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Völkermord in Tschetschenien

Eine Dokumentation der Gesellschaft für bedrohte Völker

INHALTÜBERSICHT
TEIL 1 - Menschenrechtler und internationale Persönlichkeiten bilanzieren zum Krieg in Tschetschenien | Chronik des Krieges in Tschetschenien

TEIL 2 - Flucht und Vertreibung: Situation der internen und externen Flüchtlinge
a) Zahlen | b) Humanitäre Situation der Flüchtlinge, Vertriebenen und Zivilisten in Tschetschenien | c) Hinweise auf vertreibungsbedingte Todesfälle

TEIL 3 - Systematische Zerstörungen | Die Zerstörung der tschetschenischen Hauptstadt Grosny | Bombardierungen zivilier Ziele | a) Städte und Dörfer | b) Industrieanlagen

TEIL 4 - Angriffe auf Flüchtlingstrecks und medizinische Konvois | Massaker und Erschießungen | a. Erschießungen von Zivilsten | b) Massaker | 1. Das Massaker von Alkhan-Jurt | 2. Staropromyslowski | 3. Aldi | 4. Katyr-Jurt | Inhaftierungen und Filtrationslager | a) Inhaftierungen | b) Filtrationslager: Demütigung, Folter und Tod | c) Kriegsgefangene | Folterungen und Misshandlungen | a) Vergewaltigungen | Massengräber | Schicksale und Verluste russischer Soldaten

TEIL 5 - Beschneidung der Pressefreiheit, Informationsblockade | a ) Reise des BND Chefs Hanning nach Tschetschenien | Kommentare und Bilanzen | a) Benennen, Summieren und Definieren von Völkermord | b) Kommentare zur westlichen Politik | c) Russische Politiker und Militärs rechtfertigen den Völkermord | d) Kritische Stimmen aus Russland und Tschetschenien | e) Erklärungen internationaler Persönlichkeiten und Organisationen


Systematische Zerstörungen
Niederbrennen und Plündern von Häusern und SiedlungenOben

Oktober

Grozny. Fonte: Chechen Republic Online©7.10.1999 Der Angehörige der Menschenrechtsorganisation Memorial, Oleg Mironow besuchte vom 9.-12. Oktober Tschetschenien, er war auch im Dorf Elistanschi. Dieses Dorf wurde am 7. Oktober durch das Bombardement aus einem Antonow-Flieger vollkommen zerstört. Es gab 48 Tote.
www.memo.ru, 18.10.1999

November

5.11.1999 Bereits seit zwei Wochen wird Sernovodsk bombardiert und beschossen. Russische Truppen plündern Häuser und stecken sie in Brand.
International Peace Bureau, 5.11.1999 http:77www.ipb.org

30.11.1999 Nach Berichten von Human Rights Watch nehmen Plünderungen leerstehender Häuser zu, nachdem die Bewohner vor der russischen Armee geflohen sind. Die Soldaten stehlen Fernseher, Kühlschränke, Geschirr und andere Gebrauchsgegenstände und brennen in vielen Fällen anschließend die geplünderten Häuser nieder.
International Herald Tribune, 30.11.1999

Anfang November In Grosny seien überall Marodeure unterwegs - sie plünderten die leerstehenden Wohnungen und trügen weg, was sie bekommen könnten, berichtet ein tschetschenischer Hauptmann.
Unter den Plünderern seien auch professionelle Banden.
Tomas Avenarius in der Süddeutschen Zeitung SZ, 6./7.11.99

Ende November Nichtregierungs-Organisationen berichten, dass Regierungstruppen alle Wertgegenstände und Lebensmittel aus Häusern in den von ihnen kontrollierten Regionen plündern, besonders in Sernovodsk, Ermolovskiy und Naurskiy. Flüchtlinge, die Ende November zu ihren Häusern in Tschetschenien zurückkehren, müssen feststellen, dass sie von Soldaten ausgeraubt wurden.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

Dezember

13.12.1999 Viele von den Tausenden tschetschenischen Flüchtlinge, die in den letzten Tagen in russisch kontrollierte tschetschenische Gebiete zurückgekehrt sind, berichten, die russischen Truppen hätten ihre Häuser geplündert und niedergebrannt und Verwandte ermordet, vergewaltigt und zusammengeschlagen.
AP in Refugees Daily, 13.12.1999

17.12.1999 Der russische Vize-Premier und Tschetschenien-Bevollmächtigte Koschman besuchte das Dorf Alchan Jurt. Die Dorfbewohner überreichten ihm eine Liste mit den Namen von 41 ermordeten Zivilisten und erzählten ihm von den Morden und Plünderungen, die in ihrem Ort stattgefunden hatten. Koschman entdeckte verschiedene Verstecke mit Plündergut. Als Koschman aus einem Haus kam, in dem er Plündergut gefunden hatte, drohen ihm Soldaten, die offenbar nicht wissen, wer vor ihnen steht, ihn zu erschießen. Der Koschman begleitende General Ibragimow schreit die Soldaten an: Wisst ihr nicht, mit wem ihr sprecht? Das ist nicht das Gleiche, wie Frauen zu vergewaltigen!" Koschman sagt darauf: "Was ich hier gesehen habe, geht über alles hinaus, was ich je zuvor gesehen habe". Am 23. Dezember 1999 kündigt Koschman die Veröffentlichung einer Untersuchung über Alchan Jurt innerhalb von 10 Tagen an. Sie wurde aber nie veröffentlicht.
Frankfurter Rundschau, 5.4.2000

Januar

Mitte Januar 2000 Russische Militärs hätten bei ihrem Vormarsch durch Tschetschenien wiederholt ganze Dörfer erpresst. Nach Androhung von Luft- und Artillerieangriffen hätten Generäle und ranghohe Offiziere von tschetschenischen Dorfbewohnern Geld und Sachgegenstände wie Fernseher erhalten, um die Zerstörung der jeweiligen Siedlung zu verhindern. Wenn die entsprechende "Bezahlung" nicht erfolgt sei, seien die Dörfer vor der Zerstörung noch zur Plünderung durch die Militärs freigegeben worden, wie die englische Moscow News unter Berufung auf eigene Recherchen vor Ort berichtete. Einwohner von Katyr-Jurt berichteten, sie hätten einem russischen General mehr als 150 000 Rubel
(10 000 Mark) und einen Großbildfernseher übergeben, um ihr Dorf vor Plünderung und Zerstörung zu schützen. Im benachbarten Dorf Atschoj-Martan sollen die Bombardierungen erst geendet haben, als die Bewohner gesammeltes Bestechungsgeld überreichten.
AFP/dpa-Bericht in die tageszeitung taz, 17.1.2000, und Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 18.1.2000

15.1.2000 Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtet, die 'Säuberung' von Scharoi werde nun in Angriff genommen, nachdem die Stadt vollkommen von russischen Truppen umstellt sei. Bei diesen Säuberungen kommt es in der Regel zu schweren Menschenrechtsverletzungen und Todesfällen unter den Zivilisten.
Interfax, 15.1.2000

Februar

Anfang/Mitte Februar 2000 Die russische Presse berichtet erneut von Übergriffen gegen Zivilisten und Plünderungen.
AP/AFP/dpa-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 9.2.2000

16.2.2000 In Grosny ist in diesem Inferno praktisch kein Gebäude unversehrt geblieben. Weil die Stadt von der Außenwelt abgeriegelt wurde, könnten Plünderer ungestört vorgehen. Systematisch rafften manche russische Soldaten alles zusammen, berichteten viele Augenzeugen. So berichtete eine tschetschenische Rentnerin, dass sie mit ansehen musste, wie Truppenangehörige mit Lastwagen vor ihrer Wohnung vorfuhren und fast alles abtransportierten: einen Fernseher, eine Waschmaschine, Decken, Kissen und Lehnstühle.
Neue Zürcher Zeitung, 16.2.2000

Mitte Februar 2000 Eine Gruppe von Plünderern drang in die Wohnung der 73 Jahre alten Tschetschenin Nadeschda Schelchkowa ein, hielten ihr den Mund zu und stahlen ihre Ersparnisse – 1.100 Rubel. Dass sie auch ihre Lebensmittelvorräte mitnahmen, war für die Beraubte eine noch größere Katastrophe.
International Herald Tribune, 18.2.2000

24.2.2000 Ein geheimes Dokument des russischen Sicherheitsrates, welches das Datum vom 15.12.1999 trägt, enthüllt den Genozid-Charakter des russischen Angriffs auf Tschetschenien. So soll ein großer Teil des Territoriums unbewohnbar gemacht werden, auch wurde die Zerstörung der bewohnten Gebiete einschließlich historischer und religiöser Stätten angeordnet, um eine anschließende Deportation der Bevölkerung als "humanitäre Maßnahme" zu decken.
Le Monde, 24.2.2000

März

2.3.2000 Das unabhängige Nachrichtenzentrum Glasnost-North Caucasus berichtet am 2. März, dass der Ankläger des Militärgerichts der Wladikawkaz-Einheit den ersten Fall gegen russische Soldaten eröffnet, die der Plünderungen in Tschetschenien beschuldigt werden. Die Ermittlungen richten sich gegen Soldaten der speziellen Innenministeriums-Einheit 22, die in der Stadt Kalach-na-Dony in der Wolgograd-Region stationiert sind. Bei einer Kontrolle wurden in einem Lastwagen der Einheit Teppiche, Video-Anlagen, sowie Gold- und Silbergegenstände gefunden, die insgesamt ca. 100.000 US-Dollar wert sind.
War and Human Rights., 3.3.2000. (http://www.hro.org/war/166.htm)

Juni

7.6.2000 Das Hamburger Abendblatt meldet, Moskau wolle in Tschetschenien Entlaubungsmittel einsetzen, weil der Wald den tschetschenischen Kämpfern als Versteck und zur Tarnung diene.
Hamburger Abendblatt, 8.6.2000

Juli

10.-14.7.2000 24 Einwohner der Dörfer Schuani, Gordali und Zenteroj schreiben dem russischen Präsidenten Putin einen Brief, in dem sie über die Zerstörung ihrer Dörfer berichten. Nachdem die Einwohner sich geweigert hatte, den russischen Soldaten Schnaps und Rauschgift zu geben, eröffenten diese am 10. Juli "mit allen Arten von Waffen" das Feuer auf die Dörfer. Schließlich setzen die Russen selbst Kampfhubschrauber und Bomber ein und verminten die Umgebung von Gordali. Fünf Einwohner werden durch Minen getötet. Dies sei innerhalb der letzen fünf Monate immerhin die neunte Aktion der Russen gegen ihre Dörfer gewesen, so die Bewohner.
Frankfurter Rundschau, 10.10.2000

August

1.8.2000 Von russischer Seite wurde mitgeteilt, dass etwa 12.500 Häuser in Tschetschenien bei Kämpfen komplett zerstört wurden. Weitere 80.500 Häuser seien beschädigt worden.
Yahoo News, 1.8.2000

September

20.9.2000 Angehörige der russischen Streitkräfte verüben in Tschetschenien immer wieder Sabotageakte: Am 20. September um 17 Uhr bombardierten russische Kampfhubschrauber Ölquellen im Dorf Winogradnoje. Der Wachsoldat Achmed erzählt: "Etwa fünf Minuten drehten die Hubschrauber Kreise über unseren Köpfen und den Ölquellen Nr. 21 und 23. Dann schossen sie zwei oder drei Raketen auf Nr. 23, die sofort zu brennen begannen. Als in Nr. 21 das Öl nach dem Beschuss nicht sofort zündete, setzte der Transporthubschrauber einen Soldaten ab. Er ging zur Quelle, offenbar, um einen Sprengsatz zu legen. Nach drei, vier Minuten kam er zurück, und der Hubschrauber hob ab. Zwei Minuten später gab es eine große Explosion und die Quelle stand in Flammen." Bereits am 15. Und 16. September wären die übrigen Ölquellen beschossen worden. Heute stehen rings um Grosny 34 Ölquellen in Brand und der Rauch verdunkelt den Himmel. Täglich verbrennen 8.000 Tonnen Öl oder laufen in den Terek-Fluss. Von russischen Militärs gedeckt wird aus den tschetschenischen Fabriken von tschetschenischen und anderen Gängstern tonnenweise Öl, Kabel, Altmetall und Aluminium gestohlen. Nach Angaben des russischen Kommandanten Babitschew betrug der Schaden durch die Diebstähle allein von Januar bis Juli 2000 1, 9 Millionen US-Dollar.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 11.10.2000

Die Zerstörung der tschetschenischen Hauptstadt GrosnyOben

September

25.9.1999 Seit zwei Tagen bombardiert die russische Luftwaffe wieder Ziele in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny. Die russische Luftwaffe bombardierte den Flughafen Scheich Mansur und die nördlichen Vororte von Grosny. Gestern fielen bis zur Mittagszeit Bomben in verschiedenen Bezirken von Grosny, unter anderem in der Nähe des Wohnhauses des tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow. Andere Schläge galten der Ölraffinierie, einer Erdöl verarbeitenden Fabrik und dem ehemaligen Hauptquartier der russischen Armee. Raketen explodierten nahe des tschetschenischen Rundfunk- und Fernsehgebäudes. Nach Zeugenaussagen wurden bei den Angriffen bis zu 14 Personen getötet.
taz, die tageszeitung, 25.9.1999

27.9.1999 Die russische Luftwaffe bombardiert angeblich eine Schule sowie Wohngegenden in Staraya Sunzha, einem Vorort von Grosny. Sieben Zivilisten werden dabei getötet, weitere 20 verletzt, darunter auch Schulkinder.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

28. 9.1999 Die russische Luftwaffe bombardiert nach Militärangaben eine Erdölraffinerie, Öltanks, Stromnetz-Anlagen und ein noch nicht fertig gestelltes Fernsehzentrum in Grosny. Nach tschetschenischen Angaben wurden auch Zivilobjekte angegriffen und allein in einem Vorort von Grosny acht Menschen getötet.
Berliner Morgenpost, 29.9.1999

Oktober

3.10.1999 Eine Bombe der russischen Luftwaffe traf einen Keller in Grosny, wo Menschen Schutz gesucht hatten, acht Familienmitglieder der Kerimows wurden getötet.
www.memo.ru, 3.10.1999

21.10.1999 Bei Explosionen im Zentrum von Grosny und in einem örtlichen Krankenhaus wird eine große Anzahl Zivilisten getötet. Westliche Nachrichtenagenturen berichten von mindestens 60 toten Zivilisten und 200 verletzten Personen, wohingegen die tschetschenische Regierung von mindestens 118 Toten und mehr als 400 Verletzten spricht.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

21.10.1999 Am Nachmittag gegen 17 Uhr feuerten die russischen Truppen acht Raketen auf den belebten zentralen Basar der tschetschenischen Hauptstadt Grosny ab. Dem russischen Fernsehsender NTW zufolge wurden 188 Menschen getötet und über 400 verletzt.
BBC News, 22.10.1999

21.10.1999 Nach einem Bericht der tschetschenischen Menschenrechtlerin Z.G. waren die überwiegende Mehrheit der Opfer Frauen beim Einkaufen. Bei den Geschossen habe es sich um Boden-Boden-Raketen gehandelt. Die meisten Opfer forderten die zweite und dritte Rakete, die in einen Bus sowie mitten in die Menschenmenge einschlugen. Außerdem wurde die benachbarte Entbindungsklinik Nummer Eins getroffen, dabei wurden 25 Frauen und Kleinkinder getötet. Weitere Raketen schlugen in der Gribojedowa-Straße, der Schukowskij-Straße, der Kalinin-Siedlung und im Umkreis der Moschee am Stadtrand ein; dabei kamen 13 Menschen ums Leben.
Der Spielgel Online: "Allahs Feuerstrahl" 24.10.1999 Bericht von Z. G. wiedergegeben von Chris Hunter, Center for Peacemaking and Community Developement Moskau, sowie am 9.11.1999 in deutscher Übersetzung übermittelt von Irena Brezna, Basel

Die meisten Verwundeten wurden in das Krankenhaus Nr. 9 gebracht, das die Opfer jedoch aus Mangel an Medikamenten nicht versorgen konnte. Die Ärzte operierten bei Kerzenlicht. Die Augenzeugin Z.G. berichtet: "Das medizinische Personal war hilflos angesichts der tiefen Wunden und der fehlenden Medikamente, es gab kein Wasser, und wegen des abgestellten Stroms standen die medizinische Geräte still."
Russische und ausländische Hilfsorganisationen haben zwar in Inguschetien Zwischenlager für Medikamenten eingerichtet, doch die russischen Truppen haben die Grenzen abgeriegelt: die Hilfsgüter können deshalb nicht weiter transportiert werden.
Der russische Oberst Aleksandr Weklitsch hatte zunächst eingestanden, dass russische Einheiten für den Anschlag verantwortlich seien. Nach einem Bericht der russischen Radiostation Echo Moskwy hatte Weklitsch gesagt, Artillerie und Luftwaffe hätten keine Schläge geführt, aber eine "Spezialoperation" sei ausgeführt worden, allerdings nicht von Verbänden der Armee.
22.10.1999 BBC News "Russian press questions market attack"

22.10.1999 Das russische Verteidigungsministerium und Ministerpräsident Wladimir Putin bestritten, dass es überhaupt einen Angriff auf den Markt in Grosny gegeben habe. Die Tschetschenen selbst, so behauptete der russische Regierungssprecher Aleksandr Michailow, hätten eine Bombe auf dem Markt gezündet, um das Gipfeltreffen Russlands mit der Europäischen Union zu belasten.
BBC News, 22.10.1999

22.10.1999 Nach einem Bericht des Nachrichtensenders NBC hatten amerikanische Satelliten des "Defense Support Program (DSP)" den russischen Raketenangriff auf Grosny aufgezeichnet.
Robert Windrem, NBC News Producer, 22.10.1999

25.10.1999 Der Präsident von Tschetscheniens Nachbarland Inguschetien, Ruslan Auschew, widersprach der Moskauer Darstellung ebenfalls. Auschew war bis zu seinem Regierungsantritt General der sowjetischen Armee mit mehreren Jahren Afghanistan-Erfahrung. Die Moskauer Regierung habe taktische Raketen des Typs Totschka-U abgefeuert, sagte Auschew. Man habe sie von Inguschetien aus fliegen sehen können. Sie seien wahrscheinlich von Nordossetien aus abgefeuert worden. Der Startbefehl müsse im Kreml erteilt worden sein: Raketen dieser Art würden von Luna-Rampen aus abgeschossen, und darüber verfügten allein Raketentruppen, die nur auf Anweisung von Boris Jelzin scharf schießen dürften.
Bericht von Elke Windisch aus Grosny, Tagesspiegel, 26.10.1999

22.10.1999 Die Präzisionsschläge hätten wahrscheinlich dem tschetschenischen Generalstab gegolten, der in der Nähe getagt habe, und ihr Ziel verfehlt, so Auschew.
Zeugenaussagen von Überlebenden des Massakers, die von der amerikanischen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch befragt wurden, belegen, dass der tschetschenische Guerilla-Führer Schamil Bassajew in der Nähe des Marktes offenbar einen wichtigen Kommandoposten eingerichtet hatte. Dies wäre ein ebenso gravierender Verstoß gegen die Genfer Konventionen wie der russische Raketenangriff auf den belebten Markt.
Presseerklärung Human Rights Watch "War Crimes Being Committed in Chechen Offensive, 3.11.1999

28.10.1999 Bei einer Talkshow im russischen Sender NTW gab der russische General Schamanow zu, dass es sich um Raketen gehandelt habe, deren Einsatz nur von der obersten Führung befohlen werden kann.
Zitiert nach einem Bericht von Gisbert Mrozek "Talk-Show gegen die Einäugigkeit", 29.10.1999

21.10.1999 Saidan, 62 Jahre alt, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen': "Am 21. Oktober wurden meine zwei Söhne, 30 und 32 Jahre alt, während einer Bombardierung in Grosny getötet. Sie waren gerade vor Ort, als eine Bodenrakete in den Markt einschlug und mehrere Dutzend Zivilisten tötete. Meine Söhne waren keine Kämpfer. Sie waren dort, um etwas Kleidung zu kaufen." Daraufhin verlassen Saidan und seine Familie die Stadt und ziehen nach Kakadoi, nahe Itum Kale. "Am 18. November, drei Wochen nach unserer Ankunft, wirft ein russisches Flugzeug eine Bombe in unseren Hinterhof. Die Zerstörung war zu dem Zeitpunkt nicht allzu schlimm. [...] Schließlich zogen sie sich zurück, als ob ihre Mission beendet wäre. Im Gegenteil, eines der Flugzeuge wendete, flog zurück über unser Dorf und warf noch eine weitere Bombe ab. Diesmal wurde unser Haus getroffen, komplett zerstört, und die Tiere getötet. [...] Am 21. und 22. November schlugen vier Bodenraketen in Itum Kale ein. Die ersten drei töteten zwei Frauen, von denen die eine schwanger war, und ein sechs-jähriges Mädchen. Einem kleinen Jungen wurde der Arm abgerissen. Die vierte Rakete war anders als die anderen. Sie enthielt mehrere Splitterbomben, die erst später explodierten."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

24.10.1999 Zuliran, Zora, Zaline und ihre Mutter interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien bezüglich ihrer Flucht aus Grosny am 24.10.1999, kurz nachdem der Markt bombardiert wurde. Die Mutter: "Ich war unglaublich froh, unversehrt entkommen zu sein. Es war eine enorm große Menschenmenge auf dem Markt und nicht nur diejenigen, die einkauften. Der Markt von Grosny war ebenso ein Ort, an dem man seine Freunde treffen, die letzten Nachrichten austauschen konnte etc. Um 16:30, die Verkäufer waren gerade im Begriff ihre Stände abzubauen, wurde die Bombe abgeworfen. Im Bruchteil einer Sekunde wurde der Markt zu einem Blutbad. Fleischstücke wurden über den Boden verstreut. Es war ein einziges Geschrei und überall waren die verwundeten und die toten Menschen... In der darauf folgenden Nacht wurde das Entbindungskrankenhaus zerstört. Zwei Tage später entschlossen wir uns zur Flucht." Zora fährt fort: "Wir alle (meine Eltern, meine Brüder und Schwestern und ich) nahmen den Bus zum Haus unserer Verwandten in Nortchkaloi, ein Dorf mit etwa 70 Häusern nahe Chatoi... Während der Nacht vom 3. auf den 4. November wurde Nortchkaloi bombardiert."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

27.10.1999 Regierungstruppen setzen Grosny schwersten Angriffen aus , die Luftwaffe bombardiert die Stadt und tötet Dutzende von Tschetschenen. Tschetschenische Verteidigungsbeamte sprechen von 116 Personen, die bei diesen Angriffen starben.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

27.10.1999 Eine Zeugin berichtet Amnesty International, dass gegen 10:00 Uhr die Gebäude um das Krankenhaus Nr. 4 in Grosny bombardiert wurden.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.

27.10.1999 Amnesty International interviewte mehrere Zeugen, die bestätigten, dass während des Artillerie-Beschusses von Grosny am 27.10.1999, der laut Angaben russischer Truppen darauf abzielte, die Häuser von Schamil Bassajew, Alla Dudajewa und Movladi Udugow zu zerstören, mehrere Wohngebäude, das Krankenhaus Nr.4 und eine Busstation getroffen wurden, was zu Verlusten unter der Zivilbevölkerung führte. Angaben zufolge verursachten die Angriffe den Tod von 100 Menschen.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999

27./28.10.1999 Mitarbeiter des HALO-Trust in Grosny berichten, die Angriffe auf die Stadt am 27. und 28.10.1999 seien vollkommen wahllos gewesen und hätten angeblich dazu gedient, die Bevölkerung so zu erschrecken, dass sie aus der Stadt flüchtet. Die Organisation bestätigte auch, dass Tschetschenien ohne Gas-, Wasser- und Strom-Versorgung ist.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open Letter to the United Nations from the Secretary General of Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm

November

2.11.1999 Eine geflüchtete Ärztin berichtet, in Grosny sei ein Kinderkrankenhaus bombardiert worden. Die Patienten seien zuvor allerdings wegen Störungen in der Strom- und Medikamentenversorgung evakuiert worden.
Reuters-Bericht in Neue Zürcher Zeitung, 5.11.1999

5.11.1999 Russische Streitkräfte nehmen vor allem Grosny und seine Vororte unter Beschuss. Bei Angriffen auf die Orte Alkhan-Kala und Zakan-Jurt sollen drei Menschen getötet worden sein, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur afp vor Ort berichtete.
afp/dpa/rtr-Bericht in Frankfurter Rundschau, 6.11.1999

5.11.1999 Der 70-jährige Ali Magomadow sah, wie fünf seiner Nachbarn bei einem Luftangriff auf den Distrikt Oktyabrskii von Grosny getötet wurden.
Human Rights Watch, 10.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1110.htm)

7.11.1999 Mit unverminderter Härte setzt die russische Armee trotz internationaler Proteste ihre Angriffe fort. Allein im Großraum Grosny flog die Luftwaffe nach offiziellen russischen Angaben mehr als 50 Angriffe. Grosny meldete, dass seit Beginn der Luftangriffe Anfang September mindestens 320 Zivilisten getötet worden seien. Tschetschenische Angaben gehen von etwa 4.000 zivilen Opfern aus. Ein Fernsehkorrespondent berichtete von Angriffen auf Straßen im Süden Tschetscheniens, auf der Flüchtlingen nach Georgien unterwegs seien. Zahlreiche Flüchtlinge beschrieben ihre verlassenen Orte als Geisterstädte.
afp/ap/dpa-Bericht in Frankfurter Rundschau, 8.11.1999, und Reuters/dpa/AP-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.11.1999

7.11.1999 Zeugenaussagen zufolge wurden bei der Bombardierung von Grosny mindestens acht Zivilisten getötet.
Human Rights Watch, 10.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1110.htm)

8.11.1999 Bei erneuten Angriffen der russischen Luftwaffe sind nach tschetschenischen Angaben mehrere Personen getötet worden. Der russische Fernsehsender NTW und ein Interfax-Korrespondent vor Ort berichteten, die Luftwaffe habe 250-Kilo-Bomben abgeworfen, die im Stadtzentrum bis zu zwölf Meter tiefe Krater geschlagen hätten.
Reuters-Bericht in Neue Zürcher Zeitung, 9.11.99

12.11.1999 Die russische Luftwaffe flog einen der bisher heftigsten Angriffe auf Grosny. Nach Angaben des tschetschenischen Militärs wurden dabei etwa 20 Menschen getötet.
Reuters/AFP/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 13./14.11.1999

13.11.1999 Grosny wurde mit 180 Einsätzen binnen 24 Stunden erneut einem heftigen Bombardement durch die russische Luftwaffe ausgesetzt. Nach tschetschenischen Angaben wurden fünf neunstöckige Wohnhäuser vollständig zerstört. Demnach trafen russische Bomben auch einen Bunker im Stadtzentrum; dabei wurden neun Menschen getötet, unter ihnen sieben ältere Frauen.
ap-Bericht in Neue Zürcher Zeitung, 15.11.1999

16.11.1999 Die Angriffe auf Grosny werden vom russischen Militär mit unverminderter Heftigkeit fortgesetzt.
Reuters/AFP/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 17.11.1999

19.11.1999 Die russische Luftwaffe flog in den letzten 24 Stunden etwa 60 Angriffe auf die Stadt. Der russische Innenminister Ruschailo sagte, die Operation in Tschetschenien laufe erfolgreich nach Plan und es habe keine neuen Anweisungen gegeben.
BBC, 19.11.1999

21.11.1999 Heute wurde Grosny wieder bombardiert, sieben Zivilisten kamen dabei ums Leben.
Human Rights Watch (www.hrw.org/press/1999/nov/chech111125.htm), 25.11.1999

22.11.1999 Ruslan Kartojew, 20 Jahre alt, Bewohner des Vororts Katayam, ging gemeinsam mit einem Freund die Nijnaja Straße entlang, als sie unter Panzerbeschuss kamen. "Sie sahen uns, wir trugen keine Armeekleidung, wir transportierten Wasser in Schubkarren," sagte Kartoev. "Das Wetter war gut und klar, und eine der Raketen schlug in ein Haus ein. Es waren Schreie zu hören, aber ich weiß nicht, was dann geschah. Sie brachten mich sofort raus." Kartoew erlitt eine Sprenggeschosswunde in seinem rechten Bein. Er sagte auch aus, dass der nahegelegene Vorort Soljanaja Balka beschossen worden sei. "Wir hatten warmes schwefliges Wasser von den Brunnen dort geholt. Sie wissen, dass die Leute dort hingehen, um Wasser zu holen, darum haben sie geschossen."
Human Rights Watch, 6.12.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1206b.htm)

25./26.11.1999 Magomet Usmanow berichtet, dass gegen 14:00 Uhr am 25. oder 26. November drei Bomben in einen kleinen Basar einschlugen. Am nächsten Tag habe ein Flugzeug eine weitere Bombe über der gleichen Stelle abgeworfen. "Zwei Frauen starben direkt vor meinen Augen", sagte er.
Human Rights Watch, 6.12.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1206b.htm)

27.11.1999 Lyoma Maschtajew, 39 Jahre alt, berichtet gegenüber Human Rights Watch, dass acht Kriegsflugzeuge um 10:00 Uhr direkte Treffer im Sektor 30 des Distrikts Oktjabrskij landeten. Unter den Toten waren Maschtajews Neffe, Khasmagomet Magomadow, sowie Daud Khuschparow, Rukhman Kaisarow und eine ältere Frau und ihr Sohn, die in der Dal'naja Straße lebten. Maschtajew glaubt, dass 17 Menschen bei dem Angriff getötet wurden, aber ein anderer Bewohner Grosnys, 40 Jahre alt, behauptet, nur acht Personen seien dabei umgekommen.
Human Rights Watch, 6.12.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1206b.htm)

29.11.1999 Russische Truppen setzten ihre Angriffe auf Grosny fort. Der Bürgermeister, Letscha Dudajew, sprach am Wochenende von 260 registrierten Todesopfern, die der Angriff gekostet habe; tatsächlich betrage die Zahl der Opfer aber über 500.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.99 und AFP/AP/dpa-Meldung in die tageszeitung taz, 30.11.99

Dezember

Anfang Dezember 1999 Die Straßen um Grosny werden bombardiert. Eine Augenzeugin berichtet, die Felder entlang der Straßen aus Grosny heraus seien mit Leichen übersät; Leute, die fliehen wollten, würden aus Flugzeugen oder Hubschraubern beschossen.
die tageszeitung taz, 8.12.1999

2.12.1999 Die russische Artillerie und die Luftwaffe verstärken ihre Angriffe auf Grosny und die Städte Argun und Urus-Martan. In allen drei Städten schlagen nach Angaben der Agentur Interfax - die sich in diesem Falle auf tschetschenische Berichte stützt - Bomben, Granaten und Raketen ein.
dpa/ap/afp-Meldung in Frankfurter Rundschau, 3.12.1999

5./6.12.1999 Der tschetschenische Präsident Aslan Maschadow erklärte, in der Nacht sei über Grosnys Stadtvierteln Oktjabrskij und Antorschanowskij eine "chemische Waffe bisher unbekannten Typs" eingesetzt worden. In Oktjabrskij seien zuerst der 47 Jahre alte Marat Irischanow und seine 15 Jahre alte Tochter gestorben. Bis zum Morgen habe es 29 weitere Tote gegeben. Über 200 Verletzte seien gezählt worden. Ramisam Molajew, der von Granatsplittern verletzt bei Verwandten im Dorf Gekalo lag, erlebte, wie ein Verwundeter des Chemieangriffes hereingetragen wurde. "Die Haut auf seinen Armen hatte sich verfärbt und warf Blasen."
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 25./26.12.1999

6.12.1999 Nach Berichten des tschetschenischen Parlamentsabgeordneten Tutakow haben die russischen Truppen nun chemische Waffen eingesetzt. In zwei Außenbezirken Grosnys seien bei einem Angriff mit chemischen Substanzen 31 Menschen getötet und 200 verletzt worden.
Neue Zürcher Zeitung, 8.12.1999

6.12.1999 Am 6. Dezember warfen russische Flugzeuge Flugblätter über Tschetschenien ab. Sie fordern die Bürger auf, die Stadt bis zum 11. Dezember zu verlassen: 'Nur so können sie dem Tod entgehen und ihre Stadt retten', die russischen Streitkräfte werden alle Personen, die nach dem 11. Dezember noch in der Stadt sind, als 'Terroristen und Banditen' betrachten, die sie mit Artillerie und Luftangriffen zerstören werden. Man schätzt, dass sich im Moment noch bis zu 50.000 Zivilisten in Grosny aufhalten. Amnesty International teilt mit, der Abwurf dieser Flugblätter ändere nichts an Russlands Verpflichtung gegenüber internationalem Recht.
Amnesty International, News Release, EUR46/41/99, 7.12.1999

7.12.1999 Grosny und weitere tschetschenische Orte werden erneut mit unverminderter Heftigkeit bombardiert.
Florian Hassel in der Frankfurter Rundschau, 8.12.99

7.12.1999 Die Angriffe der russischen Armee auf Grosny gehen weiter. Entgegen der ursprünglichen russischen Zusagen seien bisher keine sicheren Fluchtkorridore aus Grosny eingerichtet worden, wie Flüchtlinge berichten. "Wir sehen nicht, wie die Menschen sicher die Stadt verlassen könnten", sagte ein Sprecher der UN-Hochkommission für Flüchtlinge in Genf.
AFP/Reuters/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 8.12.1999

7.12.1999 In einem Interview sagte der Vorsitzende der Grünen Bewegung Tschetscheniens, Dr. Ramsan Goitemirow, Russland hätte in seinem Krieg chemische Waffen eingesetzt. Diese Waffen würden nicht nur alles Lebendige vernichten, sie drängen auch in das Grundwasser ein und gelangten durch die Flüsse Sundscha und Terek bis ins Kaspische Meer. (...) die Zerstörung Grosnys sei begleitet von einer ökologischen Katastrophe, die die gesamte Region unbewohnbar macht und sich auf den gesamten Kaukasus auswirkt.
Gespräch mit Ekkehard Maaß, Vorsitzender der Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft, Berlin, 7.12.1999

8.12.1999 Schon jetzt ist Grosny ein großer Schutthaufen, trotzdem droht die russische Seite die totale Vernichtung der Hauptstadt an, mitsamt den zurückgebliebenen Zivilisten. Eine Einwohnerin sagt: 'Sie bombardieren uns aus Flugzeugen, Hubschraubern und Panzern. Sie töten unsere Kinder und alten Leute. Wir sind doch nur Zivilisten. Die Russen wollen jedoch keinen der 'Rebellen' entkommen lassen und kontrollieren jeden Flüchtling an der Grenze zu Inguschetien. 'Was sie mit uns machen, ist wie in Jugoslawien. Dort hat sich die Welt gegen das Unrecht bewaffnet. Aber für Tschetschenien interessiert sich keiner – alle verschließen die Augen,' so eine Flüchtlingsfrau.
Deutsche Welle, 8.12.1999

8.12.1999 In einem Interview mit der Basler Zeitung äußert sich der russische Militärspezialist Pawel Felgenhauer besorgt über die Situation in Grosny. Wörtlich sagt er: 'Ich denke, das Militär wird Grosny zur feuerfreien Zone erklären und sehr viel ernstere Waffen einsetzen. Militärisch ist es sinnlos, über Grosny einfach Bomben abzuwerfen. Grosny ist, wie alle sowjetischen Städte, für den Fall eines Atomkrieges mit den USA gebaut worden. Viele Häuser haben Betonbunker (...) es gibt ein unterirdisches Kommunikationsnetz. (...) Dann gibt es sogenannte Vakuum- und Aerosolbomben: Die segeln an einem Fallschirm zur Erde und setzen entzündbares Gas frei. Dieser Nebel wird gezündet und sorgt für eine mächtige Explosion, die selbst in schlecht gesicherte Bunker eindringt und alles Leben im Umkreis von mehreren 100 Metern vernichtet. (...) Außerdem schließe ich den Einsatz chemischer Waffen nicht aus.‘
Basler Zeitung, 8.12.1999

10.12.1999 Grosny wird weiterhin von Flugzeugen bombardiert und mit Artillerie beschossen. Eine Giftwolke treibe über Grosny hinweg, da tschetschenische Kämpfer im Dorf Chankala einen Behälter mit giftigen Chemikalien gesprengt hätten, wie das russische Militär erklärte.
ap/dpa/afp-Bericht in Frankfurter Rundschau, 11.12.1999

10.12.1999 Nach der massiven Kritik des Auslands am russischen Ultimatum für Grosny, hat Russland dieses abgeschächt und bekannt gegeben, dass Zivilisten die Stadt noch nach dem Ablauf der Frist verlassen könnten.
Hamburger Abendblatt, 11.12.1999

12.12.1999 Die tschetschenische Hauptstadt ist erneut von russischen Truppen beschossen worden. Man geht davon aus, dass noch 40.000 Zivilisten in der Stadt leben. 'Krieg ist Krieg,' sagte der General Troschew zu den möglichen Folgen des Beschusses für die Bürger Grosnys.
Spiegel online, 13.12.1999 (www.spiegel.de)

22.12.1999 Die tschetschenische Haupstadt stand in der Nacht unter dem massivsten Artilleriefeuer seit zwei Wochen.
AFP/dpa/AP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 23.12.1999

25.12.1999 Die "Hauptetappe der Operation zur Säuberung Grosnys" hat nach Militärangaben um Null Uhr in der Nacht zum Sonnabend (25.12.) begonnen. Unterstützt durch massive Angriffe der Artillerie und Luftwaffe auf das gesamte Stadtgebiet rücken russische Einheiten in die zertrümmerte Innenstadt vor.
dpa-Bericht im Göttinger Tageblatt, 27.12.1999

25.12.1999 Über die 'humanitären Korridore' haben 5.300 Flüchtlinge Grosny verlassen.
Itar-tass, 26.12.1999

25.12.1999 Russische Soldaten tragen Gasmasken, während sie sich darauf vorbereiten, in ein Haus einzudringen, in dem zwölf Tonnen der Chemikalie 'Phosgene' gefunden wurden. Die russische Seite sagte aus, die Tschetschenen benutzten chemische Stoffe im Häuserkampf in Grosny.
Itar-tass, 26.12.1999

27.12.1999 Die Behauptungen russischer Militärs, man könne mit genauen Schlägen die Terroristen treffen und die Zivilbevölkerung schonen, seien unglaubwürdig. Die Armee setzt die Raketenwerfer vom Typ "Grad" (Hagel) ein, die in 20 Sekunden vierzig Raketen abfeuern – auf einer Fläche von fast 15 Hektar wird so buchstäblich alles vernichtet. Das Haus des meist gesuchten tschetschenischen Führers Schamil Bassajew wurde getroffen und vier seiner Leibwächter wurden getötet. Bei dem Angriff wurden jedoch auch mehrere fünf- und einstöckige Wohnhäuser getroffen sowie ein Taxistand in der Nähe. Alle Fahrer und die dort befindlichen Zivilisten kamen ums Leben. Es werden zudem betonbrechende Bomben eingesetzt. Sie zerschießen auch die Keller der Wohnhäuser, in denen sich noch Zivilisten verstecken.
Markus Wehner in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.1999

27.12.1999 Nachschublinien der Tschetschenen wurden vor Grosny von der russischen Armee mit Aerosol-Bomben angegriffen. Diese setzen ein brennbares Gas frei. Die Bomben hätten starke Explosionen ausgelöst, meldete Inter-Fax.
ap-Bericht in Göttinger Tageblatt, 28.12.1999

28.12.1999 Alle Krankenhäuser in der tschetschenischen Hauptstadt wurden von Bomben zerstört, schreibt Médecins du Monde in einer Anzeige.
International Herald Tribune, 28.12.1999

30.12.1999 Die groß angelegte Offensive gegen Grosny dauert an. Eine 400 Mann starke tschetschenische Kampfeinheit kämpft unter der Leitung von Beslan Gantamirow an vorderster Front für die russischen Truppen. Sie sind mit der sogenannten Säuberung des Distrikts Staropromyslowskij beauftragt.
http://www.dp.ru, 30.12.1999

Januar

1.1.2000 Das Zentrum von Grosny wurde am Neujahrstag in mehreren Wellen von Tieffliegern aus bombardiert. Die russische Artillerie verstärkte das Trommelfeuer von den umliegenden Bergen aus. "Es gab keine Möglichkeit, sich auszuruhen", sagte eine Frau, "sie haben die ganze Nacht gebombt."
dpa/AP/Reuters-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 3.1.2000

10.1.2000 Im Staropromyslowskij-Bezirk unterstützen Su-24-Kampfhubschrauber russische Truppen mit Bombardements angeblicher Tschetschenen-Stellungen. Die russische Artillerie beschieße die Industriezonen von Grosny, berichtete ein Korrespondent.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 10.1.2000

10.1.2000 Der russische Verteidigungsminister Sergejew gibt die Wiederaufnahme der Bombardierung Grosnys durch die russische Luftwaffe bekannt. Die angekündigte Feuerpause für Grosny ist damit nach drei Tagen bereits beendet.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 11.1.2000, und AFP/dpa-Meldung in die tageszeitung taz, 11.1.2000

11.1.2000 Die russische Luftwaffe bombardiert erneut Ziele in Grosny und in den Bergen im Süden Tschetscheniens.
Reuters/AFP-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.1.2000

13.2.2000 Grosny steht weiterhin unter Bombardements der russischen Luftwaffe. In der Stadt liefern sich russische Soldaten und Widerstandskämpfer Stellungskämpfe.
afp-Meldung in Frankfurter Rundschau, 14.1.2000, und dpa/Reuters/AFP/epd-Bericht in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.1.2000

Mitte Januar 2000 Entgegen der westlichen Kritik setzt Russland seine Angriffe auf Ziele in Tschetschenien mit unverminderter Härte fort. Laut Berichten der Nachrichtenagentur Interfax flogen russische Kampfflugzeuge binnen 24 Stunden über 110 Einsätze über Grosny und weiter südlich gelegenen Regionen um Wedeno und Argun. Die Angriffe gelten als die schwersten seit Wochen.
rtr-Meldung in die tageszeitung taz, 18.1.2000

17.1.2000 Die humanitäre Situation in Grosny ist katastrophal, Zivilisten sind in den Kellern ohne Nahrungmittel und ohne Geld, um sich etwas zu kaufen. Es scheint, als bereiteten die Tschetschenen ihren Rückzug aus Grosny vor.
17.1.2000 www.hro.org/war/116htm

18.1.2000 Russische Truppen sind nach dem schweren Beschuss ins Zentrum der tschetschenischen Hauptstadt vorgestoßen. Es heißt, die Russen hätten die Stellungen der Tschetschenen durchbrochen und seien aus zwei Richtungen in das Stadtzentrum vorgerückt. Damit sei die 'entscheidende Phase der Befreiung Grosnys erreicht', so das Verteidigungsministerium.
18.1.2000 Spiegel online

19.1.2000 In Grosny liefern sich russische und tschetschenische Kämpfer weiterhin erbitterte Gefechte; offenbar hat die "Entscheidungsschlacht" um die Hauptstadt begonnen. Von der Zivilbevölkerung sind etwa 10 000 bis 25 000 Einwohner zurückgeblieben. Sie halten sich überwiegend in Kellern versteckt und leiden seit Wochen unter Hunger und Kälte.
ap-Meldung in Neue Zürcher Zeitung, 20.1.2000

19.1.2000 Angehörige der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial interviewten Überlebende aus Grosny in einem Krankenhaus in Sleptsovskaja. Am 19. Januar hatten sich die beiden Frauen zum ersten Mal aus ihrem Keller getraut. Sie wurden von russischen Soldaten gestellt, eine der Frauen war zu diesem Zeitpunkt schon verletzt, sie fragte um Hilfe, einer der Soldaten warf ihr einen Packen Verbandsmaterial hin. Die Soldaten jagten sie wieder in den Keller und beschossen den Keller mit Tränengas, sie riefen um Hilfe, dann fingen die Soldaten an, Granaten zu werfen, eine der Kellerbewohnerinnen starb sofort, weitere Granatsplitter töteten andere Mitglieder der Gruppe, die befragte Frau fiel in Ohnmacht. Als sie wieder aufwachte, war es schon dunkel, sie versuchte in einem anderen Keller Unterschlupf zu finden, die verängstigten Bewohner wiesen sie aber wiederholt ab. Sie versuchte, verletzt wie sie war, aus der Stadt zu fliehen, dabei hörte sie viele Geschichten darüber, wie russische Soldaten Tschetschenen erschossen. Sie hatte Glück und entkam aus Grosny.
Memorial liegen zahlreiche solcher Berichte vor.
29.1.2000 Memorial in www.memo.ru

18.1.2000 Die russische Luftwaffe hat einer Itar-Tass Meldung zufolge innerhalb von 24 Stunden auf Grosny und die Gebirgsregion 180 Agriffe geflogen.
rtr, dpa, afp, 19.1.2000

23.1.2000 Nur 81 Zivilisten ist es in den letzten 24 Stunden gelungen, Grosny zu verlassen. Grosny brennt, eine dicke Rauchwolke hängt über der Stadt, Ölraffinerien, die chemische Fabrik und Wohnhäuser stehen in Flammen, Zeugen sagen, dutzende Leichen lägen auf den Straßen.
23.1.2000 www.hro.org/war/122.htm

25.1.2000 Die russischen Truppen setzten in der Nacht ihre Angriffe auf das Zentrum Grosnys fort. In der Stadt ausharrende Zivilisten sprachen von "einer der schrecklichsten Nächte seit Beginn der Kämpfe".
epd/AFP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 26.1.2000

27.1.2000 In Grosny wird weiterhin erbittert gekämpft. Die russische Luftwaffe flog nach eigenen Angaben innerhalb von 24 Stunden über 100 Einsätze.
dpa/afp/rtr-Meldung in Frankfurter Rundschau, 28.1.2000

30.1.2000 Grosny befindet sich weiterhin unter fast pausenlosem Beschuss durch russische Artillerie und Kampfflugzeuge, die ihre Angriffe noch einmal verstärkt haben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.1.2000

Februar

6.2.2000 Grosny ist - fünf Monate nach Beginn der russischen Offensive - von der russischen Armee eingenommen. "Die Operation zur Befreiung Grosnys ist zu Ende", kommentiert Putin.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.2.2000

8.2.2000 Niemand weiß genau, wieviele Tote in den Ruinen liegen. Augenzeugen und Menschenrechtsgruppen werfen den russischen Soldaten schwere Gräueltaten vor. Sie sollen Frauen in ausgebombten Häusern zusammengetrieben und erschossen haben, sie sollen ihnen den Schmuck vom Leib gerissen und sie anschließend mit Benzin übergossen haben. Die russische Armee weist die Berichte über Massaker an der Zivilbevölkerung zurück.
Deutsche Welle, http://www.dwelle.de, 8.2.2000

12./13.2.2000 Das Ausmaß der Verwüstung in Grosny sei so groß, dass kaum ein Gebäude zu finden sei, das nicht durch Artilleriebeschuss beschädigt, von Bomben bis auf die Grundmauern zerstört oder von Kugeln durchsiebt sei. Russische Offiziere sagten, die Stadt könne nicht wiederaufgebaut werden.
Michael R. Gordon in International Herald Tribune, 12./13.2.2000

Anfang Februar "Der ganze Distrikt, in dem auch mein Appartement-Haus bombardiert wurde, wurde niedergebrannt", erzählte Frau Shchelchkova dem Journalisten Michael R. Gordon.
Michael R. Gordon in International Herald Tribune, 12./13.2.2000

20.2.2000 Minen-Such-Einheiten sprengen Stadtteile. Der Minutka-Platz, mit hauptsächlich neun-stöckigen Gebäuden, ist total zerstört.
War and Human Rights. February 20, 2000. (http://www.hro.org/war/153.htm)

17.2.2000 Unter dem Titel 'Die Militärs brauchen keine Zeugen' veröffentlichte 'Russkij DEADLINE' analytisches Material Wladimir Woronows über die Ereignisse in Grosny: "In der Stadt findet eine totale Treibjagd statt, in deren Verlauf alle tschetschenischen Männer festgenommen und in Filtrationslager verbracht werden. Die freie Bewegung in den Straßen der in Sektoren aufgeteilten Stadt ist verboten.
Wenn diese Stadt für alle geschlossen ist, darunter auch für die schon längst nicht mehr sturen Journalisten, dann bedeutet dies, dass man dort etwas zu verheimlichen wünscht. Oder hat etwa die Armeeleitung es sehr eilig, ein paar Stadtviertel zu sprengen, um die Spuren eigener Verbrechen zu verbergen? Ginge man durch die Keller, würde sich einem das Horror-Bild der Vernichtung der zivilen Bevölkerung präsentieren. Nicht nur der während der Beschießungen und Bombardierungen, sondern auch der während der Säuberungen, als die Keller einfach mit Granaten zugeworfen wurden. Indem die Ruinen der Wohnviertel gesprengt werden, kann ohne große Mühe das Problem der Verheimlichung von Beweisstücken und der Bestattung von mehreren zehntausend Opfern gelöst werden. Und gegen Sommer hin wird allein der durch die Steintrümmer hervorbrechende Leichengestank darauf hinweisen, das hier Menschen begraben liegen. Außerdem müssen noch vor der Massenüberflutung durch die Presse von Grosnys Straßen die angeschossenen und verbrannten Panzer weggeräumt werden, deren Zahl die offiziellen Angaben über die Verluste widerlegen könnten."
Russkij Deadline, 17.2.2000

21.2.2000 Mit einer Militärparade in Grosny haben die russischen Truppen die Eroberung Grosnys gefeiert. An der Parade drei Wochen nach der Einnahme der Stadt nahm auch Russlands Verteidigungsminister Igor Sergejew teil.
Handelsblatt, 21.2.2000

23.2.2000 Ein Journalist der Zeitung ‚Die Presse‘ berichtet aus Grosny, die Stadt sei ein Trümmerfeld. Schützenwagen patrouillierten durch die Straßen. Die Bäume der Stadt seien von Splittern zerfetzt. Bis zum ersten März sei Grosny für Zivilisten geschlossen. Die russischen Militärs begründen das damit, dass Minen geräumt und Leichen geborgen werden müssten. Man schätzt, dass an die 3000 Tote in den Kellern und unter den Trümmern liegen.
Die Presse, 23.3.2000

26.2.2000 In einer Erklärung von Aktivisten aus Tschetschenien zur Lage in Grosny heißt es: "Aber auch nachdem die Eroberung der tschetschenischen Hauptstadt beendet ist, geht die barbarische Zerstörung der Stadt unter dem Vorzeichen des Schutzes der zivilen Sicherheit weiter. "
War and Human Rights. February 28, 2000. (http://www.hro.org/war/162.htm)

März

1.3.2000 Radio Liberty berichtet von der Pressekonferenz mit dem Journalisten Andrej Babizki, er habe auf seinen Video-Bändern Beweise über den Tod vieler Zivilisten in Grosny während der Bombardierungen.
War and Human Rights. March 1, 2000. (http://www.hro.org/war/164.htm)

13.3.2000 In Grosny sollen immer noch etwa zweimal wöchentlich sogenannte ‚Säuberungen‘ durchgeführt werden. Am letzen Wochenende wurde ein Dorf in der unmittelbaren Nähe von Grosny ‚gesäubert: "Die Soldaten kommen ins Haus, schlagen die Leute und tragen sie weg. Sie schlagen Frauen, holen Kinder aus den Betten. Die Mütter versuchen, ihre Söhne zu verteidigen. Sie nehmen alles mit, was da ist, sie verlangen Essen, Dollars, alles fordern sie den Leuten ab. Den Videorekorder, Lautsprecher, Fernsehgeräte, Teppiche."
Radio Free Europe, 14.3.2000

17.3.2000 In Grosny sollen noch etwa 17.000 Menschen leben. Sie haben aber keinen Strom, keine ausreichende Lebensmittelversorgung und kein Wasser. Ein großes Problem sind auch die Minen, die in der ganzen Stadt gelegt worden sind. Als der Menschenrechtsbeauftragte des Europarates, Alvaro Gil-Robles, in Tschetschenien war, trat sein Leibwächter auf eine Mine und starb.
17.3.2000 Die Presse

April

11.4.2000 Das ZDF sendete eine Dokumentation über den "Engel von Grosny", Chadyschat Gatajewa. Die Moskauer ZDF-Korrespondenten begleiteten die Frau nach Grosny, wo sie Waisen aus den Trümmern holt und in die sichere Nachbarrepublik Inguschetien bringt. Die 35-Jährige hat selbst zahlreiche Verwandte in diesem Krieg verloren. Sie sagt: "Befreien wollen sie uns, sagen die Russen. Ja sie haben uns wirklich befreit. Von unseren Wohnungen, Von all dem, was wir hatten. Und viele unserer Kinder von ihren Eltern." Zum Beispiel Tamara Dudajewa, ein zwölfjähriges Mädchen aus Grosny, das miterlebt hat, wie ihre Eltern und die Großmutter am 2.12.1999 auf der Landstraße nach Goiti von russischen Soldaten erschossen wurden. Auf der Flucht aus dem brennenden Grosny wurden sie aus dem Auto gezerrt und umgebracht. Tamara blieb blutüberströmt auf der Straße liegen, mit sieben Einschüssen in den Beinen. Sie wurde von Chadyschat Gatajewa gefunden und konnte so überleben.
ZDF-Pressemitteilung, 10.4.2000

23.4.2000 Nach zwei Monaten haben die russischen Truppen die Räumung Grosnys von Minen beendet. Über 120.000 Minen seien aus den Trümmern der Hauptstadt geborgen worden. Über die Zukunft Grosnys ist noch nicht bekannt geworden, einige russische Politiker spielen wohl mit dem Gedanken, die Hauptstadt Tschetscheniens nach Gudermes zu verlegen, anstatt Milliarden in den Wiederaufbau Grosnys zu stecken.
AP, 23.4.2000

28.4.2000 Der UNHCR und seine Partner verteilen im Moment 60 Tonnen Hilfsgüter in Grosny. Der Großteil der Hilfe geht an etwa 280 Personen, die sich wegen Krankheiten, Alter, Verletzungen etc. nicht selbst versorgen bzw. Es nicht zu den in der Stadt eingerichteten Suppenküchen schaffen.
UNHCR, 28.4.2000

29.4.2000 Die letzten russischen Bewohner Grosnys wollen die Stadt nicht verlassen, obwohl das Ministerium für Katastrophenschutz sie zu überreden versucht. "Es ist leichter zu sterben, als wegzugehen," sagt eine alte Russin. Die wenigen tschetschenischen und russischen Nachbarn helfen zusammen, von nationalem Hass ist in der Steinwüste Grosnys nichts zu spüren.
FAZ, 29.4.2000

Mai

25.5.2000 In Grosny werden systematisch Häuser und Ruinen vermint, die Kämpfe in der Stadt sind wieder aufgeflammt. Angesichts der neuen Kämpfe verlassen zahlreiche Flüchtlinge, die in den vergangenen Wochen in die Stadt zurückgekehrt waren, Grosny wieder.
APA, AP, dpa, sda, ITAR-TASS, Dolomiten Online, 26.5.2000

Juni

1.6.2000 Die Totalität der Zerstörung der ehemaligen Hauptstadt Tschetscheniens sei unfassbar, es gebe kein einziges intaktes Gebäude mehr in der Stadt. Suchtrupps des Ministeriums für Katastrophenschutz haben bisher knapp 1100 Leichen aus dem Trümmern geholt und begraben. Ein Ende ihrer Arbeit ist aber nicht in Sicht, und die tatsächliche Opferzahl dürfte wesentlich höher liegen.
NZZ, 1.6.2000

10./11.6.2000 Am 9. Juni sind in Grosny drei Ärzte getötet und drei weitere verletzt worden. Die russischen Behörden machen Tschetschenen dafür verantwortlich. Der Krankenwagen der Mediziner sei mit automatischen Waffen beschossen worden. Die Opfer waren Fachärzte für Seuchenerkrankungen. In Grosny droht der Ausbruch von Thyphus und Beulenpest.
Reuters, NZZ, 10./11.6.2000

21.6.2000 Grosny wird zwar nicht mehr bombardiert, es finden aber immer noch fast jede Nacht Kämpfe zwischen russischen Soldaten und tschetschenischen Kämpfern statt. Für die Zivilisten in Grosny ist die Situation immer noch sehr schwierig. Die russische Verwaltung hat in kurzen Abständen sogenannte "Check Points" in der Stadt eingerichtet. Dort werden die Passanten und Autofahrer überprüft. Die Soldaten verlangen an jedem Checkpoint hohe Schmiergelder. Normalerweise muss man für ein Auto 1US-Dollar und für einen Bus 2US-Dollar bezahlen. Wenn der Passant kein Geld hat, verlangen die Soldaten Zigaretten oder Alkohol.
AP, 21.6.2000

Juli

13.7.2000 In Grosny sind mehrere tausend Menschen von Hungersnot bedroht. Die Behörden baten am Donnerstag dringend um internationale Hilfe für die 140 000 Einwohner der Stadt. Es fehlten Lebensmittel und Medikamente. Siebzig Prozent der Einwohner lebten unter freiem Himmel, und die Seuchengefahr nehme zu. "Es geht darum, Zehntausende vor dem Hungerstod zu retten", so der stellvertretende Bürgermeister.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.7.2000

25.7.2000 Bei Gefechten nahe Grosny sind nach Angaben der russischen Armee etwa 60 Tschetschenen getötet worden.
APA, 25.7.2000

26.7.2000 Bei Gefechten in einem Vorort Grosnys haben sich tschetschenische Kämpfer und russische Soldaten schwere Kämpfe geliefert. 200-300 Tschetschenen seien eingekreist worden, berichtet der Privatsender NTV, ohne besondere Angaben über Opfer machen zu können. Ein Sprecher des Kreml widersprach Berichten über Kämpfe. Ein Kommandeur der russischen Luftwaffe erklärte, eine Gruppe von 2000 Kämpfern der Tschetschenen müssten eliminiert werden und dürften keine Amnestie erwarten.
AFP, 27.7.2000

27.7.2000 Russische Flugzeuge flogen gestern 50 oder mehr Angriffe auf Stellungen der Tschetschenen nahe Grosny, sagte ein Kremlsprecher.
dpa. 28.7.2000
Juli 2000 Das Danish Refugee Council hat geschätzt, dass die Einwohnerzahl Groznys bei 66.000 liegt.
Danish Refugee Council, auf der homepage: www.drk.dk

August

17.8.2000 Tschetschenische Kämpfer bombardieren ein Wahllokal in Grosny und töten dabei zwei Zivilisten. Vier russische Soldaten werden verletzt, so ein Sprecher von Maschadow.
Dpa, Yahoo News, 17.8.2000

September

6.9.2000 Die Verwaltung Tschetscheniens soll wieder von Grosny aus organisiert werden. Ab dem 15.10 sollen zwei Gebäude in der Hauptstadt soweit renoviert sein, dass die tschetschenische Verwaltung beherbergen können. Dies soll die tschetschenische Zivilbevölkerung motivieren, in die Stadt zurückzukehren.
Iswestija, Moskowskij Komsomolets, 6.9.2000

7.9.2000 In Grosny finden immer wieder Straßenkämpfe zwischen Tschetschenen und Angehörigen der russischen Truppen statt, allein am 7.9.eröffneten Tschetschenen dreimal das Feuer auf Soldaten an den Kontrollpunkten in Grosny.
AFP, 7.9.2000

13.9.2000 Bei einem Bombenanschlag auf einen Strassenmarkt in Grosny sind eine 35-jährige Frau und ihre 12-jährige Tochter getötet worden. Ein unbekannter Mann habe einen Kleintransporter auf den Markt gefahren und dort stehenlassen. Wenige Minuten später sei das Fahrzeug explodiert, so der Sprecher der russischen Verwaltung.
AP-Bericht in Neue Züricher Zeitung, die tageszeitung TAZ 14.9.2000

25.9.2000 Zwei Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau recherchieren über Kriegsverbrechen und den Terror an der Zivilbevölkerung in Grosny. Dabei berichten sie über einen Vorfall in Grosny: Ein mit 25 Zivilisten besetzter Bus wurde ohne Grund von Angehörigen der Einheiten des Innenministeriums aus der Stadt Saratwo beschossen. Die Panzer überholten den Bus, der sich gerade in Bewegung gesetzt hatten und die Soldaten feuerten gezielt von hinten, der Seite und von vorne auf den Bus. Eine junge Mutter starb, vier Personen wurden zum Teil schwer verletzt.
Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, 10.10.2000

Bombardierungen zivilier ZieleOben

a ) Städte und Dörfer

September

September 1999 Adam und Yare, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien: "Die Bombardierung von Urus Martan begann im September. An einem Tag, Anfang des Monats, wurden 20 Häuser im südlichen Teil des Dorfes dem Erdboden gleich gemacht. Ende September oder Anfang Oktober begannen die Russen Bodenraketen zu benutzen. Einem unserer Nachbarn wurde der Kopf von einer Rakete abgerissen, als er nach seinem Vieh sah. Er war 32. Das war der Moment, in dem wir uns entschlossen zu gehen."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

7.9.1999 Die russische Luftwaffe bombardiert tschetschenische Dörfer nahe der Grenze zu Dagestan.
Center for Defense Information, 7.9.1999 http://www.cdi.org

7.9.1999 In Elistanzhi wurden 32 Zivilisten getötet und mehr als 200 verletzt.
Ministry of Foreign Affairs of the Chechen Republic Ichkeria. Current Events. 7.9.1999

7.9.1999 Russische Flugzeuge bombardieren die Dörfer Serschen-Jurt, Bamut, Naur und Koshkeldy. Innerhalb der letzten 24 Stunden wurden aufgrund von Luftangriffen und Beschuss 42 Zivilisten getötet und etwa 60 verletzt.
Ministry of Foreign Affairs of the Chechen Republic Ichkeria. Current Events. 7.9.1999

19.9.1999: Über 300 Menschen, davon mehr als 200 Zivilisten, starben bei den jüngsten Bombenangriffen der russischen Luftwaffe auf tschetschenische Dörfer.
Refugees Daily (www.unhcr.ch), 20.9.1999

24.9.1999 Während eines Luftangriffs entlang des Rostov-Baku-Highway nahe der Stadt Samaschki werden acht Zivilisten in einem Bus getötet. Berichten aus Tschetschenien zufolge wurden mehrere Gebiete mit einer hohen Konzentration an Zivilbevölkerung, inklusive einer Fernsehstation, beschossen.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open Letter to the United Nations from the Secretary General of Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm

26.9.1999 Bei einem Angriff auf Staraya Sunzha werden sieben Mitglieder der Familien Umkhajew und Temirsultanow getötet. Auch eine Schule wird getroffen, dabei werden etwa 20 Schüler verletzt.
Human Rights Watch, 1.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chechb1101.htm)

27.9.1999 Während eines Luftangriffs bombardiert das russische Militär eine Schule und Häuser in der Stadt Staraja Sunzha, einem Vorort nördlich von Grosny. Laut Berichten werden dabei 21 Zivilisten getötet und 44 verwundet.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open Letter to the United Nations from the Secretary General of Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm

27.9.1999 Bei Angriffen der russischen Luftwaffe auf Tschetschenien sterben 50 Personen.
Daily Telegraph in Refugees Daily (www.unhcr.ch), 28.9.1999

27.9.1999 Bei einem Bombenangriff auf Dzhokhar werden sechs Menschen getötet: Ramazan Temirsultanow (33), seine Mutter, seine Tochter, seine Freundin Liza Hadzhinowa (21 und schwanger) sowie zwei Kinder.
Chechnya. Crime against humanity, 6.11.1999 http://www.ichkeria.org

28.9.1999 Die Behörden in der Republik Tschetschenien geben die Zahl der getöteten Zivilisten seit Beginn der Bombardierungen mit 400 bis 500 Personen an. Über 1.000 seien verletzt worden. Die Hälfte der Toten und Verletzten seien Frauen und Kinder.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open Letter to the United Nations from the Secretary General of Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm

Oktober

1.10.1999 Tschetschenische Repräsentanten berichten, dass russische Lufteinsätze gegen "friedliche Dörfer" geflogen wurden, darunter Sholkowskoje, Nashai Jurtowskoje und Sharoiskoje sowie ein Dorf, das sich drei Kilometer von Grosny entfernt befindet. Tschetschenischen Angaben zufolge wurden bisher 200 Menschen getötet.
World Socialist Web Site, 2.10.1999 (http://www.wsws.org/articles/1999/oct1999/chec-o02.shtml)

3.10.1999 Human Rights Watch bestätigt den Angriff russischer Flugzeuge auf Urus-Martan, 15 Meilen südlich von Grosny, der den Tod von 27 Zivilisten verursacht. Außer Urus-Martan wurde in der ersten Oktober Woche 1999 die Stadt Novyi Sharoi kontinuierlich angegriffen. Nach einer Untersuchung von Human Rights Watch sollen Dutzende Zivilisten getötet worden sein.
Human Rights Watch Moskau, Presseerklärung vom 9.11.1999
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

4.10.1999 Laut Aslan Maschadow hat die russische Luftwaffe bereits 40 tschetschenische Dörfer zerstört.
Berlin Online, 4.10.1999, http://www.BerlinOnline.de

5.10.1999 Ein Regierungspanzer feuert auf einen Bus nahe Chervlyonnaya und tötet dabei Berichten zufolge 28 Zivilisten.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

5.10.1999 In den Dörfern nördlich des Terek Flusses starben fünfzehn Zivilisten unter Granatenbeschuss während der Gefechte zwischen russischen Truppen und Tschetschenen.
New York Times in Refugees Daily, 5.10.1999 www.unhcr.ch

5.10.1999 Der stellvertretende tschetschenische Ministerpräsident, Kasbek Machaschew, berichtet, dass binnen 24 Stunden insgesamt mindestens sechs Regionen in Ost- und Zentraltschetschenien bombardiert wurden.
Hamburger Abendblatt, 15.10.1999

6.10.1999 Die Distrikte Wedenski, Nojay-Jurtovski, Shelkovskoy und Nadterechniy wurden den ganzen Tag über beschossen. Die russische Luftwaffe bombardierte die Dörfer Serschen-Jurt, Sharo-Argun, Makhketi und Bamut. 27 Personen wurden getötet und etwa 60 verletzt.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999

7.10.1999 Laut Berichten von Nichtregierungs-Organisationen greifen Regierungstruppen das Dorf Elistanzhi an und töten dabei 48 Zivilisten.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

7.10.1999 Zeugenaussagen zufolge, die von Amnesty International zusammengetragen wurden, und laut Berichten von Memorial-Mitgliedern, die Tschetschenien zwischen dem 9. und dem 12. Oktober besuchten, fand am 7. Oktober ein Angriff auf das Dorf Elistanzhi statt, bei dem 48 Zivilisten getötet und über 100 verletzt wurden. Interviews mit Verwundeten aus Elistanzhi zufolge war nur ein Mann unter den Getöteten, der Rest waren Frauen und Kinder.
Eine Zeugin: "Um 19:30 begannen zwei Flugzeuge das Dorf von sehr weit oben zu bombardieren, zu einer Zeit, in der die Menschen Kartoffeln und Mais sammelten, um überleben zu können." Zeugen und Opfer sagten aus, weder tschetschenische Kämpfer noch militärische Ziele hätten sich vor und während des Angriffs im Dorf befunden.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.

7.10.1999 Der Versuch der russischen Truppen, den Terek Fluss im Gebiet des Dorfes Chervlennaya zu erreichen, schlug fehl. Zwölf Personen wurden dabei getötet, 20 weitere verletzt.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999

7.10.1999 Am Abend wird ein Bus, in dem sich friedliche Menschen befinden, beschossen. Dabei werden 42 Personen getötet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999

8.10.1999 Sultan und Mariam, interviewt in Georgien von 'Ärzte ohne Grenzen': "Die Bombardierung von Urus Martan mit Bodenraketen begann am 8. Oktober. An dem Tag wurden 16 Menschen (eine Frau, einige Kinder und zwei Männer) im Keller getötet."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

11.10.1999 Aus der Richtung von Dagestan werden Wedenski und Nojay-Jurt beschossen. Mehr als 35 Häuser werden zerstört und sechs Menschen verletzt. Auch die Dörfer Zandak, Shikhoy, Galaiti und Makhketi stehen unter Beschuss. In Gudermes werden zwei Landarbeiter aus der Luft beschossen. Einer von ihnen wird getötet, der andere schwer verletzt.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999

12.10.1999 Die russische Luftwaffe bombardiert das Dorf Dolinsk und drei Teile der Ortschaft Molsovkhoz. Tolstoy-Jurt und Goryachiwodskaja stehen unter Artillerie-Beschuss. Zwei Menschen werden verletzt. Auch Bamut wird bombardiert.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999

18.10.1999 Amnesty International wurde von einem Angriff berichtet, der in der Nacht des 18. Oktober im Dorf Gekhi im Distrikt Urus Martan stattfand. Eine Bodenrakete zerstörte zehn Häuser. Unter den Verwundeten war die acht-jährige Aset Scharipowa, die einen Teil ihres Fußes verlor.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999

19.10.1999 Bei einem Angriff auf Urus-Martan wird der 50-jährige Ibrahim Umalatow getötet, kurz bevor er mit seiner Frau und den Kindern den schützenden Keller erreicht.
Human Rights Watch, 9.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1109.htm)

19.10.1999 Das Gebiet um das Krankenhaus in der Stadt Urus-Martan wird angegriffen. Die Zeugin Rosa Scharipowa berichtet von acht Personen, die im Krankenhaus an ihren Verletzungen starben.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.

19.10.1999 Der Basar in Schali ist angegriffen worden, dabei kamen nach Angaben von Chris Hunter 20 Menschen ums Leben.
Chris Hunter, Center for Peacemaking and Community Development, Moskau, 20.10.1999

21.10.1999 Explosionen in einer Moschee in Kalinina, einem Vorort von Grosny. 41 Menschen, die sich zum Abendgebet in der Moschee versammelt haben, sterben.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.

23.10.1999 Als eine Splitterbombe im Dorf Novy Sharoy im Distrikt Achkhoy Martan explodiert, werden zwei Männer verletzt. Etwa 17 Kinder zwischen zehn und dreizehn Jahren werden verwundet. Sieben Menschen sterben auf der Stelle. Dem 32-jährigen Ali Gunaschow werden beide Beine amputiert, der zweite Mann, Mohamed, erleidet einen Schädelbruch und eine Hirnverletzung. Auch ihm müssen die Beine amputiert werden.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999

23.10.1999 Drei Zeugen zufolge werden bei den russischen Angriffen auf Novyi Sharoi mindestens neun Menschen getötet und weitere zehn verletzt.
Human Rights Watch, 9.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1109.htm)

23.10.1999 In Serschen-Jurt starben am 23.10.1999 durch einen russischen Bombenangriff 27 Menschen, darunter neun Kinder.
BBC News, 24.10.1999

23.10.1999 Mit drei Raketen wurde Argun bombardiert, sie schlugen in einer Schule einer Mehlfabrik und einer medizinischen Einrichtung ein, dabei wurden elf Menschen getötet.
BBC News, 24.10.1999

24.10.1999 Amnesty International berichtet, dass das Dorf Samaschki bombardiert worden sei. Es hätten seit dem 22. Oktober jede Nacht Angriffe stattgefunden, am schlimmsten war es am 26. Oktober und über den gesamten Tag des 27. Oktober und 2. November. Es gab hohe Verluste. Der schlimmste Angriff sei der vom 27. Oktober gewesen. Ein Mann berichtet nach seiner Flucht von Samaschki nach Inguschetien, es seien keine tschetschenischen Kämpfer im Dorf gewesen, da sie das Dorf schon vor Einsetzen der Angriffe verlassen hätten. Diese Aussage wird von einer weiteren Zeugin bestätigt. Sie sagt aus, dass die Kämpfer schon Wochen vor dem Angriff abgezogen seien. Nur die Ärmsten, Ältesten und die Waisen seien noch in Samaschki. In Samaschki sollen 16 Zivilisten getötet worden sein.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999, Chris Hunter, Centre for Peacemaking and Community Development, Moskau, 24.10.1999

23.10.1999 In Wedeno starben 23 Zivilisten durch einen Raketeneinschlag.
Chris Hunter, Center for Peacemaking and Community Development, Moskau, 24.10.1999

23.10.1999 Bei einem Artillerieangriff in Noyj Sharoi 30 Kilomenter östlich von Grosny wurden nach Angaben von Überlebenden mindestens neun Zivilisten getötet und zehn verletzt, darunter ein Mann, der am Eingang der Moschee stand. In dem Ort lebten in Friedenszeiten 300 Menschen, Ende Oktober hielt sich dort ein Mehrfaches an Flüchtlingen auf.
Human Rights Watch, Moskau, Presseerklärung, 9.11.1999

26.10.1999 Der HALO Trust, eine Hilfsorganisation mit Sitz in London, die in den letzten drei Jahren in ein Minen-Such-Programm in Tschetschenien involiert war, meldet, dass drei ihrer Mitarbeiter bei einem russischen Raketenangriff getötet wurden, während sie in einem zivilen Wohngebiet südlich der Stadt Achkhoy-Martan arbeiteten.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open Letter to the United Nations from the Secretary General of Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm

27.10.1999 Regierungstruppen beschießen das Dorf Samaschki und töten dabei mindestens fünf Personen und verletzen Dutzende.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

27.10.1999 Beim russischen Angriff auf Samaschki wurden Dutzende von Zivilisten verletzt oder getötet.
Human Rights Watch, 4.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/checha1104.htm)

28.10.1999 Bei den Angriffen auf Novyi Sharoi wird auch die Moschee getroffen. Dabei wird der 20-jährige Rustam getötet.
Human Rights Watch, 9.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1109.htm)

28.10.1999 Schwere Angriffe auf Novyi Sharoi. Dabei werden ein zehn-jähriges Mädchen und eine Frau getötet.
Human Rights Watch, 9.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1109.htm)

28.10.1999 Die russischen Truppen bombardierten Samaschki und Bamut.
BBC News, 28.10.1999

29.10.1999 Nach Meldungen internationaler Nachrichtenagenturen bedeckte die russische Luftwaffe tschetschenische Ortschaften Ende Oktober 1999 mit einem regelrechten Bombenhagel. Zwischen dem 27. und 29.10.1999 wurden Grosny, Atschkoi-Martan, Bamut, Dolinski, Perwomaiskoe, Gorjatscheistotschinskoje, Isch-choi-Jurt, Gala-ity, Meschety, Alleroi und Bunin-Aul mit schwerer Artillerie unter Dauerfeuer genommen.
Radio Free Europe / Radio Liberty, 29.10.1999

29.10.1999 Russische Luftangriffe im Gebiet der Hauptstraße, die von Tschetschenien nach Inguschetien führt. Berichten zufolge haben sich zu dieser Zeit keine legitimen Militärziele in dem Gebiet befunden. Augenzeugenberichte deuten darauf hin, dass die russischen Streitkräfte vorsätzlich und unter Verletzung des internationalen Gesetzes der Menschlichkeit auf Zivilisten und zivile Objekte gezielt haben, obwohl einige von diesen mit dem Emblem des Roten Kreuzes gekennzeichnet waren.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.

29.10.1999 Russische Streitkräfte feuern auf eine Beerdigungsprozession im Dorf Starye Atagi, wo Tamara Chinajewa beerdigt wird, die zwei Tage zuvor in Grosny ums Leben kam. Bei dem Angriff werden drei weitere Menschen getötet.
Information auf einer Pressekonferenz am 16.11.1999 "On the situation in Chechnya and Ingushetia" (http://www.memo.ru)

Ende Oktober 1999 Lecha, ein 38-jähriger Mann aus dem Bergdorf Itum-Kale, zwölf Meilen südlich von Shatoi, berichtet von der Bombardierung Shatois. Dabei wurden Ende Oktober Mabary Suleimanow, Abdurashid Dadajew und Roza Mursazalijewa getötet.
Human Rights Watch, 18.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)

30.10.1999 In Itum-Kale wird eine Beerdigungsprozession beschossen, als sie vom Friedhof zurückkehrt. Fünf Menschen sterben, zwei werden verletzt.
Information auf einer Pressekonferenz am 16.11.1999 "On the situation in Chechnya and Ingushetia" (http://www.memo.ru)

30.10.1999 Bei der Bombardierung des Dorfes Tschischki 30 Kilomenter südlich von Grosny starben sieben Menschen.
BBC News, 1.11.1999

31.10.1999 Das Dorf Kurtschaloi, 45 Kilometer von Grosny wurde bombardiert. Nach Angaben des Leiters des örtlichen Krankenhauses wurden dabei fünfzehn Menschen getötet und 51 verletzt. Russische Kampfjets flogen nach Angaben des Militärstabes in Mosdok in 24 Stunden 150 Angriffe.
dpa unter Berufung auf Interfax, 1.11.1999

November

Anfang November 1999 Mehrere Menschen berichten Amnesty International über Luft- und Artillerie-Angriffe auf das Dorf Zakhan-Jurt, die zu Verlusten unter der Zivilbevölkerung führten.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.

Anfang November 1999 Maya, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien: "In Nortchkaloi wurden fünf weitere Kinder bei einer Bombardierung in der ersten Novemberwoche getötet."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

Anfang November 1999 Urus Martan steht zwei Wochen lang unter schwerem Beschuss. Dieser wird nur an den besonders kalten Tagen, vom 9. bis zum 11. November, unterbrochen.
Human Rights Watch, 18.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)

November 1999 Russische Truppen bombardieren Alkhan-Jurt vollkommen willkürlich, zerstören große Teile des Dorfes und töten mindestens acht Zivilisten.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains". Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya. Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)

2.11.1999 Vier Männer, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien: "Die russischen Angriffe auf Samaschki begannen am 2. November und dauerten intensiv bis zum 22. November an, als die russischen Truppen begannen, das Dorf einzukreisen und die Bevölkerung zu kontrollieren. Am Nachmittag des 22. begann der Artillerie-Beschuss. Am 2. November sahen wir vier junge Männer, die von russischen Soldaten am Kontrollpunkt Atchoi-Martan festgenommen wurden. Die Russen stülpten ihnen Plastiktüten über, begossen sie mit Benzin und verbrannten sie bei lebendigem Leib."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

2.11.1999 Die Stadt Bamut wurde mit Granaten angegriffen. Dort hielten sich zu diesem Zeitpunkt rund 20.000 Flüchtlinge auf, die auf eine Möglichkeit zur Ausreise nach Inguschetien warteten.
AP, Reuters, dpa-Bericht im Tagesspiegel, 3.11.1999

2.11.1999 In Urus-Martan werden drei Menschen bei russischen Angriffen getötet, berichtet eine Zeugin. Es habe sich um zwei junge Frauen und einen älteren Mann gehandelt.
Human Rights Watch, 9.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1109.htm)

3.11.1999 Laissat und Abdulkhader, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien: "Wir lebten in Progorodnoe, südlich von Grosny. [...] Der erste Angriff auf Progorodnoe selbst fand am 3. November statt. Zwei Tage vorher wurden eine Frau aus dem Dorf und ihr Kind von einem russischen Flugzeug in dem das Dorf umsäumenden Wald getötet, als sie Holz sammelten. Das ist die russische Taktik, sie greifen erst um die Dörfer herum an und dann treffen sie das Zentrum."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

3.-5.11.1999 Tabarah, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien: "Ich bin aus Nortchkaloi, einem Dorf mit 70 Familien in der Region Chatoi. Am 3., 4. und 5. November bombardierten Bodenraketen unser Dorf. Es wurde komplett zerstört. Das war der Moment, in dem wir gemeinsam mit fast allen Bewohnern des Dorfes den Entschluss zur Flucht fassten.
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

3.11.1999 Lecha Mogamedowitsch Visaitow berichtet Amnesty International, wie am 3. November während einer Beerdigungs-Zeremonie für seinen Cousin vier Granatensplitter auf das Zentrum von Achkoy Martan fielen, er getroffen und am Bein, am Fuß und am rechten Arm verletzt wurde.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999

4.11.1999 Die russische Armee setzt ihre Angriffe fort. Tschetschenischen Angaben zufolge bombardierten Kampfflieger ein Dorf und eine Straße im Nordwesten der Kaukasusrepublik. Nach Moskauer Agenturberichen flog die Luftwaffe binnen 24 Stunden 120 Einsätze.
AFP/dpa/taz-Bericht in die tageszeitung taz, 5.11.1999

4./7./8.11.1999 Achkoi-Martan wird bombardiert. Zeugen berichten von Verlusten unter der Zivilbevölkerung. In den meisten Fällen starben die Zivilisten, als sie ihre Häuser verließen, um nach Essbarem oder Brennstoff zu suchen. Unter den Opfern vom 7. November waren Zura Datajewa, ihre Mutter Palada Datajewa, der Sohn Aslan Datajew und die junge Tochter.
Human Rights Watch, 18.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)

6.11.1999 Die Zeugin Petimat Tursultanowa berichtet von einem Bomben-Angriff auf Zakhan-Jurt am 6. November. Die Bombardierung habe 30-40 Minuten gedauert. Die Angriffe seien periodisch gewesen - mit Pausen von 3-5 Stunden. Sie sagt aus, dass keine tschetschenischen Kämpfer im Dorf anwesend waren, da die Dorfbewohner sie eigens gebeten hätten, nicht ins Dorf zu kommen.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.

6.11.1999 Russische Truppen beginnen mit dem Beschuss und der Bombardierung von Alkhan-Jurt, und das dauert mit Unterbrechungen bis zum 1. Dezember an, als sie das Dorf schließlich einnehmen. Besonders intensiv war der Beschuss am 8. November und während der letzten Novembertage. Er forderte eine nicht bekannte Anzahl ziviler Opfer. Eigentum von Einwohnern wurde massiv zerstört. Human Rights Watch liegen detaillierte Informationen über elf getötete Zivilisten während der Bombardierungen vor. Da der Organisation jedoch der Zugang nach Alkhan-Jurt verweigert wurde, konnte sie keine erschöpfenden Inforamtionen über die Opfer sammeln.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains". Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya. Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)

6.11.1999 Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch haben unter anderem in Inguschetien fünf Überlebende der russischen Angriffe auf das Dorf Samaschki von Ende Oktober befragt. Die Zeugen berichteten von wiederholten Artillerie- und Bombenangriffen. Die heftigsten ereigneten sich am 27. Oktober, bei denen "Dutzende Zivilisten getötet oder verletzt" worden seien. Eindeutig dokumentieren kann die Organisation die Angriffe auf Urus-Martan mit 27 Toten, auf Staraja Sunscha mit sieben Toten und 20 Verletzten sowie die Katastrophe auf dem Markt von Grosny. Dort kamen rund 140 Menschen ums Leben.
Die Welt, 6.11.1999

7.11.1999 Jemale und Almani, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien: "Die erste Bodenrakete auf Itum Kale wurde am 7. November abgefeuert, und Bitchigui wurde mehrfach bombardiert. Die Angriffe verletzten vier und töteten zwei Menschen, darunter Almanis Schwester, die fünf Kinder hatte. [...] Dann, am 12. November, flogen russische Hubschrauber über Bitchigui und schlachteten das Vieh ab. Bitchigui ist ein kleines Dorf und ich verstehe die Grausamkeit dieses Angriffs nicht."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

7.11.1999 Im Süden Tschetscheniens werden die Wohngebiete von Zivilisten bombardiert. Ein Zeuge berichtet von einem Raketenangriff auf Shatoi am 7. November. Mula Shokhtemirow und Maka Dadajewa, die Brennstoff sammelten, kamen dabei ums Leben. Dies wird von einem weiteren Zeugen bestätigt. Ihm zufolge wurden darüber hinaus dreizehn Personen verletzt, sechs davon schwer.
Human Rights Watch, 18.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)

7./8. 11.1999 Der Ort Gekhi, 20 Kilometer südwestlich von Grosny, wird von russischen Truppen heftig bombardiert. Es gibt viele Tote unter den Zivilisten, viele Häuser werden ruiniert und das Krankenhaus wird schwer beschädigt.
Human Rights Watch, 30.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1130.htm)

8.11.1999 In Gikalo werden bei einem Raketenangriff sieben Menschen getötet und zwölf weitere verletzt.
Pressekonferenz am 16.11.1999 "On the situation in Chechnya and Ingushetia" (http://www.memo.ru)

8.11.1999 Drei Mitglieder der Familie Umarkhajew und einer ihrer Nachbarn werden getötet. Lecha Umarkhajew, 39, kam gegen 15:30 nach Hause und fand seinen Bruder, Issa Umarkhajew, 26, beim Holzhacken in einem Schuppen im Hinterhof. Ihr Vater, der 66-jährige Doka Umarkhajew, und die Mutter, Zara Umarkhajewa, 60, saßen in der Nähe, der Vater schliff Messer und die Mutter unterhielt sich mit Ehemann und Sohn. Plötzlich explodierte der Schuppen. Lecha: "Ich sah, dass alle drei auf dem Boden lagen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und rief, man möge das Auto vorfahren, weil ich ins Krankenhaus nach Urus-Martan fahren wollte. [...] Mein Vater war auf dem Vordersitz und sein Kopf lag auf meiner Schulter. Auf dem Weg nach Urus-Martan stellte ich fest, dass er bereits tot war. Als mein Nachbar zu weinen begann, wusste ich, dass auch mein Bruder tot war. Als wir das Krankenhaus erreichten, kam das zweite Auto an. Wir brachten Mutter ins Krankenhaus, und als die Ärzte sie untersuchten, starb auch sie." Zur gleichen Zeit gab es noch weitere Explosionen. Saparbek Abdulkhajew war etwa 50 Meter von der Explosion entfernt und berichtet, dass sie den 41-jährigen Sultan Abdulkhajew tötete. "Ich sah seinen Körper und half einzusammeln, was davon übrig geblieben war. Von seinen Oberschenkeln bis zu seiner Brust war er noch in einem Stück, aber die anderen Körperteile fehlten." Mehrere andere Personen wurden verwundet, darunter Molsart Tuliejew, 32, der Wunden von Sprenggeschossen davon trug.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains". Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya. Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)

8.11.1999 In der Nacht flog die russische Luftwaffe trotz der schlechten Wetterverhältnisse 28 Einsätze; zuletzt waren es bis zu 50 pro Nacht. Kampfhubschrauber beschossen erneut Gudermes, zudem nahm die Artillerie Vororte von Grosny unter Feuer.
afp/ap/dpa-Meldung in Frankfurter Rundschau, 10.11.1999

10.11.1999 Russische Artillerie- und Granatenangriffe töten 15 km südlich von Grosny drei Menschen in zwei Dörfern, berichtet ein AFP-Korrespondent. In Alkhan-Kala dauerten die Angriffe die ganze Nacht an. Eine 50-jährige Frau und ihre 20-jährige Tochter wurden getötet, drei Menschen verletzt und zehn Häuser zerstört. In Alkhan-Jurt starb eine Person und vier wurden verletzt.
http://www.pgs.ca/pages/war/ca2/os991110.htm, 10.11.1999

11.11.1999 Die russische Luftwaffe setzte die Bombardierungen tschetschenischer Ortschaften fort. Ihren Angaben zufolge wurden in den vergangenen 24 Stunden 70 Einsätze geflogen.
dpa/AP-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 12.11.1999

11.11.1999 Ramazan, Name geändert, bezeugt Angriffe in Shatoi, Naberezhnaia Straße. Anzor Akhmadow, 25, und Sultan Iangulbajew, 50, werden dabei getötet.
Human Rights Watch, 18.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)

12.11.1999 Yakha Arsamikowa, die mit ihrer Familie, darunter 14 Kinder, am 14.11. die Grenze passierte, um den permanenten Bombenangriffen auf ihr Dorf Alkhan Jurt im Distrikt Urus Martan zu entkommen, berichtet über den 12. November: "Es war unmöglich, den Keller zu verlassen. Flugzeuge bombardierten das Dorf in der Nacht. Raketen gab es auch. Wir können die Bomben und Raketen fallen sehen. Alte Menschen und Frauen werden getötet, keine Kämpfer. Unsere Nachbarn, die Familie Umarkhajiev - Zara, Doku und Raisa - friedliche Zivilisten, wurden getötet, als eine Bombe in ihr Haus in der Lenin Straße einschlug. Ein weiterer Nachbar, Sultan Abdulhajew, wurde bei dem gleichen Angriff getötet.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999

13./14.11.1999 Die russische Luftwaffe hat am Wochenende ihre Bombardierungen überall in Tschetschenien massiv ausgeweitet. Kampfflugzeuge und -hubschrauber flogen am Sonntag innerhalb von drei Stunden 50 Angriffe, wie die russische Militärführung meldete. In Gudermes wurde jedes Haus nach islamistischen Kämpfern durchkämmt. Einem Augenzeugenbericht eines Reporters zufolge griffen zwei Kampfflugzeuge stundenlang immer wieder Urus-Martan an, was eine neue Fluchtwelle auslöste. "Sie haben bei den Angriffen gestern viele Menschen umgebracht, unter ihnen auch Kinder", berichtete ein Einwohner von Urus-Martan nach seiner Flucht nach Inguschetien.
ap-Bericht in Neue Züricher Zeitung, 15.11.1999

14.11.1999 Maya, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien: "Ich bin aus Chatoi. Ich kam hier (Georgien) um den 18. November an. Am 14. November fiel eine Bombe auf Chatoi. Am nächsten Tag, dem 15. November, schlugen vier Bodenraketen in die Stadt ein und verursachten fünf Todesfälle unter Flüchtlingsfamilien und weitere vier unter den Bewohnern von Chatoi. In eben dieser Nacht entschlossen wir uns, zu flüchten."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

16.11.1999 Regierungstruppen umzingeln und beschießen zwei große Städte in der Nähe von Grosny - Achkhoy-Martan und Argun. Zivile Wohnsiedlungen werden willkürlich agegegriffen. 1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

17.11.1999 Russische Hubschrauber warfen an der georgisch-tschetschenischen Grenze Anti-Personen-Minen ab. Daraufhin verlangte das georgische Außenministerium eine Erklärung von Moskau. Der russische Premier Putin gab nur an, dass es eine "Verletzung des Luftraums" gegeben habe.
ap/afp/wtr/dpa-Bericht in Frankfurter Rundschau, 18.11.1999

17.11.1999 Nach Militärangaben griff die russische Luftwaffe 20 Ortschaften im Süden Tschetscheniens und die Vororte von Grosny an. Auch ein georgisches Grenzdorf wurde bombardiert.
Reuters/dpa/afp-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 18.11.1999

17.11.1999 Zivilisten, die in der letzten Woche die tschetschenisch-inguschetische Grenze passiert haben, haben von permanentem Beschuss und Luftangriffen in vielen Gegenden berichtet, darunter Bamut, Grosny, Urus Martan und Achkhoy Martan.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999

Mitte November 1999 Gesprächen mit einem Dutzend Flüchtlingen aus Alkhan-Jurt zufolge begann die intensive Bombardierung der Stadt in der zweiten Novemberhälfte mit beinahe täglichen Angriffen.
International Herald Tribune, 15.12.1999

21.11.1999 Russische Truppen beschießen Goity und töten dabei mindestens sieben Zivilisten.
Eine Zeugin, die 59-jährige Lehrerin aus Urus Martan berichtet, dass unter den Opfern zwei Kinder (fünf und 17 Jahre alt), ein Mann und drei Frauen waren. In den letzten Monaten wurde Goity Ziel von Zehntausenden von Flüchtlingen, die Zeugin sagte aus, es seien 114.000 Menschen in dem Ort registriert, etwa 100.000 mehr als zu Friedenszeiten.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999
Human Rights Watch, www.hrw.org

25.11.1999 Augenzeugenbericht: "In Argun holte mich der Tod ein. Mehrere Detonationen schreckten mich ... aus dem Schlaf. ... Ich fand Metallsplitter auf dem Boden. ... Nach 500 Metern stieß ich auf den Sprengkopf einer Boden-Boden-Rakete, mitten zwischen Wohnhäusern. .. Es gab zwei Tote und einige Verletzte. Vielen Toten habe ich ins starre Gesicht gesehen. ... Meist Frauen oder Kinder. Nur selten habe ich tote Kämpfer gesehen, denn die wissen, wo man sich versteckt. ... Immer wieder Bomben. ... Ich habe Frauen gesehen, denen vor Angst große Haarbüschel ausgefallen sind. Manche Menschen hocken im Keller, kratzen sich an den Händen, an den Beinen und können nicht mehr aufhören."
STERN, http://www.stern.de, 25.11.1999

Dezember

Dezember 1999 Diverse Zivilisten aus verschiedenen Teilen Tschetscheniens berichten Amnesty International, sie hätten, um ihre Dörfer vor russischen Angriffen zu schützen, Delegationen mit den Ältesten ihres Dorfes zu den Kommandeuren der bewaffneten tschetschenischen Einheiten geschickt (falls diese sich in der Nähe des Dorfes aufhielten) und sie gebeten abzuziehen. In einigen Fällen jedoch liegen Berichte über Angriffe auf genau diese Dörfer vor - trotz der Abwesenheit bewaffneter tschetschenischer Truppen.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.

Dezember 1999 Viele Zivilisten sagen, sie hätten bei den russischen Angriffen auf ihre Dörfer keine Kämpfer sterben sehen, die einzigen Verluste lägen auf Seiten der Zivilisten. Bereitwillig listeten die Leute die Namen ihrer Nachbarn und Verwandten auf, von denen sie wussten, dass sie bei den Angriffen getötet oder verletzt wurden.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.

Anfang Dezember 1999 Tschetscheniens drittgrößte Stadt Urus-Martan wurde seit dem 23. Oktober 1999 von russischer Artillerie und Bombern Tag und Nacht beschossen. Erst als die Russen die Stadtgrenze erreichen, entschließen sich viele zur Flucht. Im gebirgigen Süden Tschetscheniens gibt es kaum Schutz vor den Bombardements. Offensichtlich sollen die Dörfer leergebombt und dann gegen die versteckten Kämpfer vorgegangen werden. Soka Zabajewa erlebte Anfang Dezember den Abwurf der Scharikij, sogenannter Ballbömbchen, die kurz über dem Boden explodieren und Stahlnadeln herausschleudern.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 20.12.1999 und 25./26.12.1999

Anfang Dezember 1999 Bevor sein Haus von vier russischen Raketen zerstört wurde, habe Abdullahchid Batajew aus Tasbitschi, dem Nachbardorf von Itum-Kale, unkonventionelle Waffen gesehen. "Die Russen haben Tarnbomben abgeworfen, die wie Puppen oder Spielzeugpanzer aussehen und nicht explodieren, wenn sie auf weichen Untergrund fallen. Einige Kinder, die sie aufheben wollten, sind an diesen Bomben gestorben." Flüchtlinge aus anderen Regionen berichten ebenfalls von Tarnbomben.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 20.12.1999

5.12.1999 Das 1000-Seelen-Dorf, Itum-Kale, 50 Kilometer von der georgischen Grenze entfernt, wurde bereits im September bombardiert. Beim ersten massiven Angriff russischer Bomber am 2. und 3. Oktober wurden Dutzende von Häusern zerstört. Danach sind die meisten Frauen, Kinder und Alten geflohen. Am 5. Dezember griffen zwei Su-25-Jagdbomber an. Häuser und Vieh verbrannten, im Dorf verbliebene Frauen und Männer, die die Tiere nicht allein lassen wollten, wurden schwer verletzt.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 20.12.1999

10.12.1999 Die russische Luftwaffe habe am 10. Dezember über Itum-Kale "Gasbomben abgeworfen, an denen unser Vieh gestorben ist", berichtet Batist Tschananowa, die vier Tage später mit ihren drei Enkelkinder als Flüchtling im georgischen Dorf Duissi eintraf. Einige Dorfbewohner, die der Abwurfstelle zu nahe kamen, seien ohnmächtig geworden. Marta Jusupowa berichtet von Gasbomben, nach deren Abwurf Dorfbewohner "die Sehkraft verloren".
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 20.12.1999

Mitte Dezember Ein Bauingenieur aus Urus-Martan berichtet von seiner Flucht: Infolge des heftigen Raketen- und Artilleriebeschusses hätte er mit seiner verletzten Frau Urus-Martan verlassen und sei in das Nachbardorf Goity geflohen, welches damals als Schutzzone galt. Als der Ort trotzdem angegriffen wurde, sei eine Bombe in ein benachbartes Haus eingeschlagen und habe vier Bewohner getötet.
Neue Zürcher Zeitung, 13.12.1999

10.12.99 Laut Interfax wurde der Ort Nowij Atagi - etwa 25 km südlich von Grosny - von den russischen Streitkräften eingenommen.
ap/dpa/afp-Meldung in Frankfurter Rundschau, 11.12.1999

11.12.1999 Hunderte an Steintürmen, viele um die 1000 Jahre alt, verzieren die kaukasischen Berge. Sie sind das Symbol der Region, haben Erdbeben, Kriege und die Deportation der Tschetschenen 1944 überstanden, jetzt werden auch sie zum Ziel russischer Bombenangriffe.
The New York Times, 12.12.1999

20.12.1999 Der britische Rundfunksender BBC meldete, russische Truppen hätten in dem Dorf Alchan-Jurt ein Massaker an 41 Zivilisten verübt. Die Regierung nannte den Bericht falsch und provokant.
ARD-Tagesschau auf der homepage: www.tagesschau.de, 20.12.1999

23.12.1999 Auf der Website der tschetschenischen Widerstandskämpfer wird das Protokoll einer russischen Sicherheitsratssitzung von Mitte Dezember veröffentlicht. Darin ist von einem detaillierten Beschluss die Rede, mit Luftangriffen die Bevölkerung der Gebirgsregionen zu vertreiben und sämtliche Ortschaften völlig unbewohnbar zu machen, um den "Terroristen" die Grundlage zu entziehen. Obwohl Zweifel an der Echtheit des Dokumentes bestehen, habe die russische Führung in Grosny genau diese Strategie skrupellos angewandt.
Neue Zürcher Zeitung, 24.12.1999

27.12.1999 Kampfjets setzen im Süden Tschetscheniens erstmals Vakuumbomben ein, berichtet Interfax unter Berufung auf Militärs im Hauptquartier der russischen Kaukasus-Verbände in Mosdok.
dpa-Bericht in die tageszeitung taz, 28.12.1999

25./26.12.1999 Die russische Regierung setzt nach Angaben tschetschenischer Flüchtlinge "ungewöhnliche" Bomben ein, darunter Vakuum-Bomben; Bomben, die giftige Gase freisetzen; Spielzeugbomben, die wie Puppen oder Spielzeugpanzer aussehen und nicht explodieren, wenn sie auf weichen Untergrund fallen, und Kindern das Leben gekostet haben sollen; Bomben, die aussehen wie Steine oder Pilze und bei Berührung explodieren; Bomben, die wie Baumblätter aussehen; Schrappnell- und Splitterbomben; "Ballbomben", die nach dem Abwurf Hunderte von tennisballgroßen Minibömbchen freigeben, die wiederum kurz über dem Boden explodieren und kleine Stahlnadeln verschießen. "Die Existenz von Tarnbomben ist kein Geheimnis", erklärt der Moskauer Analyst Pawel Felgenhauer. "Der Einsatz aller dieser Waffen gegen Zivilisten ist nach den Konventionen von Den Haag und Genf verboten." Er schloss auch den Einsatz von Chemiewaffen nicht aus.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 25./26.12.1999

27.12.1999 Interfax meldet den Einsatz von "Vakuumbomben" in Tschetschenien. Dies sei eine gefährliche Eskalation im Tschetschenienkonflikt mit weitreichenden humanitären Konsequenzen, warnt Human Rights Watch. Vakuumbomben entfalteten eine viel größere Kraft als konventionelle hochexplosive Munition. Eine einzige könne in einem großen Areal viele Opfer fordern, denn sie könne selbst in Kellern und Bunkern versteckte Menschen schwer verwunden oder töten. In städtischen Gebieten sei ihre Wirkung verheerend. Es sei praktisch unmöglich für Zivilisten, vor diesen Bomben Schutz zu finden.
Human Rights Watch auf der homepage: http://www.hrw.org/hrw/press/2000/02/chech0215b.htm

29.12.1999 Laut russischem Militärkommando werden sogenannte "Vakuum"-Bomben in Tschetschenien nur in "kaum bevölkerten Bergregionen" gegen dort versteckte Unabhängigkeitskämpfer eingesetzt. Dem widerspricht der Moskauer Militärexperte Pawel Felgenhauer und andere Beobachter: Diese Bomben würden auch in dicht besiedelten Gebieten und ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung eingesetzt. Dies wäre ein eindeutiger Verstoß gegen zentrale Bestimmungen des humanitären Völkerrechts, die Genfer Konventionen von 1949 und ihre Zusatzprotokolle von 1977 sowie das auf diesen Konventionen basierende "UNO-Abkommen zum Verbot des Einsatzes besonders grausamer konventioneller Waffen von 1980". Bei der jetzt von den russischen Streitkräften eingesetzten Waffe handelt es sich laut dem britischen Fachmagazin "Jane's Defense Weekly" um eine 520 Kilogramm schwere, 2,30 Meter lange Bombe, gefüllt mit 193 Kilogramm hochexplosivem Sprengstoff. Laut Genfer Konvention ist auch der Einsatz von Streu- und Splitterbomben verboten.
Andreas Zumach in die tageszeitung taz, 29.12.1999

Januar

1./2.1.2000 Interfax meldet, russische Kampfflugzeuge hätten zur Unterstützung der Bodentruppen mehr als 100 Angriffe auf Stellungen der Tschetschenen geflogen.
Reuters/dpa-Bericht in die tageszeitung taz, 3.1.2000

2.1.2000 Journalisten zufolge haben russische Truppen das tschetschenische Dorf Dubai-Jurt überrannt. Ununterbrochen werden Stellungen der Tschetschenen an einem Hang oberhalb des Dorfes von Kampfjets und Hubschraubern aus mit Artillerie, Raketenwerfen und Gewehren beschossen.
dpa/Reuters-Bericht in Frankfurter Rundschau, 3.1.2000

5.1.2000 In dem besetzten Dorf Alchan-Jurt wurden siebzehn Frauen, Männer und Kinder erschossen – allesamt unschuldige Dorfbewohner. Einige wurden von plündernden Soldaten umgebracht, andere kamen in ihren Kellerverstecken um. Die Soldaten hatten einfach Granaten hineingeworfen. Auch bei "Säuberungen" im Dorf Jermolowka warfen Soldaten Granaten in Keller, in denen sich Bewohner schützen wollten.
Stern, http://www.stern.de, 5.1.2000

5.1.2000 Die russischen Streitkräfte wollen den tschetschenischen Kämpfern die Rückzugswege in die Berge im Süden Tschetscheniens abschneiden. Nach Angaben eines Militärsprechers bombardierten Kampfflugzeuge zu diesem Zweck am Montag den Ort Chararschai.
Internetseite zu Jugoslawien: http://www.amselfeld.com, 6.1.2000

8./9.1.2000 Interfax meldete die Bombardierung der tschetschenischen Dörfer Sonij, Tschichkij, Datschu-Borsoj, Chimoj, Dyschnee-Wedeno und Tasenkale durch russische Artillerie. Binnen 24 Stunden seien 80 Bombenangriffe vor allem in den Bergregionen im Süden Tschetscheniens erfolgt. Das Dorf Wedeno, einer der wichtigsten Stützpunkte der Tschetschenen, sei nunmehr von der russischen Armee eingeschlossen.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 10.1.2000

11.1.2000 Seit Mittag führen die russischen Truppen 'Säuberungen' in Schali durch. Nach ersten Informationen wurden durch Kämpfe und Bombardierungen in Schali 200-250 Menschen, hauptsächlich Zivilisten, getötet. Der zentrale Platz des Ortes ist vollkommen zerstört. Abends getrauen sich die ersten Zivilisten auf der Suche nach Wasser aus ihren Kellern, sie versuchen, das Wasser aus dem kleinen Fluss zu trinken, weil der Brunnen in der zerstörten Innenstadt liegt.
Human rights organisation, www.hro.org/war/110.htm, N.110, 11.1.2000

10.1.2000 Nachdem eine Bombe in ihr Schlafzimmer einschlug, beschloss die Familie der vier-jährigen Liana Schamsudinowa, die Flucht anzutreten. Lianas Mutter, die acht-jährige Schwester und der drei-jährige Bruder starben bei der Bombardierung, die einzig überlebende Verwandte ist die Tante Lianas. Liana liegt jetzt mit Kopfverletzungen in einem vollkommen überfüllten Krankenhaus in Inguschetien. Diese Bombardierung trug sich in Urus-Martan zu, einer Stadt, die die Russen als 'befreit' und 'sicher' einstufen.
AP, 11.1.2000

12.-20.1.2000 Repräsentanten von Memorial waren in dem Dorf Schali, das angeblich zur russischen Zone gehört und als 'sicher' eingestuft wurde. Am 8. Januar wurde Schali mit einer taktischen Rakete angegriffen, etwa 150 Zivilisten kamen dabei ums Leben. Diese Bombardierungen hielten bis zum 12. 1. 2000 an. Memorial konstatiert, dass die russischen Behörden zwar behauptete, den größten Teil Tschetscheniens unter Kontrolle zu haben, dass Kämpfe aber immer noch hier und da aufflammten und die Rückkehr der Flüchtlinge deshalb nicht sicher sei.
Memorial auf www.memo.ru., Mitte Januar

14.1.2000 Die russische Luftwaffe setzt ihre Bombardierungen von Städten und Dörfern in Tschetschenien fort, Grosny, Argun, Urus-Martan, Itum-Kale und Schali seinen die Hauptziele.
Radio Liberty in www.hro.org/war/113.htm, 14.1.2000

16.1.2000 Berichten von Radio Liberty zufolge, werden die Dörfer Wedeno und Itum-Kale bombardiert. Auch die Umgebung von Dubaj-Jurt wird von Artillerie und Panzern angegriffen.
Radio Liberty, 17.1.2000

17.1.2000 Die Ältesten des Dorfes Katyr Jurt haben etwa 5000 US-Dollar gesammelt und dem russischen Truppenkommandeur angeboten mit der Bitte, ihr Dorf nicht anzugreifen. Es scheint, als sei diese Praxis durchaus verbreitet, die Russen bekommen einen niedrigen Sold.
British Times, 17.1.2000

20.1.2000 Die russische Luftwaffe hat ihre Angriffe auf tschetschenische Dörfer weiter intensiviert, Duba-Jurt, Borzoi, Khattuni, Toizeni, Machetj, Zonack, Varansy, Chuschky, Itum-Kale, Wedeno und Serchen-Jurt sind im Moment am stärksten von den Angriffen betroffen.
Human Rights Organisation, www.hro.org/war/120.htm, 21.1.2000

30.1.2000 Vier Tage lang wurde das Dorf Alkhan Kala unweit von Grosny bombardiert. Mindestens zehn Zivilisten seien dabei getötet worden, mehr als 30 wurden verletzt und 200 Häuser zerstört.
AFP-Meldung in Le Monde, 15.2.2000

Februar

2.2.2000 Das Dorf Alkhan-Kala wurde von russischen Truppen umstellt. Zivilisten durften es nicht verlassen, es wurde mit Artillerie beschossen. Zahlen der Opfer liegen nicht vor.
Neue Züricher Zeitung, 2.2.2000

3.2.2000 Es liegen Berichte über den Beschuss von Zakan-Jurt vor, bei dem elf Menschen getötet wurden.
War and Human Rights, http://www.hro.org, 3.2.2000

5.2.2000 Russische Streitkräfte bombardieren den Ort Samaschki. Ein geflohener Einwohner des Ortes erzählt, die Soldaten hätten bei ihrem Eintreffen im Ort die Straßen mit Leichen übersät vorgefunden und die toten Zivilisten mit Lastwagen weggebracht.
Neue Zürcher Zeitung, 7.2.2000

6.2.2000 Die russische Luftwaffe greift in etwa 180 Kampfeinsätzen zahlreiche Ortschaften im Süden Tschetscheniens an, wo sie tschetschenische Separatisten vermutet. Westlichen Korrespondentenberichten zufolge sollen durch die Bomben Dutzende von Zivilisten getötet worden sein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.2.2000

9.2.2000 Die Dörfer Schami-Jurt und Katyr-Jurt - etwa 20 km südwestlich von Grosny - und die umliegenden Straßen liegen unter schwerem Beschuss der russischen Artillerie und Luftwaffe. Tschetschenischen Seperatisten zufolge wurden bei den Angriffen in den vergangenen Tagen mindestens 300 Zivilisten getötet.
AFP-Bericht in die tageszeitung taz, 10.2.2000

8.2.2000 Die russischen Truppen greifen die Schluchten Argun und Wedeno an.
Center for defense information, 9.2.2000, http://www.cdi.org

11.2.2000 In den tschetschenischen Bergen, wo außer den Kämpfern Tausende von Zivilisten festsitzen, wirft die russische Luftwaffe nun 1500-Kilo-Vakuum-Bomben ab.
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000

11.2.2000 Hunderte Angriffe sollen in den Schluchten von Argun und Wedeno geflogen worden sein, auch Itum Kale und Katyr-Jurt wurden bombardiert.
BBC, 11.2.2000

12.2.2000 Die Deutsche Welle meldet mit Verweis auf AFP, dass in den letzten zwei Wochen ungefähr 400 Zivilisten bei der Bombardierung ihrer Dörfer umgekommen sind.
Deutsche Welle, 12.2.2000

Anfang/Mitte Februar 2000 Die Dörfer, in denen die sich aus Grosny zurückziehenden tschetschenischen Widerstandskämpfer Halt machten, wurden von der russischen Armee gnadenlos bombardiert: Alkhan-Kala, Schaami-Jurt, Katyr-Jurt, Gechi-Tschu. Auch Vakuum-Bomben sollen dabei eingesetzt worden sein.
Neue Zürcher Zeitung, 16.2.2000

17.2.2000 Auf einer Pressekonferenz gab General Manilow bekannt, dass wenn nötig auch sogenannte ‚Fuel Air Explosives‘ eingesetzt würden. Sie seien beim Zerstören von Tunnels, Höhlen, Verstecken im Fels und in den Bergen besonders effektiv. Nach Angaben von Human Rights Watch verstößt der Einsatz dieser Waffen gegen internationale Vereinbarungen.
Human Rights Watch Pressemitteilung, 18.2.2000

Anfang/Mitte Februar 2000 Auch die Ortschaft Sachan-Jurt soll bombardiert worden sein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.2.2000

17.2.2000 Khasan Enginojew, Präsident des Komitees für Menschenrechte in der Republik Tschetschenien, berichtet über die intensive Bombardierung des Dorfes Aslambek-Scheripowo im Distrikt Schatoewskji am 17.2.2000 um 14:00 Uhr. Bei der Bombardierung starben 32 Zivilisten, hauptsächlich Frauen, alte Männer und Kinder. Erst am dritten Tag erlaubten russische Soldaten, etwa 25 schwer verwundete Personen ins Krankenhaus des Dorfes Starjie Atagi zu bringen. Aslambek-Scheripowo wurde bombardiert, nachdem der Verwaltungschef des Dorfes General Troschew wiederholt besucht und gebeten hatte, die Zivilisten zu verschonen.
War and Human Rights. March 2, 2000. (http://www.hro.org/war/165.htm)

19.2.2000 Flüchtlinge aus der Region Schatoiskji kommen zum Flüchtlingslager Soglasije. Sie sagen, das Militär lasse Hunderte von Bewohnern der Bergdörfer Benoy und Varandy nicht hinaus, während sie aus der Luft und durch Artillerie beschossen würden.
War and Human Rights. February 19, 2000. (http://www.hro.org/war/152.htm)

19.2.2000 Tschetschenische Quellen geben an, dass "Fuel Air-Bomben" auf das Dorf Aslambek Scheripowa abgeworfen wurden, dabei seien 30 Zivilisten umgekommen und etwa 50 Personen verletzt worden.
Reuters, 19.2.2000

24.2.2000 In Tschetschenien dauert die russische Luftoffensive gegen die Ortschaft Schatoi an, wo die Armee tschetschenische Kämpfer-Unterschlupfe vermutet. Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete unter Berufung auf Militärangaben aus der Region am Donnerstag, in den letzten 24 Stunden habe die Luftwaffe weitere 120 Angriffe geflogen.
Handelsblatt, 24.2.2000

24.2.2000 Radio Liberty berichtet, in Tschetschenien würden derzeit zehn bewohnte Gegenden permanent beschossen. Schatoi sei in eine Ruinenstadt verwandelt worden. Der Vize-Präsident Tschetscheniens, Vakha Arsanow, berichtete von großen Verlusten unter der Zivilbevölkerung im Distrikt der Argun Schlucht. Ihm zufolge würden die russischen Befehlshaber sich weigern, den Zivilisten Korridore zur Verfügung zu stellen, um das Kriegsgebiet verlassen zu können.
War and Human Rights. February 24, 2000. (http://www.hro.org/war/157.htm), Handelsblatt, 24.2.2000

26.2.2000 Der Reporter der Neuen Züricher Zeitung berichtet über die Kriegsverbrechen der russischen Soldateska und gibt an, dass nach dem Muster Grosnys die russischen Streitkräfte mehrere Dörfer massiv bombardiert hätten.
NZZ, 26.2.2000

29.2.2000 Flüchtlinge berichten von direktem Beschuss von Dörfern, darunter Schatoi und Bolshie, sowie von heftigen Kämpfen in anderen Dörfern, z.B. Hum-Kali.
UNHCR Press Briefing Note, 29.2.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

März

1.3.2000 Russische Truppen haben seit Beginn des Tschetschenienkrieges willkürlich und unverhältnismäßig zivile Objekte bombardiert und mit Granaten beschossen. Durch dieses Flächenbombardement ist die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung in Grosny sowie in vielen kleineren Städten und Dörfern sehr hoch. Weite Gebiete Tschetscheniens wurden in Schutt und Asche gelegt.
Bericht von Peter Boukaert von Human Rights Watch vor dem Ausschuss des US-Senats für Auswärtige Beziehungen, 1.3.2000
http://www.hrw.org/campaigns/russia/chechnya/peter-testimony.htm

5.3.2000 Der Journalist des Observer, John Sweeney ist der erste Journalist, der das zerstörte Dorf Katyr-Jurt besucht, wo nach seinen Angaben 363 Menschen von russischen Truppen umgebracht wurden. In dem Dorf befanden sich zum Zeitpunkt des Angriffs eine große Zahl an Flüchtlingen. Am Morgen des 4. Februar bombardierte die russische Luftwaffe das Dorf mit ‚fuel air bombs‘ und Raketen. Die Bombardierungen stoppten um 15 Uhr, ein Konvoi, mit weißer Fahne gekennzeichnet, durfte das Dorf verlassen, auch er wurde dann bombardiert.
Observer, 5.3.2000

5.3.2000 Die russische Luftwaffe hat die Dörfer Ulus-Kert, Selmentausen und Wedeno bombardiert. Bei Ulus-Kert sollen etwa 1000 Tschetschenen eingekesselt sein, die nach russischen Angaben versucht hatten, nach Dagestan durchzubrechen.
dpa, 5.3.2000

Gruppi etnolinguistici del Caucaso4.-12.3.2000 Russische Streitkräfte beginnen, das Dorf Komsomolskoje unter Beschuss zu nehmen. Am 5. März setzt das russische Militär Kampfflugzeuge, Hubschrauber, Panzer und Artillerie im Kampf gegen Komsomolskoje ein. Etwa 2000 Dorfbewohner fliehen bis zu einem russischen Checkpoint, dort werden sie eingekesselt. Es gibt viele Verletzte. Am 7. März wurden Ljuba Ozdomirowa, Tamara Ilyasowa und ihr Sohn Chassan von einem Bombensplitter verletzt, am 8. 3. wurde Aindi Batajew durch einen Bauchschuss verletzt. Am 9. März starb Abdurachman Gilajew an Herzversagen und am 8. März wurden auf offenem Feld zwei Kinder geboren, eins davon starb. Am Morgen des 9. März trennten die russischen Truppen die eingekesselten Frauen von ihren männlichen Angehörigen und prüften deren Unterlagen, nach Augenzeugenberichten wurden mindestens acht Männer festgenommen. Um die Verhafteten zu suchen, machten sich drei Frauen nach Urus-Martan auf. Sie fanden Said Wisajew in einem Krankenhaus, bis zur Unkenntlichkeit geprügelt, sein linkes Auge fehlte, das Gesicht war geschwollen und er hatte ein großes Loch im Kopf.
Human Rights Watch, 23.3.2000
ap-Meldung in Neue Zürcher Zeitung, 9.3.2000

22.3.2000 Russische Truppen durchkämmen weiterhin das Dorf Komsomolskoje. Sie beschiessen jedes einzelne Haus mit Panzern und Artillerie. Das russische Kaukasus-Kommando sprach selbst von einer ‚brutalen Säuberung‘.
dpa, 22.3.2000

23.3.2000 Human Rights Watch erklärte, russische Truppen hätten mehr als 2000 Zivilisten für vier Tage in dem Dorf Komsomolskoje eingekesselt.
Human Rights Watch, 23.3.2000

28.3.2000 Die russische Luftwaffe hat den Ort Zentoroj 28 Mal angegriffen, so Itar-Tass. Die Militärführung geht davon aus, dass sich in dem Ort 1500 ‚Rebellen‘ verschanzt halten.
afp, dpa, ap, rtr, 28.3.2000

28.3.2000 Flüchtlinge berichten dem UNHCR über die beinahe vollkommene Zerstörung des süd-tschetschenischen Dorfes Komsomolskoje.
AFP in Refugees Daily, 29. März 2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
UNHCR Press Briefing Note, 28.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

April

6.4.2000 die russische Luftwaffe hat am Freitag den Süden Tschetscheniens angegriffen. Seit Donnerstag sind 30 Einsätze geflogen worden.
dpa, 7.4.2000

17.4.2000 Die russische Armee hat mit einer Großoffensive gegen die tschetschenischen Kämpfer im südlichen Bergland begonnen. Im Einsatz sind Landetruppen und Panzereinheiten. Im Gebiet von Schatoi am Fluss Argun wurden mehr als 3.000 Fallschirmjäger abgesetzt, auch in Raum Wedeno soll es heftige Gefechte geben. Seit Montag hätten Kampfflugzeuge außerdem fast 30 Einsätze geflogen, so der russische Militärstab in Mosdok.
dpa, 18.4.2000

Mai

6.5.2000 Flugzeuge und Helikopter bombardierten das Gebiet entlang der Grenze Tschetscheniens zu Georgien und Dagestan. In der Ortschaft Werchneje Wedeno wurden dabei eine Frau und ein Kind getötet, weitere Zivilisten seien verletzt worden.
AP, 7.5.2000

12.5.2000 Bei einer Explosion eines ferngezündeten Sprengkörpers unter einem mit Zivilisten besetzten Autobus sind drei Menschen getötet und 18 weitere verletzt worden. Die Explosion ereignete sich 30km östlich von Grosny. Bei einer weiteren Explosion auf der Straße zwischen Alkhan-Kala und Grosny wurden zwei Polizisten und ein Reporter getötet. Nach russischen Angaben zeichneten die tscheschenischen Kämpfer für die Anschläge verantwortlich.
dpa, afp, Frankfurter Rundschau, Der Standard, 13.5.2000

Truppe russe entrano in Cecenia14.5.2000 Beim Absturz eines Militärhubschraubers im Kaukasus sind zwei Raketen abgefeuert worden. Sie schlugen in einem fünfstöckigen Wohnhaus ein. Eine Frau in dem Gebäude und zwei Mitglieder der Hubschrauber-Besatzung seien verletzt worden.
AP, 15.5.2000

25.5.2000 Die russische Luftwaffe hat ihre Angriffe auf angebliche Stellungen der Tschetschenen in den Bergen des Landes verstärkt. Kampfflugzeuge griffen etwa 30 Mal mit Bomben und Raketen an, teilte das russische Kaukasus-Kommando mit. Hubschrauber wurden 60 Mal zu Angriffen oder zum Geleitschutz eingesetzt.
dpa, 26.5.2000

Juli

2.7.2000 In Urus-Martan gibt es ein tschetschenisches Selbstmordattentat. Die russische Seite reagiert mit Bomben und Beschuss. Es gab Opfer unter der Zivilbevölkerung: Enissa Umarowa (geb. 1953) und Makka Ustarkanowa (geb. 1935) wurden getötet, dreizehn weitere Personen teils schwer verletzt.
Memorial, 6.8.2000 auf der homepage: www.memo.ru

5.7.2000 Das Dorf Ermolowskaja steht unter Beschuss. Avazajew Schamil Surkojewitsch, der Vater von fünf Kindern kam dabei um. Drei weitere Personen wurden verwundet.
Memorial, 6.8.2000 auf der homepage: www.memo.ru

9.7.2000 Im Grenzgebiet zwischen Russland und Tschetschenien sind mindestens vier Menschen durch zwei Explosionen ums Leben gekommen. Durch eine Explosion in der Nähe des Marktes im russischen Wladikawkas seien drei Menschen umgekommen und sieben verletzt worden. Russische Behörden gehen davon aus, dass tschetschenische Kämpfer für die Explosionen verantwortlich sind.
AP, Reuters, 10.7.2000

Carro armato russo. Fonte: Human Rights Watch 2000©16.7.2000 Das Dorf Agischty ist unter Beschuss. Dabei sterben acht Personen, 28 Zivilisten werden verwundet. Am selben Tag wird auch das Dorf Assinowskaja von Panzern und Kampfhubschraubern beschossen. Ein Zivilist starb, einige Häuser und die Mühle des Ortes wurden zerstört.
Memorial, 6.8.2000 auf der homepage: www.memo.ru

18.7.2000 Ein Zivilist stirbt beim Beschuss des Dorfes Assinowskaja, zahlreiche Häuser und die Mühle des Dorfes werden zerstört.
FIDH: Tchéchénie: un an de crimes impunis, S. 22

August

7.8.2000 Russische Kampfhubschrauber flogen seit Sonntag nach Militärangaben 36 Angriffe gegen vermutete tschetschenische Stellungen in den Gebieten Urus-Martan, Grosny und Noschai-Jurt.
Bieler Tageblatt, 8.8.2000

10.8.2000 Die russische Luftwaffe hat nach Militärangaben in Tschetschenien wieder Stellungen der Tschetschenen bombardiert. In den letzten 24 Stunden wurden zehn Einsätze geflogen.
Reuters-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.8.2000

22.8.2000 Russische Kampfflugzeuge haben die schwersten Bombenangriffe seit Monaten in Tschetschenien geflogen. Der Bombardierung der Wedeno-Schlucht in den Bergen im Süden waren ein stundenlanger Artilleriebeschuss und zahlreiche Raketenangriffe vorausgegangen. Auch die Schluchten von Arguns und Itum-Kale seien wieder unter Beschuss genommen worden.
AP, Neue Züricher Zeitung, 23.8.2000

24.8.2000 Nach Angaben des Innenministeriums der Republik Inguschetien wurden Teile des Ortes Armkhi im Süden des Landes von Nord-Ossetien aus beschossen.
Relief Web (www.reliefWeb.int), 7.9.2000

September

Gli oleodotti nel Caucaso25.9.2000 Zwei Zivilisten starben bei der Bombardierung des Ortes Argun, eine Bombe war "versehentlich" in ihr Haus eingeschlagen.
FIDH: Tchétchénie: un an de crimes impunis, S. 22

b) IndustrieanlagenOben

Oktober

1.10.1999 Gestern starben drei tschetschenische Flüchtlinge bei einem Bombenangriff der russischen Luftwaffe auf eine Brücke.
Angaben von Flüchtlingen in Refugees Daily, 1.10.1999

4.10.1999 Die russische Luftwaffe hat in den letzten neun Tagen Petroleum-Raffinerien und -Depots, Ölquellen, Ziegelsteinfabriken, Fernsehtürme und den Hauptbahnhof in Grosny bombardiert.
Angaben von Flüchtlingen in Refugees Daily, 4.10.1999

5.10.1999 In Tschetschenien wurden Chemie-, Öl- und Gas-Fabriken bombardiert. Dabei sind 60 Tonnen Ammoniak und 100 Tonnen Schwefelsäure ausgetreten. Die ökologische Situation ist als ernst einzustufen.
Pro-tschetschenische Internetseite mit Informationen zum Kriegsverlauf: http://www.ichkeria.org, 28.10.1999

November

1.11.1999 Russland attackiert weiterhin tschetschenische Dörfer und Städte: die Ölraffinierien und Tanklager am Rande Grosnys stehen in Flammen, die zweitgrößte Stadt Tschetscheniens, Gudermes, war am Sonntag eingekesselt.
Berliner Morgenpost, 1.11.1999

Dezember

Anfang Dezember 1999 In den Vororten Grosnys bombardiert die russische Armee nach Angaben des tschetschenischen Parlamentsabgeordneten Tutakow chemische Fabriken.
Neue Zürcher Zeitung, 8.12.1999

Februar

28.2.2000 Eine zwei Zentimeter dicke Ölschicht liegt auf dem Fluss Terek; der Schnee ist oft nicht weiß, sondern schwarz. In Tschetschenien ist nach dem monatelangen Beschuss durch russischen Streitkräfte nichts mehr so, wie es mal war. Die Menschen sprechen von einer ökologischen Katastrophe. Besonders der Beschuss der Ölraffinerien hat zur Zerstörung der Natur beigetragen. Über den Raffinerien, die Grosny umgeben, liegen nach den Bombardements noch immer dichte Rauchschwaden. Die Langzeitfolgen sind noch nicht absehbar.
Yahoo Schlagzeilen, 28.2.2000


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/031117ade.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/031022de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/031002de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030930de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030918de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030708de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030703de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030630de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030619de.html | www.gfbv.it/3dossier/cecenia/010613cecenia.html

* www: www.iccnow.org | www.unhcr.ch | www.unhchr.ch | www.unhchr.ch/tbs/doc.nsf/(Symbol)/CCPR.C.RUS.2002.5.En?OpenDocument | www.chechnya-mfa.info | www.memo.ru | http://www.gfbv.ch/pdf/02-03-043.pdf

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