Angriffe auf Flüchtlingstrecks und medizinische
Konvois
September
6. 9.1999 Russische Artillerie beschießt einen Bus mit
Flüchtlingen in der Region Shelkovskoy. Fünfzehn
Menschen sterben auf der Stelle. Viele werden verletzt. Die
meisten der Insassen waren Frauen und Kinder.
Ministry of Foreign Affairs of the Chechen Republic Ichkeria.
Current Events. 7.9.1999
Oktober
Anfang Oktober 1999 Russische Kräfte bombardieren eine
Brücke über den Sunzha Fluß und töten dabei
eine Frau und zwei kleine Kinder, die sie zu Fuß
überquerten. Die Gruppe war bereits seit fünf Tagen
unterwegs.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
5.10.1999 Verschiedene Quellen berichten, dass ein russischer
Panzer an diesem Tag einen Flüchtlingskonvoi angegriffen
hat, der sich auf dem Weg von Chevlyonnaya nach Shelkovskaya
befand. Ein Bus mit Flüchtlingen wurde zerstört. Dabei
kamen 40 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, ums
Leben.
Reuters, The Guardian, BBC News und The New York Times in
Refugees Daily,
8.10.1999
11.10.1999 Repräsentanten von Memorial haben verschiedene
Flüchtlinge interviewt, die an der nord-ossetischen Grenze
zur Umkehr aufgefordert wurden. Man habe sie gezwungen, entlang
der Terek Fluß-Linie nach Tschetschenien zurück zu
reisen, wo sie von zwei Seiten Artillerie-Beschuss ausgesetzt
gewesen seien.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
14.10.1999 Tschetschenische Flüchtlinge in Georgien
berichten, sie hätten in der Nacht fliehen müssen, da
russische Kampfflieger tagsüber die Straßen und jeden
der sich darauf befindet bombardieren.
Financial Times in Refugees Daily, 14.10.1999
16.10.1999 Die russische Luftwaffe und Artillerie haben zwei
Tage lang dasFlüchtlingslagerinSernovodsk bombardiert und
die 5000 Bewohner des Camps nach Inguschetien vertrieben.
AFP, 16.10.1999
17.10.1999 Bei einem Angriff der russischen Luftwaffe auf
einen Flüchtlingskonvoi zwischen Pervomaiskaja am
nord-westlichen Stadtrand von Gosny und Ken-Jurt, 15 km weiter
nördlich sind am 15. Oktober 39 Menschen gestorben.
AFP in Refugees Daily, 18.10.999
22.10.1999 Sernovodsk, das von den Russen zur
Flüchtlingszone erklärt wurde, gerät unter starken
Granaten- und Panzerbeschuss.
The Times in Refugees Daily, 27.10.1999
29.10.1999 Laut Zeugenberichten fand am 29.10.1999 ein
russischer Luftangriff auf einen Konvoi mit fünf Fahrzeugen
nahe des Dorfes Shami-Jurt, Achkhoy-Martan-Distrikt, zwölf
Meilen westlich von Grosny, statt. Unter den Fahrzeugen befanden
sich welche des tschetschenischen Zweigs des Roten Kreuzes, die
deutlich mit dem Emblem des Roten Kreuzes gekennzeichnet waren,
sowie welche mit Zivilisten, die vor dem Konflikt flohen.
Mindestens 25 Personen, zwei Mitglieder des örtlichen Roten
Kreuzes inbegriffen, wurden getötet und bis zu 70, darunter
ein Mitglied des örtlichen Roten Kreuzes, verletzt.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December
1999.
(dailystar News, 30.10.1999)
http://www.hrw.org/hrs/press/2000/02/chech0218b.htm, AFP,
29.10.1999
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
29.10.1999 In der Nähe des Dorfes Otschchoj Martan wurden
Flüchtlinge beschossen. Die 51-jährige Tschetschenin,
Libchan Bassajewa, die für die Menschenrechtsorganisation
Memorial arbeitet, berichtet, dass sie wegen der verstärkten
Bombardierungen Grosnys mit ihrem Mann, ihrem Sohn, der
Schwiegertochter und deren Kindern in Richtung Inguschetien
gefahren sind. Sie wurden wie auch die anderen Flüchtlinge
in Richtung Oschchoj Martan dirigiert, es sammelten sich etwa
1000 Wagen, vollbesetzt meist mit Frauen und Kindern an. In
dieser Falle wurden sie ununterbrochen sieben Stunden beschossen.
Bassajewa sprang aus dem Wagen und rannte quer über das
Feld, über abgetrennte Menschenkörper, die Erde war
voller Blut, die Luft erfüllt von Schreien. Wieviele
Menschen getötet wurden weiß sie nicht. Bassajewa
berichtet, dass Flüchtlinge oft beschossen werden, ein Ziel
der russischen Regierung sei es, systematisch so viele
Tschetschenen und Tschetscheninnen zu töten oder zu
Invaliden zu machen wie möglich.
Fax von Irena Brezna, freie Journalisten Basel, nach Telefonat
mit Frau Bassajewa, 1.11.1999
Ende Oktober 1999 Tousari Esmurzajewa:" Wir überquerten
die Grenze am 22. Oktober; am nächsten Tag war die Grenze
geschlossen. Meine Tochter befand sich schon im
Galashki-Krankenhaus, als ich zurück nach Tschetschenien
ging, das war um den 25./ 26. Oktober. Ich versuchte, zurück
nach Inguschetien zu kommen, aber die Grenze war zu. Busse
brannten auf der Straße, die zur Grenze führt.
Flugzeuge beschossen die Straße, Menschen wurden verletzt,
ich sah brennende Körper besonders in der Nähe des
Dorfes Shami-Jurt im Bezirk Achkhoy-Martan-Distrikt.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
November
Anfang November An der tschetschenisch-inguschetischen Grenze
berichten Flüchtlinge von Bombardements ihrer
Flüchtlingstrecks durch russische Flugzeuge.
Florian Hassel in der Frankfurter Rundschau, 4.11.1999
15.11.1999 Kharon Askhabow, 35, flüchtet in einem Konvoi,
der aus drei Fahrzeugen besteht. Auf der Straße zwischen
Rostow und Baku, außerhalb von Achkoi Martan, wird eines
der Fahrzeuge von einer Granate getroffen. Die sieben Insassen,
ein alter Mann, zwei Frauen und vier Kinder, werden
getötet.
Human Rights Watch, 18.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)
16.11.1999 Ramazan, Name geändert, verlässt Shatoi
in einem Bus, gemeinsam mit 15 anderen Personen. Gegen 7:00 Uhr
früh wird ihr Fahrzeug auf dem Rostov-Baku-Highway, nahe
Kulary beschossen. Dabei wird die vier-jährige Eliza
Khabajewa schwer verletzt.
Human Rights Watch, 18.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1118.htm)
Dezember
Dezember 1999 Amnesty International liegen Berichte vor, denen
zufolge Flüchtlingskonvois Bombardierungen aus der Luft oder
Artillerie-Beschuss ausgesetzt waren, vor allem diejenigen
Flüchtlinge, die auf der Hauptstraße zwischen Rostow
und Baku, von Tschetschenien Richtung Inguschetien
flüchteten. Diese Vorfälle veranlassen zu der Annahme,
dass Zivilisten direktes Ziel von Angriffen sind, um sie daran zu
hindern, Tschetschenien zu verlassen.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
Anfang Dezember 1999 Viele Zivilisten werden aus Alkhan-Jurt
ausgewiesen. Auf ihrem Weg nach Kulary werden sie von Panzern
beschossen. Ein Zeuge: "Mehr als 150 Personen nahmen die
Seitenstraßen nach Kulary. Als wir gingen, wurden wir
beschossen. Die Geschosse explodierten um uns herum an beiden
Seiten der Straße. Wir mussten uns auf den Boden fallen
lassen und kriechen, bis wir wieder aufstehen und weiter rennen
konnten, dann mussten wir uns erneut fallen lassen. Die Russen
'neckten' uns auf diese Art und Weise."
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
Anfang/ Mitte Dezember 1999 Auf dem Weg von
Grosny nach Perwomajskoje wird ein aus fünf Bussen
bestehender Flüchtlingskonvoi beschossen. Fünfzehn
Personen werden getötet und mehr als 20 verletzt.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December
1999
3.12.1999 Südlich von Grosny beschießen russische
Streitkräfte einen Flüchtlingskonvoi. Nach Angaben der
russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass sind dabei bis zu 50
Zivilisten getötet worden. Die Flüchtlingskolonne von
sieben bis acht Fahrzeugen sei angegriffen worden, als sie
versuchte, aus der unter schwerem Beschuss liegenden Stadt Grosny
zu entkommen. Die Todesopfer und etwa zehn Verletzte habe es in
einem durch den Beschuss in Brand geratenen Bus gegeben. Laut
Interfax hat die russische Luftwaffe die Straßen
südlich von Grosny seit dem Morgen intensiv bombardiert und
Luft-Boden-Raketen auf alle beweglichen Ziele abgeschossen.
Beobachtern zufolge seien dort mindestens elf Fahrzeuge in Brand
geraten.
Reuters-Bericht in Neue Zürcher Zeitung, 4./5.12.99 und:
Andrej Babizki unter Berufung auf Augenzeugen/BBC News/New York
Times/Washington Post/Independent in Refugees Daily,
6.12.1999
3.12.1999 Laut Bericht des Korrespondenten Andrej Babizki von
Radio Liberty werden 40 Zivilisten, die als Teil eines Konvois
aus Grosny flüchten, von russischen
Spezialtruppen("spetsnaz") getötet. / Überlebende sagen
aus, der Konvoi sei gegen 9:00 Uhr in Richtung der Grenze nach
Inguschetien aufgebrochen und habe aus sieben Autos und einem Bus
bestanden. Die Fahrzeuge seien mit weißen Fahnen
gekennzeichnet gewesen. Der Konvoi sei an einem Kontrollpunkt
nahe des Dorfes Goity, einige Kilometer südlich von Grosny
von russischen Truppen gestoppt worden, die Masken und
Tarnuniformen getragen hätten. Sie hätten die Fahrzeuge
kontrolliert und aus kürzester Entfernung auf die Insassen
geschossen. Der Bus habe Feuer gefangen und die Passagiere seien
verbrannt. Es habe mehr als 40 Tote gegeben.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December
1999
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000, und Frankfurter Allgemeine
Zeitung, 6.12.99
World Socialist Web Site, 11.12.1999
(http://www.wsws.org/articles/1999/dec1999/chec-d11.shtml)
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
12.12.1999 Tschetschenische Zivilisten beschuldigen russische
Soldaten, in der Nacht auf einen Flüchtlingskonvoi am
Stadtrand Grosnys geschossen zu haben. Dabei sollen elf Menschen,
darunter drei Kinder, getötet worden sein.
AP/Reuters/dpa-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 14.12.1999
und Refugees Daily, 14.12.1999
17.12.1999 Russische Kampfflugzeuge dringen wiederholt in den
georgischen Luftraum ein und feuern Raketen auf tschetschenische
Flüchtlinge und Stellungen der georgischen Grenzwachen,
berichtete Richard Jenkins, britischer Botschafter in Georgien,
als Augenzeuge. Vom Niemandsland zwischen dem letzten
tschetschenischen und dem ersten georgischen Posten nahmen
russische Scharfschützen zivile Busse und Pkw mit
Flüchtlingen unter Feuer.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 18.12.1999
Mitte Dezember 1999 Ein Bus mit rund 50 tschetschenischen
Flüchtlingen wurde in der Nähe des Ortes Sewjivon
russischen Soldaten mit Maschinenpistolen beschossen, obwohl
weiße Fahnen am Fahrerhaus angebracht waren, berichten
Passagiere. Zwei Flüchtlinge seien verwundet worden, vier
während der Fahrt verschwunden. Zwei Autos, die im Konvoi
mitfuhren, seien von Soldaten in Brand gesetzt worden.
Elfie Siegel in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.1999
Mitte Dezember 1999 Von einem russischen
Suchoi-Kampfhubschrauber aus wird die flüchtende Familie
Bagakaschwili aus Grosny kurz vor der Grenze zu Georgien mit
Raketen beschossen. Der 21 Jahre alte Wissurij stirbt durch
Raketensplitter. Fast alle tschetschenischen Flüchtlinge im
georgischen Dorf Duissi haben nahe Verwandte verloren. Die
meisten starben als unbeteiligte Zivilisten im Bombenhagel der
russischen Luftwaffe und Artillerie.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 20.12.1999
19.12.1999 In den südlichen Bergregionen Tschetscheniens
fliegen russische Kampfhubschrauber Angriffe auf angebliche
Stellungen der tschetschenischen Kämpfer. Auf den Bildern,
die im russischen Fernsehen gezeigt wurden, waren auch Frauen und
Kinder zu sehen. Die russische Seite hatte behauptet, in den
Bergen gebe es so gut wie keine Zivilisten mehr.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.1999
19.12.1999 Kleine Gruppen von Flüchtlingen verlassen mit
weißen Fahnen unter dem Beschuss von Artillerie und
Luftwaffe die Stadt. Ein Bus mit 88 Insassen eines Altersheimes
in Grosny konnte nach 18 Stunden Fahrt die sichere Zone
außerhalb des Kampfgebietes erreichen. Während der
Fahrt kamen zwei Personen ums Leben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.1999
21.12.1999 Die Argun/ Shatili Talstraße ist der einzige
Weg nach Georgien. Für all diejenigen, die wir trafen, und
besonders für die Menschen aus dem Süden
Tschetscheniens stellt dieser Durchgang den einzigen und letzten
Fluchtweg dar. Die Flüchtlinge berichten, es sei wegen der
Bombardierungen und wegen der Hubschrauber, die herunter kommen
und auf die fliehenden Menschen feuern, unmöglich bei Tag zu
reisen. Die Militärangriffe auf dieser Strecke werden immer
häufiger und verringern die Möglichkeit der Flucht nach
Georgien erheblich.
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
29.12.1999 Der russische General Manilow sagt, man sei zu
einer Feuerpause in der tschetschenischen Hauptstadt bereit,
damit die Zivilisten die Stadt verlassen können. Bedingung
sei, dass auch die tschetschenische Seite eine Waffenruhe
einhalten werde. Bisher trauen sich viele Zivilisten in Grosny -
es sind vor allem tschetschenische und russische Frauen mit
Kindern - nicht, die so genannten Sicherheitskorridore zu
benutzen, da hier mehrfach Zivilisten beschossen wurden. Auch in
den Außenbezirken der Stadt, die bisher vor allem von der
russischen Armee beschossen wurden, versuchen viele Zivilisten in
Kellern zu überleben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.1999
Dezember 1999 Der 38 Jahre alte Automechaniker Aslanbek
Ganduchalow berichtete, auf der Flucht aus Grosny zu Fuß
mit seinen drei Kindern seien sie im sogenannten
Sicherheitskorridor von der russischen Armee beschossen worden.
Er habe nur durch Gerüchte erfahren, dass den Zivilisten ein
Ultimatum gestellt worden sei, die Stadt zu verlassen.
Elfie Siegl in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.1999
Februar
5.2.2000 Busse mit Flüchtlingen sind bei Katyr-Jurt mit
Boden-Luft-Raketen beschossen worden. Insgesamt wurden mehr als
360 Zivilisten getötet.
The Observer, 5.3.2000 und Frankfurter Allgemeine Zeitung,
11.2.2000
20.2.2000 In der Nähe des Dorfes Duba-Jurt im Distrikt
Schatoisky kamen Autos (darunter zwei deutlich gekennzeichnete
Krankenwagen) mit insgesamt 40 Zivilisten als Insassen unter
direkten Artillerie-Beschuss. Drei Frauen und zwei Männer
wurden getötet, darunter eine 75-jährige Frau, und 16
verletzt.
Amnesty International, News Release, EUR 46/23/00, 29.3.2000
20.2.2000 Eine Flüchtlingsfrau, Mathematiklehrerin, etwa
50 Jahre alt, erzählt: "Ich kann nicht mehr unterrichten.
Meine letzte Klasse, Jungs, Romantiker, mit klaren Seelen voller
Licht: alle getötet in ihrem Kampf gegen die russische
Armee. Eure und unsere Kommandanten scheinen zusammenzuhalten,
sonst wäre der Krieg doch schon längst vorbei. Neun
Männer haben meine Tochter vergewaltigt. Sie war 17. Im
Dunkeln kann man nicht sehen, wer sie sind - Tschetschenen oder
Russen. Sie sind alle Bestien. Dann haben sie sie
getötet.
Wir habe Grosny in einem Bus verlassen. Ein russisches Flugzeug
kam und warf eine Bombe. Das Fenster des Busses zerbrach und die
ganze linke Gesichtsseite meines Mannes war blutig. Viele
Glassplitter blieben im Gesicht - wie wird es möglich sein,
sie zu entfernen? Er hat starke Schmerzen. Bei meinem Sohn, er
ist sieben, war der ganze Arm verwundet."
Eine andere Mutter berichtet: Wir waren in die Außenbezirke
von Grosny geflüchtet und hatten eine eigene kleine
Hütte, alles schien friedlich. Plötzlich kam ein
Hubschrauber, schoss eine Rakete ab, die Hütte verbrannte.
Meine kleine Tochter Madina und mein Vater verbrannten bei
lebendigem Leib. Die Nachbarn sahen es. Madina war so eine
Schönheit! 10. Klasse, bescheiden, klug, sie hat immer
gesungen. Sie war der Friedensstifter der Familie. Wenn wir
stritten, beruhigte sie alle."
War and Human Rights www.hro.org/war/153.htm, 20.2.2000
24.2.2000 Laut Berichten von Flüchtlingen wurden 25
Zivilisten nahe Zony ermordet, als sie versuchten, durch einen
'Sicherheits-Korridor' des Militärs zu entkommen.
Reuters in Refugees Daily, 1.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
März
März 2000 Augenzeugen und Opfer berichteten, dass
russische Truppen Zivilisten, Krankenhäuser, medizinisches
Personal und mit dem Rot-Kreuz-Emblem deutlich gekennzeichnete
Fahrzeuge direkt angegriffen haben, was zu hohen Verlusten unter
der Zivilbevölkerung führte. Es wurde von einigen
Vorfällen berichtet, in denen Flüchtlingskonvois,
hauptsächlich solche auf dem direkten Weg entlang der
Hauptstraße nach Inguschetien, aus der Luft oder durch
Artillerie beschossen wurden.
Amnesty International Report, March 2000. Concerns in Europe.
July-December 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/2000/EUR/40100100.ht
Massaker und Erschießungen
a. Erschießungen von Zivilsten
Oktober
5.10.1999 Ahmed Sirichanow, 68 Jahre alt, berichtet über
den von ihm überlebten Angriff eines russischen Panzers auf
einen voll besetzten Bus nahe des Dorfes Cherwljonnaja im
nördlichen Tschetschenien: "Wir hatten gerade die
Brücke über den Terek Fluß überquert, nahe
Cherwljonnaja. Dann gab es eine Explosion, gefolgt von Schreien
und Fleischfetzen, die durch den ganzen Bus spritzten. Ich bekam
ein Stück Sprenggeschoss in den Kopf." Die tschetschenischen
Behörden behaupten, dass 28 Zivilisten, hauptsächlich
Frauen und Kinder, bei dem Vorfall getötet wurden, dass neun
der 12 Überlebenden ernsthaft verletzt wurden. Die russische
Regierung wies jegliche Verantwortung für den Überfall
von sich.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
12.10.1999 Einer der von AFP interviewten russischen Soldaten
sagt: "Niemand hat das Recht, die Grenze zu überqueren. Wir
feuern oft auf Leute, die versuchen herüber zu
kommen."
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
22.10.1999 Berichten zufolge hat die russische Armee in der
Nacht des 22. Oktober die Stadt Sernowodsk nahe der
inguschetischen Grenze angegriffen. Augenzeugen berichten, dass
die Stadt voll von internen Flüchtlingen war. Weiterhin
wurde behauptet, dass russische Soldaten zwei interne
Flüchtlinge erschossen haben, die versuchten, die Grenze
nach Inguschetien zu überqueren.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
29.10.1999 Russische Streitkräfte eröffnen das Feuer
auf fünf ältere Menschen, die auf dem Weg zum
russischen Stützpunkt außerhalb von Sernowodsk sind.
Sie folgten einer Einladung der russischen Kräfte und wurden
von ihnen auf die andere Seite des Dorfes (nahe der
Eisenbahnstation) geschickt, um mit tschetschenischen
Kämpfern zu verhandeln, die sich angeblich dort aufhielten.
Von den angeblichen Kämpfern gibt es jedoch keine Spur. Auf
dem Rückweg wird die Delegation beschossen. Ihr
Anführer, Eli Umkhanow, wird in den Kopf getroffen. Die
anderen halten weiße Tücher hoch, doch das Feuer
erstirbt nicht sofort. Die Gruppe wartet zwei Stunden, bis sie
sich wieder zum Dorf zurück bewegen kann. Eli Umkhanow
erliegt später im Krankenhaus von Sleptsowskaja in
Inguschetien seinen Kopfverletzungen.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
November
1.11.1999 Russische Truppen greifen in Zakhan-Jurt,15 Meilen
südwestlich von Grosny, ein psychiatrisches Krankenhaus an,
töten den Chefarzt und verletzen drei weitere Personen. Als
das medizinische Personal morgens zur Arbeit kam, wurden sie von
den Soldaten beschossen. Das Fahrzeug der Mediziner war deutlich
sichtbar mit dem Emblem des Roten Kreuzes gekennzeichnet gewesen.
Das Schicksal der Patienten ist ungewiss, einige von ihnen werden
nicht in der Lage sein zu fliehen.
Human Rights Watch, 23.11.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1123.htm)
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
18.11.1999 In Grosny und Urus-Martan wurden nach
tschetschenischen Angaben 170 Menschen von russischen
Boden-Boden-Raketen getötet.
afp/ap/rtr-Meldung in der Frankfurter Rundschau, 19.11.1999
25.11.1999 In Slepzowskaja haben fünf betrunkene Soldaten
eine 22-jährige Verkäuferin erschossen, weil diese sich
unter Verweis auf ein behördliches Verbot geweigert hatte,
ihnen Alkohol zu verkaufen. Die Soldaten einer in St. Petersburg
stationierten Einheit waren mit einem Panzerfahrzeug in das Dorf
gefahren, um Wodka zu kaufen. Die Verkäuferin erlag im
Krankenhaus ihren Verletzungen, ein Passant wurde verletzt.
Reuters/dpa/AP-Bericht in Süddeutsche Zeitung,
27./28.11.1999 und Frankfurter Rundschau, 27.11.1999 1999 Country
Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human
Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
Dezember
6.12.1999 Eine hitzesuchende Rakete trifft den Wolga-PKW von
Ibragim Chamsatow, der aus dem Berdorf Machketij in ein anderes
Dorf fuhr. Chamsatows drei Nachbarn starben, er selbst kam erst
in einem Krankenhaus in Tiflis wieder zu Bewusstsein.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 25./26.12.1999
22.12.1999 Der 79 Jahre alte Solongeri Jewlojew aus dem
Stadtbezirk Staropromyslowski in Grosny berichtete Human Rights
Watch, sein Nachbar Said Akhmet habe ihm vom Tod dreier
Verwandter und eines Nachbarn erzählt. Said Akhmed habe
erzählt, er habe am 22. Dezember Schüsse im Haus seines
67 Jahre alten Nachbarn Aukar Jewlojew gehört. Aus Angst
blieb er zu Hause. Doch ein anderer Nachbar ging später hin
und fand Jewlojew und seinen 36 Jahre alten Neffen Sparbek
Jewlojew erschossen im Hof. Nachdem er anderen davon berichtet
hatten, wurden auch die Leichen von Abukars Frau Minusa Auschewa
(67) und der etwa 60 Jahre alten Nachbarin Zeinap Gairbekowa in
einem Unterschlupf im Hinterhof gefunden. Beide wurden
erschossen.
Human Rights Watch, Russia/Chechnya, Civilian Killings in
Staropromyslovski District of Grosny, February 2000, Vol.12 No.2
(D) http://www.hrw.org/reports/2000/russia_chechnya
Januar
21.1.2000, Grosny Kheida, eine 41 Jahre alte Frau, berichtet
im Krankenhaus von Sleptsovsk (Inguschetien), dass sie am 21.1.
mit zwei weiteren Frauen nach Grosny in das Tachkala-Viertel
zurückgekehrt seien, um nach dem Zustand ihrer Häuser
zu sehen. Die russischen Truppen hatten diesen Teil des
Stadtgebietes kurz zuvor als "befreite Zone" deklariert. In einem
der Häuser hätten sie russische Soldaten angetroffen,
die dort gerade plünderten. Sie seien verhaftet und mit
verbundenen Augen in einen Innenhof geführt worden, wo die
Soldaten dann das Feuer auf sie eröffnet hätten. Die
beiden anderen Frauen seien sofort tot gewesen. Kheida, schwer
verletzt, habe sich tot gestellt. Die Soldaten hätten den
Frauen sodann ihren Schmuck abgenommen. Weil einer von ihnen
Kheidas Ehering nicht abziehen konnte, verlangte er nach einem
Messer, um den Finger abzuschneiden. Da keiner von ihnen eines
bei sich hatte, versuchten sie weiterhin, den Ring durch Drehen
und Ziehen abzubekommen, was ihnen schließlich auch
gelungen sei, ohne dass Kheida sich verraten hätte. Die
Soldaten hätten dann feuchte Matratzen auf die Körper
der Frauen geworfen und versucht, sie anzuzünden. Kheida
gelang es schließlich, unter den Matratzen hervor zu
kriechen und auf die Straße zu kommen, wo sie von anderen
Tschetschenen gerettet wurde.
Le Monde, 17. Februar 2000 und Andreas Rüech in Neue
Zürcher Zeitung, 26./27.2.2000
Ende Januar 2000 Eine etwa 50 Jahre alte Frau aus dem
Oktober-Distrikt von Grosny, die drei Monate lang mit 14 Nachbarn
im Keller ihres Hauses ausgeharrt hatte, berichtet, nach der
Eroberung der tschetschenischen Hauptstadt seien maskierte
Soldaten gekommen und hätten eine junge Frau, eine Russin,
aus dem Keller gezerrt, offenbar um sie zu vergewaltigen.
Später habe sie sie tot aufgefunden.
Andreas Rüesch in Neue Zürcher Zeitung,
26./27.2.2000
Februar
Wie im ersten Tschetschenienkrieg seien wieder die Einheiten
des Innenministeriums für die bekannt gewordenen Massaker an
Zivilisten verantwortlich. Anfang Dezember starben mindestens 17
Zivilisten im Dorf Alchan-Kala, am 4. Dezember schossen Soldaten
der Omon-Einheiten auf einen mit weißen Flaggen markierten
Flüchtlingskonvoi und töteten 40 Menschen. Auch
für die Erschießung von mindestens 38 Zivilisten in
Grosny seien die Einheiten des Innenministeriums
verantwortlich.
11.2.2000 Frankfurter Rundschau
Februar 2000 Dutzende Zivilisten wurden von russischen
Soldaten in Grosny exekutiert. Einer der letzten Berichte stammt
von Deschi Inderbijewa, einer 30-jährigen Tschetschenin, die
die Körper ihrer zwei älteren Schwestern in einem
Kartoffelkeller in Grosny fand. Sie konnte die Schwestern nur
identifizieren, weil sie die zerbrochene Brille der einen und ein
Halstuch der anderen fand.
Februar 2000 Chechnya, Crimes against humanity in
www.ichkeria.org
Anfang Februar 2000 In Moskau teilt die
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch mit, sie habe 22
Fälle dokumentiert, in denen russische Soldaten in Grosny
Zivilisten erschossen hätten; als Motive gelten Rache oder
Plünderungsabsichten.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.2.2000
2.2.2000 In Grosny werden ein 74-jähriger Mann und seine
Tochter erschossen, sie wurde erschossen, als sie sich gegen eine
versuchte Vergewaltigung durch die Soldaten wehrte. Ein Zeuge
sagte auch aus, eine große armenische Familie und eine
russische Frau seien erschossen worden. Überlebende aus dem
Haus N17 in der Rosa Luxemburgstraße zeigten einem Zeugen
ein Haus, wo fünf weitere Zivilisten ermordet wurden: vier
Tschetschenen und ein Tatare wurden hier erschossen, die Zeugen
fotografierten die Toten. Außer in Aldi sollen insgesamt
auch in den Dörfern Kalinin und Michurin insgesamt 120
Zivilisten erschossen worden sein.
18.2.2000 War and Human Rights, www.hro.org/war/151.htm
Anfang Februar 2000 Human Rights Watch liegen die Namen von 14
weiteren Todesopfern vor. Korrespondenten der BBC und der
Washington Post berichteten am 6.2.2000 aus Inguschetien
über gleich lautende Zeugenaussagen. Die 38jährige Lena
Gontscharuk berichtete der BBC im Krankenhaus von Slepzowskaja,
sie habe als einzige von vier Frauen und zwei Männern
überlebt, als russische Soldaten ihnen befohlen hätten,
die Keller zu verlassen, und dann die Frauen und Männer
erschossen: "Wir standen in der Garage über dem Keller, und
sie begannen zu schießen.(...) Ein alter Mann war bei uns.
Sein Kopf war blutüberströmt. Während er noch
stand, sah ich sein Gehirn auf dem Boden." Lena Gontscharuk
überlebte, weil sie sich totstellte. Die 40-jährige
Hedi Machauri wurde am 21.1.2000 zusammen mit zwei anderen Frauen
von russischen Soldaten in einen kleinen Raum geführt. Eine
der Frauen sagte "Nehmt, was Ihr wollt, aber tötet uns
nicht. Wir haben Kinder." Sie wurde in den Kopf geschossen. Auch
Hedi Machauri überlebte, indem sie sich totstellte, nachdem
ihr in den Nacken geschossen worden war.
Ähnliches geschah der 40jährigen Cheida Machajuri, die
die Ausplünderung durch russische Soldaten überlebt
hat. Ihr und zwei anderen Frauen seien von russischen Soldaten
die Augen verbunden worden, dann schossen sie von hinten auf die
Frauen, übergossen sie mit Benzin und zündeten sie an.
Ein Flüchtling aus Grosny erzählt, wie Soldaten einen
alten Mann erschossen hätten, als der ihnen lediglich habe
mitteilen wollen, dass in einem Keller auf seinem Grundstück
Zivilisten wohnten.
Die russischen Streitkräfte weisen Berichte über
Massaker an der Zivilbevölkerung zurück. Ein
Mitarbeiter von Human Rights Watch sagte, Offiziere sähen
über Übergriffe ihrer Soldaten hinweg.
Florian Hassel in der Frankfurter Rundschau, 7.2.2000 und
AP/dpa-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 8.2.2000
Anfang Februar In Inguschetien veröffentlicht ein
Mitarbeiter der russischen Menschenrechtsorganisation "Memorial"
einen Augenzeugenbericht der 37jährigen Elena G., die bis zu
ihrer Flucht im letzten Monat in Grosny lebte. Sie schildert, wie
russische Truppen die Zivilbevölkerung (hier: in Grosny)
quälen und töten.
"Wir schrien, um uns bemerkbar zu machen und weil wir hofften,
dass man dann nicht auf unseren Keller schießen würde.
Die Antwort war eine Maschinengewehrsalve direkt in Richtung
unseres Kellers. Wir haben sie angefleht, nicht auf uns zu
schießen. (...)Einer der Soldaten hatte eine Handgranate in
den Händen. Er lachte und warf die Handgranate in das
Fenster des Nachbarhauses.(...) Nun jagten sie uns wieder in
unseren Keller zurück. Kaum unten angekommen, fingen sie an,
uns mit Granaten zu bewerfen. (...) Da durch die Granaten starker
Rauch entstanden war, wussten wir, dass wir nicht mehr lange in
diesem Keller bleiben konnten. (...) Als wir kaum noch atmen
konnten, sagten sie uns, dass wir nun wieder herauskommen
könnten. (...) Kaum vor der Türe angelangt, schossen
sie auf Natascha, Ljuda und den Jungen. (...) Der andere (Soldat)
sagte nur: `Wir brauchen keine Zeugen´. Dann schossen sie
erneut auf Chava und auch auf Natascha, Ljuda und den Jungen, die
doch schon tot waren. (...) Ich verlor das Bewußtsein. Als
ich wieder aufwachte, sah ich Konsum. Aus seinem offenen Kopf war
Gehirnmasse heraus gespritzt. Ich merkte, dass ich an den Rippen
verletzt war. Aus meinem Mund tropfte Blut. (...)...meine
Nachbarn hatten Angst, mich in ihren Keller zu lassen. (...) In
der Scheune erzählten sie mir, dass sie kürzlich zwei
Kinder verloren hätten. Einer ihrer Söhne war
erschossen worden, als er einen anderen Verletzten habe retten
wollen.(...) Als die Mutter vom Tod ihrer Jungen erfahren habe,
sei sie durchgedreht. Die Soldaten an einem Kontrollpunkt machten
sich über die Frau lustig - und erschossen sie, zusammen mit
der Nachbarin. (...) Und als sie sicher waren, dass ich eine
Zivilistin bin, ließen sie mich mit dem nächsten Wagen
nach Inguschetien. Im Wagen war noch eine Familie. Sie hatten die
Leiche einer Frau bei sich. (...) Die Soldaten, vor allem die
länger dienenden Soldaten, sind sehr grausam zur
Zivilbevölkerung. Dabei spielt Alter, Geschlecht,
Nationalität für sie überhaupt keine Rolle.
Für sie sind alle Einwohner Tschetscheniens Banditen. In den
Straßen von Grosny liegen sehr viele Leichen. Vor fast
jedem Haus oder Hof liegt eine Leiche mit aufgeschlitzter Kehle
oder Menschen, die durch Maschinengewehrfeuer, Minen etc.
umgekommen sind. Häufig werden von der Luftwaffe über
der Stadt Vakuumbomben eingesetzt."
die tageszeitung taz, 9.2.2000
5.2.2000 In Tschernoritsche, einem Vorort von Grosny, seien
bei einer "Säuberungsaktion" mindestens 100 Zivilisten
getötet worden, ebenso im benachbarten Katayama. Die Leichen
seien dann in einem Massengrab bei Salionaja Banka verscharrt
worden.
Le Monde, 24.2.2000
5.2.2000 Im Stadtteil Oktjabrski wurden eine Familie mit
fünf Angehörigen, darunter eine schwangere Frau und ein
einjähriges Kind, von russischen Soldaten getötet:
Hass-Magomet Estimirow (67), Hozh Akhmed Estimirow (33), Toita
Estimirowa (28), Hassan Estimirow (1) und ein namentlich nicht
bekannter Onkel der Estimirow-Familie im Alter von etwa 65
Jahren.
Human Rights Watch,
http://www.hrw.org/press/2000/02/chech0223.htm, 23.2.2000
5./6.2.2000 Das Moskauer Büro von Human Rights Watch
besitzt Informationen über die Ermordung von 82 Personen
durch russische Soldaten in Grosny. Etwa 100 Soldaten hätten
geraubt, gemordet und sexuelle Gewalt angewandt. Auch hätten
sie Granaten in Keller geworfen, in denen sich Zivilisten
versteckten.
War and Human Rights. February 23, 2000.
(http://www.hro.org/war/156.htm)
10.2.2000 In dem Bezirk Staropromyslovski der Stadt Grosny
hätten russische Soldaten 38 Zivilisten kollektiv
hingerichtet, berichtet Human Rights Watch. Danach wurden weitere
zwölf Zivilisten aus diesem Distrikt hingerichtet, deren
Namen der Menschenrechtsorganisation vorliegen: Magomet Goigow
(31), Riswan Taimaskhanow (22), Khamid Khaschijew (45), Shema
Inderbijewa (32), Sheiman Inderbijewa (33), Aslan Tungojew (etwa
60), Zina Tungojewa (etwa 60), Mussa Gutsigow (45), Ali
Yansurkajew (70), Rumisa Yansurkajewa (etwa 30), Adem Schamilow
(über 60), Lioma Schamilow (etwa 30), ein nicht
identifizierter Toter
Frankfurter Allgemeine Zeitung und Frankfurter Rundschau,
12.2.2000 und Human Rights Watch,
http://hrw.org/press/2000/02/chech0223.htm, 23.2.2000
11.2.2000 Mitarbeiter von Human Rights Watch sahen heute in
einem Krankenhaus in Inguschetien die verstümmelte Leiche
von Magomet Goigow, einem 31-jährigen Tschetschenen, der
offensichtlich von russischen Soldaten in Grosnys Distrikt
Staropromyslowski getötet worden war. Die Organisation
erfuhr auch von zwei weiteren verstümmelten Leichen, die
gemeinsam mit Magomet Goigow in einer Garage in Grosny gefunden
wurden. Zuvor lagen diese drei Männer der Organisation als
"in Gefangenschaft verschollen" vor.
Human Righs Watch, 11.2.2000
12.2.2000 Beobachter haben Human Rights Watch zufolge gesehen,
wie Soldaten einen Mann und zwei weitere Personen im Argun-Tal
weggeschleppt hätten. Die Leiche des einen sei später
von Kugeln durchsiebt aufgefunden worden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.2.2000 und die tageszeitung
taz, 12./13.2.2000
16.2.2000 Flüchtlinge berichten von russischen
Massenerschießungen vermeintlicher Rebellen und von
einsetzenden Hausdurchsuchungen in Inguschetien.
Washington Post in Refugees Daily, 16.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
16.2.2000 Eine junge Frau aus Grosny zeigte Medienvertretern
in einem inguschetischen Flüchtlingslager zwei Säcke
mit den verkohlten sterblichen Überresten ihrer beiden
Schwestern. Ihre Mutter sei Zeugin geworden, wie die beiden von
Soldaten mit Flammenwerfen getötet wurden.
Neue Zürcher Zeitung, 16.2.2000
Mitte Februar 2000 Russische Soldaten vergewaltigten eine
junge Frau, ermordeten sie und verbrannten die Tote, bezeugt eine
tschetschenische Zigarettenverkäuferin. Als der Vater der
Ermordeten außer sich geriet, erschossen die Soldaten ihn
und verbrannten auch seine Leiche.
International Herald Tribune 18.2.2000
Mitte Februar 2000 Der Neffe der tschetschenischen Rentnerin
Frau Nefjodowa musste seinen Cousin beerdigen. Russische
Militärs hatten ihn zum Ausheben von
Schützengräben rekrutiert. Einen Tag später floh
der 54 Jahre alte Valeri. Seine Mutter versteckte ihn. Doch die
Militärs kamen zurück und erschossen ihn.
International Herald Tribune 18.2.2000
17.2.2000 Weil der 23. Februar naht, der Jahrestag der
Deportation der Tschetschenen nach Zentralasien, führen
russische Truppen wiederholt Säuberungs-Aktionen in von
Tschetschenen bewohnten Gebieten durch. Dabei wird in der Gegend
von Staroschedrinskaya (Schelkovskoy-Distrikt) ein Schuljunge
getötet sowie 12 weitere Menschen verletzt. Die Soldaten
hatten vier minderjährige Teenager festgenommen, deren
Mütter sie alsbald belagerten. Um jene zu erschrecken,
spielten sie zuerst an ihren Waffen herum und feuerten dann
einmal. Dabei wurde der Junge getötet. Andere Soldaten
stürmten die Schule und verhörten die Schüler in
erniedrigender Art und Weise über die Verstecke der
tschetschenischen Widerstandskämpfer. Einige der Kinder
standen unter Schock.
War and Human Rights. February 22, 2000.
(http://www.hro.org/war/155.htm)
26./27.2.2000 "Während der letzten drei Monate habe ich
diese Gräueltaten für Human Rights Watch dokumentiert.
Ich habe Beweismaterial für über 100
Massen-Exekutionen, die von den russischen Truppen bei der
Einnahme von Grosny verübt wurden, für von russischen
Soldaten verübte Morde, und ich untersuche weitere Dutzende.
Die meisten der Opfer waren ältere Männer und Frauen,
die nach Monaten der Bombardierung und des Beschusses aus ihren
Kellern kamen - nur um von russischen Soldaten erschossen zu
werden, die Grosny "befreiten"."
Peter Bouckaert in International Herald Tribune,
26./27.2.2000
27.2.2000 Nach der Befragung und Untersuchung von 326
tschetschenischen Vertriebenen in Flüchtlingslagern in
Inguschetien berichtet die amerikanischen Vereinigung Ärzte
für Menschenrechte, die Hälfte der Befragten
hätten von Erschießungen von Zivilisten
berichtet.
AP/AFP/Reuters-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 28.2.2000
März
März 2000 Nachdem die russischen Truppen Anfang Februar
in Grosny eingedrungen sind und die Stadt von der Außenwelt
abgeschnitten haben, konnten nur noch wenige Menschen die Stadt
verlassen, um nach Inguschetien zu fliehen. Trotzdem gibt es
Berichte über Übergriffe von russischen Soldaten,
insbesondere über außergerichtliche Massenexekutionen
in verschiedenen Teilen Grosnys, auch von Frauen und älteren
Menschen. Es gibt ebenfalls Berichte über Vergewaltigungen
und andere Foltermethoden und Misshandlungen. Verschiedenen
Schätzungen im Februar zufolge waren immer noch zwischen
10.000 und 20.000 Zivilisten in der Stadt eingeschlossen.
Amnesty International: Russian Federation. Violations of human
rights and international humanitarian law in the Chechen
Republic. Amnesty International's recommendations to the 56th
session of the UN Commission on Human Rights. March 2000.
13.3.2000 Kenneth Roth, leitender Direktor von Human Rights
Watch, sagte, der stellvertretende Stabschef der bewaffneten
Truppen habe in drei Vorfällen die Beschuldigung russischer
Truppen, Zivilisten ermordet zu haben, nicht abgestritten. Roth
erklärte: "Die große Überraschung war, dass er
keine Anstalten machte, auch nur ein Wort unserer Ergebnisse
abzustreiten. Unsere Unterhaltung setzte Anschuldigungen
verschiedener Gräueltaten voraus. Aber er gab sie auch nicht
zu." Zu den Vorfällen zählen die Ermordungen in
Alkhan-Jurt Mitte Dezember sowie in zwei Distrikten von Grosny,
Staropromyslovsky um den 20. Januar und Aldi um den 5. Februar.
Human Rights Watch geht von 130 getöteten Zivilisten bei den
drei Vorfällen aus.
Russia Today, 13.3.2000
http://www.russiatoday.com/chechnyainfocus/news.php3?id=141951
20.3.2000 Eine Gruppe von 60 Zivilisten, meist Frauen und
Kinder, denen man für einen Tag einen Sicherheits-Korridor
versprochen hatte, um im benachbarten Wald wilden Knoblauch zu
pflücken, kam in der Nähe des Dorfes Samaschki unter
schweren Artillerie-Beschuss. Mindestens drei Frauen wurden dabei
getötet und mindestens fünf verletzt.
Amnesty International, News Release, EUR 46/23/00, 29.3.2000
Juni
Ende Juni Einwohner des Dorfes Jalchoj-Mochk arbeiteten auf
einem Feld in der Nähe des Dorfes. Sie beobacheteten, wie
ein russischer Hubschrauber über sie hinweg flog. Eine halbe
Stunde später kehrte er zurück und feuerte Boden-Boden
Raketen ab. Es handelte sich um etwa 200 Projektile.
Ungefähr 100 Menschen waren auf dem Feld. Der
17-jährige Letschi Selimbajew kam um. Viele Frauen und
Kinder wurden teils schwer verletzt. Ein weiterer Mann starb an
seinen schweren Verletzungen. 40 Stück Vieh wurde bei dem
Angriff getötet.
E-Mail von der Menschenrechtlerin Lipkan Bassajewa,
25.10.2000
September
15.9.2000 Drei tschetschenische Zivilisten starben und zwei
weitere wurden verwundet als eine russische Patroullie vier
tschetschenische Frauen und einen Mann stoppte. Nachdem sie die
Zivilisten wieder gehen gelassen hatten, eröffneten die
Soldaten das Feuer auf das Fahrzeug der Zivilisten, zwei der
Frauen und der Mann starben, die zwei Frauen waren 24 und 18
Jahre alt. Die bergige Region um Noschai-Jurt war in den letzen
Wochen das Zentrum russischer "Säuberungen".
15.9.2000 AFP
18.9.2000 Ein Reporter der LA times interviewte mehr als zwei
Dutzend Soldaten, die gerade aus dem Krieg in Tschetschenien
zurück gekehrt waren. Erschießungen von Zivilisten,
besonders von tschetschenischen Männern seien an der
Tagesordnung gewesen. Ein Soldat, Bors sagt: "Ich habe sehr viele
Menschen getötet. Ich habe an Frauen und Kinder keine Hand
angelegt, wenn sie nicht auf mich schossen. Aber ich habe alle
Männer getötet, die ich bei "Säuberungen" traf.
Sie haben mir kein bisschen leid getan, sie haben es verdient.
Ich habe den Bitten der Frauen nicht zugehört, wenn sie ihre
Männer retten wollten, ich habe die Männer einfach auf
die Seite gebracht und erschossen. Er erinnert sich an eine
Heckenschützin. "Sie hatte keine Chance als Gefangene zu den
Behörden gebracht zu werden. Wir haben sie einfach
auseinandergerissen mit zwei Fahrzeugen, ihre Beine waren mit
Stahlfesseln an die Militärfahrzeuge gefesselt worden. Es
gab viel Blut aber die Jungs haben das gebraucht. Danach sind sie
ruhiger geworden. Es war der Gerechtigkeit Genüge getan
worden und das war am wichtigsten." Ein andere Leutnant, der
für Moral und Disziplin seiner Soldaten zuständig ist,
erklärt, in diesem Krieg werde viel härter mit den
Tschetschenen umgegangen als im letzten. Das russische
Militär hat begriffen, dass man Tschetschenen nicht
umerziehen kann. Wir hätten ihnen keine Zeit lassen sollen,
um sich auf den Krieg vorzubereiten. Wir hätten alle
Tschetschenen über 5 Jahren umbringen sollen und die kleinen
Kinder hätten wir in Umerziehungslager mit
Stacheldrahtzäunen schicken sollen. Es ist viel leichter,
sie alle zu töten. Das geht schneller als sie alle wachsen
zu lassen.
18.9.2000 LA Times
Oktober
24.10.2000 die russischen Truppen schlossen die Stadt
Sernowodsk ein, um eine "Säuberung" durchzuführen.
Neben den Einwohnern der Stadt leben in Sernowodsk auch interne
tschetschenische Flüchtlinge in den Eisenbahnwaggons und dem
Institut für Agrartechnik. Gegen 10 Uhr morgens versuchte
Andi Wagapow (geb. 1978) seine Kuh einzufangen, die auf russische
Positionen zugelaufen war. Er wurde sofort angeschossen. Seine
Überlebenschancen stehen nach Aussagen eines Arztes
schlecht. Von November 1999 bis September 2000 lebte die Familie
Wagapow in einem Flüchtlingslagern in Inguschetien, der Sohn
Andi konnte also gar nicht an den tschetschenischen
Kampfhandlungen beteiligte gewesen sein. Währenddessen
beginnt nun in Sernowodsk die "Säuberung". In den letzen
Wochen und Monaten kam es bei "Säuberungen" immer wieder zu
willkürlichen Festnahmen.
E-Mail von Memorial, 25.10.2000, Rueters, AP-Bericht in Yahoo
News (www.dailynews.com)
b) Massaker
1. Das Massaker von Alkhan-Jurt
Anfang bis Mitte Dezember 1999 Bereits im November 1999 begann
das russische Militär, Alkhan-Jurt zu bombardieren und zu
beschießen. Die Offensive dauert bis zum 1. Dezember.
Russische Truppen nehmen das Dorf ein und ziehen von Haus zu
Haus, um sicherzugehen, dass keine Kämpfer mehr anwesend
sind. Dabei werfen sie Granaten in Keller, plündern
Häuser und schicken Hunderte von Bewohnern in ein
benachbartes Dorf. Zwei Wochen lang ist Alkhan-Jurt abgeriegelt.
Die Soldaten plündern und verbrennen Häuser, töten
mindestens 14 Zivilisten und vergewaltigen mehrere Frauen.
Human Rights Watch, 16. April 2000
http://www.hrw.org/press/2000/04/chech0416.htm
Anfang Dezember 1999 Laut Aussagen von Rustam R. (Name
geändert) begannen die Soldaten mit der Plünderung von
Alkhan-Jurt, sobald sie das Dorf eingenommen hatten. Viele
Bewohner hatten ihre Habseligkeiten bereits sicherheitshalber
zusammengepackt, falls das Dorf evakuiert werden sollte. Als die
Soldaten einzogen, begannen sie die gepackten Besitztümer
der Zivilisten einzusammeln: "Zuerst trugen sie die Taschen fort,
alles war in diese Taschen gepackt. Später kamen leere
Lastwagen, um alles Stück für Stück davon zu
schleppen: Teppiche, sie schossen auf die Fernseher, sie suchten
nach Wertgegenständen, krempelten die Häuser um. [...]
So, diese drei Lastwagen wurden bei mir im Hof gesehen, und dort
nahmen sie alles ohne Ausnahme mit: Kühlschränke,
Teppiche und Fernseher. Sie trugen alles fort und steckten das
Haus in Brand." Rustam R. zieht den bitteren Schluss: "Dies waren
nicht die Truppen, die wir erwarteten. Im Fernsehen sprachen sie
über die Befreier, aber stattdessen kam eine Horde
Verurteilter und Plünderer an."
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
Anfang bis Mitte Dezember 1999 Beinahe jeder Bewohner/ jede
Bewohnerin von Alkhan-Jurt, der/ die von Human Rights Watch
befragt wurde, sagt aus, er/ sie habe persönlich mit
angesehen, dass russische Soldaten Häuser plünderten.
Sie beschrieben, wie sie tatenlos zusehen mussten, als die
Soldaten Haushaltsgegenstände wie Mobiliar, Kleidung,
Kühlschränke, Fernseher und ähnliche Dinge auf
Militärlastwagen und gestohlene Autos luden und ihre Beute
davon trugen. Als der stellvertretende Premierminister, Nikolai
Koschman, Alkhan-Jurt am 17. Dezember besuchte, sah er
persönlich Militärfahrzeuge und Zelte, die mit
Beutestücken aus dem Dorf gefüllt waren. "Was ich
gesehen habe, übertrifft alles, was ich je zuvor gesehen
habe," rief er aus, als er mit den Beweisen des Blutbades
konfrontiert wurde.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
Anfang bis Mitte Dezember 1999 Die Plünderung von
Alkhan-Jurt erfolgte systematisch und organisiert. Involviert war
eine große Anzahl von Soldaten, die während ihres
gesamten Aufenthaltes im Dorf straflos handelten. Die
geplünderten Gegenstände wurden sowohl in Häusern
eingelagert, die von russischen Befehlshabern besetzt worden
waren, als auch in den Zelten der Soldaten aufbewahrt. In
Militärfahrzeugen wurden sie dann öffentlich aus
Alkhan-Jurt abtransportiert. Es ist schlichtweg unmöglich,
dass eine so umfangreiche Plünderung bei Tageslicht ohne das
Wissen der russischen Befehlshaber durchgeführt werden
konnte. Die Plünderungen, die in Alkhan-Jurt stattfanden,
waren kein isolierter Vorfall in Tschetschenien. Seit Beginn des
Konflikts haben russische Truppen systematisch Dörfer und
Städte, die sie unter ihre Kontrolle gebracht hatten,
geplündert, und es liegen keine Anzeichen dafür vor,
dass die russischen Befehlshaber irgend etwas unternommen
hätten, um das zu verhindern.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
8.12.1999 Haji Vakha Muradow, dessen Sohn Isa von russischen
Truppen getötet wurde, berichtet von der Plünderung
seines Hauses in Alkhan-Jurt. Am 8. Dezember gegen 18:00 Uhr kam
er heim und überraschte mehrere Soldaten, die gerade dabei
waren, sein Haus zu plündern. "Die Soldaten kamen aus meinem
Zimmer mit Taschen in ihren Händen und drängten mich an
die Wand."
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
12.12.1999 Shamkhan Hadajew, 56, blieb nach dem Einmarsch der
russischen Truppen in Alkhan-Jurt, um sein Haus und die
Häuser in der Nachbarschaft zu bewachen. Er beobachtete
folgendes: "Die Soldaten kamen in Panzern und APCs. Sie hatten
einen Anhänger, den sie vom Hof eines Nachbarn entwendet
hatten. Sie beluden ihn mit Sesseln, Fernsehern, Videorecordern
und Sofas. Ich habe zwei Töchter, all ihre Kleidung wurde
mitgenommen. All das dauerte etwa eine Stunde. Es waren so viele
Soldaten, dass sie es sehr schnell erledigen konnten. Es ist
schwer zu zählen, wenn man hungrig ist, aber es waren mehr
als fünfzehn Soldaten. [...] Das war der Moment, in dem ich
merkte, dass mir nichts mehr blieb, und so ging ich nach
Urus-Martan."
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
13.12.1999 Shaarani Avtajew wurde gemeinsam mit vielen anderen
am 1. Dezember gezwungen, Alkhan-Jurt zu verlassen. Am 13.
Dezember konnte er für kurze Zeit zurückkehren, um
festzustellen, was aus seinem Haus geworden war: "Ich durfte nur
fünf oder zehn Minuten bleiben. Die Soldaten brachten mich
zu meinem Haus und dann wieder zurück nach Kulary. Mein Haus
war abgebrannt, nur die Mauern standen noch. Die Tore waren
nieder gerissen worden. Mein Auto stand nicht länger in der
Garage, die Soldaten hatten es mitgenommen. [...] Jetzt habe ich
nur noch die Kleidung, die ich als Flüchtling mitnahm. [...]
Die Soldaten nahmen meinen Fernseher, die Teppiche, die
Möbel, den Kühlschrank. Ich schaute ins Innere des
Hauses und dort war nichts. Sie hatten sogar den Ofen
mitgenommen."
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
1.12.1999 Es gab mehrere Vorfälle, bei denen Soldaten in
Alkhan-Jurt ohne Warnung Granaten in von Zivilisten bewohnte
Keller warfen, wobei sie den Tod von mindestens drei Personen
verursachten und zum Tod von anderen beitrugen. Drei Frauen, die
sich in einem Keller in der Suworow Straße aufhielten,
wurden bei solch einem Vorfall am 1. Dezember getötet. Nach
Aussagen der 40-jährigen Zara Israelowa versteckten sich die
65-jährige Maret Paschajewa, die 70-jährige Deti
TemirSultanowa und deren Tochter, die 35-jährige Sordat
TemirSultanowa, in einem benachbarten Keller, als Soldaten kamen
und Granaten hinein warfen. Deti und Sordat Temir Sultanowa
starben auf der Stelle, Maret Paschajewa wurde in das Krankenhaus
von Goyty gebracht, wo sie später starb.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
Anfang Dezember 1999 Human Rights Watch liegen detaillierte
Informationen über 11 Hinrichtungen in Alkhan-Jurt vor und
weniger umfangreiche, aber glaubhafte Informationen über
vier weitere Exekutionen, zusätzlich wurden drei Zivilisten
bei einem willkürlichen Angriff getötet. Insgesamt
wurden also mindestens 18 Zivilisten von russischen Soldaten
getötet, nachdem jene die komplette Kontrolle über
Alkhan-Jurt erlangt hatten.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
Anfang Dezember 1999 In Alkhan-Jurt werden Said-Magomet
Janalajew und Alimkhan Dalakow von russischen Soldaten
getötet. Sultan Magomajew berichtet über seine
Untersuchung der Leichen: "Etwa 30 Minuten lang untersuchte ich
den Zustand der Körper. Sie waren vollkommen mit Blut und
Schlamm bedeckt, und es gab Hinweise auf Misshandlungen. Zuerst
schenkte ich den Händen meine Aufmerksamkeit, die
Hälfte der Nägel waren abgeschnitten worden, vielleicht
mit einem Messer. Die Wunden von den Messern an ihren Fingern
waren sehr tief bei beiden Männern. Dann stellte ich fest,
dass ihre Hände mit Feuer verbrannt worden waren, die Haut
an den Händen war verbrannt. Said-Magomets rechtes Auge
fehlte und sein rechter Oberschenkel war gebrochen, so auch sein
Nacken. In seinem Magen waren zwei Messerstiche. An seinem
rechten Bein waren mehrere Einschüsse von Kugeln. Alimkhan
hatte ebenfalls Messerstiche an seinen Fingern. Er hatte
Einschüsse am Rücken [...] Er hatte Messereinstiche an
der Schulter und in der Nähe seines Herzens. Die letzten
Wunden waren die von Kugeln verursachten auf seinem Rücken
und an seinem Hinterkopf."
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
Anfang Dezember 1999 Berichte über die Ermordungen von
Khavazi Nunajew (4. Dezember), Ibrahim Hankurnanow (1. Dezember),
Adlan Gibertajew (Anfang Dezember) und Seyed-Emi Saydulajew
(Todesdatum unbekannt) durch russische Soldaten in Alkhan-Jurt.
Drei der Todesfälle wurden von mehreren Quellen
bestätigt, aber es liegen keine detaillierten Informationen
über die spezifischen Umstände ihrer Tode vor.
Berichten zufolge wurde Khavazi Nunajew, etwa 32, bei einer
Plünderung von Soldaten erschossen. Ibrahim Hankurnanow,
zwischen 20 und 22 Jahre alt, wurde durch ein Sprenggeschoss
verwundet und von einem russischen APC überfahren, als er
verwundet auf der Straße lag. Der APC fuhr zuerst über
sein Bein, dann zurück und über seinen Körper. Es
war kein Unfall, sie überfuhren ihn zweimal. Adlan
Gibertajew, 17 Jahre alt, wurde in seinem Haus von russischen
Soldaten erschossen. Das gleiche gilt für Seyed-Emi
Saydulajew.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
3.12.1999 In Alkhan-Jurt wird Khamid Khazujew, 57 Jahre alt,
getötet. Er hatte sich gemeinsam mit anderen Dorfbewohnern
in einem Keller aufgehalten. Am Morgen des 3. Dezember
kündigte er an, dass er einen kurzen Blick auf den Zustand
seines Hauses werfen wollte, und versprach, bald
zurückzukehren. Er kam jedoch nicht. Ruslan Muskhaziejew
verließ den Keller gegen 7:00 und ging direkt zu Khazujews
Haus. Als er dort ankam, sah er, dass der Hof voll von russischen
Soldaten war. Er hörte Khamid Khazujews Stimme, die die
Soldaten anflehte, sein Haus nicht zu plündern. Dies ging
etwa zehn Minuten so. Plötzlich hörte er sieben oder
acht Schüsse von einem Maschinengewehr. Er fand Khazujew
erschossen auf dem Boden liegend. Nachdem die Soldaten das Haus
geplündert hatten, steckten sie es in Brand.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
4.12.1999 In Alkhan-Jurt wird Musa Gilkajew, Ende 30,
getötet. Er wurde von plündernden Soldaten erschossen.
Movladi Taduschajew zufolge plünderten Soldaten das Haus
eines Nachbarn und Musa Gilkajew ging hin, um sie daran zu
hindern, indem er darauf hinwies, das Haus gehöre seinem
Nachbarn. Die Soldaten schossen ihm direkt ins Gesicht.
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8.12.1999 In Alkhan-Jurt wird Isa Muradow, 42, getötet.
Er hielt sich im Keller des Hauses von seinem Vater auf. Am Abend
des 8. Dezember sagte er seinem Vater, dass er im Haus zu Abend
essen und die Nacht auf der Veranda verbringen wollte. Isa
Muradow kehrte in jener Nacht nicht in den Keller zurück.
Sein schwerhöriger Vater sorgte sich und berichtet vom
nächsten Morgen: "Ich dachte, dass er am Morgen in den
Keller zurückkommen würde. Am Morgen war er nicht da
und ich ging los, um ihn zu finden. Er war im Hof,
blutüberströmt. Man hatte ihm direkt ins Gesicht
geschossen, sein linkes Auge war nicht mehr da und die
Hälfte seiner Nase war verschwunden. [...] Eine Menge Kugeln
waren in seinen Bauch gefeuert wurden, etwa 30 Stück." Gegen
23:00 in der Nacht hatte der Vater Schüsse gehört,
hatte aber Angst, den Keller zu verlassen, weil Soldaten
während der letzten Tage schon zweimal damit gedroht hatten,
ihn zu erschießen. Außerdem ging er aufgrund seiner
Schwerhörigkeit nicht davon aus, dass die Schüsse aus
seinem eigenen Haus kamen.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
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8.12.1999 In Alkhan-Jurt wird Taus Sultanow, 49, getötet.
Er hielt sich gemeinsam mit vier Frauen und mehreren Männern
in einem Keller auf. Um 23.30 klopfte es an die Tür, es
waren drei Soldaten. Sie überprüften die Pässe der
Bewohner und verlangten Wodka, Wein, Gold und US-Dollar. Als die
Männer und Frauen darauf bestanden, dass sie nichts
anzubieten hatten, antworteten die Soldaten, dass sie einen der
Männer mitnehmen würden. Sie wählten Taus
Sultanow, den größten und stärksten von ihnen,
und befahlen ihm, sich anzuziehen und mitzukommen. Sultanow
sagte, seine Schuhe wären draußen, und so entstand
eine Diskussion mit den Soldaten. Kurz darauf verlor einer der
Soldaten die Beherrschung und feuerte auf Sultanows
Füße. Er lag blutend auf dem Boden, aber die Soldaten
verweigerten erste Hilfe. Früh am nächsten Morgen
versuchten die anderen, Hilfe zu holen. Aber es war zu spät.
Ein Arzt äußerte sich zu dem Fall und sagte, das Leben
von Taus hätte möglicherweise gerettet werden
können, wenn die Soldaten rechtzeitig eingewilligt
hätten, die Blutungen zu stillen.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
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9.12.1999 In Alkhan-Jurt werden Alimpash Asujew, 25, und
Ibrahim Usmanow, 34, getötet. Gegen 17:00 am 8. Dezember
verließ ihr Mitbewohner Movladi Taduschajew das Haus und
kehrte erst am nächsten Morgen zurück. Er berichtet:
"Ich kehrte am Morgen des 9. Dezember zurück, konnte Ibrahim
aber nicht finden. Dann fand ich Alimpash Asujew erschossen vor.
Ibrahim war draußen, ebenfalls erschossen. Er wurde
erschossen und dann mit einer Axt geschlagen. Er lag auf dem
Rücken, drei Kugeln waren durch seinen Nacken gegangen.
Seine Stirn und seine Augen waren von der Axt zerschmettert
worden. Seine Augäpfel waren fort, zerschmettert. Er lag in
der Nähe der Treppe und überall war sein Gehirn, an der
Tür und auf den Stufen. Alimpash war auf dem Sofa. Er hatte
zwei Kugeln im Kopf und eine im Herzen." Das Haus war
verwüstet und ließ darauf schließen, dass wer
auch immer die beiden Männer getötet,
anschließend das Haus geplündert hatte.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
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16. Dezember 1999 Sechs Menschen starben bei dem Versuch, ihre
Häuser in Alkhan-Jurt vor den Plünderungen der
russischen Truppen zu verteidigen. Die Information beruht auf
Interviews, die mit 15 Flüchtlingen in Lagern und
Privatunterkünften in Inguschetien geführt
wurden.
Washington Post in Refugees Daily, 16.12.1999
18.12.1999 Nach Aussagen des 66-jährigen Buru Altimirow
wurde sein Sohn, Aindi Altimirow, am 18. Dezember von russischen
Soldaten in Alkhan-Jurt getötet und enthauptet: "Dort sah
ich die geköpfte Leiche meines Sohnes, ich erkannt ihn an
seiner Kleidung. Sein Kopf wurde von den Jungen unten am Fluss
gefunden, etwa drei Meter entfernt. Nahe seiner Füße
waren Spuren im Gras. [...] In seiner Hand war Gras, das er
ausgerissen hatte". Buru Altimirow glaubt, dass diese Spuren vom
Scharren der Füße seines Sohnes kamen, als sie ihn
enthaupteten.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
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22.12.1999 Das russische Verteidigungsministerium leitet
Ermittlungen über das Massaker in Alkhan-Jurt ein.
AFP/dpa/AP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 23.12.1999
23.12.1999 Human Rights Watch erfährt aus Interviews mit
tschetschenischen Flüchtlingen, dass russische Truppen in
Alkhan-Jurt 17 Zivilisten ermordet haben.
New York Times in Refugees Daily, 23.12 1999
24.12.1999 Berichte über das Massaker in Alkhan-Jurt
scheinen sich zu bestätigen. Ein Amateurvideo, das
BBC-Reportern zugespielt wurde, zeigt einen Wutausbruch des
russischen Regierungsbeauftragten für Tschetschenien,
Nikolaj Koschman, gegenüber russischen Offizieren am Ort des
Geschehens: "Dafür werden Sie persönlich zur
Verantwortung gezogen werden", sagt Koschman an einen Leutnant
gewandt, und: "Etwas Derartiges habe ich in Tschetschenien noch
niemals gesehen." Danach sind Dorfbewohner zu sehen, die Koschman
eine Liste von 41 Getöteten übergeben. Daraufhin
entgegnet Koschmann: "Es gibt also Augenzeugen", und kündigt
an, Premierminister Wladimir Putin über den Vorfall in
Alkhan-Jurt zu informieren. Das Video zeigt ebenfalls auf
russischen Fahrzeugen verstaute, gestohlene Waren, wie
Videorecorder, Teppiche und Geschirr. Laut Aussagen von Bewohnern
des Dorfes seien viele Bewohner getötet worden, nachdem sie
versucht hätten, die betrunkenen Soldaten an der
Plünderung ihrer Häuser zu hindern.
Erstellt wurde das Video im Auftrag von Mali Saidulaew, einem
reichen tschetschenischen Geschäftsmann, der bereits
Interesse für die Präsidentschaft in Tschetschenien
angemeldet hat.
Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat
weitere Hinweise auf das Massaker. Nach Aussagen von 15
Dorfbewohnern, die Vertreter der Organisation in Inguschetien
befragten, seien 17 Menschen in Alkhan-Jurt getötet worden.
Die russische Seite wies die Berichte zurück. Koschman
sprach von einer bewussten Verdrehung der Tatsachen. Die Soldaten
seien in Alkhan-Jurt beschossen worden und hätten
zurückschlagen müssen.
Klaus-Helge Donath in die tageszeitung taz, 24.12.1999
2. Staropromyslowski
Mitte Januar 2000 Human Rights Watch dokumentierte mit
Zeugenaussagen 41 Fälle, in denen Zivilisten zwischen Ende
Dezember und Mitte Januar im Stadtteil Staropromyslowski von
Grosny von russischen Soldaten ermordet - in der Regel aus
nächster Nähe erschossen worden seien.
Neue Zürcher Zeitung, 16.2.2000
19.1.2000 Zeugen berichten Human Rights Watch, dass an diesem
Tag russische Soldaten in ihre Nachbarschaft eindrangen und damit
begannen, die Häuser zu durchsuchen. Nachdem die Soldaten
die Papiere der Menschen im Keller, in dem sich auch die beiden
Zeugen aufhielten, überprüft hatten, gab der 68 Jahre
alte Said Zubajew, Patriarch der Familie Zubajew, bekannt, dass
er nun zu seinem Haus zurückkehren werde. Ein oder zwei
Stunden später, gegen 15:00 Uhr, folgten seine Frau und
seine Tochter ihm. Auf dem Nachhauseweg fanden sie ihn erschossen
auf der Straße liegend, in einem Gebiet, das sich unter
russischer Kontrolle befand. Am 21. Januar wollten die beiden
Zeugen die Familie Zubajew besuchen und fanden acht Leichen im
Hof. Das Haus war geplündert und die ganze Familie
erschossen worden.
Human Rights Watch in Relief Web, 10.2.2000
(http://www.reliefweb.int)
Mitte Januar Human Rights Watch dokumentierte mindestens 21
Fälle, in denen Zivilisten im Stadtteil Staroplomyslowski
erschossen wurden. Hier die Namen und das Alter der Opfer:
Anzor Taimaschkanow, 16
Lida Taimoschkanowa, 55
Adlan Akajew, 45
Larisa Jabrailowa, 43
Heda, eine Kumykerin
Said-Selim Tungojew, 50
Kosjm Reschjew, 40
Natascha Tschernowa, 50
Khawa, 50
Lyusja, 45
Ein Nachbar, der noch nicht identifiziert werden konnte
Mariam Goigowa, 59
Valentina Fotiewa, 67
Hijan Gababorchewa, 67
Durgurchan Archankowa, 56
Ismail Gadaborchewa, 74
Abdulvagap Aslangeriew, 75
Aisat Archakowa, 63
Abukar Jewlojow, 67
Saperbek Jewlojow, 36
Minusa Auschewa, 67
Zenap Gairbekowa 60
7.2.2000 Human Rights Watch, Russian Forces Execute Grosny
Residents
3. Aldi
5.2.2000 In Aldi, einem Vorort von Grosny begannen ein zwanzig
bis 30 Mann starker Trupp der Omon Sondereinheiten des
Innenministeriums mit der sogenannten Tschistka, der
Säuberung. Die aus Dagestan und Ossetien stammenden
Söldner seien betrunken gewesen, berichteten
Flüchtlinge aus Nasran. Sie hätten zunächst Geld
gefordert, dann hätten sie begonnen, Zivilisten zu
erschießen. Ein alter Mann, der ihnen 300 Rubel gebracht
hätte, sei dennoch erschossen worden. Mindestens 92 Bewohner
seien ermordet worden, berichteten unabhängig voneinander
Flüchtlinge. Die Leichen hätten in den Höfen
gelegen. Die Flüchtlinge konnten Namen und Adressen von 36
der Opfer präsentieren, die Identität von weiteren 56
Ermordeten sei noch nicht bekannt. Einige Flüchtlinge
versichern, die plündernden und um sich schießenden
Omon-Soldaten seien erst durch eine andere russische
Truppeneinheit gestoppt worden. Der Ort sei danach abgeriegelt
worden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.2.2000
5.2.2000 In Aldi wurden Augenzeugenberichten zufolge mehr als
100 Zivilisten ermordet, die sich der Plünderung ihrer
Häuser widersetzten. Überlebende Bewohner haben eine
Liste mit 92 Namen zusammengestellt. Die tatsächliche Zahl
der Opfer liege aber deutlich höher: viele Körper seien
enthauptet, verstümmelt und teilweise verbrannt worden, so
dass eine Identifizierung unmöglich sei. Zur
"Säuberung" sei der Ort in verschiedene Bereiche aufgeteilt.
Die Gräueltaten seien vor allem durch OMON-Spezialeinheiten
und russische Söldnertruppen begangen worden. Junge
russische Soldaten, die durch den Ort zogen, hätten die
Bewohner noch gewarnt: "Lauf' weg, versteck' dich, die
Söldner (kontraktniki) kommen und bringen alle um! Ihr habt
Glück, dass ihr auf uns getroffen seid, die da hinten, das
sind Tiere." Salman Bichajew (48) und sein Sohn Ahmed (28)
müssen niederknien, werden an den Händen gefesselt und
durch Kopfschuss getötet. Die Körper werden unter
Abfall versteckt. Sultan Timir (45) wird die Kehle
durchschnitten, danach trennen die Schlächter ihm den Kopf
ab. Den Toten werden die Goldzähne herausgerissen. Das
Massaker wird bis spät in die Nacht fortgesetzt.
Anschließend werden die Körper aufgeschichtet, mit
alten Reifen umgeben, mit Benzin übergossen und verbrannt.
Andere Leichen werden in die Keller der Häuser geworfen und
mit Handgranaten zerfetzt. Die überlebenden Bewohner bringen
alle nicht identifizierten Leichen in den Hof der Dorfschule und
überschütten sie mit Erde. Sie können erst dann
identifiziert und begraben werden, wenn die geflohenen Bewohner
zurückgekehrt sind.
Le Monde durch eigenen Korrespondenten in Inguschetien,
26.02.2000
5.2.2000 Human Rights Watch bestätigt den Mord an
mindestens 62 Zivilisten. Die Menschenrechtsorganisation befragte
sechs Augenzeugen, die das Massaker miterlebt hatten oder nach
Aldi gefahren waren, um etwas über das Schicksal ihrer
Angehörigen zu erfahren. Die Aussagen der Zeugen ergaben ein
zusammenhängendes Bild des brutalen Vorgehens. "Eine
große Gruppe von russischen Soldaten, wahrscheinlich mehr
als 100, kamen in die Gemeinde Aldi und ermordeten systematisch
Zivilisten in ihren Häusern und auf den Straßen.
Soldaten plünderten viele Häuser und brannten sie
nieder. Sie forderten Geld von den Zivilisten, manchmal mit dem
Versprechen, ihr Leben zu schonen, wenn sie zahlten.
Außerdem berichteten einige Zeugen, dass russischen
Soldaten mindestens zwei Frauen vergewaltigten."
Eine 41 Jahre alte Zeugin, die das Massaker miterlebte,
berichtet: "Wir hörten, dass alle mit ihren Papieren aus den
Häusern auf den Hof oder die Straße kommen sollten.
Darum gingen wir alle nach draußen und erwarteten die
Soldaten. Dann hörten wir Schüsse vom anderen Ende der
Stadt. Als die Soldaten durch die Voroneschskaja Straße
kamen, töteten sie alle, die ihnen über den Weg liefen.
Das Gleiche passierte in der Mazjew, der Zemljankaja und der
Bryanskaja Straße ..." Sie berichtete von der Ermordung von
Alvi Ganajew (61) und seiner beiden Söhne Aslambek (34) und
Salambek (31). Sie wurden offensichtlich in der Voroneschkaja
Straße getötet. Alvis Frau fand ihre Körper unter
einem Haufen von Leichen auf der Straße: "Sie erkannte die
Kleidung ihres jüngeren Sohnes und versuchte, seinen
Körper herauszuziehen. Da sahen sie die Soldaten und
begannen in ihre Richtung zu feuern. Ein junger Mann, der hin
gelaufen war, um ihr zu helfen, wurde getroffen. Er starb drei
Tage später an seinen Verwundungen." Die Zeugin sah die
Leichen von Mitgliedern der Familie Ganajew, als sie der Mutter
kondolierte.
Eine 63-Jährige ging am 10. Februar nach Aldi, um nach ihren
Angehörigen zu suchen. Sie erfuhr von dort ansässigen
Familien, dass ihr 74 Jahre alter Verwandter Akhmed Abalkhanow
von Soldaten aufgefordert worden war, Geld zu bezahlen. Er gab
ihnen 300 Rubel. Die Soldaten warfen ihm das Geld ins Gesicht und
sagten: "Du hast Dollar und du gibst uns nur Rubel." Akhmed ging
zurück ins Haus und brachte 100 US Dollar. Dann wurde er von
den Soldaten erschossen. Sie waren wütend, dass der
74-Jährige versucht hatte, die Dollar zu verstecken. Als
seine Schwiegertochter Louisa versuchte einzuschreiten, wurde sie
brutal geschlagen. Dann setzten die Soldaten das Haus und den
Stall in Brand. Sechs Rinder verbrannten. Der 32-jährige
Shamkhan Baigirijew, verwundet beim Granatenbeschuss, wurde von
den Soldaten mitgenommen. Sein verbrannter Körper wurde
sechs Tage später in einem Keller gefunden.
Nachdem die Soldaten abgezogen waren, zählten die
Überlebenden 82 Tote. Einige von ihnen konnten nicht
identifiziert werden, denn sie wurden verbrannt. Human Rights
Watch liegen die Namen von 62 Ermordeten vor. Zeugen, die am 9.
Februar nach Aldi zurückgekehrt waren, berichteten, dass sie
von russischen Soldaten gewarnt wurden, die Gräueltaten
nicht an die internationale Öffentlichkeit zu bringen: "Wir
haben Dich nicht gesehen, Du hast uns nicht gesehen. Das ist das
Beste für Dich und für uns. Du weißt was
passiert, wenn Du Dich nicht daran hältst." Einige Zeugen
wagten es nicht, mit Repräsentanten von Human Rights Watch
zu sprechen.
Die Namensliste der Ermordeten:
Akhmed Abalkhanow (75), Rakhaash Akmadowa (71), Musa Akhmadow (
Alter unbekannt), Ziyardi Akhmerzojew (44), Aindi Azujew (80),
Shamkhan Baigirijew (32), Sultan Dzabrailow (50+), Vakha
Dzhambekow BeterSultanowich (52), Akhmed Eldabijew (75), Ramzan
Ekmurzajew (35), Alvi Ganajew (61), Aslambek Ganajew (32),
Salambek Ganajew (39), Magomt Gaitajew (76), Koka Gerikhanowa
(45), Ali Hadjimuradow Germanowitsch (58), Sultan Idigow (52),
Vakha Khakimow (50), Umar Kudozow (47), Mus Kudozow (42), Zina
Labazanewa (50+), Saalam Makhamadow (59), Abdul Makhamadow (55),
Umar Musajew (77), Jakub Musajew (51), Suleiman Musajew (27),
Abdurakhman Musajew (49), Yusup Musajew (49), Avalu Sugaipow
Saudijewitsch (49), Abdurakhman Tasujew (20), Sultan Temirow
Said-Achmedowitsch (48), Hanpasha JakhJajew Sultanowitsch (45),
Mussa Jakajajew (43), Aimani (Nachname und Alter
unbekannt).
Human Rights Watch, www.hrw.org/press/2000/02/chech0223.htm,
23.2.2000
18.2.2000 Oleg Kusov von Radio Liberty berichtet: Die
Ausgänge von Grosny sind noch immer blockiert. Aber die
Bewohner glauben den Soldaten nicht, dass dies nur dazu diene,
die Stadt von Minen und möglichen tschetschenischen
Kämpfern zu säubern. Aldi-Bewohner Akhmadov behauptet,
mit der Ankunft russischer Soldaten seien die Plünderungen
und Erniedrigungen nicht weniger geworden, im Gegenteil, die
seien sogar häufiger. Die Körper ermordeter Zivilisten
lägen noch immer in den Höfen und Häusern des
Dorfes Aldi. Insgesamt seien 98 Personen in Aldi erschossen
worden.
War and Human Rights. February 18, 2000.
(http://www.hro.org/war/151.htm)
22.2.2000 Flüchtlinge in Inguschetien berichten von
betrunkenen russischenSoldaten, die 82 Zivilisten in Aldi, nahe
Grosny, massakriert hätten. Human Rights Watch verfügt
über eine glaubwürdige Liste von 30 Opfern.
New York Times in Refugees Daily, 22.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
4. Katyr-Jurt
4. 2. 2000: Rumissa Medhidowa, eine 27jährige Frau,
berichtet dem "Observer"-Korrespondenten John Sweeney, dass im
Dorf Katyr-Jurt (ca. 40 km von Grosny entfernt) 363 Zivilisten
von russischen Truppen getötet worden seien. Zunächst
wurde das Dorf ab 10.00 Uhr bombardiert. Um 16.30 Uhr wurden die
Bewohner aufgefordert, das Dorf binnen zwei Stunden zu
räumen. Es standen Busse mit weißen Fahnen bereit, in
denen sie abtransportiert werden sollten. Als die Busse voller
Menschen das Dorf in westlicher Richtung verlassen und die
Landstraße erreicht hatten, wurde die Fahrzeuge mit
Boden-Luft-Raketen beschossen. Eine andere Zeugin, die
59-jährige Zara Atkmirowa, berichtete, dass die
zerschossenen Fahrzeuge einen Konvoi von ca. drei Kilometern
Länge ausmachten: "Sie sahen aus wie durch den Wolf gedreht,
wie Hackfleisch." Ein anderer, namentlich unbekannter Mann aus
dem Dorf hat versucht, die Toten zu waschen, bevor sie von den
Russen abtransportiert wurden. Er hat dabei 363 Körper
gezählt. Einige der Körper hätten noch die Spuren
der Ketten getragen, mit denen sie - an Autos gehängt - weg
geschleift worden waren. Die russische Regierung widersprach
Darstellungen, nach denen in Katyr-Jurt Massengräber
gefunden worden sein sollen.
Observer, 5.3.2000.
10.2.2000 In Katyr-Jurt sollen am 4.2.2000 mindestens 24
tschetschenische Flüchtlinge während der
Bombardierungen durch die russische Luftwaffe umgekommen
sein.
AP in Refugees Daily, 10.2.2000
Anderen Berichten zufolge sei das Dorf am 5. und 6.2.2000 zu mindestens 80 % zerstört worden. Auch hier wird davon berichtet, dass Autos mit Flüchtlingen beschossen worden seien. Neben mehreren hundert zivilen Opfern wären auch ca. 100 verletzte tschetschenische Kämpfer exekutiert worden, die von den Rebellen auf dem Rückzug im Dorf einige Tage zuvor (in der Nacht vom 30.01. zum 31.01.) zurückgelassen worden waren. Eine Woche nach dem Massaker seien 184 ermordete Zivilisten beerdigt worden. Le Monde, 26.02.2000.
Die Straßen seien mit Toten und Verletzten
übersät gewesen, nachdem Katyr-Jurt von russischen
Flugzeugen und Artillerie angegriffen worden war. Das Kommando
zum Angriff habe der russische General Schamanow gegeben. Ein
Flüchtling berichtet, 127 Tote seien beerdigt worden, doch
seien dies nicht alle Opfer gewesen. Die acht Jahre alte Taisija
Abakarowa hat überlebt. Gesicht und Hände sind mit
tiefen Brandwunden bedeckt, beide Beine sind gebrochen. Ihre
Eltern und Geschwister starben in der Nähe von Katyr-Jurt am
5.Februar beim Bombardement einer Flüchtlingskolonne aus
zwei Flugzeugen heraus.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.2.2000
Der Korrespondent der Frankfurter Rundschau, Florian Hassel,
hat am 5.4.2000 einen umfassenden Bericht über das Massaker
in Katyr-Jurt veröffentlicht. Monatelang seien Besetzte und
Besatzer ohne große Schwierigkeiten miteinander
ausgekommen. Im Oktober 1999 schon hatten die Ältesten von
Katyr Jurt mit den Russen eine kampflose Übergabe aus. Dann
folgte wie in vielen Dörfern und Städten die
'Säuberung', auch dabei blieb es jedoch noch ruhig. Rund
15.000 Flüchtlinge kamen seit Kriegsbeginn in das als sicher
geltende Dorf. Am 1. Februar beschlossen die tschetschenischen
Kämpfer, sich aus Grosny zurückzuziehen. Der
Rückzug ging durch verschiedene tschetschenische
Dörfer, dort wollten die Tschetschenen ihre Verwundeten
versorgen lassen und die Toten begraben. Eigentlich hatte einer
der tschetschenischen Führer den Ältesten von Katyr
Jurt zugesagt, dass sie einen Bogen um Katyr Jurt machen
würden, sie kamen aber doch um vier Uhr des 4. Februar.
Verwundete und 15 Tote wurden in Katyr Jurt zurückgelassen.
Kaum waren die Kämpfer aus dem Dorf, fingen die
Bombardierungen der Russen an, 48 Stunden lang gingen Granaten,
Grad-Boden-Boden-Raketen über dem Dorf nieder, Flugzeuge und
Kampfhubschrauber wurden eingesetzt. Soldaten warfen wahllos
Handgranaten in Keller, junge Männer wurden aus den Kellern
geholt und erschossen. Einige Bewohner nutzten die Feuerpause zur
Flucht, aber auch ihr deutlich mit weißen Fahnen
gekennzeichneter LKW wurde bombardiert. Neun von 10 Häusern
seien nach vier Tagen Dauerbombardement zerstört gewesen,
was noch an Wertsachen vorhanden war, wurde von den russischen
Soldaten geplündert. Die endgültige Zahl der Toten
steht noch nicht fest
Frankfurter Rundschau, 5.4.2000
Inhaftierungen und Filtrationslager
a) Inhaftierungen
November
8.11.1999 Auf der OSZE-Vorbereitungskonferenz in Istanbul
berichtet der Abteilungsleiter des State Department, Koh, dass
infolge der Bombenanschläge in Russland 2.000 Personen
kaukasischer Herkunft verhaftet worden seien.
Reuters-Bericht in Neue Zürcher Zeitung, 9.11.99
Dezember
Dezember 1999 Im Dorf Znamenskoje im russisch kontrollierten
Teil Tschetscheniens herrscht ab neun Uhr abends Ausgangssperre.
Wer von einem Dorf ins nächste will, muss dafür einen
Passierschein vorweisen, sonst wird er von den Soldaten der
Blockposten an der Straße festgenommen.
Elfie Siegl in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.1999
Anfang Dezember 1999 Amnesty International hat in den
vergangenen zwei Monaten Berichte erhalten, denen zufolge
Tschetschenen und andere Bewohner des Kaukasus willkürlich
inhaftiert und ausgewiesen werden. Verantwortlich für diese
Übergriffe waren Angehörige der russischen
Sicherheitskräfte und Kommunalbehörden in Moskau und
anderen größeren Städten.
Amnesty International, Urgent Action "Sorge um Sicherheit",
7.12.1999
Januar
Januar 2000 Ein tschetschenischer Ingenieur, Vater eines zwei
Tage alten Jungen, verließ Grosny, um einen russischen
Kontrollpunkt aufzusuchen. Dort wurde er festgenommen und
anschließend in Tschernokosowo gefoltert. Er war lediglich
zum Kontrollpunkt gekommen, um Babynahrung zu besorgen, da seine
Frau dem Kind keine Milch geben konnte.
Physicians for Human Rights. Random Survey Conducted by US
Medical Group of Displaced Chechens Finds Widespread Killings and
Abuses by Russian Forces. February 26, 2000.
http://www.phrusa.org/research/chechen_displaced.htm
10.1.2000 Der russische Kommandeur Kasanzew kündigt eine
nächtliche Ausgangssperre für ganz Tschetschenien an.
Nur Frauen, Kinder und alte Menschen würden von den Soldaten
als Flüchtlinge betrachtet. Alle anderen Personen
müssten wegen des Verdachts der Zusammenarbeit mit den
Widerstandskämpfern mit Festnahmen rechnen.
Reuters/AFP-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 11.1.2000
18.1.2000 Drei Personen wurden am Check Point in der Nähe
von Tschiri Jurt festgenommen: Basaew Chamidonivitsch (geb 1962),
Basnukaew Usamanowitsch (geb. 1959), Kaicharov Alievitsch (etwa
27 Jahre alt). Die drei Männer transportierten Verwundete
aus dem Dorf Aslanbeck-Scheripowo. Etwa 40 Personen waren dort
getötet und 120 Personen verletzt worden. An dem Check Point
wurden die drei Männer gestoppt und festgenommen. Die
Verwandten fingen sofort an, nach den Männern zu suchen.
Erst Mitte März hatten sie genauere Anhaltspunkte, dass die
Kennzeichen eines der Autos gefunden worden waren. Das Auto
selbst war vergraben worden, die Freunde und Bekannten der
Verschwundenen gruben das Auto aus, es lieferte ihnen aber auch
keine Hinweise auf die Vermissten. Sie bleiben bis heute
verschwunden.
Memorial: Got missed in 'Filtration' procedure, in www.
Memo.ru/eng/hr/missed.htm
21.1.2000 Laut BBC, mit Berufung auf die UNO-Agentur für
Flüchtlingsprobleme, findet an den Grenzkontrollpunkten
seitens der russischen Soldaten eine verschärfte
Personenüberprüfung von Flüchtlingen aus
Tschetschenien statt. Die Agentur verweist auf Angaben
tschetschenischer Flüchtlinge, wonach Personen im
Wehrdienstalter an der Grenze zu Inguschetien festgenommen und
ins Filtrationslager in Mozdok verbracht werden.
War and Human Rights, Nr. 120, 21.1.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
29.1.2000 Mehr als 500 Zivilisten sind nach offiziellen
Angaben von den russischen Behörden wegen des Verdachts, mit
den tschetschenischen Kämpfern zusammenzuarbeiten, verhaftet
worden.
Lenta Ru mit Bezug auf Itar-Tass, 29.1.2000
30.1.2000 Ein Sprecher des tschetschenischen Präsidenten
Maschadow erklärte, zahlreiche Tschetschenen seien
festgenommen worden, da sie keinene Ausweis vorweisen konnten,
obwohl Pässe aus Mangel an Formularen in Tschetschenien drei
Jahre lang nicht ausgegeben wurden.
Nach Angaben des russischen Innenministeriums wurden in den
vergangenen 24 Stunden 191 Personen wegen verschiedener
Verbrechen und Gesetzesverletzungen in Tschetschenien
festgenommen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.1.2000
Februar
2. oder 3.2.2000 Der tschetschenische Gesundheitsminister,
Omar Chambijew, ein Chirurg und sein Team, bestehend aus bis zu
24 Ärzten, Ärztinnen und Krankenschwestern, werden von
russischen Truppen inhaftiert. Amnesty International liegen
Informationen vor, denen zufolge sie im Filtrationslager von
Mozdok festgehalten werden. Omar Chambijew wurde vermutlich
deswegen inhaftiert, weil sein Bruder, Magomed Chambijew, ein
bekannter tschetschenischer Militär-Kommandeur ist.
Amnesty International, News Release, EUR 46/09/00, 17.2.2000
3.2.2000 Human Rights Watch liegen Berichte über
Masseninhaftierungen aus Dörfern und Städten vor. Am 3.
Februar nahmen russische Soldaten etwa 300 Verwundete -
tschetschenische Kämpfer, aber auch viele Zivilisten - aus
dem Dorf Alkhan-Kala fest.
Human Rights Watch,
http://www.hrw.org/hrw/press/2000/02/chech0218.htm
5.2.2000 Bei entsprechenden Kontrollen der Bevölkerung
durch das russische Militär werden allein an diesem Tag in
Tschetschenien 177 Personen festgenommen, die der Mitgliedschaft
in tschetschenischen Einheiten verdächtigt werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.2.2000
Anfang Februar 2000 "Die Zahl der in Tschetschenien
Festgenommenen ist steil angestiegen und betrug nach eigenen
Angaben bereits Ende vergangener Woche rund 1.000 Mann", wird
Jurij Gladkewitsch von der Moskauer Agentur für
Militärnachrichten am 10. Februar zitiert.
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000
Anfang Februar 2000 Die russische Armee geht schonungslos mit
tschetschenischen Zivilisten um: Wer keinen Ausweis bei sich
trägt, dem werden von russischen Spezialeinheiten die Augen
verbunden und die Hände zusammengebunden; ohne konkreten
Verdacht werden die Männer in Haft genommen.
Süddeutsche Zeitung, 9.2.2000
Anfang Februar 2000 Eine Einwohnerin von Schami-Jurt
berichtete Memorial Anfang Februar, in ihrem Dorf seien Dutzende
junger Männer auf Lastwagen verladen worden. Seitdem fehle
von ihnen jede Spur.
Florian Hassel aus Nazran in Frankfurter Rundschau, 26.2.2000
7.2.2000 Laut Médecins du Monde würde die
medizinische Infrastruktur Tschetscheniens seit Beginn des
Krieges systematisch zerstört. So seien 15 Ärzte und
drei Krankenschwestern aus Alkhan-Kala in das Filtrationslager
Goriatchevodsk verschleppt worden. Am 08.02.2000 wären dann
15 Ärzte und Schwestern aus Kourtchaloï in das Lager
Tschernokosowo gebracht worden.
Le Monde, 24.02.2000
8.2.2000 Es finden weiterhin sogenannte 'Säuberungen' in
Tschetschenien statt. Das Innenministerium hat 35 solcher
'Säuberungen' in den Orten Gudermes, Argun und Alkhan-Kale
durchgeführt. Dabei seien 182 Personen verhaftet
worden.
War and Human Rights in www.hro.org/war/140htm, 8.2.2000.
Februar 2000 Ruslan Babijew, Wacha Israpilow und Eli
Saslanbekow konnten ihre Männer und Söhne aus dem Lager
Tschernokosowo freikaufen. Sie bestachen den Untersuchungsrichter
mit Summen zwischen 1.200 und 4.000 Rubel (85 bis 285
Mark).
Florian Hassel aus Nazran in Frankfurter Rundschau, 26.2.2000
14.2.2000 An nur einem Tag wurden in Grosny 100 Menschen
verhaftet.
Gazeta.ru in War and Human Rights, 15.2.2000,
www.hro.org/war/148.htm
17.2.2000 Neun Menschen, die vorher in einem der
örtlichen Krankenhäuser gearbeitet haben, werden aus
dem Filtrationslager Tschernokosowo befreit. Die Ärzte
wurden in der Region Alkhan-Kaly festgenommen.
War and Human Rights. February 18, 2000.
(http://www.hro.org/war/151.htm)
17.2.2000 Sergei Jastrschembskij, Berater des amtierenden
Präsidenten, sagt in einem Fernsehinterview, dass sich noch
235 von insgesamt 744 ehemals inhaftierten Menschen im
Filtrationslager Tschernokosowo befinden. Es ist nicht klar, ob
die anderen 509 Personen ebenfalls befreit oder an andere Orte
geschickt wurden.
War and Human Rights. February 18, 2000.
(http://www.hro.org/war/151.htm)
18.2.2000 Drei Personen wurden an einem russischen
Kontrollposten in der Nähe der Dörfer Dubai-Jurt und
Tschiri-Jurt in der Argun Schlucht festgenommen. Bis heute haben
die Verwandten der Festgenommen (Chassi Bachajew, geb. 1959,
Ruslan Kaicharow, geb 1972, Hussein Basnukajew, geb, 1959) nichts
über deren Verbleib gehört.
FIDH: Tchétchénie: un an de crimes impunis, S.
32
19.2.2000 Flüchtlinge aus Grosny, Samaschki und
Alkan-Kala liefern konkrete Beweise für die Inhaftierungen
von Bewohnern ihrer Dörfer durch russische Soldaten.
Flüchtlinge berichten, das Militär lasse Gefangene aus
Filtrationslagern gegen 300 bis 1.000 US-Dollar Bestechungsgeld
frei.
War and Human Rights. February 19, 2000.
(http://www.hro.org/war/152.htm)
19.2.2000 Der Nordkaukasus-Korrespondent von 'Radio Liberty',
Raduew, interviewte einen tschetschenischen Flüchtling,
Ruslan Kasajew, dem es gelang, nach Inguschetien zu
flüchten: "Die Behandlung der Menschen ist grausam. Das
gesetzte Ziel ist, den Menschen zu erniedrigen und zu verletzen.
Ich bin Zeuge: Vor meinen Augen wurden zwei Frauen verhaftet,
die, meiner Meinung nach, weder mit den Kampfhandlungen noch mit
den Kämpfern irgendwas zu tun hatten, und auch noch vier
Männer wurden aus den Autos geholt, verhaftet und in
unbekannte Richtung weggebracht. Es wurden drei Pkw, zwei Busse
und zwei Laster konfisziert. Die Laster waren mit Behältern
beladen, in denen Wasser für die Dorfbewohner transportiert
wird. Die föderalen Streitkräfte in Tschetschenien
sollten mehr mit der örtlichen Bevölkerung und dem
Personal zusammenarbeiten, weil es ansonsten dazu führt,
dass zivile Personen, die nie im Leben eine Waffe in den
Händen hielten, erniedrigt und in Filtrationslager gebracht
werden, und von da kommt man nur noch als Invalide wieder heraus;
die Menschen werden wider Willen dazu gezwungen, zur Waffe zu
greifen."
`Filtrationslager´, War and Human Rights, nr. 152,
19.2.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
22.2.2000 Sechs befreite Geiseln wurden ins Filtrationslager
gebracht. Die alte Sowjet-Tradition, Kriegsgefangene der
Kooperation mit dem Feind zu verdächtigen, wird somit
fortgesetzt.
War and Human Rights. 22.2.2000.
(http://www.hro.org/war/155.htm)
24.2.2000 Mehr als 100 Personen, die in Tschetschenien von
russischen Streitkräften festgenommen wurden, sind nach
Stawropol gebracht worden. Unter ihnen befinden sich nicht nur
Tschetschenen, sondern auch Russen, Inguschetier, Georgier und
Tataren. Auch Frauen sind dabei, denen vorgeworfen wird, in den
Militäreinheiten als Heckenschützinnen gedient zu
haben. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die
Überführung der Gefangenen nach Stawropol durch den
Besuch des Menschenrechtskommissars des Europarats in Moskau
ausgelöst wurde.
War and Human Rights. 24.2.2000.
(http://www.hro.org/war/157.htm)
26.2.2000 Der Organisation 'Physicians for Human Rights' wurde
von Zeugen berichtet, dass mehrere Ärzte verhaftet worden
sind. In Tsotsin-Jurt verhafteten russische Truppen einen
Chirurgen und einen 63-jährigen Patienten. Etwa 40 Frauen
wurden Zeuginnen der Verhaftung des älteren Mannes. Sie
umzingelten das Fahrzeug, einige von ihnen legten sich sogar
davor. Die Soldaten gaben den Patienten schließlich heraus.
Den Arzt jedoch nahmen sie gewaltsam mit. Dr. Hasan Bajew, Arzt
für plastische Chirurgie, wurde für eineinhalb Tage
festgenommen. Er und eine Krankenschwester berichten, dass 120
Patienten aus dem Krankenhaus von russischen Truppen festgenommen
wurden. Als Dr. Bajew von seiner Inhaftierung zurückkehrte,
entdeckte er die Leichen von sieben Patienten, sechs davon
tschetschenische Kämpfer und eine 70-jährige Frau; alle
waren in ihren Krankenbetten erschossen worden.
Physicians for Human Rights. Random Survey Conducted by US
Medical Group of Displaced Chechens Finds Widespread Killings and
Abuses by Russian Forces. February 26, 2000.
http://www.phrusa.org/research/chechen_displaced.htm
27.2.2000 Während sogenannter Säuberungen im
Distrikt Oktjabrskij werden zehn Menschen festgenommen.
War and Human Rights. February 28, 2000.
(http://www.hro.org/war/162.htm)
März
5.3.2000 Um sechs Uhr morgens begannen die Einwohner
Komsomolskoje zu verlassen, nachdem sie fürchten mussten,
dass die Kämpfe zwischen den russischen Soldaten und
Tschetschenen sich in das Dorf verlagern würden. Nur etwa
100 Personen, die Alten und Kranken blieben zurück. Etwa 600
Meter außerhalb des Dorfes wurden die Flüchtenden
(mehrere 1000 Menschen) von Russen gestoppt. Die Soldaten
erklärten, alle außer den Männern zwischen 10 und
60 Jahren könnten gehen. Wenige Frauen mit Säuglingen
kamen der Aufforderung nach, die meisten blieben zusammen und
wurden mehrere Tage auf dem Feld festgehalten. Die Menschen
wurden mehrere Male von den Soldaten kontrolliert, bis sie 25
Männer festnahmen, Musa, der Erzähler, wurde
festgenommen, weil er keine neues Foto in seinen Pass geklebt
hatte. Er wurde wie die anderen Gefangenen gezwungen, auf einem
Betonplatz zu knien, die Hände wurden auf den Rücken
gebunden, Musa musste drei Stunden in dieser Position verharren,
ein älterer Mann neben ihm kniete schon sieben Stunden. Musa
hatte Glück und wurde am 8. März wieder auf freien Fuss
gesetzt.
Memorial: Urus Martan - arbitrariness, beating, tortures, in
www,memo.ru/eng/hr/urus1.htm
6.3.2000 Zwölf Personen wurden an dem Check-Point in der
Nähe des Dorfes Tschiri-Jurt festgenommen. Zehn von ihnen
stammen aus dem Dorf Urus-Kert, zwei waren Flüchtlinge aus
Perwomajskaja. Die Männer waren von drei Frauen begleitet
worden. Sie waren aus ihrem Dorf geflüchtet, nachdem sie vor
russischen Angriffen gewarnt worden waren. Als sie in die
Nähe des Check-Points kamen, beschloss einer der
Männer, mit den Russen zu verhandeln. Der Mann wurde sofort
von den Russen geschlagen, sie rissen ihm die Kleider vom Leib
und schleppten ihn fort. Dann kamen die Soldaten des Check Point
zu den Flüchtlingen, trennten Frauen und Männer, die
Männer wurden fortgebracht. Man hatte den Frauen jedoch
versichert, die Männer würden sofort wieder
zurückkehren. Die Frauen warteten vergeblich. Seit dem 6.
März sind die zwölf Männer verschwunden.
Memorial in www.memorial.org, FIDH: Tchétchénie: un
an de crimes impunis, 24.10.2000
16.3.2000 Die sogenannten Aufräumarbeiten des russischen
Militärs reißen nicht ab. In Komsomolskoje wurden
zusätzliche OMON-Einheiten stationiert. Das Militär
wird ohne Ausnahme alle Leute festnehmen, die sich nun noch im
Dorf aufhalten. Das russische Militär geht davon aus, dass
noch 100 bis 150 militante Tschetschenen im Dorf sind.
War and Human Rights, 16.3.2000
http://www.hro.org/war/169.htm
18.-19.3.2000 Ein 20-jähriger Mann aus dem Dorf Tangi Chu
ging in seinen Garten, um Holz zu holen, dabei wurde er von
russischen Soldaten verschleppt. Am nächsten Tag wurde den
Verwandten mitgeteilt, der Mann werde beschuldigt, Waffen zu
verkaufen. Eine halbe Stunde später wurde er bewusstlos auf
einer Straße aufgefunden. Er berichtete, er sei in Haft mit
Elektroschocks gefoltert worden.
Human Rights Watch: Russian Forces blockade and Brutalize Chechen
Village, 5.4.2000
24.-28.3.2000 Zwölf Männer wurden in diesem Zeitraum
inhaftiert und misshandelt. Einer der zwölf wurde schon zum
dritten Mal inhaftiert und geschlagen. Ein weiterer ist
taubstumm, wurde schon zweimal inhaftiert und geschlagen, beim
zweiten Mal wurden seine Rippen gebrochen. Ein dritter wurde in
das Filtrationslager bei Urus-Martan gebracht, dort zwei Tage
erst in einem Kleintransporter, dann im Lager selbst
festgehalten. Seine Verwandten bezahlten drei Maschinengewehre
und ein Auto für seine Freilassung. Drei seiner Rippen waren
gebrochen und sein Körper mit Wunden übersät. Am
26. März wurde der Bürgermeister von Tangi Chu, ein
Tschetschene, festgenommen, weil er die russischen Soldaten
gefragt hat, ob die jungen Leute des Dorfes an der
Präsidentschaftswahl teilnehmen dürften. Später
hatte der Zeuge einem Begräbnis beigewohnt, während
dessen russische Soldaten kamen und junge Männer zwangen,
sich vor der Trauergemeinde auszuziehen. Sie wurden dann von den
Russen geschlagen. Diese Männer wurden danach abgeführt
und in Erdlöchern gehalten, bis die Verwandten die
russischen Soldaten mit Gewehren für ihre Freilassung
bezahlten. Die Zeugen sagen aus, dass diese jungen Männer
nicht laufen konnten und ihnen Blut aus dem Mund lief, als sie
frei kamen.
Human Rights Watch, Russian Forces Blockade and Brutalize Chechen
Village, 5.4.2000
29.3. 2000 Am 23.4.2000 interviewten Vertreter von Memorial
Alichan Schachjew, der am 29.3. von OMON-Einheiten aus Perm in
Komsomolskoje festgenommen wurde. Schachjew hielt sich als
Flüchtling aus Grosny in dem Dorf auf, dies war auch in
seinem Pass vermerkt. Wegen eines angeblich fehlenden Stempels
wurde er dennoch festgenommen. Aus Komsomolskoje wurde er nach
Urus-Martan gebracht. Auf der Polizeistation mussten er und die
anderen Gefangenen durch einen menschlichen Korridor laufen, die
Soldaten schlugen die Verhafteten mit Händen,
Füßen und Knüppeln. Etwa 70 Personen waren
festgenommen worden, 28 Männer saßen in einer Zelle,
die 3 mal 3 Meter groß war. Als Schachjew verhört
werden sollte, wurden ihm auf Stirn, Nase und Augen Jod
geschmiert, um ihn auf die Schläge vorzubereiten. Ein
großer blonder OMON-Angehöriger schlug und trat ihn,
ein Schlag traf ihn in den Magen, auch das Rückgrat war
Schlägen ausgesetzt. Über die Bedingungen in der Zelle
sagt Schachjew, dass es einmal am Tag einen ungenießbaren
Brei gab und ein Eimer in der Zelle stand, in den die Verhafteten
ihre Notdurft verrichten mussten. Der Zeuge sah viele
Männer, die bis zur Unkenntlichkeit geschlagen worden waren.
Er selbst kam überraschend frei, nachdem seine
Angehörigen den Russen ein Maschinengewehr und 600 US-Dollar
überlassen hatten.
Memorial auf der homepage: www.memo.ru/eng/hr/urus1.htm
April
5.4.2000 Vier Zeugen berichten, dass in Tangi Chu junge
Männer zwischen 16 und 30 wiederholt von russischen Soldaten
festgenommen, geschlagen und vor anderen Dorfbewohnern
gedemütigt werden. Die Gefangenen würden dann in die
Berge gebracht und in Erdlöchern gehalten. Dann informieren
die Soldaten die Angehörigen und verlangen Waffen innerhalb
von zwei Stunden. Ansonsten würden sie die Gefangenen
entweder töten oder in Filtrationslager bringen. Die Zeugen
sagen aus, dass sich keine Waffen im Dorf befinden, das bedeutet,
dass sie die Waffen von den russischen Soldaten kaufen
müssen, um sie dann gegen die Gefangenen
einzutauschen.
Human Rights Watch, 5.4. 2000
http://www.hrw.org/press/2000/04/chech0404.htm
27.4.2000 Unter dem Titel "Geld oder Leben"
veröffentlichte die Frankfurter Rundschau einen Bericht
über die Praxis russischer Soldaten, gezielt Jagd auf
tschetschenische Männer zu machen. Diese werden dann
verhaftet und meist in sogenannte Filtrationslager gebracht. Den
Angehörigen teilen die Wärter mit, sie könnten
ihre Männer gegen Geld, die Summen bewegen sich bei circa
1000 US-Dollar, freikaufen.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 27.4.2000
Mai
6.5.2000 Anfang Mai strahlte das russische Fernsehen eine
Sendung über die Befreiung eines russischen Entführten
aus. Ein Tschetschene habe den Russen zu seinem Sklaven gemacht.
Der Tschetschene aus Urus-Martan erzählt Mitarbeitern der
Organisation Memorial, wie es wirklich war: "Am 6. Mai wurden
mein Nachbar und ich aus meinem Haus geholt, russische Soldaten
befahlen uns, auf einen Lastwagen zu steigen, in einer Schule,
die in einen "Filtrationspunkt" umgewandelt worden war, schlugen
die russischen Soldaten die Tschetschenen brutal mit Fäusten
und Füßen. Sie beleidigten mich und banden eine Schnur
um meinen Hals und begannen, mich zu würgen. Dann steckten
sie mir eine Maschinenpistole in den Mund und sagten, dass sie
mich jetzt erschießen würden. Sie waren von der
Spezialeinheit OMON aus Penza. Früh am nächsten Morgen
kam einer der Kameraden und sagte "Es ist genug für heute,
laßt uns eine Pause machen." Wir wurden in eine Zelle
gebracht, wo schon zwei andere Männer waren, die auch
geschlagen worden waren. Einer hatte Verletzungen der Nieren. In
der Zelle gab es keinerlei Möbel. Wir saßen auf dem
Betonboden. Bald wurde ich wieder geholt, ich wurde in einen Raum
gebracht, wo der Chef der Einheit und die Soldaten waren, die
mich geschlagen hatten. Sie fingen an, mich zu verhören: ob
ich Kämpfer kenne, ob ich wüßte, wer sie
angreifen würde, wie lange und wo ich meinen angeblichen
Gefangenen versteckt gehalten habe. Das Verhör wurde von
einer Videokamera aufgezeichnet. Ich hatte das Gefühl, als
seien sie mit meinen Antworten nicht zufrieden. Ich wurde
kontinuierlich geschlagen, sie wechselten sich alle zwei Stunden
ab. Ich wurde zehn Tage festgehalten und nur zweimal
verhört, die restliche Zeit wurde ich geschlagen. Ein Arzt
kam und untersuchte mich, er sagte, ich solle mir keine Sorgen
machen, ich würde wieder gesund. Als ich über
große Schmerzen klagte, sagte er: "Man müsste euch
alle umbringen."
Memorial: "Urus-Martan -arbitrariness, beating, tortures", August
2000, auf der homepage www.memo.ru/eng/hr/urus1.htm
6.5.2000 Herr El'mursajew Nauldi Adjewitsch (geb. 1960) aus
Urus-Martan wurde am 6. Mai im Haus seines Nachbarn festgenommen.
Er war zu seinem Nachbarn Matajew Jamal gegangen, um fernzusehen,
als die russischen Soldaten in das Haus eindrangen. Alle
Tschetschenen wurden in Handschellen in eine ehemalige Schule
abgeführt, die in eine Art Filtrationslager umgewandelt
worden war. Dort wurden die Männer geschlagen. Der Vorwurf
lautete, dass Jamal einen Russen namens Michail entführt
hätte, dies -so alle Nachbarn- sei eine Fehlinformation,
Michail lebe freiwillig im Haus des Jamal. Trotzdem wurden die
Männer brutal geschlagen. Zwei der Männer wurden von 15
bis 20 Russen gleichzeitig geschlagen. Adjewitsch selbst wurde so
geschlagen, dass er in ein Krankenhaus eingeliefert werden
musste, mehrere Rippen waren gebrochen worden.
Memorial: "Urus-Martan -arbitrariness, beatings, tortures",
August 2000 auf der homepage www.memo.ru/eng/hr/urus1.htm
6.5.2000 Herr El'mursajew Zelimchan Aliewitsch (geb. 1979)
wurde am 6. Mai von Kräften der OMON-Einheiten aus Penza
festgenommen. Am Tag zuvor hatten Angehörige der Einheiten
seine Papiere überprüft. Am 6.5. wurde er gewaltsam in
ein Auto gezwungen, das Richtung Komsomolskoje fuhr. "In der
Nähe dieses Dorfes befinden sich Erdlöcher, in die sie
die Leichen der Erschossenen legen. Ich wurde an den Rand eines
solchen Lochs gebracht, musste mich nackt ausziehen, es war sehr
kalt, dann traten mich die Soldaten so, dass ich auf meine Knie
fiel. Sie behaupteten, ich hätte an Kämpfen in
Komsomolskoje teilgenommen, sie warnten mich, dass ich gefoltert
und getötet würde, wenn ich nicht zugebe, dass ich ein
Kämpfer sei. Ich weigerte mich, dann sagte der Anführer
zu den anderen Soldaten "Schießt!". Die Soldaten brachten
ihre Gewehre in Stellung, aber ich sagte, sie sollen
schießen, ich würde nichts unterschreiben. Danach
fingen sie an, mich zu schlagen. Sie schlugen mich mit den
Gewehrkolben und traten mich etwa zwei bis drei Stunden lang.
Dann brachten sie mich in ein Auto und fuhren mich nach
Urus-Martan. Dort wurde ich registriert, meine
Fingerabdrücke wurden genommen und ich wurde wieder
geschlagen. Danach warfen sie mich in die Zelle N2. Die Nacht
verging, am nächsten Tag wurde ich wieder geschlagen,
mehrere Male verlor ich das Bewusstsein, am dritten Tag setzten
sie die Verprügelung fort. Ich wurde auf die Nieren, die
Wirbelsäule und die Beine geschlagen. Am sechsten Tag sollte
ich wieder etwas unterschreiben, ich hörte, wie in einer
anderen Zelle mein Onkel geschlagen wurde, ich hoffte auf meine
Mutter. Ich wusste, sie würde Himmel und Hölle in
Bewegung setzen, um mich zu befreien. Am 13. Mai wurde ich frei
gelassen, ich konnte nicht mehr laufen. Im Krankenhaus war kein
freies Bett. Ich schaffte es, nach Nazran zu fliehen, wo ich in
ein Krankenhaus kam. Meine Nieren, mein Magen und Herz schmerzen,
ich bräuchte eine spezielle Behandlung, aber wir haben
dafür kein Geld."
August 2000 "Urus-Martan -arbitrariness, beating, tortures"
Memorial auf der homepage www.memo.ru/eng/hr/urus1.htm
9.5.2000 Amnesty International drückt in einer "Urgent
Action" seine große Besorgnis über eine Meldung aus,
dass der 16-jährige Tschetschene Adam Abubakow in einem
Gefängniskrankenhaus der russischen Stadt Pjatigorsk ohne
Kontakt zur Außenwelt festgehalten wird. Berichten zufolge
war der Jugendliche zuvor in mehreren Filtrationslagern gefangen
gehalten worden. Adam Abubakarow sei am 22. oder 23.2 an einem
Kontrollpunkt der Armee in Urus-Martan festgenommen worden. Die
Soldaten verdächtigten ihn, ein tschetschenischer
Kämpfer zu sein, weil er Blasen an den Händen hatte. Er
wurde in ein Filtrationslager gebracht. Als seine Eltern davon
erfuhren, suchte seine Mutter die Einrichtung auf. Dort wurde ihr
eine Liste mit Gefangenen ausgehändigt, auf der auch der
Name ihres Sohnes stand. Die Gefängnisbehörden
verlangten 1000 US-Dollar für die Freilassung und stellten
der Mutter eine Frist bis zum 27. März. Die Mutter brachte
die Summe auf, aber als sie zu der Haftanstalt zurückkam,
teilten ihr die tschetschenischen Wärter mit, ihr Sohn sei
bereits nach Znamenskoje verlegt worden. Der Mutter gelang es
wegen der geschlossenen Grenze zwischen Inguschetien und
Tschetschenien nicht, die Frist bis zum 27.3. einzuhalten. Jetzt
liegen der Familie Informationen vor, denen zufolge Adam
Abukakarow in ein Filtrationslager in Mosdok gebracht und von
dort in ein Gefängniskrankenhaus in Pjatigorsk verlegt
worden ist.
Amnesty International, Urgent Action, 9.5.2000
17.5.2000 Das internationale Komitee vom Roten Kreuz hat mit
den ersten Besuchen tschetschenischer Gefangener begonnen. Ende
März hatte Präsident Putin solchen Besuchen zugestimmt.
In den verschiedenen russischen Gefängnissen befinden sich
mehrere hundert Tschetschenen.
Das Tagblatt für Zürich, 18.5.2000
Juni
3.6.2000 In der Mosdok Straße in Grosny werden am Morgen
drei Frauen von Maskierten festgenommen. Ein Mann, der die
Hilferufe der Frauen gehört hatte und zu ihnen eilte, wurde
auch festgenommen. Augenzeugen sagten, die Maskierten hätten
den Festgenommen die Augen verbunden und Säcke über
ihre Köpfe gestülpt. Seitdem fehlt jede Nachricht von
den vier Personen.
Memorial, 6.8.2000 auf der Homepage: www.memo.ru, FIDH:
Tchétchénie: un an de crimes impunis,
24.10.2000
5.6.2000 In einer Urgent Action appelliert amnesty
international für die Freilassung der tschetschenischen
Journalistin Taisa Isajewa. Sie war am 2.6. von russischen
Streitkräften festgenommen worden, als sie die Grenze von
Nord-Ossetien nach Georgien überqueren wollte. Amnesty
international fürchtet, dass sie in einen Filtrationslager
festgehalten werden könnte und somit in akuter Gefahr
wäre misshandelt und gefoltert zu werden.
Amnesty International, Urgent Action, 5.6.2000
11.6.2000 Am Morgen wurde der 47-jährige Zuzijew Raschid
Abdullkamidowitsch in Grosny festgenommen. Seine Verwandten
hatten bis Ende Juli keinerlei Nachrichten von ihm.
Memorial, 6.8.2000 auf der homepage: www.memo.ru
28.6.2000 Drei junge Männer (Murad Auitowitsch Lianow, geb.
1983, Islam Kazirowitsch Dombajew, geb. 1984 und Timur
Sergejewitsch Tabschanjew, geb. 1982) wurden in Grosny
festgenommen. Obwohl die Verwandten alle Möglichkeiten
ausschöpften, zu erfahren, was mit den Männern passiert
ist und wo sie sind, bleibt ihr Schicksal ungewiss.
Memorial, 8.6.2000 auf der homepage: www.memo.ru
Juli
4.7.2000 Nach einer Serie von schweren Anschlägen auf
Gebäude der föderalen Streitkräfte hat sich die
Situation in Tschetschenien verschärft. In der Stadt Argun
trieben föderale Soldaten einzelne Tschetschenen mit auf dem
Rücken gefesselten Händen durch die Gegend. Weitere
"Säuberungen" fanden gleichzeitig in vielen Orten
statt.
Die tageszeitung, TAZ, 5.7.2000
6.7.2000 Das russische Militär hat mit Massenfestnahmen
und groß angelegten Polizeiaktionen auf die schweren
Selbstmord-Anschläge in Tschetschenien reagiert. Es seien
mehr als 50 Verdächtige festgenommen worden. Die Zahl der
Flüchtlinge aus Tschetschenien habe nach den Anschlägen
wieder zugenommen.
Süddeutsche Zeitung, dpa, Reuters, 6.7.2000
5.7.2000 In Dagestan wurden 167 Tschetschenen festgenommen,
die unter Verdacht stehen, sich am Widerstand beteiligt zu haben.
In Tschetschenien wurden 57 Personen verhaftet.
BBC News, 5.7.2000
11.7.2000 Vor den Augen seiner Mutter wurde der
47-jährige Rachid Zuzijew aus Grosny festgenommen. Die
Angehörigen fragten bei der Militärverwaltung im
Stadtteil Oktjabr nach, dort wurde ihnen gesagt, sie sollten
nicht mehr nachfragen, man würde eine Recherche starten. Bis
heute hat die Familie nichts von Rachid Zuzuijew
gehört.
FIDH: Tchétchénie: un an de crimes impunis,
24.10.2000
13.7.2000 Dreißig bis hundert tschetschenische
Männer werden täglich festgenommen, von denen jedoch
einige später freigelassen werden.
The Moscow Times, 13.7.2000
26.7.2000 Im Zentum von Urus-Martan kommt es immer wieder zu Schußwechseln und Explosionen. In der Nacht vom 26.7.2000 setzte eine Explosion einige Wohngebäude in Brand. Nachbarn rannten auf die Straße, um das Feuer zu löschen. Zwei von ihnen wurden festgenommen, weil sie die Sperrstundenfrist verletzten.
28.7.2000 In der Sadowaja Straße in Grosny wurden drei
junge Männer, Murad Lianow (geb. 1983), Islam Dombajew (geb.
1984) und Timur Tabschanow, geb. 1982, festgenommen. Einer der
Jungen trug eine Gitarre im Arm, als ein Auto mit verdunkelten
Scheiben vorfuhr. Jemand zog die Männer ins Innere und fuhr
davon. Nach mehreren Nachfragen erhielten die Mütter der
jungen Männer am 18. August die offizielle Anwort: Ihre
Söhne seien von der 8. Brigade der OMON-Abteilung aus Pskow
verhaftet worden, diese würde im Moment keine Antworten auf
Nachfragen geben. Bis heute wissen die Mütter nicht, was aus
ihren Söhnen geworden ist und wo sie sich aufhalten.
FIDH: Tchétchénie: un an de crimes impunis,
24.10.2000, S. 33
August
1.8.2000 Immer noch suchen russische Sonderkommandos in
sogenannten 'Säuberungen' nach tschetschenischen
Kämpfern. Dabei werden zahlreiche tschetschenische
Männer festgenommen. Bei einem solchen Sondereinsatz wurde
der Finanzberater Maschadows, Umar Paschajew, getötet.
dpa, 1.8.2000
3.8.2000 In Tschetschenien werden 81 Personen verhaftet, die
unter Verdacht stehen, mit den Widerstandskämpfern zu
sympathisieren.
Relief Web, 3.8.2000
8.8.2000 OMON-Angehörige haben zwei Männer in dem
Ort Samaschki festgenommen. Eine Augenzeugin sagte aus, sie habe
nach der Verhaftung in der Nähe des Ortes furchtbare Schreie
gehört. Die Mütter der Verhafteten haben sich an alle
offziellen Stellen in Tschetschenien gewandt, bis heute wissen
sie aber nichts über den Verbleib ihrer Söhne.
FIDH: Tchétchénie: Un an de crimes impunis,
24.10.2000, S. 34
13.8.2000 Am 13.8. hielt ein Panzer vor dem Haus von Islam
Kadyrow, 35. Er wurde von russischen Soldaten verhaftet. Sie
verbanden ihm die Augen und brachten ihn zu einem
Militärstützpunkt, wo er geschlagen und mit
Elektroschocks gefoltert wurde. Am nächten Tag wurden Islam
und sechs weitere Tschetschenen aus dem Dorf Alkhan-Kala in einen
Hubschrauber gezwungen, ihnen waren Säcke über die
Köpfe gestülpt worden, Hände und Füße
waren gefesselt. Sie wurden über einem Erdloch abgeworfen.
Neun Tage lang gaben ihnen die Soldaten nur Kekse und Wasser zu
Essen. Mehrere Male wurdne sie aus dem Loch geholt und gefoltert
bis sie in Ohnmacht fielen. "Mir haben sie nur zwei Rippen
gebrochen. Mein Nachbar kam nicht so gut davon, sie
schütteten Benzin über ihn und verbrannten ihn." Am
23.8. wurde Islam auf freien Fuß gesetzt. Seine Eltern
hatten 500 US-Dollar für seine Freilassung bezahlt.
Tschetschenischer Informationsdienst auf der homepage:
www.ichkeria.org/a/2000/gen3009-en103324.html, 30.9.2000
23.8.2000 Während einer "Säuberung" in Katyr-Jurt
werden 16 Personen festgenommen. Vier von ihnen wurden in einem
alten Silo eingesperrt, dort sind sie brutal geschlagen worden.
Am nächsten Morgen wurden sie in einem Auto mit verdunkelten
Scheiben weggefahren. Die anderen Verhafteten wurden von ihren
Verwandten für jeweils circa 500 Rubel freigekauft.
FIDH: Tchétchénie: Un an de crimes impunis,
24.10.2000, S. 34
25.-30.8.2000 102 Personen werden in diesem Zeitraum in der
Region Urus-Martan festgenommen.
FIDH (Fédération Internationale des Ligues des
Droits de l'Hommes) Tchétschénie: crimes contre
l'humanité. Un an de crimes impunis, S. 8, Oktober
2000
September
1.9.2000 Die russische Armee hat an einem Tag fast 1.000
tschetschenische Männer festgenommen. Dies sagte
Verteidigungsminister Sergejew in Moskau. Einheiten der
russischen Armee und der Polizei hätten in den vergangenen
Tagen mehrere Orte bei Grosny abgeriegelt und
durchkämmt.
dpa, 1.9.2000
1.9.2000 Die russischen Streitkräfte in Tschetschenien
haben in Grosny nach Angaben des Innenministeriums 22
mutmaßliche Separatisten festgenommen. Wie die
Nachrichtenagentur Interfax meldete, seien die Männer
innerhalb der letzten 24 Stunden festgenommen worden.
Menschenrechtsgruppen haben die russische Praxis von
Massenfestnahmen in Tschetschenien scharf kritisiert. Sei werfen
den Truppen vor, wahllos tschetschenische Männer
festzunehmen und viele von ihnen zu foltern.
AP, Yahoo, 2.9.2000
6.9.2000 Die militärischen Aktivitäten der Russen
scheinen in den letzten Wochen etwas zurückgegangen zu sein.
Ihre Taktik ist es, Dörfer und Siedlungen abzuriegeln und
die Identität der Bewohner zu überprüfen. Ihr Ziel
ist es hierbei, Anführer der tschetschenischen
Kampfeinheiten festzunehmen. Auch unschuldige Männer werden
immer wieder festgenommen.
Radio Free Europe, Radio Liberty, 6.9.2000
8.9.2000 Zwei Tschetschenen berichten über den
täglichen Terror der russischen Streitkräfte in
Tschetschenien. Ein tschetschenischer AP-Journalist, Musajew,
wurde auf dem Markt in Grosny verhaftet, als er Obst einkaufte.
Musajew wurde festgenommen, weil sein Pass zeigte, dass er kein
Bürger Grosnys ist. Er wurde mit weiteren sieben
Tschetschenen in Handschellen abgeführt. Danach passierte
folgendes: "Sie warfen uns in Erdlöcher, die etwa 5 Meter
tief waren. Es waren mit mir fünf weitere Männer in
einem Erdloch. Nachts wurde unser Loch mit Holzplanken
verschlossen. Morgens fragten sie: Wer?, Von wo?, Warum? Sie
fragten, ob wir Geld oder Wertsachen bei uns hätten. Ich
sagte, dass ich Geld hätte, ungefähr 600 US Dollar und
3.000 Rubel. Ich gab ihnen die 600 Dollar. Mein Pass wurde mir
zurückgegeben, sie brachten mich auf einem Lastwagen aus
Grosny weg." Ein weiterer Tschetschene besuchte seine Verwandten
in Tschetschenien. Er erzählt von einer "Säuberung" in
dem Dorf Petropawlowsk. Zwei junge Männer, 18 und 26 Jahre
alt, wurden von russischen Sondereinheiten weggebracht. Am
nächsten Tag boten die Soldaten der Familie an, ihre Leichen
zu sehen, im Tausch gegen eine Flasche Wodka und ein Schaf. "Die
Leichen lagen einfach im Wald, sie waren in der Nacht gefoltert
worden, ein Militärfahrzeug war über sie gefahren."
Häufig verschwinden Familienmitglieder einfach und niemand
erfährt, wo sie hingekommen sind. Die "Säuberungen"
würden auch dazu benutzt, Waffen zu konfiszieren. Diese
Konfiszierungen sind ein Schwindel. Personen, die während
der "Säuberungen" verhaftet werden, werden später in
die Dörfer zurückgebracht und für Waffen verkauft:
"Ein Tschetschenen für ein Maschinengewehr."
Radio Free Europe/Radio Liberty, 8.9.2000
13.9.2000 Amnesty International wendet sich besorgt an die
Öffentlichkeit. In einer "Urgent Action" wird der Fall des
ehemaligen Sprechers der tschetschenischen Separatisten, Ruslan
Alichadischijew, dargestellt. Dieser war am 17. Mai von
russischen Truppen, die in mehreren Panzerfahrzeugen unter der
Eskorte von zwei Hubschraubern unterwegs waren, aus seiner
Wohnung in Schali abgeführt worden. Nach tschetschenischen
Angaben soll Alichadschijew am 31.8. an einem Herzinfarkt
gestorben sein, nachdem er in einem Moskauer Gefängnis
gefoltert worden sei. Der Sicherheitsdienst, FSB, bestätigte
den Tod nicht, wohl aber die Festnahme.
Amnesty International, "Urgent Action", 13.9.2000
16.9.2000 Zwei Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation
Memorial waren am vergangenen Dienstag in Tschetschenien
festgenommen worden, heute wurden sie wieder auf freien Fuss
gesetzt. Russische Truppen haben in den letzen 24 Stunden 29
Tschetschenen festgenommen, so Interfax.
AFP, 17.9.2000
21.9.2000 Die russischen Soldaten haben seit längerem ein
neues Hobby: Sie nehmen willkürlich Tschetschenen gefangen
und verlangen für deren Freilassung Geld. Die Willkür
und das unbegründete Tyrannisieren von Zivilisten nimmt im
Moment überhand. Die Soldaten sind schlecht motiviert, die
einzige Motivation ist der Sold, den sie seit Monaten nicht mehr
ausbezahlt bekommen, dies ist ein Grund für die steigende
Korruption und Schmiergeldgeschäfte in Tschetschenien.
Pawel Felgenhauer in The Moscow Times, 21.9.2000
25.9.2000 Nach zehn Tagen in der Gewalt russischer Soldaten
wurde heute Salman Bataschew wieder frei gelassen. Er hatte seine
Herde gehütet, als die Soldaten kamen, ihm die Augen
verbanden und ihn in ein Erdloch warfen. Vier Männer waren
schon in dem Loch. Bataschew hatte Glück, er wurde nicht
misshandelt und nach zehn Tagen frei gelasen. Zu Hause erfuhr er,
dass seine Verwandten 700 US-Dollar für seine Freilassung
gezahlt hatten. Dies ist nur einer von tausenden Fällen,
schriebt die Los Angeles Times. Die russischen Soldaten, welche
in Tschetschenien dienen, bekommen offiziell 30 US-Dollar am Tag,
das übliche Gehalt in Freidenszeiten beträgt 50
US-Dollar. Dies ist vielen aber nicht genug, sie entführen
tschetschenische Zivilisten, um sich an dem Lösegeld zu
bereichern.
Los Angeles Times, 25.10.2000
23.9.2000 Die russischen Nachrichtenagenturen melden die
Verhaftung des wichtigen tschetschenischen Feldkommandanten,
Saidajew, am 23.9. in der Stadt Urus-Martan. Die Russen glauben,
Saidajew habe den Geldfluß für Maschadow kontrolliert.
Saidajew soll auch für militärische Operationen wie die
Rückeroberung Grosnys im ersten Krieg und weitere
strategische Operationen im laufenden Krieg verantwortlich
sein.
Reuters, Yahoo News, 28.9.2000
Oktober
13.10.2000 Russischen Meldungen zufolge wurden drei
Männer verhaftet, die für den Anschlag am Donnerstag in
Grosny verantwortlich sein sollen, bei dem mindestens 15
Personen, unter ihnen Angehörige der pro-russischen
Verwaltung,, umgekommen sind. "Wir sind zu 99% sicher, dass die
Festgenommenen mit dem Verbrechen zu tun haben," so ein
Militärsprecher gegenüber der Nachrichtenagentur
Interfax.
AFP-Bericht mit Bezug auf Interfax in Yahoo News
(www.dailynews.yahoo), 13.10.2000
14.10.2000 Um vier Uhr morgens fuhren russische Soldaten vor
dem Haus der Familie Gajrbekow vor. Sie drangen in das Zimmer des
Sohnes Musa, geb. 1986, ein, schlugen ihn zusammen, warfen ihn
auf ihr Auto und fuhren weg. Genau eine Woche zuvor war sein
Bruder Isa auf der Staropromyslowski Straße erschossen
worden. Als sie den zweiten Sohn der Familie, Musa,
abführten fragten sie den Vater: " Weshalb haben sie Isa
ohne Erlaubnis begraben?" In der selben Nacht wurden noch zwei
Söhne der Familie Chabiljaew verhaftet und mehrere Personen
aus dem Bezirk Karpinskij.
E-Mail von der Menschenrechtlerin Lipkan Bassajewa vom
25.10.2000
21.10.2000 Die russischen Behörden gaben bekannt, dass
sie weitere Checkpoints in Tschetschenien einrichten wollen. Sie
geben als Grund an, dass die tschetschenischen Kämpfer
möglicherweise aus den Bergen in die Ebene absteigen werden,
wenn der Winter in Tschetschenien ausbricht. Immer wieder werden
an Checkpoints auch Zivilisten festgenommen.
Radio Free Europe/Radio Liberty, 23.10.2000
26.10.2000 Human rights Watch veröffentlicht einen Report über die willkürlichen Verhaftungen tschetschenischer Zivilisten und die Haftbedingungen in den verschiedenen Anstalten. Im Vorfeld gab es immerwieder eine Diskussion um die Frage, wo sich Haftanstalten befinden. Human Rights Watch kommt nach Interviews von über 30 ehemaligen Häftlingen zu folgendem Ergebnis:
Das Justizministerium unterhält folgende Haftanstalten,
wo die Gefangenen untergebracht werden, bevor eine Verhandlung
stattfand (Sledstvennji izoliator, SIZO):
-Grosny
-Tschernokosowo
-Wladikawkaz (Nordossetien)
-Pjatigorsk
-Stawropol
-Krankenhaus in Georgiewsk
temporäre Anstalten unter der Verwaltung des
Innenministeriums:
-Bahnhof von Tscherwljonnaja, wurde im April 2000
geschlossen
-Abteilung des Innenministeriums in Naurskji
-Abteilung des Innenministeriums in Schali
-zeitweilige Abteilungen des Innenministeriums in zwei
unterschiedlichen Bezirken von Grosny
-zeitweilige Abteilung des Innenministeriums in Gudermes
-Militärlager in Khankala
-zeitweilige Abteilung des Innenministeriums in
Schelkowskaja
-Urus-Martan
-Abteilung des Innenminsteriums im Bezirk Mozdok, laut Human
Rights Watch gibt es weitere fünf Punkte in Tolstoj-Jurt,
Soljonaja, Znamenskoje, Ersenoi und Achkoi Martan, an denen
Zivilisten festgenommen oder festgehalten wurden, über deren
Status aber nichts bekannt ist.
Human Rights Watch stellt fest, dass es drei Muster von Verhaftungen gibt: Verhaftet wird bei Personalüberprüfungen an den vielen checkpoints, nach "Säuberungen" eines Dorfes, welches gerade von den russischen Streitkräften eingenommen worden ist oder bei "Säuberungen", die in regelmäßigen Abständen in russisch kontrollierten Gebieten Tschetscheniens statt finden. Die meisten Verhaftungen wurden von Januar bis März 2000 gemeldet. Gründe für die Verhaftung waren häufig ungültige Pässe, bzw. die Tatsache, dass die Person nicht in dem Ort registriert war, wo sie sich gerade aufhielt. Andere wurden verhaftet, weil sie den selben Namen wie einer der tschetschenischen Kommandaten trugen. Während der Verhaftung untersuchten die russischen Beamten die Körper von Männern und Frauen auf Spuren davon, dass die Person an Kampfhandlungen beteiligt wgewesen war. Z. B. Wunden im Schulterbereich, die vom Rückstoss einer Schusswaffen stammen könnten, aufgeraute Ellenbogen, Knie und Hände.
Von den 35 ehemaligen Gefangenen, die Human Rights Watch
interviewte, sagten 21 aus, dass ihre Verwandten sie aus der Haft
freigekauft hätten. Die Ablösesumme bewegte sich
zwischen 2.000 und 5.000 Rubel. Die Verwandten versuchten zumeist
über tschetschenische Mittelsmänner über die
Freilassung ihrer Angehörigen zu verhandeln. Ein Zeuge
berichtet ausführlich: "Eine Liste hing irgendwo an der
Strasse. Drei oder vier junge Männer bewegten sich in der
Nähe der Liste. Als meine Verwandten mienen Namen auf der
Liste gefunden hatten, näherten sie sich einem der jungen
Männer und sagten, sie möchten mit freikaufen. Der
junge Mann sagte: O.k., gehen wir zur Seite und unterhalten wir
uns." Er sagte zu meinem Bruder: "Ich gehe hoch und frage meinen
Boss was die Freilassung kostet." Als er zurückkam, sagte
er, der Boss wolle 600 US-Dollars und ein Maschinengewehr. Es
geht alles sehr offen zu." Trotzdem sind die Zahlungen von
Schmiergeld oder Ablösesummen keine Garantie für
weitere Forderungen oder eine sofortige Freilassung. Einige der
Zeugen sagten aus, die Mittelsmänner hätten auch nach
den Freilassungen Geld gefordert, einige der jungen Männer
wurden auch wieder verhaftet, nachdem sie aufgrund von
Schmiergeld freigelassen worden waren. Es wurden dann neue Summen
für die neuerliche Freilassung gefordert.
Human Rights Watch: Welcome to hell: Arbitrary detention in
Chechnya, auf der homepage
http://xmail.hrw.org/chechnya/ack_glos.htm, 24.10.2000
b) Filtrationslager: Demütigung, Folter und Tod
November
Anfang November Zahlreiche Flüchtlinge äußern
bereits den Verdacht auf "Filtrationslager", die das russische
Militär wie im ersten Tschetschenienkrieg erneut
eingerichtet habe.
Florian Hassel in der Frankfurter Rundschau, 4.11.1999
November 1999 Am Grenzkontrollpunkt "Kavkaz-1", nahe des
Dorfes Assinowskaja nehmen russische Kräfte sowohl
Männer als auch Frauen fest, hauptsächlich jedoch
Männer. Männer und Frauen werden in unterschiedlichen
Gebäuden inhaftiert.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999
12.11.1999 Das russische Militär kidnappt vermutlich
tschetschenische Flüchtlinge und hält sie in
Filtrationslagern als Gefangene.
The Times in Refugees Daily, 12.11.1999
21.11.1999 Oleg Kusow, ein Korrespondent von Radio Liberty,
wird am Grenzübergang "Kavkaz-1" inhaftiert, als er
versucht, nach Tschetschenien einzureisen. In Haft wird er Zeuge,
wie russischen OMON-Offizieren Tschetschenen schlagen. Einen
hätten sie wiederholt in den Magen getreten, den anderen mit
einem Pistolengriff auf den Kopf geschlagen. Am nächsten Tag
hätte man sie ins Filtrationslager "Mozdok" gebracht.
Radio Liberty, 22.11.1999
Januar
4.1.2000 "Uns ist bekannt, dass sich eines dieser Lager in
Mozdok befindet, ein anderes entweder in Assinovskaja, oder in
Slepcovskaja", sagte Valentina Mel´nikowa von der Union der
Soldatenmütterkomitees und Mitglied der
Menschenrechtskommission beim Präsidenten der Russischen
Föderation.
War and Human Rights, Nr. 103, 04.01.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
Mitte Januar 2000 Ein Tschetschene, der am 16. Januar unter
dem Vorwurf, er habe sich an einer Serie von
Bombenanschlägen in Russland im September 1999 beteiligt und
gehöre wegen seiner angeblichen Ausbildung im Trainingslager
Chattab zur tschetschenischen Aufklärung, war drei Wochen
lang im Lager Tschernokosowo gefangen. Er hatte sich geweigert,
das vorbereitete Geständnis zu unterschreiben. Er berichtet
von schweren Misshandlungen. Schon nachdem er und zehn weitere
Gefangene aus dem vergitterten Polizeiwagen geklettert waren,
mussten sie durch einen "lebenden Korridor" von 20 Uniformierten
laufen. Diese prügelten mit Schlagstöcken auf sie ein.
Unter Schlägen wurden sie eingesperrt. Bis zum späten
Abend hätten sie mit dem Gesicht zur Wand und den
Handflächen nach außen stehen müssen. "Die
Wärter holten uns einzeln aus den Zellen und brachten uns
zum Verhör oder schlugen uns auf dem Korridor zusammen."
Andere Augenzeugen bestätigen seinen Bericht über
nächtliche Prügelorgien und Vergewaltigungen von
Männern und Frauen. "Die meisten Wärter trugen Masken",
berichtete ein anderer Augenzeuge, es seien angeheuerte
Schläger gewesen, sogenannte Kontraktniki.
Florian Hassel aus Nazran in Frankfurter Rundschau, 26.2.2000
16.1.2000 Ein 21 Jahre alter Tschetschene wurde bei einer
Straßenkontrolle verhaftet und in das Lager Tschernokosowo
gebracht. Dort wurde systematisch gefoltert, berichtet er. Er
musste nackt in einem Kühlraum stehen, bis er fast erfroren
sei. Prügel sei alltäglich gewesen. Dabei hätten
die Wachen sogar einen Eisenhammer verwendet. Alle Gefangenen
hätten Knochenbrüche erlitten. Auch Vergewaltigungen
seien vorgekommen. Seine Angehörigen hätten ihn aus
dieser Hölle für 4000 Rubel freigekauft.
Andreas Rüesch in Neue Zürcher Zeitung,
26./27.2.2000
17.1.2000 Drei aus dem Lager Tschernokosowo freigelassene
Gefangene berichten Human Rights Watch über die
Zustände in dem Filtrationslager. Ein 21-Jähriger, der
Mitte Januar festgenommen und ins Lager gebracht worden war,
berichtet: "Etwa 15 bis 20 Soldaten standen in zwei Reihen. Sie
hatten Gummiknüppel ... Als ich durch den Korridor rannte,
schlug mich jeder Soldat mit seinem Knüppel ... Wir mussten
uns ausziehen und sie durchsuchten unsere Kleidung. Sie nahmen
sich von den Sachen, was ihnen gefiel: Meine Jacke, Armbanduhr,
Geld, Hut und der goldene Ring wurden mir weggenommen. Eine ganze
Woche lang musste ich fast nackt in der Zelle sitzen." Auch den
anderen beiden Augenzeugen wurden Wertsachen und
Kleidungsstücke weggenommen. Der 21-Jährige und einige
andere Gefangene mussten am zweiten Tag wieder durch einen
Soldatenkorridor laufen, doch dieses Mal hatten zwei Soldaten
einen Metallhammer, berichtet der Augenzeuge: "Bevor mich ein
Hammer traf, dachte ich, nichts könnte schlimmer sein als
ein Gummiknüppel. Doch dann merkte ich, ein
Gummiknüppel ist nichts im Vergleich zu einem Hammer." Der
Freigelassene wurde am Rücken getroffen und leidet noch vier
Wochen später unter heftigen Rückenschmerzen.
Alle drei Befragten gaben an, dass sie während der
wiederholten Verhöre im Lager gefoltert wurden. Ein
24-Jähriger sagt: "Jedes Mal, wenn wir zum Verhör
gingen oder wegen eines anderen Grundes aus der Zelle gerufen
wurden, wurden wir geschlagen. Die Wächter trugen Masken und
ließen uns nicht in ihre Augen sehen. Vor der Tür des
Verhörzimmers musste ich mich auf den Bauch legen und
kriechen. Sie befahlen mir, den Hut abzunehmen, als ich die
Tür erreichte und mich vorzustellen: "Citizen Officer, ich
danke Ihnen, dass Sie mich empfangen. Ich heiße ...
Gemäß ihren Anweisungen, bin ich hierher gekrochen."
Ich kam in den Raum und ein Wächter schlug mich mit einer
Eisenstange."
Der 21-Jährige berichtete, er sei während seiner
21-tägigen Gefangenschaft nur an drei oder vier Tage nicht
geschlagen worden. Zwei der Befragten sagten, Wächter
hätten einige Male Tränengas in die Zellen
gesprüht und die Gefangenen mussten manchmal den ganzen Tag
lang mit erhobenen Händen stehen. Der 38-Jährige
berichtet, in der Zelle habe es keine Toilette gegeben und die
sechzehn Insassen mussten sich auf den Boden erleichtern.
Human Rights Watch,
http://www.hrw.org/press/2000/02/chech0218.htm, 18.2.2000
20.1.2000 Der 38-jährige Tschetschene Ansor wird in der
Nähe der Ortschaft Ischtscherskaja im Norden Tschetscheniens
aufgegriffen. Mit ihm werden an diesem Tag noch weitere 58
Männer festgenommen. Ansor wird noch am selben Tag nach
Tschernokosowo gebracht. Beim ersten Verhör schlagen zwei
maskierte Mitarbeiter der Truppen des Innenministeriums Ansor mit
Gewehrkolben in den Nacken. Dann werden ihm Fotos vorgelegt. Er
soll die ihm unbekannten Männer auf den Bildern als
"Banditen" identifizieren. Als er vom Stuhl fällt, treten
die Wachen ihn. Danach wird Ansor in einen Raum mit zwei
Eisenbetten geführt, die unter Strom gesetzt werden
können. "Nach einigen Stromstößen habe ich das
Bewusstsein verloren", danach sei ihm schlecht geworden und er
habe sich übergeben müssen. Vor seiner Zelle fallen
zwei scharfe Hunde über einen am Boden liegenden
blutüberströmten Häftling her. Nach den ersten
Folterungen wird Ansor tagelang in Ruhe gelassen. Am 28. Januar
treibt ihn die Wache mit den anderen Gefangenen auf den Hof. Es
sollen 280 Männer und 77 Frauen gewesen sein. Ansor musste
mehrere Erschiessungen mitansehen und die Erschossenen auch
begraben. Ansor hat Glück, er wird am 1. Februar entlassen.
Noch am selben Tag ist er mit seiner Familie nach Inguschetien
geflohen.
Weltwoche, Ausgabe 9/00, 2.3.2000
23.1.2000 "Rosinformcentr" meldet am 20.1.2000 die Festnahme
von zehn Personen in den tschetschenischen Ortschaften Wedeno,
Oktjabrskaja, Aleroj und Belgotoj im Zuge einer
"Paßregime-Kontrolle". Tschetschenische Informationsquellen
berichten, dass bei der "Säuberung" dieser Ortschaften durch
die föderalen Streitkräfte eine wesentlich höhere
Personenzahl verhaftet und in Filtrationslager verbracht
wurde.
War and Human Rights, Nr. 122, 23.1.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
27.1.2000 Nach tschetschenischen Informationsquellen "haben
die russischen Machthaber auf dem Territorium Tschetscheniens und
der benachbarten Republiken ein ganzes Netz von Filtrationslagern
aufgespannt". Es heißt, dass die Zahl dieser "Orte des
Freiheitsentzuges", der sogenannten `stationären´
Filtrationseinrichtungen, die von der russischen Gesetzgebung
nicht vorgesehen sind, mindestens zwanzig beträgt. Die
meisten großen russischen Militäreinheiten auf dem
Territorium Tschetscheniens würden von sog. "Zindans"
Gebrauch machen, tiefen Erdlöchern, kalten Dunkelkellern,
Fahrzeugen für den Gefangenentransport. Am besten seien
Filtrationslager "ausgerüstet", die mit Spezialwagen
für den Gefangenentransport (die Russen nennen sie:
`Waggonsack´, `Stolypin´, `Duschegubka´
[=`Seelenmörder´]) ausgestattet sind. Solche
"Konzentrationslager auf Rädern" errichte man in der
Nähe von Eisenbahnstationen, unter verstärkter
Bewachung von Soldaten der Sondertruppen des Justizministeriums
der Russischen Föderation (Sondertruppen, deren Aufgabe es
ist, Unruhen in Gefängnissen und Lagern zu ersticken), von
nach Tschetschenien abkommandierten Mitarbeitern russischer
Untersuchungsgefängnisse und von Milizionären.
War and Human Rights, Nr. 126, 27.01.2000
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
Mitte Januar 2000 Ein Augenzeuge berichtet von den
Zuständen im Lager Tschernokosowo. Beim ersten Verhör
sei er von maskierten Mitarbeitern der Truppen des
Innenministeriums (Omon) mit Gewehrkolben in den Nacken
geschlagen worden. Als er vom Stuhl fiel, hätten ihn die
Wachen getreten. "Nach einigen Stromstößen habe ich
das Bewußtsein verloren", berichtet er. Danach sei ihm
schlecht geworden und er habe sich übergeben müssen.
Vor der Zelle spielten sich unterdessen grauenhafte Szenen ab;
zwei scharfe Hunde seien über einen Häftling
hergefallen, der blutüberströmt am Boden gelegen habe.
"Merkt euch das!", habe der Offizier den anderen Häftlingen
zugeschrien.
Aus Nazran Klaus-Helge Donath in die tageszeitung taz,
2.3.2000
Februar
3.2.2000 Ein russischer Soldat beschreibt in einem anonymen
Brief die Gründe für die Inhaftierung und die Praktiken
im Lager. "Ich weiß nicht, wer diesen Brief lesen wird,
aber ich hoffe, das er auf die eine oder andere Weise den Leuten
helfen wird, die hier inhaftiert sind, weil man sie beschuldigt,
"boeviki" (Kämpfer) zu sein. Ich bin hier, um mir meinen
täglichen Lohn zu sichern. Aber ich habe mich entschlossen,
Sie/euch zu informieren, weil ich denke, dass es wirklich
kriminell wäre, zu wissen, was hier geschieht, und nichts
dagegen zu tun.
Was wir hier den Menschen antun - ich sage "wir", weil ich zu den
Henkern gehöre, obwohl ich nur ein einfacher Soldat bin, und
alles, was ich tun kann, ist diesen Brief zu schreiben. Bevor ich
hierher kam, hat man mir gesagt, dass alle Häftlinge Feinde
und Kriminelle seien, aber in Wirklichkeit sind es ganz normale
Leute. Sie wurden aus folgenden Gründen inhaftiert: a) nicht
registrierter Pass, b) kein Pass (obwohl hier seit 1996 keine
Pässe mehr ausgegeben werden, und die Jungs, die 17, 18 oder
19 Jahre alt sind, daher keinen haben können), c) ein in
einem anderen Dorf registrierter Pass (wenn ein Typ während
eines Besuchs im Nachbardorf verhaftet wird), d) Verstoß
gegen das Feuer-Verbot (wenn jemand z. B. nach 18.00 Uhr vor die
Tür geht, um eine zu rauchen), e) Entdeckung und Verhaftung
im Haus eines Kämpfers.
Hier werden sie buchstäblich massakriert. Man muss ihre
Schreie hören, die Schreie starker Männer, denen man
alles kaputtmacht, was man nur kaputtmachen kann. Einige werden
vergewaltigt, oder man zwingt sie, es untereinander zu tun. Wenn
es eine Hölle gibt, dann ist sie hier. Meiner Meinung nach
war ihr Fehler, nicht gegen uns zu kämpfen. Ach ja, wir
hatten hier auch einige Tage diesen Journalisten, diesen Babizki.
Wir haben ihn zwar nicht vergewaltigt, aber der Arme ist wirklich
mächtig zusammengeschlagen und gedemütigt worden, bis
seine Brille wegflog.
Jeden Tag bringt man eine große Zahl von ihnen hierher. Wir
haben hier bis zu 700 Häftlinge, aber nur 7 Männer
unter ihnen werden verdächtigt, Kämpfer zu sein. Diese
sieben sind schon halbtot. Aber das ist es, was sie verdient
haben, ich bedauere sie nicht. Zwei von ihnen hat man schon
umgebracht.
Ich habe Mühe, die exotischen Methoden zu beschreiben, wie
man einen Menschen brechen, ihn in ein Tier verwandeln kann. Ich
beende hier diesen Brief, aber ich bitte darum, wenn es in dieser
Welt eine Kraft gibt, die etwas tun kann, helfen sie diesen
Menschen.
Ich bin von meiner Regierung enttäuscht. Was sie verbreiten,
ist alles Lüge, Betrug und Heuchelei. Gut, ich mache hier
jetzt Schluss. Ich kann nicht gut schreiben, leider. Ich nenne
auch nicht meinen Namen (aus verständlichen
Gründen).
Naur, den 3.2.2000, Tschernokosowo, ITK."
Le Monde, 11.2.2000
Anfang Februar 2000 Moskau teilt mit, dass nun nach der
militärischen die Polizeiphase der antiterroristischen
Aktion beginne. Ganz Tschetschenien müsse "gesäubert"
werden mit Hilfe des Geheimdienstes - die restlichen "Banditen"
sollen so vernichtet werden. Der Generalstaatsanwalt und der
Justizminister fuhren nach Tschetschenien, um die Arbeit der
Strafbataillone und "Filtrationspunkte" zu leiten.
Markus Wehner in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,
5.2.2000
8.2.2000 Im Moment werden 267 Personen im Filtrationslager
Tschernokosowo gefangen gehalten. 586 seien früher dort
gefangen gewesen, davon seien jedoch 286 wieder auf freien
Fuß gesetzt worden. Bis jetzt ist noch sehr wenig über
ihre Haftbedingungen bekannt.
War and Human Rights in www.hro.org/war/140.htm, 8.2.2000
10.2.2000 In einem anonymen Brief (datiert vom 3.Februar)
berichtet ein russischer Soldat, im Lager Tschernokosowo seien
etwa 700 Gefangene interniert. Doch nur sieben von ihnen
würden tatsächlich verdächtigt, am Krieg
teilgenommen zu haben. Die meisten seien junge Leute unter 20
Jahren und wegen kleinerer Delikte gefangen genommen worden:
Einige hätten keinen registrierten Pass vorweisen
können oder hätten gar keine Dokumente, andere
hätten auf offener Straße eine Zigarette geraucht,
seien auf dem Weg zum Nachbardorf aufgegriffen worden oder
hätten eine Jacke in Militärtarnfarben getragen oder im
Haus gehabt. Die Tschetschenen "werden hier buchstäblich
umgebracht", so der Soldat. "Man muss die Schreie robuster,
gesunder Burschen hören, denen die Knochen gebrochen werden.
Sie zwingen einige von ihnen, sich gegenseitig zu vergewaltigen.
Wenn es eine Hölle gibt, dann kann man sie hier
sehen."
The Independent,10.2.2000
10.2.2000 Nurdy Ildarow, Kommandant der lokalen Zivilpolizei,
wurde dem Bericht der in der Nähe des Lagers lebenden
Menschenrechtsaktivistin Fatima zufolgte Anfang Januar
festgenommen. Er soll für die tschetschenische wie für
die russische Regierung gearbeitet haben. Im Lager sei er so
heftig geschlagen worden, dass seine Hände und sein
Rückgrat gebrochen worden seien. "Ende des Monats (Januar)
starb er und seine Familie musste seinen Leichnam von den Russen
kaufen."
The Independent, 10.2.2000
10.2.2000 Fatima, eine lokale Menschenrechtsaktivistin
bezeugt, dass Frauen auf dem Markt in der Nähe des Lagers
"die Schmerzensschreie, die hinter den Mauern ertönten,
nicht ertragen konnten."
The Independent, 10.2.2000
10.2.2000 Das Tschernokosowo-Filtrationslager sei das einzige
seiner Art, sagte Sergej Jasterschembskij, der
Tschetschenien-Sprecher des Kremls der Frankfurter Rundschau.
Dort seien 280 Tschetschenen inhaftiert, 316 Gefangene seien
freigelassen worden.
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000
10.2.2000 "In Tolstoi-Jurt und Tscherwlennaja hat bereits der
Bau zweier großer Filtrationslager begonnen", sagt Oberst
Gladkewitsch von der Agentur für Militärnachrichten,
dem Bericht der Frankfurter Rundschau zufolge. "Die Struktur
dieser Lager wird größer sein als die der
Flüchtlingslager: mit Baracken statt Zelten."
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000
11.2.2000 Der große "Erfolg" der Filtrationslager beruhe
nicht zuletzt auf der Praktik des Geiselrückkaufs (tot oder
lebendig) bzw. des Geiselaustauschs. Im Lager Tschernokosowo
würden Häftlinge gegen 5.000 bis 13.000 Rubel (ca. DM
330,00 bis 800,00DM) pro Kopf an die Angehörigen
ausgeliefert. Reiche Familien müssten allerdings deutlich
mehr zahlen. Zwar gäbe es auch bei den Tschetschenen
russische Geiseln, deren Zahl würde jedoch bei weitem nicht
diejenige der tschetschenischen Männer erreichen, die in
russischen Filtrationslagern gequält, misshandelt und
ermordet würden.
Le Monde 11.2.2000
13.2.2000 Frau Umarowna berichtet über ihren Sohn, Adlan
Bassajew, der seit einem Monat im Filtrationslager Tschernokosowo
gefangen gehalten wird. Sein einziges 'Verbrechen' sei sein
Nachname - Bassajew - aufgrund dessen man ihn als Verwandten des
tschetschenischen Kriegshelden Schamil Bassajew betrachtet.
News Unlimited, 13.2.2000
15.2.2000 In einem Dekret, das einem aus dem Lager
Tschernokosowo geflüchteten Gefangenen von einem Lagerleiter
vorgelesen worden sei, hieß es: Diejenigen, die das Lager
lebend verlassen, sollten "für immer zu Krüppeln"
gemacht werden. Tag für Tag würden die Gefangenen
gefoltert und vergewaltigt; vielfach ließen die Aufseher
die Menschen hungern.
die tageszeitung taz, 15.2.2000
15.2.2000 Berichten Überlebender aus Lagern zufolge soll
es ein offizielles russisches Dekret geben, in dem die
Inhaftierung von 150.000 Tschetschenen und ihre Misshandlung in
Filtrationslagern bis zur Invalidität angeordnet worden sei.
In Tschernokosowo "arbeiteten" 48 Kosaken als Wächter, die
jeder pro Tag 1000 bis 1.200 Rubel (ca. DM 60,00) Lohn erhielten.
Die Folterungen der Häftlinge fänden meist nachts in
den Korridoren vor den Zellen des ehemaligen Gefängnisses
statt. Die "Wärter" seien dabei meist betrunken oder
stünden unter dem Einfluss von Drogen. Die Insassen
würden einzeln aus den Zellen gerufen und misshandelt.
Le Monde, 15.2.2000
15.2.2000 Nach Aussagen eines tschetschenischen
Flüchtlings aus dem Lager Tschernokosowo seien dort derzeit
vor allem Frauen, Kinder und ältere Männer interniert.
Einer von den Lagerleitern habe ihm vor seiner Flucht vorgelesen,
das die Internierung von 150.000 Tschetschenen in Lagern
vorgesehen sei.
die tageszeitung taz, 15.2.2000
17.2.2000 "Die Folterungen fanden immer nachts und auf dem
Flur statt, wenn die Folterer unter Alkohol und Drogen standen.
Die 48 Männer hatten Masken auf und erhielten für ihre
"Arbeit" etwa 1000 Rubel. Jeder hörte die Schreie der
Gefolterten." Die französische Zeitung "Le Monde"
veröffentlichte jetzt erstmals den Bericht eines
Tschetschenen, der in Tschernokosowo war. Die schlimmsten Zellen
seien die "versteckten Zellen" gewesen: "Dort waren allen die
Rippen gebrochen, Finger und Ohren abgeschnitten oder die
Trommelfelle durchstochen."
AFP, dpa, TAZ, Göttinger Tageblatt, 17.2.2000
17.2.2000 Russlands Justizminister Jelunin sagt in einem
Interview mit Radio Liberty, es würden keine verbotenen
Methoden in Tschernokosowo angewandt. Dort seien drei
Spezialeinheiten, die auf Vertragsbasis arbeiteten. Er meint, die
Leute hätten eine spezielle Ausbildung und hätten die
Lage absolut im Griff, das einzige, was er zugibt ist, dass es im
Lager düster und feucht sei.
Radio Liberty in War and Human Rights www.hro.org/war/149/htm,
17.2.2000
18.2.2000 Laut Meldung der Nachrichtenagentur 'Lenta.ru'
wurden am 17.2.2000
aus dem Untersuchungsgefängnis (`Isolator´) des
Filtrationslagers Tschernokosowo in Tschetschenien neun Personen
entlassen, die vorher in einem der Hospitäler gearbeitet
hatten und bei Alkhan-Kaly festgenommen worden waren. Ein
Vertreter der Militär-Staatsanwaltschaft bestätigte
diese Information: "Es war ihre professionelle Pflicht zu
helfen... sie haben diese bis zum Schluss erfüllt. Deshalb
haben wir jetzt den EntSchluss getroffen, den Freiheitsentzug
für diese Personengruppe zu beenden und das Strafverfahren
einzustellen." Früher hat es schon Informationen über
die Festnahme von fünfzehn Ärzten seitens der
Föderalen Streitkräfte gegeben.
'Filtrationslager', War and human Rights, Nr. 151,
18.02.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
18.2.2000 Laut Interview des Vizepräsidenten der
Russischen Föderation Sergej Jastrschembskij mit dem
Fernsehsender ORT befinden sich zur Zeit von den zuvor 744
Häftlingen nur noch 235 im Filtrationslager
(`Isolator´) Tschernokosowo. Es blieb unklar, ob die 509
Häftlinge aus der Lagerhaft entlassen oder an andere Orte
verlegt wurden.
`Filtrationslager´, War and Human Rights, Nr. 151,
18.2.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
18.2.2000 Das russische Verteidigungsministerium will Berichte
über Folterungen und Vergewaltigungen in einem russischen
Internierungslager in Tschetschenien überprüfen lassen.
Human Rights Watch hatte zuvor Augenzeugenberichte über
Gräueltaten im Internierungslager in Tschernokosowo
veröffentlicht.
http://www.news.ch, 18.2.2000
18.2.2000 Der russische Journalist Gisbert Mrozek schreibt,
dass es als feststehende Tatsache gelte, dass in den russischen
Filtrationslagern geschlagen, gefoltert und gemordet werde. Die
Beweise für bestimmte Folterpraktiken wurden bei
Exhumierungen in der Nähe der Filtrationslager bei Schali
und Arschty nach dem letzten Tschetschenienkrieg auch gefunden.
Angehörige der Gefangenen im Filtrationslager Tschernokosowo
berichten, dort gebe es eine ganz Abteilung, deren Insassen
offiziell schon als tot gelten. Die russische
Menschenrechtsorganisation Memorial schätzt, dass etwa 1.000
Tschetschenen das Lagersystem durchlaufen hätten. Memorial
meint, dass die russische Filtrationspraxis den Kampftruppen der
Tschetschenen neuen Zulauf verschaffe. So seien beispielsweise
aus dem Dorf Katyr Jurt Anfang Februar 400 Männer in die
Berge gegangen, weil sie Massenverhaftungen befürchteten,
die es in den Tagen zuvor in den Nachbardörfern gegeben
hatte.
Gisbert Mrozek E-Mail vom 18.2.2000
18.2.2000 Tschetschenen, die versuchen, die Republik zu
verlassen, werden in russischen Militärgefängnissen
gefoltert. Sie sind Opfer von heftigen Schlägen,
Vergewaltigungen und anderen Brutalitäten, berichten
Flüchtlinge und Menschenrechtsgruppen. Tschetschenische
Flüchtlinge berichten Ähnliches von ihren
Inhaftierungen in russischen Filtrationslagern. Diese Aussagen
decken sich mit denen von Human Rights Watch und der World
Organisation Against Torture.
AP in Refugees Daily, 18.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
18.2.2000 Im Lager Tschernokosowo seien Gefangene systematisch
mit Gummiknüppeln, Eisenstangen und Hämmern geschlagen
worden, berichteten drei ehemalige Gefangene Human Rights
Watch.
AFP-Meldung in Frankfurter Rundschau, 19.2.2000
19.2.2000 Die internationale Menschenrechtsorganisation `Human
Rights Watch´ richtete eine offizielle Beschuldigung gegen
die Lagerwächter des Filtrationspunktes Tschernokosowo in
Tschetschenien. Die Lagerwächter würden die
Lagerinsassen systematisch verprügeln, foltern und sogar
vergewaltigen. Die HRW-Vertreterin Ritchel Denber erklärte
im 'Radio Liberty'-Interview, drei Männer, die dieses
Filtrationslager durchlaufen hätten, berichteten
unabhängig voneinander übereinstimmend über
Gräuel, die man auch schon aus dem ersten
Tschetschenien-Krieg kenne: Nach der Ankunft im Filtrationspunkt
werden die Männer von der Lagerbewachung zum
Spießrutenlaufen (Laufen durch einen "lebenden Korridor")
gezwungen, wobei sie von Maskierten mit Holzknüppeln oder
Gummischlagstöcken verprügelt und sogar mit
Eisenhämmern geschlagen werden. Es gäbe Berichte
über Vergewaltigungen sowohl von Frauen als auch von
Männern, über Folter und Verprügelungen, über
unvorstellbare Haftbedingungen. Die Lagerinsassen werden ihrer
Kleidung beraubt und müssen in den Haftzellen oft tage- und
nächtelang fast nackt sitzen. Die Bewacher hätten
regelmäßig Tränengas in die Zellen gesprüht
und die Häftlinge gezwungen, nächtelang mit erhobenen
Händen zu stehen. Drei ehemalige Lagerinsassen berichteten
übereinstimmend, sie seien Zeugen von Vergewaltigungen
gewesen. Außer dem Fall einer 42-jährigen Frau aus dem
Dorf Tolstoj-Jurt, Mutter von vier Kindern, die von Soldaten 15
Minuten lang verprügelt und dann vergewaltigt worden sei,
hätte es auch Fälle von Vergewaltigungen von
Männern gegeben. `Human Rights Watch´ appellierte an
die russischen Machthaber, mit dem Malträtieren von
Gefangenen sofort aufzuhören und internationalen Beobachtern
den Zutritt zu den Filtrationslagern zu gewähren, damit
diese die Handlungen von russischen Militärs in den
Filtrationspunkten überwachen könnten. Der 'Washington
Post'-Korrespondent in Nazran übermittelte zum selben Thema
Augenzeugenberichte von ehemaligen Lagerhäftlingen, die
gegen Schmiergeld freigekommen seien.
'Filtrationslager', War and Human Rights, Nr. 152,
19.2.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
20.2.2000 Ruslan B. wurde gegen 20.000 Rubel, 1.000 für
jedes Lebensjahr aus dem Filtrationslager Tschernokosowo
ausgelöst. Er sagt: Das Wort 'Brutalität' beschreibt
nicht, was ich dort erlebt habe. Die Bewacher schlugen mich
regelmäßig mit Knüppeln, wenn ihnen das zu
langweilig wurde, benutzten sie große Vorschlaghammer, die
man normalerweise dazu benutzt, Beton aufzuschlagen. Ruslans
Wirbelsäule wurde stark verletzt, er kann kaum mehr laufen.
Er weiß aber, dass er noch glimpflich davon gekommen ist:
"In einer Nacht musste ich stundenlang zuhören, wie die
Russen ein junges tschetschenisches Mädchen vergewaltigten
in der Zelle neben meiner. Es war unerträglich."
Daily Telegraph, 20.2.2000
21.2.2000 Laut Meldung der BBC appellierte die
Präsidentin der UNO-Menschenrechtskommission Mary Robinson
für eine internationale Untersuchung von
Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien seitens der
russischen Streitkräfte, da die von russischer Seite
durchgeführten Untersuchungen ungenügend seien. Diese
Erklärung erfolgte aufgrund neuer Zeugenaussagen über
Folter und Verprügeln im Filtrationslager im Norden
Tschetscheniens. Zwei Lagerinsassen seien, laut Aussage, mit
Fußtritten gefoltert worden. Auch hätten Soldaten in
eine Gefängniszelle mit mehr als 90 Insassen so lange
Tränengas geleitet, bis bei den Gefangenen aus Mund und Nase
Schaum kam und sie zu ersticken drohten. Es wurde auch von
unerträglichen Schreien berichtet, die durch die ganze Nacht
hallten. Zeugen berichteten dem BBC-Korrespondenten, sie
seien
unter Strafandrohung streng gewarnt worden, nichts über das
Gesehene und Erlebte zu erzählen. Russland, das bisher
solche Informationen bestritten hatte, sei nun bereit, eine
Untersuchung einzuleiten, jedoch ohne Teilnahme von
ausländischen Beobachtern.
`Filtrationslager´, War and Human Rights, Nr. 154,
21.2.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
21.2.2000 Zwei Freigelassene eines Filtrationslagers in
Nord-Tschetschenien berichten, sie wären dort mit Tritten
attackiert worden. Weiterhin wird berichtet, Soldaten hätten
in einer Zelle, in der sich über 90 Personen befanden, das
Gas aufgedreht. Die Gefangenen hätten angefangen zu keuchen
und Schaum sei ihnen aus Mund und Nase getreten.
War and Human Rights. February 21, 2000.
(http://www.hro.org/war/154.htm)
22.2.2000 Laut Meldung des unabhängigen Moskauer
Informationszentrums `Glasnost - Nordkaukasus´ wurden von
Grenzsoldaten der nordkaukasischen Regionalverwaltung der
FPS-Truppen (Föderaler Grenzschutz) der Russischen
Föderation sechs russische Geiseln, die nach Information des
Pressedienstes der FPS-Verwaltung von tschetschenischen
Kämpfern zum Zwecke der Errichtung von Falk-Positionen und
zur Durchführung von Hilfsarbeiten herangezogen wurden, aus
ihrer Geiselhaft befreit, anschließend jedoch in ein
Filtrationslager gebracht. Die Befreiten sollen einer
Überprüfung auf ihre "Teilnahme an Kampfhandlungen
gegen die föderalen Streitkräfte" unterzogen werden,
was einer alten sowjetischen Tradition entspricht, alle
Kriegsgefangenen der Kollaboration mit dem Feind zu
verdächtigen.
`Filtrationslager´, War and Human Rights, Nr. 157,
22.2.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
22.2.2000 Human Rights Watch verurteilt überhandnehmende
Menschenrechtsverletzungen in russischen Filtrationslagern in
Tschetschenien, die für internationale Beobachter nicht
zugänglich sind. Ein Sprecher teilte mit, Zeugen unter den
Flüchtlingen in Inguschetien hätten von Folter und
Vergewaltigungen in diesen Lagern berichtet.
AFP in Refugees Daily, 23.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
23.2.2000 Laut Meldung der Nachrichtenagentur
'Rosbusinessconsulting' wurden beim Treffen zwischen dem
russischen Justizminister Juri Tschaika und dem russischen
Interimspräsidenten Wladimir Putin Fragen erörtert, die
die Inspektionsreise von Vertretern von
Menschenrechtsorganisationen des Europarates in den Kaukasus
betreffen, u. a deren Besuch des Untersuchungsgefängnisses
(`Untersuchungs-Isolator´) in Tschernokosowo.
`Filtrationslager´, War und Human Rights, Nr. 156,
23.2.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
23.2.2000 Radio Liberty berichtet über einen jungen Mann
aus Inguschetien: Er verbrachte 20 Tage im Filtrationslager
Tschernokosowo. Heute kann sich dieser junge Mann, der vor kurzem
noch kerngesund war, nicht mehr ohne fremde Hilfe aus seinem Bett
erheben. Jeden Tag wurde er unbarmherzig geschlagen. Bandagierte
geschwollene Füße, eine geborstene Wirbelsäule -
das sind die Resultate dieser Qualen.
War and Human Rights. February 23, 2000.
(http://www.hro.org/war/156.htm)
24.2.2000 Tschetschenische Flüchtlinge bestätigen,
dass in einem Lager bei Tschernokosowo gefoltert werde. Gemeinsam
mit anderen Gefangenen habe er in dem Lager giftiges Gas einatmen
müssen. Mitgefangene seien verkrüppelt worden. Die
britische Zeitung 'Observer' hat das Lager als 'Todesfabrik'
bezeichnet.
Financial Times Deutschland, 24.2.2000
25.2.2000 Ein ehemaliger Lagerhäftling berichtete in
einem Interview einem deutschen Journalisten über
Erniedrigung, Folter und Mord im Filtrationslager
Tschernokosowo.
`Filtrationslager´, War and Human Rights, Nr. 158,
25.02.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
26.2.2000 Der Reporter der Neuen Züricher Zeitung gibt in
seinem Artikel Zeugenberichte wieder: Am 16. Januar sei der
21jährige Musa (Name geändert) bei einer
Straßenkontrolle verhaftet und danach in das
Filtrationslager Tschernokosowo gebracht worden. Musa verbrachte
drei Wochen in dem Lager. Er wurde mit anderen Gefangenen von
etwa 20 Polizisten empfangen, die einen Korridor bildeten. Die
Gefangene mussten durch diesen Korridor laufen, während die
Polizisten auf sie einhieben. Dann habe man Musa gezwungen, nackt
im Kühlraum zu stehen, bis er fast erfroren sei.
Neue Züricher Zeitung, 26.2.2000
26.2.2000 Der Organisation 'Physicians for Human Rights'
liegen detaillierte Informationen über neun individuelle
Fälle von Folter im Filtrationslager Tschernokosowo vor.
Zwei der Männer wurden mit Elektroschocks und mit Gas
gefoltert. Umar (Name geändert) wurde drei Tage nach seiner
Entlassung ärztlich untersucht. Sein Arzt berichtet: "Umar
hat eine gebrochene Nase, Hämatome an der dritten und
vierten rechten Rippe, eine Empfindlichkeit an der rechten Niere,
diverse Muskelschwellungen, Krämpfe im Nacken und Schmerzen
an den Fußsohlen." Auch Ruslan (Name geändert)
berichtet von Misshandlungen. Seinen ersten Tag im
Filtrationslager Tschernokosowo verbrachte er gemeinsam mit
anderen kniend mit dem Kopf auf dem Asphalt und den Händen
hinter dem Kopf. Ruslan wurde vier mal in sieben Tagen bewusstlos
geschlagen.
Physicians for Human Rights. Random Survey Conducted by US
Medical Group of Displaced Chechens Finds Widespread Killings and
Abuses by Russian Forces. February 26, 2000.
http://www.phrusa.org/research/chechen_displaced.htm
26.2.2000 Tschernokosowo sei Teil eines großen Systems,
sagt Alexander Tscherkassow von der Moskauer
Menschenrechtsorganisation Memorial. Wie im ersten
Tschetschenienkrieg nutze Russland ein umfassendes Netz von
Gefängnissen und Lagern zur "Filtration". "Zu diesem Netz
gehören alle Kontrollposten und die provisorischen
Gefängnisse, die es praktisch in jedem größeren
Dorf Tschetscheniens gibt. Wir wissen heute von Gefängnissen
in Tolstoj-Jurt, Gudermes, Urus Martan und Naurskaja." Nach
Terschkassows Recherchen werden Gefangene außerdem "in die
russischen Städte Mosdok, Stawropol und Pjatigorsk"
gebracht. Das Justizministerium hat nach Angaben von Wladimir
Jelunin, Chef der Hauptabteilung für die Vollziehung von
Strafmaßnahmen im russischen Justizministerium, vom
15.2.2000 fünf Millionen Rubel für den Wiederaufbau des
Untersuchungsgefängnisses von Grosny bereitgestellt. Die
"Filtration" habe in großem Maßstab begonnen: 1.400
Beamte und Sondertruppen des Justizministeriums befänden
sich in Tschetschenien.
Florian Hassel aus Nazran in Frankfurter Rundschau, 26.2.2000
26.2.2000 Amnesty International zufolge werden im
Filtrationslager Mosdok 25 tschetschenische Ärzte und
Krankenschwestern unter unmenschlichen Bedingungen
gehalten.
Andrzej Rybak in Financial Times Deutschland, 28.2.2000
26./27.2.2000 Die Russen haben hunderte tschetschenische
Männer in Filtrationslagern festgehalten, in denen sie von
Folter bedroht sind.
Peter Bouckaert in International Herald Tribune,
26./27.2.2000
26.2.2000 Die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation
Physicians for Human Rights hat medizinische Beweise für die
Folterung tschetschenischer Zivilisten durch russische Truppen.
Ihre Untersuchung hat auch ergeben, dass tschetschenische
Zivilisten systematisch Massenhinrichtungen, illegalen Festnahmen
oder Folter ausgesetzt waren.
BBC News in Refugees Daily, 28.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
27.2.2000 Die amerikanische Vereinigung Ärzte für
Menschenrechte legt einen Bericht vor, nach dem in mindestens
neun Fällen eindeutig erwiesen ist, dass tschetschenische
Gefangene gefoltert wurden. Die Organisation hatte 326
Vertriebene in den Flüchtlingslagern in Inguschetien befragt
und untersucht. Untersuchungen ergaben, dass einige Tschetschenen
mit Elektroschocks gefoltert wurden.
AP/AFP/Reuters-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 28.2.2000
29.2.2000 Über seine Inhaftierung im Filtrationslager
Tschernokosowo berichtet Andrej Babizki: "Am zweiten Tag meiner
Gefangenschaft wurde ich von russischen Wächtern mit
Knüppeln zusammengeschlagen. Dies ist eine Routine-Prozedur
im Lager. Sie schlagen jeden neu eintreffenden Häftling mit
ein paar Dutzend Hieben mit dem Knüppel auf den Körper.
Ich wurde in einer Zelle mit fünfzehn weiteren Insassen
gefangen gehalten. Einer von ihnen wurde wirklich schrecklich
zusammengeschlagen, während ich dort war. Die ganze Zeit
über hörte ich die Schreie der Opfer. Ich hörte
scheußliche Folterungen, die dort durchgeführt
wurden.
Amnesty International, News Release, EUR 46/13/00, 29.2.2000
Ende Februar 2000 Ibragim I. (Name geändert) berichtet,
dass er an einer Beerdigung teilnahm, als russische Soldaten
kamen und einige junge Männer dazu zwangen, sich vor den
Trauernden nackt auszuziehen, und sie dann schlugen. Diese
Männer wurden dann in Löchern gefangen gehalten bis
ihre Angehörigen sie gegen Waffen eintauschen konnten.
Sowohl Ibragim als auch eine weitere Zeugin berichten, dass den
Männern bei ihrer Rückkehr Blut aus dem Mund floss und
sie nicht in der Lage waren zu stehen.
Human Rights Watch, 5. April 2000
http://www.hrw.org/press/2000/04/chech0404.htm
März
Von Amnesty International gesammelten Berichten zufolge, waren
sowohl Männer als auch Frauen der "Filtration" ausgesetzt.
Viele Männer wurden nach Identifikations-Checks inhaftiert.
Auch wenn es keine offizielle Bestätigung über
Filtrationslager gibt, so geht Amnesty International aufgrund
verschiedenster Quellen doch davon aus, dass mindestens ein
solches Lager in der Stadt Mozdok in Nord-Ossetien, nahe der
Grenze zu Tschetschenien existiert.
Amnesty International Report, March 2000. Concerns in Europe.
July-December 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/2000/EUR/40100100.htm
1.3.2000 In einem Telefon-Interview, geführt von dem
`Radio Liberty´-Korrespondenten Peter Weil, berichtet der
Journalist Andrej Babizki über seinen Aufenthalt im
Filtrationslager Tschernokosowo in der Zeit vom 18.01. bis
02.02.2000, nachdem er am 16.01.2000 beim Versuch, Grosny als
Flüchtling zu verlassen, vom militärischen Geheimdienst
verhaftet wurde. Das Lager Tschernokosowo, laut offizieller
russischer Sprachregelung ein Filtrationspunkt, ist nach den
Worten Babizkis ein regelrechtes Konzentrationslager, in dem zu
seiner Zeit etwa 130 tschetschenische Häftlinge in 18 Zellen
gefangen gehalten, sowie rund um die Uhr verprügelt und
gefoltert wurden. Er selbst habe als ein bekannter Moskauer
Jounalist "nur eine Registrierung", d.h. eine
Knüppel-Prügel, erfahren, wonach man ihn am dritten Tag
mit zwei weiteren Häftlingen in eine `Einzelzelle´
warf, die lediglich 1,80m mal 1m maß, von Babizki jedoch im
Vergleich zu den Bedingungen in anderen Haftzellen als `recht
komfortabel´ angesehen wurde. Tschetschenische
Häftlinge seien im Lager Tschernokosowo systematischer Qual
und Folter ausgesetzt gewesen, so z.B. ständigen
Verhören und Verprügelungen durch das Wachpersonal. Dem
Tschetschenen Aslanbek Schaipow aus Katyr-Jurt wurden, laut
Babizki, alle inneren Organe verletzt sowie alle Zähne
ausgeschlagen. Babizki selbst habe den ständigen
Angstzustand erfahren müssen, ebenfalls verprügelt zu
werden. Die Lagerhäftlinge würden bei Minustemperaturen
gehalten, bekämen nur ein bis zwei Mal am Tag etwas zu
essen, wenn sie vom Wachpersonal nicht vergessen würden bzw.
die Wächter nicht gerade besoffen seien. Eine
"Höllenqual" bereite die Hinderung, seine Notdurft zu
verrichten, wozu man im besten Falle nur einmal täglich, im
schlimmsten Falle einmal in anderthalb bis zwei Tagen die
Möglichkeit bekomme. Babizki berichtete darüber, dass
sich die Folterarten im Filtrationslager Tschernokosowo durch
einen beispiellosen Charakter ausgezeichnet hätten. Solch
grauenhafte Marter am Menschenleib habe er noch nie zuvor erlebt
und noch nie solch alptraumhaften Schmerzensschreie gehört.
Die meisten Tschetschenen, die im Filtrationslager Tschernokosowo
wegen des Verdachts der Mitwirkung in oder der Unterstützung
von `gesetzeswidrigen bewaffneten Formationen´ festgehalten
würden, seien, seiner Meinung nach, unschuldige
Menschen.
`Filtrationslager´, War and Human Rights Nr. 164,
1.3.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
3.3.2000 Das Bulletin "War and Human Rights" zur Frage, wann
die Folterungen im Lager Tschernokosowo ein Ende haben, stellt
fest, dass die Existenz dieses Filtrationslagers auf dem
Territorium Tschetscheniens der ganzen Welt dank der Aussagen der
Menschen, die es durchliefen, bekannt ist.
Menschenrechtsorganisationen und Journalisten verfügen
über zahlreiche Aussagen von Betroffenen über
Verprügelungen, Erniedrigungen, Folterungen und
Vergewaltigungen. Russische Machtorgane würden, wie auch
während des ersten Tschetschenienkrieges, die Fakten von
Gewalt in den Filtrationslagern kategorisch bestreiten. Statt der
Bezeichnungen `Filtrationslager´ oder
`Filtrationspunkt´ verwendet man nun ausschließlich
die Bezeichnung `Untersuchungsgefängnis´
(`Untersuchungs-Isolator´). Man habe aus Tschernokosowo
alle Opfer von Gewalttaten entfernt, die Wände der Anstalt
gestrichen, den Köchen und den "Essen-Servierern"
weiße Kittel verpasst, das Wachpersonal ersetzt und
anschließend sei den Journalisten der Zugang gewährt
worden. Denen bot sich dann das Bild von "Inhaftierten" in guten
Lederjacken und Pelzmützen, die davon berichteten, dass sie
"drei bis vier Mal täglich warme Mahlzeiten bekommen, die
auch Fleisch enthalten". Und keiner würde sie beleidigen.
Dieses Spektakel sei jedoch jedem bekannt, der irgendwann ein
russisches Untersuchungsgefängnis von innen gesehen hat. Der
Presse sei ein "Drei-Sterne-Hotel" präsentiert worden.
Tschetschenischen Frauen sei es jedoch, trotz gewalttätiger
Behinderung seitens der Soldaten der russischen Sondertruppen
(`Specnaz´), gelungen, den Journalisten zu berichten, was
in diesem Lager in den vergangenen Monaten tatsächlich
passierte und dass die Inhaftierten ein paar Tage vor der Ankunft
der Journalisten weggebracht wurden. Der Korrespondent von `Radio
Liberty´ Andrei Babizki, der vor kurzem aus dem Lager
entlassen wurde, berichtete, dass er während seines
Aufenthaltes im Lager Tschernokosowo Zeuge von
Massenverprügelungen und Folterungen seitens der Bewachung
wurde.
`Filtrationslager´, War and Human Rights Nr. 166,
3.3.2000,
www.hro.org/war/filtr/war_camps.htm
7.3.2000 Das UNHCR in Genf gibt an, es gebe besorgniserregende
Berichte über Mißhandlungen von Tschetschenen durch
russische Soldaten wie auch Mißhandlungen von Zivilisten
durch die tschetschenischen Kämpfer.
Reuters-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.3.2000
16.3.2000 Der 25-jährige Sultan stirbt nach mehreren
Operationen an den Folgen von Folter und Misshandlung kurz nach
seiner Entlassung aus dem Filtrationslager "Internat". Seinen
Ärzten zufolge erlitt Sultan ernste Verletzungen in den
Bereichen des Brustkastens, des Magens und seines gesamten
Kopfes. Er trug ebenfalls diverse offene Wunden davon, die eine
Folge von Schnitten mit einem Bajonett im Nacken und
Rückenbereich waren. Sein Körper war vollkommen
grün und blau geschlagen.
Amnesty International, News Release, EUR 46/23/00, 29.3.2000
18. oder 19.3.2000 Adil und Fatima (Namen geändert)
berichten, dass ein 20-jähriger Bewohner von Tangi Chu von
russischen Soldaten mitgenommen und des Waffenverkaufs
beschuldigt wurde. Der junge Mann wurde später bewusstlos
ins Dorf zurück gebracht und auf die Straße geworfen.
Später berichtete er, dass er in Gefangenschaft mit
Elektroschocks gefoltert worden war.
Human Rights Watch, 5. April 2000
http://www.hrw.org/press/2000/04/chech0404.htm
23.3.2000 Musa (Name geändert), inhaftiert im
Filtrationslager Tschernokosowo vom 16.1.2000 bis 5.2.2000 sagt
aus, unter seinen Zellengenossen sei ein Mann gewesen, dem
Gefängniswärter mit Feuerzeugen starke Verbrennungen an
den Händen zugeführt hätten. Einem weiteren
Mithäftling, 17 Jahre alt, hätten sie mit einer
Metallfeile die Zähne abgesägt, und seine Lippen waren
so zerfetzt, dass er weder essen, noch trinken, noch sprechen
konnte.
Amnesty International, News Release, EUR 46/19/00, 23.3.2000
29.3.2000 Musa (Name geändert), ein Überlebender des
Filtrationslagers Tschernokosowo berichtet: "Die Wachen begannen
uns zu schlagen, sobald wir das Lager betraten. Da waren etwa 20
bis 25 maskierte Männer im Lagerhof, die in zwei Reihen
standen und eine lebende Kette bildeten, so etwas wie einen
"menschlichen Tunnel". Wir wurden durch diesen "Tunnel" geschubst
und jede der Wachen begann uns mit Knüppeln zu schlagen.
Dann befahlen sie uns, uns komplett auszuziehen, und zwangen uns,
einen Gefrierraum zu betreten, der ehemals dazu benutzt wurde,
Fleisch einzufrieren. Dort hielten sie uns eine Weile nackt
gefangen und befahlen uns dann, uns anzuziehen und heraus zu
kommen. Dann begannen sie uns wieder in dem Tunnel
außerhalb des Gefrierraums zu schlagen. Sie fuhren auch in
der Zelle fort, uns zu schlagen. Während der ersten Nacht im
Lager wurde ich vier mal geschlagen. Am nächsten Tag wurden
wir gezwungen, durch die lebendige Kette bewaffneter Wächter
in Masken vor unseren Zellen zu laufen. Manche der Wachen waren
mit schweren Hämmern bewaffnet, der Rest hatte Knüppel.
Als ich durch ihren "Tunnel" rannte, schlug mich jemand mit einem
Hammer auf den Rücken. Der Schmerz war so stark, dass ich
nicht einmal in der Lage war, während der restlichen
Schläge noch irgendwelche weiteren Schmerzen zu
empfinden."
Mogamed (Name geändert), ein Überlebender des
Filtrationslagers Tschernokosowo berichtet: "Während der
Befragung wurde ich zweimal bewusstlos. Wenn ich mich erholte,
fuhren sie damit fort, elektrische Drähte an verschiedenen
Teilen meines Körpers zu befestigen. Die Wachen fanden ein
Paket Schmerztabletten in meiner Tasche. Ich sagte ihnen, dass es
für mein Herzleiden ist. Sie begannen mich in der Gegend um
mein Herz zu schlagen. Sie schlugen mich fünf oder sechs mal
in der Gegend um mein Herz."
Amnesty International, News Release, EUR 46/23/00, 29.3.2000.
23.3.2000 Amnesty International berichtet von vier Zivilisten
(Wisita Wachidowitsch Arsanukajew, Wacha Aliewitsch Titajew,
Maerbek Didajew und Walid Aliewitsch Arsamerzojew), die in so
genannten Filtrationslagern festgehalten werden, wo sie der
Gefahr ausgesetzt seien, gefoltert oder misshandelt zu werden.
Laut Berichten wurden die vier Männer bereits am 13.1.2000
von russischen Einheiten am russischen Kontrollpunkt in dem
tschetschenischen Dorf Duba-Jurt verhaftet. Amnesty International
zählt folgende Filtrationslager auf: Die
Untersuchungs-Haftanstalt (SIZO) in der Stadt Piatigorsk im
russichen Stawropol, die SIZO in der Stadt Stawropol, eine
provisorische Hafteinrichtung in einer Schule im
tschetschenischen Dorf Urus-Martan, weitere provisorische
Haftanstalten an verschiedenen Orten, einschließlich eines
Früchte-Warenlagers in der tschetschenischen Stadt
Tolstoy-Jurt, drei Eisenbahnwagen, die im tschetschenischen Dorf
Kadyr-Jurt stehen, eine Geflügel-Verarbeitungsfabrik und der
Keller des Tschechkar-Cafés im tschetschenischen Dorf
Tschiri-Jurt. Weitere Filtrationslager sollen sich in den
Städten Tschernokosowo, Mozdok, Grigoriewsk sowie in Grosny
befinden. Ehemalige Gefangene im Lager Tschernokosowo haben
ausgesagt, dass sie gefoltert und misshandelt wurden. Amnesty
International hat folgende Foltermethoden dokumentiert:
Vergewaltigung von Männern und Frauen, Elektroschocks,
Schläge mit Hämmern und Stöcken, Tränengas,
Absägen der Zähne und heftiges Schlagen bis zum Platzen
des Trommelfells.
Amnesty International, Urgent Action, AI-Index: EUR 46/018/2000,
23.3.2000
29.3.2000 Von Überlebenden hat Amnesty International
Informationen über die Existenz geheimer Filtrationslager
gesammelt: Auf dem Grundstück einer ehemaligen Schule in
Urus-Martan, dem so genannten "Internat", sowie ein
Notbehelfs-Gefängnis im Dorf Znamenskoje, angeblich im
Keller eines Gebäudes gelegen, das sich hinter einem
Regierungsgebäude befindet. Berichten zufolge existieren
weitere Gefangenenlager am russischen Militär-Kontrollpunkt
in Tolstoy-Jurt (scheinbar eine in die Erde gegrabenen Grube), im
Dorf Gorogorsk, auf dem Gelände einer ehemaligen
Ölfabrik (bekannt als NGDU), und zwei in Grosnys
Leninsky-Distrikt, in den Gebäuden PAP-1 und PAP-5 der
dortigen Autofabrik.
Amnesty International, News Release, EUR 46/23/00, 29.3.2000
30.3.2000 Nach Ansicht von Amnesty International werden
Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien von russischen
Behörden verschleiert. So hätten die russischen
Streitkräfte im Februar vor einem Besuch westlicher Medien
Folteropfer aus einem Lager in Tschernokosowo in vier Zügen
fortgeschafft und die etwa 300 Gefangenen in kleinere, geheime
Einrichtungen in tschetschenischen Dörfern gebracht.
Straflager existierten in fast allen russisch besetzten
Dörfern. Flüchtlinge im benachbarten Inguschetien
hätten von Folterungen erzählt. Die russischen
Behörden hätten die Foltervorwürfe
zurückgewiesen und eine Untersuchung abgelehnt. Amnesty
International ruft zu einer internationalen Untersuchung der
Vorfälle auf, da nach Meinung der Organisation die
russischen Behörden nicht den politischen Willen hätten
zu ermitteln.
30.3.2000, Neue Züricher Zeitung
April
3.4.2000 Bereits Anfang Februar 2000 wird der 16-jährige
Adam Abubakarow festgenommen und in das Filtrationslager
"Internat" in Urus-Martan gebracht. Die Festnahme erfolgt unter
dem Verdacht, ein tschetschenischer Kämpfer zu sein, da er
Blasen an den Händen hat. Sein Vater berichtet Amnesty
International, die Blasen seien eine Folge davon, dass Adam
seinen Großeltern bei der Gartenarbeit geholfen hat. Zur
Zeit befindet er sich noch immer in Gefangenschaft, nach
Berichten in einer Haftanstalt im Dorf Znamenskoje.
Amnesty International, News Release, EUR 46/24/00, 3.4.2000
April 2000 Im Verlauf des letzten Monats haben die russischen
Behörden mehr als 1.000 Männer, einige Frauen und
Minderjährige verhaften lassen, weil sie sie
verdächtigten, tschetschenischen Kämpfern zu helfen.
Sie wurden in das Gefängnis von Tschernokosowo und in andere
nicht bekannt gegebene Haftanstalten gebracht.
Human Rights Watch, April 2000
http://www.hrw.org/campaigns/geneva/chechnya.htm
3.4.2000 Gefangene in Filtrationslagern - Männer, Frauen
und Kinder - werden regelmäßig und systematisch
gefoltert: sie werden vergewaltigt, mit Hämmern und
Knüppeln geschlagen, mit Elektroschocks und Tränengas
gefoltert, ihre Zähne werden abgesägt und sie werden
gleichzeitig auf beide Ohren geschlagen, um ihre Trommelfelle zum
Platzen zu bringen. Ein ehemaliger Inhaftierter beschreibt die
Folter und Vergewaltigung eines 14-jährigen Mädchens
durch Wachpersonal im Lager von Tschernokosowo. Sie starb im
Anschluss daran.
Amnesty International, News Release, EUR 46/24/00, 3.4.2000
6.4.2000 Letzte Woche deckte Amnesty International die
Existenz und die Lage geheimer Filtrationslager auf. Wladimir
Kalamanow, Präsidentschafts-Beauftragter für
Menschenrechte in Tschetschenien, und Juri Kalinin,
stellvertretender Justizminister, verurteilten Amnestys
Entdeckungen öffentlich und behaupteten, dass keine geheimen
Filtrationslager existieren und keinerlei Häftlinge in
Tschetschenien gefoltert werden.
Die russischen Behörden behaupten, sie hätten bis zu
129 Ermittlungen gegen Militärpersonal eingeleitet. Die
große Mehrheit dieser Ermittlungen bezieht sich jedoch auf
Fälle von Schlägereien innerhalb der Armee und
ähnliche Dinge und nicht auf den Kernpunkt:
Menschenrechtsverletzungen gegenüber Zivilisten. Obwohl die
russischen Behörden angeben, sie hätten sieben
Untersuchungen bezüglich angeblicher Vergehen gegenüber
Zivilisten eingeleitet, ist Amnesty International nur eine
öffentlich angekündigte Ermittlung wegen angeblicher
Menschenrechtsverletzungen bekannt, nämlich die Ermittlung
gegen einen russischen Offizier wegen Vergewaltigung und
Mord.
Amnesty International, News Release, EUR 46/27/00, 6.4.2000
(http://www.amnesty.org/news/2000/44602700.htm)
7.4.2000 Die russischen Behörden planen den Bau eines
neuen Filtrationslagers in Tschetschenien. Das neue Lager soll in
Grosny gebaut werden und die Arbeit von Tschernokosowo
ergänzen. Der Sprecher der russischen
Generalstaatsanwaltschaft sagte, in Tschernokosowo würden im
Moment 89 Gefangene festgehalten.
7.4.2000 Itar Tass
Juni
8.6.2000 Moskauer Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation
"Memorial" berichten in Berlin über Lager im Kaukausus und
über unaufgeklärte Kriegsverbrechen. Es gebe weiterhin
Filtrationslager, in denen auch friedliche Einwohner als
"Terroristen" festgehalten würden. Die Menschenrechtler
sprechen von bis zu 10.000 Gefangenen, davon seien nur etwa 1100
in offiziellen Lagern der Truppen des Innenministeriums. Die
übrigen würden von einzelnen, außer Kontrolle
geratenen Militäreinheiten festgehalten. Ziel sei es, von
den Angehörigen Geld zu erpressen.
Der Tagesspiegel, 9.6.2000
September
Ende September Nach Angaben des Inforamtionsdienstes Ichkeria
hat der russische Justizminister Tschaika gesagt, 1.500 Personen
seien durch das Filtrationslager Tschernokosowo geschleust
worden. Als schlimmer werden die geheimen "Filtrationspunkte"
eingestuft, die von niemandem beobachtet würden.
www.ichkeria.org, 30.9.2000
Oktober
26.10.2000 In dem Report "Welcome to hell" untersucht Human
Rights Watch die Geschichte des berüchtigten Tschernokowo
-Lagers. Anfang Februar besuchte eine russische Delegation nach
empörten Protesten aus Europa Tschernokosowo. Nach diesem
Besuch, etwa am 10. Februar, wurden die Wächter, welche
für die schlimmsten Misshandlungen verantwortlich waren,
ausgetauscht. Generalmajor Michail S. Nazarkin wurde zum Direktor
von Tschernokosowo. Nach den Zeugenaussagen ehemaliger Insassen
nahmen die Misshandlungen nach dem 10. Februar ab. Als im Laufe
von März und April mehrere internationale Delegationen
Zugang zu Tschernokosowo hatten, verbesserten sich die
Haftbedingungen merklich und ab April wurde das Lager ein
Beispiel für die guten und internationalen Normen
entsprechenden Bedingungen.
Human Rights Watch: Welcome to Hell auf der homepage:
http://xmail.hrw.org/chechnya/detention-center.htm,
26.10.2000
c) Kriegsgefangene
10.2.2000 Dem anonymen Brief eines russischen Soldaten
zufolge, der im Lager Tschernokosowo Dienst tat, wurden zwei von
sieben Tschetschenen, die verdächtigt wurden, gegen die
russische Armee gekämpft zu haben, erschossen.
The Independent, 10.2.2000
18.9.2000 Ein Journalist der Los Angeles Times hat in Russland
über zwei Dutzend Soldaten interviewt, die gerade aus dem
Krieg in Tschetschenien zurückkamen. Hier findet sich auch
der Grund dafür, dass es so wenige Berichte über
tschetschenische Kriegsgefangene gibt: Die meisten Einheiten
haben keine Gefangenen genommen, sondern die tschetschenischen
Kämpfer an Ort und Stelle getötet. Andrej, ein Soldat
sagt: " Ich weiss, dass wir die Gefangenen offiziell bei den
entsprechenden Stellen abliefern müssen. Aber in der Praxis
nehmen wir keine Gefangenen. Wenn sie einmal eine Wunde haben,
sind sie so gut wir tot. Sie wissen das, man kann es in ihren
Augen sehen. Sie sagen uns nichts, aber wir fragen sie auch
nichts. Wir tun es aus Hass, wenn sie unsere Soldaten foltern
können, können auch wir sie foltern. Das einfachste ist
es, ein Bayonett zu erhitzen, wenn es vor Hitze glüht,
stichst du es ihnen in den Körper. Du musst es so machen,
dass sie den größtmöglichen Schmerz spüren.
Das wichtigste ist, dass sie langsam sterben. Ein schneller Tod
ist ein leichter Tod. (...) einerseits sieht es wie ein
Verbrechen aus, andererseits gewöhnt man sich leicht daran.
Ich habe auf diese Art und Weise ungefähr neun Menschen
umgebracht." Ein anderer Soldat sagte: "Wir hatten eine klare
Strategie, wir nahmen keine Gefangenen. Weshalb sollen wir
Gefangene nehmen, du kannst sie an Ort und Stelle bestrafen". Es
gab auch Berichte über die Verstümmelung von Leichen,
ein russischer Soldat erklärt dies so: "Ohren abzuschneiden
scheint manchen Leuten grausam zu sein. Es ist eine alte
Tradition - du schneidest dem Feind die Ohren ab, um sie
später auf das Grab eines gefallenen Freundes zu legen. Es
ist kein Zeichen von Barbarei, es ist unsere Art einem Freund zu
sagen: Ruhe in Frieden, wir haben für dich Rache
genommen."
LA Times, 18.9.2000
Folterungen und Misshandlungen
September
14.9.1999 Zara Isajewa wird bei einem Besuch in Moskau
festgenommen. Polizeibeamte drohen ihr beim Verhör damit,
sie obdachlosen Vagabunden zur Vergewaltigung auszuliefern und
sie anschließend ins Frauengefängnis zu bringen.
Danach zwingen sie sie, sich für eine Durchsuchung nackt
auszuziehen.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999.
Anfang Dezember 1999 Nach Berichten von Amnesty International
sind Tschetschenen und andere Kaukasusbewohner Misshandlungen in
der Haft ausgesetzt.
Amnesty International, Urgent Action "Sorge um Sicherheit",
7.12.99
Oktober
8.10.1999 Ein 20-Jähriger aus dem Naursky-Distrikt wird
auf einem Feld vor seinem Dorf von 15-20 russischen Soldaten
angehalten, die Tarnuniformen tragen. Sie fesseln ihn und
schneiden ihm mit einem Messer in den Hals. Bis zum nächsten
Morgen liegt er auf dem Boden und verliert eine große Menge
Blut. Amnesty International interviewte ihn in einem Krankenhaus
in Inguschetien.
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999
12.10.1999 In Nourski wird ein Mann ins Krankenhaus
eingeliefert, der von Russen gefoltert wurde. Seine Ohren waren
abgeschnitten, sein Gesicht verstümmelt und seine Venen
aufgeschlitzt.
Pro-tschetschenischer Informationsdienst auf der homepage:
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999
Mitte November 1999 Human Rights Watch weist in einem Report
auf die von der russischen Polizei begangenen Folterungen und
Misshandlungen hin. Schläge, Würgen, Elektroschocks und
die Erlaubnis, dass Kriminelle die Opfer angreifen dürfen,
seien weit verbreitet, so die Organisation.
The Irish Times, 15.11.1999
(http://www.ireland.com/newspaper/opinion/1999/1115/edi2.htm)
Dezember
Anfang Dezember 1999 Mehreren Zeugen zufolge ging ein
Söldner auf ein fünfjähriges Mädchen zu, das
Ohrringe trug, und sagte: "Schaut mal, sogar kleine Mädchen
haben hier Diamanten." Dann zog er so heftig an den Ohrringen,
dass die Ohrläppchen des Mädchens zerrissen. - Die
Steine waren eine Nachbildung gewesen.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
Januar
Mitte Januar 2000 In Tschetschenien steht die männliche
Bevölkerung unter Kollektivverdacht der Zusammenarbeit mit
den Kampfeinheiten. Willkür und Schikane beherrschen die
Tagesordnung. Männer müssen sich öffentlich
ausziehen, was nach tschetschenischem Sittenkodex eine Schande
ist. Wenn die Kontrolleure Spuren am Körper entdecken, etwa
Prellungen, die von automatischen Waffen stammen könnten,
werden sie festgenommen und verschwinden in den
Filtrationslagern. "Wer will, findet immer etwas", sagt einer der
Flüchtlinge.
Aus Nazran Klaus-Helge Donath in die tageszeitung, 19.1.2000
Februar
18.2.2000 Vertriebe berichten, die schlimmsten Misshandlungen
würden in der Regel an den Orten stattfinden, die gerade
erst von russischen Truppen eingenommen wurden - noch vor der
Errichtung einer funktionierenden Zivilverwaltung.
UNHCR Press Briefing Note, 18.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
August
29.8.2000 In der Wostotschnaja Straße in Grosny wohnte die
Familie Kadijew. In der letzen Zeit lebte in dem Haus nur die
alte Mutter, welche aus einem Flüchtlingslager in
Inguschetien zurückgekehrt war. Im August bekam sie immer
wieder nachts Besuch von Angehörigen der russischen Truppen.
Diese suchten ihren Sohn Tirgan. Ein besonders schlimmer Vorgang
trug sich am 29.8. zu, als die Soldaten um fünf Uhr
früh kamen, sie fesselten die alte Mutter, banden sie an
einen Stuhl fest und schlugen sie brutal zusammen und drohten
ihr, sie zu erschießen. Bald verlor sie das
Bewußtsein. Sie konnte den Soldaten gar nicht sagen, was
diese wissen wollten, weil sie selbst keinen Kontakt mehr zu
ihrem Sohn hat. Die Soldaten ließen von ihr ab und fuhren
davon, nachdem sie die Wohnung der alten Frau geplündert
hatten, den Fernseher, einen Kassettenrekorder etc. nahmen sie
mit. Nachbarn fanden die alte Frau bewußtlos an Händen
und Füßen gefesselt. Seit 1995 wird diese Familie vom
russischen Geheimdienst verfolgt, im Februar 1995 wurde der alte
Vater (70 Jahre alt) bei einer Passkontrolle erschossen. 1999
fuhr der jüngere Sohn Adam nach Moskau, um zu studieren. Er
wohnte in einem Studentenwohnheim, nachdem dort eine Razzia gegen
"Personen kaukasischer Identität" stattfand, wurde Adam
erschossen in seinem Zimmer aufgefunden.
E-Mail von der Menschenrechtlerin Lipkan Bassajewa,
21.9.2000
September
4.9.2000 Tschetscheniens Parlamentspräsident Ruslan
Alichadschiejew ist angeblich in einem Moskauer Gefängnis zu
Tode gefoltert worden. Er sei am Donnerstag an den Folgen von
Misshandlungen gestorben, so ein Sprecher von Maschadow.
AP, AFP, TAZ, FR, 4.9.2000
8.9.2000 "Mein Mann ist am 8.September mit einem Bekannten
nach Grosny gegangen. Sie sind nicht lebend zurückgekommen."
Beide wurden zuerst von Russen festgenommen. Angeblich wurden sie
nach eineinhalb Stunden wirder freigelassen. Ein paar Tage
später fanden die Angehörigen die Leichen: "Sei wurden
mit Genickschuss getötet. Sie hatten ihnen die Ohren
abgeschnitten, das Gesicht verstümmelt, die Zähne
ausgeschlagen. Dann hat man sie mit Benzin übergossen und
angezündet", so eine der Witwen. Über mehrere solcher
Fälle berichten die Korrespondenten der Frankfurter
Rundschau und der Süddeutschen Zeitung in einer Serie zur
Situation in Tschetschenien.
Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung, 10.10.2000
a) Vergewaltigungen
Dezember
Anfang Dezember 1999 Zeinap (Name geändert), eine
32-jährige Frau aus Alkhan-Jurt, liefert Human Rights Watch
die Namen von zwei Frauen, die ihr von ihren Vergewaltigungen
Anfang Dezember berichtet haben. Eine der Frauen war 25 Jahre alt
und verheiratet, die andere ledig und 20 Jahre alt. Zeinap
erzählt, die Verwandten der 20-jährigen hätten
vorgehabt, sie nach der Vergewaltigung zur Behandlung nach
Kasachstan zu schicken. Zeinap berichtet ferner, dass die
Soldaten häufig betrunken waren und nach Wodka und jungen
Frauen verlangten. Sie sagten: "Wir sind lange Zeit nicht mit
einer Frau zusammen gewesen, wir brauchen eine Frau." Zeinap
hält es für möglich, dass noch mehr
Vergewaltigungen stattgefunden haben, aber auch wenn dem so
wäre, würden die Leute nicht darüber sprechen.
Eine andere Frau aus Alkhan-Jurt, die unabhängig von der
ersten von Human Rights Watch interviewt wurde, beschreibt
ähnliche Fälle von Vergewaltigung. Sie glaubt,
fünf oder sechs Frauen seien vergewaltigt worden, eine von
ihnen sei schon älter gewesen. Um zwei oder drei Uhr nachts
kamen Soldaten in den Keller. Einige standen Wache und zielten
mit ihren Waffen auf uns, die anderen vergewaltigten. Auch sie
sagt, dass viele Frauen aus Scham nicht über ihre
Vergewaltigung sprechen, weil sie noch heiraten müssen. Ein
dritter Zeuge, Sultan (Name geändert), berichtet ebenfalls
von der Vergewaltigung einer Frau im Dorf: "Sie zerrten ihren
Mann auf die Straße hinaus und vergewaltigten sie dann. Die
Frau ist nicht jung, 42 oder 43 Jahre alt. Ich kenne ihren Namen,
aber es ist gegen unsere Bräuche, ihn preiszugeben."
Berichte über Vergewaltigungen liegen trotz des starken
Tabus in der tschetschenischen Kultur gegenüber der
Preisgabe von sexuellen Übergriffen vor. Tschetscheniens
muslimische Kultur und die nationalen Traditionen regulieren die
Beziehungen zwischen Männern und Frauen auf eine sehr
strikte Art und Weise. Unangemessenes Verhalten führt zu
starken und oft gewalttätigen Sanktionen. Unverheiratete
Frauen, die vergewaltigt wurden, sind kaum in der Lage, zu
heiraten. Verheiratete Frauen, die vergewaltigt wurden,
müssen mit einer Scheidung rechnen. Diese Faktoren
erschweren die Dokumentation von Vergewaltigungen und sexuellem
Missbrauch in Tschetschenien sehr. Es ist sehr wahrscheinlich,
dass die eigentliche Zahl der Vergewaltigungen weit über den
dokumentierten liegt.
Human Rights Watch, 20.1.2000
http://www.hrw.org/press/2000/01/chech0120.htm
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
Dezember 1999 Nichtregierungs-Organisationen zufolge
vergewaltigen Regierungstruppen Zivilistinnen in Alkhan-Jurt und
in anderen Dörfern Tschetscheniens.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
19.12.1999 Malika aus Schali (Name geändert) berichtet,
dass russische Soldaten ihre 23-jährige Nachbarin
vergewaltigt und ermordet haben. Malika beschreibt ihre Nachbarin
als sehr hübsch und im 5. oder 6. Monat schwanger. Sie sagt
ferner aus, dass die Soldaten auch die etwa 60-jährige
Schwiegermutter ihrer Nachbarin töteten. Malika nimmt auch
an der Waschung der Toten teil und beschreibt den Zustand ihrer
vergewaltigten Nachbarin: "Auf ihren Brüsten waren dunkle
blaue Blutergüsse. Auf ihrer Schulter war ein
merkwürdiger quadratischer Bluterguss. Nahe ihrer Leber
waren ebenfalls dunkle Quetschungen. Im Nacken waren Zahnspuren,
und ihre Lippen wiesen ebenfalls Zahnspuren auf, so als ob sie
jemand gebissen hätte. Sie hatte ein kleines Kugelloch an
der rechten Kopfseite und eine große Wunde an der linken
Seite ihres Kopfes."
Human Rights Watch, 20. Januar 2000
http://www.hrw.org/press/2000/01/chech0120.htm
Januar
Mitte Januar 2000 Der 24 Jahre alte Eli Salanbekow musste die
zweite Januarhälfte im Filtrationslager verbringen. Er
erlebte, wie ein Mann aus dem Dorf Goragorskij zum Verhör
geholt wurde. Er flehte, nicht geschlagen zu werden, und musste
zum Zimmer der beiden Untersuchungsrichter kriechen. Für den
Empfang musste er sich bedanken. Nach dem Verhör wurde er
zusammengeschlagen und vergewaltigt. Dann musste er seinen
Kameraden sagen, wie er heiße. Seine Antwort: "Fatima." Er
sei ein gebrochener Mann gewesen. Der 38 Jahre alte Wacha
Israpilow bestätigte die Angaben und nannte die Namen und
Wohnorte von acht Mitgefangenen. "Mit mir zusammen wurden 14
andere Männer festgenommen und Raissa, eine 42 Jahre alte
Mutter von vier Kindern aus dem Dorf Tolstoj-Jurt. Zwei
Nächte später hörten wir, wie Raissa auf dem
Korridor ungefähr eine Viertelstunde zusammengeschlagen und
dann vergewaltigt wurde."
Florian Hassel aus Nazran in Frankfurter Rundschau, 26.2.2000
Im Januar 2000 Musa (Name geändert) wurde Zeuge, wie ein
Dutzend Gefängniswächter im Filtrationslager
Tschernokosowo ein 14-jähriges Mädchen im Korridor
außerhalb der Zellen vergewaltigten. Das Mädchen war
gekommen, um ihre inhaftierte Mutter zu besuchen, und für
den Preis von 5.000 Rubel erhielt sie die Erlaubnis für ein
fünf-minütiges Treffen. Diese fünf Minuten wurden
zu einer vier-tägigen Tortur, während der sie in eine
Zelle gesperrt, geschlagen und wiederholt von Wachen vergewaltigt
wurde. Musa war vom 16.1.2000 bis 5.2.2000 im Lager
inhaftiert.
Musa (Name geändert) berichtet Amnesty International von dem
16-jährigen Jungen Albert aus dem Dorf Davydenko, der zu ihm
in die Zelle im Lager Tschernokosowo gesteckt wurde, nachdem ihn
mehrere Wachmänner nacheinander vergewaltigt und brutal
geschlagen hatten. Eins seiner Ohren war abgeschnitten worden.
Während seiner 3-wöchigen Inhaftierung (16.1.2000 bis
5.2.2000) wurden laut Musa bis zu 10 Männer im Lager
vergewaltigt.
Amnesty International, News Release, EUR 46/19/00, 23.3.2000
Mitte bis Ende Januar 2000 Drei freigelassene ehemalige
Häftlinge aus dem Filtrationslager Tschernokosowo
berichteten Human Rights Watch von Vergewaltigungen während
der Haft. Einer von ihnen hörte am zweiten Tag seiner
Gefangenschaft die Schreie einer 42 Jahre alten Frau aus
Tolstoy-Jurt, mit der er im Lager angekommen war. "Die Frau wurde
unbarmherzig geschlagen. Vom Geräusch her, meine ich, wurde
sie mit Gummiknüppeln geschlagen. Ungefähr 15 Minuten
lang. Dann hörten wir ungefähr eine halbe Stunde lang
nichts mehr. Wir konnten alles hören, was vor sich ging,
jedoch nichts sehen. In der halben Stunde, das wussten wir, wurde
sie vergewaltigt. Sie flehte darum, sie nicht zu vergewaltigen.
Die Soldaten sagten schmutzige Worte. Das dauerte eine Weile an.
Dann hörte alles auf."
Dieser Zeuge berichtete, dass auch Männer vergewaltigt
wurden: "Sie riefen einen Mann aus der Zelle. Sie holten in raus,
ohne etwas zu sagen und begannen, ihn sehr grausam mit
Knüppeln zu schlagen und mit Füßen zu treten. Wir
konnten alles hören. Dann befahlen die Soldaten ihm, sich
auszuziehen. Dann legten sie ihn auf etwas, es könnte sein,
das sie ihn irgendwo festbanden. Dann wurde ihm etwas angetan, so
wie es Pädophile tun. Wir hörten ihn sagen: "Nein,
nein, nur das nicht." Nachdem alles passiert war, sagte das
Opfer: "Ihr habt mich getötet." Es gab zwei oder drei solche
Fälle, das passierte einer Person zweimal, und einem anderem
Mann, glaube ich. Sie benannten ihn in Alla um, sie sagten: "Von
nun an bist du Alla, eine Frau."
Human Rights Watch,
http://www.hrw.org/hrw/press/2000/02/chech0218.htm, 18.2.2000
Mitte Januar 2000 Nach Berichten von Human Rights Watch
häufen sich in Tschetschenien Vergewaltigungen und Morde an
einheimischen Frauen durch Russen. Zahlreiche Flüchtlinge
hätten bezeugt, Leichen geschändeter Frauen gesehen zu
haben. Besonders in Schali und Alkhan Jurt sei es zu
Vergewaltigungen gekommen
Richard Meng in Frankfurter Rundschau, 22.1.2000 und AFP in
Refugees Daily, 21.1.2000, 20.1.2000 Human Rights Watch
23.1.2000 Human Rights Watch sammelte Zeugenaussagen über
Vergewaltigungen von Männern in Tschernokosowo. "Ibrahim
Azijew" sagte aus, dass der Mann, der mit ihm die Zell teilte
vergwaltigt worden sei. Azijew beschreibt das Opfer als jung,
vielleicht 15 Jahre alt. "Als ich ihn sah, sah er aus wie eine
Leiche. Er atmete nur, mehr nicht. Sie haben ihn nicht wieder
geholt, während ich in der Zelle war. Er sage, er sei
vergewaltigt worden, das waren seine Worte."
Human Rights Watch: Welcome to Hell auf der homepage:
http:///xmail.hrw.org/chechnya/detention-center.htm,
26.10.2000
Ende Januar 2000 Am Militärkontrollpunkt Kawkaz, nahe der
inguschetischen Grenze, werden Alisa und Maya (Namen
geändert) von russischen Soldaten festgenommen. Sie werden
in verschiedene Verstecke unter der Erde gebracht. Alisa ist vier
Soldaten ausgeliefert. Einer schlägt sie mit der Faust oder
dem Handgelenk, so dass sie auf den Boden fällt. Zwei andere
Soldaten beginnen sie zu treten. Sie sagen zu ihr: "Du wirst
niemals wieder Kinder haben können." Dann vergewaltigen die
Soldaten sie. Einige Zeit später wird Maya in das gleiche
Versteck gebracht, indem Alisa gefangen gehalten wird. Sie ist
blutüberströmt und ihr Mund ist zerschnitten. Auch sie
ist vergewaltigt worden. Alisa verbringt anschließend drei
Wochen im Bett, um sich von dem sexuellen Missbrauch zu
erholen.
Human Rights Watch, 30.3.2000
http://www.hrw.org/press/2000/03/chech0330.htm
29.1.2000 Human Rights liegen Zeugenaussagen zu mindestens
einem Fall einer vergewaltigten Frau aus dem Lager Chankala vor.
Eine Zeugin sagt aus, das 19-jähirge Mädchen habe ihr
gesagt, sie sei vergewaltigt worden. "Sie wurde festgenommen,
bevor ich nach Chankala kam. Sie wurde in einer Nacht immer
wieder in die Zelle hereingebracht und hinausgeholt. In einer
Nacht wurde sie dreimal geholt. Sie wurde drei Tage lang in einem
Zelt festgehalten, während sie sie vergewaltigten und ihre
Kleider zerrissen. Sie wurde dann in eine Militäruniform
gekleidet und am 31. Januar nach Tschernokosowo gebracht. Sie
sagt selbst, dass sie vergewaltigt worden sei. Ich sah, dass ihr
Unterleib blutig war. Sie wurde immer in diesem Zelkt
festgehalten und ich habe ihre Schreie gehört. Ich habe sie
dann später in Tschernokosowo wiedergesehen. Die russische
Organisation Memorial fand dieses Mädchen später im
Haus ihrer Eltern wieder. Ihre Schwestern sagten Memorial, dass
sie am 24. Januar festgenommen worden war und sich 18 Tage lang
in Haft befand. Der Memorial-Mitarbeiter sah das traumatisierte
Mädchen, führte aber kein Interview mit ihr. Es leidet
an Epilepsie und ist möglicherweise psychisch krank.
Human Rights Watch: Welcome to Hell auf der homepage:
http:///xmail.hrw.org/chechnya/abuses.htm, 26.10.2000
Februar
5.-11.2.2000 "Sultan Eldarbijew" wurde vom 5.2. bis zum 11.2.
in Tschernokosowo festgehalten, er sagte aus, dass sein
Zellennachbar mit einem Knüppel vergewaltigt worden sei.
"Sie vergewaltigten einen 32- oder 33-jährigen Mann mit
einem Knüppel. Als er zurückgebracht wurde, war er
nackt und hielt seine Kleider in den Händen. Getrocknetes
Blut klebte an seinem Anus. Er hatte sich geweigert ein
Geständnis zu unterschreiben." Ein weiterer Mitinsasse von
"Sultan Eldarbijew" wurde in die Genitalien geschlagen und mit
Vergewaltigung bedroht. "Als ich auf dem Boden lag und getreten
wurde, hörte ich wie die Soldaten sagten, " Komm, wir ficken
ihn", dann sagten sie, sie wollten sich nicht an mir schmutzig
machen. Als ich zur Befragung gebracht wurde, wurde ich wieder
geschlagen und drohten mir wieder, mich zu ficken. Ich war schon
halb bewußtlos."
Human Rights Watch: Welcome to Hell auf der homepage:
http://xmail.hrw.org/chechnya/detention-center.htm,
26.10.2000
19.2.2000 Human Rights Watch klagt das Wachpersonal im
Filtrationslager Tschernokosowo an, die Gefangenen systematisch
geschlagen, gequält, erniedrigt und sogar vergewaltigt zu
haben. Drei ehemalige Gefangene sagen aus:
Der 21-jährige Isa berichtet, die Gefangenen hätten bei
ihrer Ankunft im Lager durch eine Passage aus Wächtern gehen
müssen und seien dabei geschlagen worden. Dann hätten
sie ihn ausgezogen und ihn für ca. eine Woche halb nackt in
der Zelle sitzen lassen. Der 24-jährige Akhmed berichtet, er
sei bei den Verhören regelmäßig von maskierten
Männern geschlagen worden. Bevor er den Raum betreten habe,
in dem die Verhöre stattfanden, habe man ihn gezwungen auf
der Erde zu kriechen und dem Offizier dafür zu danken, ihn
akzeptiert zu haben. Beide berichten, die Wächter
hätten von Zeit zu Zeit Tränengas in ihre Zellen
geleitet und Gefangene gezwungen, die ganze Nacht mit erhobenen
Händen zu stehen. Alle drei Befragten wurden Zeugen von
Vergewaltigungen. Der 38-jährige Vakha berichtet von zwei
Fällen von Vergewaltigung im Lager. An seinem zweiten Tag im
Lager habe er die Schreie einer 42 Jahre alten Frau aus
Tolstoi-Jurt, Mutter von vier Kindern, gehört. Sie seien
gemeinsam ins Lager gebracht worden. Die Wächter hätten
die Frau 15 Minuten geschlagen, dann habe für ca. 1 Stunde
Stille geherrscht. Dann habe die Frau zu flehen begonnen, sie
nicht anzufassen. Die Soldaten hätten sie nur gescholten.
Dies habe eine ganze Weile gedauert. Alle hätten gemerkt,
dass sie sie vergewaltigten. Die anderen Gefangenen berichteten
auch von Vergewaltigungen von Männern.
War and Human Rights. February 19, 2000.
(http://www.hro.org/war/152.htm)
3.2.2000 Der ZEIT-Korrespondent Thuman berichtet aus
Sernowodsk, er interviewte Flüchtlinge und lernte
Augenzeugen kennen. Eine Frau, Larissa, die jetzt als
Flüchtling in Inguschetien lebt, war im sogenannten
'befreiten' Tschetschenien. Sie erzählt: "Die Nachbarn
meiner Schwester haben eine schöne 18-jährige Tochter,
der auf der Straße die Soldaten hinterherpfiffen. Vorletzte
Woche drangen vier russische Söldner in das Haus ein und
wollten die Tochter sprechen. Die hatte sich im Keller versteckt.
Die Soldaten durchsuchten das Haus, zerschlugen die Möbel
und fanden sie. Die Mutter ging dazwischen, aber die Soldaten
schossen ihr in die Beine, dann vergewaltigten sie das
Mädchen, der Reihe nach. Diese Szene ist kein Einzelfall,
nur schweigen die Familien oft darüber, denn sie wollen ihre
Töchter noch verheiraten.
3.2.2000 Die Zeit
10.2.2000 Männliche Tschetschenen werden im Lager
systematisch vergewaltigt. In einem anonymen Brief schreibt ein
russischer Soldat, in Tschernokosowo würden einige Gefangene
vergewaltigt oder "Sie zwingen einige von ihnen, sich gegenseitig
zu vergewaltigen." Die meisten, die dazu gezwungen werden, seien
unter 20 Jahre alt. Vergewaltigung von Männern durch
Männer sei üblich in russischen Gefängnissen,
schreibt die Zeitung weiter. Sie sei ein Instrument der
Erniedrigung. In dem konservativ-islamischen Tschetschenien solle
dies unkontrollierte Empörung provozieren.
The Independent, 10.2.2000
11.2.2000 Magomed, ein tschetschenischer Flüchtling in
Inguschetien, berichtet von der systematischen Vergewaltigung
tschetschenischer Männer im Filtrationslager. Die Soldaten
hätten den Häftlingen Frauennamen gegeben. Wenn sie auf
den Zuruf "ihres" Namens nicht reagieren, werden sie auf der
Stelle umgebracht. Die Wärter im Lager zwängen die
Insassen auch, sich gegenseitig zu vergewaltigen. "Sie wissen,
dass wir die Bomben, die Schüsse und den Tod ertragen
können, aber nicht das, diese furchtbare Sache, die die
Seele zerstört."
Le Monde, 11.2.2000
15.2.2000 Moussa, ein Überlebender des Lagers, berichtet
in Inguschetien über die Praktiken im Lager. So musste eine
Frau, die gegen eine Zahlung von 5.000 Rubeln gemeinsam mit ihren
Enkelinnen ihre Tochter, die Mutter der Mädchen, besuchen
konnte, deren Zelle nach fünf Minuten gemeinsam mit dem
jüngeren Mädchen wieder verlassen. Die ältere der
beiden wurde jedoch zurückgehalten und vier Tage lang
geschlagen und vergewaltigt. Erst als eine russische
"Untersuchungskommission" das Lager inspizierte, kam das
Mädchen wieder frei. Die anderen Insassen wurden gezwungen,
den "Inspektoren" zu sagen, das sie gut ernährt und nicht
geschlagen würden. Ein alter Mann hob dennoch das Hemd
seines jüngeren Zellennachbarn, um dessen ausgemergelten,
von Schlägen gezeichneten Körper zu zeigen. Die beiden
wurden später heftig verprügelt. Moussa berichtet auch
von "Geheimzellen", in denen Häftlinge säßen, die
fast alle Verstümmelungen oder schwere Verletzungen
aufwiesen. Offiziell existierten diese Menschen nicht mehr. Man
ließe diesen Männern einen Bart wachsen, um sie
später als "Kämpfer" gegen russische Kriegsgefangene
auszutauschen. Einige Männer, die in das Lager Mozdok in
Ossetien verbracht worden seien, hätte man niemals wieder
gesehen. Nur einer sei bislang zurückgekommen, weil man
für ihn 5.000 US-Dollar gezahlt habe. Seither gingen
Gerüchte um, dass jeder, der Mozdok überlebt
hätte, so schlimme Misshandlungen ertragen müsste, dass
er nicht mehr heiraten und keine Kinder mehr haben
könnte.
Le Monde, 15.2.2000
Mitte Februar Eine tschetschenische Zigarettenverkäuferin
wurde in Grosny Augenzeugin, wie eine junge Frau von russischen
Soldaten vergewaltigt und anschließend ermordet
wurde.
International Herald Tribune 18.2.2000
März
23.3.2000 Amnesty International liegt eine Zeugenaussage eines
Überlebenden aus dem Filtrationslager Tschernokosowo vor,
die besagt, dass Gefangene, Frauen und Kinder inbegriffen,
vergewaltigt wurden und brutaler Folter ausgesetzt waren.
Amnesty International, News Release, EUR 46/19/00, 23.3.2000
26.3.2000 Augenzeugenberichten zufolge wird in Tangi Chu,
südlich von Grosny, die 18-jährige Heda Kungajewa von
russischen Soldaten brutal vergewaltigt und ermordet. Die Tat
findet zwischen Mitternacht (26./27.3.) und dem Abend des 28.3.
statt.
Human Rights Watch, 5. April 2000
(http://www.hrw.org/press/2000/04/chech0404.htm)
Human Rights Watch, 30. März 2000
(http://www.hrw.org/press/2000/03/chech0330.htm)
29.3.2000 Ein 14-jähriges Mädchen aus Urus-Martan
starb in Gefangenschaft in Tschernokosowo aufgrund von Folter und
Misshandlung, wiederholte Vergewaltigungen durch Wachpersonal
inbegriffen. Berichten zufolge war sie auf einer Busreise an
einem Kontrollpunkt festgenommen worden.
Amnesty International, News Release, EUR 46/23/00, 29.3.2000
April
Anfang April Human Rights Watch interviewte Ärtze in
Inguschetien, die tschetschenische Folteropfer behandelten. Bei
einem 18-jährigen ehemaliger Häftling aus dem Lager in
Mozdok stellte der Arzt geschwollene Genitalien und innere
Verletzungen fest, die wie er aussagte von einer Vergewaltigung
stammen. Der Arzt sagte, dass zweischen 30 und 40 ehemalige
Häftlinge des Lagers Mozdok von seinem Krankenhaus wegen
Verletzungen durch Schläge und Vergewaltigungen behandelt
wurden.
Human Rights Watch: Welcome to Hell auf der homepage:
http:/xmail.hrw.org/chechnya/abuses.htm, 26.10.2000
Juli
9.7.2000 Ask Zemilkhan Elmurzajew, ein 20-jähriger
Tschetschene, berichtet von seiner einwöchigen
Gefangenschaft im Mai im russischen Stützpunkt von
Urus-Martan. Eine Gruppe von zehn betrunkenen russischen Soldaten
hätte ihn bewusstlos geschlagen und dann mit Ladungen von
Wasser wieder aufgeweckt. Anschließend hätten sie ihn
zwei Stunden lang vergewaltigt.
Washington Post, 9.7.2000
31.7.2000 Vertreter von Memorial interviewen eine
34-jährige Frau, die drei Tage lang an einem checkpoint der
Russen festgehalten wurde. Sie stammt aus Grozny, hatte sich aber
in das Dorf Tschernoretschie geflüchtet. Sie wurde am
Checkpoint in der Nähe von Grosny festgenommen: "Nachdem sie
mich festgenommen hatten, brachten sie mich in einen Waggon und
sagten, dass ich die nächste Zeit hier bleiben würde.
In dem Waggon hatte es zwei oder drei kleine Abteile. Man hat
mich zu drei weiteren Frauen eingesperrt, zwei Tschetscheninnen
und eine Russin. Diese Frauen hatten viele blaue Flecken und
sahen furchtbar elend aus. Ich hatte entsetzliche Angst und
konnte nichts sagen. Die Soldaten bewachten uns Tag und Nacht,
sie holten uns eine nach der anderen raus und brachten und in die
anderen Abteile. Natürlich hörten wir die Schreie
derer, die sie gerade geholt hatten. Niemand kam uns zur Hilfe,
unser Flehen und Bitten beeindruckte unsere Vergewaltiger nicht.
Wenn wir Widerstand leisteten, wurden wir brutal mit Fäusten
geschlagen oder getreten. Sie schlugen uns auch mit
Knüppeln. Dort waren acht Soldaten, die die ganze Zeit
betrunken waren. Wir waren zwei Tage dort. Ich kann ihnen nicht
detailliert sagen, was sie mit uns gemacht haben. Innerhalb
dieser zwei Tage haben sie jede von uns mehr als fünf Mal
geholt. Wir haben häufig das Bewußtsein verloren.
Jedes Mal wenn ich wieder zu Bewußtsein kam, bedauerte ich,
dass ich nicht gestorben war.
FIDH: Un an de crimes impunis, S. 31
Oktober
26.10.2000 In dem Report "Welcome to Hell" widmet Human Rights
Watch ein Kapitel Vergewaltigungen im Lager Tschernokosowo. Mehr
als die Hälfte der von Human Rights Watch interviewten
ehemaligen Insassen des Lagers berichten über Fälle von
Vergewaltigungen und sexueller Nötigung, obwohl
Sexualität und die Vergewaltigung insbesondere von
Männern ein strenges Tabu-Thema der tschetschenischen
Gesellschaft ist.
Human Rights Watch:Welcome to Hell, auf der homepage:
http://xmail.hrw.org/chechnya/detention-center.htm
Massengräber
Januar
13.1.2000 An einem Kontrollposten in Dubai-Jurt wurden vier
Männer festgenommen. Diese stammten aus der Region Schatoi
und hielten sich als interne Flüchtlinge in Tschiri-Jurt und
Nowye Atagi auf. Am 10. Mai haben die Einwohner des Dorfes
Tangui-Tschu die Leichen der Männer in einem Grab gefunden,
sie wiesen deutliche Zeichen von Folter auf.
FIDH Tchétchénie: un an de crimes impunis, S.
35
Februar
25.2.2000 Im russischen Privatfernsehen NTW werden erstmals
Aufnahmen eines Massengrabes in der Nähe von Grosny
ausgestrahlt. Darin lagen 20 bis 30 erschossene tschetschenische
Männer. Die Leichen waren meist mit Militäruniformen
bekleidet, zum Teil in Stacheldraht eingewickelt und an Armen und
Füßen gefesselt. Es war zu sehen, wie Soldaten eine in
einen Teppich gewickelte Leiche von einem Panzerwagen in das Grab
warfen. Ein anderer Toter mit zusammengebundenen Beinen wurde von
einem Panzer über ein Feld gezogen. Russische Soldaten
schaufelten dieses oder ein anderes Massengrab zu. Die Aufnahmen
sollen vom 22. Februar stammen. Mindestens einem Toten waren die
Ohren abgeschnitten. Der Film war NTW vom deutschen Sender N24
zur Verfügung gestellt worden. Der N24-Korrespondent Frank
Höfling betonte: "Die Bilder sind echt." Der
Tschetschenien-Sprecher des Kremls Jastreschembskij gestand ein,
dass es sich bei den Bildern um authentische Aufnahmen aus
Tschetschenien handele. Es seien jedoch Leichen von bei
Kämpfen getöteten Tschetschenen gewesen. Einige Tage
später gibt N24 zu, dass Höfling die Bilder von dem
russischen Reporter Oleg Blozkij gekauft habe, jedoch selbst bei
den Dreharbeiten dabei gewesen sei. Die russische Regierung
dementiert den Vorwurf, russische Einheiten begingen
Gräueltaten, und bezeichnet die Bilder als Fälschungen,
lässt jedoch eine unabhängige Untersuchung nicht
zu.
Ap/Reuters/dpa-Berichte in Frankfurter Rundschau, 26.2.2000,
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.2.2000, AFP-dpa-Bericht in
Süddeutsche Zeitung, 26./27.2.2000, Andreas Rüesch in
Neue Zürcher Zeitung, 26./27.2.2000 und Andrzej Rybak in
Financial Times Deutschland, 28.2.2000
29.2.2000 Die erstmals im deutschen Nachrichtensender N-24
gesendeten Filmaufnahmen von einem Massengrab in Tschetschenien
sind laut dem obersten russischen Militärstaatsanwalt Juri
Demin kein Beweis für russische Kriegsverbrechen.
Generaloberst Demin räumte jedoch ein, dass die Aufnahmen
echt und nicht manipuliert seien. Die gezeigten Leichen seien die
von tschetschenischen Kämpfern, die bei Kämpfen in der
Nähe von Urus-Martan zwischen dem 1. und 3. Februar
getötet wurden.
Yahoo Schlagzeilen, 29.2.2000 (www.yahoo.de)
März
Anfang März 2000 In der Reportage des russischen
Privatsenders NTW heißt es, die meisten Getöteten
seien in Tschernokosowo gewesen, gefoltert und dann erschossen
worden. Das russische Fernsehen bezeichnet die Darstellung als
frei erfunden. Einen "Bluff" nennt die Fernsehbilder auch
Pressechef des russischen Inlandgeheimdienstes FSB, Alexander
Sdanowitsch.
Die Presse: Online-Ausgabe vom 9.3.2000
(http://www.diepresse.at)
2.3.2000 Der oberste russische Militärstaatsanwalt
erklärte, die vom Sender N 24 ausgestrahlten Bilder eines
Massengrabes in Tschetschenien könnten keine
Kriegsverbrechen beweisen. Er räumte ein, dass die Aufnahmen
echt seien. Die Bilder zeigten die tschetschenischen
Kämpfer, die in der Nähe von Urus-Martan Anfang Februar
getötet worden seien.
Neue Züricher Zeitung, 2.3.2000
Juli
26.7.2000 In einem Massengrab bei Tangi-Chu wurden die Leichen
von 74 Menschen gefunden, von denen die Hälfte Kämpfer
der Tschetschenen, die andere Hälfte zu Zivilisten zu
zählen sind. Es wurde mitgeteilt, noch etwa 80 Leichen
befänden sich in den Gräbern
AP, 27.7.2000
September
13.9.2000 In der Nähe des Dorfes Starje Atagui wurden
drei Gräber entdeckt. Die Leichen dreier Männer konnten
identifiziert werden: Imran Kuntajew, geb, 1964, Adam Sadajew,
geb. 1974 und Adnan Abdurzakow, geb. 1969, waren am 20. 12.1999
an einem Kontrollposten bei dem Dorf festgenommen worden. In dem
zweiten Grab lagen zwei Leichen, die nicht identifiziert werden
konnten, sie wiesen Spuren von Folter und Verbrennungen auf. Das
dritte Grab enthielt die Leiche von Edelbejk Isajew, einem jungen
Mann, der während der Säuberung des Dorfen am 7.9.2000
festgenommen worden war. Auch seine Leiche wies Spuren von Folter
auf. Nach einer medizinischen Untersuchung war er zum Zeitpunkt
der Folter noch lebendig gewesen.
FIDH: Tchétchénie: un an de crimes impunis,
24.10.2000, S. 36
Schicksale und Verluste russischer Soldaten
September
6. 9.1999 Mindestens 14 russische Soldaten wurden bei einer
Schießerei in Nowolakskoje getötet.
Center for Defense Information. http://www.cdi.org, 7.9.1999
15.9.1999 Am Wochenende wurde ein russischer Kampfhubschrauber
von den Tschetschenen abgeschossen. Nach offiziellen Angaben des
russischen Innenministeriums vom Wochenende wurden bislang 157
russische Soldaten getötet und 645 verwundet.
Jungle World, 15.9.1999
Oktober
5.10.1999 Moskau gibt eigene Verluste zu: Bei Gefechten im
Nordosten Tschetscheniens seien mindestens zwei russische
Soldaten getötet und acht weitere verletzt worden. Die
tschetschenische Seite sprach dagegen von 100 gefallenen
Russen.
Hamburger Abendblatt, 15.10.1999
6.10.1999 Laut Informationen der tschetschenieschen Seite
wurden 200 russische Soldaten getötet und 52
entführt.
pro-tschetschenischer Informationsservice auf der homepage:
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999
9.10.1999 Bei Gefechten im Dorf Chervlennaja kamen 25
russische Soldaten ums Leben.
http://www.ichkeria.org, 28.10.1999
November
Anfang November 1999 Soldaten der russischen Armee bitten
tschetschenische Flüchtlinge um Essen - manchmal verlassen
sie deswegen nachts heimlich ihre Truppe. Dabei berichten sie,
die Verpflegung in ihrer Truppe sei viel zu knapp, Bittbriefe
nach Hause seien verboten, und sie bekämen kaum ein Zehntel
des ihnen versprochenen Solds ausgezahlt.
Christian Neef in Der Spiegel, 1.11.99
2.11.1999 Die Einsatzfähigkeit der russischen Truppen in
Tschetschenien wird nach Angaben der russischen
Militärstaatsanwaltschaft durch veraltete Waffen und
schlechte Ausbildung geschwächt. Wegen Treibstoffmangels
absolvierten die Piloten oft nur fünf bis 20 der
vorgeschriebenen 100 bis 110 Flugstunden. Auch der Zustand der
Panzer und Panzerfahrzeuge sei beklagenswert. Zudem würden
in Tschetschenien Rekruten eingesetzt, die erst im Mai oder Juni
ihren Militärdienst begonnen hätten; viele dieser zu
kurz ausgebildeten Soldaten seien im Laufe der Kämpfe
getötet worden.
ap-Meldung in der Neuen Zürcher Zeitung, 3.11.1999
2.11.1999 Der inguschetische Präsident Auschew gibt hohe
Verluste der Armeen auf beiden Seiten zu. Nach offiziellen
russischen Angaben sind in Tschetschenien seit Anfang August
über 200 Soldaten getötet und mehr als 900
Angehörige der Truppen des Innenministeriums umgekommen oder
verwundet worden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.11.1999
Mitte November 1999 Nach Angaben des stellvertretenden
russischen Generalstabschefs Manilow sind seit Beginn der
Kriegshandlungen in Dagestan Anfang August 257 Soldaten
gestorben, davon 142 in Tschetschenien. 683 Soldaten seien
verwundet worden. Die tatsächlichen Verluste liegen
vermutlich um ein Mehrfaches höher.
Florian Hassel im Göttinger Tageblatt, 16.11.1999
6.11.1999 Die Hoffnung, eigene Verluste gering zu halten, geht
nur teilweise auf. Das Verteidigungsministerium meldete bis zum
Freitag 257 Tote und rund 700 Verwundete im Nordkaukasus, das
Innenministerium 120 Gefallene.
Die Welt, 6.11.1999
25.11.1999 Die Vorsitzende der Vereinigung russischer
Soldatenmütter, Veronika Martschenko, erklärte, dass in
Tschetschenien bisher über 720 russische Soldaten
getötet worden seien. Offiziellen Angaben zufolge liegt die
Zahl der Gefallenen weitaus niedriger (460). Die Gruppe der
Mütter warf der Militärführung vor, sie
verheimliche die tatsächlichen im Krieg erlittenen Verluste,
indem sie die Opferzahlen fälsche.
ap-Meldung in der Neuen Zürcher Zeitung, 26.11.99 und NZZ,
29.11.99
Ende November 1999 In der Nähe von Wedeno seien
zwölf russische Fallschirmjäger getötet und zwei
gefangengenommen worden. Der Vize-Chef des russischen
Generalstabs, Waleri Manilow, gab damit erstmals ernstere
Verluste eigener Streitkräfte zu. Nach Angaben
tschetschenischer Kämpfer sind mehr als 200 russische
Soldaten bei den Kämpfen ums Leben gekommen.
AFP/AP/dpa-Meldung in die tageszeitung taz, 30.11.1999
November 1999 Sowohl russische als auch tschetschenische
Quellen berichten von schweren Kämpfen um Alkhan-Jurt, und
es gibt Anzeichen für schwere Verluste auf russischer Seite.
Mehrmals versuchten russische Truppen, das Dorf zu stürmen,
wurden aber wiederholt von tschetschenischen Kämpfern
abgewehrt, die sich verschanzt hatten. Die russischen Verluste
waren hoch, und mehrere Zeugen aus Alkhan-Jurt haben gehört,
dass eine russische Division mehr als 70 Gefallene zu beklagen
hat. Am 31. November verließen die tschetschenischen
Kämpfer ihre Stellung nahe Alkhan-Jurt. Als die russischen
Truppen das Dorf am nächsten Tag einnahmen, gab es keinerlei
Widerstand von der Lokalbevölkerung.
Human Rights Watch. Russia/ Chechnya. "No Happiness Remains".
Civilian Killings, Pillage, and Rape in Alkhan-Jurt, Chechnya.
Vol. 12, No. 5 (D) - April 2000. (http://www.hrw.org)
Ende November In Moskau beklagt ein russischer Hauptmann die
hohen Verluste der russischen Armee. Die Soldaten seien oft
unerfahren - wenn die tschetschenischen Scharfschützen sie
nicht erwischten, träten sie auf von ihnen selbst gelegte
Minen oder erschössen sich mit ihren eigenen Gewehren. Ein
verwundeter Soldat erzählt, in seiner Brigade seien von 1
200 Mann bereits 70% der Soldaten und Offiziere getötet oder
verletzt worden.
Florian Hassel in der Frankfurter Rundschau, 1.12.1999
Dezember
2.12.1999 Unter Berufung auf russische Offiziere erklärte
der inguschetische Vize-Innenminister Ali Dudarow, die "Rebellen"
hätten bei Urus-Martan russische Einheiten eingeschlossen
und 250 russsische Soldaten getötet.
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000
2.12.1999 Im Gefecht um Argun sind nach Angaben der russischen
Armeeführung 50 Soldaten gefallen.
dpa/ap/afp-Bericht in Frankfurter Rundschau, 3.12.1999
2.12.1999 Bisher sind den Kämpfen in Tschetschenien 1.000
russische Soldaten zum Opfer gefallen. Die russischen Truppen
bestehen in erster Linie aus 18- bis 27-jährigen Rekruten.
Das folgende Beispiel ist typisch für den Wortlaut von
Briefen, die die Soldaten nach Hause schicken: "Hallo Wolodja.
Ich bin in Tschetschenien. Wie üblich wurden wir
betrogen.... Ich höre Radio und bin erstaunt. Ich höre
eine Sache und sehe das komplette Gegenteil.... Die Soldaten sind
halb verhungert und halb nackt. Die Rationen sind miserabel. Das
Essen besteht aus Gerste, geschnittenem Stroh und Erbsen. Wir
richten uns nun auf einem Feld ein und schlafen auf dem Boden....
Bezüglich der versprochenen zusätzlichen Zahlungen
haben sie uns auch getäuscht."
Frankfurter Rundschau, 2.12.1999, World Socialist Web Site,
11.12.1999
(http://www.wsws.org/articles/1999/dec1999/chec-d11.shtml)
3.12.1999 In der Nähe von Urus-Martan sollen 250
russische Soldaten getötet worden sein. Der inguschetische
Vize-Innenminister Dudajew sagte, es seien etwa 200 Soldaten
gefallen, 50 seien gefangengenommen und dann umgebracht worden,
indem ihnen die Kehle durchgeschnitten worden sei.
Reuters-Meldung in Neue Zürcher Zeitung, 4./5.12.99
11.12.1999 Ida Kuklinka vom Komitee der Soldatenmütter
sagte, das vom russischen Verteidigungsministerium gezeichnete
Bild bezüglich des Zustands der Soldaten sei "reine
Erfindung". Sie berichtete von ihrer Reise in den Nord-Kaukasus,
wo sie Krankenhäuser besuchte und mit den Soldaten sprach.
In Mozdok, dem Hauptstützpunkt der russischen Armee, sah
sie, wie täglich Dutzende von Verwundeten und Toten in
Flugzeuge geladen wurden. Ferner teilte sie mit, dass ihr im
Gespräch mit den Ärzten Folgendes gesagt wurde: "Mit
dem nahenden Winter und den erbärmlichen hygienischen
Bedingungen werden viele krank. Fälle von Hepatitis und
Lungenentzündung sind bereits aufgetreten. Sie haben kein
Trinkwasser und keinen Ort zum Waschen. Sie sind schmutzig und
unterkühlt, und ansteckende Krankheiten breiten sich in
Windeseile aus."
World Socialist Web Site, 11.12.1999
(http://www.wsws.org/articles/1999/dec1999/chec-d11.shtml)
14.12.1999 Der russische Vize-Generalstabschef Walerij Manilow
erklärt, bisher seien 402 russische Soldaten gefallen.
Unabhängigen Berichten zufolge sollen seit August bereits
2.000 russische Armee- und Innenministeriums-Soldaten gefallen
sein.
Tomas Avenarius in Süddeutsche Zeitung, 17.12.1999
15.12.1999 Am Minutkaplatz in Grosny zerstörten
Tschetschenen eine Gruppe von 15 russischen Panzern und
Schützenpanzern. Maira Eismont von der Agentur Reuters und
Ruslan Musajew von Associated Press zählten der Frankfurter
Rundschau zufolge die Leichen von 100 russischen Soldaten neben
den brennenden Panzern.
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000 und Tomas Avenarius in
Süddeutsche Zeitung, 17.12.1999
AP/dpa/AFP- Bericht in Frankfurter Allgemeine Zeitung,
17.12.1999
19.12.1999 Bei der Eroberung einer strategisch wichtigen
Straße an der Grenze zu Georgien wurden zahlreiche
russische Soldaten nach Angaben eines tschetschenischen
Kämpfers getötet. Ein Reporter der Nachrichtenagentur
AP sah die Leichen von sieben Soldaten. Das russische
Militär sprach nach einer Meldung von Itar-Tass von vier
Gefallenen binnen 48 Stunden.
AP/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 20.12.1999 und
Reuters-Bericht in Frankfurter Rundschau, 21.12.1999 sowie
International Harald Tribune, 20.12.1999
23.12.1999 Indirekt haben die russischen Militärs
zugegeben, dass in der letzten Zeit viele Soldaten umgekommen
sind: Belief sich die offizielle Opferbilanz vor Wochenfrist noch
auf 274 Tote, so ist nun von 357 Mann die Rede. Eine
Erklärung für die plötzliche Zunahme wurde nicht
gegeben.
Neue Zürcher Zeitung, 24.12.1999
27.12.1999 Das russische Verteidigungsministerium gab die
eigenen Verluste seit Beginn der Offensive im August mit 465 an,
1.310 Soldaten seien verwundet worden.
ap-Bericht in Göttinger Tageblatt, 28.12.1999
28.12.1999 Tschetschenen setzen den russischen Soldaten in
Grosny unerwartet stark zu, ein Offizier sagt: 'Es ist wie als
wir Berlin gestürmt haben, wir haben hohe Verluste.'
Washington Post, 28.12.1999
29.12.1999 Nach Angaben von tschetschenischer Seite sollen in
der Nacht 50 russische Soldaten getötet worden sein.
AFP/AP/Reuters-Bericht in Süddeutsche Zeitung,
30.12.1999
30.12.1999 Nach Angaben des tschetschenischen Präsidenten
Aslan Maschadow gegenüber Interfax hätten die
russischen Truppen seit Beginn der Offensive gegen Grosny am
ersten Weihnachtstag etwa 1.000 Soldaten und 150 Panzer verloren.
Dagegen sprechen russische Quellen nur von zwei Gefallenen.
dpa/AFP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 31.12.1999
30.12.1999 Schwere Kämpfe um Grosny. Nach
tschetschenischer Darstellung sind 500 russische Soldaten
gefallen.
http://www.amselfeld.com, 30.12.1999
31.12.1999 Nach Angaben von Journalisten und aus
Militärkreisen werden Hunderte von Toten von den
öffentlichen Zahlen nicht erfasst. Das Moskauer
Verteidigungsministerium meldete bisher mindestens 600 tote und
1.600 verwundete Soldaten. Vom Militär verlautete jedoch,
die Zahlen seien etwa zwei- bis dreimal so hoch. Ein Mitarbeiter
des Innenministeriums, der anonym bleiben wollte, sagte, von den
offiziellen Zahlen würden unter anderem weder nicht
identifizierte Leichen noch vermisste Soldaten erfasst.
ap-Bericht in Neue Zürcher Zeitung, 1./2.1.2000
Januar
1.1.2000 Der Fernsehsender NTW meldet, das russische
Militär fliege täglich "mehrere Dutzend Gefallene
aus".
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 7.1.2000
3.1.2000 Laut Kreml starben im ersten Tschetschenien-Krieg
jeden Monat 187 Soldaten, heute 132.
Focus 1, 3.1. 2000
2.1.2000 Alexander Kwaschnjew, ein Offizier des
Katastrophenhilfeministeriums, berichtete, die 115 am 11.
Dezember 1999 im Stadtteil Tschernoretschije von Grosny
stationierten Soldaten wurden bis zum 2.1.2000 auf 17
reduziert.
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000
3.1.2000 Vier Granaten schlugen in die russische Botschaft in
Beirut ein, zwei Polizisten kamen dabei ums Leben.
Time, 3.1.2000
3.1.2000 Etwa 1.000 russische Soldaten sind einer Sprecherin
des Komitees der Soldatenmütter zufolge in den vergangenen
Monaten im Nordkaukasus gefallen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.1.2000
4.1.2000 Der private russische Fernsehsender NTW
mutmaßt, die Armee verliere täglich zehn Mann und habe
zwei Dutzend Verwundete.
Klaus-Helge Donath aus Moskau in die tageszeitung taz,
4.1.2000
5.1.2000 In den vergangenen 24 Stunden wurden zwölf
russische Soldaten getötet und 34 verletzt, erklärte
die russische Militärführung. Nach offiziellen Angaben
sind seit August 1999 insgesamt 544 russische Soldaten im
Tschetschenien-Krieg gefallen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.1.2000
6.1.2000 Unter Berufung auf Moskauer Militärs meldete die
Agentur Interfax, in den letzten zehn Tagen seien 84 russische
Soldaten gefallen und 187 verwundet worden. Insgesamt sollen 544
Soldaten getötet und 1.513 verletzt worden sein. Ida Kuklina
vom Koordinationsrat russischer Soldatenmütter widersprach
den offiziellen Angaben. Die Verluste seien zwei- bis dreimal so
hoch. Verwundete Russen sagten im britischen Rundfunksender BBC,
in Grosny sei bei einem einzigen Angriff eine rund 100 Mann
starke Panzer-Einheit fast völlig vernichtet worden. Apti
Batalow, Verwaltungschef des tschetschenischen Präsidenten
Aslan Maschadow, meinte, in den letzten Tagen seien allein in
Grosny und Umgebung rund 1.000 Russen gefallen.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 7.1.2000
6.1.2000 Der Stab des nordkaukasischen Wehrkreises in Mosdok
musste in den letzten Tagen zusätzliche Transportflugzeuge
einsetzen, um die unverhältnismäßig vielen
Verwundeten aus Grosny abzutransportieren.
Klaus-Helge Donath in die tageszeitung taz, 7.1.2000
6.1.2000 Moskau setzt keineswegs nur Elitetruppen im
Tschetschenienkrieg ein, berichtet Tomas Avenarius. Die Masse der
Wehrpflichtigen sei unerfahren, schlecht ausgebildet, miserabel
motiviert.
Tomas Avenarius in Süddeutsche Zeitung, 7.1.2000
8./9.1.2000 Offiziellen Angaben zufolge wurden beim Kampf um
Grosny in den vergangenen 24 Stunden acht russische Soldaten
getötet und 41 verwundet.
Michael R. Gordon in International Herald Tribune,
8./9.1.2000
8.1.2000 Im Kampf um Grosny gibt es hohe Verluste, Piotr, ein
junger Soldat sagt: Meine Kompanie ist schon zerstört
worden, obwohl sie (die russischen Behörden) immer sagen, es
gäbe keine Verluste. Die Kompanie sei am 11. Dezember in
Grosny stationiert worden und hätte aus 115 Mann bestanden,
nur 17 Mann seien am 7.1.2000 übrig gewesen.
CNN, 9.1.2000
10.1.2000 Russische Soldaten sprechen von Lastwagenladungen
mit gefallenen Soldaten. Die Generäle Wladimir Schamanow und
Gennadij Troschew seien abgesetzt worden, weil sie bei einer
Krisensitzung in Mosdok die offenbar nach Hunderten
zählenden russischen Verluste in den letzten Tagen nicht
erklären konnten.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 10.1.2000
10.1.2000 Das Innenministerium teilte am Montag mit, in den
letzten 24 Stunden seien 26 russische Soldaten von Tschetschenen
getötet und 30 verletzt worden.
CNN, 10.1.2000
11.1.2000 Die Gefechte um Argun und Schali haben die Zahl der
russischen Verluste drastisch erhöht. Offiziell wird die
Zahl der Toten innerhalb der drei Kampftage mit 37
beziffert.
Radio Free Europe/ Radio Liberty, 11.1.2000
12.1.2000 Am heutigen Tag sind 33 russische Soldaten
getötet worden. Dies ist die höchste Verlustzahl seit
Oktober 1999, berichtet Interfax.
Interfax, 13.1.2000
Mitte Januar Von den 115 Mann einer am 18. September 1999 im
Stadtteil Tschernoretschije in Grosny stationierten russischen
Kompanie seien Mitte Januar noch 58 übrig gewesen.
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000
10.1.2000 Bei heftigen Kämpfen um von den Russen bereits
besetzte Städte seien 26 russische Soldaten getötet und
33 verwundet worden, meldete die Agentur Itar-Tass. Dies gilt als
der bisher höchste Verlust russischer Soldaten binnen eines
Tages innerhalb der seit drei Monaten andauernden
Militäroffensive Russlands.
Reuters/AP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 11.1.2000, und
Michael R. Gordon in International Herald Tribune, 11.1.2000
10.1.2000 Der russische Fernsehsender NTW berichtet, 26
russische Soldaten seien getötet worden, als
tschetschenische Kämpfer eine russische Kolonne angegriffen
hätten.
dpa, Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 11.1.2000
10.1.2000 In einem Interview mit der Deutschen Welle sagte der
Sprecher der tschetschenischen Kämpfer Mowladi Udugow,
allein in den letzten zwei Tagen seien mehr als 1000 russische
Soldaten gefallen.
Deutsche Welle, 10.1.2000
11.1.2000 In Moskau berichtet die Nachrichtenagentur Interfax,
dass bei Kämpfen in den Städten Argun und Schali sowie
Grosny innerhalb von zwölf Stunden elf russische Soldaten
umgekommen seien. Der Fernsehsender NTW berichtete von 50
verletzten russischen Soldaten bei dem Kampf um Schali.
Reuters/AFP-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung,
12.1.2000
14.1.2000 Angaben des Komitees der Soldatenmütter
Russlands zufolge sind bei den Kämpfen in Tschetschenien
bisher etwa 3.000 russische Soldaten gefallen. Ungefähr
6.000 Soldaten seien verletzt worden, sagte eine Vertreterin der
Menschenrechtsbewegung, Valentina Melnikowa, in Moskau. Die
Opferzahlen würden von den regionalen Komitees der
Soldatenmütter zusammengetragen. Die Verluste der russischen
Truppen seit Beginn des Feldzuges Anfang September 1999 seien
etwa sieben Mal höher, als das russische
Verteidigungsministerium und andere Behörden offiziell
eingestanden hätten.
Reuters/AFP/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung,
15./16.1.2000, und ap-Meldung in Neue Zürcher Zeitung,
15./16.1.2000
14.1.2000 Interfax gibt an, in den letzten 24 Stunden seien 33
russische Soldaten getötet und 26 verletzt worden.
Radio Liberty, 14.1.2000
14.1.2000 Dreizehn Mitglieder der Spezialeinheit OMON aus
Penza haben sich heute geweigert, die 'Säuberung' eines
Stadtteils von Grosny vorzunehmen. Die Verweigerer wurden
daraufhin nach Hause geschickt und durch andere Soldaten
ersetzt.
Russische Nachrichtenagentur, www.Lenta.ru, 15.1.2000
20.1.2000 140 verwundete russische Soldaten wurden in den Ural, nach Jekaterinenburg geflogen. Unter den Verwundeten sind viele Schwerverletzte, die sofort operiert werden mussten. www.hro.org/war/119.htm, 20.1.2000
21.1.2000 Seit dem 19.1.2000 sind laut der Nachrichtenagentur
Interfax bei den schweren Kämpfen um Grosny 23 Soldaten ums
Leben gekommen. Auch Itar-Tass berichtet von schweren Verlusten
der russischen Armee durch tschetschenische Scharfschützen.
Die Militärführung sprach von acht Toten.
Tomas Avenarius in Süddeutsche Zeitung, 22./23.1.2000
Yahoo News, 21.1.2000, (www.yahoo.de)
21.1.2000 Am 21.1. zeigte der Nachrichtensender NTW eine
Reportage über die verletzten Soldaten in Perm. 'In den
letzten zwei Tagen haben aus meiner Einheit nur 25 Männer
von 70 überlebt,' sagte ein junger Soldat bitter.
www.org.war/120.htm, 21.1.2000
21.1.2000 Tschetschenen halten den russischen Generalmajor
Malofejew in den Bergen gefangen und verhören ihn.
Yahoo Schlagzeilen, 21.1.2000, (www.yahoo.de)
24.1.2000 In Moskau berichtet der Fernsehsender NTW, der
Tschetschenienkrieg fordere weitaus mehr Opfer als offiziell
angegeben; die Zahl der Gefallenen sei mindestens zehnmal
höher. Die Angaben, denen zufolge pro Tag zwei bis drei
Soldaten umkämen, seien untertrieben und
berücksichtigten nicht alle russischen Truppen. Ins
Militärkrankenhaus Rostow würden pro Tag häufig 30
gefallene Soldaten gebracht. Dieses Krankenhaus ist Sammelbecken
aller im Nordkaukasus getöteten Soldaten, die dem
Verteidigungsministerium unterstehen. In dessen Statistik werden
NTW zufolge jedoch nicht die gefallenen Truppenangehörigen
des russischen Innenministeriums berücksichtigt. Die
russische Militärzeitung "Nesawisimoje Wojennoje Obosrenije"
berichtete, das Zahlenspiel mit getöteten und verwundeten
Soldaten habe jeden Bezug zur Realität verloren. Sowohl die
russische als auch die tschetschenische Seite machten weit
übertriebene Angaben zu Verlusten der gegnerischen
Seite.
Reuters/afp/dpa-Bericht in Neue Zürcher Zeitung,
25.1.2000
24.1.2000 Interfax meldet, seit dem Beginn der russischen
Großoffensive gegen Grosny vor vier Wochen seien 529
Soldaten getötet worden.
Yahoo Schlagzeilen, 24.1.2000, (www.yahoo.de)
25.1.2000 Valentina Melnikowa von der Organisation der
Soldatenmütter gab dem Radiosender Echo Moskwy ein
Interview, in dem sie sagte, es würden etwa 20, 30 oder 50
russische Soldaten täglich umkommen.
Echo Moskwy in www.hro.org/war/124.htm, 25.1.2000
25.1.2000 Erstmals räumte der russische Generalstab im
Nordkaukasus ein, dass seit Beginn der Kämpfe in
Tschetschenien über tausend Soldaten getötet worden
seien. Bisher war von weniger als 600 Toten gesprochen
worden.
epd/AFP-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 26.1.2000
29.1.2000 Der Krieg in Tschetschenien wird immer blutiger.
Offiziell sind schon mehr als 1.200 russische Soldaten
umgekommen, über die Zahl der toten Zivilisten gibt es keine
Angaben.
Tagesthema in Deutsche Welle, 29.1.2000
29.1.2000 Im Militärkrankenhaus von Rostow am Don liegen
verwundete Soldaten. Es wird Holz für Särge
angeliefert. In einer Armee-Dienststelle werden die Gefallenen
identifiziert. "Ich hatte schon einen Nervenzusammenbruch", sagt
eine Sachbearbeiterin. "Dieses Papier, diese Informationen, in
einem solchen Umfang! Dann kommen die Verwandten hierher, die
Frauen weinen." Jeden Abend verlassen die Züge mit den
Särgen Rostow, der Zugbegleiter sagt, 30 Särge am Tag
seien normal. Der Reporter geht davon aus, dass 10-60 Soldaten am
Tag sterben.
Tagesthema in Deutsche Welle, 29.1.2000
30.1.2000 Die russische Zeitung Obschaja Gazeta interviewt
einen verwundeten Offizier, der hohe Verluste im Kampf um Grosny
zugibt. Er sagt, die offiziellen Angaben würden die
Soldaten, welche vorerst 'nur' verwundet seien und dann an ihren
Verletzungen sterben, nicht mitzählen. Er gibt an, dass am
19. Januar, als seine Mannschaft aus Tschetschenien ausgeflogen
wurde, weitere fünf Flugzeuge abhoben, das heißt, es
wurden 900 Soldaten an einem Tag verwundet.
Obschaja Gazeta, 31.1.2000
Februar
5.2.2000 Bei Katyr-Jurt wird eine russische Spezialeinheit von
1.000 tschetschenischen Kämpfern angegriffen und in die
Flucht geschlagen. Drei Soldaten seien getötet, sechs
verwundet worden.
Neue Zürcher Zeitung, 7.2.2000
8.2.2000 "Die Russen haben sich abermals eine krachende
Niederlage eingefangen", sagt ein westlicher Militär. "Jedem
Offizier stehen die Haare zu Berge, wenn er die falsche Strategie
der Russen sieht. Entgegen den offiziellen Behauptungen sind
bereits 3.500 russische Soldaten gefallen".
Frankfurter Rundschau, 8.2.2000
11.2.2000 Die im Krieg gegen Tschetschenien eingesetzten
Einheiten des russischen Innenministeriums umfassen einem Bericht
der Frankfurter Rundschau zufolge rund 200.000 Mann. "Drei
Viertel von ihnen sind bessere Polizeieinheiten, die bei
Fußballspielen (...) für Ordnung sorgen können,
aber bei einem militärischen Einsatz überfordert sind.
Lediglich die 50.000 Mann der fünf Elitedivisionen zur
besonderen Verwendung (ODON) sind militärisch einsetzbar -
mit Einschränkung." Allein beim Kampf um Grosny seien dem
Moskauer Militäranalyst Pawel Felgenhauer zufolge 500
russische Soldaten getötet und bis zu 1.000 verwundet
worden. "Inoffizielle Quellen sprechen von doppelt bis dreifach
so hohen Verlusten." Als in Grosny Generalmajor Malofejew umkam,
bescheinigte ihm Manilow einen "heldenhaften Tod", in
Wirklichkeit aber versuchte Malofejew vergeblich ein
widerstrebendes Bataillon Sturmtruppen des Innenministeriums zum
Angriff auf ein von tschetschenischen Widerstandskämpfern
besetztes Haus zu bewegen. Nachdem ein tschetschenischer
Scharfschütze Malofejew in den Kopf schoss, ließen die
Soldaten den General auf dem Schlachtfeld zurück. Ein Grund
für die Misserfolge der Russen ist der schlechte Zustand des
Militärs. Bereits Anfang März 1999 gab General Jurij
Bukrejew, Chef des Operationsstabes der russischen Armee bekannt,
dass 24 Divisionen und 14 Brigaden der russischen Bodentrupppen
mit ihren insgesamt 300.000 Mann gerade drei Divisionen und vier
Brigaden ständig gefechtsbereit sind, das heißt vier
Fünftel ihres Personals und 100 % ihrer Ausrüstung und
Munition haben. Alle übrigen Einheiten verfügen
bestenfalls über die Hälfte oder auch nur ein Zehntel
des Sollpersonals. Ein westlicher Militär sagte sogar, nach
westlichen Maßstäben sei nicht eine einzige russische
Division kampffähig.
Frankfurter Rundschau, 11.2.2000
10.2.2000 Die Verluste der russischen Soldaten in
Tschetschenien und Dagestan seit August 1999 liegen bei 1.458
Toten und 4.495 Verletzten, teilte General Waleri Manilow
mit.
Center for Defence Inforamtion, 11.2.2000, http://www.cdi.org
14.2.2000 Das Komitee der Soldatenmütter Russlands
schätzt die Zahl der bisher getöteten Soldaten auf
3.000.
TIME Europe, 14.2.2000
http://www.time.com/time/europe/webonly/chechnya/rusma.htm.
17.2.2000 Das Komitee der Soldatenmütter deckt auf, dass
Wehrpflichtige statt nach sechs Monaten, bereits nach vier
Monaten Dienst nach Tschetschenien geschickt werden.
War and Human Rights. February 18, 2000
(http://www.hro.org/war/151.htm)
17.2.2000 Der erste stellvertretende Leiter des Generalstabs,
Walery Manilow, teilt mit, dass 1.500 Soldaten und Offiziere
während der anti-terroristischen Operation in Dagestan und
Tschetschenien getötet wurden. Die Bilanz der letzten Woche:
45 tote Soldaten der russischen Armee, 92 Verletzte. Der
Generalstab berichtete, dass innerhalb einer Woche 36 Soldaten
des Verteidigungsministeriums gestorben sind und 54 verletzt
wurden. Die Verluste der Einheiten des Innenministeriums belaufen
sich auf neun Gefallene und 38 Verletzte. Am 18.2.2000 werden die
Gesamtverluste der russischen Armee im Nord-Kaukasus seit den
Kämpfen in Dagestan mit 1.503 toten Soldaten und 4.587
Verletzten angegeben. Während der Militäroperation in
Tschetschenien starben 1.223 Soldaten und 3.600 wurden
verletzt.
War and Human Rights. February 18, 2000
(http://www.hro.org/war/151.htm)
17.2.2000 Moskau prahlt mit Siegesmeldungen, doch in Wahrheit
sind Zerstörung und Tod die einzige Zwischenbilanz. Auch die
Angreifer sind Opfer. Bei der Offensive starben Hunderte
russischer Soldaten, viele noch keine zwanzig Jahre alt. Selbst
Spezialeinheiten verloren über 70% ihrer Männer. Ein
verwundeter Hauptmann erzählt: "Die Anweisungen sind die
gleichen wie im ersten Krieg: Passt auf die Technik auf, wird
befohlen. Neue Leute können wir nachschicken." Dreist
behauptet der amtierende Präsident Wladimir Putin, die
"Kampagne im Kaukasus" laufe "ausgezeichnet". Damit ihm die
Russen bis zu den Wahlen im März weiterhin glauben, haben es
die Journalisten immer schwerer. Recherchen in Tschetschenien
sind nur unter Aufsicht des Militärs möglich. Wer
eigenständig reist, riskiert sein Leben.
Stern, 17.2.2000
17.2.2000 In Grosny hat es bei Kämpfen hohe Verluste
gegen. Die russische Seite behauptet, sie hätte 1.500
Tschetschenen umgebracht, die Tschetschenen wiederum behaupten,
es seien in Grosny 2.678 Russen gefallen. Insgesamt sollen nach
russischen Angaben bis jetzt 1.290 Russen und 11.000
Tschetschenen gefallen sein, die Tschetschenen geben jedoch an,
sie hätten 7.000 russische Soldaten getötet und selbst
395 Mann verloren.
Informationsdienst Stratfor, www.Stratfor.com, 17.2.2000
18.2.2000 Prime-TASS berichtet, dass Vertrags-Soldaten 30% der
gesamten Truppen des Verteidigungsministeriums ausmachen, die in
Tschetschenien kämpfen.
Nach Angaben des Generals Manilow sollen bis jetzt 1.500 Soldaten
und Offiziere getötet worden sein. Die Bilanz dieser Woche:
90 Tote, 186 Verletzte
War and Human Rights. February 18, 2000
(http://www.hro.org/war/151.htm)
19.2.2000 Einhundert verletzte Soldaten in den
Krankenhäusern von Woronesch brauchen nicht nur Geld,
sondern auch Zeit. Von den fünf bis sechs Monaten, die
für ihre Erholung veranschlagt sind, können sie leider
nur die Hälfte der Zeit bleiben, da sie bald durch neue
verletzte Soldaten ersetzt werden.
War and Human Rights. February 19, 2000.
(http://www.hro.org/war/152.htm)
20.2.2000 Laut ITAR-TASS gab der Anführer der russischen
Fallschirmjäger, Col.-Gen. Georgy Shpak, bekannt, dass
während der Militärkampagne in Dagestan und
Tschetschenien 85 Fallschirmjäger getötet wurden, unter
ihnen 15 Offiziere. Er sagte auch, dass 321 Soldaten verletzt
wurden.
War and Human Rights. February 20, 2000.
(http://www.hro.org/war/153.htm)
19.2.2000 Tschetschenische Kämpfer schießen einen
russischen Hubschrauber ab. Dabei kommen fünfzehn Soldaten
ums Leben.
Reuters, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.2.2000
23.2.2000 Die Daten über die getöteten russischen
Soldaten im Nord-Kaukasus, die der Mothers' Right Fund sammeln
konnte, sind nicht vollständig, berichtet Lilya Palveljewa
von Radio Liberty. Jedoch befänden sich 300 Namen mehr auf
ihrer Liste als auf der offiziellen. Alexey Matafonow, der
mittlerweile tot ist, berichtet in einem Brief an seine Mutter,
er habe einen Jungen an seiner Seite gehabt, der seit zwei
Monaten in Diensten stünde und gar nicht wisse, wie man eine
Waffe bedient. Außerdem habe man dem Jungen mitgeteilt, sie
könnten ja ihre Waffen niederlegen, wenn sie mit etwas nicht
einverstanden wären. Sie könnten auch gehen, wenn es
ihnen gelänge. Aber sie würden ja Uniformen tragen und
hätten somit gar keine Chance.
War and Human Rights. February 23, 2000.
(http://www.hro.org/war/156.htm), FAZ, 24.2.2000
24.2.2000 In der Nähe von Schatoi im Süden
Tschetscheniens wurden 33 russische Soldaten getötet,
bestätigten hochrangige russische Militärs in Moskau.
Unbestätigten Angaben zufolge wurden die Soldaten wegen
eines falschen Befehls von der eigenen Luftwaffe bombardiert.
Anderen Angaben zufolge gerieten die Angehörigen einer
Eliteeinheit in einen Hinterhalt.
Frankfurter Rundschau, AFP, 25.2.2000
27.2.2000 Offiziellen Angaben zufolge wurden seit Beginn der
Militärkampagne in Tschetschenien am 1. Oktober 1999 mehr
als 1.100 Soldaten und Angehörige der Truppen des
Innenministeriums getötet und mehr als 3.500 verletzt.
Manche der Verwundeten sterben, nachdem sie das Krankenhaus
erreichen, werden aber nicht gemeinsam mit denen aufgeführt,
die im Kampf gefallen sind.
The New York Times Magazine, 27.2.2000, auf der homepage:
http://www..nytimes.com/li...y/magazine/home/20000227mag-Grosny.html
28.2.2000 Schon seit einem halben Jahr gibt es keine
Informationen über den Verbleib von 500 Soldaten, die an der
Tschetschenien-Kampagne teilnahmen.
War and Human Rights. February 28, 2000.
(http://www.hro.org/war/162.htm)
März
2.3.2000 Russlands Justizminister Juri Tschaika will etwa ein
Dutzend' Ermittlungsverfahren gegen Russen wegen
mutmaßlicher Menschenrechtsverletzungen im
Tschetschenienkrieg einleiten. Unter den Verdächtigten seien
auch Soldaten.
Berlin Online, 2.3.2000
3.3.2000 Die Agentur Interfax teilte unter Berufung auf
Militärangaben mit, in der vergangenen Woche seien 70
russische Soldaten getötet und zweihundert verletzt
worden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.3.2000
3.3.2000 Bei Grosny sind bei einem Überfall auf eine
Spezialeinheit des russischen Innenministeriums 37 russische
Soldaten getötet worden. Dies meldete die Agentur Itar-Tass
unter Berufung auf General Kurtscherok.
afp/dpa-Bericht in Frankfurter Rundschau, 4.3.2000
Anfang März 2000 In Moskau gibt der Kreml-Sprecher
für Tschetschenien, Jastrschembski, die Zahl der seit dem
Einmarsch russischer Truppen am 1. Oktober 1999 gefallenen
russischen Soldaten mit 1.420 an. 3.896 seien verletzt worden.
Die russischen Verluste werden von unabhängigen Beobachtern
jedoch weitaus höher eingeschätzt.
ap-Meldung in Neue Zürcher Zeitung, 4./5.3.2000
5.3.2000 Die russischen Truppen haben in den vergangenen Tagen
bei Kämpfen im Süden Tschetscheniens hohe Verlust
erlitten. Bei Gefechten im Argun Flusstal seien bis zu 100
russische Fallschirmjäger getötet worden.
dpa, 6.3.2000
7.3.2000 Nach offiziellen russischen Angaben betragen die
Verluste der russischen Armee bei den Kämpfen im Süden
des Landes etwa 100 Soldaten in jeder Woche.
Reuters-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.3.2000
7.3.2000 Eine Serie von heftigen Gegenschlägen der
Tschetschenen in den tschetschenischen Bergen hat mindestens 100
russischen Soldaten das Leben gekostet. Letzte Woche wurden in
einem Vorort von Grosny elf Paramilitärs getötet.
Tschetschenische Quellen geben an, 160 Russen seien in einer
offenen Feldschlacht mit tschetschenischen Kämpfern
außerhalb von Komsomolskoje umgekommen. Die Kämpfer
hätten die russischen Soldaten überrascht, nachdem sie
eine russische Blockade in der Argun Schlucht durchbrochen
hatten. Die Behauptung bezüglich der Niederlage
außerhalb von Komsomolskoje wurde von russischer Seite
bestätigt, die zugleich angab, eine gesamte Einheit von
mindestens 60 Fallschirmjägern sei über das Wochenende
ausgelöscht worden.
The Times, 7.3.2000 (http://www.sunday-times.com)
10.3.2000 Nach eigenen Angaben hat Russland im
Tschetschenienkrieg hohe Verluste erlitten. Der erste
stellvertretende Generalstabschef, General Waleri Manilow, sagte
am Freitag im Fernsehen, 156 Soldaten seien in der Region
gefallen und weitere 157 verletzt worden.
International Herald Tribune, Yahoo Schlagzeilen, 10.3.2000
http://de.news.yahoo.com/000310/4/mpwy.html und Russia Today,
13.3.2000
http://www.russiatoday.com/chechnyainfocus/news.php3?id=142037
13.3.2000 Letzten Informationen zufolge, liegt die offizielle
Zahl russischer Todesopfer seit dem 1. Oktober bei 1.556.
Russia Today, 13.3.2000
http://www.russiatoday.com/chechnyainfocus/news.php3?id=141950
13.3.2000 Ein Offizier gab zu, dass 84 Fallschirmjäger
jüngst in einer Schlacht mit tschetschenischen Kämpfern
ums Leben gekommen seien.
Russia Today, 13.3.2000
http://www.russiatoday.com/chechnyainfocus/news.php3?id=141823
13.3.2000 84 Soldaten wurden heute auf dem Friedhof in Pskow
beerdigt.
AP, 14.3.2000
18.3.2000 Nach Angaben von tschetschenischer Seite starben bei
den Kämpfen um die Argun Schlucht 250 russische Soldaten, in
der Nähe von Saadi-Chutor starben angeblich 400 russische
Soldaten. Beide Seiten übertreiben die Zahl der Opfer des
jeweiligen Gegners.
Kavkaz Center auf der homepage: www.chechnya.xnet.is/news.html,
18.3.2000
20.3.2000 Erstmals gab es inoffizielle Angaben zu den
russischen Verlusten bei den Kämpfen um Komsomolskoje.
Demnach seien dort binnen zwei Wochen 50 Soldaten getötet
und mehr als 300 verletzt worden, meldete Interfax unter Berufung
auf Quellen im Oberkommando. Offiziell wurde lediglich bekannt
gegeben, dass bei den Kämpfen mehr als 500 Tschetschenen
getötet worden seien.
dpa in Yahoo Schlagzeilen, 20.3.2000
http://de.news.yahoo.com/000320/4/nc6w.html
31.3.2000 Seit einem Angriff auf einen Konvoi des russischen
Innenministeriums bei dem vier Soldaten getötet wurden,
werden 39 russische Soldaten vermisst, teilte ein Kreml-Sprecher
mit. Sechs Soldaten war die Flucht gelungen.
dpa, Reuters, 31.3.2000
April
3.4.2000 In Tschetschenien sind am Samstag 32 Leichen von
Angehörigen einer russischen Elitetruppe entdeckt worden.
Die Soldaten waren offenbar in einen Hinterhalt der Tschetschenen
geraten. Das russische Verteidigungsministerium räumt
inzwischen die hohen Verluste ein. Verteidigungsminister Sergejew
gibt als Grund das 'fehlerhafte zentralisierte Management und
einen Mangel an effizienter Abstimmung zwischen Offizieren und
Innen- und Verteidigungsministeriums' an.
dpa, AP, Süddeutsche Zeitung, die tageszeitung TAZ,
3.4.2000
2.4.2000 Der von Tschetschenen entführte General Schtigun
sei nicht auf der Flucht umgekommen, sondern in Gefangenschaft
ums Leben gekommen. Der während seiner Haft schwer erkrankte
Schtigun sei Mitte Februar im Kriegsgebiet an Entkräftung
gestorben.
Süddeutsche Zeitung, 3.4.2000
5.4.2000 Tschetschenische Quellen geben an, neun
Angehörige der russischen Paramilitärs exekutiert zu
haben, nachdem Moskau sich geweigert hatte, sie gegen einen
russischen Oberst einzutauschen. Dieser hatte eine
18-jährige Tschetschenin vergewaltigt und umgebracht.
Kawkaz centr, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.4.2000
7.4.2000 Russland hat im Tschetschenienkrieg nach offiziellen
Angaben bislang 2095 Soldaten verloren, 6171 seien verwundet
worden. In der vergangenen Woche wurden 59 Soldaten
getötet., davon allein 38 bei einem Überfall auf einen
OMON-Eliteeinheit.
dpa, Reuters, Süddeutsche Zeitung, 7.4.2000
12.4.2000 Im russisch besetzten Teil Tschetscheniens
häufen sich die Angriffe der Tschetschenen. In den
zurückliegenden 24 Stunden seien sieben Polizeiposten
beschossen worden. Ein Polizist wurde dabei verletzt.
dpa, 13.4.2000
23.4.2000 Der tschetschenische Sprecher Mowladi Udugow sagte
heute, es seien am Sonntag 80 russische Soldaten getötet
worden.
Berlin Online, News Ticker, 23.4.2000
24.4.2000 Am Eingang zur Argun Schlucht gab es heftige
Gefechte, bei denen ein Soldat verletzt worden ist. Seit Montag
seien Polizeiposten in den Kreisen Noschai-Jurt, Urus-Martan und
in Grosny beschossen worden, ein russische Polizist ist dabei
gestorben.
dpa, 25.4.2000
25.4.2000 Bei einem Überfall tschetschenischer
Kämpfer auf eine russische Militärkolonne sind nach
Angaben der Tschetschenen 80 russische Soldaten getötet
worden. Bei einem Angriff in der Nähe von Sertschen-Jurt
seien zudem 13 Fahrzeuge zerstört worden. Die russische
Seite sprach von 15 toten Soldaten.
Reuters, Neue Züricher Zeitung, AP, Frankfurter Allgemeine
Zeitung, 25.4.2000
26.4.2000 Am Wochenende war ein russischer Konvoi in einen
Hinterhalt geraten, dabei wurden bei Sertschen-Jurt 17 russische
Soldaten getötet.
dpa, 26.4.2000
27.4.2000 Bei einem tschetschenischen Angriff auf russische
Truppen wurden innerhalb von wenigen Tagen zehn Soldaten
getötet. Seit Beginn des Krieges seien 2.181 russische
Soldaten getötet worden, so Generalstabschef Manilow.
dpa, Reuters, Neue Züricher Zeitung, 27.4.2000
Mai
3.5.2000 Angehörige der russischen Truppen haben die
Leichen von neun Mitgliedern der Spezialeinheiten des russischen
Innenministeriums entdeckt, die vermisst worden waren. Die
Männer waren offenbar exekutiert worden, ihnen seien die
Kehlen durchgeschnitten worden.
The Chechen Times, 3.5.2000
7.5.2000 Am 7.5.2000 strahlte das ARD eine Sondersendung aus.
Der ARD-Korrespondent in Russland, Udo Lielischkies, hatte das
Schicksal eines russischen Soldaten recherchiert. Dieser hatte
als einziger einen Angriff auf seinen Schützenpanzer
überlebt, war dann aber von Tschetschenen verschleppt
worden. Die Familie glaubte ihn schon tot. Der ARD-Korrespondent
suchte den Soldaten. Sein Weg führte über die
Soldatenmütter in Moskau, das Heimatbataillon des Vermissten
in Tambow etc. Am Ende kommt die Nachricht, dass er
tatsächlich überlebt hat. Er wurde ausgetauscht und
kämpfte statt in Grosny in den Bergen weiter. Ende April
wurde er nach Hause entlassen.
ARD Pressestelle, 7.5.2000
7.5.2000 Die russischen Einheiten in Tschetschenien haben am
Montag den Verlust eines Kampfflugzeugs über Tschetschenien
eingeräumt. Ein tschetschenischer Sprecher hatte gesagt, das
russische Flugzeug sei von Flugabwehrraketen getroffen
worden.
Afp, 8.5.2000
10.5.2000 Nach seiner umstrittenen Reise in den Kaukasus
kritisiert der BND den Zustand der russischen Truppen. Sie seien
schlecht ausgebildet und gingen taktisch unprofessionell vor, das
Offizierskorps sei gelichtet, es fehle an erfahrenen Führern
der Kampftrupps und die Spezialmunition sei inzwischen
ausgegangen. In den Einheiten spreche man von "mindestens hundert
Toten pro Monat, vermutlich sei die Zahl drei- bis viermal so
hoch". Moskau lasse die Zahl der Gefallenen nicht mehr zentral
erfassen, weil sie politisch zu brisant sei.
Der Tagesspiegel, 10.5.2000
11.5.2000 Im Süden Tschetscheniens lieferten sich
russische Einheiten und Tschetschenen weiterhin Gefechte. Das
russische Oberkommando wies Berichte der Tschetschenen
zurück, wonach bei einem Kampf nahe der Grenze zu Georgien
25 Soldaten getötet worden seien. Unabhängige Angaben
liegen nicht vor.
dpa, 11.5.2000
12.5.2000 In Inguschetien wurden 18 russische Soldaten
getötet, als sie in einen Hinterhalt der Tschetschenen
gerieten.
Afp, dpa, 12.5.2000
14.5.2000 Bei einem Absturz eines Hubschraubers sind mehrere
russische Soldaten getötet worden.
AP, 14.5.2000
15.5.2000 Die russische Führung teilte mit, der
Widerstand der Tschetschenen sei nach weiteren schweren Angriffen
gebrochen, es gebe aber immer noch Heckenschützen und
gefährliche Hinterhalte. Bei Angriffen in der Nacht seien
mehrere russische Soldaten verwundet worden. Genaue Zahlen liegen
nicht vor. Insgesamt seien 18 Kontrollpunkte überfallen
worden. Zudem seien die Überreste eines russischen
Kampfflugzeugs gefunden worden. Über den Verbleib des
Piloten wurden keine Angaben gemacht.
APA, 15.5.2000
16.5.2000 Der tschetschenische Führer Bassajew
kündigte weitere Angriffe gegen die russischen Soldaten auch
außerhalb der Kaukasusrepublik an. Vergangene Woche hatten
tschetschenische Kämpfer im benachbarten Inguschetien 19
russische Soldaten in den Hinterhalt gelockt und erschossen. Wie
die Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag meldete, kam im
Süden von Tschetschenien ein Soldat bei einer
Bombenexplosion ums Leben. Elf weitere Soldaten wurden
verletzt.
AFP, 16.5.2000
16.5.2000 Bei einem neuen Überfall der Tschetschenen auf
einen Fahrzeugkonvoi russischer Fallschirmjäger sind
mindestens drei Soldaten ums Leben gekommen. Der Angriff
ereignete sich rund 30km östlich von Grosny.
dpa, 16.5.2000
18.5.2000 Allein in der vergangenen Woche sind bei Gefechten
mit Tschetschenen 51 russische Soldaten getötet und weitere
71 verletzt worden. Der Vize-Generalstabschef, Generaloberst
Waleri Manilow, teilte zudem gestern mit, dass seit August 1999
auf russischer Seite 2284 Soldaten getötet und 6645
verwundet wurden.
Reuters, Frankfurter Neue Presse, 19.5.2000
21.5.2000 Bei einem Bombenanschlag auf eine Polizeiwache im
Süden Tschetscheniens sind nach offiziellen Angaben ein
Beamter getötet und vier weitere verletzt worden.
Reuters, 21.5.2000
24.5.2000 Im Süden Tschetscheniens werden die russischen
Truppen immer wieder von tschetschenischen Kämpfern
angegriffen. Zum Teil erlitten die Russen dabei hohe Verluste,
genaue Zahlen liegen nicht vor. Im Moment sollen etwa 80 000
russische Soldaten in Tschetschenien stationiert sein. Bei einer
Minenexplosion in Tschetschenien sind ein russischer
Fallschirmjäger getötet und zehn verwundet
worden.
dpa, 24.5.2000
26.5.2000 Die Jäger drohen zu Gejagten zu werden, so die
NZZ über die Situation der russischen Soldaten in
Tschetschenien. "Dieser Krieg wird noch lange dauern", sagte ein
junger Presseoffizier. Die russische Streitmacht habe
wöchentlich immer noch zwischen 50 und 100 Todesopfer und
ein mehrfaches an Verletzten zu beklagen. Seit dem
Frühlingsanfang haben sich die Tschetschenen erfolgreich auf
eine Guerilla-Taktik verlegt. Mindestens sechsmal gerieten
russische Soldaten in tödliche Fallen, als ihre
Fahrzeugkolonnen in unübersichtlichem Gelände unter
Beschuss kamen. Die tschetschenischen Kämpfer legen Minen
und sprengen damit Militärfahrzeuge in die Luft, sie
beschießen jede Nacht Checkpoints und
Administrationsgebäude, und sie ermorden "Kollaborateure",
die mit den moskautreuen Behörden zusammenarbeiten.
Neue Züricher Zeitung, 26.5.2000
28.5.2000 Die Tschetschenen haben den russischen Truppen
weitere Verluste zugefügt. Nach russischen Berichten wurden
drei Russen getötet, ein Sprecher der Tschetschenen hatte
zuvor von 16 getöteten Russen gesprochen. Nach russischen
Angaben seien seit Beginn des Krieges Ende September 2.300
russische Soldaten gefallen.
Reuters, 28.5.2000
29.5.2000 Die tschetschenischen Kämpfer haben ihre
Aktivitäten offensichtlich verstärkt, seit Sonntag habe
es 22 Überfälle gegeben, gleichzeitig wies die Armee
Berichte der Tschetschenen über den Tod von bis zu 40
russischen Soldaten zurück. Bei einem Überfall am 29.5.
seien mindestens zwei Soldaten getötet und vier verwundet
worden. Vier russische Fallschirmjäger starben, als ihr
Fahrzeug auf eine Mine fuhr. Der für Tschetschenien
zuständige Kreml-Sprecher sagte, dass es im Kriegsgebiet
"praktisch jeden Tag" zu Gefechten komme.
dpa, 29.5.2000
Juni
1.6.2000 Zwei russische Soldaten wurden getötet und
dreizehn verwundet, als eine ferngesteuerte Bombe in der
südrussischen Stadt Wolgograd explodierte. Russische
Sprecher vermuten, der Anschlag gehe auf das Konto der
tschetschenischen Kämpfer.
Reuters, 1.6.2000
1.6.2000 Der stellvertretende russische Generalstabschef
Manilow teilte mit, dass Russland im fast zehn Monate langen
Tschetschenienkrieg bislang 2331 Soldaten verloren habe. 6803
seien verwundet worden.
dpa, 2.6.2000
1.6.2000 Tschetschenische Kämpfer haben in der Nacht die
russische Militärkommandantur in Grosny und weitere
Einrichtungen des russischen Militärs angegriffen. Bei dem
Überfall wurden nach russischen Angaben zwei Soldaten
verletzt, die Tschetschenen sprechen von 15 getöteten
Soldaten.
ap,dpa, 2.6.2000, Reuters, 3.6.2000
8.6.2000 Ein ranghoher russischer Offizier wurde nach
Militärangaben am Mittwoch in der Region Urus-Martan
verletzt, nachdem Tschetschenen das Feuer auf ihn eröffnet
hatten. Der Fahrer des stellvertretenden Kommandanten der im
Westen eingesetzten Truppen sei erschossen worden. Bei einem
Selbstmordanschlag in Alchan-Jurt sind am 7.6. zwei Soldaten ums
Leben gekommen und weitere verletzt worden. Am 8.6. wurde ein
Soldat getötet und vier weitere wurden verletzt.
Neue Züricher Zeitung, AFP, Berliner Zeitung, 9.6.2000
11.6.2000 Ein Selbstmordattentäter sprengte am
Sonntagabend in Grosny sich selbst und zwei russische
OMON-Sonderpolizisten in die Luft.
dpa, 12.6.2000
13.6.2000 Die Ende März in Tschetschenien gefundene
Leiche des entführten russischen Polizeigenerals Gennadi
Schpigun ist heute eindeutig identifiziert worden.
dpa, 14.6.2000
15.6.2000 Vier russische Soldaten starben, als ihr Fahrzeug in
Grosny auf eine Mine fuhr, so militärische Quellen aus
Gudermes. Seit letzter Woche haben die Tschetschenen in ihrem
Kampf auch Selbstmordattentäter eingesetzt. Moskau warnte
seine Soldaten, sie hätten es mit Kamikaze Attacken der
Hisbollah aus dem Mittleren Osten zu tun.
BBC, AFP, 16.6.2000
15.6.2000 Ein muslimischer Führer in Tschetschenien, der
die pro-russische Verwaltung unterstützte, wurde in seinem
Haus in Urus-Martan getötet. Iman Umar Idrisow, ein
Vertrauter des neu ernannten zivilen Führers Kadyrow, wurde
wenige Stunden nachdem er eine Predigt für den Frieden
gehalten hatte, erschossen.
BBC, 16.6.2000
8.-15.6.2000 Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden
in dieser Woche zwölf Soldaten getötet, 58 wurden
verwundet. Seit August 1999 seien 2369 Soldaten getötet und
6946 verwundet worden.
BBC, 3.7.2000
15.-22-6.2000 In der Woche vom 15.-22.6.2000 starben Angaben
des russischen Verteidigungsministeriums zufolge 20 russische
Soldaten, 59 wurden verwundet.
BBC, 3.7.2000
22.-29.6.2000 In der Woche vom 22.-29.6. 2000 starben
offiziellen Angaben zufolge 17 russische Soldaten, 71 wurden
verwundet.
BBC, 3.7.2000
20.6.2000 Nach russischen Angaben wurden zwei Angehörige
des russischen Innenministeriums, die in Grosny stationiert
waren, erschossen.
BBC, 21.6.2000
27.6.2000 Mehr als 450 Anklagen gegen Angehörige
russischer Truppen wurden von der russischen Staatsanwaltschaft
seit dem Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges im August 1999
erhoben, so ein russischer Regierungssprecher. Human Rights Watch
und amnesty international haben davor gewarnt, diese Zahlen allzu
ernst zu nehmen.
AP, 28.6.2000
27.6.2000 Nach russischen Angaben seien zwölf russische
Soldaten bei Kämpfen südöstlich von Grosny
umgekommen.
BBC, 28.6.2000
29.6.2000 Schwere Kämpfe werden aus der Umgebung des
Dorfes Sertschen-Jurt gemeldet. Die Russen meldeten den Tod von
mindestens 120 Tschetschenen, AFP zitierte einen
tschetschenischen Sprecher, der behauptete, fast 100 russische
Truppenangehörige seien bei den Kämpfen umgekommen. 25
Russen waren am 28. Juni gestorben, als die russische Artillerie
aus Versehen russische Positionen bombardierte.
Radio Liberty, 29.6.2000
30.6.2000 Der 25. Juni 2000 war der erste Tag, an dem Russland
keine Zahlen über russische Verluste in Tschetschenien
veröffentlichte. Die Schießereien haben in der letzten
Zeit etwas nachgelassen, die Tschetschenen scheinen sich auf
Heckenschützenangriffe, Minen, Selbstmordattentate u.ä.
zu konzentrieren. So bringen sie wöchentlich etwa ein
Dutzend Soldaten um, nicht genug, um die Empörung der
russischen Öffentlichkeit zu erregen.
The Economist, 30.6.2000
30.6.2000 In einer dreitägigen Schlacht mit Tschetschenen
bei dem Ort Sertschen-Jurt seien mindestens zwölf russische
Soldaten getötet und 16 verwundet worden. Nach russischen
Angaben war ein Aufklärungstrupp am Montag auf ein Lager der
Tschetschenen gestoßen. Seitdem dauerten die Gefechte an.
Die russische Seite ließ verlautbaren, dass die Gefechte
nun beendet seien. Die tschetschenischen Verstecke und Lager
seien zerstört worden.
dpa, 30.6.2000
Juli
2.7.2000 Nach russischen Angaben wurden am Wochenende neun
Soldaten getötet und sieben wurden verletzt, als ein
Panzerfahrzeug etwa 30 km südöstlich von Grosny auf
eine Mine fuhr.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Reuters, dpa, AFP, 3.7.2000
2./3.7.2000 Offiziellen Militärangaben zufolge wurden bei
einer Serie von Selbstmordanschlägen der Tschetschenen
mindestens 37 russische Soldaten getötet und 84 verletzt.
Die Tschetschenen hingegen sprechen von mindestens 640 Toten. Die
Zahl der Toten variiert je nach Quelle zwischen 33 und über
50.
BBC News, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.7.2000
7.7.2000 Im Verlauf der letzten Woche wurden 61 russische
Soldaten getötet und 153 weitere verletzt.
Washington Post, 7.7.2000
11.7.2000 Die tschetschenischen Kämpfer berichteten im
Internet über neue Gefechte in der Hauptstadt Grosny. Dabei
seien in der Nacht zum Dienstag elf russische Soldaten
getötet worden, hieß es. Von russischer Seite gab es
dazu keine Informationen.
Aachener Zeitung, 11.7.2000
13.7.2000 In der letzten Woche starben bei Attacken mit
Autobomben mehr als 100 russische Soldaten. Putin kritisierte
dafür seine Generäle scharf, die Verluste hätten
durch bessere Disziplin und Professionalität vermieden
werden können.
Pawel Felgenhauer in The Moscow Times, 13.7.2000
17.7.2000 Mindestens zwölf russische Soldaten starben am
Wochenende bei Zusammenstößen mit den Tschetschenen.
Die tschetschenische Seite spricht sogar von 43 Russen, die bei
vier unterschiedlichen Angriffen der Tschetschenen getötet
worden seien.
Yahoo News, 17.7.2000 (www.yahoo.com)
16.7.2000 Tschetschenen verübten einen Anschlag auf einen
gepanzerten Zug, wobei sechs Soldaten und eine Köchin
getötet wurden. Am Freitag hatten russische Truppen
versehentlich ihr eigenes Hauptquartier bei Grosny beschossen,
zwei Soldaten wurden verletzt.
dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung, die tageszeitung TAZ
17.7.2000
16.7.2000 Der Verwaltungschef der russisch kontrollierten
Stadt Alchan-Jurt ist bei einem Attentat getötet worden.
Unbekannte erschossen Ruslan Chamidow am Morgen vor seinem Haus.
Der Politiker sei von elf Kugeln getroffen worden.
AP, Neue Züricher Zeitung, 17.7.2000
20.7.2000 Bei Überfällen auf Konvois und
Streifenwagen seien sechs russische Soldaten und Polizisten
getötet und elf weitere verwundet worden. In Noschai-Jurt im
Südosten Tschetscheniens überfielen Tschetschenen die
russische Militärkommendantur, drei Soldaten seien dabei
verletzt worden.
Göttingen Tageblatt, dpa, Reuters, 21.7.2000
22.7.2000 Im Zentrum Grosnys wurden beim Beschuss eines
Panzerfahrzeugs zwei Soldaten getötet.
dpa, 22.7.2000
23.7.2000 Am Freitag wurden in der Region Schali vier Soldaten
des Innenministeriums getötet und drei weitere verletzt, als
ihr Lastwagen von einer Mine in die Luft gejagt wurde.
Chicago Tribune, 23.7.2000
25.7.2000 Moskau streitet die schweren Verluste unter den
Truppen des Innenministeriums bei der gestrigen Schlacht ab. Die
Kämpfe waren die Folge eines tschetschenischen Angriffs auf
einen bewaffneten Konvoi in der Nähe von Sertschen-Jurt. Es
wurde jedoch bestätigt, dass drei russische Polizisten
starben und 17 verwundet wurden, als tschetschenische
Kämpfer ihren Konvoi in Grosny/ Staropromyslowski
angriffen.
Radio Free Europe/ Radio Liberty, 25.7.2000
27.7.2000 Russland hat seit Beginn des Tschetschenien-Krieges
bislang über 2500 Soldaten verloren. Mehr als 8000
Armeeangehörige wurden verwundet. Diese offiziellen Zahlen
nannte der russische Vize-Generalstabchef in Moskau. In
Tschetschenien kämpfen immer noch etwa 2000 bewaffnete
Tschetschenen gegen die russischen Truppen, die Hälfte davon
ausländische Söldner. Menschenrechtsorganisationen
gehen von weit höheren Zahlen aus.
SAT.1-Nachrichten, 28.7.2000
26.7.2000 Ein russischer Polizist ist bei einem Überfall
südwestlich von Grosny ums Leben gekommen.
AFP, 27.7.2000
29.7.2000 Tschetschenische Seperatisten überfielen einen
Konvoi russischer Truppen nahe der Stadt Grosny. Die Zahl der
Opfer stand zunächst noch nicht fest.
Yahoo! News, 30.7.2000
29.7.2000 Bei erneuten Gefechten ist ein russischer Soldat
verwundet worden, teilte das Büro des
Tschetschenien-Sprechers der russischen Regierung, Sergej
Jastrschembski, mit. Getötet worden sei jedoch niemand. Der
Fernsehsender NTW berichtete hingegen von einem Toten und einem
Verletzten.
Yahoo Schlagzeilen, 29.7.2000
30.7.2000 Tschetschenische Internetquellen berichteten von
einigen Angriffen auf russische Truppen, bei denen Dutzende
Soldaten getötet wurden. Allerdings wird meist die Anzahl
der gegnerischen Verluste übertrieben. Die russische Seite
sprach von weit weniger Toten.
Reuters, 31.7.2000
August
1.8.2000 In Tschetschenien ist ein hoher prorussischer Beamter
getötet worden. Der Vize-Verwaltungschef des Bezirks
Urus-Martan sei ums Leben gekommen, als sein Auto auf eine Mine
fuhr.
Reuters, 2.8.2000
2.8.2000 Bei nächtlichen Kämpfen wurden ein
russischer Soldat und ein Polizist getötet. Laut Aussagen
der Tschetschenen sind 21.000 Russen bei den Kämpfen
gefallen. Beide Seiten tendieren wohl dazu, bei den Verlusten der
Feinde zu übertreiben und ihre eigenen herunter zu spielen.
Aber auch Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass die
russischen Verluste zwei bis dreimal so hoch sind als die
offiziellen Angaben.
Yahoo News, 3.8.2000
3.8.2000 In Tschetschenien sollen nach offiziellen Angaben
2.585 Soldaten bei den Kämpfen ums Leben gekommen und 7.505
verwundet worden sein.
Hamburger Abendblatt, 4.8.2000
3.8.2000 Tschetschenen haben einen Sprengstoffanschlag auf die
russische Verwaltungschefin des Bezirks Norschai-Jurt
verübt. Isita Gaiberkowa sei dem Anschlag jedoch entgangen,
hingegen ist Gairbekowas Bruder, die Mutter und die Schwester
getötet worden. Bei Angriffen auf russische Armeeposten sind
ein Soldat und ein Polizist getötet sowie drei Soldaten
verletzt worden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Reuters, Frankfurter Rundschau
4.8.2000
3.8.2000 Zwei seit Tagen in Tschetschenien vermisste russische
Offiziere sind enthauptet aufgefunden worden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, dpa, 4.8.2000
7.8.2000 Bei der Explosion eines russischen Panzerwagens auf
einer Mine in Tschetschenien sind nach inoffiziellen
Militärberichten mehrere Soldaten getötet worden. Der
Sprengsatz detonierte auf einer Straße sieben Kilometer
südlich von Grosny.
Yahoo News, 7.8.2000
8.8.2000 In Afghanistan starben zwischen 1979 und 1991 mehr
als 14.000 sowjetische Soldaten. Macht im Durchschnitt 137
Gefallene pro Monat. In Tschetschenien sind es - selbst dann,
wenn man nur die offiziellen Zahlen nimmt - gegenwärtig
mindestens die Hälfte.
Die Presse, 8.8.2000
8.8.2000 In der Nähe von Samaschki werden bei einem
Bombenabschlag zwei russische Polizisten getötet und vier
verletzt.
Radio Free Europe/ Radio Liberty, 9.8.2000
9.8.2000 Ein Sprecher des tschetschenischen Präsidenten
Maschadow teilte mit, tschetschenische Guerillas hätten elf
russische Soldaten getötet.
Yahoo News, 10.8.2000 (www.yahoo.com)
11.8.2000 Bei nächtlichen Kämpfen in Inguschetien
wurden zwei russische Soldaten und fünf tschetschenische
Kämpfer getötet.
Yahoo News, 11.8.2000 (www.yahoo.com)
12./13.8.2000 Es werden Gefechte zwischen Russen und
Tschetschenen in Inguschetien gemeldet. Ein russischer Sprecher
teilte mit, dabei seien mindestens sechs Tschetschenen
getötet und viele verletzt worden. Auch auf russischer Seite
habe es Verletzte gegeben, genaue Zahlen liegen aber nicht
vor.
Reuters, dpa, Göttinger Tageblatt, Frankfurter Rundschau,
Neue Züricher Zeitung, 12.8.2000
13.8.2000 Soldaten aus Tschetschenien erhalten nicht die
gleichen Zuwendungen wie andere Kriegsveteranen, denn nach der
Definition der russischen Regierung gibt es in Tschetschenien
keinen Krieg.
Chicago Tribune, 13.8.2000
13.8.2000 Berichten zufolge wurden bei Kämpfen
südlich von Grosny mindestens zwei russische Soldaten
getötet.
BBC News, 13.8.2000
23.8.2000 Zwei russische Soldaten wurden in Grosny verletzt,
als ihr Auto beschossen wurde. In der Region Nozhai-Jurt wurde
ein Soldat des Innenministeriums getötet und drei weitere
verletzt.
Yahoo News, 23.8.2000 (www.yahoo.com)
24.8.2000 Offiziellen Militärangaben zufolge sind im
Verlauf der letzten Woche 17 russische Soldaten gefallen. Die
Zahl der russischen Verluste seit Ausbruch des Krieges liegt
jetzt bei insgesamt 2.640. Diese Zahlen werden allerdings nicht
von anderen Quellen verifiziert.
Radio Free Europe/ Radio Liberty, 24.8.2000
28.8.2000 Die russischen Truppen lieferten sich mit den
Tschetschenen schwere Gefechte in den Bergen der an
Tschetschenien angrenzenden Teilrepublik Inguschetien. Es seien
bei einer Minenexplosion und einer Schießerei zwei Soldaten
getötet worden. Am 27.8.2000 starben zwei russische Soldaten
auf dem Marktplatz von Grosny durch eine Schießerei.
dpa, AFP-Bericht in die tageszeitung TAZ, 29.8.2000
September
4.9.2000 Russland hat während des Tschetschenienkrieges
23 Helikopter verloren.
AP, Yahoo, 5.9.2000
5.9.2000 Ein russischer Polizist kam in Grosny um, als in der
Stadt ein Auto in die Luft gejagt wurde. Trotzdem erklärte
Leutnant Babischew, der Militärkommandant in Grosny, dass es
in der Stadt ruhig sei und dass nicht gekämpft werde. Ein
Sprecher der Tschetschenen teilte mit, sie hätten russische
Truppen in und außerhalb von Grosny angegriffen und dabei
50 Soldaten getötet.
Radio Free Europe, Radio Liberty, rtr, Berliner Zeitung, dpa,
6.9.2000
6.9.2000 In der letzten Woche kamen im Krieg in Tschetschenien
neunzehn Angehörige der russischen Streitkräfte
um.
Reuters, 8.9.2000
6.9.2000 Als ihr Fahrzeug auf eine Landmine fuhr, starb in der
Nähe von Gudermes ein Soldat, drei andere wurden
verletzt.
AFP, ITAR-TASS, 7.6.2000
7.9.2000 Russische Truppen durchkämmten Waldstücke
in Tschetschenien, nachdem am 7.9. zwei Angehörige der
Innenministeriumstruppen OMON aus einem Hinterhalt in einem
Waldstück ermordet wurden.
Reuters, 8.9.2000
7.9.2000 Drei russische Soldaten sind in Tschetschenien von
einer Landmine getötet worden.
AP, dpa in Stuttgarter Zeitung Neue Züricher Zeitung,
8.9.2000
8.9.2000 Zwei Polizisten starben und fünf weitere wurden
bei mitternächtlichen Attacken von tschetschenischen
Guerrillas verletzt. Einer der Polizisten starb, als der
Checkpoint am Minutka-Platz unter Beschuss kam, zwei andere
Polizisten wurden bei dem Anschlag verletzt. Der zweite Polizist
starb bei einen ähnlichen Anschlag in
Staropromyslowski.
AFP, 9.9.2000
10.9.2000
Tschetschenische Quellen geben an, einen tschetschenischen
Beamten, der für die pro-russische Verwaltung arbeitet,
getötet zu haben. Sie geben auch an, in einer Attacke 27
russische Soldaten getötet und weitere verletzt zu haben.
Diese Nachrichten werden von der russischen Seite nicht
bestätigt. Die Russen geben aber zu, dass es besonders in
Grosny immer noch zu Kampfhandlungen kommt. Es habe allein in den
letzten 24 Stunden über 14 Attacken auf russische Positionen
gegeben.
BBC, 11.9.2000, dpa-Bericht in Frankfurter Rundschau,
dpa/afp-Bericht in Neue Züricher Zeitung 12.9.2000
12.9.2000 Eim russischer General ist nach Regierungsangaben in
Tschetschenien bei einem Anschlag verletzt worden, der
tschetschenischen Kämpfern zugeschrieben wird. Generalmajor
Anatoli Mich sei in der Nähe der Stadt Gudermes auf dem
Rückweg zu seinem Militärstützpunkt gewesen, als
er aus einem vorbeifahrenden Geländefahrzeug beschossen
worden sei. Er sei fünfmal getroffen worden.
Reuters-Bericht in Neue Züricher Zeitung, 13.9.2000
14.9.2000 Sechs russische Soldaten sind bei einem
tschetschenischen Angriff umgekommen. Auch in der Nähe von
Urus-Martan seien Mittwoch Nacht acht Soldaten getötet
worden. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass
in der letzten Woche neun russische Soldaten getötet und 66
verletzt worden seien. Anderen Angaben zufolge seien in der
letzen Woche 15 Soldaten getötet worden.
AFP, Reuters, 14.9.2000
15.9.2000 Vier russische Soldaten starben bei einem Angriff
auf ihre Einheit in Zentraltschetschenien. Dieser Angriff war
einer von zwölf weiteren auf russische Einheiten in den
letzen 24 Stunden. Sechs Soldaten starben dabei am vergangenen
Donnerstag.
AP, 16.9.2000
18.9.2000 Ein Korrespondent der Los Angeles Times hat
über zwei Dutzend russische Soldaten befragt, die gerade aus
dem Krieg in Tschetschenien zurückgekehrt waren.
Freimütig gaben sie zu an schweren
Menschenrechtsverletzungen, von Plünderungen über
Folter bis zu Massenhinrichtungen beteiligt gewesen zu sein.
Abgesehen von der Schwere ihrer Verbrechen gibt der Autor zu
bedenken, dass es im russischen Militär keine Verfahren der
Bestrafung gibt und dass die Tschetschenien-Veteranen wegen ihrer
Verbrechen unter schweren Traumata zu leiden hätten. Sie
hätten häufig keine Chance, sich wieder in die
russische Gesellschaft einzugliedern.
LA Times, 18.9.2000
19.9.2000 Russische Soldaten sind in Streik getreten. Einige
von ihnen verweigern seit Anfang September das Essen, weil sie
ihre versprochenen Löhne nicht ausbezahlt bekommen. Die
Streikenden sind zumeist sogenannte 'kontraktniki', die
kurzzeitige Verträge bekommen haben. Nachdem ihnen die
Behörden bis zu 75.000 Rubel versprochen hatten, bekamen
haben sie bis jetzt, so ein Soldat, 3.700 Rubel. Wegen des
Streiks ist Wiktor Kazantsew nach Rostow am Don geflogen, wo sich
die Streikenden aufhalten.
AFP, 20.9.2000
19.9.2000 Das russische Militär hat seine Truppen in
Tschetschenien verstärkt, nachdem ein russischer Soldat in
den Bergen im Süden getötet und acht weitere verwundet
wurden. Obwohl Russland immer wieder betont, die Republik unter
Kontrolle zu haben, sagte der Kreml Sprecher für
Tschetschenien Jastrschembski, die Situation sei noch sehr
gespannt. Der Kopf der pro-russischen Verwaltung in
Tschetschenien Kadyrow hingegen sagte, die Russen könnten
Teile ihrer Truppen zurück in ihre Baracken schicken.
AP, 20.9.2000
21.9.2000 Im Moment sterben nach offiziellen Angaben
ungefähr jede Woche zehn Soldaten. Die Soldaten selbst
fühlen sich höchst unsicher in der Republik, fast
täglich kommt es zu Überfällen auf
Militärfahrzeuge oder Stellungen der Russen.
Washington Post, 21.9.2000
25.9.2000 Die russischen Soldaten in Tschetschenien sind immer
noch fast jede Nacht Attacken von tschetschenischen Kämpfern
ausgesetzt. Ein Soldat fasst die Situation der russischen
Streitkräfte in Tschetschenien wie folgt zusammen: "Wir
müssen diesen Krieg beenden. Wir können nicht hier
bleiben aber wir können auch nicht gehen."
AP in Yahoo News, 25.9.2000
26.9.2000 In der Los Angeles Times erscheint eine Reportage
über die Hinterbliebenen der in Tschetschenien umgekommenen
Soldaten. Sie leiden unter der Ungleichbehandlung gegenüber
den Angehörigen der Opfer des Untergangs der Kursk. Diese
bekommen als Schadensersatz 26.000 US-Dollar. Die Mütter der
tschetschenischen Soldaten müssen sich mit circa 129,50
US-Dollar zufrieden geben. Für vermisste Soldaten bekommen
die Familien 14,40 US-Dollar im Monat. Die Mütter hoffen
darauf, dass ihre Söhne noch leben, solange sie nicht die
Leichen der Soldaten sehen. Frau Epifanowa aus einer Stadt im
Ural hat zum Beispiel über 2 Jahre nach ihrem vermissten
Sohn in Tschetschenien gesucht. "Nach dem Kursk Unglück
haben wir realisiert, dass unsere Söhne nichts wert sind,
sie sind Fleisch". Die Organisation der Soldatenmütter geht
davon aus, dass die Zahl der Toten bis zu dreimal so hoch liegt
wie offiziell angegeben (2700).
LA times, 26.9.2000
Oktober
2.10.2000 Es kommt wieder
verstärkt zu Kampfhandlungen in Tschetschenien. Zwei
Angehörige des russischen Sicherheitsdienstes wurden
getötet, als ihr Fahrzeug auf eine Mine fuhr. Zwei russische
Soldaten starben bei einer Schießerei.
AP, AFP in Yahoo News 3.10.2000 (www.yahoo.com)
5.10.2000 Generalstabschef Manilow gab heute die aktuellen
Verlustzahlen mit 2.472 russischen Soldaten an. Davon seien 1.644
Angehörige der Truppen des Verteidigungsministeriums. 7.076
Soldaten seien verwundet worden, 26 werden noch vermisst. Manilow
sagte auch, dass nur noch 2.000 tschetschenische Kämpfer
übriggeblieben seien. Der tschetschenische Präsident
Maschadow sagte dagegen, er befehlige noch 33.000
Bewaffnete.
Radio Free Europe, Radio Liberty 6.10.2000
5.10.2000 Die russische und die tschetschenische Seite machen
unterschiedliche Angaben zu den schweren Kämpfen bei
Serschen-Jurt. Die russische Seite teilte mit, es seien Dutzende
Tschetschenen getötet worden. Tschetschenen-Sprecher Udugow
sagte jedoch, 54 russische Soldaten seien bei den Kämpfen
gefallen.
Reuters, 5.10.2000
5.10.2000 An 190.000 junge russische Männer ergeht
traditionell im Herbst der Einzugsbefehl, Präsident Putin
geht davon aus, dass etwa 50.000 versuchen werden, dem Wehrdienst
zu entgehen. Die russische Armee kranke und drogenabhängige
Rekruten für den Kampf in Tschetschenien verpflichtet, weil
immer weniger russische Soldten bereit sind, in dem Land zu
kämpfen und weil die Verluste dort hoch sind.
The Times, 6.10.2000
6.10.2000 In der Nachbarrepublik Tschetscheniens,
Inguschetien, wurde ein Wagen mit fünf russischen Polizisten
bveschossen. Zwei der Russen seien getötet, die drei anderen
verwundet worden, meldete die russische Nachrichtenagentur
Itar-Tass. Der Zwischenfall ereignete sich bei dem Dorf
Wesnossensownskaja.
dpa-Bericht in Kölnische Rundschau, 8.10.2000
11.10.2000 Drei russische Soldaten kamen in
Grosny ums Leben, als ihr Panzer von Tschetschenen angegriffen
wurde. Schon am 10.10. waren vier Soldaten bei ähnlichen
Angriffen gestorben. Die russischen Kräfte kamen in den
letzten 24 Stunden 18 Mal unter Beschuss, sagte ein
Angehöriger der pro-russischen Verwaltung in Tschetschenien.
Die russische Luftwaffe fliegtt weiterhin Bombenangriffe in den
südlichen Bergregionen der Republik.
Reuters, AP-Bericht in The Moscow Times, Yahoo News
(www.yahoo.com)
12.10.2000 eine Autobombe tötete mehr als 15 Menschen in
Grosny. Sieben Personen starben sofort, 21 weitere wurden teils
schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, wo acht ihren
Verletzungen erlagen. Die meisten der Toten sind pro-russische
tschetschenische Polizisten, die Verwundeten sind zumeist
Zivilisten. Zwei Frauen befinden sich jedoch auch unter den
Toten. Die Explosion wurde dadurch ausgelöst, dass zwei mit
Sprengstoff gefüllte Fahrzeuge inenenander rasten. Der
Anschlag wird den tschetschenischen Widerstandskämpfern
angelastet. Es war der schwerste solche Angriff seit einigen
Monaten.
Reuters-Bericht in Yahoo News und Frankfurter Rundschau, 12. /
13.10.2000
14.10.2000 Bei einem Angriff von tschetschenischen
Widerstandskämpfern in einem der zerstörten Stadtteile
Grosnys wurden vier russische Soldaten verwundet. Die Russen
eröffneten das Feuer, nachdem eine ferngezündete Bombe
unter ihrem Panzer explodiert war und die Soldaten verletzt
hatte.
Reuters, AP-Bericht Kölner Stadtanzeiger, The Moscow Times
und in Yahoo News (www.dailynews.yahoo.com) 14.10.2000
17.10.2000 Vier russische Soldaten wurden getötet und
weitere sieben verwundet, als tschetschenische Kämpfer auf
sie schossen. Die Tschetschenen haben seit Montag (16.10.2000) 17
Mal auf russische Positionen gefeuert, so ein russischer
Militärsprecher. Im Gegenzug flogen die Russen in den
letzten 24 Stunden 40 Angriffe auf vermutete Stellungen der
Tschetschenen.
The Moscow Times, 17.10.2000
21.10.2000 Tschetschenische Kämpfer griffen ein
Militärfahrzeug der Russen an und töteten dabei drei
russische Polizisten, zwei weitere wurden verletzt.
AP, Reuters-Bericht in Yahoo News, www.dailynews.yahoo.com,
21.10.2000
24.10.2000 In den letzten 24 Stunden haben die
tschetschenischen Kämpfer dutzende Attacken auf russische
Soldaten gestartet. Dabei kamen 13 Soldaten ums Leben, 24 weitere
wurden verletzt. Die Tschetschenen legen Minen, wenn ein
russischer Panzer dann auf eine Mine fährt, eröffenen
die Tschetschenen das Feuer auf die überlebenden Soldaten.
Die Angriffe fanden besonders im Dorf Tsa-Wedeneo, in der
Nähe der Argun-Schlucht und im Dorf Alkhan-Chutor
statt.
Reuters, Ap-Bericht in The Moscow Times, Yahoo News
(http://dailynews.yahoo.com)
25.10.2000 In den letzten 24 Stunden wurden vier russische
Soldaten getötet und mindestens fünf weitere verwundet.
Tschetschenische Kämpfer greifen häufig nachts die
Checkpoints der Russen an oder beschießen Panzer und
Armeeunterkünfte.
AP-Bericht in The Moscow Times, 25.10.2000
25.10.2000 Ein Sprecher der tschetschenischen Kämpfer
behauptete, die Tschetschenen hätten wieder einen
Anghörigen der pro-russichen Verwaltung Tschetscheniens
umgebracht. Lechi Jeschurkajew, 52, der Verwaltungschef der
Provinz Kurchaloi sei schon zu Beginn der Woche umgebracht
worden.
AFP-Bericht in Yahoo News auf der homepage:
http://sg.dailynews.yahoo.com, 25.10.2000
27.10.2000 Sechs russische Soldaten fielen tschetschenischen
Übergriffen zum Opfer. Die Stellungen der Russen wurden in
den letzen 24 Stunden 23 Mal angegriffen, so ein Sprecher der
pro-russischen Verwaltung Tschetscheniens. Bei dem Angriff auf
Positionen in Noschai-Jurt satrben vier Soldaten, in Schali fuhr
ein russischer Soldat auf eine Mine und kam ums Leben, in Grosny
wurde ein weiterer Soldat von einem tschetschenischen
Scharfschützen tötlich getroffen.
Ap-Bericht in The Moscow Times (www.themoscowtimes.com)
27.10.2000
29.10.2000 Bei einer Bombenexplosion in einem Café im
Süden Tschetscheniens sind mindestens sieben russische
Soldaten und die Besitzerin des Cafés getötet worden.
Vier weitere Soldaten sind verletzt worden.
dpa mit Berufung auf Interfax in Sat.1 Nachrichten
(www.sat1nachrichten.de) 29.10.2000
31.10.2000 Ein Sprecher der Tschetschenen sagte, 24 russische
Soldaten seien bei einer einstündigen Schlacht in der Region
Wedeno ums Leben gekommen, zwölf weitere seien verletzt
worden. Die russische Seite meinte: "Es ist unwahrscheinlich,
dass diese Angaben der Wahrheit entsprechen."
AFP-Bericht in Russia Today, 31.10.2000
31.10.2000 In den letzten 24 Stunden sind nach offiziellen
Angaben 14 russische Soldaten getötet worden. In einem
dramatischen Zwischenfall schossen Angehörige der russischen
Truppen auf das Auto, in dem der pro-russische Verwaltungschef,
Kadyrow, saß. Er wurde nicht getötet. Dieser Vorfall
macht deutlich, dass die Russen die Situation in Tschetschenien
nicht unter Kontrolle haben.
1.11.2000, Reuters-, AFP-, AP-Berichte in Yahoo News auf der
homepage: http://dailynews.yahoo.com