab Opfer unter der Zivilbevölkerung: Enissa
Umarowa (geb. 1953) und Makka Ustarkanowa (geb. 1935) wurden
getötet, dreizehn weitere Personen teils schwer
verletzt.
Memorial, 6.8.2000 auf der homepage: www.memo.ru
5.7.2000 Das Dorf Ermolowskaja steht unter Beschuss. Avazajew
Schamil Surkojewitsch, der Vater von fünf Kindern kam dabei
um. Drei weitere Personen wurden verwundet.
Memorial, 6.8.2000 auf der homepage: www.memo.ru
9.7.2000 Im Grenzgebiet zwischen Russland und Tschetschenien
sind mindestens vier Menschen durch zwei Explosionen ums Leben
gekommen. Durch eine Explosion in der Nähe des Marktes im
russischen Wladikawkas seien drei Menschen umgekommen und sieben
verletzt worden. Russische Behörden gehen davon aus, dass
tschetschenische Kämpfer für die Explosionen
verantwortlich sind.
AP, Reuters, 10.7.2000
16.7.2000 Das Dorf Agischty ist unter Beschuss.
Dabei sterben acht Personen, 28 Zivilisten werden verwundet. Am
selben Tag wird auch das Dorf Assinowskaja von Panzern und
Kampfhubschraubern beschossen. Ein Zivilist starb, einige
Häuser und die Mühle des Ortes wurden
zerstört.
Memorial, 6.8.2000 auf der homepage: www.memo.ru
18.7.2000 Ein Zivilist stirbt beim Beschuss des Dorfes
Assinowskaja, zahlreiche Häuser und die Mühle des
Dorfes werden zerstört.
FIDH: Tchéchénie: un an de crimes impunis, S.
22
August
7.8.2000 Russische Kampfhubschrauber flogen seit Sonntag nach
Militärangaben 36 Angriffe gegen vermutete tschetschenische
Stellungen in den Gebieten Urus-Martan, Grosny und
Noschai-Jurt.
Bieler Tageblatt, 8.8.2000
10.8.2000 Die russische Luftwaffe hat nach Militärangaben
in Tschetschenien wieder Stellungen der Tschetschenen
bombardiert. In den letzten 24 Stunden wurden zehn Einsätze
geflogen.
Reuters-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.8.2000
22.8.2000 Russische Kampfflugzeuge haben die schwersten
Bombenangriffe seit Monaten in Tschetschenien geflogen. Der
Bombardierung der Wedeno-Schlucht in den Bergen im Süden
waren ein stundenlanger Artilleriebeschuss und zahlreiche
Raketenangriffe vorausgegangen. Auch die Schluchten von Arguns
und Itum-Kale seien wieder unter Beschuss genommen worden.
AP, Neue Züricher Zeitung, 23.8.2000
24.8.2000 Nach Angaben des Innenministeriums der Republik
Inguschetien wurden Teile des Ortes Armkhi im Süden des
Landes von Nord-Ossetien aus beschossen.
Relief Web (www.reliefWeb.int), 7.9.2000
September
25.9.2000 Zwei Zivilisten starben bei der
Bombardierung des Ortes Argun, eine Bombe war "versehentlich" in
ihr Haus eingeschlagen.
FIDH: Tchétchénie: un an de crimes impunis, S.
22
b) Industrieanlagen
Oktober
1.10.1999 Gestern starben drei tschetschenische
Flüchtlinge bei einem Bombenangriff der russischen Luftwaffe
auf eine Brücke.
Angaben von Flüchtlingen in Refugees Daily, 1.10.1999
4.10.1999 Die russische Luftwaffe hat in den letzten neun
Tagen Petroleum-Raffinerien und -Depots, Ölquellen,
Ziegelsteinfabriken, Fernsehtürme und den Hauptbahnhof in
Grosny bombardiert.
Angaben von Flüchtlingen in Refugees Daily, 4.10.1999
5.10.1999 In Tschetschenien wurden Chemie-, Öl- und
Gas-Fabriken bombardiert. Dabei sind 60 Tonnen Ammoniak und 100
Tonnen Schwefelsäure ausgetreten. Die ökologische
Situation ist als ernst einzustufen.
Pro-tschetschenische Internetseite mit Informationen zum
Kriegsverlauf: http://www.ichkeria.org, 28.10.1999
November
1.11.1999 Russland attackiert weiterhin tschetschenische
Dörfer und Städte: die Ölraffinierien und
Tanklager am Rande Grosnys stehen in Flammen, die
zweitgrößte Stadt Tschetscheniens, Gudermes, war am
Sonntag eingekesselt.
Berliner Morgenpost, 1.11.1999
Dezember
Anfang Dezember 1999 In den Vororten Grosnys bombardiert die
russische Armee nach Angaben des tschetschenischen
Parlamentsabgeordneten Tutakow chemische Fabriken.
Neue Zürcher Zeitung, 8.12.1999
Februar
28.2.2000 Eine zwei Zentimeter dicke Ölschicht liegt auf
dem Fluss Terek; der Schnee ist oft nicht weiß, sondern
schwarz. In Tschetschenien ist nach dem monatelangen Beschuss
durch russischen Streitkräfte nichts mehr so, wie es mal
war. Die Menschen sprechen von einer ökologischen
Katastrophe. Besonders der Beschuss der Ölraffinerien hat
zur Zerstörung der Natur beigetragen. Über den
Raffinerien, die Grosny umgeben, liegen nach den Bombardements
noch immer dichte Rauchschwaden. Die Langzeitfolgen sind noch
nicht absehbar.
Yahoo Schlagzeilen, 28.2.2000