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Völkermord in Tschetschenien

Eine Dokumentation der Gesellschaft für bedrohte Völker

INHALTÜBERSICHT
TEIL 1 - Menschenrechtler und internationale Persönlichkeiten bilanzieren zum Krieg in Tschetschenien | Chronik des Krieges in Tschetschenien

TEIL 2 - Flucht und Vertreibung: Situation der internen und externen Flüchtlinge | a) Zahlen | b) Humanitäre Situation der Flüchtlinge, Vertriebenen und Zivilisten in Tschetschenien | c) Hinweise auf vertreibungsbedingte Todesfälle

TEIL 3 - Systematische Zerstörungen | Die Zerstörung der tschetschenischen Hauptstadt Grosny | Bombardierungen zivilier Ziele | a) Städte und Dörfer | b) Industrieanlagen

TEIL 4 - Angriffe auf Flüchtlingstrecks und medizinische Konvois | Massaker und Erschießungen | a. Erschießungen von Zivilsten | b) Massaker | 1. Das Massaker von Alkhan-Jurt | 2. Staropromyslowski | 3. Aldi | 4. Katyr-Jurt | Inhaftierungen und Filtrationslager | a) Inhaftierungen | b) Filtrationslager: Demütigung, Folter und Tod | c) Kriegsgefangene | Folterungen und Misshandlungen | a) Vergewaltigungen | Massengräber | Schicksale und Verluste russischer Soldaten

TEIL 5 - Beschneidung der Pressefreiheit, Informationsblockade | a ) Reise des BND Chefs Hanning nach Tschetschenien | Kommentare und Bilanzen | a) Benennen, Summieren und Definieren von Völkermord | b) Kommentare zur westlichen Politik | c) Russische Politiker und Militärs rechtfertigen den Völkermord | d) Kritische Stimmen aus Russland und Tschetschenien | e) Erklärungen internationaler Persönlichkeiten und Organisationen


Flucht und VertreibungOben
Situation der internen und externen Flüchtlinge

a) Zahlen

September

Grozny. Fonte: Chechen Republic Online©5. 9.1999 Ca. 6000 Frauen und Kinder fliehen von Nowolaksk nach Machatschkala. Der Bezirk von Nowolaksk liegt 120 km nord-westlich von Buinaksk, wo bisher die meisten Kämpfe zwischen russischen Truppen und tschetschenischen Kämpfern stattfanden.
UNHCR Press Briefing Note, 7. September 1999

6. 9.1999 22.000 Menschen sind bisher aufgrund des Konflikts nach Dagestan geflüchtet.
Dagestani Migration Service in UNHCR Press Briefing Note, 7.9.1999

20.9.1999 Infolge der jüngsten Luftangriffe auf tschetschenische Dörfer sind 30.000 Menschen geflüchtet.
Los Angeles Times in Refugees Daily (www.unhcr.org), 20. September 1999

24.9.1999 In Grosny und anderen tschetschenischen Siedlungen halten sich derzeit etwa 300.000 Flüchtlinge aus Schelkowski, Noschai-Jurt und Wedeno auf
Chechen Migration Service in Refugees Daily, 24. September 1999

25.9.1999 Aufgrund von Bombenangriffen halten sich zur Zeit etwa 70.000 Flüchtlinge nahe der tschetschenisch-inguschetischen Grenze auf.
Tomas Valasek, Center for Defense Information. http://www.cdi.org/issues/Europe/akhm.html

28. 9.1999 Seit dem Beginn der russischen Luftschläge am vergangenen Wochenende sind ca. 50.000 Tschetschenen aus Grosny und Umgebung nach Inguschetien geflüchtet. Allein in den vergangenen 24 Stunden erreichten 30.000 Flüchtlinge Inguschetien. Gestern fanden dort bereits 20.000 Flüchtlinge Unterkunft bei Familien und in Flüchtlingslagern.
Inguschetische Behörden in UNHCR Press Briefing Note, 28. September 1999

28. 9.1999 In Tschetschenien sind Zehntausende Menschen auf der Flucht vor den massiven russischen Bomben- und Raketenangriffen. In der Nachbarrepublik Inguschetien sind inzwischen 60.000 Flüchtlinge eingetroffen. Der inguschetische Präsident Ruslan Auschew befürchtet, es könnten 200.000 werden.
Hamburger Abendblatt, 29.9.1999

Oktober

1. 10.1999 Inzwischen halten sich ca. 100.000 Flüchtlinge in Inguschetien auf. Sie leben in Zelten, Bus- oder Bahnstationen, im Freien oder bei inguschetischen Familien. Weitere 3.000 Flüchtlinge stecken an der Grenze zu Dagestan fest, weil diese geschlossen ist.
Amnesty International, News Release, EUR 46/34/99, 1. Okt. 1999
Federal Immigration Service und Deutsche Presse Agentur in Refugees Daily, 01. Oktober 1999

2.10.1999 Von russischer Seite wird bekannt gegeben, dass bisher 78.000 Menschen vor den Luftangriffen in Tschetschenien geflohen sind. Die meisten von ihnen kommen nach Inguschetien, wo täglich 5.000 bis 6.000 Menschen eintreffen. Wenn die Kämpfe andauern, dann könnte sich die Zahl der Flüchtlinge auf 200.000 belaufen.
World Socialist Web Site, 2.10.1999 (http://www.wsws.org/articles/1999/oct1999/chec-o02.shtml)

3.10.1999 Nach Angaben des Russischen Katastrophenschutzministeriums sind mehr als 90.000 Tschetschenen nach Inguschetien geflohen. Inguschetiens Präsident Auschew sagte aber, es seien schon 110.000 Menschen in seinem Land angekommen. Allein in den letzen 24 Stunden seien 8.000 Menschen nach Inguschetien eingereist
AFP, 3.10.1999

3.10.1999 Die Zahl der Flüchtlinge aus Tschetschenien steigt dramatisch an. 110.000 Menschen suchen in Inguschetien Schutz. Allein gestern erreichten 23.000 Frauen, Kinder und ältere Männer die benachbarte Republik.
Hamburger Abendblatt, 4.10.1999

8.10.1999 Die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien ist auf 133.000 gestiegen. Allein in den letzten 24 Stunden erreichten 14.000 Flüchtlinge Inguschetien.
AFP und Interfax in Refugees Daily, 8. Oktober 1999

12.10.1999 155.000 Menschen sind bisher vor den russischen Militärschlägen geflüchtet.
Reuters in Refugees Daily, 12. Oktober 1999

13.10.1999 Die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge beläuft sich inzwischen auf etwa 166.000, von denen sich etwa 146.000 in Inguschetien aufhalten.
AFP in Refugees Daily, 13. Oktober 1999

15.10.1999 Die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge ist auf 170.000 gestiegen. In Inguschetien sind 15 Flüchtlingslager errichtet worden.
Refugees Daily, 15. Oktober 1999

17.10.1999 Im Moment befinden sich 155 000 Flüchtlinge in Inguschetien.
18.10.1999 www.memo.ru

19.10.1999 Mehr als 170.000 Menschen sind seit den russischen Luftangriffen auf Tschetschenien geflüchtet.
AFP, 19.10.2000

20.10.1999 Etwa 1000 Flüchtlinge sind per Bus von Mozdok in Nord-Ossetien nach Nord-Tschetschenien zurückgekehrt. Weitere kehren zu Fuß zurück.
Itar-Tass in Refugees Daily, 20. 10.1999

23.10.1999 Die russische Armee riegelt die Grenze zwischen Inguschetien und Tschetschenien ab. Bei ihrem Exodus stauen sich die Flüchtlingsströme vor der Grenze.
AFP, Reuters, 23., 25. 10.1999

25.10.1999 Die inguschetischen Behörden geben an, dass bisher 129.765 Flüchtlinge in Inguschetien registriert seien.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open Letter to the United Nations from the Secretary General of Amnesty International. November 1999. http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm

25.10.1999 Vor Russlands Militärschlägen gegen Tschetschenien sind bisher fast 190.000 Flüchtlinge geflohen.
Reuters in Refugees Daily, 26.10. 1999

28.10.1999 Fast 200.000 Tschetschenen suchen in Inguschetien und Dagestan Schutz vor den russischen Bombardierungen.
Refugees Daily, 29. 10.1999

31.10.1999 In Helsinki bezifferte die EU-Ratsvorsitzende Tarja Halonen die Zahl der Flüchtlinge seit Beginn der russischen Militäraktionen Anfang September auf 350 000. Die Hälfte befinde sich in Inguschetien, die andere Hälfte sei nach UN-Quellen in Tschetschenien gefangen und irre umher ohne Nahrung, medizinische Versorgung und ausreichend Kleidung. Es bestehe die Gefahr der Ausbreitung von Epidemien.
dpa/ap/rtr - Bericht in Frankfurter Rundschau, 1.11.1999

Ende Oktober 1999 Der ICRC berichtet, dass zwei Drittel von Grosnys 150.000 Einwohnern aufgrund der Militäraktionen aus der Stadt geflohen sind.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html

November

1.11.1999 Ca. 200.000 Menschen sind aus Tschetschenien nach Inguschetien geflohen. Weitere 150.000 sind innerhalb Tschetscheniens auf der Flucht.
Financial Times, 1.11.1999 (http://www.ft.com/nbrarchive/email-ftibwcq2de8ca.htm)

1.11.1999 Tausende von älteren, armen und gebrechlichen Zivilisten stecken in den umkämpften Gebieten fest. Diejenigen, die fliehen konnten, berichten, dass Busfahrer, Grenzposten und andere korrupte Beamte unverschämte Preise von den Flüchtlingen fordern. Die Ärmeren müssen somit zurückbleiben. Sie stehen zwischen den Fronten, haben kein fließendes Wasser, keinen Strom, keine Heizung und keine Nahrung. Die meisten der grundlegendsten Versorgungsdienste in Grosny und anderen großen Städten wurden eingestellt.
Human Rights Watch, 1.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/checha1101.htm)

4.11.1999 Das US-Flüchtkomitee USCR schreibt einen Brief an die russische Botschaft, in dem es die Flüchtlingspolitik stark kritisiert: Anstatt die Menschen fliehen zu lassen, richtete die russische Regierung sogenannte 'humanitäre Korridore' ein, damit die geflüchteten Tschetschenen in die von Russen kontrollierte 'Sicherheitszone' zurückkehren können. Am Tag nach dieser Ankündigung erklärte der inguschetische Präsident Auschew, die Flüchtlinge würden sich in diesen Korridoren stauen und seien der Willkür der russischen Soldaten ausgesetzt, vier Personen starben beim Versuch, Tschetschenien zu verlassen.
5.11.1999 USCR in www.refugees.org

10.11.1999 Die Lebensmittelversorgung in Grosny wird immer kritischer. Zwar kann man noch Brot, Streichhölzer und Zigaretten kaufen, doch am Tage sind die Märkte aufgrund der häufigen Angriffe wie ausgestorben. Diejenigen, die in Grosny zurückbleiben, haben entweder die Möglichkeit, ohne jegliches Proviant zu fliehen, oder vor Ort zu verharren und dabei zu riskieren, an Hunger, Kälte oder bei den Angriffen zu sterben.
ASF New Documents. The Situation of Civilians in Chechnya. October-November 1999. 11.11.1999

November 1999 Offiziellen Schätzungen zufolge haben die verstärkten Luftangriffe dazu geführt, dass beinahe 200.000 Menschen aus Tschetschenien geflüchtet sind, wovon mehr als 168.000 in der benachbarten Republik Inguschetien Zuflucht gefunden haben. 10.000 befinden sich derzeit in Nord-Ossetien, 4.000 in Stavropol und 3.000 in Dagestan. Kleinere Gruppen sind nach Georgien und Azerbaidschan geflüchtet.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open Letter to the United Nations from the Secretary General of Amnesty International. November 1999. http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm

2.11.1999 Die Intensität russischer Luft- und Artillerie-Angriffe hat fast 190.000 Menschen aus Tschetschenien vertrieben. Die meisten fliehen nach Inguschetien, Dagestan, Nord-Ossetien und nach Stawropol. Kleinere Gruppen sind auch nach Georgien und Azerbaidschan geflüchtet.
Amnesty International, News Release, EUR 46/33/99, 2.11.1999

2.11.1999 In Genf äußert sich das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) besorgt über den Zustand der Flüchtlinge, deren Ausreise behindert werde. Zwischen dem Beginn der Kämpfe Anfang September und der vorübergehenden Schließung der Grenze am 23. Oktober durch das russische Militär waren täglich zwischen 5 000 und 7 000 Personen aus Tschetschenien geflohen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.11.99

Anfang November 99 Laut dem inguschetischen Präsidenten Auschew hat Inguschetien (340.000 Einwohner) in den vergangenen sechs Wochen fast 200.000 Flüchtlinge aufgenommen. Deren humanitäre Situation sei katastrophal.
Reuters/dpa - Bericht in der Neuen Zürcher Zeitung NZZ, 4.11.99

5. 11.1999 Nach einer zwölf-tägigen Grenzblockade haben russische Truppen 3000 Flüchtlingen erlaubt, Tschetschenien zu verlassen. Insgesamt steckten etwa 40.000 Flüchtlinge an der Grenze fest.
Washington Post/Human Rights Watch in Refugees Daily, 05. November 1999

5.11.1999 Die Republik Inguschetien ist durch den Ansturm der Flüchtlinge hoffnungslos überlastet. Inzwischen haben etwa 180.000 Tschetschenen in Inguschetien vor den russischen Bombenangriffen Zuflucht gesucht. In Inguschetien, das selbst nur 330.000 Einwohner zählt, mangelt es an Nahrungsmitteln, Heizstoffen und Medikamenten.
Berlin Online, 5.11.1999

16.11.1999 Der Flüchtlingsstrom aus Tschetschenien in die Nachbarrepublik Inguschetien reißt nicht ab. Täglich treffen dort nach Angaben der inguschetischen Behörden durchschnittlich 1.500 Menschen ein. Viele Flüchtlinge kehren aber auch nach Tschetschenien zurück, um dort Verwandte zu suchen. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge aus der Kaukasusrepublik seit Beginn der Kämpfe wird auf etwa 200.000 geschätzt.
www.tagesschau.de, 16.11.1999

17.11.1999 Zur Zeit halten sich etwa 190.000 Flüchtlinge in Inguschetien auf, viele von ihnen in Lagern, in denen es an Wasser, Schutz, Nahrung und Wärme fehlt, was zu schlechten Gesundheitszuständen und dem Ausbruch von Krankheiten führt.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999

17.11.1999 Seit Beginn der Angriffe auf Tschetschenien sind etwa 300.000 Menschen geflohen. Unzählige Zivilisten wurden getötet oder verstümmelt. Etwa 200.000 Flüchtlinge sind in Inguschetien. Die kalten Temperaturen bringen viele von ihnen in eine lebensgefährliche Lage.
Human Rights Watch, 17.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1117.htm)

18.11.1999 In Kawkas besucht die UN-Hochkommissarin Ogata zwei Flüchtlingslager mit etwa 10 000 Menschen. Die Flüchtlinge klagten laut über die Kälte und die völlig unzureichenden Unterkünfte.
"Stoppt den Krieg! Tut etwas! Die Kinder frieren, wir haben nichts zu essen und sind alle krank!" Ogatas Begleiter verhinderten einen direkten Kontakt mit den Betroffenen.
afp/ap/rtr-Bericht in der Frankfurter Rundschau, 19.11.99

18.11.1999 Seit Kriegsbeginn wurden etwa 4.000 tschetschenische Zivilisten und 1.200 tschetschenische Kämpfer getötet. 200.000 Zivilisten sind auf der Flucht.
World Socialist Web Site, 18.11.1999 (http://www.wsws.org/articles/1999/nov1999/chec-n18.shtml)

19.11.1999 Etwa 200.000 Menschen, hauptsächlich Frauen und Kinder, mussten fliehen und in Inguschetien Zuflucht suchen.
The Irish Times, 19.11.1999 (http://www.ireland.com/newspaper/opinion/1999/1119/edi2.htm)

22.11.1999 An der inguschetischen Grenze: Die russische Einwanderungsbehörde erklärt, dass insgesamt 222.556 Menschen nach Inguschetien geflohen sind. Nach Angaben des Innenministeriums verließen binnen 24 Stunden über den einzigen geöffneten Grenzübergang über 1 850 Menschen die Republik.
AFP/rtr/taz-Bericht in die tageszeitung taz, 23.11.99

23.11.1999 Während die UN 250.000 Flüchtlinge betreut, plant das Internationale Rote Kreuz die Versorgung von 100.000 Menschen im Nordkaukasus. Diese Zahl von 350.000 Menschen setzt sich zusammen aus 225.000 Vertriebenen, 100.000 Mitgliedern von Gastfamilien und 25.000 anderen Bedürftigen. Sowohl in Inguschetien als auch in Dagestansind etwa 40% der Flüchtlinge Frauen, weitere 40% Kinder und 20% Männer.
Relief Web, 23.11.1999

29.11.1999 Etwa 206.000 Menschen leben zur Zeit in Flüchtlingslagern, die meisten von ihnen in Inguschetien.
TIME Europe, 29.11.1999
http://www.time.com/time/europe/magazine/1999/1129/chechnya1129.html

Dezember

Anfang Dezember 1999 Nach UNO-Schätzungen sind seit Beginn der Kämpfe Anfang September etwa 230.000 Menschen in Nachbarregionen Tschetscheniens geflohen.
Reuters/AP/AFP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 5./6.12.99

Anfang Dezember 1999 Laut Angaben des Russian Federal Migration Service sind bisher ca. 300.000 Menschen aus Tschetschenien geflohen. Ca. 209.000 halten sich in Lagern in Inguschetien auf. Das größte Zeltlager "Sputnik" beherbergt über 8.000 Menschen. Ca. 10.000 leben in Eisenbahnwaggons im Camp "Sewernji".
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999

2.12.1999 Die Gesamtzahl der tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien beläuft sich auf 249.921, etwa 80% sind privat bei Familien untergebracht, 20% leben in den sieben Flüchtlingscamps im Land.
2.12.1999 Memorial (www.hro.org/war/v73.htm

2.12.1999 Etwa 175.000 Flüchtlinge sind bei Familien in Inguschetien untergekommen.
Human Rights Watch, 2.12.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1202.htm)

11.12.1999 Seit dem 1. Oktober haben die russischen Angriffe einen wahren Flüchtlingsstrom verursacht. Dabei handelt es sich um schätzungsweise 233.000 Menschen. Bis zu 4.500 tschetschenische Zivilisten wurden getötet.
World Socialist Web Site, 11.12.1999 (http://www.wsws.org/articles/1999/dec1999/chec-d11.shtml)

14.12.1999 Mehr als 200.000 Flüchtlinge aus Tschetschenien halten sich zur Zeit in Inguschetien auf.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12.1999 und Washington Post in Refugees Daily, 14. 12. 99

15.12.1999 Einige russische Soldaten zwingen Flüchtlinge Bestechungsgelder zu zahlen, um die Kontrollpunkte passieren zu dürfen. Diejenigen, die nicht bezahlen, werden geschlagen.
Human Rights Watch in Refugees Daily, 15. Dezember 1999

16.12.1999 Tschetschenischen Flüchtlingen wurde im Sputnik Lager in Inguschetien das Essen verweigert, mit der Begründung sie sollten doch nach Hause gehen und für sich selbst sorgen.
Human Rights Watch und BBC News in Refugees Daily, 16. Dezember 1999

17.12.1999 Wieder haben tschetschenische Flüchtlinge berichtet, sie seien gezwungen gewesen, Bestechungsgelder in Höhe von 300 Rubeln (USUS-Dollar12) an die russischen Grenzkontrolleure zu zahlen.
Reuters in Refugees Daily, 17.12.1999

17.12.1999 Mehr als 100 tschetschenische Männer, Frauen und Kinder sitzen seit Tagen in einer engen Bergschlucht im georgischen Grenzgebiet. Nachdem innerhalb von fünf Tagen 1.450 Flüchtlinge die Grenze auf dem unwegsamen Bergpfad passierten, hat Georgien den Übergang gesperrt. Im Bergdorf Duissi befinden sich 5.000 weitere tschetschenische Flüchtlinge, zum Teil seit Wochen ohne ausreichende Nahrung und medizinische Versorgung. Bis zu 20.000 weitere Flüchtlinge sollen sich nach Aussagen georgischer Grenzoffiziere auf tschetschenischem Gebiet nahe der Grenze vor den andauernden Bombardements verstecken.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 18.12.1999

17.12.1999 Seit einer Woche hat der UNHCR etwa 1200 tschetschenische Flüchtlinge per Hubschrauber evakuiert, die in dem abgelegenen Bergdorf Schatili in Georgien, an der Grenze zu Tschetschenien festsaßen. Die evakuierte Gruppe bestand überwiegend aus Frauen und Kindern. Es befanden sich aber auch 50 Männer mit Kriegsverletzungen darunter. Die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge in Georgien steigt mit den 1200 Neuankömmlingen auf 5000.
UNHCR Press Briefing Note, 17.12.1999

19.12.1999 Weitere Flüchtlinge aus Grosny treffen in Inguschetien ein. Dort hat die Mehrzahl der etwa 300.000 tschetschenischen Flüchtlinge Zuflucht gesucht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.1999

20.12.1999 Tschetschenische Flüchtlinge, die sich im Znamenskoye Lager befinden, beschweren sich über die Demütigungen durch das russische Militär: Sie dürfen das Flüchtlingslager nur mit einem speziellen Tages-Paß verlassen.
The Guardian in Refugees Daily, 20.12.1999

21.12.1999 Grosny Seit Sonntag (19.12.) seien nur 45 Menschen über die vom Militär geöffneten Fluchtwege aus Grosny geflüchtet. Bis zu 30.000 Menschen sollen noch in der Stadt ausharren. Die meisten wagten sich aus Angst vor den russischen Angriffen nicht aus den Kellern und leiden Hunger und Kälte.
dpa-Bericht in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.12.1999

21.12.1999 Nach Angaben der Behörden sind etwa 250.000 Tschetschenen in die Nachbarrepublik Inguschetien geflüchtet.
Reuters/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 22.12.1999

21.12.1999 Georgien. Zwischen 5.000 und 6.000 tschetschenische Flüchtlinge leben in der Region Akhmeta, hauptsächlich im Dorf Duisi, aber auch in den benachbarten Dörfern Omalo, Birchiani und Djokhalo.
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

22.12.1999 Die russischen Behörden haben versucht, tschetschenische Flüchtlinge gegen ihren Willen von Inguschetien nach Tschetschenien zurüch zuführen. Am 17.12. wurde eine Lokomotive vor 100 Eisenbahnwagons gespannt, in denen 5000 Flüchtlinge lebten und setzte sich in Richtung Tschetschenien in Bewegung. Als die Flüchtlinge realisierten, welches Ziel ihre Reise haben sollte, sprangen sie aus dem Zug ab und blockierten die Schienen. Es erreichten schließlich nur 36 Wagons mit ca. 100 Flüchtlingen Tschetschenien. Wiederholt wurde außerdem berichtet, dass den tschetschenischen Flüchtlinge angedroht wurde, sie würden keine Lebensmittelrationen mehr erhalten, wenn sie Inguschetien nicht bis zum Weihnachtstag verlassen.
New York Times in Refugees Daily, 22.12.1999

23.12.1999 Russische Quellen melden, 3.500 Menschen hätten Grosny verlassen. Schätzungen gehen weiterhin von 4.000 bis 40.000 Zivilisten aus, die in Katakomben und Kellerverliesen ausharren.
Klaus-Helge Donath in die tageszeitung taz und dpa/AFP/AP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 24.12.1999

Dezember 1999 In dem Flüchtlingslager Znamenskoje an der Grenze zum russischen Stawropol-Gebiet leben nur wenige hundert Flüchtlinge, es sei jedoch Platz für 2.000.
Elfie Siegel in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.1999

Januar

4.1.2000 In Inguschetien halten sich derzeit etwa 250.000 Flüchtlinge auf.
FAZ, 4.1.2000

6.1.2000 Die russische Armee ist ohne größeren Widerstand bis vor Grosny marschiert: Sie habe sich den Weg mit Flugzeugen, Raketen und Kanonen freigebombt, mehr als 200.000 Zivilisten vertrieben und Tausende getötet.
Tomas Avenarius in Süddeutsche Zeitung, 7.1.2000

8.1.2000 An der tschetschenisch-inguschetischen Grenze liegt das Flüchtlings-Zeltdorf Slepzowskaja. Nach russischen Angaben sind bisher etwa 70.000 Flüchtlinge in russisch beherrschte Gebiete Tschetscheniens zurückgekehrt. Damit sei die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien auf etwa 190.000 gesunken. Vermutlich mit dem Ziel, russische Kampfhandlungen auf aserbaidschanischem Gebiet zu rechtfertigen, warnte der russische Militärgeheimdienst davor, dass sich tschetschenische Elitekämpfer als Flüchtlinge nach Georgien und Aserbeidschan zurückziehen.
Frankfurter Rundschau, 8.1.2000, Süddeutsche Zeitung, 10.1.2000

10.1.2000 Russische Grenzkontrolleure verlangen von den tschetschenischen Flüchtlingen Bestechungsgelder für den Durchlass nach Inguschetien. Angaben eines Kontrolleurs auf der inguschetischen Seite der Grenze zufolge, würden die Russen 500-1000 Rubel (USUS-Dollar20-USUS-Dollar40) pro Auto verlangen.
AFP in Refugees Daily, 10.01.2000

11.1.2000 Russische Offiziere erklären, alle männlichen Flüchtlinge über 10 Jahren aufzuspüren und zu überprüfen. Sie kündigen zudem mehr Hausdurchsuchungen in Schali und weiteren Städten an. Das russische Militär hat angeordnet, alle männlichen Bewohner Tschetscheniens zwischen 10 und 60 Jahren festzunehmen und sie auf Kontakte zu Widerstandskämpfern zu überprüfen.
Michael R. Gordon in International Herald Tribune, 12.1.2000, und ap-Bericht in Neue Züricher Zeitung, 14.1.2000 und Washington Post, sowie The Guardian in Refugees Daily, 12.01.2000 und UNHCR Press Briefing Note, 14.01.2000

11.1.2000 Die russischen Behörden berichten, dass 6.443 Zivilisten, ein kleiner Teil der Bevölkerung, die Stadt Grosny seit Beginn der Militäroffensive verlassen haben. Am 10. Januar seien noch 20.000 Zivilisten in Grosny gewesen, die von tschetschenischen Kämpfern als menschliches Schutzschild benutzt würden. Die tschetschenischen Behörden hingegen behaupten, noch 40.000 Zivilisten seien in Grosny eingesperrt und aufgrund permanenter russischer Bomben- und Artillerie-Angriffe nicht in der Lage, die Stadt zu verlassen.
Amnesty International, News Release, EUR 46/02/00, 12.1.2000

11.1.2000 Ein UN-Sprecher teilte in Genf mit, etwa 70.000 tschetschenische Flüchtlinge seien in die russisch kontrollierten Gebiete Tschetscheniens zurückgekehrt.
Radio Free Europe/ Radio Liberty, 11.1.2000

12.1.2000 In Inguschetien sind allein an diesem Tag 2.500 Menschen über die Grenze aus Tschetschenien gekommen.
dpa-Bericht in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.1.2000

12.1.2000 Angaben von Bundes- und regionalen Behörden: Die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien beläuft sich bis dato auf 150.000 bis 185.000. Zwischen 35.000 und 70.000 sind zurückgekehrt. In Dagestan befinden sich 7.000 Flüchtlinge. Die Vereinten Nationen schätzen, dass mindestens 75% der Flüchtlinge in Inguschetien bei Gastfamilien untergekommen sind. Unterschiedlichen Quellen zufolge, halten sich noch 15.000 bis 40.000 Zivilisten in Grosny auf. Sowohl in Inguschetien als auch in Dagestan machen Frauen und Kinder den überwiegenden Teil der Flüchtlinge aus, laut einer Haushaltsbefragung des UNHCR sind es 78%.
Weltgesundheitsorganisation in Relief Web, 21.1.2000 (http://www.reliefweb.int)
North Caucasus Emergency Health Update No. 8, 21 January 2000, WHO

13.1.2000 Jungen ab zehn Jahren und Männer bis zu 60 Jahren dürfen Tschetschenien nicht mehr verlassen; Russland hat die Grenzen Tschetscheniens nahezu abgeriegelt. Zahlreiche Männer wurden an der Grenze zu Inguschetien abgewiesen - zur Begründung hieß es, sie seien noch nicht über 60. Die männlichen Bewohner Tschetscheniens seien praktisch im Kriegsgebiet gefangen, sagte ein Helfer von Human Rights Watch in Inguschetien.
ap-Meldung in Neue Zürcher Zeitung, 14.1.2000, und AP/dpa/AFP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 14.1.2000

14.1.2000 Etwa 200.000 Menschen sind in Inguschetien untergekommen.
UNICEF in Relief Web, 14.1.2000 (http://www.reliefweb.int)

14.1.2000 Nach Informationen von Memorial wurden seit August 1999 261.741 Flüchtlinge in Inguschetien registiert. Davon sind 613 in andere russische Republiken geflüchtet, 43.118 sind nach Tschetschenien zurückgekehrt, 41.231 haben bei Verwandten in Russland Unterschlupf gefunden, 3.953 sind nach Georgien geflüchtet, d. h. im Januar waren 172.826 Flüchtling ein Inguschetien, verglichen mit 207.914 Mitte Dezember.
Ende Januar Memorial auf www.memo.ru

17.1.2000 Eine Viertelmillion Tschetschenen sind Flüchtlinge. 30.000 bis 50.000 Menschen sind in Grosny eingeschlossen und den russischen Bombardierungen ausgeliefert.
World Socialist Web Site, 17.1.2000 (http://www.wsws.org/articles/2000/jan2000/chec-j17.shtml.)

18.1.2000 Der Fotograf Kadir von Lohuizen berichtet von seinem Besuch in Inguschetien, dass sich in Nazran 250.000 Flüchtlinge befinden – in einer Stadt, die selbst nur 330.000 Einwohner zählt.
http://www.msf.org, 18.1.2000

20.1.2000 Laut der Organisation Ärzte ohne Grenzen leben fast 250.000 tschetschenische Flüchtlinge in Inguschetien, entweder bei Familien, in öffentlichen Gebäuden oder in Eisenbahnwaggons. Ein kleinerer Teil hält sich in diversen Lagern nahe der Grenze auf. Ärzte ohne Grenzen stellt auch Hilfe für die 6.000 Flüchtlinge bereit, die in Georgien untergekommen sind.
Ärzte ohne Grenzen in Relief Web, 20.1.2000 (http://www.reliefweb.int & http://www.msf.org)

21.1.2000 Während des jüngsten russischen Angriffs auf Grosny und Umgebung habe eine neue Massenflucht nach Inguschetien eingesetzt, berichtet das UN-Flüchtlingshilfswerk.
Richard Meng in Frankfurter Rundschau, 22.1.2000, und UNHCR North Caucasus Update, 21.01.2000

21.01.2000 Verschiedene vage Schätzungen gehen inzwischen davon aus, dass sich die Zahl der in Grosny verbliebenen Zivilisten auf etwa 20.000 beläuft. Allein am vergangenen Donnerstag seien 2.300 Tschetschenen in die Nachbarrepublik Inguschetien geflohen.
UNHCR North Caucasus Update, 21.01.2000, Reuters

21.1.2000 Zusätzlich zu den wöchentlichen Konvois nach Inguschetien hat der UNHCR drei Konvois in das benachbarte Dagestan geschickt. Ca. 5.000 Menschen sind vor den Kämpfen nach Dagestan geflohen. Es wird aber davon ausgegangen, dass die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge höher ist als die der offiziell registrierten.
UNHCR in Relief Web, 21.1.2000 (http://www.reliefweb.int)

21.1.2000 In den letzen 24 Stunden sind etwa 2400 Flüchtlinge in Inguschetien eingetroffen, sagt der Leiter des Ingush Miration Service in einem Interview mit Interfax.
Interfax, 27.1.2000

24.1.2000 Über 250.000 Menschen sind aus Tschetschenien nach Inguschetien geflüchtet. Das trifft zu, auch wenn die genauen Zahlen aufgrund der hohen Mobilität der Flüchtlinge in dieser Region schwer festzustellen sind. Laut UNHCR halten sich zur Zeit etwa 150.000 bis 185.000 Flüchtlinge in Inguschetien auf. Aber auch diese Zahlen sind ungenau, weil die Registrierung durch die inguschetischen Behörden als ungenau gilt. Etwa 60% der Flüchtlinge leben bei Gastfamilien, der Rest in den fünf Flüchtlingslagern und in spontanen Niederlassungen.
ICRC in Relief Web, 27.1.2000 (http://www.reliefweb.int)

25.1.2000 Wahrscheinlich sind mehr als die Hälfte der Flüchtlinge, die Ende 1999 aus Zentral-Tschetschenien kamen, in die Region zurückgekehrt. Laut Informationen der 'People in Need Foundation' befinden sich allein im Schali Distrikt 40.000 interne Flüchtlinge und weitere 20.000 in Assinovskaya und Sernovodsk. Die Lage der Flüchtlinge in Zentral-Tschetschenien ist sehr viel schlechter als die der Flüchtlinge in Inguschetien, da sie keine humanitäre Hilfe erhalten und Unterernährung zu einem wachsenden Problem wird. In Grosny sind noch ca. 30.000 Zivilisten.
People in Need Foundation in Relief Web, 25.1.2000 (http://www.reliefweb.int)

27.1.2000 Der UNHCR schätzt, dass 7.500 Menschen in den östlichen Teil Georgiens geflüchtet sind, davon sind 40% Kinder. Man geht davon aus, dass bis zu 75 Flüchtlinge jeden Tag hinzukommen. Viele von ihnen wohnen bei georgischen Familien, einige in Regierungsgebäuden.
Adventist Development and Relief Agency (ADRA) in Relief Web, 27.1.2000
(http://www.reliefweb.int)

Ende Januar 2000 In Grosny leben trotz der seit Monaten anhaltenden Bombardierung durch die russische Luftwaffe noch 20 000 Zivilisten in den Kellern, berichten westliche Hilfsorganisationen. Tausende erreichten in den letzten Tagen noch die Nachbarrepubliken Dagestan, Inguschetien und Georgien. Dort leben inzwischen rund 250 000 Landsleute. Angekommen, bedrohen die eisigen Temperaturen von bis zu 20 Grad unter null mit Eis und Schnee das Leben der bereits geschwächten Flüchtlinge. Die hygienischen Bedingungen in den völlig überbelegten Zeltstädten sind Angaben von Hilfsorganisationen und Ärzteteams zufolge katastrophal. Tuberkulose sei an der Tagesordnung, die Gefahr von Epidemien kaum noch abzuwenden. Allein im inguschetischen Flüchtlingslager Sputnik leiden 90 Prozent der registrierten Flüchtlinge an Läusen und Krätze. Das UNHCR sagte am 28.1.2000 mehr Unterstützung für die Flüchtlinge zu.
AP/AFP/taz-Bericht in die tageszeitung taz, 29./30.1.2000 und UNHCR Press Briefing Note, 28.01.2000

31.1.2000 Dem Präsidenten Inguschetiens, Ruslan Auschew, zufolge halten sich derzeit 200.000 Flüchtlinge aus Tschetschenien in Inguschetien auf. Die Menschen leben unter sehr schweren Bedingungen in Sommerzelten, in denen 50 bis 60 Leute untergebracht sind. Dem UNHCR zufolge handelt es sich um 180.000 Flüchtlinge. Die Diskrepanz in den Zahlen lässt sich dadurch erklären, dass einige der 269.236 registrierten Flüchtlinge bereits nach Tschetschenien zurückgekehrt sind oder mehrfach hin und her wandern und dabei nicht von den offiziellen Listen gestrichen werden.
Danish Refugee Council in Relief Web. Ingushetia Situation Report No. 9. 31.1.2000
(http://www.reliefweb. int)

31.1.2000 Bisher sind 5.168 tschetschenische Flüchtlinge in Georgien registriert. Der letzte Zustrom erfolgte im Dezember 1999, als ca. 1.100 Flüchtlinge (hauptsächlich Frauen und Kinder) nach Georgien kamen. Die Behörden erwarten keinen weiteren Zustrom, was zum Teil durch die harten winterlichen Wetterbedingungen auf den Bergpässen zurückzuführen ist.
UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA) in Relief Web, 31.1.2000
(http://www.reliefweb.int)

31.1.2000 Über 2000 Tschetschenen haben über den Grenzposten Kawkas-1 in den letzten 24 Stunden inguschetischen Boden betreten, etwa 50% von ihnen sind Kinder.
31.1.2000 Radio Liberty in www.hro.org/war/131.htm

Februar

3.2.2000 Die Zahl der Flüchtlinge, die in Inguschetien Zuflucht gefunden haben, beträgt allein in der Hauptstadt Nazran über 250.000.
Ärzte ohne Grenzen, 3.2.2000 (http://www.msf.org)

3.2.2000 Eine große Zahl an Tschetschenen ist aus Alkhan Kala, einem Ort bei Grosny, geflohen. In Grosny selbst sollen sich noch bis zu 40.000 Zivilisten aufhalten. Der Guardian berichtet, in der Türkei gäbe es viel Sympathie für die Tschetschenen, es seien jedoch erst etwa 2000 Flüchtlinge dort angekommen
Refugees Daily, in www.unhcr.ch/refworld/ 4.2.2000

7.2.2000 102.000 tschetschenische Flüchtlinge wurden gezwungen, wieder nach Tschetschenien zurückzukehren, 99.600 davon kamen aus Inguschetien.
7.2.2000 War and Human Rights in www.hro,org/war/139/htm

8.2.2000 Das Flüchtlingshilfswerk der UN teilt mit, dass aufgrund der heftigen Kämpfe im Süden Grosnys zuletzt bis zu 1.200 Menschen täglich die Kriegsregion nach Inguschetien verlassen hätten. Am Montag (7.2.) seien 1.115 Tschetschenen geflüchtet, obwohl die Grenze lediglich zwei Stunden offen gewesen sei, sagte UN-Sprecher Redmond in Genf. Insgesamt sollen sich in Inguschetien etwa 180 000 Flüchtlinge aufhalten; die Gesamtzahl aller tschetschenischen Kriegsflüchtlinge wird auf 250.000 geschätzt.
AP/AFP/dpa-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 9.2.2000, und ap-Bericht in Frankfurter Rundschau, 9.2.2000

15.2.2000 Schätzungsweise 180.000 Vertriebene aus Tschetschenien halten sich zur Zeit in Inguschetien auf. Der inguschetische Migrationsservice gibt bekannt, dass im Moment 270.000 in der Republik registriert seien, 180.000 von ihnen lebten in Privathäusern, 32.000 in Zeltlagern.
UNHCR Press Briefing Note, 15.2.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl) War and Human Rights, www.hro.org/war/148.htm

29.2.2000 Laut 'Ingush Migration Service' trafen letzte Woche etwa 1.800 Menschen aus Tschetschenien in Inguschetien ein, viele von ihnen Frauen und Kinder aus den am stärksten zerstörten Regionen des Landes, darunter Katar-Jurt und Khikhichu.
UNHCR Press Briefing Note, 29.2.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

März

Anfang März 2000 Mindestens 350.000 Menschen, fast jeder zweite Tschetschene, sind gegenwärtig Flüchtlinge. Die meisten von ihnen vegetieren in Zeltstädten in der Nachbarrepublik Inguschetien, deren knapp 300.000 Einwohner mit dem Flüchtlingsproblem allein gelassen werden. Ein Abgeordneter des tschetschenischen Parlaments sagte gegenüber Radio Liberty, für Tschetschenien bestimmte westliche Hilfsgüter hätten russische Beamte für die Armee verwendet. Gleiches behaupten auch Regimegegner in Dagestan. Sie appellieren an internationale Organisationen, die Verteilungen der Hilfssendungen durch eigene Vertreter an Ort und Stelle zu überwachen.
Die Presse: Online-Ausgabe vom 9.3.2000 (http://www.diepresse.at)

März 2000 Ca. 200.000 Menschen flohen vor den Kämpfen in Tschetschenien, etwa 168.000 von ihnen suchten Zuflucht im benachbarten Inguschetien.
Amnesty International Report, March 2000. Concerns in Europe. July-December 1999. http://www.amnesty.org/ailib/aipub/2000/EUR/40100100.htm

2.3.2000 Mindestens 5.000 Vertriebene sind in zwei Zeltstädten in Znamenskoye, nordwestlich von Grosny, untergekommen. Diese Camps sind mit Gas und Strom versorgt.
AP in Refugees Daily, 2.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

3.3.2000 Wladimir Kalamanow, spezieller Präsidentschafts-Abgesandter für Menschenrechte in Tschetschenien, gibt die Zahl der in Grosny verbliebenen Zivilisten mit etwa 6.000 an.
War and Human Rights. March 3, 2000. (http://www.hro.org/war/166.htm)

3.3.2000 Mehr als 279.000 tschetschenische Flüchtlinge sind in Inguschetien offiziell registriert.
War and Human Rights. March 3, 2000. (http://www.hro.org/war/166.htm)

6.3.2000 Offiziellen Regierungsquellen zufolge sind bisher über 125.000 Menschen innerhalb Tschetscheniens vertrieben worden.
AFP in Refugees Daily, 6.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

6.3.2000 Der Ingush Migration Service hat bisher 297.710 Flüchtlinge aus Tschetschenien registriert, von denen 105.550 Inguschetien bereits wieder verlassen haben. Innerhalb der letzten 24 Stunden sind 1.486 Personen eingetroffen und 1.078 wieder gegangen. 7.329 Patienten sind ins Krankenhaus gebracht worden, weitere 85.619 haben ambulante Behandlung erhalten.
Refugees Daily, 9.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

7.3.2000 Die genaue Zahl tschetschenischer Flüchtlinge ist schwer festzulegen. Die russische Regierung spricht von 150.000 vertriebenen Tschetschenen, von denen mehr als 100.000 in den letzten Monaten zurückgekehrt seien. Inguschetien hingegen spricht von 200.000 Flüchtlingen, die sich zur Zeit noch im Land befinden.
Washington Post in Refugees Daily, 7.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

7.3.2000 In Genf sagte ein Sprecher des UNHCR, in der vergangenen Woche seien etwa 1.400 Tschetschenen vor den Kämpfen im Süden des Landes nach Inguschetien geflüchtet.
Reuters-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.3.2000

7.3.2000 Der 36. UNHCR-Hilfstransport hat Inguschetiens Hauptstadt Nazran erreicht. Letzte Woche ist der erste Hilfskonvoi direkt nach Tschetschenien entsandt worden.
UNHCR Press Briefing Note, 7.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

8.3.2000 Laut UNHCR sind in der vergangenen Woche 1.400 Menschen aus dem Süden Tschetscheniens nach Inguschetien geflohen.
AP in Refugees Daily, 8.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

9.3.2000 Ca. 2.000 Zivilisten sind nach dem inguschetischen Präsidenten, Ruslan Auschew, vor den Kämpfen in Tschetschenien innerhalb der letzten 24 Stunden nach Inguschetien geflohen. Weitere 1.000 sind nach Tschetschenien zurückgekehrt, um Angehörige/ Freunde zu suchen.
AFP in Refugees Daily, 9.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

9.3.2000 Insgesamt 220.000 Tschetschenen sind seit dem ersten russischen Luftangriff am 5. September nach Inguschetien geflohen, sagte Ruslan Auschew.
Interfax / AFP in Refugees Daily, 9.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

7.-9.3.2000 Durchschnittlich 1.500 bis 1.700 Personen kommen täglich von Tschetschenien nach Inguschetien. Zwischen 900 und 1.100 Personen kehrten täglich nach Tschetschenien zurück. Ihre Ziele seien Achkhoy-Martan, Urus-Martan, Samashki, und Alkhan-Jurt.
UNHCR Press Briefing Note, 10.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

16.3.2000 Der Ingush Migration Service hat 281.466 Flüchtlinge aus Tschetschenien in Inguschetien registriert.
Interfax in Refugees Daily, 16.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

17.3.2000 Tschetschenische Zivilisten fliehen aus dem Dorf Alkhazurovo, da separatistische Kämpfer eine weitere Siedlung besetzt hätten. Die Dorfbewohner befürchten, Opfer russischer Angriffe zu werden, sollten sie in den Verdacht geraten, Separatisten zu beherbergen.
AFP in Refugees Daily, 17.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

17.3.2000 Der Russian Migration Service berichtet, 277.000 Personen seien aus Tschetschenien geflüchtet, seit Russland die Republik am 5. September angegriffen hat.
Refugees Daily, 17.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

20.3.2000 500 weitere Flüchtlinge erreichen Inguschetien auf der Flucht vor den Kämpfen in Shatoi und Urus-Martan.
UNHCR Press Briefing Note, 21.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

20.3.2000 Russische Behörden teilen mit, die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge betrage im Moment 220 000, könne aber bald auf 300 000 steigen.
Hamburger Abendblatt, 20.3.2000

21.3.2000 Der UNHCR meldet einen starken Anstieg der Flüchtlingszahlen aus dem Süden Tschetscheniens, wo die Distrikte Shatoi und Urus-Martan bombardiert würden. Gestern hätten 500 neue Flüchtlinge die Grenze nach Inguschetien passiert.
AP in Refugees Daily, 21.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

21.3.2000 Inguschetiens Präsident Ruslan Auschew behauptete, über 2.000 Personen hätten innerhalb der letzten 24 Stunden die Grenze von Tschetschenien nach Inguschetien passiert.
Reuters in Refugees Daily, 21.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

23.3.2000 Eine Gruppe tschetschenischer Flüchtlinge hat am Mittwoch das Büro des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Prag besetzt. Etwa 25 Tschetschenen, meist Frauen und Kinder waren aus einem Flüchtlingslager nördlich von Prag in die Hauptstadt gekommen, um um Schutz zu bitten.
AP, 23.3.2000

28.3.2000 Die Anzahl der Personen, die aus Tschetschenien fliehen, beläuft sich weiterhin auf ca. 1.000 pro Woche.
UNHCR Press Briefing Note, 28.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

28.3.2000 Ein Sprecher des UNHCR in Moskau berichtete, Inguschetien beherberge 211.000 tschetschenische Flüchtlinge.
Itar-Tass in Refugees Daily, 29.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

28.3.2000 Die Flucht der Menschen aus Tschetschenien ins benachbarte Inguschetien dauert an. In der vergangenen Woche hätten etwa 1000 Tschetschenen ihre Heimant verlassen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk mit.
28.3.2000 afp, dpa, ap, rtr

29.3.2000 Weitere 1000 Flüchtlinge sind in Inguschetien angekommen.
AFP in Refugees Daily, 29.3.2000

31.3.2000 Ruslan Auschew teilte mit, Inguschetien werde von einem Flüchtlingsstrom von 214.000 Personen überschwemmt.
Reuters in Refugees Daily, 31.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

31.3.2000 Tschetschenische Flüchtlinge kehren zurück: Der UNHCR sagte, alleine am vergangenen Mittwoch seien 700 Menschen nach Tschetschenien zurückgekehrt, dies sei die höchste Zahl seit letztem Dezember.
31.3.2000 in Refugees Daily

April

7.4.2000 Der Kreml-Sprecher für Tschetschenien sagte, es seien bis jetzt 146.993 Flüchtlinge nach Tschetschenien zurückgekehrt, etwa 76.000 Flüchtlinge hielten sich nach russischen Angaben noch in Inguschetien auf, Inguschetiens Präsident Auschew jedoch gab bekannt, es seien noch 207.000 Tschetschenen in seinem Land.
7.4.2000 ITAR TASS

Mai

3.5.2000 Der "Ingush Migration Service" sagte, 1.927 tschetschenische Flüchtlinge seien in Inguschetien angekommen und 1.524 hätten die Republik in den letzten 24 Stunden verlassen.
3.5.2000 Xinhua

5.5.2000 Im Panski Tal, an der Grenze zwischen Tschetschenien und Georgien, leben etwa 7.000 georgische Tschetschenen, die sich Kists nennen. Als eine Folge der Kriege hat sich die Zahl der Einwohner in ihren Dörfern verdoppelt.
5.5.2000 Der Standard

16.5.2000 Der Kreml-Sprecher für Tschetschenien Jastrschembski sagte, es seien 47.000 tschetschenische Flüchtlinge nach Tschetschenien zurückgekehrt, etwa 193.000 verblieben in den Nachbarrepubliken Inguschetien, Dagestan und Nord Ossetien.
16.5.2000 Interfax

23.5.2000 Seit Oktober 1999 hat Inguschetien etwa 220.000 tschetschenische Flüchtlinge aufgenommen, das UNHCR schätzt, dass ungefähr 125.000 Tschetschene als internen Flüchtlinge noch in ihrer Heimat sind.
23.5.2000 UNHCR, auf der homepage: www.unhcr.ch/refworld

23.5.2000 Nach Schätzungen leben noch 450.000 Tschetschenen in Tschetschenien. 158.000 Personen sind interne Flüchtlinge, nur eine kleine Minderheit von ihnen wird mit humanitärer Hilfe versorgt. Mehr als 10.500 Tschetschenen leben in Zeltlagern in Tschetschenien. Trotz der katastrophalen Lage in der Stadt kehren immer mehr interne Flüchtlinge nach Grosny zurück. In der Stadt sollen im Moment etwa 80.000 Menschen wohnen. Anfang Mai haben 236.927 Menschen in Inguschetien gelebt, 10% mehr als im Monat zuvor. Das Welternährungsprogramm WFP versorgt im Moment 158.180 Flüchtlinge in Inguschetien mit humanitärer Hilfe, die verbleibenden Flüchtlinge werden größtenteils von anderen Hilfsorganisationen betreut
23.5.2000 Welternährungsprogramm WFP in www.reliefweb.int

Juni

1.6.2000 Etwa 7000 tschetschenische Flüchtlinge leben in den verarmten Dörfern in der Pankisi Schlucht in Georgien in der Nähe der Grenze zu Tschetschenien. Die Russen behaupten,die Schlucht sei der Ort eines geheimen afghanischen Terroristenausbildungslagers. Jeden Tag wiederholen die russischen Medien die Anschuldigung gegen dieses Lager, deshalb wird nun gefürchtet, dass die russische Luftwaffe sich zum Angriff auf die Flüchtlinge vorbereitet. Besucht man die Schlucht, wird klar, dass es absurd ist, davon auszugehen, hier befände sich ein Ausbildungslager, die Schlucht ist zu eng und zu klein und es führt nur eine ungeteerte Straße durch sie. Die Mehrheit der dort lebenden tschetschenischen Flüchtlinge sind Frauen und Kinder.
1.6.2000 the Globe and Mail

30.6.2000 Der UNHCR schätzt, dass sich noch 170.000 tschetschenische Flüchtlinge in Inguschetien aufhalten. Ein Teil von ihnen gerät unter Druck gehen zu sollen. So hätten zum Beispiel russische Behörden mehrere 100 Flüchtlinge aus ihren Waggons vertrieben. Die 10 leeren Zugwagen wurden nach Grosny gebracht, wo die meisten Wohnungen zerstört sind. Eine weitere besorgniserregende Entwicklung geht dahin, dass die Behörden am 19. Juni die Versorgung der Flüchtlinge mit Brot und warmen Mahlzeiten beendeten. Es gibt auch Berichte darüber, dass den Flüchtlingen nahe gelegt werde, aus den Privatunterkünften oder auch aus stillgelegten Bauernhöfen und Fabriken zu verschwinden. All dies ergibt ein Muster, einen Indikator, dass den Flüchtlingen das Leben in Inguschetien schwer gemacht werden soll.
30.6.2000 UNHCR, North Caucasus Update

Juli

11.7.2000 Seit Montag hätten fast 580 Menschen den Grenzübergang nach Inguschetien passiert, meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf die föderale Migrationsbehörde in Moskau. In den vergangenen Wochen hätten dagegen nur "vereinzelt" Tschetschenen ihre Heimat verlassen. Dagegen seien bereits fast 80.000 Menschen wieder nach Tschetschenien zurückgekehrt. Insgesamt lebten in Inguschetien aber immer noch fast 154.000 Flüchtlinge. Tschetschenische Menschenrechtler beklagten erneut die Notlage der Flüchtlinge in den inguschetischen Zeltlagern. Die humanitäre Hilfe für die Menschen lasse nach.
Dpa-Bericht in Neue Züricher Zeitung, Aachener Zeitung, 11.7.2000

August

2.8.2000 Etwa 300.000 Menschen sind in Tschetschenien bei Freunden und Verwandten untergekommen. Weitere 200.000 Flüchtlinge in Inguschetien, Dagestan, Georgien und anderen Kaukasus-Republiken haben keine Häuser mehr, in die sie zurück kehren können.
The Moscow Times, 2.8.2000

6.8.2000 Hunderte Zivilisten sind aus Tschetschenien geflüchtet, weil sie vor einem tschetschenischen Jahrestag eine neue Angriffswelle befürchten. Besonders Einwohner Grosnys und anderer größerer Städte haben die Grenze zu Inguschetien überquert.
6.8.2000 BBC

7.8.2000 Etwa 2000 Bürger aus Grosny, Gudermes, Argun, Schali und Urus-Martan sind aus Angst vor neuen Gefechten in ihrer Heimat nach Inguschetien geflüchtet.
7.8.2000 AFP, dpa-Berichte in die tageszeitung TAZ, Süddeutsche Zeitung

15.8.2000 Zwei Lebensmittelkonvois sind heute aus Russland in Richtung Inguschetien losgefahren, so das UN-Welternährungsprogramm. Die Konvois liefern Hilfsmittel für 35.000 Personen, die in Grosny und Urus-Martan Hunger leiden. Besonders die Menschenin Grosny und interne Flüchtlinge aus dem Dorf Komsomolskoje, welchen total zerstört worden war, seien in einer sehr prekären Lage, so ein WFP-Sprecher.
WFP in www. ReliefWeb.int, 16.8.2000

September

5.9.2000 Etwa 170.000 Flüchtlingen steht ein zweiter Winter im inguschetischen Exil bevor, so die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge. Es seien wegen der unsicheren Lage in Tschetschenien nur sehr wenige Flüchtling in ihre Heimat zurückgekehrt. Der UNHCR plant deshalb, eine weitere Zeltstadt für 12.000 Personen aufzubauen. Mittlerweile scheint es, als wären die Flüchtlinge in der Nachbarrepublik nicht mehr willkommen. 26 Personen wurden von ihren Gastfamilien schon auf die Straße gesetzt, anderen 216 droht in nächster Zukunft das gleiche Schicksal.
5.9.2000 AP

19.9.2000 Das UNHCR plant den Bau eines weiteren Flüchtlingslagers in Inguschetien. Es soll eine Zeltstadt für 4.200 tschetschenische Flüchtlinge aufgebaut werden.
19.9.2000 UNHCR homepage

Oktober

12.10.2000 Im Moment leben nach Angaben des russischen Nationalitäten- und Migrationsministeriums 122.451 tschetschenische Flüchltinge in Inguschetien. 181.600 leben als interne Flüchtlinge in Tschetschenien selbst. Er, wie auch eine Repräsentantin von UNICEF, forderte die Hilfsorganisationen auf, die Flüchtinge, die einem zweiten Winter in Inguschetien entgegensehen, nicht zu vergessen.
The Moscow Times, 13.10.2000

22.10.2000 Vor einem Monat hielten sich in Inguschetien nach vorsichtigen Schätzungen 150.000 tschetschenische Flüchtlinge auf. Die inguschetischen Behörden geben an, täglich kämen 2.000 Menschen hinzu, die vor der Brutalität der russischen Truppen und vor dem herannahenden Winter in Tschetschenien fliehen.
BBC News Online: www.news6.thdo.bbc.co.uk, 22.10.2000

24.10.2000 181.000 Tschetschenen leben als interne Flüchtlinge in Tschetschenien selbst. Auch für sie wird die Situation während des herannahenden Winters immer schwieriger. Angehörige der inguschischen Regierung gaben an, dass sich Inguschetien mit 17,9 Millionen US-Dollar für Nahrungsmittel, Elektrizität, Gas und Wasser für die tschetschenischen Flüchtlinge in den Flüchtlingslagern nahe der tschetschenisch-inguschetischen Grenze verschuldet hat. Während die Temperaturen zurückgehen und die Vorräte an Nahrungsmitteln abnehmen, breiten sich in den Lagern Krankheiten aus. Die Behörden und die Flüchtlinge hoffen auf internationale Hilfe.
Reuters, Ap-Bericht in Yahoo News (http://dailynews.yahoo.com, 24.10.2000

24.10.2000 FIDH gibt einen umfassenden Report zum Tschetschenienkrieg heraus. Die Orgnaisation schätzt, dass Ende Dezember 1999 600.000 Tschetschenen auf der Flucht waren, etwa 250.000 davon seien in Inguschetien untergekommen.
FIDH: Tchétchénie: un an de crimes impunis, S. 11

b) Humanitäre Situation der Flüchtlinge, Vertriebenen und Zivilisten in TschetschenienOben

September

24. 9.1999 Die tschetschenische Regierung hat bestimmt, dass jeder der ca. 300.000 Flüchtlinge in Grosny und anderen Siedlungen 400 Gramm Brot pro Tag erhalten soll.
Refugees Daily, 24. September 1999

Oktober

1.10.1999 Der erste UNHCR Hilfs-Konvoi erreichte heute Inguschetien.
Die vier 20-Tonnen Lastwagen enthielten Decken, Zelte, Wasser-Tanks, Küchenutensilien, Plastikbettlaken, Zucker und Öl.
UNHCR Press Briefing Note, 01. Oktober 1999

4.10.1999 Russland hat den tschetschenischen Flüchtlingen bisher keine sichtbare Hilfe geleistet. Aus Angst vor Kidnapping schickt UNHCR keine internationalen Hilfskräfte in die Krisengebiete.
Washington Post und UNHCR in Refugees Daily, 04. Oktober 1999

5.10.1999 Nur 8.000 der etwa 100.000 tschetschenischen Flüchtlinge wurden mit Zelten etc. versorgt. Die inguschetischen Behörden warnen davor, dass bis zu 300.000 Flüchtlinge noch kommen könnten.
AFP, 5.10.1999

6.10.1999 An der Grenze zu Dagestan befinden sich mehr als 1.000 tschetschenische Flüchtlinge, überwiegend Frauen und Kinder ohne humanitäre Hilfe.
Itar-Tass in Refugees Daily, 06. Oktober 1999

7.10.1999 Das russische Katastrophenministerium hat 20 Tonnen Hilfsgüter, bestehend aus Lebensmitteln, Medikamenten und Decken nach Inguschetien geschickt.
Refugees Daily, 07. Oktober 1999

8.10.1999 In Inguschetien herrscht derzeit ein akuter Mangel an Lebensmitteln, Baby-Nahrung, warmer Kleidung und Decken, sowie Zelten, Wohnwagen und Heizöfen. Viele Flüchtlinge leben trotz des kalten Winterwetters im Freien. UNHCR hat bisher zwei HilfsKonvois mit Nahrungsmitteln, Zelten und Decken für 8000-9000 Menschen nach Inguschetien geschickt.
Interfax und UNHCR in Refugees Daily, 08. Oktober 1999

18.10.1999 Grenzkontrolleure am Kontrollpunkt in Nord Ossetien verlangen Bestechungsgelder von flüchtenden tschetschenischen Familien. Da fast keiner der Flüchtlinge den Betrag von durchschnittlich knapp 35 US-Dollar bei sich hat, sind die meisten gezwungen, nach Tschetschenien zurückzukehren, und unter Beschuss der russischen Artillerie nach Inguschetien zu flüchten.
Sunday Telegraph in Refugees Daily, 18.10.1999 (www.unhcr.ch)

20.10.1999 Medienberichten zufolge hat die Regierung der russischen Föderation einen Prozess in Gang gesetzt, Flüchtlinge in die russisch kontrollierten Gebiete Tschetscheniens zurück zu führen. Jedoch finden viele der Heimkehrenden ihre Häuser zerstört und geplündert vor, ohne Möglichkeiten für eine grundlegende Subsistenz. Es liegen auch Berichte über Vertriebene vor, die in die zentral-russische Region Tambow zurück geführt wurden. Einige von ihnen haben keine Winterkleidung, kein Geld und keine Nahrung. Da keine internationalen Hilfsorganisationen in der Gegend ansässig sind, ist zu bezweifeln, dass die Umsiedlung der Flüchtlinge auf einer freiwilligen und informierten Basis geschieht.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open Letter to the United Nations from the Secretary General of Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm

20.10.1999 Das russische Rote Kreuz hat 3.500 Winterjacken für Flüchtlinge nach Inguschetien geschickt.
Refugees Daily, 20.10.1999

22.10.1999 UNHCR entsendet heute den vierten Hilfskonvoi, bestehend aus zwölf 20-Tonnen Lastwagen nach Nazran, Inguschetien. Die Hilfslieferung enthält Lebensmittel, Decken, Küchenutensilien, Plastiklaken, Konservendosen, Öfen und Wassertanks.
UNHCR Press Briefing Note, 22.10.1999

22.10.1999 Obwohl UNHCR und UNICEF mehrere Konvois mit grundlegenden Versorgungsgütern entsandt haben, gibt es vor Ort trotzdem ernsthafte Probleme mit der Elementarversorgung an Zelten und Decken sowie mit der Gesundheitsfürsorge. Der UNHCR drückte seine steigende Besorgnis darüber aus, dass Zehntausende zu Beginn des harten kaukasischen Winters ohne ein Dach über dem Kopf bleiben könnten.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open Letter to the United Nations from the Secretary General of Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm

23.10.1999 Nachdem russische Truppen am 23. Oktober die letzte Straße von Tschetschenien nach Inguschetien geschlossen haben, hat sich die Situation vieler Flüchtlinge verschlechtert. Inguschetiens Präsident Ruslan Auschew sagte: "Diese Menschen haben nun keine Möglichkeit mehr, aus Tschetschenien heraus zu kommen. Sie sind größtenteils Frauen, Kinder und alte Menschen."
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open Letter to the United Nations from the Secretary General of Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm

27.10.1999 Die Schweizer Regierung stellt UNHCR und dem Roten Kreuz 642.000 USUS-Dollar für die tschetschenischen Flüchtlinge zur Verfügung.
AFP in Refugees Daily, 27.10.1999

27.10.1999 Die inguschetischen Familien bezahlen die Verpflegung für die tschetschenischen Flüchtlinge von ihrem eigenen Geld.
Memorial in Refugees Daily, 27.10.1999

27.10.1999 Eine Menschenrechtsdelegation, die gerade aus Inguschetien zurückkehrte, berichtet von den schrecklichen Umständen, unter denen die Flüchtlinge leben. Mehrere Kinder seien bereits gestorben. Die Flüchtlinge sind in Sommerzelten untergebracht. Viele leiden an Lungenentzündung, andere an Tuberkulose.
The Guardian, 27.10.1999

Ende Oktober 1999 Menschenrechtsorganisationen berichten, dass Flüchtlingen aus Tschetschenien verweigert wurde, von Inguschetien nach Nord-Ossetien zu ziehen. Manche NGOs melden, Grenzsoldaten ließen lediglich Russen nach Inguschetien einreisen. Die russische Presse berichtet von einigen Vertriebenen, die per Bus in Teile Tschetscheniens zurück transportiert wurden, die unter russischer Kontrolle stehen.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

29.10.1999 Die Europäische Union stellt USUS-Dollar 1.5m für humanitäre Hilfe zugunsten der tschetschenischen Flüchtlinge zur Verfügung.
Itar-Tass in Refugees Daily, 29. Oktober 1999 (www.unhcr.ch)

November

Anfang November In Moskau berichtet ein Hauptmann der tschetschenischen Nationalgarde von der Situation der eingeschlossenen Zivilisten in Grosny. Die Menschen hausten Tag und Nacht in den Kellern, ohne Feuer machen zu können, weil der Rauch russische Bomber anlocken würde. Es herrsche völliges Chaos in Grosny, die Krankenhäuser arbeiteten kaum mehr, die Energieversorgung sei zusammengebrochen. Er habe Frauen gesehen, die auf offener Straße ihr Kind zur Welt gebracht hätten. In den Straßen lägen Leichen, die niemand bestatte.
Tomas Avenarius in der Süddeutschen Zeitung, 6./7.11.99

Anfang November Im Grenzort Slepzowsk 5 800 Flüchtlinge sind in 108 Eisenbahnwaggons untergebracht. Die Lebensmittelversorgung besteht aus einem Laib Brot und etwas Zucker für eine dreiköpfige Familie. Im Ort leben z.T. bis zu 37 Menschen in einem Zimmer - in einem ehemaligen Schweinestall schlafen 43 Erwachsene und noch mehr Kinder auf dem Fußboden.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 4.11.99

Anfang November Schätzungsweise 170.000 Personen sind bislang innerhalb Tschetscheniens vertrieben worden und haben keinen Zugang zu humanitärer Hilfe.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

November 1999 (höchstwahrscheinlich) Laut UNHCR wird von offizieller Seite verhindert, dass medizinisches Versorgungsmaterial für tschetschenische Krankenhäuser nach Tschetschenien gelangt.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

2.11.1999 Grenzkontrolleure verlangen von den Flüchtlingen, die von Grosny nach Inguschetien wollen, Bestechungsgelder in Höhe von 250 Rubeln (USUS-Dollar10). Der Betrag entspricht etwa einem Monatslohn. Tschetschenische Flüchtlinge, die versuchen nach Stavropol in Süd-Russland, zu gelangen, sind gezwungen 1500 Rubel (USUS-Dollar60) pro Familienmitglied zu bezahlen. Bis zu 2.000 Menschen, die zu arm sind, um diese Beträge zu bezahlen, sitzen in Staraya Sunzha, einem Vorort von Grosny, fest.
Human Rights Watch in Refugees Daily, 2.11.1999 (www.unhcr.ch)

3.11.1999 Regierungstruppen öffnen einen Übergang an der inguschetisch-tschetschenischen Grenze und lassen etwa 3.500 Personen passieren. 40.000 Flüchtlinge warten schon länger als eine Woche an der Grenze in einer Schlange, die sich über zwölf Meilen erstreckt. Diese Flüchtlinge leben unter freiem Himmel, oftmals ohne Zugang zu Lebensmitteln und Wasser. Regierungstruppen erlauben niemandem, eingeschlossen medizinischem Personal, Kontakt zu den Flüchtlingen aufzunehmen.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

4.11.1999 In Bonn weist Amnesty International auf eine dramatische Verschlechterung der humanitären Situation der Flüchtlinge hin. Insbesondere die seit Oktober anhaltenden Bombenangriffe hätten zu einer zivilen Katastrophe geführt; Hunderte seien offenbar getötet oder verwundet worden. Die Fluchtwege seien von russischen Einheiten versperrt, tschetschenische Gruppen missbrauchten die Flüchtlinge als menschliche Schutzschilde.
epd-Bericht in Frankfurter Rundschau, 5.11.1999

5.11.1999 Die humanitäre Lage der Flüchtlinge in Inguschetien ist weiterhin angespannt. Die Hilfmittel reichen nicht aus. 'Frauen und Kinder sterben', sagte eine Flüchtlingsfrau aus. 'Es gibt hier nichts außer Brot zu essen, dies wird zu Mangelerscheinungen führen und wenn der Winter kommt, werden die ersten sterben.'
USCR in www.refugees.org, 5.11.1999

8.11.1999 Schwerbewaffnete junge russische Soldaten haben am vergangenen Wochenende schutzlose Flüchtlinge an der Grenze ausgeraubt und zusammengeschlagen. Die Opfer sind größtenteils Frauen und Kinder.
The Guardian in Refugees Daily, 8.11.1999

12.11.1999 UNHCRs achter Hilfskonvoi ist heute in Nazran angekommen. Die Hilfslieferung enthielt 20 Tonnen Lebensmittel. Ein separater Lastwagen mit Medikamenten von UNICEF kam in Mozdok, Nord Ossetien, an.
UNHCR Press Briefing Note, 12.11.1999

14.11.1999 Im Flüchtlingslager Staniza Troizka - Gebäude einer früheren sowjetischen Schweinezucht - fehlt es an allem: Lebensmitteln, Kleidern, medizinische Versorgung, Brennstoff. "Wir sollen täglich einen halben Laib Brot pro Kopf bekommen. Das macht zusammen acht Laib für meine Familie. Gestern gab es nur sechs, an manchen Tagen gibt es gar nichts", sagt ein Flüchtling. Auf dem Hof des Lagers steht knöcheltief der Schlamm, die Flüchtlingskinder husten, und auch viele Alte sind schon krank. Die russische Regierung versucht, die Menschen irgendwie zu versorgen, deckt den Bedarf jedoch nicht. Aktive Unterstützung internationaler Hilfsorganisationen lehnt Moskau ab; zwar werden Hilfsgüter angenommen, deren Verteilung übernehmen aber die Russen.
"Wenn das hier keine humanitäre Katastrophe ist, was ist es denn dann?" fragt eine aus Grosny geflohene Frau, die im Flüchtlingslager "Sputnik" haust; es besteht aus 120 Eisenbahnwaggons. "Diese Waggons sind für 36 oder 40 Personen eingerichtet, doch in den meisten leben 60,70 Menschen. Überall ist Ungeziefer, es gibt Tuberkulose und Infektionskrankheiten", berichtet sie. "Wenn das alles hier so weitergeht und immer mehr Menschen in die Lager kommen, dann drehen wir hier in einem Monat durch."
Tomas Avenarius in Süddeutsche Zeitung, 15.11.99

Mitte November 1999 An der tschetschenisch-inguschetischen Grenze besuchte ein Inspektionstrupp der OSZE notdürftig eingerichtete Flüchtlingslager in Schulen und Schuppen, Erdhütten und eiskalten Eisenbahnwaggons.
Jörg R. Mettke in Der Spiegel, 15.11.99

Mitte November 1999 Das US-Flüchtlingskomitee USCR hat Flüchtlinge interviewt, die aussagten, sie seien als menschliche Schutzschilde vor gepanzerte Wagen im Ort Achkoy-Martan missbraucht worden. 'Wir wurden gezwungen, uns in einer langen Linie aufzustellen, während die Russen etwa 100 Panzer durch einen Checkpoint fuhren, unsere tschetschenischen Kämpfer schossen nicht, weil sie uns sahen.' Eine andere Frau fügte hinzu: ' In diesem Krieg leiden nur Unschuldige. Ich würde gerne helfen, Frieden zu bringen, aber die Russen hören uns nicht zu, ich glaube, sie wollen jeden Tschetschenen töten.'
USCR in www.refugees.org

18.11.1999 Die UN-Beauftragte für Flüchtlinge, Sadako Ogata, hat tschetschenische Flüchtlinge in Inguschetien getroffen. Die Flüchtlinge beklagten sich über Nahrungmittelmangel, unzureichende Versorgung mit Medizin und Unterkunft, einige Flüchtlinge sagen, sie schliefen draußen unter freiem Himmel, damit im Zelt Raum für die Kinder sei. Die Flüchtlinge berichteten über viele Krankheitsfälle.
18.11.1999, BBC

18.11.1999 Das Schicksal von Sauda Dobajewa aus Urus-Martan: Die 63-Jährige entschloss sich zur Flucht. Sie setze ihre beiden Enkelkinder auf die Ladefläche eines Lastwagens und nahm ihren Sohn Roman, 34, an die Hand. Roman ist blind. Vor 13 Jahren hat er als sowjetischer Soldat in Afghanistan seine Gesundheit geopfert. Nun muss Roman vor den Bomben jener Armee fliehen, der er einst gedient hatte. Am Anfang schliefen die Dobajews im Flüchtlingslager von Karabulak auf der Erde. Jetzt stehen olivfarbene Zelte in der Schlammwüste. Sauda kennt die Vetreibung aus ihrer Kindheit. 1944 wurde ihre Familie von Stalin nach Kasachstan deportiert.
http://www.stern.de, 18.11.1999

Mitte November 1999 Maya, interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien: "Es gibt immer noch ein Krankenhaus in Chatoi.... Als ich fort ging, wurden nur etwa zehn Verletzte in dem Krankenhaus versorgt. Das, denke ich, ist darauf zurückzuführen, dass die Verwundeten sich nicht trauen, ihre Häuser zu verlassen... Also werden die Verwundeten in ihren eigenen Häusern versorgt mit was auch immer für verfügbaren Ressourcen."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

22.11.1999 Der Amerikaner Chris Hunter, der seit Jahren in Moskau ein Menschenrechtsbüro leitet, fuhr nach Inguschetien, um sich ein eigenes Bild der Lage der Flüchtling zu machen. Er sagt, dass die Situation von einem chronischen Hilfsmangel geprägt sei. Die meisten Flüchtlinge fliehen schon zum zweiten Mal innerhalb von Jahren aus ihren Häusern. Die Menschen in den Flüchtlingscamps bräuchten unbedingt Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente, angemessene Behausungen und warme Kleider. Die meisten Krankheiten seien auf die Kälte zurückzuführen. Ein Baby, Islam, 1 Jahr und 4 Monate alt erfror, während Hunter im Flüchtlingslager war. Es gibt viele Fälle von Tuberkulose. Die Gefahr, dass Seuchen ausbrechen sei groß, die lokale Infrastrukur sei zusammengebrochen.
War and human rights, www.hro.org/war/48.htm

Ende November 99 Ein Sprecher des Roten Kreuzes fordert massive Unterstützung aus dem Ausland für die Flüchtlingsunterbringung. Notunterkünfte, Lebensmittel, Kleidung und medizinische Versorgung seien Mangelware. Das Ausland müsse mehr als 21 Mio. DM aufbringen, um das Flüchtlingselend zu lindern.
rtr/dpa-Bericht in der tageszeitung taz, 22.11.99

Ende November 99 Im Dorf Werchnije Atschaluki drängen sich Hunderte ausgehungerter Flüchtlinge um zwei Lastwagen des Roten Kreuzes, die Lebensmittel und Kleidung für die Flüchtlinge nach Inguschetien gebracht haben. Unterstützung aus Moskau erhofft sich hier niemand mehr: "Die Russen wollen uns Tschetschenen doch nur auslöschen", klagt eine Frau. Die Hilfe aus dem Ausland erreicht jedoch nicht jeden; beim Verteilen der Hilfe im Dorf gehen 200 Familien leer aus. Eine Frau zeigt, was ihr und ihrer Familie in den letzten zwei Monaten zum Überleben reichen mußte: auf Bezugsschein erhielten sie von den inguschetischen Behörden 250 Gramm Zucker, 200 Gramm Butter, zwei Fleischkonserven, zwei Pakete Waschpulver und eine Decke. Wenigstens werde jeden Tag Brot ausgegeben.
Nikolai Topouria (afp) in der Frankfurter Rundschau, 22.11.99

Ende November 99 Dr. Edouard Kossenko von der Weltgesundheitsorganisation WHO äußert Bedenken in bezug auf die gesundheitliche Verfassung der Flüchtlinge in den Camps. Der Mangel an Trinkwasser zusammen mit der schlechten sanitären Versorgung und dem hereinbrechenden Winter fördere Krankheiten und berge die Gefahr ausbrechender Epidemien wie Cholera. Laut WHO werden etwa US-Dollar743 000 benötigt, um Impfungen und eine grundlegende medizinische Versorgung der Flüchtlinge zu gewährleisten.
Elizabeth Olson in der International Herald Tribune, 24.11.99

Ende November In Grosny harren die Menschen seit zwei Monaten aus ohne Gas und Strom. Ihr Trinkwasser holen sie aus Pfützen, da die Wasserversorgung der Stadt seit Wochen lahmgelegt ist. Es besteht ein hohes Risiko, auf der Straße von Granaten getroffen zu werden. Selbst in den Kellern können die Menschen kaum noch Schutz finden, weil die russische Luftwaffe nur noch Bomben abwirft, die Beton durchschlagen und die Häuser bis auf den Grund zerstören. Es gibt keine Lebensmittel mehr zu kaufen in Grosny, alle Kliniken sind zerstört oder geschlossen. Die wenigen verbliebenen Ärzte operierten bei Kerzenlicht, berichtet eine russische Journalistin. Auch Friedhöfe werden beschossen, weshalb die Toten schnell und unter Verzicht auf die üblichen Zeremonien beerdigt werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.99

Dezember

Anfang Dezember 1999 In Grosny sind etwa 50 000 Menschen eingeschlossen. In der zerstörten Stadt gibt es nach Angaben des Bürgermeisters Grosnys, Letscha Dudajew, keine Verkehrsmittel mehr für die Flucht, so dass alte, kranke und geschwächte Menschen 15 bis 20 Kilometer laufen müssten, um aus dem Kampfgebiet zu entkommen.
Reuters/dpa-Meldung in der Süddeutschen Zeitung, 6.12.99

Anfang Dezember 1999 Die Lage der Menschen in Grosny verschlechtert sich zusehends. Viele Einwohner verstecken sich seit Wochen in Kellern und Bunkern und wissen nichts von dem der Bevölkerung gestellten Ultimatum, die Stadt bis zum 11.12.99 zu verlassen.
Florian Hassel in der Frankfurter Rundschau, 8.12.99

2.12.1999 Mehr als 7.000 Vertriebene sind in 124 Eisenbahnwaggons im Flüchtlingslager Sleptsovsk-Nord zusammengepfercht. Jeder Wagen hat Platz für 54 Personen, aber in manchen leben bis zu 70 Menschen. Bis vor kurzem hatten viele Wagen überhaupt gar keine Heizung. Andere wiederum haben ein schwaches Heizsystem auf der Basis von Wasser, das aber weniger als die Hälfte der normalen Kapazität hat. Undichte Stellen und eine nur sporadische Versorgung mit Wasser drohen immer wieder, das System zum Erliegen zu bringen. Letzte Woche wurden Holzöfen zu den Waggons gebracht, die gar keine Heizung haben, aber der Bundes-Migrations-Dienst, die russische Behörde für Vertriebene, hat es versäumt, regelmäßig Holz oder Kohle zu liefern. Aufgrund der angespannten Lage in Tschetschenien kommen täglich 30 bis 40 neue Personen in das Lager, aber die Überfüllung zwingt viele dazu, draußen in der Kälte zu schlafen. Eine Frau namens Haida, die jetzt in Waggon Nr. 54 lebt, erinnert sich, wie sie und ihre Kinder Mitte November elf Nächte unter freiem Himmel verbringen mussten. Viele Kinder und ältere Menschen leiden unter Erkältungen und Ruhr. Zura sagt aus, dass im Waggon Nr. 67 alle Kinder krank sind und unter permanentem Husten leiden. Den Bewohnern des Lagers fehlt es an warmer Kleidung, Bettzeug, Seife, Kochutensilien, Medizin, Babynahrung, Decken, Schuhen (besonders für Kinder) und an psychologischer Betreuung.
Human Rights Watch, 2.12.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1202.htm)

3.12.1999 UNHCRs zwölfter Hilfskonvoi erreichte heute Nazran. Die Lieferung bestand aus 210 Tonnen Lebensmitteln und 200 Holzöfen. Seit dem Beginn der UNHCR-Hilfslieferungen am 1. Oktober sind mehr als 1200 Tonnen Lebensmittel nach Inguschetien gebracht worden, ebenso wie Zelte, Öfen, Kohle, Feuerholz und andere wintertaugliche Materialen.
UNHCR Press Briefing Note, 3.12.1999

6.12.1999 Die russische Luftwaffe wirft Flugblätter über Grosny ab, die der Bevölkerung mitteilen, dass sie die Stadt vor dem 11. Dezember zu verlassen haben. Nur so könnten sie ihren Tod vermeiden und die Stadt retten. Russische Truppen würden all diejenigen, die nach der Deadline in der Stadt verbleiben, als Terroristen und Banditen betrachten und sie töten. Schätzungen zufolge halten sich noch 15.000 bis 50.000 Zivilisten in Grosny auf. Der Abwurf von Flugblättern, die den Menschen ein Ultimatum setzen, ändert nichts an Russlands Verpflichtungen gegenüber internationalem humanitärem Recht, sagte Amnesty International. Zivilisten, die nach dem Ultimatum in der Stadt verbleiben - seien sie zu alt, krank, verwundet, arm oder verängstigt oder sei es, dass sie die Warnung nicht erhalten haben - bleiben immer noch Nicht-Kämpfer und sind als solche vor Angriffen zu schützen.
Amnesty International, News Release, EUR 46/41/99, 7.12.1999

9.12.1999 Nach einer einwöchigen Tour durch Inguschetien berichtet Marie Struthers von Human Rights Watch, dass mehrere Flüchtlingslager nicht angemessen beheizt werden. Eine steigende Zahl von Flüchtlingen erkranke an Ruhr und Tuberkulose. Hinzu komme, dass die meisten Kinder Erkältungen hätten und psychisch geschädigt seien. Einige seien gestorben. Den Menschen fehle es am Nötigsten und sie leben in den Lagern in knöcheltiefem Schlamm.
Reuters in Refugees Daily, 9.12.1999

11.12.1999 Nach Angaben der Agentur Interfax sagte ein Vertreter der Verwaltung des tschetschenischen Präsidenten Maschadow, dass die Flüchtlinge in den Bergdörfern hungerten. Vier Monate lang seien keine Lebensmittel mehr in die Dörfer gebracht worden, zudem habe sich die Einwohnerzahl aufgrund der Flüchtlingsströme aus Tschetschenien um das Dreifache erhöht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.99

11.12.1999 Die Lebensbedingungen derer, die in Tschetschenien geblieben sind, sind katastrophal. In den bombardierten Gebieten ist die Nahrungs- und Trinkwasserversorgung praktisch zusammengebrochen. Bezüglich der medizinischen Versorgung ist die Situation noch schlimmer. Seit Wochen gibt es weder Gas noch Strom.
World Socialist Web Site, 11.12.1999 (http://www.wsws.org/articles/1999/dec1999/chec-d11.shtml)

14.12.1999 UNHCRs fünfzehnter Hilfskonvoi erreichte heute Inguschetien mit 285 Tonnen Lebensmitteln. Ein Lastwagen des Danish Refugee Council, der 1600 Paar Winterschuhe geladen hatte, begleitete den Konvoi.
UNHCR Press Briefing Note, 14.12.99

14.12.1999 Tschetschenen, die vor den Russen fliehen, schlagen sich über die verschneiten Berge des Kaukasus durch bis Georgien. Nur Frauen, Kinder und Alte dürfen in Georgien bleiben. In Duisi, einem Dorf, leben Anfang Oktober 7.000 Menschen. Seit Kriegsbeginn sind weitere 3.500 dazu gekommen. Die Mehrheit der Flüchtlinge campiert in Schulen oder Ställen und hat nicht jeden Tag etwas zu essen. Im ehemaligen Kindergarten drängen sich 19 Flüchtlingsfamilien, die Bewohner geben so viel sie können von ihrer kargen Nahrung ab. Anderen geht es aber noch schlechter, mindestens weitere 400 Flüchtlinge warten an der tschetschenischen Grenze. Mehrere 1.000 hat der Hunger und die Kälte wieder nach Tschetschenien zurückgetrieben, nach Georgien dürfen nur Frauen, Kinder und Alte, Männer zwischen 16 und 65 müssen die georgischen Grenzer zurückschicken.
Die Presse, 14.12.1999

17.12.1999 Die schweren Angriffe auf Grosny machen es für die verbliebenen Einwohner unmöglich, die Stadt zu verlassen. Die Menschen harren in Kellern aus und können nur während der kurzen Feuerpausen auf die Straße, um etwas zu essen zu suchen. Viele der Zivilisten in Grosny sind gebürtige Russen. Zahlreiche Menschen sind zu alt oder zu schwach, um zu fliehen.
Reuters/AFP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 18./19.12.1999

17.12.1999 Viele Flüchtlinge in Inguschetien werden von den Behörden gezwungen, in ihre tschetschenischen Dörfer zurückzukehren. Es kursiert eine von General Kazanzew unterzeichnete Liste angeblich 'sicherer' Orte, in die die Flüchtlinge zurückkehren sollen. Diese fürchten sich aber vor den anhaltenden Bombardierungen und vor der Willkür der russischen Soldaten. Human Rights Watch verurteilte diese Vorgehen der russischen Behörden.
17.12.1999 Human Rights Watch homepage (www.hro.org)

17./18.12.1999 Menschenrechtsorganisationen und Nachrichtenagenturen berichten, dass die Behörden Flüchtlinge dazu drängen, von Inguschetien nach Tschetschenien zurückzukehren. Regierungsbeamte hätten Personen aus tschetschenischen Städten und Distrikten aussortiert, die von der Regierung als "sicher" ausgewiesen wurden. Einigen Berichten zufolge hätten Verwalter von Flüchtlingscamps angekündigt, die betreffenden Personen würden keine Essensrationen mehr erhalten. Beobachter von Menschenrechtsorganisationen sowie Flüchtlinge haben beobachtet, dass Regierungsbeamte ohne Vorwarnung bis zu 40 Eisenbahnwaggons, die Flüchtlinge aus dem Sputnik Camp in Inguschetien beherbergten, am 17. und 18. Dezember in die tschetschenische Stadt Sernovodsk bewegten.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

18.12.1999 Im Flüchtlingslager Znamenskoje, in Nordwest Tschetschenien brachen gestern chaotische Zustände aus, als neue Flüchtlinge aus Grosny eintrafen. Louisa Sultanowa kam mit ihrem sechs-jährigen Sohn, der in einer Nachtbombardierung eine Beinverletzung erlitt. Auch ihre drei anderen Kinder hat sie mitgebracht. Die ersten drei Nächte schlief die Mutter mit ihren Kindern auf Bänken in der Kantine, dann wurde ihnen ein Schlafplatz in einer Garage zugewiesen. Die Leitung nahm ihnen aber die Matratzen wieder weg, weil sie in einem Krankenhaus gebraucht würden. Frau Sultanowa, die zwei Monate in einem Keller in Grosny ausharrte, fragte sich, ob es klug war zu fliehen. Alle meine Kinder sind mittlerweile krank, sagt sie.
The Guardian, 18.12.2000

19.12.1999 In der Stadt befinden sich noch immer Zehntausende Zivilisten, vor allem alte Menschen, denen die Lebensmittel ausgehen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.1999

20.12.1999 Die russischen Militäroperationen gefährden die physische Sicherheit von Zivilisten. Viele von denen, die geflüchtet sind, waren militärischen Übergriffen oder Schikane ausgesetzt.
United Nations, 20.12.1999

21.12.1999 Der 17. Hilfskonvoi des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR ist mit etwa 300 Tonnen Nahrungsmitteln, 18.000 Wintermänteln, 4.500 Decken und 1.700 Matratzen in der inguschetischen Hauptstadt Nazran eingetroffen.
Reuters/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 22.12.1999

21.12.1999 Die intensiven Bombardierungen machen jegliche humanitäre Hilfe auf tschetschenischem Territorium unmöglich. Ca. 500.000 Menschen leben noch in Tschetschenien.
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

Dezember 1999 Znamenskoje Das Flüchtlingslager Znamenskoje im russisch kontrollierten Teil Tschetscheniens hat in beheizten Zelten Platz für 2.000 Flüchtlinge aus Grosny. Bei einem Besuch von Journalisten, die von dem russischen General Nikolaj Koschman geleitet werden, klagen die wenigen hundert Flüchtlinge im Lager, es gebe nur 240 Betten und es fehle an Medikamenten. Viele seien krank, hätten Bronchitis oder Tuberkulose. Es gebe keine Seife, keine Trockenmilch, pro Tag verteile man einen Laib Brot, der für vier Leute reichen müsse, und in der Kantine schliefen Flüchtlinge. Im Lager herrscht Ausnahmezustand. Im gleichnamigen Dorf ist ab neun Uhr abends Ausgangssperre.
Elfie Siegl in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.1999

29.12.1999 UNHCR hat gestern seinen neunzehnten Hilfskonvoi nach Inguschetien geschickt. Zu der Lieferung gehören 240 Tonnen Lebensmittel sowie Bettzeug, Kleidung, Hygieneartikel und Kindersachen, die den tschetschenischen Flüchtlingen zukommen. Offiziellen Zahlen zufolge sind insgesamt 254.000 Menschen nach Inguschetien geflohen. Weitere 28.000 Flüchtlinge halten sich in Dagestan auf, während die Zahl der in Grosny verbliebenen Menschen vage auf 10.000-50.000 geschätzt wird.
UNHCR North Caucasus Update, 29.12.1999

29.12.1999 Zwei Zeltstädte in Znamenskoje haben nicht genug Platz für all die Flüchtlinge in der Region Nadterechny. In Sernovodsk befinden sich bereits 5.000 Flüchtlinge. Das Gebäude, in dem sie untergebracht werden, ist nur für 3.000 Personen vorgesehen. Es gibt keine Heizung, keine Betten, keine Toiletten.
http://www.memo.ru, 29.12.1999

30.12.1999 Die Lage der Zivilbevölkerung in den so genannten befreiten Gebieten Tschetscheniens, die von russischen Streitkräften eingenommen wurden, hat sich nach Berichten westlicher Korrespondenten weiter verschlechtert. In den meisten Dörfern gibt es nach wie vor kein Gas und keinen Strom, die Schulen sind geschlossen oder werden von russischen Soldaten als Unterkunft benutzt. Die Felder sind vermint oder verwüstet, die Versorgungslage wird immer schwieriger. Die russische Regierung spricht dagegen von einer Entschärfung der Situation der Flüchtlinge.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.1999

Januar

Anfang Januar 2000 Spätestens seit Jahresanfang gab es in Grosny kein Wasser mehr, die Bomben und Granaten hatten die Wasserleitungen und die Kanalisation zerstört. Wer dem Ultimatum der Armee kurz vor Jahresende 1999, die Stadt zu verlassen, nicht gefolgt war, sollte wie die "tschetschenischen Terroristen und Banditen" behandelt werden und mit ihnen sterben.
Süddeutsche Zeitung, 14.2.2000

12.1.2000 Das erhöhte Gewaltpotential und die extreme Unsicherheit in der Region halten das medizinische Personal von Ärzte ohne Grenzen davon ab, auf tschetschenischem Gebiet zu arbeiten.
Ärzte ohne Grenzen, 12.1.2000 (http://www.msf.org)

14.1.2000 Die Grenzbehörden erhalten die Anweisung, die Schließung der Grenzen für tschetschenische männliche Flüchtlinge zwischen 10 und 60 Jahren wieder aufzuheben.
Reuters/AFP/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 15./16.1.2000

14.1.2000 In Flüchtlingsunterkünften herrscht den Ausbruch von Epidemien wie Cholera und Diarrhöe betreffend ein hohes Risiko, da die Lager überfüllt sind und sauberes Trinkwasser Mangelware ist. Vermehrt werden auch Fälle akuter Atemwegserkrankungen, Hautkrankheiten und Durchfallerkrankungen gemeldet, die von einer Kombination aus primitiven Lebensverhältnissen, Nahrungsproblemen und einer hohen Konzentration besonders anfälliger Gruppen (Frauen und Kinder) in den Lagern herrühren. Auch Tuberkulose breitet sich aufgrund oben genannter Gründe rapide aus. Es fehlt an den entsprechenden Medikamenten und an der Erfahrung, wie die Ausbreitung von Tuberkulose in Notsituation kontrolliert werden kann. Es fehlt generell an Trinkwasser, die sanitären Anlagen sind unzureichend und die hygienischen Vorkehrungen mangelhaft. 60% der schwangeren Frauen zeigen Anzeichen von Anämie.
UNICEF in Relief Web, 14.1.2000 (http://www.reliefweb.int)

Mitte Januar 2000 Im "befreiten" Dorf Tschiri-Jurt stehen die Bewohner trotzdem unter strenger Kontrolle der russischen Armee. Der Zugang zum Ort ist beschränkt, das Verlassen fast ausnahmslos untersagt. Von den versprochenen Mehl- und Zuckersäcken, der Stromversorgung, der Auszahlung von Löhnen sehen weder die 7.000 Dorfbewohner noch die 7.500 Flüchtlinge etwas. "Wir sind nichts als Geiseln", sagt der Bürgermeister Issa Madajew. Tschiri-Jurt sei ein großes Konzentrationslager, ebenso die anderen von den Russen "befreiten" Dörfer. Flüchtlinge dürfen nur zwischen 12 und 16 Uhr kommen, die Einwohner ihr Dorf nicht mal zum Holzsammeln verlassen, sagt Madajew. Er musste lange verhandeln, bis er gehen durfte, um Hilfe zu organisieren.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 18.1.2000

Mitte Januar 2000 Im inguschetischen Flüchtlingslager Sputnik fehlt es teilweise am Notwendigsten; fast alle Kinder im Lager husten und sind krank, weil Mangel an Heizmaterial besteht: in Sputnik klagen alle über die eisige Kälte, und die Direktorin der Lagerschule fürchtet, dass neun von zehn Schülern eines Tages an Tuberkulose erkranken werden. Die Kinder sind bleich und mager; "sie haben das Lachen verlernt, mache ich einen Witz, reagiert keiner", beklagt die Lehrerin. Tagsüber, wenn sich der Boden erwärmt, waten die Flüchtlinge zwischen den Zeltreihen in knöcheltiefem, zähflüssigen Schlamm. In Sputnik leben 7.159 Flüchtlinge in 628 Zelten in der Notunterkunft wenige Kilometer von der Grenze entfernt. Die Lagerleiterin Musa Aslambekow wies in der vorigen Woche wegen Überfüllung des Lagers hundert Hilfesuchende zurück. Im fünften Kriegsmonat hausen in Sputnik mehr Vertriebene denn je; beinahe die Hälfte sind Kinder.
Aus Nazran Klaus-Helge Donath in die tageszeitung, 19.1.2000

18.1.2000 Die 600 Zelte im Lager Sputnik versinken in knöcheltiefem Schlamm, die Flüchtlinge fürchten sich, weil sie aufgefordert werden, in ihre Heimat zurückzukehren. 'Mein Sohn Schewanje ist 13 Jahre alt. Wenn wir zurückkehren, muss ich nun Angst haben, dass die Russen ihn sofort festnehmen und verschwinden lassen", sagt Asa Zingajewa, die vor den russischen Bomben aus Grosny geflohen ist.
18.1.2000 Frankfurter Rundschau

18.1.2000 Flüchtlinge aus Grosny berichteten gestern, die Stadt sei voll mit verwundeten und hungrigen Menschen, die in Kellern Schutz vor dem andauernden Bombardement suchen.
Reuters in Refugees Daily, 18.01.2000

21.1.2000 In den letzten Wochen haben es nur sehr wenig Menschen geschafft, aus Grosny herauszukommen, während die Stadt und ihre Umgebung unter Artillerie-Beschuss liegen. Es wird angenommen, dass die meisten Zivilisten sich wochenlang in Kellern versteckt hielten, ohne Strom und ohne ausreichend Nahrung und Wasser.
UNHCR in Relief Web, 21.1.2000 (http://www.reliefweb.int)

21.1.2000 Der UNHCR entsendet weiterhin Hilfskonvois in Inguschetiens Hauptstadt Nazran, und zwar etwa einen pro Woche mit Nahrung, Schuhen und Winterkleidung.
UNHCR in Relief Web, 21.1.2000 (http://www.reliefweb.int)

22.1.2000 Der strenge Winter und die schlechte Versorgungslage lassen die Situation für die Zivilisten in Grosny immer hoffnungsloser werden. In den letzten Tagen sollen bereits 37 Menschen an Hunger und Kälte gestorben sein.
22.1.2000 Spiegel online

25.1.2000 'People in Need Foundation' besuchte 30 von insgesamt 170 bis 200 spontanen Niederlassungen, die in Inguschetien vermutet werden. Die Situation der Flüchtlinge erwies sich als sehr viel schlechter als die derjenigen in Camps oder überdachten Gebäuden, da sie weniger Hilfsgüter erhalten als die großen Lager und einige weder Gas noch Elektrizität haben, da die Kinder nicht zur Schule gehen können und die Kranken nur einen sehr geringen Zugang zu Ärztestationen oder mobilen Kliniken haben. Die meisten dieser Flüchtlinge fühlen sich abgeschnitten und vergessen. Große Lager haben Militärzelte mit Holzfußboden für 10 bis 20 Personen sowie Betten und Matratzen. Es gibt Öfen zum Heizen und Kochen sowie Holz und Kohle. Viele Lager haben Strom und die meisten Gas, wenn auch mit gefährlich improvisierten Systemen. Die Lager sehen in der Regel sauber und relativ warm aus. Das Hauptproblem in den Lagern ist das Wasser, das für solche Menschenansammlungen nicht ausreicht, und der Matsch, der überall ist und manchmal eine Tiefe von 20 bis 25 cm erreicht. Was die 30 besuchten spontanen Niederlassungen in Inguschetien betrifft, so waren mindestens die Hälfte ohne Betten und Matratzen, es gab nur Holzplanken mit Decken, die als Matratzen fungierten. Wasser gibt es in den meisten spontanen Niederlassungen, aber nicht in allen. Die meisten Flüchtlinge in Inguschetien müssen sich in den örtlichen Kliniken behandeln lassen, deren Kapazität nicht einmal für die Einwohner Inguschetiens reicht. In vielen Gebieten sind die Flüchtlinge überhaupt nicht medizinisch versorgt. Auch in diesem Bereich ist die Situation in den spontanen Niederlassungen am schlimmsten, denn die Menschen sind isolierter, sie haben nicht die notwendigen Beziehungen zu vor Ort ansässigen Familien, um Zugang zu Ärzten zu bekommen.
People in Need Foundation in Relief Web, 25.1.2000 (http://www.reliefweb.int)

27.1.2000 Die noch in Grosny verbleibenden Menschen sind in einer gefährlichen Lage und haben nur äußerst begrenzten Zugang zu Nahrung, Wasser, medizinischer Versorgung, Elektrizität und Gas. Das Internationale Rote Kreuz sorgt sich besonders um die 8.000 hauptsächlich älteren und anfälligen Personen, denen ihr Hilfsprogramm bis Ende Oktober zugute kam.
ICRC in Relief Web, 27.1.2000 (http://www.reliefweb.int)

28.1.2000 Die humanitäre Situation im Flüchtlingslager Sputnik ist angespannt, eine Fieberwelle grassiert, fast in jeder Familie gibt es einen oder zwei, die mit Fieber darnieder liegen. Es gibt weder ausreichend Medikamente noch ausreichend Ärzte.
Radio Liberty, 28.1.2000

31.1.2000 Mit Beginn des harten russischen Winters, der die Temperaturen weit unter Null sinken lässt, werden die Bedingungen für die Kriegsflüchtlinge extrem schwer. Wer Glück hatte, konnte Unterschlupf bei inguschetischen Freunden, Verwandten oder sogar bei völlig Unbekannten finden, aber auch dort herrscht Raumknappheit. Je mehr Flüchtlinge ankommen, desto tiefer sinkt der Hygienestandard, und mit der chronischen Knappheit an Medikamenten und medizinischen Versorgungsgegenständen besteht auch ein steigendes Risiko, dass Epidemien ausbrechen. Ärzte im Flüchtlingslager Sputnik teilen mit, dass bis zu 90% der 7.000 registrierten Flüchtlinge von Läusen oder Krätze befallen sind. Mit Beginn der Kälte werden auch Tuberkulose, Grippe und Erkrankungen der Atemwege zu einem wachsenden Problem.
Danish Refugee Council in Relief Web. Ingushetia Situation Report No. 9. 31.1.2000
(http://www.reliefweb. int)

Ende Januar 2000 Der UNHCR meldet zahlreiche Tuberkulosefälle unter den tschetschenischen Flüchtlingen in Inguschetien. Das Hilfswerk versuche, geeignete separate Unterkünfte für die Lungenkranken zu finden, um weitere Ansteckungen zu vermeiden, sagte ein Sprecher der Organisation in Genf.
epd/AFP-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 26.1.2000 und UNHCR Press Briefing Note, 25.01.2000

Februar

3.2.2000 In einem Flüchtlingslager nahe der Region Karabulak in Inguschetien wurden Fälle von Tuberkulose registriert. Mindestens neunMenschen sind infiziert. Auch Grippe ist ein Problem.
War and Human Rights, http://www.hro.org, 3.2.2000

7.2.2000 Die tschetschenischen Flüchtlinge, die in Nazran registriert sind, beklagen sich darüber, dass sie seit dem 1. Februar keine Nahrungsmittelhilfe mehr bekommen haben. Die Situation in den anderen Orten ist auch nicht besser. In Karabulak halten sich 1.735 Flüchtlinge in 70 Zugwaggons auf. 507 von ihnen sind Frauen, 653 Kinder und 300 alte Menschen. 98% von ihnen haben Grippe, andere haben Tuberkulose. Es herrscht ein Mangel an Medikamenten, Nahrungsmitteln, besonders an Babynahrung. Es gibt keine Möglichkeit, sich zu waschen, weil keine sanitären Anlagen gebaut wurden. Die humanitäre Hilfe, die bis jetzt in Inguschetien angekommen ist, war auf 25.000 Flüchtlinge ausgerichtet.
7.2.2000 War and Human Rights, in www.hro.org/war/139.htm

8.2.2000 EU-Kommissar Paul Nilsson ist auf eine Reise nach Inguschetien unterwegs, wo er die tschetschenischen Flüchtlinge besuchen will. Er meint, die russischen Behörden würden die humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge behindern.
Deutsche Welle, 8.22.2000

13./14.2.2000 210.000 Tschetschenen haben bislang das Land verlassen. 22.000 von ihnen befinden sich in Lagern in Inguschetien (Karabulak, Sputnik und Serwenji). Die humanitäre Situation der Flüchtlinge ist katastrophal. Die französische Organisation 'Féderation internationale des droits de l'homme' und die russische Menschenrechtsorganisation 'Memorial' haben am 11.2.2000 eine gemeinsame Erklärung über die Lage vor Ort veröffentlicht. "Eine große Zahl der Flüchtlinge ist wegen der Kälte krank geworden. Die Verteilung der Nahrungsmittel ist völlig unzureichend. Es gibt keine Hygiene-Produkte und keine Nahrung für Säuglinge." Die Organisationen kritisierten, dass Russland diesen Menschen den Status als offizielle Flüchtlinge verwehre. "Die Flüchtlinge sind überzeugt, dass die russische Regierung die Verhältnisse hier im Lager absichtlich schlecht hält, um die Leute zur Rückkehr in die "Sicherheitszonen" zu zwingen, wo die Kämpfe bereits wieder begonnen haben oder jederzeit wieder beginnen können." Bei einem Treffen mit dem Oberstaatsanwalt der Streitkräfte, Louri Diomin, äußerte dieser, mindestens ein Drittel der Flüchtlinge seien "Terroristen". Man könne dies u. a. am Geschlecht, an der robusten Konstitution, an indirekten Tragespuren einer schweren Waffe oder an einem frisch rasierten Gesicht erkennen. Memorial und FIDH forderten die internationale Gemeinschaft auf, dafür zu sorgen, dass die russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung aufhören und dass Nichtregierungsorganisationen nach Tschetschenien kommen können, um verletzten Personen erste Hilfe zu leisten.
Le Monde, 13./14.2.2000

15.2.2000 Der 31. UNHCR-Hilfskonvoi erreicht Nazran, die Hauptstadt Inguschetiens, mit 17 Lastwagen voller Matratzen, Winterkleidung, Schuhe und Brennstoff.
UNHCR Press Briefing Note, 15.2.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

17.2.2000 Im Lager Logo Vaz in Inguschetien gehen 300 Kinder wieder in die Schule. Das Schulzelt ist eines der insgesamt 130 Zelte, die als humanitäre Hilfe von UNICEF in den Nord-Kaukasus geliefert wurden. Das letzte Flugzeug landete am 15.2.2000 in Wladikawkaz und brachte, um Epidemien zu verhindern, medizinische Ausrüstung für die Impfung von Flüchtlingen in Inguschetien und Dagestan. Aufgrund der schlechten sanitären Verhältnisse in den Lagern wurden auch Chemikalien und mobile Ausrüstung für die Reinigung, insbesondere des Wassers, geliefert.
War and Human Rights. February 18, 2000. (http://www.hro.org/war/151.htm

18.2.2000 Oleg Kusow, Reporter von Radio Liberty, berichtet, Grosny werde noch immer von Kräften des Innenministeriums und OMON-Einheiten blockiert. Es sei schwer, sich auf anderen Straßen in Tschetschenien zu bewegen. Zehntausende von Flüchtlingen kämen nicht in ihre Dörfer.
War and Human Rights. February 19, 2000. (http://www.hro.org/war/152.htm)

19.2.2000 Das Internationale Rote Kreuz lieferte bisher chirurgische und Erste Hilfe-Ausrüstungen für 840 Verletzte in die Militärkrankenhäuser von Nalchik, Mozdok und Kislovodsk.
War and Human Rights. February 19, 2000. (http://www.hro.org/war/152.htm)

19.02.2000 In vier Monaten hat das Rote Kreuz Komitee 213.252 in Inguschetien registrierten tschetschenischen Flüchtlinge geholfen. In 137 Dörfern in Inguschetien haben 51.879 Flüchtlinge Nahrungsmittelpakete erhalten. Fünf Krankenhäuser in Inguschetien haben Hilfe für 715 Verletzte erhalten. Täglich werden 100 bis 150 m³ Wasser zu neun Orten gebracht, nicht nur zu Flüchtlingslagern, sondern auch zu anderen dicht mit Flüchtlingen besiedelten Orten. In Dagestan haben 69.392 Menschen medizinische Hilfe erhalten, 1.205 Flüchtlinge in Tschetschenien, 3.500 Personen in Nord-Ossetien und 3.430 in Kabardino-Balkaria.
War and Human Rights. February 19, 2000. (http://www.hro.org/war/152.htm)

20.2.2000 Seit dem Beginn der Militäroperationen in Tschetschenien hält sich Schwester Irina im Keller eines zerstörten Hauses in Grosny, nahe des Krankenhauses N9 auf. 43 Erwachsene und 8 Kinder leben gemeinsam in diesem Keller. Irina versucht, ihnen soviel wie möglich zu helfen.
War and Human Rights. February 20, 2000. (http://www.hro.org/war/153.htm)

20.2.2000 Seit dem Beginn der Bombenangriffe auf Grosny ist die Krankenschwester Irina mit weiteren 43 Erwachsenen und acht Kindern in einem Keller und versucht, ihnen rudimentäre medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Sie schreibt in einem Brief an die Verwandten einer kranken Frau, die in ihrem Keller wohnt:
"Mein Name ist Irina. Ich schreibe ihnen, um ihnen mitzuteilen, dass ihre Schwester Asma mit mir in einem Keller in Grosny lebt. Das Haus ist in Trümmern. Sie kann nicht mehr laufen. Ich habe keine Medizin, um ihr zu helfen. Wenn sie können, bitte holen sie ihre Schwester zu sich. Sie weint die ganze Zeit und bittet ihre Verwandten, sie aus dieser Hölle zu befreien. Asma und ich wir leben in diesem Keller unter Bedingungen, unter denen selbst gesunde Menschen krank werden. Ich bitte sie eindringlich, sie zu sich zu nehmen. Sie braucht eine gute medizinische Versorgung, sonst stirbt sie. Asma ist erschöpft und in einem sehr schlechten Zustand."
War and Human Rights, February 20, 2000 www.hro.org/war/153/htm

20.2.2000 Das russische Militär erhält den Auftrag, die Bewegungen der Bürger des gesamten tschetschenischen Territoriums vom 20. bis zum 25. Februar zu limitieren. Die französische Presse berichtet, die Truppen würden jeden inspizieren. Lediglich Besitzer bestimmter Dokumente würden in der Lage sein, die Straßenblockaden in Tschetschenien zu passieren.
War and Human Rights. February 20, 2000. (http://www.hro.org/war/153.htm)

21.2.2000 Während die Kämpfe in Grosny andauern, ist die Situation der Menschen in den sogenannten "befreiten Gebieten" alles andere als rosig, denn die humanitäre Hilfe erreicht diese Gebiete nicht. In den "befreiten Gebieten" gibt es keine Arbeit, keine Wohnungen, keine Bewegungsfreiheit und keine freie Ortswahl.
War and Human Rights. February 21, 2000. (http://www.hro.org/war/154.htm)

22.2.2000 Jeden Tag treffen neue Flüchtlinge im Zeltlager Sputnik ein, das nahe der tschetschtenisch-inguschetischen Grenze liegt. Diese Menschen können nicht in ihre Heimatgebiete zurückkehren, und das nicht nur, weil diese zerstört sind. Man kann sich nicht ohne Sondererlaubnis auf tschetschenischen Straßen bewegen. Russisches Militär blockiert sogar in den nördlichen Distrikten Tschetscheniens die Wohngebiete, die es vor vier Monaten unter seine Kontrolle gebracht hat. Auch in den Zeltlagern Inguschetiens gibt es Probleme. Neulich mussten tschetschenische Flüchtlinge ihre Essensration entbehren. Heiße Mahlzeiten werden ihnen verweigert, sie erhalten lediglich Brot. Das russische Katastrophenministerium teilte mit, die Finanzierung tschetschenischer Flüchtlinge wäre am 1. Februar gestoppt worden.
War and Human Rights. February 22, 2000. (http://www.hro.org/war/155.htm)

22.2.2000 Der leitende Gesundheitsinspektor Russlands, Gennadji Onischenko, gab bekannt, die tschetschenische Infrastruktur zum Schutz der Gesundheit sei während der Militäraktionen zerstört worden. Von 27 Krankenhäusern und 65 medizinischen und Entbindungsstationen, die in den "befreiten Gebieten" vor Einsatz der Militäraktionen existierten, haben lediglich 16 Hospitäler und 37 Stationen ihre Arbeit wieder aufgenommen. Einige Krankenhäuser, besonders in Grosny, wurden so zerstört, dass sie nicht wieder hergerichtet werden konnten.
War and Human Rights. February 22, 2000. (http://www.hro.org/war/155.htm)

23.2.2000 Guy Causse von Medicin du Monde (MDM) berichtet, dass mehr als 150.000 Flüchtlinge in Inguschetien größtenteils in "erbärmlichen und unhygienischen" Umständen lebten. Es gebe keine sanitären Einrichtungen oder Duschen und nur geringen Zugang zu Wasser und Toiletten.
AP in Refugees Daily, 24.2.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

23.2.2000 Medicins du Monde spricht von 100.000 internen tschetschenischen Flüchtlingen, die in die Lager von Sernovodsk, Argun und Gudermes geschickt wurden.
Reuters in Refugees Daily, 24.2.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

23.2.2000 Medicins du Monde (MDM) beklagt eine "ausgedehnte Mangelhaftigkeit in der Lebensmittelversorgung, der Hygiene und in der Gesundheitsfürsorge" in den Flüchtlingslagern Sernovodsk, Argun und Gudermes innerhalb Tschetscheniens.
Le Monde in Refugees Daily, 24.2.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

24.2.2000 Zaschita, das russische Zentrum für Katastrophen-Medizin, führt seine Mission in Inguschetien fort. Jede Brigade bringt medizinisches Versorgungsmaterial für die Behandlung von 7.000 bis 8.000 Personen mit. Die Brigade besteht aus Kinderärzten, Kardiologen, Chirurgen, Gynäkologen, Anästhesisten und Psychiatern.
War and Human Rights. February 24, 2000. (http://www.hro.org/war/157.htm)

24.2.2000 Eine Delegation des UNHCR, die kürzlich Inguschetien besuchte, äußerte sich schockiert über die humanitäre Situation der Flüchtlinge. Im Distrikt Volgodonsky sei die Lage besonders schlimm. Der Distrikt, der eh schon Schwierigkeiten mit Versorgungsräumen hat, nahm 50.000 Flüchtlinge auf. Ähnlich sei die Lage der Flüchtlinge in Karabulak.
War and Human Rights. February 24, 2000. (http://www.hro.org/war/157.htm)

24.2.2000 Der amtierende Präsident und Premierminister Russlands, Wladimir Putin, hat verordnet, dem Notstandsministerium der Russischen Föderation im Jahr 2000 bis zu 200 Millionen Rubel für den Lebensunterhalt und die Unterbringung der Not leidenden Bevölkerung Tschetscheniens in provisorischen Unterkünften bereitzustellen.
Interfax, 24.2.2000

25.2.2000 Der 33. UNHCR-Hilfskonvoi nach Inguschetien soll in dieser Nacht von Stavropol, Südrussland, starten.
UNHCR Press Briefing Note, 25.2.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

26.2.2000 In einer Erklärung von Aktivisten aus Tschetschenien zur Lage in Grosny heißt es: "Bevor die Militäraktionen im September 1999 einsetzten, lebten in Tschetschenien zwei von drei Menschen in Grosny. Jetzt leben diese Menschen in Zeltstädten, provisorischen Behausungen in Inguschetien und Tschetschenien in für Menschen inakzeptablen Verhältnissen. Sie haben keinen Ort, an den sie zurück- kehren können."
War and Human Rights. February 28, 2000. (http://www.hro.org/war/162.htm)

26.2.2000 Im Krankenhaus von Slepzowsk reiht sich Bett an Bett, hier liegen Patientinnen mit Splitterwunden, weggerissenen Beinen und anderen Kriegsverletzungen. Der 40jährigen Cheda fällt das Sprechen wegen ihrer Wunde, einem Schulterdurchschuß, schwer. Sie war mit zwei Frauen nach Grosny zurückgekehrt um zu sehen, ob ihr Haus im Distrikt Storopromyslowski noch steht. Dieser Bezirk galt schon als ‚befreit‘, kaum waren die Frauen jedoch vor dem Haus, wurden sie von russischen Soldaten angesprochen, sie sollten ihre Papiere zeigen. Dann wurden ihnen die Augen verbunden, die beiden Begleiterinnen von Cheda wurden erschossen, sie selbst stellte sich tot.
Eine weitere Zeugin aus Grosny sagt, meistens seien die russischen Soldaten vollkommen betrunken. Chawa war drei Monate lang mit 14 Nachbarn in einem Keller in Grosny. Maskierte Soldaten seien gekommen und hätten eine junge Frau, eine Russin, aus dem Keller gezerrt, offenbar um sie zu vergewaltigen. Sie haben sie später tot aufgefunden. Die betrunkenen Angreifer hätten gerufen, ihr Befehl lautete, alle Bewohner zu töten. Als die Reihe an die nächste Frau kam, habe zum Glück ein Soldat einer anderen Einheit interveniert.
NZZ, 26.2.2000

28.2.2000 Türkische Grenzwächter untersagten ca. 100 Flüchtlingen aus Tschetschenien, größtenteils Frauen, Kinder und alte Leute, die seit mehr als 10 Tagen an der georgisch-türkischen Grenze, nahe des Kontrollpunkts Vale warteten, die Einreise in die Türkei. Jedoch übersandte die Türkei humanitäre Hilfe, Nahrung, Kleidung und Medikamente, an diese Gruppe von Flüchtlingen.
War and Human Rights. February 28, 2000. (http://www.hro.org/war/162.htm)

29.2.2000 Seit Mitte September hat der UNHCR 42 Konvois in den nördlichen Kaukasus entsandt, davon 34 nach Inguschetien, fünf nach Dagestan, einen nach Nord-Ossetien, einen nach Karachaevo-Tscherkessien und den heutigen nach Grosny.
UNHCR Press Briefing Note, 29.2.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

März

Anfang März 2000 In Genf machte ein Sprecher des UNHCR auf die Not der Zivilbevölkerung in Grosny aufmerksam. Für die Bewohner würden dringend Nahrungsmittel, warme Kleidung und ärztliche Betreuung benötigt. Nach lokalen Registrierungslisten seien während der Auseinandersetzungen um die tschetschenische Hauptstadt 21.000 Menschen dort verblieben, in erster Linie Frauen, Kinder und Alte. Sie würden in vier Suppenküchen und anderen Verteilerstationen versorgt, was bei weitem nicht ausreiche.
AFP/epd-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 4./5.3.2000

Anfang März 2000 In Gudermes, der zweitgrößten Stadt Tschetscheniens hätten Flüchtlinge in den letzten drei Monaten nur einmal Essenspakete empfangen. Der Russian Federal Migration Service gibt die Zahl der Flüchtlinge in Gudermes mit 10.500 an.
AP in Refugees Daily, 2.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

2.3.2000 Alvaro Gil-Robles, Menschenrechtskommissar des Europarats, bezeichnet die Lage in Grosny als besonders kritisch. Die Stadt sei praktisch zerstört, trotzdem seien noch 20.000 Bewohner vor Ort, die Kleidung, Lebensmittel und Medikamente benötigten.
War and Human Rights. March 2, 2000. (http://www.hro.org/war/165.htm)

3.3.2000 42 Tonnen humanitäre Hilfsgüter der UN sind bisher nach Grosny geliefert worden. Auch am 1. März sind dorthin 24 Tonnen Babynahrung geliefert worden, die für die Region bestimmt sind. Für den 3. März wird ein Flugzeug erwartet, das 23.000 Rationen Trockennahrung und 500 Kilogramm Medikamente von Moskau nach Mozdok bringt.
www.reliefWeb.int, 3.3.2000

6.3.2000 In den Flüchtlingslagern in Inguschetien herrscht immer noch Nahrungsmittelknappheit sowie Mangel an Brennstoff und Medikamenten. Viele Flüchtlinge, hauptsächlich alte Leute und Kinder, sind an Grippe erkrankt. Eine aus Grosny geflüchtete Frau namens Zaman berichtet, dass ihre 80-jährige Mutter vor einigen Tagen an Grippe-Komplikationen gestorben ist. Die kranke Frau konnte nicht rechtzeitig Hilfe bekommen. Sie lebte in einem Sommerzelt, es gab nicht genug Feuerholz zum Heizen. Zaman zufolge leiden die alten Menschen in den Lagern am meisten. Sie müssen gewissermaßen draußen sterben - an Kälte und Krankheiten.
War and Human Rights, 6. März 2000
http://www.hro.org/war/168.htm

8.3.2000 Seit Oktober habe der UNHCR 44 Hilfskonvois in den nördlichen Kaukasus geschickt, hauptsächlich nach Inguschetien, aber auch nach Dagestan, Nord Ossetien und Karchayevo-Tscherkessien.
UNHCR North Caucasus Update, 8.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

8.3.2000 Die WHO meldet zwar keine Epidemien, befürchtet aber den Ausbruch von Tuberkulose.
UNHCR North Caucasus Update, 8.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

8.3.2000 Die Mehrheit der tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien wünscht sich, zurückkehren zu können. Die Angst vor Verhaftungen und Misshandlungen durch die Russen überwiegt jedoch. Ein Mann, der kürzlich zurückkehren wollte und wieder zum Flüchtling wurde, berichtet darüber, dass er vier Tage lang in einem Militärposten festgehalten und täglich geschlagen wurde. Personen, die zwischen Tschetschenien und Inguschetien hin und her fahren, werden von Milizen und an offiziellen Check-Points misshandelt.
North Caucasus Update in www.unhcr.ch/news, 8.3.2000

9.3.2000 Der 37. Konvoi mit Hilfsgütern hat Stavropol in Richtung Nazran, Inguschetien verlassen.
UNHCR Press Briefing Note, 10.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

10.3.2000 Russland plant den Bau eines weiteren Flüchtlingslagers in Tschetschenien, nördlich von Grosny in Tolstoy-Jurt. Weitere solcher Camps, die ca. 25.000 Personen beherbergen, bestehen bereits in Assinovskaya, Sernovodskaya und Znamenskaya.
UNHCR Press Briefing Note, 10.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

14.3.2000 Die Washington Post meldet, dass Zehntausende Flüchtlinge auf den Einlass nach Georgien warten.
Washington Post, 14.3.2000

16.3.2000 Ärzte der finnischen Sektion der internationalen Organisation 'Doctors of Peace' arbeiten in einem Zeltlager des Distrikts Ordzhonikidzevskaya in der Republik Inguschetien. Ihre Ärztestation umfasst zwei Zelte. Obwohl zwei oder drei mal pro Woche geliefert wird, ist der Mangel an medizinischem Versorgungsmaterial aufgrund der enorm hohen Anzahl von Patienten katastrophal.
War and Human Rights, 16. März 2000
http://www.hro.org/war/169.htm

16.3.2000 Ca. 400 Menschen in dem kleinen Dorf Durtskhoti beginnen Hunger zu leiden. Seit Mitte Februar tschetschenische Einheiten hindurch zogen, haben die russischen Truppen das Dörfchen abgeriegelt - seitdem ist so gut wie niemand mehr heraus gekommen. Erst jetzt wurde die prekäre Lage der Dorfbewohner bekannt.
War and Human Rights, 16. März 2000
http://www.hro.org/war/169.htm

21.3.2000 Ein UNHCR-Hilfskonvoi erreicht Inguschetiens Hauptstadt Nazran mit 15 Lastwagen voller Lebensmittel und Medikamente.
UNHCR Press Briefing Note, 21.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
23.3.2000 Die Situation der tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien droht sich zu verschlechtern, die Lebensmittel reichen nicht aus, Inguschetien hat seit Beginn des Tschetschenien Krieges mehr als 200 000 Flüchtlinge aufgenommen, davon leben 34 000 in Zeltlagern.
dpa, 23.3.2000

24.3.2000 Der Präsident Inguschetiens, Ruslan Auschew, sagte diese Woche, dass Flüchtlinge seit Anfang Februar keine warme Mahlzeit mehr erhalten hätten und dass es Verzögerungen bei der Verteilung von Brot gegeben habe.
Refugees Daily, 24.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

28.3.2000 Eine Delegation der Europäischen Union hat 4.000 Tonnen Hilfsgüter für tschetschenische Flüchtlinge in Inguschetien geliefert.
Itar-Tass in Refugees Daily, 28.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

28.3.2000 Ein Sprecher des UNHCR teilte mit, der UNHCR habe bereits 52 Hilfskonvois in die Region geschickt, die meisten von ihnen jedoch nach Inguschetien. Die Gesamtkosten belaufen sich bis jetzt auf 4,5 Millionen US-US-Dollar.
AP in Refugees Daily, 29.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
UNHCR Press Briefing Note, 28.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

31.3.2000 Ein Hilfskonvoi des UNHCR trifft mit Matratzen, Decken, Zelten und Öfen in Inguschetiens Hauptstadt Nazran ein.
UNHCR Press Briefing Note, 31.3.2000 (http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)

31.3.2000 Der UNHCR hat 150 Zelte für die Beherbergung mehrerer tausend Menschen, die jüngst aus dem Süden Tschetscheniens vertrieben wurden, in einer neuen Zeltstadt in der inguschetischen Stadt Karabulak zur Verfügung gestellt.
UNHCR Press Briefing Note, 31.3.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

31.3.2000 "Unterkühlung, Darminfektionen, Entzündungen der Atemwege und Krätze sind in unserem Lager die häufigsten Erkrankungen", so eine Krankenschwester in dem Flüchtlingslager Sputnik in Inguschetien. Auch Lungentuberkulose breite sich aus, im kaukasischen Sommer sei auch mit dem Ausbruch von Typhus und Cholera zu rechnen. Die ärztliche Versorgung ist im Lager Sputnik praktisch nicht vorhanden.
Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 31.3.2000

April

April 2000 Die verstörten Männer und Frauen, die aus Grosny geflohen sind, berichten Human Rights Watch, dass sie monatelang in dunklen kalten Kellern ohne Wasser, Gas und Strom und mit nur sehr wenig Nahrung gelebt haben. Ihre kleinen Kinder stehen noch lange nach der Flucht vor dem Bombenhorror unter Schock.
Human Rights Watch, April 2000
http://www.hrw.org/campaigns/geneva/chechnya.htm

April 2000 Die Zustände in den Flüchtlingslagern Inguschetiens sind entsetzlich. Es gibt nur unzureichend Schutz, Nahrung, sauberes Wasser, Heizmaterial, medizinische Hilfe und andere grundlegende Dinge. Nur eine Minderheit ist in den überfüllten Zeltstädten oder in Eisenbahnwaggons untergekommen. Die Mehrheit lebt in Notunterkünften auf verlassenen Bauernhöfen, in leeren Containern oder ähnlichen Unterkünften. Weil viele von ihnen große Summen für eine private Unterkunft bezahlen müssen, sind sie oft gezwungen, ins Kriegsgebiet zurück zu kehren, wenn ihre Rücklagen erschöpft sind.
Human Rights Watch, April 2000
http://www.hrw.org/campaigns/geneva/chechnya.htm

2.4.2000 Der jordanische König Abdullah II hat den tschetschenischen Flüchtlingen als humanitäre Hilfe 100.000 US-Dollar zur Verfügung gestellt.
AFP, 2. 4. 2000

3.4.2000 Leichen verschmutzen in Tschetschenien das Trinkwasser. 74 Typhus Fälle werden allein aus dem Dorf Lermontov-Jurt gemeldet. Durch den Krieg wurden hunderte Leichen nicht begraben und liegen nun in den Wäldern, Bergen und auf dem Grund der Flüsse. Etwa 300 Leichen von tschetschenischen Kämpfern sollen noch auf einem Minenfeld in der Nähe von Grosny liegen, weil die Kanalisation nicht mehr funktioniert, trinken viele Tschetschenen Flußwasser, welches nicht einmal abgekocht werden kann, weil es kein Brennholz mehr gibt.
AP, 3.4.2000

5.4.2000 Russische Truppen haben mehr als 4.000 Zivilisten im tschetschenischen Dorf Tangi Chu eingeschlossen. Berichten zufolge haben russische Soldaten wiederholt junge Männer festgenommen und geschlagen und dann Bestechungsgelder für ihre Freilassung erpresst. Es kam mindestens einmal vor, dass russische Soldaten eine Granate auf eine Beerdigungsgesellschaft warfen. Das Dorf erleidet eine ernsthafte humanitäre Krise, die noch dadurch verstärkt wird, dass russische Soldaten die Wasserversorgung abgeschnitten haben.
Human Rights Watch, 5. April 2000
http://www.hrw.org/press/2000/04/chech0404.htm

5.4.2000 In Tangi Chu fehlt es an Wasser zum Trinken und Waschen. Der Fluss, der durch das Dorf fließt, ist verschmutzt, weil russische Soldaten mit ihren APC's und ihren Lastwagen hindurch fahren. Darüber hinaus haben sie die Wasserleitung zerstört, die frisches Quellwasser aus den Bergen ins Dorf brachte. Angeblich haben die Soldaten die Leitung unmittelbar hinter ihrem Stützpunkt durchtrennt, so dass sie selbst frisches und die Dorfbewohner gar kein Wasser haben. Zeugen berichten von Unterernährung, Dehydrierung, Tuberkulose, Verdauungskrankheiten, Lungenerkrankungen, verschiedenen Arten von Hauterkrankungen und Läuse-Befall. Im Dorf gibt es keine medizinische Versorgung und die russischen Soldaten erlauben den Menschen nicht, das Dorf zwecks medizinischer Behandlung zu verlassen.
Human Rights Watch, 5. April 2000
http://www.hrw.org/press/2000/04/chech0404.htm

6.4.2000 In Tschetschenien sind als Folge des Krieges die ersten Typhusfälle aufgetreten. Besonders der Ort Lermontow-Jurt sei von der Epidemie betroffen. Hier ist die Wasserversorgung seit langem nicht mehr geregelt, deshalb trinken die Bewohner und Flüchtlinge, die sich in dem Ort aufhalten, verschmutztes Wasser.
Reuters, 6.4.2000

6.4.2000 Teams vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes untersuchen die humanitäre Situation der internen und externen Flüchtlinge. Die Situation in Alkchoy-Martan scheint schwierig zu sein, ein Nahrungsmittelengpass besteht, es gibt nicht genügend Medikamente und Wasser. Von den 120.000 Bewohnern sind über ein drittel Flüchtlinge ohne Einkünfte. Es wurden schon Typhusfälle gemeldet.
Russian Federation/Northern Caucasus: ICRC surveys under way in Chechnya, in www.reliefWeb.int
6.4.2000

7.4.2000 Eine Explosion in einem Flüchtlingszentrum in Tschetschenien tötet zwischen zwei und fünf Personen und verletzt viele andere. Die Explosion geschieht in einem Gebäude eines landwirtschaftlichen Betriebes im Dorf Sernovodsk, im Nordosten Tschetscheniens, in dem etwa 2.000 Flüchtlinge leben. Die Ursache der Explosion ist von russischer Seite noch nicht geklärt, aber die Untersuchungen laufen.
Reuters in Refugees Daily, 10.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

10.4.2000 Der Hilfskonvoi Nr. 46 bricht nach Inguschetien auf. Der UNHCR hat bisher insgesamt 54 Konvois mit Hilfsgütern im Wert von über 4.800.000 US-US-Dollar in die Region entsandt.
UNHCR Press Briefing Note, 11.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

12.4.2000 Medizinische Sprecher teilen mit, dass sie einen Ausbruch von Typhus unter den tschetschenischen Flüchtlingen in Inguschetien befürchten, nachdem die Krankheit bei einem jungen Mädchen diagnostiziert worden ist. Dies sei der erste Fall dieser Krankheit seit 1982. Eine mögliche Typhus-Epidemie in Tschetschenien selbst ist aufgrund der Knappheit an fließendem Wasser zu befürchten. Bis jetzt liegen 20 bestätigte Fälle vor und mehrere weitere Dutzend Menschen liegen mit Typhus-Verdacht im Krankenhaus.
Reuters in Refugees Daily, 13.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

12.4.2000 Während sich die Situation der 220 000 tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien verbessert hat, leben in Tschetschenien selbst mehr als 200.000 Menschen unter dem Existenzminimum. Im Verwaltungsbezirk Urus-Martan hausen viele der 146.000 Einwohner und Flüchtlinge ohne Nahrung und Medikamente in Kellern. In Alchan Jurt sind 1.278 der 9.778 Einwohner Flüchtlinge, Bomben haben 311 Häuser vollständig zerstört und 600 unbewohnbar gemacht. In Assinowskaja lebten bis Kriegsbeginn 12.000 Menschen, inzwischen hat das Dorf ebenso viele Vertriebene aufgenommen. Die Nachbargemeinde Sernowodsk ist nicht größer und bietet sogar 14.500 Menschen Unterkunft.
Frankfurter Rundschau, 12.4.2000

13.4.2000 Ein Team des Roten Kreuzes untersuchte die Situation der Flüchtlinge in Gudermes. In der Stadt leben etwa 80.000 Menschen, verglichen mit 100.000 vor dem Krieg. Etwa 1.500 interne Flüchtlinge sind hier registriert, insgesamt ist die humanitäre Lage von etwa 4.000 Personen prekär.
Internationales Komitee des Roten Kreuzes in www.relief.web, 13.4.2000

13.4.2000 Entgegen offizieller russischer Darstellungen leiden hunderttausende Menschen im vom Krieg zerstörten Tschetschenien Hunger. Während sich die Situation der etwa 220.000 Flüchtlinge in Inguschetien auch dank ausländischer Hilfe stark verbessert habe, lebten in Tschetschenien selbst 200.000 Menschen unter dem Existenzminimum. Augenzeugen berichten, dass ein erheblicher Teil der russischen Hilfe an Kontrollpunkten von russischen Soldaten systematisch geplündert wird.
FR, 13.4.2000

18.4.2000 Mehr als 200.000 Flüchtlinge halten sich noch in Inguschetien auf, viele befürchten, dass ihre Häuser im Krieg zerstört worden sind
Russia Today, 18.4.2000

18.4.2000 Der 48. UNHCR-Konvoi erreicht Nazran mit 19 LKW-Ladungen an Nahrung.
UNHCR Press Briefing Note, 18.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

19.4.2000 In der Ortschaft Znamenskoje leben etwa 3.000 Flüchtlinge. Unter ihnen auch die 36-jährige Madina und ihre 5-jährige Tochter Ayschat. Der Vater kam bei einem Bombenangriff auf Grosny um, Ayschat konnte nur verletzt geborgen werden, ihr linkes Bein war von Mauerbrocken zerquetscht worden. Bei Kerzenlicht, ohne Narkose amputierten Ärzte den Oberschenkelknochen weit oberhalb des Knies. Sie bekam eine klobige Holzkrücke. Hoffnung auf eine Prothese gibt es nicht, die Medikamente der Hilfsorganisationen würden auf dem Markt verkauft. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln und Matratzen ist höchst mangelhaft, erst kurz vor dem Besuch der OSZE-Vorsitzenden Ferrero-Waldner seien Matratzen ausgeteilt worden. Den ganzen Winter haben die Flüchtlinge auf der nackten Erde geschlafen.
Die Presse, 19.4.2000

19.4.2000 Der UNHCR-Sprecher Kris Janowski teilt mit: "In der Regel sind die Rückkehrenden nervös, was ihre Rückkehr nach Tschetschenien anbelangt. Die meisten Familien lassen in Inguschetien mindestens ein Familienmitglied zurück, um wiederkommen zu können, falls sie sich in Tschetschenien unsicher fühlen."
UN in Refugees Daily, 19.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

20.4.2000 Auch in den Städten, die nicht stark bombardiert wurden, fehlt es den tschetschenischen Flüchtlingen am Lebensnotwendigen. Die humanitäre Lage zum Beispiel in der Stadt Argun ist prekär, das Krankenhaus kann die Patienten nicht mehr richtig versorgen, die Menschen leben oft nur von Wasser und Brot, Schwangere werden davon krank und viele Kinder kommen tot auf die Welt oder sterben gleich nach der Geburt. Die Tragödien der tschetschenischen Flüchtlinge werden immer wieder beschrieben, die russische Journalisten Anna Politkowskaja sagt "Ich werde auch weiterhin über diese Seite des Krieges schreiben, über die nicht zu messenden Leiden der Zivilbevölkerung, die zwischen zwei unversöhnliche Fronten geraten ist, zwischen Bojewiki und die russischen Truppen, die sich beide abgrundtief haassen. Ich werde über ausgemergelte Frauen schreiben, über vor Hunger blau gefärbte Kinder, über die Alten, auf deren Rücken der Zweite Weltkrieg ausgetragen wurde, die Repressionen unter Stalin erlitten und jetzt obdachlos sind, zerfressen von Krankheiten, Krebsgeschwüren und eitrigen Wunden ohne jede Möglichkeit ärztlicher Behandlung. Über verwundete und getötete Kinder."
FAZ, 20.4.2000

25.4.2000 Bisher hat der UNHCR 60 Konvois und Hilfsgüter im Wert von nahezu 7.000.000 US-US-Dollar in den Nord-Kaukasus geschickt. 49 der Konvois fuhren nach Inguschetien. Interviews mit Menschen an der tschetschenisch-inguschetischen Grenze zufolge, leiden viele Menschen in Tschetschenien noch immer an Nahrungsmittelknappheit. Reisende berichten zum Beispiel, in Nojai-Jurt und Wedeno gäbe es lediglich Mais. Die älteren und kranken Menschen in Grosny hätten Schwierigkeiten, die Suppenküchen zu erreichen, die um die Stadt herum verstreut sind.
UNHCR Press Briefing Note, 25.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

26.4.2000 Laut Angaben der UN ist ein Hilfskonvoi mit Mehl, Fleischkonserven, Plastikplanen, Küchenutensilien und Seife in Grosny eingetroffen. Der UNHCR begründete die Entsendung des Konvois damit, dass Berichten zufolge über 300 tschetschenische Flüchtlinge pro Tag nach Grosny zurück kehren.
BBC News in Refugees Daily, 26.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

27.4.2000 Die Flüchtlingslager sind noch immer am Überlaufen. Die Flüchtlinge, die mit vier Familien in einem Zelt leben, erzählen entweder, ihre Häuser seien zerstört worden, oder sie befänden sich in umkämpften Gebieten. Für viele stellt sich das Leben als eine Art gemeiner Trick dar. Verlassen sie das Flüchtlingslager für ein paar Tage, um nach dem Zustand ihrer Häuser zu sehen, so verpassen sie möglicherweise ihre Essensrationen.
The New York Times in Refugees Daily, 27.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

28.4.2000 Insgesamt hat der UNHCR seit Mitte September 61 Konvois in den Nord-Kaukasus geschickt, davon 50 nach Inguschetien, wo sich der Großteil der über 200.000 internen Flüchtlinge aufhält, die in die Nachbarrepubliken geflüchtet sind.
UNHCR Press Briefing Note, 28.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

28.4.2000 Hilfsgüter, die letzte Woche nach Grosny gebracht wurden, werden nun verteilt. Der Großteil geht an öffentliche Suppenküchen, Bäckereien und Krankenhäuser. Aber für die besonders Bedürftigen gebe es auch Direkthilfe, teilte UNHCR-Sprecher Ron Redmond mit. Von ihnen wurden 280 in Grosny identifiziert. Ihnen werden die Hilfsgüter direkt nach Hause geliefert. "Viele dieser Leute leben weiterhin unter schrecklichen Bedingungen, häufig in kalten, dunklen Kellern, weil ihre Häuser beschädigt oder zerstört wurden", teilte Redmond mit. Der UNHCR schickte vier LKW-Ladungen nach Urus-Martan, südlich von Grosny, wo sich 24.500 interne Flüchtlinge aufhalten. Der Rest der Hilfsgüter wird in Grosny verteilt.
AFP in Refugees Daily, 1.5.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen

April 2000 Médecins Sans Frontières hat vom 16.3. bis zum 30.4. in 58 zentralen Krankenhäusern und Einrichtungen Tschetscheniens Untersuchungen zur Gesundheitssituation im Kriegsgebiet und in Inguschetien durchgeführt. Folgende Regionen wurden besucht: Schali, Gudermes, Kurchaloy, Nadterechnj, Schelkowskoj, Naruskj, Urus-Martan, Achkoj-Martan, Grosny Kreis, Grosny Stadt, Argun Stadt. Es wurde festgestellt, dass Erwachsene hauptsächlich unter der Erkrankung der Atemwege leiden (84%), 70% leiden an Erkrankungen des Magen-Darm Bereichs, 66% klagen über Herz-Kreislauf- Krankheiten , 40% haben Tuberkulose und 30% psychische Störungen, 17% berichteten konkret über Kriegstraumata. Auch bei den Kindern sind Atemwegs- und Durchfallerkrankungen die häufigsten Krankheiten. 62% leiden unter Anämie. Mit 66% eine der häufigsten Todesursachen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern sind Schusswunden und Minenverletzungen. Die Versorgung der Krankenhäuser mit ausreichend Medikamenten und technischen Hilfsmitteln sei sehr besorgniserregend, so verfügten beispielsweise nur 61% der besuchten Krankenhäuser über Röntgenmaterial, das zudem nicht funktionierte, nur 53% der Krankenhäuser verfügten am Tag des Besuchs über Strom.
Ärzte ohne Grenzen: Die Gesundheitssituation in Tschetschenien Bericht auf der homepage: www.msf.ch/de_asp/news/report/chechnya/asp

Mai

5.5.2000 Alleine von der Lebensmittelhilfe für ein einziges Flüchtlingslager im Westen Tschetscheniens sind 4,2 Millionen Rubel (etwa 300.000 DM) verschwunden. Immer wieder wird darüber berichtet, dass die humanitäre und finanzielle Hilfe aus dem Ausland oder aus Russland nicht ihr Ziel erreicht.
Neue Luzerner Zeitung, 5. 5. 2000

9.5.2000 Nur wenige Flüchtlinge aus Tschetschenien haben den langen Weg bis nach Deutschland hinter sich gebracht. Die GfbV wurde aber im April auf einen besonders empörenden Fall einer Flüchtlingsfamilie aufmerksam gemacht: Die deutsch-tschetschenische Familie Stoller, deren Verwandte schon in seit Jahren in Deutschland leben, ergriffen wegen vermehrter Angriffe gegen ihre Familie in Tschetschenien die Flucht. In der Nacht vom vierten auf den fünften April diesen Jahres schob man die Stollers aus Mannheim nach Italien ab, obwohl ihr Verfahren zur Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft noch nicht abgeschlossen war. In Italien drohte ihnen die Rückführung nach Tschetschenien und damit der Tod. Die GfbV protestierte empört bei den zuständigen Stellen, den Stollers sei doppeltes Unrecht geschehen: Zum einen dürften Tschetschenen nach deutschen Recht derzeit wegen der akuten Gefahr nicht abgeschoben werden. Zum anderen hätten die Stollers das Recht auf Einbürgerung in der Bundesrepublik. Denn die Mutter wäre als uneheliches Kind der deutschen Staatsangehörigen Lydia Stoller geboren. Nachdem den Stollers die Rückkehr aus Italien wieder nach Deutschland gelungen war, wurde das Verfahren über die Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft wieder aufgenommen und schließlich eine Anerkennung ausgesprochen.
Süddeutsche Zeitung, s. Anhang, Unterlagen zum Fall Stoller, 9.5.2000

11.5.2000 Die Situation der Flüchtlinge und der verbliebenen Einwohner in Grosny ist sehr schwierig. Trotzdem kehren besonders Frauen in die Stadt zurück, um zu erfahren, wie sie eventuell in der Stadt überleben könnten. Der Mangel an Trinkwasser ist das größte Problem für die Menschen. Durch den herannahenden Sommer und die steigenden Temperaturen wird der Ausbruch von Epidemien gefürchtet. Das ‚Brot-Programm‘ des Internationalen Roten Kreuzes hat seine Arbeit mittlerweile wieder aufgenommen, etwa 3500 Personen in den größeren Städten Tschetscheniens können versorgt werden. Das Rote Kreuz hat auch 48 Krankenschwestern beauftragt, Alte, Kranke und Behinderte in Tschetschenien zu versorgen.
Internationales Komitee des Roten Kreuzes, Pressemitteilung, 12.5.2000

23.5.2000 Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat angekündigt, die tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien und Tschetschenien noch bis Ende des Jahres 2000 versorgen zu wollen. Der UNHCR hat eine neue Zeltstadt für 7000 Flüchtlinge in Inguschetien aufgebaut. Vom 1.12.1999 bis zum 30.6.2000 haben die UN Geberländer 32.9 Millionen Dollar an Hilfe für die tschetschenischen Flüchtlinge zu Verfügung gestellt.
23.5.2000 AFP

26.5.2000 Seit Beginn des Tschetschenienkonfliktes hat die Schweiz gut fünf Millionen Franken für Hilfe eingesetzt. Eine in den letzten Tagen in die Region entsandte Mission konnte jedoch nicht nach Tschetschenien reisen. Ein Ziel der Mission, die Überprüfung, ob die 3,5 Tonnen von der Schweiz finanzierten Medikamente von einer russischen Organisation an Krankenhäuser und Gesundheitszentren in Grosny verteilt worden sind, wurde daher nicht erreicht. Ein Entschädigungsprogramm für Inguschen, die tschetschenische Flüchtlinge aufgenommen haben, wird zur Zeit diskutiert. Bisher wurde allerdings auf Grund der hohen Entführungsgefahr noch keine Entscheidung getroffen.
Basler Zeitung, 27.5.2000

Juni

23.6.2000 Eine Delegation des Europarates besuchte die Flüchtlingslager in Tschetschenien, Generalsekretär Walther Schwimmer sagte Journalisten, die Situation in den Lagern sei viel schlimmer als er befürchtet hatte. Er mahnte wieder eine politische Lösung des Konflikts an.
Radio Free Europe, 24.6.2000

Juli

4.7.2000 Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat den Druck beklagt, den Russland auf tschetschenische Flüchtlinge ausübe, in ihre Heimat zurückzukehren.
Reuters, NZZ 5.7.2000

August

15.8.2000 Zwei Hilfskonvois der Vereinten Nationen, die über 200 Tonnen Lebensmittel transportieren, sind nach Tschetschenien entsandt worden, um 35.000 vom Hungertod bedrohte Menschen zu versorgen. Die Güter werden zum einen an 31.000 alte, kranke und behinderte Menschen in Grosny verteilt, die neben allein erziehenden Müttern und Kindern nicht in der Lage waren zu fliehen. Zum andern werden 3.500 Vertriebene aus Urus Martan versorgt, deren Gebiet komplett dem Erdboden gleich gemacht wurde.
CNN, AP, BBC News, 15.8.2000

23.8.2000 Die Situation der Kinder in den Flüchtlingslagern Inguschetiens ist sehr ernst. Viele sind traumatisiert. Die Symptome reichen von Angstzuständen über Anfälle, Ohnmacht und Schlaflosigkeit bis hin zu Aggressionen. In einigen Fällen sind sogar Kinder - meistens Mädchen - plötzlich bewusstlos geworden, als sie Hubschrauber über sich hinweg fliegen hörten.
Radio Free Europe/ Radio Liberty, 23.8.2000

23.8.2000 Nur etwa 12.000 der 200.000 tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien leben in Lagern, die von den Unterstützungen internationaler Hilfsorganisationen profitieren. Die große Mehrheit der Menschen ist bei Freunden, Verwandten oder auf verlassenen Bauernhöfen untergekommen. So leben zum Beispiel 80 Personen in einem alten Schweinestall. Für die Frauen ist das Ungeziefer das größte Problem. Jeden Tag waschen sie ihre Sachen mit einer Chlor-ähnlichen Flüssigkeit, um die Flöhe zu töten. Aber gleichzeitig brennen davon Augen und Atemwege. Ein alter Mann beschreibt die sanitären Verhältnisse als kritisch und somit sauberes Wasser als größtes Problem.
Radio Free Europe/ Radio Liberty, 23.8.2000

September

1.9.2000 Die Situation der tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien ist bedrohlich, die russische Regierung will, dass sie in ihre Heimat zurückkehren, sie jedoch haben Angst vor den nächtlichen Gefechten, vor den willkürlichen Verhaftungen junger Männer und davor, dass sie zu Hause keine Arbeit, kein Dach über dem Kopf und keine Nahrungsmittel haben. Viele der tschetschenischen Flüchtlingskinder sind traumatisiert und werden in den Lagern notdürftig betreut, auch das fiele in Tschetschenien selbst weg.
International Herald Tribune, 1.9.2000

4.9.2000 Noch etwa 140.000 tschetschenische Flüchtlinge leben in Inguschetien. Die russische Regierung will, dass sie bis zum 1. Oktober nach Tschetschenien zurückkehren, sie übt in diese Richtung Druck auf die Flüchtlinge aus. So wollte der UNHCR eine weitere Zeltstadt für etwa 12.000 Menschen bauen, die russische Regierung beharrt jedoch darauf, dass die Zeltstadt in Tschetschenien gebaut werden soll. Der UNHCR teilte mit, dass bis zu sechs Mal Essensrationen nicht ausgegeben wurden, Zugwaggos, die den Flüchtlingen als Unterkunft dienten wurden nach Tschetschenien zurückgefahren. Jetzt wo die Wahlen in Tschetschenien vorbei sind, sollen diese 140.000 Menschen langsam in die Kriegszone zurück gezwungen werden.
Moscow Times, 4.9.2000

13.9.2000 Mitarbeiter von Medecins sans Frontieres sind kürzlich von einem Besuch in Inguschetien und Tschetschenien zurückgekehrt. Sie sagen, die Situation für die tschetschenischen Flüchtlinge sei sehr gespannt. MSF plant, zwei weitere Krankenhäuser in Grosny undd in Staryj Atagi aufzubauen. In Inguschetien leiste die magere medizinische Versorgung gute Arbeit, es würden unerwartet viele tschetschenische Flüchtlinge gut betreut werden.
Presseerklärung von MSF auf der homepage: www.reliefweb.int, 13.9.2000

28.9.2000 Heute teilten die inguschetischen Behörden mit, sie bereiteten die Beherbergung von mehr als 141.000 tschetschenischen Flüchtlingen vor. 4.000 Flüchtlinge, die jetzt noch in Eisenbahnwaggons leben, werden bald in eine Zeltstadt umziehen.
Itar Tass, 28.9.2000

Oktober

9.10.2000 Das UNHCR hat damit begonnen, eine Zeltstadt aufzubauen, die 12.000 Flüchtlinge beherbergen soll. Die Zeltstadt befindet sich in dem inguscheitschen Dorf Ordschonikidsewskaja. Schon Ende Oktober sollen 4.000 Flüchtlinge in diese Zeltstadt verlegt werden, die im Moment noch in den Lagern Karabulak und Ordschonikidsewskaja oder bei Familien leben. Mitte November sollen dann auch ein Krankenhaus, eine Schule, ein Kindergarten und eine Therapiestation fertiggestellt sein.
Pressemitteilung des UNHCR auf der homepage: www.unhcr.ch, 10.10.2000

12.10.2000 Rosemary McCreery, eine Repräsentantin von UNICEF geht davon aus, dass sich die Zahl der Flüchtlinge in Inguschetien noch erhöhen wird. Bis zu 40.000 tschetschenische Flüchtlinge müssen ihrer Einschätzung nach den Winter in Zelten verbringen. Der inguscheitsche Präsident Auschew klagte, dass eine Republik mit den Flüchtlignen überfordert sei. Immer wieder kommt es zu starken Engpässen bei der Verteilung von Lebensmitteln und Hilfsgütern. Dies geht so weit, dass tagelang kein warmes Essen ausgegeben werden kann.
The Moscow Times, 13.10.2000

Gruppi etnolinguistici del Caucaso12.10.2000 Florian Hassel von der Frankfurter Rundschau veröffentlicht eine Reportage über die medizinische Situation in Tschetschenien. In ganz Grosny gibt es nur ein Krankenhaus, welches überhaupt Kranke behandelt. "Wie haben kaum Antibiotika und Infusionen, keine Gipsbinden und Nadeln, und der einzige Sterilisationsschrank steht im OP," so eine Krankenschwester. Die Patienten liegen auf den Fluren, ihre Betten müssen sie selbst mitbringen und ihre Verwandten müssen sich darum kümmern, dass sie etwas zu essen bekommen. Ein weiteres großes Problem ist die Wasserversorgung. Die Krankenhäuser ausserhalb Grosnys werden jedoch gar nicht mit Hilfsgütern versorgt, so dass dort die Situation noch schlimmer ist. Viele Organisationen, die ihre Aktionen auf die Betreuung der Flüchtlinge in Inguschetien konzentrieren, würden auch in Tschetschenien gerne helfen: "Wir sitzen in Nasran und Stawropol auf vollen Lagerhäusern mit Lebensmitteln, aber sind völlig blockiert", sagt ein Vertreter der Organisation Action contre la faim. "Seit vier Monaten streitet sich die tschetschenische Verwaltung mit den Militärs über die Kompetenzen. Die Militärs unterschreiben überhaupt keine oder nur begrenzte Passagierscheine, was Hilfslieferungen im großen Stil unmöglich macht." In den Krankenhäusern müssen besonders Minenopfer behandelt werden. Sie werden bei der Ernte auf den Feldern, beim Altmetallsammeln in den Ruinen von Grosny oder beim Spielen im Hinterhof getroffen. Das Militär hält die Lageorte geheim, weil es Angst davor hat, dass die Minen in die Hände der tschetschenischen Kämpfer fallen könnten. Ein Minenentschärfer, der im Auftrag der dänischen Regierung in Tschetschenien arbeitet, sagt: "Im Kosovo, wo die Nato moderne Munition einsetzte, wurde bei Kriegsende geschätzt, dass fünf Prozent der Granaten und Raketen nicht explodiert seien. In Tschetschenien schätzen wir den Anteil der Blindgänger wegen der oft alten, schlecht gewarteten russischen Munition auf bis zu zwanzig Prozent."
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 13.10.2000

12.10.2000 Der inguschetische Migrationsdienst hat heute die Ausgabe von Lebensmitteln für die Flüchtlingslager in Inguschetien gestoppt. Der Strom der Flüchtlinge reißt indes nicht ab. Alleine in den letzten 24 Stunden sind über 2.000 Flüchtlinge in Inguschetien eingetroffen. Nach inguschetischen Angaben sind im Moment circa 170.000 Flüchtlinge in der Republik.
Allnews.ru: news, 13.10.2000 homepage: www.lenta.ru/english/200/10/12/food

19.10.2000 Es wurden 70 Fälle von Hepatitis in den Flüchtlingslagern in Inguschetien registriert. Ärzte befürchten den Ausbruch einer Epidemie, weil es an medizinischen Personal und Medikamenten fehlt.
Prague Watchdog, www.watchdog.cz, 20.10.2000

22.10.2000 Die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge traf heute in Moskau ein. Sie will sich besonders ein Bild von der Lage der 170.000 tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien machen. Besorgniserregend sei der Ausbruch von TBC in dem Flüchtlingslager "Sewerny", wo schon 283 Fälle registriert wurden.
Prague Watchdog, www.watchdog.cz, 23.10.2000

29.10.2000 Am Sonntag abend brach im Flüchtlingslager "Sputnik" ein Feuer aus. Sieben Personen, zumeist Kinder, erlitten Brandverletzungen unterschiedlichen Grades. Drei der großen Flüchtlingszelte, in denen sieben Familien gelebt hatten, brannte die Nacht über ab.
Russischer Nachrichtenservice lenta.ru, auf der homepage: www.info.rambler.ru, 30.10.2000

c) Hinweise auf vertreibungsbedingte TodesfälleOben

Oktober

24.10.1999 Zuliran, Zora, Zaline und ihre Mutter interviewt von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien über ihre Flucht aus Grosny am 24.10.1999, kurz nachdem der Markt bombardiert wurde. "Wir bildeten einen Konvoi von etwa hundert Menschen, aber es waren 29 Personen in unserer Gruppe, in einem Lastwagen und in zwei Autos. Wir waren in dem Lastwagen. Wir fuhren zehn Stunden, um die Grenze zu erreichen. Es war sehr kalt. Zwei Kinder, die in einem andren Lastwagen mit reisten, starben aufgrund der Kälte.
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)

November

Anfang November An der tschetschenisch-inguschetischen Grenze kollabiert eine Frau in der Masse der wartenden Flüchtlinge und stirbt.
Reuters-Meldung in International Herald Tribune, 3.11.99

2.11.1999 An der tschetschenisch-inguschetischen Grenze kamen nach Angaben der dpa im Gedränge mehrere Menschen ums Leben.
fh/dpa/rtr - Bericht in Frankfurter Rundschau, 4.11.99

3.11.1999 Eine Augenzeugin berichtet, am letzten Tag vor der Grenzöffnung hätten sich unter den wartenden Flüchtlingen dramatische Szenen abgespielt. Zwei Frauen und ein Kind seien auf der tschetschenischen Seite von nachdrängenden Flüchtlingen zu Tode getrampelt worden.
Reuters-Meldung in der Neuen Zürcher Zeitung, 5.11.99

3.11.1999 Einige der seit mehr als einer Woche an der Grenze zu Inguschetien wartenden Flüchtlinge sterben laut Angaben an Herzversagen.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000. (http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)

5.11.1999 Am Donnerstag konnten bereits einige tausend Menschen den russischen Grenzposten passieren, der den Flüchtlingsstrom einige Tage lang fast vollständig blockiert hatte. Etwa zehntausend Menschen hatte tagelang auf der Landstraße vor dem Grenzübergang campiert. In dem Gedränge vor dem Grenzposten starben mindestens vier Menschen. Der inguschetische Präsident Ruslan Auschew nannte das Verhalten der russischen Militärs "eine Verhöhnung der Flüchtlinge".
Berlin Online, 5.11.1999

Truppe russe entrano in Cecenia19.11.1999 An der Grenze zu Inguschetien sterben Flüchtlinge aufgrund des Mangels an medizinischer Versorgung und Grundnahrungsmitteln. Weil das russische Militär Flüchtlinge teilweise an der Grenze zurückweist, müssen diese sich erneut den Bombardierungen der Russen aussetzen.
Andrei Lytaew in der Frankfurter Rundschau, 19.11.99

22.11.1999 Der Amerikaner Chris Hunter, der seit Jahren in Moskau ein Menschenrechtsbüro leitet, fuhr nach Inguschetien, um sich ein eigenes Bild der Lage der Flüchtling zu machen. Er sagt, dass die Situation von einem chronischen Hilfsmangel geprägt sei. Die meisten Flüchtlinge fliehen schon zum zweiten Mal innerhalb von Jahren aus ihren Häusern. Die Menschen in den Flüchtlingscamps bräuchten unbedingt Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente, angemessene Behausungen und warme Kleider. Die meisten Krankheiten seien auf die Kälte zurückzuführen. Ein Baby, Islam, 1 Jahr und 4 Monate alt erfror, während Hunter im Flüchtlingslager war. Es gibt viele Fälle von Tuberkulose. Die Gefahr, dass Seuchen ausbrechen sei groß, die lokale Infrastrukur sei zusammengebrochen.
War and human rights, www.hro.org/war/48.htm

Dezember

Carro armato russo. Fonte: Human Rights Watch 2000©2.12.1999 Aufgrund der kalten Temperaturen im Nord-Kaukasus sind tschetschenische Zivilisten, die nach Inguschetien fliehen, nun in Lebensgefahr. Bereits im November waren mindestens zwei Kinder im Eisenbahnwaggon-Flüchtlingslager Sleptsovsk-Nord gestorben, da sie keinen Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung hatten.
Human Rights Watch, 2.12.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1202.htm)

3.12.1999 Aufgrund von mangelnder medizinischer Versorgung sind zwei Flüchtlingskinder im Alter von acht Monaten und zwei Jahren gestorben. Die beiden Kinder lebten in einem Eisenbahnwaggon in Sleptsowskaja.
Human Rights Watch/AP in Refugees Daily, 03. Dezember 1999

11.12.1999 In den überfüllten Flüchtlingslagern in der benachbarten Republik Inguschetien, wohin die Mehrheit der Flüchtlinge geflohen ist, breiten sich Krankheiten aus, und die Menschen sterben an Kälte und allgemeiner Erschöpfung.
World Socialist Web Site, 11.12.1999 (http://www.wsws.org/articles/1999/dec1999/chec-d11.shtml)

16.12.1999 Ein alter Mann ist vor zwei Tagen im Karabulak Lager im Nord-Kaukasus erfroren.
AFP in Refugees Daily, 16.12. 1999

17.12.1999 Mehrere Kleinkinder unter den tschetschenischen Flüchtlingen in einer engen Bergschlucht am Fluss Argun vor dem ersten georgischen Grenzposten starben in den vergangenen Tagen am Nachtfrost.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 18.12.1999

20.12.1999 Kürzlich starben zwölf alte Menschen an Hunger und Kälte.
International Harald Tribune, 20.12.1999

Januar

Gli oleodotti nel Caucaso10.1.2000 Die Flüchtlinge des Sputnik-Lagers sind traumatisiert und berichten über Todesfälle, die sie während ihrer Flucht beobachtet haben: 'Wer nicht sofort tot war, fiel ins Wasser, und wir konnten nicht helfen, weil die Russen weiter bombardierten", Leila Amajewa kann auch Tage nach ihrer Ankunft im Flüchtlingslager nur unter Tränen über die Flucht sprechen. Sie sah, wie ein russisches Flugzeug einen Flüchtlingsbus, vollbesetzt mit Frauen und Kindern beschoss, die Schreie der Verwundeten erfüllten die Luft, erst nach Einbruch der Dunkelheit wagten sich einige der Männer, "wenigstens die Kinder herauszuholen. Einige konnten sie herausziehen, doch für andere war es zu spät."
Henry Meyer AFP, 10.1.2000

23.1.2000 Der tschetschenische Gesundheitsminister Umar Chambijew berichtet, dass in den unbeheizten Kellern Grosnys seit 21.1.2000 150 Zivilpersonen verhungerten und erfroren. Vor allem Kinder und alte Menschen stürben dort an Hunger und Kälte.
ap/afp/dpa-Bericht in Frankfurter Rundschau, 24.1.2000

24.1.2000 Interview mit alten, pflegebedürftigen Menschen, die aus einem Altersheim in Grosny nach Inguschetien kamen. Sie waren im Dezember von inguschetischen Spezial-Polizei-Einheiten und von einer Reihe freiwilliger Helfer aus der umkämpften Stadt gebracht worden. Sie hatten monatelang ohne ausreichend Nahrung gelebt. Von den 89 geretteten Menschen starben fünf auf dem Weg nach Inguschetien. Während der zehnstündigen Reise im Bus (die normalerweise nur 90 Minuten dauert), so berichtet eine Frau, lehnte sich einer der Mitreisenden die ganze Zeit über mit vollem Gewicht auf ihr Bein, so sehr, dass es danach eine Zeitlang gelähmt war. Sie sei irritiert gewesen, bis sie gemerkt habe, dass ihr Platznachbar tot war. Jetzt leben die alten Menschen in einem spartanischen Gebäude, das innen über keine sanitären Anlagen verfügt. Sie sind dort untergebracht, weil es in Inguschetien keine Altenheime gibt. Ein Mitarbeiter erzählt, es sei unvorstellbar in Inguschetien, dass sich eine Familie nicht um ihre eigenen Angehörigen kümmere.
TIME Europe, 24.1.2000
www.time.com/time/europe/webonly/chechnya/diary1.html

9.2.2000 Während die russische Luftwaffe gestern den Süden Tschetscheniens unter Beschuss nahm, flohen massenhaft Zivilisten. Mindestens 24 Flüchtlinge sollen dabei getötet worden sein. Die Weltgesundheitsorganisation fügte hinzu, dass zehntausende Tschetschenen in Gefahr seien, an Tuberkulose zu erkranken. Gründe für den Ausbruch der Krankheit könnten die Überfüllung der Lager und die schlechte medizinische Versorgung sein.
Refugees Daily, 10.2.2000


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/031117ade.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/031022de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/031002de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030930de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030918de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030708de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030703de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030630de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030619de.html | www.gfbv.it/3dossier/cecenia/010613cecenia.html

* www: www.iccnow.org | www.unhcr.ch | www.unhchr.ch | www.unhchr.ch/tbs/doc.nsf/(Symbol)/CCPR.C.RUS.2002.5.En?OpenDocument | www.chechnya-mfa.info | www.memo.ru | http://www.gfbv.ch/pdf/02-03-043.pdf

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