Flucht und Vertreibung
Situation der internen und externen Flüchtlinge
a) Zahlen
September
5. 9.1999 Ca. 6000 Frauen
und Kinder fliehen von Nowolaksk nach Machatschkala. Der Bezirk
von Nowolaksk liegt 120 km nord-westlich von Buinaksk, wo bisher
die meisten Kämpfe zwischen russischen Truppen und
tschetschenischen Kämpfern stattfanden.
UNHCR Press Briefing Note, 7. September 1999
6. 9.1999 22.000 Menschen sind bisher aufgrund des Konflikts
nach Dagestan geflüchtet.
Dagestani Migration Service in UNHCR Press Briefing Note,
7.9.1999
20.9.1999 Infolge der jüngsten Luftangriffe auf
tschetschenische Dörfer sind 30.000 Menschen
geflüchtet.
Los Angeles Times in Refugees Daily (www.unhcr.org), 20.
September 1999
24.9.1999 In Grosny und anderen tschetschenischen Siedlungen
halten sich derzeit etwa 300.000 Flüchtlinge aus
Schelkowski, Noschai-Jurt und Wedeno auf
Chechen Migration Service in Refugees Daily, 24. September
1999
25.9.1999 Aufgrund von Bombenangriffen halten sich zur Zeit
etwa 70.000 Flüchtlinge nahe der
tschetschenisch-inguschetischen Grenze auf.
Tomas Valasek, Center for Defense Information. http://www.cdi.org/issues/Europe/akhm.html
28. 9.1999 Seit dem Beginn der russischen Luftschläge am
vergangenen Wochenende sind ca. 50.000 Tschetschenen aus Grosny
und Umgebung nach Inguschetien geflüchtet. Allein in den
vergangenen 24 Stunden erreichten 30.000 Flüchtlinge
Inguschetien. Gestern fanden dort bereits 20.000 Flüchtlinge
Unterkunft bei Familien und in Flüchtlingslagern.
Inguschetische Behörden in UNHCR Press Briefing Note, 28.
September 1999
28. 9.1999 In Tschetschenien sind Zehntausende Menschen auf
der Flucht vor den massiven russischen Bomben- und
Raketenangriffen. In der Nachbarrepublik Inguschetien sind
inzwischen 60.000 Flüchtlinge eingetroffen. Der
inguschetische Präsident Ruslan Auschew befürchtet, es
könnten 200.000 werden.
Hamburger Abendblatt, 29.9.1999
Oktober
1. 10.1999 Inzwischen halten sich ca. 100.000 Flüchtlinge
in Inguschetien auf. Sie leben in Zelten, Bus- oder
Bahnstationen, im Freien oder bei inguschetischen Familien.
Weitere 3.000 Flüchtlinge stecken an der Grenze zu Dagestan
fest, weil diese geschlossen ist.
Amnesty International, News Release, EUR 46/34/99, 1. Okt.
1999
Federal Immigration Service und Deutsche Presse Agentur in
Refugees Daily, 01. Oktober 1999
2.10.1999 Von russischer Seite wird bekannt gegeben, dass
bisher 78.000 Menschen vor den Luftangriffen in Tschetschenien
geflohen sind. Die meisten von ihnen kommen nach Inguschetien, wo
täglich 5.000 bis 6.000 Menschen eintreffen. Wenn die
Kämpfe andauern, dann könnte sich die Zahl der
Flüchtlinge auf 200.000 belaufen.
World Socialist Web Site, 2.10.1999 (http://www.wsws.org/articles/1999/oct1999/chec-o02.shtml)
3.10.1999 Nach Angaben des Russischen
Katastrophenschutzministeriums sind mehr als 90.000 Tschetschenen
nach Inguschetien geflohen. Inguschetiens Präsident Auschew
sagte aber, es seien schon 110.000 Menschen in seinem Land
angekommen. Allein in den letzen 24 Stunden seien 8.000 Menschen
nach Inguschetien eingereist
AFP, 3.10.1999
3.10.1999 Die Zahl der Flüchtlinge aus Tschetschenien
steigt dramatisch an. 110.000 Menschen suchen in Inguschetien
Schutz. Allein gestern erreichten 23.000 Frauen, Kinder und
ältere Männer die benachbarte Republik.
Hamburger Abendblatt, 4.10.1999
8.10.1999 Die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge in
Inguschetien ist auf 133.000 gestiegen. Allein in den letzten 24
Stunden erreichten 14.000 Flüchtlinge Inguschetien.
AFP und Interfax in Refugees Daily, 8. Oktober 1999
12.10.1999 155.000 Menschen sind bisher vor den russischen
Militärschlägen geflüchtet.
Reuters in Refugees Daily, 12. Oktober 1999
13.10.1999 Die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge
beläuft sich inzwischen auf etwa 166.000, von denen sich
etwa 146.000 in Inguschetien aufhalten.
AFP in Refugees Daily, 13. Oktober 1999
15.10.1999 Die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge ist
auf 170.000 gestiegen. In Inguschetien sind 15
Flüchtlingslager errichtet worden.
Refugees Daily, 15. Oktober 1999
17.10.1999 Im Moment befinden sich 155 000 Flüchtlinge in
Inguschetien.
18.10.1999 www.memo.ru
19.10.1999 Mehr als 170.000 Menschen sind seit den russischen
Luftangriffen auf Tschetschenien geflüchtet.
AFP, 19.10.2000
20.10.1999 Etwa 1000 Flüchtlinge sind per Bus von Mozdok
in Nord-Ossetien nach Nord-Tschetschenien zurückgekehrt.
Weitere kehren zu Fuß zurück.
Itar-Tass in Refugees Daily, 20. 10.1999
23.10.1999 Die russische Armee riegelt die Grenze zwischen
Inguschetien und Tschetschenien ab. Bei ihrem Exodus stauen sich
die Flüchtlingsströme vor der Grenze.
AFP, Reuters, 23., 25. 10.1999
25.10.1999 Die inguschetischen Behörden geben an, dass
bisher 129.765 Flüchtlinge in Inguschetien registriert
seien.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999. http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
25.10.1999 Vor Russlands Militärschlägen gegen
Tschetschenien sind bisher fast 190.000 Flüchtlinge
geflohen.
Reuters in Refugees Daily, 26.10. 1999
28.10.1999 Fast 200.000 Tschetschenen suchen in Inguschetien
und Dagestan Schutz vor den russischen Bombardierungen.
Refugees Daily, 29. 10.1999
31.10.1999 In Helsinki bezifferte die EU-Ratsvorsitzende Tarja
Halonen die Zahl der Flüchtlinge seit Beginn der russischen
Militäraktionen Anfang September auf 350 000. Die
Hälfte befinde sich in Inguschetien, die andere Hälfte
sei nach UN-Quellen in Tschetschenien gefangen und irre umher
ohne Nahrung, medizinische Versorgung und ausreichend Kleidung.
Es bestehe die Gefahr der Ausbreitung von Epidemien.
dpa/ap/rtr - Bericht in Frankfurter Rundschau, 1.11.1999
Ende Oktober 1999 Der ICRC berichtet, dass zwei Drittel von
Grosnys 150.000 Einwohnern aufgrund der Militäraktionen aus
der Stadt geflohen sind.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html
November
1.11.1999 Ca. 200.000 Menschen sind aus Tschetschenien nach
Inguschetien geflohen. Weitere 150.000 sind innerhalb
Tschetscheniens auf der Flucht.
Financial Times, 1.11.1999 (http://www.ft.com/nbrarchive/email-ftibwcq2de8ca.htm)
1.11.1999 Tausende von älteren, armen und gebrechlichen
Zivilisten stecken in den umkämpften Gebieten fest.
Diejenigen, die fliehen konnten, berichten, dass Busfahrer,
Grenzposten und andere korrupte Beamte unverschämte Preise
von den Flüchtlingen fordern. Die Ärmeren müssen
somit zurückbleiben. Sie stehen zwischen den Fronten, haben
kein fließendes Wasser, keinen Strom, keine Heizung und
keine Nahrung. Die meisten der grundlegendsten Versorgungsdienste
in Grosny und anderen großen Städten wurden
eingestellt.
Human Rights Watch, 1.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/checha1101.htm)
4.11.1999 Das US-Flüchtkomitee USCR schreibt einen Brief
an die russische Botschaft, in dem es die Flüchtlingspolitik
stark kritisiert: Anstatt die Menschen fliehen zu lassen,
richtete die russische Regierung sogenannte 'humanitäre
Korridore' ein, damit die geflüchteten Tschetschenen in die
von Russen kontrollierte 'Sicherheitszone' zurückkehren
können. Am Tag nach dieser Ankündigung erklärte
der inguschetische Präsident Auschew, die Flüchtlinge
würden sich in diesen Korridoren stauen und seien der
Willkür der russischen Soldaten ausgesetzt, vier Personen
starben beim Versuch, Tschetschenien zu verlassen.
5.11.1999 USCR in www.refugees.org
10.11.1999 Die Lebensmittelversorgung in Grosny wird immer
kritischer. Zwar kann man noch Brot, Streichhölzer und
Zigaretten kaufen, doch am Tage sind die Märkte aufgrund der
häufigen Angriffe wie ausgestorben. Diejenigen, die in
Grosny zurückbleiben, haben entweder die Möglichkeit,
ohne jegliches Proviant zu fliehen, oder vor Ort zu verharren und
dabei zu riskieren, an Hunger, Kälte oder bei den Angriffen
zu sterben.
ASF New Documents. The Situation of Civilians in Chechnya.
October-November 1999. 11.11.1999
November 1999 Offiziellen Schätzungen zufolge haben die
verstärkten Luftangriffe dazu geführt, dass beinahe
200.000 Menschen aus Tschetschenien geflüchtet sind, wovon
mehr als 168.000 in der benachbarten Republik Inguschetien
Zuflucht gefunden haben. 10.000 befinden sich derzeit in
Nord-Ossetien, 4.000 in Stavropol und 3.000 in Dagestan. Kleinere
Gruppen sind nach Georgien und Azerbaidschan
geflüchtet.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999. http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
2.11.1999 Die Intensität russischer Luft- und
Artillerie-Angriffe hat fast 190.000 Menschen aus Tschetschenien
vertrieben. Die meisten fliehen nach Inguschetien, Dagestan,
Nord-Ossetien und nach Stawropol. Kleinere Gruppen sind auch nach
Georgien und Azerbaidschan geflüchtet.
Amnesty International, News Release, EUR 46/33/99, 2.11.1999
2.11.1999 In Genf äußert sich das
UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) besorgt über den
Zustand der Flüchtlinge, deren Ausreise behindert werde.
Zwischen dem Beginn der Kämpfe Anfang September und der
vorübergehenden Schließung der Grenze am 23. Oktober
durch das russische Militär waren täglich zwischen 5
000 und 7 000 Personen aus Tschetschenien geflohen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.11.99
Anfang November 99 Laut dem inguschetischen Präsidenten
Auschew hat Inguschetien (340.000 Einwohner) in den vergangenen
sechs Wochen fast 200.000 Flüchtlinge aufgenommen. Deren
humanitäre Situation sei katastrophal.
Reuters/dpa - Bericht in der Neuen Zürcher Zeitung NZZ,
4.11.99
5. 11.1999 Nach einer zwölf-tägigen Grenzblockade
haben russische Truppen 3000 Flüchtlingen erlaubt,
Tschetschenien zu verlassen. Insgesamt steckten etwa 40.000
Flüchtlinge an der Grenze fest.
Washington Post/Human Rights Watch in Refugees Daily, 05.
November 1999
5.11.1999 Die Republik Inguschetien ist durch den Ansturm der
Flüchtlinge hoffnungslos überlastet. Inzwischen haben
etwa 180.000 Tschetschenen in Inguschetien vor den russischen
Bombenangriffen Zuflucht gesucht. In Inguschetien, das selbst nur
330.000 Einwohner zählt, mangelt es an Nahrungsmitteln,
Heizstoffen und Medikamenten.
Berlin Online, 5.11.1999
16.11.1999 Der Flüchtlingsstrom aus Tschetschenien in die
Nachbarrepublik Inguschetien reißt nicht ab. Täglich
treffen dort nach Angaben der inguschetischen Behörden
durchschnittlich 1.500 Menschen ein. Viele Flüchtlinge
kehren aber auch nach Tschetschenien zurück, um dort
Verwandte zu suchen. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge aus der
Kaukasusrepublik seit Beginn der Kämpfe wird auf etwa
200.000 geschätzt.
www.tagesschau.de, 16.11.1999
17.11.1999 Zur Zeit halten sich etwa 190.000 Flüchtlinge
in Inguschetien auf, viele von ihnen in Lagern, in denen es an
Wasser, Schutz, Nahrung und Wärme fehlt, was zu schlechten
Gesundheitszuständen und dem Ausbruch von Krankheiten
führt.
Amnesty International, News Release, EUR 46/39/99, 17.11.1999
17.11.1999 Seit Beginn der Angriffe auf Tschetschenien sind
etwa 300.000 Menschen geflohen. Unzählige Zivilisten wurden
getötet oder verstümmelt. Etwa 200.000 Flüchtlinge
sind in Inguschetien. Die kalten Temperaturen bringen viele von
ihnen in eine lebensgefährliche Lage.
Human Rights Watch, 17.11.1999 (http://www.hrw.org/press/1999/nov/chech1117.htm)
18.11.1999 In Kawkas besucht die UN-Hochkommissarin Ogata zwei
Flüchtlingslager mit etwa 10 000 Menschen. Die
Flüchtlinge klagten laut über die Kälte und die
völlig unzureichenden Unterkünfte.
"Stoppt den Krieg! Tut etwas! Die Kinder frieren, wir haben
nichts zu essen und sind alle krank!" Ogatas Begleiter
verhinderten einen direkten Kontakt mit den Betroffenen.
afp/ap/rtr-Bericht in der Frankfurter Rundschau, 19.11.99
18.11.1999 Seit Kriegsbeginn wurden etwa 4.000
tschetschenische Zivilisten und 1.200 tschetschenische
Kämpfer getötet. 200.000 Zivilisten sind auf der
Flucht.
World Socialist Web Site, 18.11.1999 (http://www.wsws.org/articles/1999/nov1999/chec-n18.shtml)
19.11.1999 Etwa 200.000 Menschen, hauptsächlich Frauen
und Kinder, mussten fliehen und in Inguschetien Zuflucht
suchen.
The Irish Times, 19.11.1999
(http://www.ireland.com/newspaper/opinion/1999/1119/edi2.htm)
22.11.1999 An der inguschetischen Grenze: Die russische
Einwanderungsbehörde erklärt, dass insgesamt 222.556
Menschen nach Inguschetien geflohen sind. Nach Angaben des
Innenministeriums verließen binnen 24 Stunden über den
einzigen geöffneten Grenzübergang über 1 850
Menschen die Republik.
AFP/rtr/taz-Bericht in die tageszeitung taz, 23.11.99
23.11.1999 Während die UN 250.000 Flüchtlinge
betreut, plant das Internationale Rote Kreuz die Versorgung von
100.000 Menschen im Nordkaukasus. Diese Zahl von 350.000 Menschen
setzt sich zusammen aus 225.000 Vertriebenen, 100.000 Mitgliedern
von Gastfamilien und 25.000 anderen Bedürftigen. Sowohl in
Inguschetien als auch in Dagestansind etwa 40% der
Flüchtlinge Frauen, weitere 40% Kinder und 20%
Männer.
Relief Web, 23.11.1999
29.11.1999 Etwa 206.000 Menschen leben zur Zeit in
Flüchtlingslagern, die meisten von ihnen in
Inguschetien.
TIME Europe, 29.11.1999
http://www.time.com/time/europe/magazine/1999/1129/chechnya1129.html
Dezember
Anfang Dezember 1999 Nach UNO-Schätzungen sind seit
Beginn der Kämpfe Anfang September etwa 230.000 Menschen in
Nachbarregionen Tschetscheniens geflohen.
Reuters/AP/AFP-Bericht in Süddeutsche Zeitung,
5./6.12.99
Anfang Dezember 1999 Laut Angaben des Russian Federal
Migration Service sind bisher ca. 300.000 Menschen aus
Tschetschenien geflohen. Ca. 209.000 halten sich in Lagern in
Inguschetien auf. Das größte Zeltlager "Sputnik"
beherbergt über 8.000 Menschen. Ca. 10.000 leben in
Eisenbahnwaggons im Camp "Sewernji".
Amnesty International. Russian Federation: Chechnya. For the
Motherland. Reported grave breaches of international humanitarian
law. Persecution of ethnic Chechens in Moscow. December 1999
2.12.1999 Die Gesamtzahl der tschetschenischen
Flüchtlinge in Inguschetien beläuft sich auf 249.921,
etwa 80% sind privat bei Familien untergebracht, 20% leben in den
sieben Flüchtlingscamps im Land.
2.12.1999 Memorial (www.hro.org/war/v73.htm
2.12.1999 Etwa 175.000 Flüchtlinge sind bei Familien in
Inguschetien untergekommen.
Human Rights Watch, 2.12.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1202.htm)
11.12.1999 Seit dem 1. Oktober haben die russischen Angriffe
einen wahren Flüchtlingsstrom verursacht. Dabei handelt es
sich um schätzungsweise 233.000 Menschen. Bis zu 4.500
tschetschenische Zivilisten wurden getötet.
World Socialist Web Site, 11.12.1999
(http://www.wsws.org/articles/1999/dec1999/chec-d11.shtml)
14.12.1999 Mehr als 200.000 Flüchtlinge aus
Tschetschenien halten sich zur Zeit in Inguschetien auf.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12.1999 und Washington Post in
Refugees Daily, 14. 12. 99
15.12.1999 Einige russische Soldaten zwingen Flüchtlinge
Bestechungsgelder zu zahlen, um die Kontrollpunkte passieren zu
dürfen. Diejenigen, die nicht bezahlen, werden
geschlagen.
Human Rights Watch in Refugees Daily, 15. Dezember 1999
16.12.1999 Tschetschenischen Flüchtlingen wurde im
Sputnik Lager in Inguschetien das Essen verweigert, mit der
Begründung sie sollten doch nach Hause gehen und für
sich selbst sorgen.
Human Rights Watch und BBC News in Refugees Daily, 16. Dezember
1999
17.12.1999 Wieder haben tschetschenische Flüchtlinge
berichtet, sie seien gezwungen gewesen, Bestechungsgelder in
Höhe von 300 Rubeln (USUS-Dollar12) an die russischen
Grenzkontrolleure zu zahlen.
Reuters in Refugees Daily, 17.12.1999
17.12.1999 Mehr als 100 tschetschenische Männer, Frauen
und Kinder sitzen seit Tagen in einer engen Bergschlucht im
georgischen Grenzgebiet. Nachdem innerhalb von fünf Tagen
1.450 Flüchtlinge die Grenze auf dem unwegsamen Bergpfad
passierten, hat Georgien den Übergang gesperrt. Im Bergdorf
Duissi befinden sich 5.000 weitere tschetschenische
Flüchtlinge, zum Teil seit Wochen ohne ausreichende Nahrung
und medizinische Versorgung. Bis zu 20.000 weitere
Flüchtlinge sollen sich nach Aussagen georgischer
Grenzoffiziere auf tschetschenischem Gebiet nahe der Grenze vor
den andauernden Bombardements verstecken.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 18.12.1999
17.12.1999 Seit einer Woche hat der UNHCR etwa 1200
tschetschenische Flüchtlinge per Hubschrauber evakuiert, die
in dem abgelegenen Bergdorf Schatili in Georgien, an der Grenze
zu Tschetschenien festsaßen. Die evakuierte Gruppe bestand
überwiegend aus Frauen und Kindern. Es befanden sich aber
auch 50 Männer mit Kriegsverletzungen darunter. Die Zahl der
tschetschenischen Flüchtlinge in Georgien steigt mit den
1200 Neuankömmlingen auf 5000.
UNHCR Press Briefing Note, 17.12.1999
19.12.1999 Weitere Flüchtlinge aus Grosny treffen in
Inguschetien ein. Dort hat die Mehrzahl der etwa 300.000
tschetschenischen Flüchtlinge Zuflucht gesucht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.1999
20.12.1999 Tschetschenische Flüchtlinge, die sich im
Znamenskoye Lager befinden, beschweren sich über die
Demütigungen durch das russische Militär: Sie
dürfen das Flüchtlingslager nur mit einem speziellen
Tages-Paß verlassen.
The Guardian in Refugees Daily, 20.12.1999
21.12.1999 Grosny Seit Sonntag (19.12.) seien nur 45 Menschen
über die vom Militär geöffneten Fluchtwege aus
Grosny geflüchtet. Bis zu 30.000 Menschen sollen noch in der
Stadt ausharren. Die meisten wagten sich aus Angst vor den
russischen Angriffen nicht aus den Kellern und leiden Hunger und
Kälte.
dpa-Bericht in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.12.1999
21.12.1999 Nach Angaben der Behörden sind etwa 250.000
Tschetschenen in die Nachbarrepublik Inguschetien
geflüchtet.
Reuters/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 22.12.1999
21.12.1999 Georgien. Zwischen 5.000 und 6.000 tschetschenische
Flüchtlinge leben in der Region Akhmeta, hauptsächlich
im Dorf Duisi, aber auch in den benachbarten Dörfern Omalo,
Birchiani und Djokhalo.
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
22.12.1999 Die russischen Behörden haben versucht,
tschetschenische Flüchtlinge gegen ihren Willen von
Inguschetien nach Tschetschenien zurüch zuführen. Am
17.12. wurde eine Lokomotive vor 100 Eisenbahnwagons gespannt, in
denen 5000 Flüchtlinge lebten und setzte sich in Richtung
Tschetschenien in Bewegung. Als die Flüchtlinge
realisierten, welches Ziel ihre Reise haben sollte, sprangen sie
aus dem Zug ab und blockierten die Schienen. Es erreichten
schließlich nur 36 Wagons mit ca. 100 Flüchtlingen
Tschetschenien. Wiederholt wurde außerdem berichtet, dass
den tschetschenischen Flüchtlinge angedroht wurde, sie
würden keine Lebensmittelrationen mehr erhalten, wenn sie
Inguschetien nicht bis zum Weihnachtstag verlassen.
New York Times in Refugees Daily, 22.12.1999
23.12.1999 Russische Quellen melden, 3.500 Menschen
hätten Grosny verlassen. Schätzungen gehen weiterhin
von 4.000 bis 40.000 Zivilisten aus, die in Katakomben und
Kellerverliesen ausharren.
Klaus-Helge Donath in die tageszeitung taz und dpa/AFP/AP-Bericht
in Süddeutsche Zeitung, 24.12.1999
Dezember 1999 In dem Flüchtlingslager Znamenskoje an der
Grenze zum russischen Stawropol-Gebiet leben nur wenige hundert
Flüchtlinge, es sei jedoch Platz für 2.000.
Elfie Siegel in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.1999
Januar
4.1.2000 In Inguschetien halten sich derzeit etwa 250.000
Flüchtlinge auf.
FAZ, 4.1.2000
6.1.2000 Die russische Armee ist ohne größeren
Widerstand bis vor Grosny marschiert: Sie habe sich den Weg mit
Flugzeugen, Raketen und Kanonen freigebombt, mehr als 200.000
Zivilisten vertrieben und Tausende getötet.
Tomas Avenarius in Süddeutsche Zeitung, 7.1.2000
8.1.2000 An der tschetschenisch-inguschetischen Grenze liegt
das Flüchtlings-Zeltdorf Slepzowskaja. Nach russischen
Angaben sind bisher etwa 70.000 Flüchtlinge in russisch
beherrschte Gebiete Tschetscheniens zurückgekehrt. Damit sei
die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien
auf etwa 190.000 gesunken. Vermutlich mit dem Ziel, russische
Kampfhandlungen auf aserbaidschanischem Gebiet zu rechtfertigen,
warnte der russische Militärgeheimdienst davor, dass sich
tschetschenische Elitekämpfer als Flüchtlinge nach
Georgien und Aserbeidschan zurückziehen.
Frankfurter Rundschau, 8.1.2000, Süddeutsche Zeitung,
10.1.2000
10.1.2000 Russische Grenzkontrolleure verlangen von den
tschetschenischen Flüchtlingen Bestechungsgelder für
den Durchlass nach Inguschetien. Angaben eines Kontrolleurs auf
der inguschetischen Seite der Grenze zufolge, würden die
Russen 500-1000 Rubel (USUS-Dollar20-USUS-Dollar40) pro Auto
verlangen.
AFP in Refugees Daily, 10.01.2000
11.1.2000 Russische Offiziere erklären, alle
männlichen Flüchtlinge über 10 Jahren
aufzuspüren und zu überprüfen. Sie kündigen
zudem mehr Hausdurchsuchungen in Schali und weiteren Städten
an. Das russische Militär hat angeordnet, alle
männlichen Bewohner Tschetscheniens zwischen 10 und 60
Jahren festzunehmen und sie auf Kontakte zu
Widerstandskämpfern zu überprüfen.
Michael R. Gordon in International Herald Tribune, 12.1.2000, und
ap-Bericht in Neue Züricher Zeitung, 14.1.2000 und
Washington Post, sowie The Guardian in Refugees Daily, 12.01.2000
und UNHCR Press Briefing Note, 14.01.2000
11.1.2000 Die russischen Behörden berichten, dass 6.443
Zivilisten, ein kleiner Teil der Bevölkerung, die Stadt
Grosny seit Beginn der Militäroffensive verlassen haben. Am
10. Januar seien noch 20.000 Zivilisten in Grosny gewesen, die
von tschetschenischen Kämpfern als menschliches Schutzschild
benutzt würden. Die tschetschenischen Behörden hingegen
behaupten, noch 40.000 Zivilisten seien in Grosny eingesperrt und
aufgrund permanenter russischer Bomben- und Artillerie-Angriffe
nicht in der Lage, die Stadt zu verlassen.
Amnesty International, News Release, EUR 46/02/00, 12.1.2000
11.1.2000 Ein UN-Sprecher teilte in Genf mit, etwa 70.000
tschetschenische Flüchtlinge seien in die russisch
kontrollierten Gebiete Tschetscheniens zurückgekehrt.
Radio Free Europe/ Radio Liberty, 11.1.2000
12.1.2000 In Inguschetien sind allein an diesem Tag 2.500
Menschen über die Grenze aus Tschetschenien gekommen.
dpa-Bericht in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.1.2000
12.1.2000 Angaben von Bundes- und regionalen Behörden:
Die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien
beläuft sich bis dato auf 150.000 bis 185.000. Zwischen
35.000 und 70.000 sind zurückgekehrt. In Dagestan befinden
sich 7.000 Flüchtlinge. Die Vereinten Nationen
schätzen, dass mindestens 75% der Flüchtlinge in
Inguschetien bei Gastfamilien untergekommen sind.
Unterschiedlichen Quellen zufolge, halten sich noch 15.000 bis
40.000 Zivilisten in Grosny auf. Sowohl in Inguschetien als auch
in Dagestan machen Frauen und Kinder den überwiegenden Teil
der Flüchtlinge aus, laut einer Haushaltsbefragung des UNHCR
sind es 78%.
Weltgesundheitsorganisation in Relief Web, 21.1.2000
(http://www.reliefweb.int)
North Caucasus Emergency Health Update No. 8, 21 January 2000,
WHO
13.1.2000 Jungen ab zehn Jahren und Männer bis zu 60
Jahren dürfen Tschetschenien nicht mehr verlassen; Russland
hat die Grenzen Tschetscheniens nahezu abgeriegelt. Zahlreiche
Männer wurden an der Grenze zu Inguschetien abgewiesen - zur
Begründung hieß es, sie seien noch nicht über 60.
Die männlichen Bewohner Tschetscheniens seien praktisch im
Kriegsgebiet gefangen, sagte ein Helfer von Human Rights Watch in
Inguschetien.
ap-Meldung in Neue Zürcher Zeitung, 14.1.2000, und
AP/dpa/AFP-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 14.1.2000
14.1.2000 Etwa 200.000 Menschen sind in Inguschetien
untergekommen.
UNICEF in Relief Web, 14.1.2000 (http://www.reliefweb.int)
14.1.2000 Nach Informationen von Memorial wurden seit August
1999 261.741 Flüchtlinge in Inguschetien registiert. Davon
sind 613 in andere russische Republiken geflüchtet, 43.118
sind nach Tschetschenien zurückgekehrt, 41.231 haben bei
Verwandten in Russland Unterschlupf gefunden, 3.953 sind nach
Georgien geflüchtet, d. h. im Januar waren 172.826
Flüchtling ein Inguschetien, verglichen mit 207.914 Mitte
Dezember.
Ende Januar Memorial auf www.memo.ru
17.1.2000 Eine Viertelmillion Tschetschenen sind
Flüchtlinge. 30.000 bis 50.000 Menschen sind in Grosny
eingeschlossen und den russischen Bombardierungen
ausgeliefert.
World Socialist Web Site, 17.1.2000
(http://www.wsws.org/articles/2000/jan2000/chec-j17.shtml.)
18.1.2000 Der Fotograf Kadir von Lohuizen berichtet von seinem
Besuch in Inguschetien, dass sich in Nazran 250.000
Flüchtlinge befinden – in einer Stadt, die selbst nur
330.000 Einwohner zählt.
http://www.msf.org, 18.1.2000
20.1.2000 Laut der Organisation Ärzte ohne Grenzen leben
fast 250.000 tschetschenische Flüchtlinge in Inguschetien,
entweder bei Familien, in öffentlichen Gebäuden oder in
Eisenbahnwaggons. Ein kleinerer Teil hält sich in diversen
Lagern nahe der Grenze auf. Ärzte ohne Grenzen stellt auch
Hilfe für die 6.000 Flüchtlinge bereit, die in Georgien
untergekommen sind.
Ärzte ohne Grenzen in Relief Web, 20.1.2000
(http://www.reliefweb.int & http://www.msf.org)
21.1.2000 Während des jüngsten russischen Angriffs
auf Grosny und Umgebung habe eine neue Massenflucht nach
Inguschetien eingesetzt, berichtet das
UN-Flüchtlingshilfswerk.
Richard Meng in Frankfurter Rundschau, 22.1.2000, und UNHCR North
Caucasus Update, 21.01.2000
21.01.2000 Verschiedene vage Schätzungen gehen inzwischen
davon aus, dass sich die Zahl der in Grosny verbliebenen
Zivilisten auf etwa 20.000 beläuft. Allein am vergangenen
Donnerstag seien 2.300 Tschetschenen in die Nachbarrepublik
Inguschetien geflohen.
UNHCR North Caucasus Update, 21.01.2000, Reuters
21.1.2000 Zusätzlich zu den wöchentlichen Konvois
nach Inguschetien hat der UNHCR drei Konvois in das benachbarte
Dagestan geschickt. Ca. 5.000 Menschen sind vor den Kämpfen
nach Dagestan geflohen. Es wird aber davon ausgegangen, dass die
tatsächliche Zahl der Flüchtlinge höher ist als
die der offiziell registrierten.
UNHCR in Relief Web, 21.1.2000 (http://www.reliefweb.int)
21.1.2000 In den letzen 24 Stunden sind etwa 2400
Flüchtlinge in Inguschetien eingetroffen, sagt der Leiter
des Ingush Miration Service in einem Interview mit
Interfax.
Interfax, 27.1.2000
24.1.2000 Über 250.000 Menschen sind aus Tschetschenien
nach Inguschetien geflüchtet. Das trifft zu, auch wenn die
genauen Zahlen aufgrund der hohen Mobilität der
Flüchtlinge in dieser Region schwer festzustellen sind. Laut
UNHCR halten sich zur Zeit etwa 150.000 bis 185.000
Flüchtlinge in Inguschetien auf. Aber auch diese Zahlen sind
ungenau, weil die Registrierung durch die inguschetischen
Behörden als ungenau gilt. Etwa 60% der Flüchtlinge
leben bei Gastfamilien, der Rest in den fünf
Flüchtlingslagern und in spontanen Niederlassungen.
ICRC in Relief Web, 27.1.2000 (http://www.reliefweb.int)
25.1.2000 Wahrscheinlich sind mehr als die Hälfte der
Flüchtlinge, die Ende 1999 aus Zentral-Tschetschenien kamen,
in die Region zurückgekehrt. Laut Informationen der 'People
in Need Foundation' befinden sich allein im Schali Distrikt
40.000 interne Flüchtlinge und weitere 20.000 in
Assinovskaya und Sernovodsk. Die Lage der Flüchtlinge in
Zentral-Tschetschenien ist sehr viel schlechter als die der
Flüchtlinge in Inguschetien, da sie keine humanitäre
Hilfe erhalten und Unterernährung zu einem wachsenden
Problem wird. In Grosny sind noch ca. 30.000 Zivilisten.
People in Need Foundation in Relief Web, 25.1.2000
(http://www.reliefweb.int)
27.1.2000 Der UNHCR schätzt, dass 7.500 Menschen in den
östlichen Teil Georgiens geflüchtet sind, davon sind
40% Kinder. Man geht davon aus, dass bis zu 75 Flüchtlinge
jeden Tag hinzukommen. Viele von ihnen wohnen bei georgischen
Familien, einige in Regierungsgebäuden.
Adventist Development and Relief Agency (ADRA) in Relief Web,
27.1.2000
(http://www.reliefweb.int)
Ende Januar 2000 In Grosny leben trotz der seit Monaten
anhaltenden Bombardierung durch die russische Luftwaffe noch 20
000 Zivilisten in den Kellern, berichten westliche
Hilfsorganisationen. Tausende erreichten in den letzten Tagen
noch die Nachbarrepubliken Dagestan, Inguschetien und Georgien.
Dort leben inzwischen rund 250 000 Landsleute. Angekommen,
bedrohen die eisigen Temperaturen von bis zu 20 Grad unter null
mit Eis und Schnee das Leben der bereits geschwächten
Flüchtlinge. Die hygienischen Bedingungen in den völlig
überbelegten Zeltstädten sind Angaben von
Hilfsorganisationen und Ärzteteams zufolge katastrophal.
Tuberkulose sei an der Tagesordnung, die Gefahr von Epidemien
kaum noch abzuwenden. Allein im inguschetischen
Flüchtlingslager Sputnik leiden 90 Prozent der registrierten
Flüchtlinge an Läusen und Krätze. Das UNHCR sagte
am 28.1.2000 mehr Unterstützung für die
Flüchtlinge zu.
AP/AFP/taz-Bericht in die tageszeitung taz, 29./30.1.2000 und
UNHCR Press Briefing Note, 28.01.2000
31.1.2000 Dem Präsidenten Inguschetiens, Ruslan Auschew,
zufolge halten sich derzeit 200.000 Flüchtlinge aus
Tschetschenien in Inguschetien auf. Die Menschen leben unter sehr
schweren Bedingungen in Sommerzelten, in denen 50 bis 60 Leute
untergebracht sind. Dem UNHCR zufolge handelt es sich um 180.000
Flüchtlinge. Die Diskrepanz in den Zahlen lässt sich
dadurch erklären, dass einige der 269.236 registrierten
Flüchtlinge bereits nach Tschetschenien zurückgekehrt
sind oder mehrfach hin und her wandern und dabei nicht von den
offiziellen Listen gestrichen werden.
Danish Refugee Council in Relief Web. Ingushetia Situation Report
No. 9. 31.1.2000
(http://www.reliefweb. int)
31.1.2000 Bisher sind 5.168 tschetschenische Flüchtlinge
in Georgien registriert. Der letzte Zustrom erfolgte im Dezember
1999, als ca. 1.100 Flüchtlinge (hauptsächlich Frauen
und Kinder) nach Georgien kamen. Die Behörden erwarten
keinen weiteren Zustrom, was zum Teil durch die harten
winterlichen Wetterbedingungen auf den Bergpässen
zurückzuführen ist.
UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA) in
Relief Web, 31.1.2000
(http://www.reliefweb.int)
31.1.2000 Über 2000 Tschetschenen haben über den
Grenzposten Kawkas-1 in den letzten 24 Stunden inguschetischen
Boden betreten, etwa 50% von ihnen sind Kinder.
31.1.2000 Radio Liberty in www.hro.org/war/131.htm
Februar
3.2.2000 Die Zahl der Flüchtlinge, die in Inguschetien
Zuflucht gefunden haben, beträgt allein in der Hauptstadt
Nazran über 250.000.
Ärzte ohne Grenzen, 3.2.2000 (http://www.msf.org)
3.2.2000 Eine große Zahl an Tschetschenen ist aus Alkhan
Kala, einem Ort bei Grosny, geflohen. In Grosny selbst sollen
sich noch bis zu 40.000 Zivilisten aufhalten. Der Guardian
berichtet, in der Türkei gäbe es viel Sympathie
für die Tschetschenen, es seien jedoch erst etwa 2000
Flüchtlinge dort angekommen
Refugees Daily, in www.unhcr.ch/refworld/ 4.2.2000
7.2.2000 102.000 tschetschenische Flüchtlinge wurden
gezwungen, wieder nach Tschetschenien zurückzukehren, 99.600
davon kamen aus Inguschetien.
7.2.2000 War and Human Rights in www.hro,org/war/139/htm
8.2.2000 Das Flüchtlingshilfswerk der UN teilt mit, dass
aufgrund der heftigen Kämpfe im Süden Grosnys zuletzt
bis zu 1.200 Menschen täglich die Kriegsregion nach
Inguschetien verlassen hätten. Am Montag (7.2.) seien 1.115
Tschetschenen geflüchtet, obwohl die Grenze lediglich zwei
Stunden offen gewesen sei, sagte UN-Sprecher Redmond in Genf.
Insgesamt sollen sich in Inguschetien etwa 180 000
Flüchtlinge aufhalten; die Gesamtzahl aller
tschetschenischen Kriegsflüchtlinge wird auf 250.000
geschätzt.
AP/AFP/dpa-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 9.2.2000, und
ap-Bericht in Frankfurter Rundschau, 9.2.2000
15.2.2000 Schätzungsweise 180.000 Vertriebene aus
Tschetschenien halten sich zur Zeit in Inguschetien auf. Der
inguschetische Migrationsservice gibt bekannt, dass im Moment
270.000 in der Republik registriert seien, 180.000 von ihnen
lebten in Privathäusern, 32.000 in Zeltlagern.
UNHCR Press Briefing Note, 15.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl) War and
Human Rights, www.hro.org/war/148.htm
29.2.2000 Laut 'Ingush Migration Service' trafen letzte Woche
etwa 1.800 Menschen aus Tschetschenien in Inguschetien ein, viele
von ihnen Frauen und Kinder aus den am stärksten
zerstörten Regionen des Landes, darunter Katar-Jurt und
Khikhichu.
UNHCR Press Briefing Note, 29.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
März
Anfang März 2000 Mindestens 350.000 Menschen, fast jeder
zweite Tschetschene, sind gegenwärtig Flüchtlinge. Die
meisten von ihnen vegetieren in Zeltstädten in der
Nachbarrepublik Inguschetien, deren knapp 300.000 Einwohner mit
dem Flüchtlingsproblem allein gelassen werden. Ein
Abgeordneter des tschetschenischen Parlaments sagte
gegenüber Radio Liberty, für Tschetschenien bestimmte
westliche Hilfsgüter hätten russische Beamte für
die Armee verwendet. Gleiches behaupten auch Regimegegner in
Dagestan. Sie appellieren an internationale Organisationen, die
Verteilungen der Hilfssendungen durch eigene Vertreter an Ort und
Stelle zu überwachen.
Die Presse: Online-Ausgabe vom 9.3.2000
(http://www.diepresse.at)
März 2000 Ca. 200.000 Menschen flohen vor den
Kämpfen in Tschetschenien, etwa 168.000 von ihnen suchten
Zuflucht im benachbarten Inguschetien.
Amnesty International Report, March 2000. Concerns in Europe.
July-December 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/2000/EUR/40100100.htm
2.3.2000 Mindestens 5.000 Vertriebene sind in zwei
Zeltstädten in Znamenskoye, nordwestlich von Grosny,
untergekommen. Diese Camps sind mit Gas und Strom versorgt.
AP in Refugees Daily, 2.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
3.3.2000 Wladimir Kalamanow, spezieller
Präsidentschafts-Abgesandter für Menschenrechte in
Tschetschenien, gibt die Zahl der in Grosny verbliebenen
Zivilisten mit etwa 6.000 an.
War and Human Rights. March 3, 2000.
(http://www.hro.org/war/166.htm)
3.3.2000 Mehr als 279.000 tschetschenische Flüchtlinge
sind in Inguschetien offiziell registriert.
War and Human Rights. March 3, 2000.
(http://www.hro.org/war/166.htm)
6.3.2000 Offiziellen Regierungsquellen zufolge sind bisher
über 125.000 Menschen innerhalb Tschetscheniens vertrieben
worden.
AFP in Refugees Daily, 6.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
6.3.2000 Der Ingush Migration Service hat bisher 297.710
Flüchtlinge aus Tschetschenien registriert, von denen
105.550 Inguschetien bereits wieder verlassen haben. Innerhalb
der letzten 24 Stunden sind 1.486 Personen eingetroffen und 1.078
wieder gegangen. 7.329 Patienten sind ins Krankenhaus gebracht
worden, weitere 85.619 haben ambulante Behandlung erhalten.
Refugees Daily, 9.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
7.3.2000 Die genaue Zahl tschetschenischer Flüchtlinge
ist schwer festzulegen. Die russische Regierung spricht von
150.000 vertriebenen Tschetschenen, von denen mehr als 100.000 in
den letzten Monaten zurückgekehrt seien. Inguschetien
hingegen spricht von 200.000 Flüchtlingen, die sich zur Zeit
noch im Land befinden.
Washington Post in Refugees Daily, 7.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
7.3.2000 In Genf sagte ein Sprecher des UNHCR, in der
vergangenen Woche seien etwa 1.400 Tschetschenen vor den
Kämpfen im Süden des Landes nach Inguschetien
geflüchtet.
Reuters-Meldung in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.3.2000
7.3.2000 Der 36. UNHCR-Hilfstransport hat Inguschetiens
Hauptstadt Nazran erreicht. Letzte Woche ist der erste
Hilfskonvoi direkt nach Tschetschenien entsandt worden.
UNHCR Press Briefing Note, 7.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
8.3.2000 Laut UNHCR sind in der vergangenen Woche 1.400
Menschen aus dem Süden Tschetscheniens nach Inguschetien
geflohen.
AP in Refugees Daily, 8.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
9.3.2000 Ca. 2.000 Zivilisten sind nach dem inguschetischen
Präsidenten, Ruslan Auschew, vor den Kämpfen in
Tschetschenien innerhalb der letzten 24 Stunden nach Inguschetien
geflohen. Weitere 1.000 sind nach Tschetschenien
zurückgekehrt, um Angehörige/ Freunde zu suchen.
AFP in Refugees Daily, 9.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
9.3.2000 Insgesamt 220.000 Tschetschenen sind seit dem ersten
russischen Luftangriff am 5. September nach Inguschetien
geflohen, sagte Ruslan Auschew.
Interfax / AFP in Refugees Daily, 9.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
7.-9.3.2000 Durchschnittlich 1.500 bis 1.700 Personen kommen
täglich von Tschetschenien nach Inguschetien. Zwischen 900
und 1.100 Personen kehrten täglich nach Tschetschenien
zurück. Ihre Ziele seien Achkhoy-Martan, Urus-Martan,
Samashki, und Alkhan-Jurt.
UNHCR Press Briefing Note, 10.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
16.3.2000 Der Ingush Migration Service hat 281.466
Flüchtlinge aus Tschetschenien in Inguschetien
registriert.
Interfax in Refugees Daily, 16.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
17.3.2000 Tschetschenische Zivilisten fliehen aus dem Dorf
Alkhazurovo, da separatistische Kämpfer eine weitere
Siedlung besetzt hätten. Die Dorfbewohner befürchten,
Opfer russischer Angriffe zu werden, sollten sie in den Verdacht
geraten, Separatisten zu beherbergen.
AFP in Refugees Daily, 17.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
17.3.2000 Der Russian Migration Service berichtet, 277.000
Personen seien aus Tschetschenien geflüchtet, seit Russland
die Republik am 5. September angegriffen hat.
Refugees Daily, 17.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
20.3.2000 500 weitere Flüchtlinge erreichen Inguschetien
auf der Flucht vor den Kämpfen in Shatoi und
Urus-Martan.
UNHCR Press Briefing Note, 21.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
20.3.2000 Russische Behörden teilen mit, die Zahl der
tschetschenischen Flüchtlinge betrage im Moment 220 000,
könne aber bald auf 300 000 steigen.
Hamburger Abendblatt, 20.3.2000
21.3.2000 Der UNHCR meldet einen starken Anstieg der
Flüchtlingszahlen aus dem Süden Tschetscheniens, wo die
Distrikte Shatoi und Urus-Martan bombardiert würden. Gestern
hätten 500 neue Flüchtlinge die Grenze nach
Inguschetien passiert.
AP in Refugees Daily, 21.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
21.3.2000 Inguschetiens Präsident Ruslan Auschew
behauptete, über 2.000 Personen hätten innerhalb der
letzten 24 Stunden die Grenze von Tschetschenien nach
Inguschetien passiert.
Reuters in Refugees Daily, 21.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
23.3.2000 Eine Gruppe tschetschenischer Flüchtlinge hat
am Mittwoch das Büro des UN-Flüchtlingshilfswerks
(UNHCR) in Prag besetzt. Etwa 25 Tschetschenen, meist Frauen und
Kinder waren aus einem Flüchtlingslager nördlich von
Prag in die Hauptstadt gekommen, um um Schutz zu bitten.
AP, 23.3.2000
28.3.2000 Die Anzahl der Personen, die aus Tschetschenien
fliehen, beläuft sich weiterhin auf ca. 1.000 pro
Woche.
UNHCR Press Briefing Note, 28.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
28.3.2000 Ein Sprecher des UNHCR in Moskau berichtete,
Inguschetien beherberge 211.000 tschetschenische
Flüchtlinge.
Itar-Tass in Refugees Daily, 29.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
28.3.2000 Die Flucht der Menschen aus Tschetschenien ins
benachbarte Inguschetien dauert an. In der vergangenen Woche
hätten etwa 1000 Tschetschenen ihre Heimant verlassen,
teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk mit.
28.3.2000 afp, dpa, ap, rtr
29.3.2000 Weitere 1000 Flüchtlinge sind in Inguschetien
angekommen.
AFP in Refugees Daily, 29.3.2000
31.3.2000 Ruslan Auschew teilte mit, Inguschetien werde von
einem Flüchtlingsstrom von 214.000 Personen
überschwemmt.
Reuters in Refugees Daily, 31.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
31.3.2000 Tschetschenische Flüchtlinge kehren
zurück: Der UNHCR sagte, alleine am vergangenen Mittwoch
seien 700 Menschen nach Tschetschenien zurückgekehrt, dies
sei die höchste Zahl seit letztem Dezember.
31.3.2000 in Refugees Daily
April
7.4.2000 Der Kreml-Sprecher für Tschetschenien sagte, es
seien bis jetzt 146.993 Flüchtlinge nach Tschetschenien
zurückgekehrt, etwa 76.000 Flüchtlinge hielten sich
nach russischen Angaben noch in Inguschetien auf, Inguschetiens
Präsident Auschew jedoch gab bekannt, es seien noch 207.000
Tschetschenen in seinem Land.
7.4.2000 ITAR TASS
Mai
3.5.2000 Der "Ingush Migration Service" sagte, 1.927
tschetschenische Flüchtlinge seien in Inguschetien
angekommen und 1.524 hätten die Republik in den letzten 24
Stunden verlassen.
3.5.2000 Xinhua
5.5.2000 Im Panski Tal, an der Grenze zwischen Tschetschenien
und Georgien, leben etwa 7.000 georgische Tschetschenen, die sich
Kists nennen. Als eine Folge der Kriege hat sich die Zahl der
Einwohner in ihren Dörfern verdoppelt.
5.5.2000 Der Standard
16.5.2000 Der Kreml-Sprecher für Tschetschenien
Jastrschembski sagte, es seien 47.000 tschetschenische
Flüchtlinge nach Tschetschenien zurückgekehrt, etwa
193.000 verblieben in den Nachbarrepubliken Inguschetien,
Dagestan und Nord Ossetien.
16.5.2000 Interfax
23.5.2000 Seit Oktober 1999 hat Inguschetien etwa 220.000
tschetschenische Flüchtlinge aufgenommen, das UNHCR
schätzt, dass ungefähr 125.000 Tschetschene als
internen Flüchtlinge noch in ihrer Heimat sind.
23.5.2000 UNHCR, auf der homepage: www.unhcr.ch/refworld
23.5.2000 Nach Schätzungen leben noch 450.000
Tschetschenen in Tschetschenien. 158.000 Personen sind interne
Flüchtlinge, nur eine kleine Minderheit von ihnen wird mit
humanitärer Hilfe versorgt. Mehr als 10.500 Tschetschenen
leben in Zeltlagern in Tschetschenien. Trotz der katastrophalen
Lage in der Stadt kehren immer mehr interne Flüchtlinge nach
Grosny zurück. In der Stadt sollen im Moment etwa 80.000
Menschen wohnen. Anfang Mai haben 236.927 Menschen in
Inguschetien gelebt, 10% mehr als im Monat zuvor. Das
Welternährungsprogramm WFP versorgt im Moment 158.180
Flüchtlinge in Inguschetien mit humanitärer Hilfe, die
verbleibenden Flüchtlinge werden größtenteils von
anderen Hilfsorganisationen betreut
23.5.2000 Welternährungsprogramm WFP in
www.reliefweb.int
Juni
1.6.2000 Etwa 7000 tschetschenische Flüchtlinge leben in
den verarmten Dörfern in der Pankisi Schlucht in Georgien in
der Nähe der Grenze zu Tschetschenien. Die Russen
behaupten,die Schlucht sei der Ort eines geheimen afghanischen
Terroristenausbildungslagers. Jeden Tag wiederholen die
russischen Medien die Anschuldigung gegen dieses Lager, deshalb
wird nun gefürchtet, dass die russische Luftwaffe sich zum
Angriff auf die Flüchtlinge vorbereitet. Besucht man die
Schlucht, wird klar, dass es absurd ist, davon auszugehen, hier
befände sich ein Ausbildungslager, die Schlucht ist zu eng
und zu klein und es führt nur eine ungeteerte Straße
durch sie. Die Mehrheit der dort lebenden tschetschenischen
Flüchtlinge sind Frauen und Kinder.
1.6.2000 the Globe and Mail
30.6.2000 Der UNHCR schätzt, dass sich noch 170.000
tschetschenische Flüchtlinge in Inguschetien aufhalten. Ein
Teil von ihnen gerät unter Druck gehen zu sollen. So
hätten zum Beispiel russische Behörden mehrere 100
Flüchtlinge aus ihren Waggons vertrieben. Die 10 leeren
Zugwagen wurden nach Grosny gebracht, wo die meisten Wohnungen
zerstört sind. Eine weitere besorgniserregende Entwicklung
geht dahin, dass die Behörden am 19. Juni die Versorgung der
Flüchtlinge mit Brot und warmen Mahlzeiten beendeten. Es
gibt auch Berichte darüber, dass den Flüchtlingen nahe
gelegt werde, aus den Privatunterkünften oder auch aus
stillgelegten Bauernhöfen und Fabriken zu verschwinden. All
dies ergibt ein Muster, einen Indikator, dass den
Flüchtlingen das Leben in Inguschetien schwer gemacht werden
soll.
30.6.2000 UNHCR, North Caucasus Update
Juli
11.7.2000 Seit Montag hätten fast 580 Menschen den
Grenzübergang nach Inguschetien passiert, meldete die
Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf die föderale
Migrationsbehörde in Moskau. In den vergangenen Wochen
hätten dagegen nur "vereinzelt" Tschetschenen ihre Heimat
verlassen. Dagegen seien bereits fast 80.000 Menschen wieder nach
Tschetschenien zurückgekehrt. Insgesamt lebten in
Inguschetien aber immer noch fast 154.000 Flüchtlinge.
Tschetschenische Menschenrechtler beklagten erneut die Notlage
der Flüchtlinge in den inguschetischen Zeltlagern. Die
humanitäre Hilfe für die Menschen lasse nach.
Dpa-Bericht in Neue Züricher Zeitung, Aachener Zeitung,
11.7.2000
August
2.8.2000 Etwa 300.000 Menschen sind in Tschetschenien bei
Freunden und Verwandten untergekommen. Weitere 200.000
Flüchtlinge in Inguschetien, Dagestan, Georgien und anderen
Kaukasus-Republiken haben keine Häuser mehr, in die sie
zurück kehren können.
The Moscow Times, 2.8.2000
6.8.2000 Hunderte Zivilisten sind aus Tschetschenien
geflüchtet, weil sie vor einem tschetschenischen Jahrestag
eine neue Angriffswelle befürchten. Besonders Einwohner
Grosnys und anderer größerer Städte haben die
Grenze zu Inguschetien überquert.
6.8.2000 BBC
7.8.2000 Etwa 2000 Bürger aus Grosny, Gudermes, Argun,
Schali und Urus-Martan sind aus Angst vor neuen Gefechten in
ihrer Heimat nach Inguschetien geflüchtet.
7.8.2000 AFP, dpa-Berichte in die tageszeitung TAZ,
Süddeutsche Zeitung
15.8.2000 Zwei Lebensmittelkonvois sind heute aus Russland in
Richtung Inguschetien losgefahren, so das
UN-Welternährungsprogramm. Die Konvois liefern Hilfsmittel
für 35.000 Personen, die in Grosny und Urus-Martan Hunger
leiden. Besonders die Menschenin Grosny und interne
Flüchtlinge aus dem Dorf Komsomolskoje, welchen total
zerstört worden war, seien in einer sehr prekären Lage,
so ein WFP-Sprecher.
WFP in www. ReliefWeb.int, 16.8.2000
September
5.9.2000 Etwa 170.000 Flüchtlingen steht ein zweiter
Winter im inguschetischen Exil bevor, so die UN-Hochkommissarin
für Flüchtlinge. Es seien wegen der unsicheren Lage in
Tschetschenien nur sehr wenige Flüchtling in ihre Heimat
zurückgekehrt. Der UNHCR plant deshalb, eine weitere
Zeltstadt für 12.000 Personen aufzubauen. Mittlerweile
scheint es, als wären die Flüchtlinge in der
Nachbarrepublik nicht mehr willkommen. 26 Personen wurden von
ihren Gastfamilien schon auf die Straße gesetzt, anderen
216 droht in nächster Zukunft das gleiche Schicksal.
5.9.2000 AP
19.9.2000 Das UNHCR plant den Bau eines weiteren
Flüchtlingslagers in Inguschetien. Es soll eine Zeltstadt
für 4.200 tschetschenische Flüchtlinge aufgebaut
werden.
19.9.2000 UNHCR homepage
Oktober
12.10.2000 Im Moment leben nach Angaben des russischen
Nationalitäten- und Migrationsministeriums 122.451
tschetschenische Flüchltinge in Inguschetien. 181.600 leben
als interne Flüchtlinge in Tschetschenien selbst. Er, wie
auch eine Repräsentantin von UNICEF, forderte die
Hilfsorganisationen auf, die Flüchtinge, die einem zweiten
Winter in Inguschetien entgegensehen, nicht zu vergessen.
The Moscow Times, 13.10.2000
22.10.2000 Vor einem Monat hielten sich in Inguschetien nach
vorsichtigen Schätzungen 150.000 tschetschenische
Flüchtlinge auf. Die inguschetischen Behörden geben an,
täglich kämen 2.000 Menschen hinzu, die vor der
Brutalität der russischen Truppen und vor dem herannahenden
Winter in Tschetschenien fliehen.
BBC News Online: www.news6.thdo.bbc.co.uk, 22.10.2000
24.10.2000 181.000 Tschetschenen leben als interne
Flüchtlinge in Tschetschenien selbst. Auch für sie wird
die Situation während des herannahenden Winters immer
schwieriger. Angehörige der inguschischen Regierung gaben
an, dass sich Inguschetien mit 17,9 Millionen US-Dollar für
Nahrungsmittel, Elektrizität, Gas und Wasser für die
tschetschenischen Flüchtlinge in den Flüchtlingslagern
nahe der tschetschenisch-inguschetischen Grenze verschuldet hat.
Während die Temperaturen zurückgehen und die
Vorräte an Nahrungsmitteln abnehmen, breiten sich in den
Lagern Krankheiten aus. Die Behörden und die
Flüchtlinge hoffen auf internationale Hilfe.
Reuters, Ap-Bericht in Yahoo News (http://dailynews.yahoo.com,
24.10.2000
24.10.2000 FIDH gibt einen umfassenden Report zum
Tschetschenienkrieg heraus. Die Orgnaisation schätzt, dass
Ende Dezember 1999 600.000 Tschetschenen auf der Flucht waren,
etwa 250.000 davon seien in Inguschetien untergekommen.
FIDH: Tchétchénie: un an de crimes impunis, S.
11
b) Humanitäre Situation der Flüchtlinge,
Vertriebenen und Zivilisten in Tschetschenien
September
24. 9.1999 Die tschetschenische Regierung hat bestimmt, dass
jeder der ca. 300.000 Flüchtlinge in Grosny und anderen
Siedlungen 400 Gramm Brot pro Tag erhalten soll.
Refugees Daily, 24. September 1999
Oktober
1.10.1999 Der erste UNHCR Hilfs-Konvoi erreichte heute
Inguschetien.
Die vier 20-Tonnen Lastwagen enthielten Decken, Zelte,
Wasser-Tanks, Küchenutensilien, Plastikbettlaken, Zucker und
Öl.
UNHCR Press Briefing Note, 01. Oktober 1999
4.10.1999 Russland hat den tschetschenischen Flüchtlingen
bisher keine sichtbare Hilfe geleistet. Aus Angst vor Kidnapping
schickt UNHCR keine internationalen Hilfskräfte in die
Krisengebiete.
Washington Post und UNHCR in Refugees Daily, 04. Oktober 1999
5.10.1999 Nur 8.000 der etwa 100.000 tschetschenischen
Flüchtlinge wurden mit Zelten etc. versorgt. Die
inguschetischen Behörden warnen davor, dass bis zu 300.000
Flüchtlinge noch kommen könnten.
AFP, 5.10.1999
6.10.1999 An der Grenze zu Dagestan befinden sich mehr als
1.000 tschetschenische Flüchtlinge, überwiegend Frauen
und Kinder ohne humanitäre Hilfe.
Itar-Tass in Refugees Daily, 06. Oktober 1999
7.10.1999 Das russische Katastrophenministerium hat 20 Tonnen
Hilfsgüter, bestehend aus Lebensmitteln, Medikamenten und
Decken nach Inguschetien geschickt.
Refugees Daily, 07. Oktober 1999
8.10.1999 In Inguschetien herrscht derzeit ein akuter Mangel
an Lebensmitteln, Baby-Nahrung, warmer Kleidung und Decken, sowie
Zelten, Wohnwagen und Heizöfen. Viele Flüchtlinge leben
trotz des kalten Winterwetters im Freien. UNHCR hat bisher zwei
HilfsKonvois mit Nahrungsmitteln, Zelten und Decken für
8000-9000 Menschen nach Inguschetien geschickt.
Interfax und UNHCR in Refugees Daily, 08. Oktober 1999
18.10.1999 Grenzkontrolleure am Kontrollpunkt in Nord Ossetien
verlangen Bestechungsgelder von flüchtenden
tschetschenischen Familien. Da fast keiner der Flüchtlinge
den Betrag von durchschnittlich knapp 35 US-Dollar bei sich hat,
sind die meisten gezwungen, nach Tschetschenien
zurückzukehren, und unter Beschuss der russischen Artillerie
nach Inguschetien zu flüchten.
Sunday Telegraph in Refugees Daily, 18.10.1999 (www.unhcr.ch)
20.10.1999 Medienberichten zufolge hat die Regierung der
russischen Föderation einen Prozess in Gang gesetzt,
Flüchtlinge in die russisch kontrollierten Gebiete
Tschetscheniens zurück zu führen. Jedoch finden viele
der Heimkehrenden ihre Häuser zerstört und
geplündert vor, ohne Möglichkeiten für eine
grundlegende Subsistenz. Es liegen auch Berichte über
Vertriebene vor, die in die zentral-russische Region Tambow
zurück geführt wurden. Einige von ihnen haben keine
Winterkleidung, kein Geld und keine Nahrung. Da keine
internationalen Hilfsorganisationen in der Gegend ansässig
sind, ist zu bezweifeln, dass die Umsiedlung der Flüchtlinge
auf einer freiwilligen und informierten Basis geschieht.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
20.10.1999 Das russische Rote Kreuz hat 3.500 Winterjacken
für Flüchtlinge nach Inguschetien geschickt.
Refugees Daily, 20.10.1999
22.10.1999 UNHCR entsendet heute den vierten Hilfskonvoi,
bestehend aus zwölf 20-Tonnen Lastwagen nach Nazran,
Inguschetien. Die Hilfslieferung enthält Lebensmittel,
Decken, Küchenutensilien, Plastiklaken, Konservendosen,
Öfen und Wassertanks.
UNHCR Press Briefing Note, 22.10.1999
22.10.1999 Obwohl UNHCR und UNICEF mehrere Konvois mit
grundlegenden Versorgungsgütern entsandt haben, gibt es vor
Ort trotzdem ernsthafte Probleme mit der Elementarversorgung an
Zelten und Decken sowie mit der Gesundheitsfürsorge. Der
UNHCR drückte seine steigende Besorgnis darüber aus,
dass Zehntausende zu Beginn des harten kaukasischen Winters ohne
ein Dach über dem Kopf bleiben könnten.
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
23.10.1999 Nachdem russische Truppen am 23. Oktober die letzte
Straße von Tschetschenien nach Inguschetien geschlossen
haben, hat sich die Situation vieler Flüchtlinge
verschlechtert. Inguschetiens Präsident Ruslan Auschew
sagte: "Diese Menschen haben nun keine Möglichkeit mehr, aus
Tschetschenien heraus zu kommen. Sie sind größtenteils
Frauen, Kinder und alte Menschen."
Amnesty International Report EUR 46/38/99. The Russian
Federation: Chechen Republic. Humanity is indivisible. Open
Letter to the United Nations from the Secretary General of
Amnesty International. November 1999.
http://www.amnesty.org/ailib/aipub/1999/EUR/44603899.htm
27.10.1999 Die Schweizer Regierung stellt UNHCR und dem Roten
Kreuz 642.000 USUS-Dollar für die tschetschenischen
Flüchtlinge zur Verfügung.
AFP in Refugees Daily, 27.10.1999
27.10.1999 Die inguschetischen Familien bezahlen die
Verpflegung für die tschetschenischen Flüchtlinge von
ihrem eigenen Geld.
Memorial in Refugees Daily, 27.10.1999
27.10.1999 Eine Menschenrechtsdelegation, die gerade aus
Inguschetien zurückkehrte, berichtet von den schrecklichen
Umständen, unter denen die Flüchtlinge leben. Mehrere
Kinder seien bereits gestorben. Die Flüchtlinge sind in
Sommerzelten untergebracht. Viele leiden an
Lungenentzündung, andere an Tuberkulose.
The Guardian, 27.10.1999
Ende Oktober 1999 Menschenrechtsorganisationen berichten, dass
Flüchtlingen aus Tschetschenien verweigert wurde, von
Inguschetien nach Nord-Ossetien zu ziehen. Manche NGOs melden,
Grenzsoldaten ließen lediglich Russen nach Inguschetien
einreisen. Die russische Presse berichtet von einigen
Vertriebenen, die per Bus in Teile Tschetscheniens zurück
transportiert wurden, die unter russischer Kontrolle
stehen.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
29.10.1999 Die Europäische Union stellt USUS-Dollar 1.5m
für humanitäre Hilfe zugunsten der tschetschenischen
Flüchtlinge zur Verfügung.
Itar-Tass in Refugees Daily, 29. Oktober 1999 (www.unhcr.ch)
November
Anfang November In Moskau berichtet ein Hauptmann der
tschetschenischen Nationalgarde von der Situation der
eingeschlossenen Zivilisten in Grosny. Die Menschen hausten Tag
und Nacht in den Kellern, ohne Feuer machen zu können, weil
der Rauch russische Bomber anlocken würde. Es herrsche
völliges Chaos in Grosny, die Krankenhäuser arbeiteten
kaum mehr, die Energieversorgung sei zusammengebrochen. Er habe
Frauen gesehen, die auf offener Straße ihr Kind zur Welt
gebracht hätten. In den Straßen lägen Leichen,
die niemand bestatte.
Tomas Avenarius in der Süddeutschen Zeitung, 6./7.11.99
Anfang November Im Grenzort Slepzowsk 5 800 Flüchtlinge
sind in 108 Eisenbahnwaggons untergebracht. Die
Lebensmittelversorgung besteht aus einem Laib Brot und etwas
Zucker für eine dreiköpfige Familie. Im Ort leben z.T.
bis zu 37 Menschen in einem Zimmer - in einem ehemaligen
Schweinestall schlafen 43 Erwachsene und noch mehr Kinder auf dem
Fußboden.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 4.11.99
Anfang November Schätzungsweise 170.000 Personen sind
bislang innerhalb Tschetscheniens vertrieben worden und haben
keinen Zugang zu humanitärer Hilfe.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
November 1999 (höchstwahrscheinlich) Laut UNHCR wird von
offizieller Seite verhindert, dass medizinisches
Versorgungsmaterial für tschetschenische Krankenhäuser
nach Tschetschenien gelangt.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
2.11.1999 Grenzkontrolleure verlangen von den
Flüchtlingen, die von Grosny nach Inguschetien wollen,
Bestechungsgelder in Höhe von 250 Rubeln (USUS-Dollar10).
Der Betrag entspricht etwa einem Monatslohn. Tschetschenische
Flüchtlinge, die versuchen nach Stavropol in
Süd-Russland, zu gelangen, sind gezwungen 1500 Rubel
(USUS-Dollar60) pro Familienmitglied zu bezahlen. Bis zu 2.000
Menschen, die zu arm sind, um diese Beträge zu bezahlen,
sitzen in Staraya Sunzha, einem Vorort von Grosny, fest.
Human Rights Watch in Refugees Daily, 2.11.1999
(www.unhcr.ch)
3.11.1999 Regierungstruppen öffnen einen Übergang an
der inguschetisch-tschetschenischen Grenze und lassen etwa 3.500
Personen passieren. 40.000 Flüchtlinge warten schon
länger als eine Woche an der Grenze in einer Schlange, die
sich über zwölf Meilen erstreckt. Diese
Flüchtlinge leben unter freiem Himmel, oftmals ohne Zugang
zu Lebensmitteln und Wasser. Regierungstruppen erlauben
niemandem, eingeschlossen medizinischem Personal, Kontakt zu den
Flüchtlingen aufzunehmen.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
4.11.1999 In Bonn weist Amnesty International auf eine
dramatische Verschlechterung der humanitären Situation der
Flüchtlinge hin. Insbesondere die seit Oktober anhaltenden
Bombenangriffe hätten zu einer zivilen Katastrophe
geführt; Hunderte seien offenbar getötet oder verwundet
worden. Die Fluchtwege seien von russischen Einheiten versperrt,
tschetschenische Gruppen missbrauchten die Flüchtlinge als
menschliche Schutzschilde.
epd-Bericht in Frankfurter Rundschau, 5.11.1999
5.11.1999 Die humanitäre Lage der Flüchtlinge in
Inguschetien ist weiterhin angespannt. Die Hilfmittel reichen
nicht aus. 'Frauen und Kinder sterben', sagte eine
Flüchtlingsfrau aus. 'Es gibt hier nichts außer Brot
zu essen, dies wird zu Mangelerscheinungen führen und wenn
der Winter kommt, werden die ersten sterben.'
USCR in www.refugees.org, 5.11.1999
8.11.1999 Schwerbewaffnete junge russische Soldaten haben am
vergangenen Wochenende schutzlose Flüchtlinge an der Grenze
ausgeraubt und zusammengeschlagen. Die Opfer sind
größtenteils Frauen und Kinder.
The Guardian in Refugees Daily, 8.11.1999
12.11.1999 UNHCRs achter Hilfskonvoi ist heute in Nazran
angekommen. Die Hilfslieferung enthielt 20 Tonnen Lebensmittel.
Ein separater Lastwagen mit Medikamenten von UNICEF kam in
Mozdok, Nord Ossetien, an.
UNHCR Press Briefing Note, 12.11.1999
14.11.1999 Im Flüchtlingslager Staniza Troizka -
Gebäude einer früheren sowjetischen Schweinezucht -
fehlt es an allem: Lebensmitteln, Kleidern, medizinische
Versorgung, Brennstoff. "Wir sollen täglich einen halben
Laib Brot pro Kopf bekommen. Das macht zusammen acht Laib
für meine Familie. Gestern gab es nur sechs, an manchen
Tagen gibt es gar nichts", sagt ein Flüchtling. Auf dem Hof
des Lagers steht knöcheltief der Schlamm, die
Flüchtlingskinder husten, und auch viele Alte sind schon
krank. Die russische Regierung versucht, die Menschen irgendwie
zu versorgen, deckt den Bedarf jedoch nicht. Aktive
Unterstützung internationaler Hilfsorganisationen lehnt
Moskau ab; zwar werden Hilfsgüter angenommen, deren
Verteilung übernehmen aber die Russen.
"Wenn das hier keine humanitäre Katastrophe ist, was ist es
denn dann?" fragt eine aus Grosny geflohene Frau, die im
Flüchtlingslager "Sputnik" haust; es besteht aus 120
Eisenbahnwaggons. "Diese Waggons sind für 36 oder 40
Personen eingerichtet, doch in den meisten leben 60,70 Menschen.
Überall ist Ungeziefer, es gibt Tuberkulose und
Infektionskrankheiten", berichtet sie. "Wenn das alles hier so
weitergeht und immer mehr Menschen in die Lager kommen, dann
drehen wir hier in einem Monat durch."
Tomas Avenarius in Süddeutsche Zeitung, 15.11.99
Mitte November 1999 An der tschetschenisch-inguschetischen
Grenze besuchte ein Inspektionstrupp der OSZE notdürftig
eingerichtete Flüchtlingslager in Schulen und Schuppen,
Erdhütten und eiskalten Eisenbahnwaggons.
Jörg R. Mettke in Der Spiegel, 15.11.99
Mitte November 1999 Das US-Flüchtlingskomitee USCR hat
Flüchtlinge interviewt, die aussagten, sie seien als
menschliche Schutzschilde vor gepanzerte Wagen im Ort
Achkoy-Martan missbraucht worden. 'Wir wurden gezwungen, uns in
einer langen Linie aufzustellen, während die Russen etwa 100
Panzer durch einen Checkpoint fuhren, unsere tschetschenischen
Kämpfer schossen nicht, weil sie uns sahen.' Eine andere
Frau fügte hinzu: ' In diesem Krieg leiden nur Unschuldige.
Ich würde gerne helfen, Frieden zu bringen, aber die Russen
hören uns nicht zu, ich glaube, sie wollen jeden
Tschetschenen töten.'
USCR in www.refugees.org
18.11.1999 Die UN-Beauftragte für Flüchtlinge,
Sadako Ogata, hat tschetschenische Flüchtlinge in
Inguschetien getroffen. Die Flüchtlinge beklagten sich
über Nahrungmittelmangel, unzureichende Versorgung mit
Medizin und Unterkunft, einige Flüchtlinge sagen, sie
schliefen draußen unter freiem Himmel, damit im Zelt Raum
für die Kinder sei. Die Flüchtlinge berichteten
über viele Krankheitsfälle.
18.11.1999, BBC
18.11.1999 Das Schicksal von Sauda Dobajewa aus Urus-Martan:
Die 63-Jährige entschloss sich zur Flucht. Sie setze ihre
beiden Enkelkinder auf die Ladefläche eines Lastwagens und
nahm ihren Sohn Roman, 34, an die Hand. Roman ist blind. Vor 13
Jahren hat er als sowjetischer Soldat in Afghanistan seine
Gesundheit geopfert. Nun muss Roman vor den Bomben jener Armee
fliehen, der er einst gedient hatte. Am Anfang schliefen die
Dobajews im Flüchtlingslager von Karabulak auf der Erde.
Jetzt stehen olivfarbene Zelte in der Schlammwüste. Sauda
kennt die Vetreibung aus ihrer Kindheit. 1944 wurde ihre Familie
von Stalin nach Kasachstan deportiert.
http://www.stern.de, 18.11.1999
Mitte November 1999 Maya, interviewt von 'Ärzte ohne
Grenzen' in Georgien: "Es gibt immer noch ein Krankenhaus in
Chatoi.... Als ich fort ging, wurden nur etwa zehn Verletzte in
dem Krankenhaus versorgt. Das, denke ich, ist darauf
zurückzuführen, dass die Verwundeten sich nicht trauen,
ihre Häuser zu verlassen... Also werden die Verwundeten in
ihren eigenen Häusern versorgt mit was auch immer für
verfügbaren Ressourcen."
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
22.11.1999 Der Amerikaner Chris Hunter, der seit Jahren in
Moskau ein Menschenrechtsbüro leitet, fuhr nach
Inguschetien, um sich ein eigenes Bild der Lage der
Flüchtling zu machen. Er sagt, dass die Situation von einem
chronischen Hilfsmangel geprägt sei. Die meisten
Flüchtlinge fliehen schon zum zweiten Mal innerhalb von
Jahren aus ihren Häusern. Die Menschen in den
Flüchtlingscamps bräuchten unbedingt Nahrungsmittel,
Wasser, Medikamente, angemessene Behausungen und warme Kleider.
Die meisten Krankheiten seien auf die Kälte
zurückzuführen. Ein Baby, Islam, 1 Jahr und 4 Monate
alt erfror, während Hunter im Flüchtlingslager war. Es
gibt viele Fälle von Tuberkulose. Die Gefahr, dass Seuchen
ausbrechen sei groß, die lokale Infrastrukur sei
zusammengebrochen.
War and human rights, www.hro.org/war/48.htm
Ende November 99 Ein Sprecher des Roten Kreuzes fordert
massive Unterstützung aus dem Ausland für die
Flüchtlingsunterbringung. Notunterkünfte, Lebensmittel,
Kleidung und medizinische Versorgung seien Mangelware. Das
Ausland müsse mehr als 21 Mio. DM aufbringen, um das
Flüchtlingselend zu lindern.
rtr/dpa-Bericht in der tageszeitung taz, 22.11.99
Ende November 99 Im Dorf Werchnije Atschaluki drängen
sich Hunderte ausgehungerter Flüchtlinge um zwei Lastwagen
des Roten Kreuzes, die Lebensmittel und Kleidung für die
Flüchtlinge nach Inguschetien gebracht haben.
Unterstützung aus Moskau erhofft sich hier niemand mehr:
"Die Russen wollen uns Tschetschenen doch nur auslöschen",
klagt eine Frau. Die Hilfe aus dem Ausland erreicht jedoch nicht
jeden; beim Verteilen der Hilfe im Dorf gehen 200 Familien leer
aus. Eine Frau zeigt, was ihr und ihrer Familie in den letzten
zwei Monaten zum Überleben reichen mußte: auf
Bezugsschein erhielten sie von den inguschetischen Behörden
250 Gramm Zucker, 200 Gramm Butter, zwei Fleischkonserven, zwei
Pakete Waschpulver und eine Decke. Wenigstens werde jeden Tag
Brot ausgegeben.
Nikolai Topouria (afp) in der Frankfurter Rundschau, 22.11.99
Ende November 99 Dr. Edouard Kossenko von der
Weltgesundheitsorganisation WHO äußert Bedenken in
bezug auf die gesundheitliche Verfassung der Flüchtlinge in
den Camps. Der Mangel an Trinkwasser zusammen mit der schlechten
sanitären Versorgung und dem hereinbrechenden Winter
fördere Krankheiten und berge die Gefahr ausbrechender
Epidemien wie Cholera. Laut WHO werden etwa US-Dollar743 000
benötigt, um Impfungen und eine grundlegende medizinische
Versorgung der Flüchtlinge zu gewährleisten.
Elizabeth Olson in der International Herald Tribune, 24.11.99
Ende November In Grosny harren die Menschen seit zwei Monaten
aus ohne Gas und Strom. Ihr Trinkwasser holen sie aus
Pfützen, da die Wasserversorgung der Stadt seit Wochen
lahmgelegt ist. Es besteht ein hohes Risiko, auf der Straße
von Granaten getroffen zu werden. Selbst in den Kellern
können die Menschen kaum noch Schutz finden, weil die
russische Luftwaffe nur noch Bomben abwirft, die Beton
durchschlagen und die Häuser bis auf den Grund
zerstören. Es gibt keine Lebensmittel mehr zu kaufen in
Grosny, alle Kliniken sind zerstört oder geschlossen. Die
wenigen verbliebenen Ärzte operierten bei Kerzenlicht,
berichtet eine russische Journalistin. Auch Friedhöfe werden
beschossen, weshalb die Toten schnell und unter Verzicht auf die
üblichen Zeremonien beerdigt werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.99
Dezember
Anfang Dezember 1999 In Grosny sind etwa 50 000 Menschen
eingeschlossen. In der zerstörten Stadt gibt es nach Angaben
des Bürgermeisters Grosnys, Letscha Dudajew, keine
Verkehrsmittel mehr für die Flucht, so dass alte, kranke und
geschwächte Menschen 15 bis 20 Kilometer laufen
müssten, um aus dem Kampfgebiet zu entkommen.
Reuters/dpa-Meldung in der Süddeutschen Zeitung, 6.12.99
Anfang Dezember 1999 Die Lage der Menschen in Grosny
verschlechtert sich zusehends. Viele Einwohner verstecken sich
seit Wochen in Kellern und Bunkern und wissen nichts von dem der
Bevölkerung gestellten Ultimatum, die Stadt bis zum 11.12.99
zu verlassen.
Florian Hassel in der Frankfurter Rundschau, 8.12.99
2.12.1999 Mehr als 7.000 Vertriebene sind in 124
Eisenbahnwaggons im Flüchtlingslager Sleptsovsk-Nord
zusammengepfercht. Jeder Wagen hat Platz für 54 Personen,
aber in manchen leben bis zu 70 Menschen. Bis vor kurzem hatten
viele Wagen überhaupt gar keine Heizung. Andere wiederum
haben ein schwaches Heizsystem auf der Basis von Wasser, das aber
weniger als die Hälfte der normalen Kapazität hat.
Undichte Stellen und eine nur sporadische Versorgung mit Wasser
drohen immer wieder, das System zum Erliegen zu bringen. Letzte
Woche wurden Holzöfen zu den Waggons gebracht, die gar keine
Heizung haben, aber der Bundes-Migrations-Dienst, die russische
Behörde für Vertriebene, hat es versäumt,
regelmäßig Holz oder Kohle zu liefern. Aufgrund der
angespannten Lage in Tschetschenien kommen täglich 30 bis 40
neue Personen in das Lager, aber die Überfüllung zwingt
viele dazu, draußen in der Kälte zu schlafen. Eine
Frau namens Haida, die jetzt in Waggon Nr. 54 lebt, erinnert
sich, wie sie und ihre Kinder Mitte November elf Nächte
unter freiem Himmel verbringen mussten. Viele Kinder und
ältere Menschen leiden unter Erkältungen und Ruhr. Zura
sagt aus, dass im Waggon Nr. 67 alle Kinder krank sind und unter
permanentem Husten leiden. Den Bewohnern des Lagers fehlt es an
warmer Kleidung, Bettzeug, Seife, Kochutensilien, Medizin,
Babynahrung, Decken, Schuhen (besonders für Kinder) und an
psychologischer Betreuung.
Human Rights Watch, 2.12.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1202.htm)
3.12.1999 UNHCRs zwölfter Hilfskonvoi erreichte heute
Nazran. Die Lieferung bestand aus 210 Tonnen Lebensmitteln und
200 Holzöfen. Seit dem Beginn der UNHCR-Hilfslieferungen am
1. Oktober sind mehr als 1200 Tonnen Lebensmittel nach
Inguschetien gebracht worden, ebenso wie Zelte, Öfen, Kohle,
Feuerholz und andere wintertaugliche Materialen.
UNHCR Press Briefing Note, 3.12.1999
6.12.1999 Die russische Luftwaffe wirft Flugblätter
über Grosny ab, die der Bevölkerung mitteilen, dass sie
die Stadt vor dem 11. Dezember zu verlassen haben. Nur so
könnten sie ihren Tod vermeiden und die Stadt retten.
Russische Truppen würden all diejenigen, die nach der
Deadline in der Stadt verbleiben, als Terroristen und Banditen
betrachten und sie töten. Schätzungen zufolge halten
sich noch 15.000 bis 50.000 Zivilisten in Grosny auf. Der Abwurf
von Flugblättern, die den Menschen ein Ultimatum setzen,
ändert nichts an Russlands Verpflichtungen gegenüber
internationalem humanitärem Recht, sagte Amnesty
International. Zivilisten, die nach dem Ultimatum in der Stadt
verbleiben - seien sie zu alt, krank, verwundet, arm oder
verängstigt oder sei es, dass sie die Warnung nicht erhalten
haben - bleiben immer noch Nicht-Kämpfer und sind als solche
vor Angriffen zu schützen.
Amnesty International, News Release, EUR 46/41/99, 7.12.1999
9.12.1999 Nach einer einwöchigen Tour durch Inguschetien
berichtet Marie Struthers von Human Rights Watch, dass mehrere
Flüchtlingslager nicht angemessen beheizt werden. Eine
steigende Zahl von Flüchtlingen erkranke an Ruhr und
Tuberkulose. Hinzu komme, dass die meisten Kinder
Erkältungen hätten und psychisch geschädigt seien.
Einige seien gestorben. Den Menschen fehle es am Nötigsten
und sie leben in den Lagern in knöcheltiefem Schlamm.
Reuters in Refugees Daily, 9.12.1999
11.12.1999 Nach Angaben der Agentur Interfax sagte ein
Vertreter der Verwaltung des tschetschenischen Präsidenten
Maschadow, dass die Flüchtlinge in den Bergdörfern
hungerten. Vier Monate lang seien keine Lebensmittel mehr in die
Dörfer gebracht worden, zudem habe sich die Einwohnerzahl
aufgrund der Flüchtlingsströme aus Tschetschenien um
das Dreifache erhöht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.99
11.12.1999 Die Lebensbedingungen derer, die in Tschetschenien
geblieben sind, sind katastrophal. In den bombardierten Gebieten
ist die Nahrungs- und Trinkwasserversorgung praktisch
zusammengebrochen. Bezüglich der medizinischen Versorgung
ist die Situation noch schlimmer. Seit Wochen gibt es weder Gas
noch Strom.
World Socialist Web Site, 11.12.1999
(http://www.wsws.org/articles/1999/dec1999/chec-d11.shtml)
14.12.1999 UNHCRs fünfzehnter Hilfskonvoi erreichte heute
Inguschetien mit 285 Tonnen Lebensmitteln. Ein Lastwagen des
Danish Refugee Council, der 1600 Paar Winterschuhe geladen hatte,
begleitete den Konvoi.
UNHCR Press Briefing Note, 14.12.99
14.12.1999 Tschetschenen, die vor den Russen fliehen, schlagen
sich über die verschneiten Berge des Kaukasus durch bis
Georgien. Nur Frauen, Kinder und Alte dürfen in Georgien
bleiben. In Duisi, einem Dorf, leben Anfang Oktober 7.000
Menschen. Seit Kriegsbeginn sind weitere 3.500 dazu gekommen. Die
Mehrheit der Flüchtlinge campiert in Schulen oder
Ställen und hat nicht jeden Tag etwas zu essen. Im
ehemaligen Kindergarten drängen sich 19
Flüchtlingsfamilien, die Bewohner geben so viel sie
können von ihrer kargen Nahrung ab. Anderen geht es aber
noch schlechter, mindestens weitere 400 Flüchtlinge warten
an der tschetschenischen Grenze. Mehrere 1.000 hat der Hunger und
die Kälte wieder nach Tschetschenien zurückgetrieben,
nach Georgien dürfen nur Frauen, Kinder und Alte,
Männer zwischen 16 und 65 müssen die georgischen
Grenzer zurückschicken.
Die Presse, 14.12.1999
17.12.1999 Die schweren Angriffe auf Grosny machen es für
die verbliebenen Einwohner unmöglich, die Stadt zu
verlassen. Die Menschen harren in Kellern aus und können nur
während der kurzen Feuerpausen auf die Straße, um
etwas zu essen zu suchen. Viele der Zivilisten in Grosny sind
gebürtige Russen. Zahlreiche Menschen sind zu alt oder zu
schwach, um zu fliehen.
Reuters/AFP-Bericht in Süddeutsche Zeitung,
18./19.12.1999
17.12.1999 Viele Flüchtlinge in Inguschetien werden von
den Behörden gezwungen, in ihre tschetschenischen
Dörfer zurückzukehren. Es kursiert eine von General
Kazanzew unterzeichnete Liste angeblich 'sicherer' Orte, in die
die Flüchtlinge zurückkehren sollen. Diese
fürchten sich aber vor den anhaltenden Bombardierungen und
vor der Willkür der russischen Soldaten. Human Rights Watch
verurteilte diese Vorgehen der russischen Behörden.
17.12.1999 Human Rights Watch homepage (www.hro.org)
17./18.12.1999 Menschenrechtsorganisationen und
Nachrichtenagenturen berichten, dass die Behörden
Flüchtlinge dazu drängen, von Inguschetien nach
Tschetschenien zurückzukehren. Regierungsbeamte hätten
Personen aus tschetschenischen Städten und Distrikten
aussortiert, die von der Regierung als "sicher" ausgewiesen
wurden. Einigen Berichten zufolge hätten Verwalter von
Flüchtlingscamps angekündigt, die betreffenden Personen
würden keine Essensrationen mehr erhalten. Beobachter von
Menschenrechtsorganisationen sowie Flüchtlinge haben
beobachtet, dass Regierungsbeamte ohne Vorwarnung bis zu 40
Eisenbahnwaggons, die Flüchtlinge aus dem Sputnik Camp in
Inguschetien beherbergten, am 17. und 18. Dezember in die
tschetschenische Stadt Sernovodsk bewegten.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
18.12.1999 Im Flüchtlingslager Znamenskoje, in Nordwest
Tschetschenien brachen gestern chaotische Zustände aus, als
neue Flüchtlinge aus Grosny eintrafen. Louisa Sultanowa kam
mit ihrem sechs-jährigen Sohn, der in einer
Nachtbombardierung eine Beinverletzung erlitt. Auch ihre drei
anderen Kinder hat sie mitgebracht. Die ersten drei Nächte
schlief die Mutter mit ihren Kindern auf Bänken in der
Kantine, dann wurde ihnen ein Schlafplatz in einer Garage
zugewiesen. Die Leitung nahm ihnen aber die Matratzen wieder weg,
weil sie in einem Krankenhaus gebraucht würden. Frau
Sultanowa, die zwei Monate in einem Keller in Grosny ausharrte,
fragte sich, ob es klug war zu fliehen. Alle meine Kinder sind
mittlerweile krank, sagt sie.
The Guardian, 18.12.2000
19.12.1999 In der Stadt befinden sich noch immer Zehntausende
Zivilisten, vor allem alte Menschen, denen die Lebensmittel
ausgehen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.1999
20.12.1999 Die russischen Militäroperationen
gefährden die physische Sicherheit von Zivilisten. Viele von
denen, die geflüchtet sind, waren militärischen
Übergriffen oder Schikane ausgesetzt.
United Nations, 20.12.1999
21.12.1999 Der 17. Hilfskonvoi des
UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR ist mit etwa 300 Tonnen
Nahrungsmitteln, 18.000 Wintermänteln, 4.500 Decken und
1.700 Matratzen in der inguschetischen Hauptstadt Nazran
eingetroffen.
Reuters/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 22.12.1999
21.12.1999 Die intensiven Bombardierungen machen jegliche
humanitäre Hilfe auf tschetschenischem Territorium
unmöglich. Ca. 500.000 Menschen leben noch in
Tschetschenien.
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
Dezember 1999 Znamenskoje Das Flüchtlingslager
Znamenskoje im russisch kontrollierten Teil Tschetscheniens hat
in beheizten Zelten Platz für 2.000 Flüchtlinge aus
Grosny. Bei einem Besuch von Journalisten, die von dem russischen
General Nikolaj Koschman geleitet werden, klagen die wenigen
hundert Flüchtlinge im Lager, es gebe nur 240 Betten und es
fehle an Medikamenten. Viele seien krank, hätten Bronchitis
oder Tuberkulose. Es gebe keine Seife, keine Trockenmilch, pro
Tag verteile man einen Laib Brot, der für vier Leute reichen
müsse, und in der Kantine schliefen Flüchtlinge. Im
Lager herrscht Ausnahmezustand. Im gleichnamigen Dorf ist ab neun
Uhr abends Ausgangssperre.
Elfie Siegl in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.1999
29.12.1999 UNHCR hat gestern seinen neunzehnten Hilfskonvoi
nach Inguschetien geschickt. Zu der Lieferung gehören 240
Tonnen Lebensmittel sowie Bettzeug, Kleidung, Hygieneartikel und
Kindersachen, die den tschetschenischen Flüchtlingen
zukommen. Offiziellen Zahlen zufolge sind insgesamt 254.000
Menschen nach Inguschetien geflohen. Weitere 28.000
Flüchtlinge halten sich in Dagestan auf, während die
Zahl der in Grosny verbliebenen Menschen vage auf 10.000-50.000
geschätzt wird.
UNHCR North Caucasus Update, 29.12.1999
29.12.1999 Zwei Zeltstädte in Znamenskoje haben nicht
genug Platz für all die Flüchtlinge in der Region
Nadterechny. In Sernovodsk befinden sich bereits 5.000
Flüchtlinge. Das Gebäude, in dem sie untergebracht
werden, ist nur für 3.000 Personen vorgesehen. Es gibt keine
Heizung, keine Betten, keine Toiletten.
http://www.memo.ru, 29.12.1999
30.12.1999 Die Lage der Zivilbevölkerung in den so
genannten befreiten Gebieten Tschetscheniens, die von russischen
Streitkräften eingenommen wurden, hat sich nach Berichten
westlicher Korrespondenten weiter verschlechtert. In den meisten
Dörfern gibt es nach wie vor kein Gas und keinen Strom, die
Schulen sind geschlossen oder werden von russischen Soldaten als
Unterkunft benutzt. Die Felder sind vermint oder verwüstet,
die Versorgungslage wird immer schwieriger. Die russische
Regierung spricht dagegen von einer Entschärfung der
Situation der Flüchtlinge.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.1999
Januar
Anfang Januar 2000 Spätestens seit Jahresanfang gab es in
Grosny kein Wasser mehr, die Bomben und Granaten hatten die
Wasserleitungen und die Kanalisation zerstört. Wer dem
Ultimatum der Armee kurz vor Jahresende 1999, die Stadt zu
verlassen, nicht gefolgt war, sollte wie die "tschetschenischen
Terroristen und Banditen" behandelt werden und mit ihnen
sterben.
Süddeutsche Zeitung, 14.2.2000
12.1.2000 Das erhöhte Gewaltpotential und die extreme
Unsicherheit in der Region halten das medizinische Personal von
Ärzte ohne Grenzen davon ab, auf tschetschenischem Gebiet zu
arbeiten.
Ärzte ohne Grenzen, 12.1.2000 (http://www.msf.org)
14.1.2000 Die Grenzbehörden erhalten die Anweisung, die
Schließung der Grenzen für tschetschenische
männliche Flüchtlinge zwischen 10 und 60 Jahren wieder
aufzuheben.
Reuters/AFP/dpa-Bericht in Süddeutsche Zeitung,
15./16.1.2000
14.1.2000 In Flüchtlingsunterkünften herrscht den
Ausbruch von Epidemien wie Cholera und Diarrhöe betreffend
ein hohes Risiko, da die Lager überfüllt sind und
sauberes Trinkwasser Mangelware ist. Vermehrt werden auch
Fälle akuter Atemwegserkrankungen, Hautkrankheiten und
Durchfallerkrankungen gemeldet, die von einer Kombination aus
primitiven Lebensverhältnissen, Nahrungsproblemen und einer
hohen Konzentration besonders anfälliger Gruppen (Frauen und
Kinder) in den Lagern herrühren. Auch Tuberkulose breitet
sich aufgrund oben genannter Gründe rapide aus. Es fehlt an
den entsprechenden Medikamenten und an der Erfahrung, wie die
Ausbreitung von Tuberkulose in Notsituation kontrolliert werden
kann. Es fehlt generell an Trinkwasser, die sanitären
Anlagen sind unzureichend und die hygienischen Vorkehrungen
mangelhaft. 60% der schwangeren Frauen zeigen Anzeichen von
Anämie.
UNICEF in Relief Web, 14.1.2000 (http://www.reliefweb.int)
Mitte Januar 2000 Im "befreiten" Dorf Tschiri-Jurt stehen die
Bewohner trotzdem unter strenger Kontrolle der russischen Armee.
Der Zugang zum Ort ist beschränkt, das Verlassen fast
ausnahmslos untersagt. Von den versprochenen Mehl- und
Zuckersäcken, der Stromversorgung, der Auszahlung von
Löhnen sehen weder die 7.000 Dorfbewohner noch die 7.500
Flüchtlinge etwas. "Wir sind nichts als Geiseln", sagt der
Bürgermeister Issa Madajew. Tschiri-Jurt sei ein
großes Konzentrationslager, ebenso die anderen von den
Russen "befreiten" Dörfer. Flüchtlinge dürfen nur
zwischen 12 und 16 Uhr kommen, die Einwohner ihr Dorf nicht mal
zum Holzsammeln verlassen, sagt Madajew. Er musste lange
verhandeln, bis er gehen durfte, um Hilfe zu organisieren.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 18.1.2000
Mitte Januar 2000 Im inguschetischen Flüchtlingslager
Sputnik fehlt es teilweise am Notwendigsten; fast alle Kinder im
Lager husten und sind krank, weil Mangel an Heizmaterial besteht:
in Sputnik klagen alle über die eisige Kälte, und die
Direktorin der Lagerschule fürchtet, dass neun von zehn
Schülern eines Tages an Tuberkulose erkranken werden. Die
Kinder sind bleich und mager; "sie haben das Lachen verlernt,
mache ich einen Witz, reagiert keiner", beklagt die Lehrerin.
Tagsüber, wenn sich der Boden erwärmt, waten die
Flüchtlinge zwischen den Zeltreihen in knöcheltiefem,
zähflüssigen Schlamm. In Sputnik leben 7.159
Flüchtlinge in 628 Zelten in der Notunterkunft wenige
Kilometer von der Grenze entfernt. Die Lagerleiterin Musa
Aslambekow wies in der vorigen Woche wegen Überfüllung
des Lagers hundert Hilfesuchende zurück. Im fünften
Kriegsmonat hausen in Sputnik mehr Vertriebene denn je; beinahe
die Hälfte sind Kinder.
Aus Nazran Klaus-Helge Donath in die tageszeitung, 19.1.2000
18.1.2000 Die 600 Zelte im Lager Sputnik versinken in
knöcheltiefem Schlamm, die Flüchtlinge fürchten
sich, weil sie aufgefordert werden, in ihre Heimat
zurückzukehren. 'Mein Sohn Schewanje ist 13 Jahre alt. Wenn
wir zurückkehren, muss ich nun Angst haben, dass die Russen
ihn sofort festnehmen und verschwinden lassen", sagt Asa
Zingajewa, die vor den russischen Bomben aus Grosny geflohen
ist.
18.1.2000 Frankfurter Rundschau
18.1.2000 Flüchtlinge aus Grosny berichteten gestern, die
Stadt sei voll mit verwundeten und hungrigen Menschen, die in
Kellern Schutz vor dem andauernden Bombardement suchen.
Reuters in Refugees Daily, 18.01.2000
21.1.2000 In den letzten Wochen haben es nur sehr wenig
Menschen geschafft, aus Grosny herauszukommen, während die
Stadt und ihre Umgebung unter Artillerie-Beschuss liegen. Es wird
angenommen, dass die meisten Zivilisten sich wochenlang in
Kellern versteckt hielten, ohne Strom und ohne ausreichend
Nahrung und Wasser.
UNHCR in Relief Web, 21.1.2000 (http://www.reliefweb.int)
21.1.2000 Der UNHCR entsendet weiterhin Hilfskonvois in
Inguschetiens Hauptstadt Nazran, und zwar etwa einen pro Woche
mit Nahrung, Schuhen und Winterkleidung.
UNHCR in Relief Web, 21.1.2000 (http://www.reliefweb.int)
22.1.2000 Der strenge Winter und die schlechte Versorgungslage
lassen die Situation für die Zivilisten in Grosny immer
hoffnungsloser werden. In den letzten Tagen sollen bereits 37
Menschen an Hunger und Kälte gestorben sein.
22.1.2000 Spiegel online
25.1.2000 'People in Need Foundation' besuchte 30 von
insgesamt 170 bis 200 spontanen Niederlassungen, die in
Inguschetien vermutet werden. Die Situation der Flüchtlinge
erwies sich als sehr viel schlechter als die derjenigen in Camps
oder überdachten Gebäuden, da sie weniger
Hilfsgüter erhalten als die großen Lager und einige
weder Gas noch Elektrizität haben, da die Kinder nicht zur
Schule gehen können und die Kranken nur einen sehr geringen
Zugang zu Ärztestationen oder mobilen Kliniken haben. Die
meisten dieser Flüchtlinge fühlen sich abgeschnitten
und vergessen. Große Lager haben Militärzelte mit
Holzfußboden für 10 bis 20 Personen sowie Betten und
Matratzen. Es gibt Öfen zum Heizen und Kochen sowie Holz und
Kohle. Viele Lager haben Strom und die meisten Gas, wenn auch mit
gefährlich improvisierten Systemen. Die Lager sehen in der
Regel sauber und relativ warm aus. Das Hauptproblem in den Lagern
ist das Wasser, das für solche Menschenansammlungen nicht
ausreicht, und der Matsch, der überall ist und manchmal eine
Tiefe von 20 bis 25 cm erreicht. Was die 30 besuchten spontanen
Niederlassungen in Inguschetien betrifft, so waren mindestens die
Hälfte ohne Betten und Matratzen, es gab nur Holzplanken mit
Decken, die als Matratzen fungierten. Wasser gibt es in den
meisten spontanen Niederlassungen, aber nicht in allen. Die
meisten Flüchtlinge in Inguschetien müssen sich in den
örtlichen Kliniken behandeln lassen, deren Kapazität
nicht einmal für die Einwohner Inguschetiens reicht. In
vielen Gebieten sind die Flüchtlinge überhaupt nicht
medizinisch versorgt. Auch in diesem Bereich ist die Situation in
den spontanen Niederlassungen am schlimmsten, denn die Menschen
sind isolierter, sie haben nicht die notwendigen Beziehungen zu
vor Ort ansässigen Familien, um Zugang zu Ärzten zu
bekommen.
People in Need Foundation in Relief Web, 25.1.2000
(http://www.reliefweb.int)
27.1.2000 Die noch in Grosny verbleibenden Menschen sind in
einer gefährlichen Lage und haben nur äußerst
begrenzten Zugang zu Nahrung, Wasser, medizinischer Versorgung,
Elektrizität und Gas. Das Internationale Rote Kreuz sorgt
sich besonders um die 8.000 hauptsächlich älteren und
anfälligen Personen, denen ihr Hilfsprogramm bis Ende
Oktober zugute kam.
ICRC in Relief Web, 27.1.2000 (http://www.reliefweb.int)
28.1.2000 Die humanitäre Situation im
Flüchtlingslager Sputnik ist angespannt, eine Fieberwelle
grassiert, fast in jeder Familie gibt es einen oder zwei, die mit
Fieber darnieder liegen. Es gibt weder ausreichend Medikamente
noch ausreichend Ärzte.
Radio Liberty, 28.1.2000
31.1.2000 Mit Beginn des harten russischen Winters, der die
Temperaturen weit unter Null sinken lässt, werden die
Bedingungen für die Kriegsflüchtlinge extrem schwer.
Wer Glück hatte, konnte Unterschlupf bei inguschetischen
Freunden, Verwandten oder sogar bei völlig Unbekannten
finden, aber auch dort herrscht Raumknappheit. Je mehr
Flüchtlinge ankommen, desto tiefer sinkt der
Hygienestandard, und mit der chronischen Knappheit an
Medikamenten und medizinischen Versorgungsgegenständen
besteht auch ein steigendes Risiko, dass Epidemien ausbrechen.
Ärzte im Flüchtlingslager Sputnik teilen mit, dass bis
zu 90% der 7.000 registrierten Flüchtlinge von Läusen
oder Krätze befallen sind. Mit Beginn der Kälte werden
auch Tuberkulose, Grippe und Erkrankungen der Atemwege zu einem
wachsenden Problem.
Danish Refugee Council in Relief Web. Ingushetia Situation Report
No. 9. 31.1.2000
(http://www.reliefweb. int)
Ende Januar 2000 Der UNHCR meldet zahlreiche
Tuberkulosefälle unter den tschetschenischen
Flüchtlingen in Inguschetien. Das Hilfswerk versuche,
geeignete separate Unterkünfte für die Lungenkranken zu
finden, um weitere Ansteckungen zu vermeiden, sagte ein Sprecher
der Organisation in Genf.
epd/AFP-Meldung in Süddeutsche Zeitung, 26.1.2000 und UNHCR
Press Briefing Note, 25.01.2000
Februar
3.2.2000 In einem Flüchtlingslager nahe der Region
Karabulak in Inguschetien wurden Fälle von Tuberkulose
registriert. Mindestens neunMenschen sind infiziert. Auch Grippe
ist ein Problem.
War and Human Rights, http://www.hro.org, 3.2.2000
7.2.2000 Die tschetschenischen Flüchtlinge, die in Nazran
registriert sind, beklagen sich darüber, dass sie seit dem
1. Februar keine Nahrungsmittelhilfe mehr bekommen haben. Die
Situation in den anderen Orten ist auch nicht besser. In
Karabulak halten sich 1.735 Flüchtlinge in 70 Zugwaggons
auf. 507 von ihnen sind Frauen, 653 Kinder und 300 alte Menschen.
98% von ihnen haben Grippe, andere haben Tuberkulose. Es herrscht
ein Mangel an Medikamenten, Nahrungsmitteln, besonders an
Babynahrung. Es gibt keine Möglichkeit, sich zu waschen,
weil keine sanitären Anlagen gebaut wurden. Die
humanitäre Hilfe, die bis jetzt in Inguschetien angekommen
ist, war auf 25.000 Flüchtlinge ausgerichtet.
7.2.2000 War and Human Rights, in www.hro.org/war/139.htm
8.2.2000 EU-Kommissar Paul Nilsson ist auf eine Reise nach
Inguschetien unterwegs, wo er die tschetschenischen
Flüchtlinge besuchen will. Er meint, die russischen
Behörden würden die humanitäre Hilfe für die
Flüchtlinge behindern.
Deutsche Welle, 8.22.2000
13./14.2.2000 210.000 Tschetschenen haben bislang das Land
verlassen. 22.000 von ihnen befinden sich in Lagern in
Inguschetien (Karabulak, Sputnik und Serwenji). Die
humanitäre Situation der Flüchtlinge ist katastrophal.
Die französische Organisation 'Féderation
internationale des droits de l'homme' und die russische
Menschenrechtsorganisation 'Memorial' haben am 11.2.2000 eine
gemeinsame Erklärung über die Lage vor Ort
veröffentlicht. "Eine große Zahl der Flüchtlinge
ist wegen der Kälte krank geworden. Die Verteilung der
Nahrungsmittel ist völlig unzureichend. Es gibt keine
Hygiene-Produkte und keine Nahrung für Säuglinge." Die
Organisationen kritisierten, dass Russland diesen Menschen den
Status als offizielle Flüchtlinge verwehre. "Die
Flüchtlinge sind überzeugt, dass die russische
Regierung die Verhältnisse hier im Lager absichtlich
schlecht hält, um die Leute zur Rückkehr in die
"Sicherheitszonen" zu zwingen, wo die Kämpfe bereits wieder
begonnen haben oder jederzeit wieder beginnen können." Bei
einem Treffen mit dem Oberstaatsanwalt der Streitkräfte,
Louri Diomin, äußerte dieser, mindestens ein Drittel
der Flüchtlinge seien "Terroristen". Man könne dies u.
a. am Geschlecht, an der robusten Konstitution, an indirekten
Tragespuren einer schweren Waffe oder an einem frisch rasierten
Gesicht erkennen. Memorial und FIDH forderten die internationale
Gemeinschaft auf, dafür zu sorgen, dass die russischen
Angriffe auf die Zivilbevölkerung aufhören und dass
Nichtregierungsorganisationen nach Tschetschenien kommen
können, um verletzten Personen erste Hilfe zu leisten.
Le Monde, 13./14.2.2000
15.2.2000 Der 31. UNHCR-Hilfskonvoi erreicht Nazran, die
Hauptstadt Inguschetiens, mit 17 Lastwagen voller Matratzen,
Winterkleidung, Schuhe und Brennstoff.
UNHCR Press Briefing Note, 15.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
17.2.2000 Im Lager Logo Vaz in Inguschetien gehen 300 Kinder
wieder in die Schule. Das Schulzelt ist eines der insgesamt 130
Zelte, die als humanitäre Hilfe von UNICEF in den
Nord-Kaukasus geliefert wurden. Das letzte Flugzeug landete am
15.2.2000 in Wladikawkaz und brachte, um Epidemien zu verhindern,
medizinische Ausrüstung für die Impfung von
Flüchtlingen in Inguschetien und Dagestan. Aufgrund der
schlechten sanitären Verhältnisse in den Lagern wurden
auch Chemikalien und mobile Ausrüstung für die
Reinigung, insbesondere des Wassers, geliefert.
War and Human Rights. February 18, 2000.
(http://www.hro.org/war/151.htm
18.2.2000 Oleg Kusow, Reporter von Radio Liberty, berichtet,
Grosny werde noch immer von Kräften des Innenministeriums
und OMON-Einheiten blockiert. Es sei schwer, sich auf anderen
Straßen in Tschetschenien zu bewegen. Zehntausende von
Flüchtlingen kämen nicht in ihre Dörfer.
War and Human Rights. February 19, 2000.
(http://www.hro.org/war/152.htm)
19.2.2000 Das Internationale Rote Kreuz lieferte bisher
chirurgische und Erste Hilfe-Ausrüstungen für 840
Verletzte in die Militärkrankenhäuser von Nalchik,
Mozdok und Kislovodsk.
War and Human Rights. February 19, 2000.
(http://www.hro.org/war/152.htm)
19.02.2000 In vier Monaten hat das Rote Kreuz Komitee 213.252
in Inguschetien registrierten tschetschenischen Flüchtlinge
geholfen. In 137 Dörfern in Inguschetien haben 51.879
Flüchtlinge Nahrungsmittelpakete erhalten. Fünf
Krankenhäuser in Inguschetien haben Hilfe für 715
Verletzte erhalten. Täglich werden 100 bis 150 m³
Wasser zu neun Orten gebracht, nicht nur zu
Flüchtlingslagern, sondern auch zu anderen dicht mit
Flüchtlingen besiedelten Orten. In Dagestan haben 69.392
Menschen medizinische Hilfe erhalten, 1.205 Flüchtlinge in
Tschetschenien, 3.500 Personen in Nord-Ossetien und 3.430 in
Kabardino-Balkaria.
War and Human Rights. February 19, 2000.
(http://www.hro.org/war/152.htm)
20.2.2000 Seit dem Beginn der Militäroperationen in
Tschetschenien hält sich Schwester Irina im Keller eines
zerstörten Hauses in Grosny, nahe des Krankenhauses N9 auf.
43 Erwachsene und 8 Kinder leben gemeinsam in diesem Keller.
Irina versucht, ihnen soviel wie möglich zu helfen.
War and Human Rights. February 20, 2000.
(http://www.hro.org/war/153.htm)
20.2.2000 Seit dem Beginn der Bombenangriffe auf Grosny ist
die Krankenschwester Irina mit weiteren 43 Erwachsenen und acht
Kindern in einem Keller und versucht, ihnen rudimentäre
medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Sie schreibt in einem
Brief an die Verwandten einer kranken Frau, die in ihrem Keller
wohnt:
"Mein Name ist Irina. Ich schreibe ihnen, um ihnen mitzuteilen,
dass ihre Schwester Asma mit mir in einem Keller in Grosny lebt.
Das Haus ist in Trümmern. Sie kann nicht mehr laufen. Ich
habe keine Medizin, um ihr zu helfen. Wenn sie können, bitte
holen sie ihre Schwester zu sich. Sie weint die ganze Zeit und
bittet ihre Verwandten, sie aus dieser Hölle zu befreien.
Asma und ich wir leben in diesem Keller unter Bedingungen, unter
denen selbst gesunde Menschen krank werden. Ich bitte sie
eindringlich, sie zu sich zu nehmen. Sie braucht eine gute
medizinische Versorgung, sonst stirbt sie. Asma ist
erschöpft und in einem sehr schlechten Zustand."
War and Human Rights, February 20, 2000
www.hro.org/war/153/htm
20.2.2000 Das russische Militär erhält den Auftrag,
die Bewegungen der Bürger des gesamten tschetschenischen
Territoriums vom 20. bis zum 25. Februar zu limitieren. Die
französische Presse berichtet, die Truppen würden jeden
inspizieren. Lediglich Besitzer bestimmter Dokumente würden
in der Lage sein, die Straßenblockaden in Tschetschenien zu
passieren.
War and Human Rights. February 20, 2000.
(http://www.hro.org/war/153.htm)
21.2.2000 Während die Kämpfe in Grosny andauern, ist
die Situation der Menschen in den sogenannten "befreiten
Gebieten" alles andere als rosig, denn die humanitäre Hilfe
erreicht diese Gebiete nicht. In den "befreiten Gebieten" gibt es
keine Arbeit, keine Wohnungen, keine Bewegungsfreiheit und keine
freie Ortswahl.
War and Human Rights. February 21, 2000.
(http://www.hro.org/war/154.htm)
22.2.2000 Jeden Tag treffen neue Flüchtlinge im Zeltlager
Sputnik ein, das nahe der tschetschtenisch-inguschetischen Grenze
liegt. Diese Menschen können nicht in ihre Heimatgebiete
zurückkehren, und das nicht nur, weil diese zerstört
sind. Man kann sich nicht ohne Sondererlaubnis auf
tschetschenischen Straßen bewegen. Russisches Militär
blockiert sogar in den nördlichen Distrikten Tschetscheniens
die Wohngebiete, die es vor vier Monaten unter seine Kontrolle
gebracht hat. Auch in den Zeltlagern Inguschetiens gibt es
Probleme. Neulich mussten tschetschenische Flüchtlinge ihre
Essensration entbehren. Heiße Mahlzeiten werden ihnen
verweigert, sie erhalten lediglich Brot. Das russische
Katastrophenministerium teilte mit, die Finanzierung
tschetschenischer Flüchtlinge wäre am 1. Februar
gestoppt worden.
War and Human Rights. February 22, 2000.
(http://www.hro.org/war/155.htm)
22.2.2000 Der leitende Gesundheitsinspektor Russlands,
Gennadji Onischenko, gab bekannt, die tschetschenische
Infrastruktur zum Schutz der Gesundheit sei während der
Militäraktionen zerstört worden. Von 27
Krankenhäusern und 65 medizinischen und
Entbindungsstationen, die in den "befreiten Gebieten" vor Einsatz
der Militäraktionen existierten, haben lediglich 16
Hospitäler und 37 Stationen ihre Arbeit wieder aufgenommen.
Einige Krankenhäuser, besonders in Grosny, wurden so
zerstört, dass sie nicht wieder hergerichtet werden
konnten.
War and Human Rights. February 22, 2000.
(http://www.hro.org/war/155.htm)
23.2.2000 Guy Causse von Medicin du Monde (MDM) berichtet,
dass mehr als 150.000 Flüchtlinge in Inguschetien
größtenteils in "erbärmlichen und unhygienischen"
Umständen lebten. Es gebe keine sanitären Einrichtungen
oder Duschen und nur geringen Zugang zu Wasser und
Toiletten.
AP in Refugees Daily, 24.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
23.2.2000 Medicins du Monde spricht von 100.000 internen
tschetschenischen Flüchtlingen, die in die Lager von
Sernovodsk, Argun und Gudermes geschickt wurden.
Reuters in Refugees Daily, 24.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
23.2.2000 Medicins du Monde (MDM) beklagt eine "ausgedehnte
Mangelhaftigkeit in der Lebensmittelversorgung, der Hygiene und
in der Gesundheitsfürsorge" in den Flüchtlingslagern
Sernovodsk, Argun und Gudermes innerhalb Tschetscheniens.
Le Monde in Refugees Daily, 24.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
24.2.2000 Zaschita, das russische Zentrum für
Katastrophen-Medizin, führt seine Mission in Inguschetien
fort. Jede Brigade bringt medizinisches Versorgungsmaterial
für die Behandlung von 7.000 bis 8.000 Personen mit. Die
Brigade besteht aus Kinderärzten, Kardiologen, Chirurgen,
Gynäkologen, Anästhesisten und Psychiatern.
War and Human Rights. February 24, 2000.
(http://www.hro.org/war/157.htm)
24.2.2000 Eine Delegation des UNHCR, die kürzlich
Inguschetien besuchte, äußerte sich schockiert
über die humanitäre Situation der Flüchtlinge. Im
Distrikt Volgodonsky sei die Lage besonders schlimm. Der
Distrikt, der eh schon Schwierigkeiten mit Versorgungsräumen
hat, nahm 50.000 Flüchtlinge auf. Ähnlich sei die Lage
der Flüchtlinge in Karabulak.
War and Human Rights. February 24, 2000.
(http://www.hro.org/war/157.htm)
24.2.2000 Der amtierende Präsident und Premierminister
Russlands, Wladimir Putin, hat verordnet, dem
Notstandsministerium der Russischen Föderation im Jahr 2000
bis zu 200 Millionen Rubel für den Lebensunterhalt und die
Unterbringung der Not leidenden Bevölkerung Tschetscheniens
in provisorischen Unterkünften bereitzustellen.
Interfax, 24.2.2000
25.2.2000 Der 33. UNHCR-Hilfskonvoi nach Inguschetien soll in
dieser Nacht von Stavropol, Südrussland, starten.
UNHCR Press Briefing Note, 25.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
26.2.2000 In einer Erklärung von Aktivisten aus
Tschetschenien zur Lage in Grosny heißt es: "Bevor die
Militäraktionen im September 1999 einsetzten, lebten in
Tschetschenien zwei von drei Menschen in Grosny. Jetzt leben
diese Menschen in Zeltstädten, provisorischen Behausungen in
Inguschetien und Tschetschenien in für Menschen
inakzeptablen Verhältnissen. Sie haben keinen Ort, an den
sie zurück- kehren können."
War and Human Rights. February 28, 2000.
(http://www.hro.org/war/162.htm)
26.2.2000 Im Krankenhaus von Slepzowsk reiht sich Bett an
Bett, hier liegen Patientinnen mit Splitterwunden, weggerissenen
Beinen und anderen Kriegsverletzungen. Der 40jährigen Cheda
fällt das Sprechen wegen ihrer Wunde, einem
Schulterdurchschuß, schwer. Sie war mit zwei Frauen nach
Grosny zurückgekehrt um zu sehen, ob ihr Haus im Distrikt
Storopromyslowski noch steht. Dieser Bezirk galt schon als
‚befreit‘, kaum waren die Frauen jedoch vor dem Haus,
wurden sie von russischen Soldaten angesprochen, sie sollten ihre
Papiere zeigen. Dann wurden ihnen die Augen verbunden, die beiden
Begleiterinnen von Cheda wurden erschossen, sie selbst stellte
sich tot.
Eine weitere Zeugin aus Grosny sagt, meistens seien die
russischen Soldaten vollkommen betrunken. Chawa war drei Monate
lang mit 14 Nachbarn in einem Keller in Grosny. Maskierte
Soldaten seien gekommen und hätten eine junge Frau, eine
Russin, aus dem Keller gezerrt, offenbar um sie zu vergewaltigen.
Sie haben sie später tot aufgefunden. Die betrunkenen
Angreifer hätten gerufen, ihr Befehl lautete, alle Bewohner
zu töten. Als die Reihe an die nächste Frau kam, habe
zum Glück ein Soldat einer anderen Einheit
interveniert.
NZZ, 26.2.2000
28.2.2000 Türkische Grenzwächter untersagten ca. 100
Flüchtlingen aus Tschetschenien, größtenteils
Frauen, Kinder und alte Leute, die seit mehr als 10 Tagen an der
georgisch-türkischen Grenze, nahe des Kontrollpunkts Vale
warteten, die Einreise in die Türkei. Jedoch übersandte
die Türkei humanitäre Hilfe, Nahrung, Kleidung und
Medikamente, an diese Gruppe von Flüchtlingen.
War and Human Rights. February 28, 2000.
(http://www.hro.org/war/162.htm)
29.2.2000 Seit Mitte September hat der UNHCR 42 Konvois in den
nördlichen Kaukasus entsandt, davon 34 nach Inguschetien,
fünf nach Dagestan, einen nach Nord-Ossetien, einen nach
Karachaevo-Tscherkessien und den heutigen nach Grosny.
UNHCR Press Briefing Note, 29.2.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
März
Anfang März 2000 In Genf machte ein Sprecher des UNHCR
auf die Not der Zivilbevölkerung in Grosny aufmerksam.
Für die Bewohner würden dringend Nahrungsmittel, warme
Kleidung und ärztliche Betreuung benötigt. Nach lokalen
Registrierungslisten seien während der Auseinandersetzungen
um die tschetschenische Hauptstadt 21.000 Menschen dort
verblieben, in erster Linie Frauen, Kinder und Alte. Sie
würden in vier Suppenküchen und anderen
Verteilerstationen versorgt, was bei weitem nicht
ausreiche.
AFP/epd-Bericht in Süddeutsche Zeitung, 4./5.3.2000
Anfang März 2000 In Gudermes, der zweitgrößten
Stadt Tschetscheniens hätten Flüchtlinge in den letzten
drei Monaten nur einmal Essenspakete empfangen. Der Russian
Federal Migration Service gibt die Zahl der Flüchtlinge in
Gudermes mit 10.500 an.
AP in Refugees Daily, 2.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
2.3.2000 Alvaro Gil-Robles, Menschenrechtskommissar des
Europarats, bezeichnet die Lage in Grosny als besonders kritisch.
Die Stadt sei praktisch zerstört, trotzdem seien noch 20.000
Bewohner vor Ort, die Kleidung, Lebensmittel und Medikamente
benötigten.
War and Human Rights. March 2, 2000.
(http://www.hro.org/war/165.htm)
3.3.2000 42 Tonnen humanitäre Hilfsgüter der UN sind
bisher nach Grosny geliefert worden. Auch am 1. März sind
dorthin 24 Tonnen Babynahrung geliefert worden, die für die
Region bestimmt sind. Für den 3. März wird ein Flugzeug
erwartet, das 23.000 Rationen Trockennahrung und 500 Kilogramm
Medikamente von Moskau nach Mozdok bringt.
www.reliefWeb.int, 3.3.2000
6.3.2000 In den Flüchtlingslagern in Inguschetien
herrscht immer noch Nahrungsmittelknappheit sowie Mangel an
Brennstoff und Medikamenten. Viele Flüchtlinge,
hauptsächlich alte Leute und Kinder, sind an Grippe
erkrankt. Eine aus Grosny geflüchtete Frau namens Zaman
berichtet, dass ihre 80-jährige Mutter vor einigen Tagen an
Grippe-Komplikationen gestorben ist. Die kranke Frau konnte nicht
rechtzeitig Hilfe bekommen. Sie lebte in einem Sommerzelt, es gab
nicht genug Feuerholz zum Heizen. Zaman zufolge leiden die alten
Menschen in den Lagern am meisten. Sie müssen
gewissermaßen draußen sterben - an Kälte und
Krankheiten.
War and Human Rights, 6. März 2000
http://www.hro.org/war/168.htm
8.3.2000 Seit Oktober habe der UNHCR 44 Hilfskonvois in den
nördlichen Kaukasus geschickt, hauptsächlich nach
Inguschetien, aber auch nach Dagestan, Nord Ossetien und
Karchayevo-Tscherkessien.
UNHCR North Caucasus Update, 8.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
8.3.2000 Die WHO meldet zwar keine Epidemien, befürchtet
aber den Ausbruch von Tuberkulose.
UNHCR North Caucasus Update, 8.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
8.3.2000 Die Mehrheit der tschetschenischen Flüchtlinge
in Inguschetien wünscht sich, zurückkehren zu
können. Die Angst vor Verhaftungen und Misshandlungen durch
die Russen überwiegt jedoch. Ein Mann, der kürzlich
zurückkehren wollte und wieder zum Flüchtling wurde,
berichtet darüber, dass er vier Tage lang in einem
Militärposten festgehalten und täglich geschlagen
wurde. Personen, die zwischen Tschetschenien und Inguschetien hin
und her fahren, werden von Milizen und an offiziellen
Check-Points misshandelt.
North Caucasus Update in www.unhcr.ch/news, 8.3.2000
9.3.2000 Der 37. Konvoi mit Hilfsgütern hat Stavropol in
Richtung Nazran, Inguschetien verlassen.
UNHCR Press Briefing Note, 10.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
10.3.2000 Russland plant den Bau eines weiteren
Flüchtlingslagers in Tschetschenien, nördlich von
Grosny in Tolstoy-Jurt. Weitere solcher Camps, die ca. 25.000
Personen beherbergen, bestehen bereits in Assinovskaya,
Sernovodskaya und Znamenskaya.
UNHCR Press Briefing Note, 10.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
14.3.2000 Die Washington Post meldet, dass Zehntausende
Flüchtlinge auf den Einlass nach Georgien warten.
Washington Post, 14.3.2000
16.3.2000 Ärzte der finnischen Sektion der
internationalen Organisation 'Doctors of Peace' arbeiten in einem
Zeltlager des Distrikts Ordzhonikidzevskaya in der Republik
Inguschetien. Ihre Ärztestation umfasst zwei Zelte. Obwohl
zwei oder drei mal pro Woche geliefert wird, ist der Mangel an
medizinischem Versorgungsmaterial aufgrund der enorm hohen Anzahl
von Patienten katastrophal.
War and Human Rights, 16. März 2000
http://www.hro.org/war/169.htm
16.3.2000 Ca. 400 Menschen in dem kleinen Dorf Durtskhoti
beginnen Hunger zu leiden. Seit Mitte Februar tschetschenische
Einheiten hindurch zogen, haben die russischen Truppen das
Dörfchen abgeriegelt - seitdem ist so gut wie niemand mehr
heraus gekommen. Erst jetzt wurde die prekäre Lage der
Dorfbewohner bekannt.
War and Human Rights, 16. März 2000
http://www.hro.org/war/169.htm
21.3.2000 Ein UNHCR-Hilfskonvoi erreicht Inguschetiens
Hauptstadt Nazran mit 15 Lastwagen voller Lebensmittel und
Medikamente.
UNHCR Press Briefing Note, 21.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
23.3.2000 Die Situation der tschetschenischen Flüchtlinge in
Inguschetien droht sich zu verschlechtern, die Lebensmittel
reichen nicht aus, Inguschetien hat seit Beginn des
Tschetschenien Krieges mehr als 200 000 Flüchtlinge
aufgenommen, davon leben 34 000 in Zeltlagern.
dpa, 23.3.2000
24.3.2000 Der Präsident Inguschetiens, Ruslan Auschew,
sagte diese Woche, dass Flüchtlinge seit Anfang Februar
keine warme Mahlzeit mehr erhalten hätten und dass es
Verzögerungen bei der Verteilung von Brot gegeben
habe.
Refugees Daily, 24.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
28.3.2000 Eine Delegation der Europäischen Union hat
4.000 Tonnen Hilfsgüter für tschetschenische
Flüchtlinge in Inguschetien geliefert.
Itar-Tass in Refugees Daily, 28.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
28.3.2000 Ein Sprecher des UNHCR teilte mit, der UNHCR habe
bereits 52 Hilfskonvois in die Region geschickt, die meisten von
ihnen jedoch nach Inguschetien. Die Gesamtkosten belaufen sich
bis jetzt auf 4,5 Millionen US-US-Dollar.
AP in Refugees Daily, 29.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
UNHCR Press Briefing Note, 28.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
31.3.2000 Ein Hilfskonvoi des UNHCR trifft mit Matratzen,
Decken, Zelten und Öfen in Inguschetiens Hauptstadt Nazran
ein.
UNHCR Press Briefing Note, 31.3.2000
(http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/newssearch.pl)
31.3.2000 Der UNHCR hat 150 Zelte für die Beherbergung
mehrerer tausend Menschen, die jüngst aus dem Süden
Tschetscheniens vertrieben wurden, in einer neuen Zeltstadt in
der inguschetischen Stadt Karabulak zur Verfügung
gestellt.
UNHCR Press Briefing Note, 31.3.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
31.3.2000 "Unterkühlung, Darminfektionen,
Entzündungen der Atemwege und Krätze sind in unserem
Lager die häufigsten Erkrankungen", so eine Krankenschwester
in dem Flüchtlingslager Sputnik in Inguschetien. Auch
Lungentuberkulose breite sich aus, im kaukasischen Sommer sei
auch mit dem Ausbruch von Typhus und Cholera zu rechnen. Die
ärztliche Versorgung ist im Lager Sputnik praktisch nicht
vorhanden.
Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 31.3.2000
April
April 2000 Die verstörten Männer und Frauen, die aus
Grosny geflohen sind, berichten Human Rights Watch, dass sie
monatelang in dunklen kalten Kellern ohne Wasser, Gas und Strom
und mit nur sehr wenig Nahrung gelebt haben. Ihre kleinen Kinder
stehen noch lange nach der Flucht vor dem Bombenhorror unter
Schock.
Human Rights Watch, April 2000
http://www.hrw.org/campaigns/geneva/chechnya.htm
April 2000 Die Zustände in den Flüchtlingslagern
Inguschetiens sind entsetzlich. Es gibt nur unzureichend Schutz,
Nahrung, sauberes Wasser, Heizmaterial, medizinische Hilfe und
andere grundlegende Dinge. Nur eine Minderheit ist in den
überfüllten Zeltstädten oder in Eisenbahnwaggons
untergekommen. Die Mehrheit lebt in Notunterkünften auf
verlassenen Bauernhöfen, in leeren Containern oder
ähnlichen Unterkünften. Weil viele von ihnen
große Summen für eine private Unterkunft bezahlen
müssen, sind sie oft gezwungen, ins Kriegsgebiet zurück
zu kehren, wenn ihre Rücklagen erschöpft sind.
Human Rights Watch, April 2000
http://www.hrw.org/campaigns/geneva/chechnya.htm
2.4.2000 Der jordanische König Abdullah II hat den
tschetschenischen Flüchtlingen als humanitäre Hilfe
100.000 US-Dollar zur Verfügung gestellt.
AFP, 2. 4. 2000
3.4.2000 Leichen verschmutzen in Tschetschenien das
Trinkwasser. 74 Typhus Fälle werden allein aus dem Dorf
Lermontov-Jurt gemeldet. Durch den Krieg wurden hunderte Leichen
nicht begraben und liegen nun in den Wäldern, Bergen und auf
dem Grund der Flüsse. Etwa 300 Leichen von tschetschenischen
Kämpfern sollen noch auf einem Minenfeld in der Nähe
von Grosny liegen, weil die Kanalisation nicht mehr funktioniert,
trinken viele Tschetschenen Flußwasser, welches nicht
einmal abgekocht werden kann, weil es kein Brennholz mehr
gibt.
AP, 3.4.2000
5.4.2000 Russische Truppen haben mehr als 4.000 Zivilisten im
tschetschenischen Dorf Tangi Chu eingeschlossen. Berichten
zufolge haben russische Soldaten wiederholt junge Männer
festgenommen und geschlagen und dann Bestechungsgelder für
ihre Freilassung erpresst. Es kam mindestens einmal vor, dass
russische Soldaten eine Granate auf eine Beerdigungsgesellschaft
warfen. Das Dorf erleidet eine ernsthafte humanitäre Krise,
die noch dadurch verstärkt wird, dass russische Soldaten die
Wasserversorgung abgeschnitten haben.
Human Rights Watch, 5. April 2000
http://www.hrw.org/press/2000/04/chech0404.htm
5.4.2000 In Tangi Chu fehlt es an Wasser zum Trinken und
Waschen. Der Fluss, der durch das Dorf fließt, ist
verschmutzt, weil russische Soldaten mit ihren APC's und ihren
Lastwagen hindurch fahren. Darüber hinaus haben sie die
Wasserleitung zerstört, die frisches Quellwasser aus den
Bergen ins Dorf brachte. Angeblich haben die Soldaten die Leitung
unmittelbar hinter ihrem Stützpunkt durchtrennt, so dass sie
selbst frisches und die Dorfbewohner gar kein Wasser haben.
Zeugen berichten von Unterernährung, Dehydrierung,
Tuberkulose, Verdauungskrankheiten, Lungenerkrankungen,
verschiedenen Arten von Hauterkrankungen und Läuse-Befall.
Im Dorf gibt es keine medizinische Versorgung und die russischen
Soldaten erlauben den Menschen nicht, das Dorf zwecks
medizinischer Behandlung zu verlassen.
Human Rights Watch, 5. April 2000
http://www.hrw.org/press/2000/04/chech0404.htm
6.4.2000 In Tschetschenien sind als Folge des Krieges die
ersten Typhusfälle aufgetreten. Besonders der Ort
Lermontow-Jurt sei von der Epidemie betroffen. Hier ist die
Wasserversorgung seit langem nicht mehr geregelt, deshalb trinken
die Bewohner und Flüchtlinge, die sich in dem Ort aufhalten,
verschmutztes Wasser.
Reuters, 6.4.2000
6.4.2000 Teams vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes
untersuchen die humanitäre Situation der internen und
externen Flüchtlinge. Die Situation in Alkchoy-Martan
scheint schwierig zu sein, ein Nahrungsmittelengpass besteht, es
gibt nicht genügend Medikamente und Wasser. Von den 120.000
Bewohnern sind über ein drittel Flüchtlinge ohne
Einkünfte. Es wurden schon Typhusfälle gemeldet.
Russian Federation/Northern Caucasus: ICRC surveys under way in
Chechnya, in www.reliefWeb.int
6.4.2000
7.4.2000 Eine Explosion in einem Flüchtlingszentrum in
Tschetschenien tötet zwischen zwei und fünf Personen
und verletzt viele andere. Die Explosion geschieht in einem
Gebäude eines landwirtschaftlichen Betriebes im Dorf
Sernovodsk, im Nordosten Tschetscheniens, in dem etwa 2.000
Flüchtlinge leben. Die Ursache der Explosion ist von
russischer Seite noch nicht geklärt, aber die Untersuchungen
laufen.
Reuters in Refugees Daily, 10.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
10.4.2000 Der Hilfskonvoi Nr. 46 bricht nach Inguschetien auf.
Der UNHCR hat bisher insgesamt 54 Konvois mit Hilfsgütern im
Wert von über 4.800.000 US-US-Dollar in die Region
entsandt.
UNHCR Press Briefing Note, 11.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
12.4.2000 Medizinische Sprecher teilen mit, dass sie einen
Ausbruch von Typhus unter den tschetschenischen Flüchtlingen
in Inguschetien befürchten, nachdem die Krankheit bei einem
jungen Mädchen diagnostiziert worden ist. Dies sei der erste
Fall dieser Krankheit seit 1982. Eine mögliche
Typhus-Epidemie in Tschetschenien selbst ist aufgrund der
Knappheit an fließendem Wasser zu befürchten. Bis
jetzt liegen 20 bestätigte Fälle vor und mehrere
weitere Dutzend Menschen liegen mit Typhus-Verdacht im
Krankenhaus.
Reuters in Refugees Daily, 13.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
12.4.2000 Während sich die Situation der 220 000
tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien verbessert
hat, leben in Tschetschenien selbst mehr als 200.000 Menschen
unter dem Existenzminimum. Im Verwaltungsbezirk Urus-Martan
hausen viele der 146.000 Einwohner und Flüchtlinge ohne
Nahrung und Medikamente in Kellern. In Alchan Jurt sind 1.278 der
9.778 Einwohner Flüchtlinge, Bomben haben 311 Häuser
vollständig zerstört und 600 unbewohnbar gemacht. In
Assinowskaja lebten bis Kriegsbeginn 12.000 Menschen, inzwischen
hat das Dorf ebenso viele Vertriebene aufgenommen. Die
Nachbargemeinde Sernowodsk ist nicht größer und bietet
sogar 14.500 Menschen Unterkunft.
Frankfurter Rundschau, 12.4.2000
13.4.2000 Ein Team des Roten Kreuzes untersuchte die Situation
der Flüchtlinge in Gudermes. In der Stadt leben etwa 80.000
Menschen, verglichen mit 100.000 vor dem Krieg. Etwa 1.500
interne Flüchtlinge sind hier registriert, insgesamt ist die
humanitäre Lage von etwa 4.000 Personen prekär.
Internationales Komitee des Roten Kreuzes in www.relief.web,
13.4.2000
13.4.2000 Entgegen offizieller russischer Darstellungen leiden
hunderttausende Menschen im vom Krieg zerstörten
Tschetschenien Hunger. Während sich die Situation der etwa
220.000 Flüchtlinge in Inguschetien auch dank
ausländischer Hilfe stark verbessert habe, lebten in
Tschetschenien selbst 200.000 Menschen unter dem Existenzminimum.
Augenzeugen berichten, dass ein erheblicher Teil der russischen
Hilfe an Kontrollpunkten von russischen Soldaten systematisch
geplündert wird.
FR, 13.4.2000
18.4.2000 Mehr als 200.000 Flüchtlinge halten sich noch
in Inguschetien auf, viele befürchten, dass ihre Häuser
im Krieg zerstört worden sind
Russia Today, 18.4.2000
18.4.2000 Der 48. UNHCR-Konvoi erreicht Nazran mit 19
LKW-Ladungen an Nahrung.
UNHCR Press Briefing Note, 18.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
19.4.2000 In der Ortschaft Znamenskoje leben etwa 3.000
Flüchtlinge. Unter ihnen auch die 36-jährige Madina und
ihre 5-jährige Tochter Ayschat. Der Vater kam bei einem
Bombenangriff auf Grosny um, Ayschat konnte nur verletzt geborgen
werden, ihr linkes Bein war von Mauerbrocken zerquetscht worden.
Bei Kerzenlicht, ohne Narkose amputierten Ärzte den
Oberschenkelknochen weit oberhalb des Knies. Sie bekam eine
klobige Holzkrücke. Hoffnung auf eine Prothese gibt es
nicht, die Medikamente der Hilfsorganisationen würden auf
dem Markt verkauft. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln und
Matratzen ist höchst mangelhaft, erst kurz vor dem Besuch
der OSZE-Vorsitzenden Ferrero-Waldner seien Matratzen ausgeteilt
worden. Den ganzen Winter haben die Flüchtlinge auf der
nackten Erde geschlafen.
Die Presse, 19.4.2000
19.4.2000 Der UNHCR-Sprecher Kris Janowski teilt mit: "In der
Regel sind die Rückkehrenden nervös, was ihre
Rückkehr nach Tschetschenien anbelangt. Die meisten Familien
lassen in Inguschetien mindestens ein Familienmitglied
zurück, um wiederkommen zu können, falls sie sich in
Tschetschenien unsicher fühlen."
UN in Refugees Daily, 19.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
20.4.2000 Auch in den Städten, die nicht stark
bombardiert wurden, fehlt es den tschetschenischen
Flüchtlingen am Lebensnotwendigen. Die humanitäre Lage
zum Beispiel in der Stadt Argun ist prekär, das Krankenhaus
kann die Patienten nicht mehr richtig versorgen, die Menschen
leben oft nur von Wasser und Brot, Schwangere werden davon krank
und viele Kinder kommen tot auf die Welt oder sterben gleich nach
der Geburt. Die Tragödien der tschetschenischen
Flüchtlinge werden immer wieder beschrieben, die russische
Journalisten Anna Politkowskaja sagt "Ich werde auch weiterhin
über diese Seite des Krieges schreiben, über die nicht
zu messenden Leiden der Zivilbevölkerung, die zwischen zwei
unversöhnliche Fronten geraten ist, zwischen Bojewiki und
die russischen Truppen, die sich beide abgrundtief haassen. Ich
werde über ausgemergelte Frauen schreiben, über vor
Hunger blau gefärbte Kinder, über die Alten, auf deren
Rücken der Zweite Weltkrieg ausgetragen wurde, die
Repressionen unter Stalin erlitten und jetzt obdachlos sind,
zerfressen von Krankheiten, Krebsgeschwüren und eitrigen
Wunden ohne jede Möglichkeit ärztlicher Behandlung.
Über verwundete und getötete Kinder."
FAZ, 20.4.2000
25.4.2000 Bisher hat der UNHCR 60 Konvois und Hilfsgüter
im Wert von nahezu 7.000.000 US-US-Dollar in den Nord-Kaukasus
geschickt. 49 der Konvois fuhren nach Inguschetien. Interviews
mit Menschen an der tschetschenisch-inguschetischen Grenze
zufolge, leiden viele Menschen in Tschetschenien noch immer an
Nahrungsmittelknappheit. Reisende berichten zum Beispiel, in
Nojai-Jurt und Wedeno gäbe es lediglich Mais. Die
älteren und kranken Menschen in Grosny hätten
Schwierigkeiten, die Suppenküchen zu erreichen, die um die
Stadt herum verstreut sind.
UNHCR Press Briefing Note, 25.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
26.4.2000 Laut Angaben der UN ist ein Hilfskonvoi mit Mehl,
Fleischkonserven, Plastikplanen, Küchenutensilien und Seife
in Grosny eingetroffen. Der UNHCR begründete die Entsendung
des Konvois damit, dass Berichten zufolge über 300
tschetschenische Flüchtlinge pro Tag nach Grosny zurück
kehren.
BBC News in Refugees Daily, 26.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
27.4.2000 Die Flüchtlingslager sind noch immer am
Überlaufen. Die Flüchtlinge, die mit vier Familien in
einem Zelt leben, erzählen entweder, ihre Häuser seien
zerstört worden, oder sie befänden sich in
umkämpften Gebieten. Für viele stellt sich das Leben
als eine Art gemeiner Trick dar. Verlassen sie das
Flüchtlingslager für ein paar Tage, um nach dem Zustand
ihrer Häuser zu sehen, so verpassen sie möglicherweise
ihre Essensrationen.
The New York Times in Refugees Daily, 27.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
28.4.2000 Insgesamt hat der UNHCR seit Mitte September 61
Konvois in den Nord-Kaukasus geschickt, davon 50 nach
Inguschetien, wo sich der Großteil der über 200.000
internen Flüchtlinge aufhält, die in die
Nachbarrepubliken geflüchtet sind.
UNHCR Press Briefing Note, 28.4.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
28.4.2000 Hilfsgüter, die letzte Woche nach Grosny
gebracht wurden, werden nun verteilt. Der Großteil geht an
öffentliche Suppenküchen, Bäckereien und
Krankenhäuser. Aber für die besonders Bedürftigen
gebe es auch Direkthilfe, teilte UNHCR-Sprecher Ron Redmond mit.
Von ihnen wurden 280 in Grosny identifiziert. Ihnen werden die
Hilfsgüter direkt nach Hause geliefert. "Viele dieser Leute
leben weiterhin unter schrecklichen Bedingungen, häufig in
kalten, dunklen Kellern, weil ihre Häuser beschädigt
oder zerstört wurden", teilte Redmond mit. Der UNHCR
schickte vier LKW-Ladungen nach Urus-Martan, südlich von
Grosny, wo sich 24.500 interne Flüchtlinge aufhalten. Der
Rest der Hilfsgüter wird in Grosny verteilt.
AFP in Refugees Daily, 1.5.2000
http://www.unhcr.ch/refworld/cgi-bin/new...try.pl?country=chechnya&country2=chechen
April 2000 Médecins Sans Frontières hat vom
16.3. bis zum 30.4. in 58 zentralen Krankenhäusern und
Einrichtungen Tschetscheniens Untersuchungen zur
Gesundheitssituation im Kriegsgebiet und in Inguschetien
durchgeführt. Folgende Regionen wurden besucht: Schali,
Gudermes, Kurchaloy, Nadterechnj, Schelkowskoj, Naruskj,
Urus-Martan, Achkoj-Martan, Grosny Kreis, Grosny Stadt, Argun
Stadt. Es wurde festgestellt, dass Erwachsene hauptsächlich
unter der Erkrankung der Atemwege leiden (84%), 70% leiden an
Erkrankungen des Magen-Darm Bereichs, 66% klagen über
Herz-Kreislauf- Krankheiten , 40% haben Tuberkulose und 30%
psychische Störungen, 17% berichteten konkret über
Kriegstraumata. Auch bei den Kindern sind Atemwegs- und
Durchfallerkrankungen die häufigsten Krankheiten. 62% leiden
unter Anämie. Mit 66% eine der häufigsten Todesursachen
sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern sind Schusswunden und
Minenverletzungen. Die Versorgung der Krankenhäuser mit
ausreichend Medikamenten und technischen Hilfsmitteln sei sehr
besorgniserregend, so verfügten beispielsweise nur 61% der
besuchten Krankenhäuser über Röntgenmaterial, das
zudem nicht funktionierte, nur 53% der Krankenhäuser
verfügten am Tag des Besuchs über Strom.
Ärzte ohne Grenzen: Die Gesundheitssituation in
Tschetschenien Bericht auf der homepage:
www.msf.ch/de_asp/news/report/chechnya/asp
Mai
5.5.2000 Alleine von der Lebensmittelhilfe für ein
einziges Flüchtlingslager im Westen Tschetscheniens sind 4,2
Millionen Rubel (etwa 300.000 DM) verschwunden. Immer wieder wird
darüber berichtet, dass die humanitäre und finanzielle
Hilfe aus dem Ausland oder aus Russland nicht ihr Ziel
erreicht.
Neue Luzerner Zeitung, 5. 5. 2000
9.5.2000 Nur wenige Flüchtlinge aus Tschetschenien haben
den langen Weg bis nach Deutschland hinter sich gebracht. Die
GfbV wurde aber im April auf einen besonders empörenden Fall
einer Flüchtlingsfamilie aufmerksam gemacht: Die
deutsch-tschetschenische Familie Stoller, deren Verwandte schon
in seit Jahren in Deutschland leben, ergriffen wegen vermehrter
Angriffe gegen ihre Familie in Tschetschenien die Flucht. In der
Nacht vom vierten auf den fünften April diesen Jahres schob
man die Stollers aus Mannheim nach Italien ab, obwohl ihr
Verfahren zur Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft
noch nicht abgeschlossen war. In Italien drohte ihnen die
Rückführung nach Tschetschenien und damit der Tod. Die
GfbV protestierte empört bei den zuständigen Stellen,
den Stollers sei doppeltes Unrecht geschehen: Zum einen
dürften Tschetschenen nach deutschen Recht derzeit wegen der
akuten Gefahr nicht abgeschoben werden. Zum anderen hätten
die Stollers das Recht auf Einbürgerung in der
Bundesrepublik. Denn die Mutter wäre als uneheliches Kind
der deutschen Staatsangehörigen Lydia Stoller geboren.
Nachdem den Stollers die Rückkehr aus Italien wieder nach
Deutschland gelungen war, wurde das Verfahren über die
Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft wieder
aufgenommen und schließlich eine Anerkennung
ausgesprochen.
Süddeutsche Zeitung, s. Anhang, Unterlagen zum Fall Stoller,
9.5.2000
11.5.2000 Die Situation der Flüchtlinge und der
verbliebenen Einwohner in Grosny ist sehr schwierig. Trotzdem
kehren besonders Frauen in die Stadt zurück, um zu erfahren,
wie sie eventuell in der Stadt überleben könnten. Der
Mangel an Trinkwasser ist das größte Problem für
die Menschen. Durch den herannahenden Sommer und die steigenden
Temperaturen wird der Ausbruch von Epidemien gefürchtet. Das
‚Brot-Programm‘ des Internationalen Roten Kreuzes hat
seine Arbeit mittlerweile wieder aufgenommen, etwa 3500 Personen
in den größeren Städten Tschetscheniens
können versorgt werden. Das Rote Kreuz hat auch 48
Krankenschwestern beauftragt, Alte, Kranke und Behinderte in
Tschetschenien zu versorgen.
Internationales Komitee des Roten Kreuzes, Pressemitteilung,
12.5.2000
23.5.2000 Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat
angekündigt, die tschetschenischen Flüchtlinge in
Inguschetien und Tschetschenien noch bis Ende des Jahres 2000
versorgen zu wollen. Der UNHCR hat eine neue Zeltstadt für
7000 Flüchtlinge in Inguschetien aufgebaut. Vom 1.12.1999
bis zum 30.6.2000 haben die UN Geberländer 32.9 Millionen
Dollar an Hilfe für die tschetschenischen Flüchtlinge
zu Verfügung gestellt.
23.5.2000 AFP
26.5.2000 Seit Beginn des Tschetschenienkonfliktes hat die
Schweiz gut fünf Millionen Franken für Hilfe
eingesetzt. Eine in den letzten Tagen in die Region entsandte
Mission konnte jedoch nicht nach Tschetschenien reisen. Ein Ziel
der Mission, die Überprüfung, ob die 3,5 Tonnen von der
Schweiz finanzierten Medikamente von einer russischen
Organisation an Krankenhäuser und Gesundheitszentren in
Grosny verteilt worden sind, wurde daher nicht erreicht. Ein
Entschädigungsprogramm für Inguschen, die
tschetschenische Flüchtlinge aufgenommen haben, wird zur
Zeit diskutiert. Bisher wurde allerdings auf Grund der hohen
Entführungsgefahr noch keine Entscheidung getroffen.
Basler Zeitung, 27.5.2000
Juni
23.6.2000 Eine Delegation des Europarates besuchte die
Flüchtlingslager in Tschetschenien, Generalsekretär
Walther Schwimmer sagte Journalisten, die Situation in den Lagern
sei viel schlimmer als er befürchtet hatte. Er mahnte wieder
eine politische Lösung des Konflikts an.
Radio Free Europe, 24.6.2000
Juli
4.7.2000 Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat den Druck
beklagt, den Russland auf tschetschenische Flüchtlinge
ausübe, in ihre Heimat zurückzukehren.
Reuters, NZZ 5.7.2000
August
15.8.2000 Zwei Hilfskonvois der Vereinten Nationen, die
über 200 Tonnen Lebensmittel transportieren, sind nach
Tschetschenien entsandt worden, um 35.000 vom Hungertod bedrohte
Menschen zu versorgen. Die Güter werden zum einen an 31.000
alte, kranke und behinderte Menschen in Grosny verteilt, die
neben allein erziehenden Müttern und Kindern nicht in der
Lage waren zu fliehen. Zum andern werden 3.500 Vertriebene aus
Urus Martan versorgt, deren Gebiet komplett dem Erdboden gleich
gemacht wurde.
CNN, AP, BBC News, 15.8.2000
23.8.2000 Die Situation der Kinder in den
Flüchtlingslagern Inguschetiens ist sehr ernst. Viele sind
traumatisiert. Die Symptome reichen von Angstzuständen
über Anfälle, Ohnmacht und Schlaflosigkeit bis hin zu
Aggressionen. In einigen Fällen sind sogar Kinder - meistens
Mädchen - plötzlich bewusstlos geworden, als sie
Hubschrauber über sich hinweg fliegen hörten.
Radio Free Europe/ Radio Liberty, 23.8.2000
23.8.2000 Nur etwa 12.000 der 200.000 tschetschenischen
Flüchtlinge in Inguschetien leben in Lagern, die von den
Unterstützungen internationaler Hilfsorganisationen
profitieren. Die große Mehrheit der Menschen ist bei
Freunden, Verwandten oder auf verlassenen Bauernhöfen
untergekommen. So leben zum Beispiel 80 Personen in einem alten
Schweinestall. Für die Frauen ist das Ungeziefer das
größte Problem. Jeden Tag waschen sie ihre Sachen mit
einer Chlor-ähnlichen Flüssigkeit, um die Flöhe zu
töten. Aber gleichzeitig brennen davon Augen und Atemwege.
Ein alter Mann beschreibt die sanitären Verhältnisse
als kritisch und somit sauberes Wasser als größtes
Problem.
Radio Free Europe/ Radio Liberty, 23.8.2000
September
1.9.2000 Die Situation der tschetschenischen Flüchtlinge
in Inguschetien ist bedrohlich, die russische Regierung will,
dass sie in ihre Heimat zurückkehren, sie jedoch haben Angst
vor den nächtlichen Gefechten, vor den willkürlichen
Verhaftungen junger Männer und davor, dass sie zu Hause
keine Arbeit, kein Dach über dem Kopf und keine
Nahrungsmittel haben. Viele der tschetschenischen
Flüchtlingskinder sind traumatisiert und werden in den
Lagern notdürftig betreut, auch das fiele in Tschetschenien
selbst weg.
International Herald Tribune, 1.9.2000
4.9.2000 Noch etwa 140.000 tschetschenische Flüchtlinge
leben in Inguschetien. Die russische Regierung will, dass sie bis
zum 1. Oktober nach Tschetschenien zurückkehren, sie
übt in diese Richtung Druck auf die Flüchtlinge aus. So
wollte der UNHCR eine weitere Zeltstadt für etwa 12.000
Menschen bauen, die russische Regierung beharrt jedoch darauf,
dass die Zeltstadt in Tschetschenien gebaut werden soll. Der
UNHCR teilte mit, dass bis zu sechs Mal Essensrationen nicht
ausgegeben wurden, Zugwaggos, die den Flüchtlingen als
Unterkunft dienten wurden nach Tschetschenien
zurückgefahren. Jetzt wo die Wahlen in Tschetschenien vorbei
sind, sollen diese 140.000 Menschen langsam in die Kriegszone
zurück gezwungen werden.
Moscow Times, 4.9.2000
13.9.2000 Mitarbeiter von Medecins sans Frontieres sind
kürzlich von einem Besuch in Inguschetien und Tschetschenien
zurückgekehrt. Sie sagen, die Situation für die
tschetschenischen Flüchtlinge sei sehr gespannt. MSF plant,
zwei weitere Krankenhäuser in Grosny undd in Staryj Atagi
aufzubauen. In Inguschetien leiste die magere medizinische
Versorgung gute Arbeit, es würden unerwartet viele
tschetschenische Flüchtlinge gut betreut werden.
Presseerklärung von MSF auf der homepage: www.reliefweb.int,
13.9.2000
28.9.2000 Heute teilten die inguschetischen Behörden mit,
sie bereiteten die Beherbergung von mehr als 141.000
tschetschenischen Flüchtlingen vor. 4.000 Flüchtlinge,
die jetzt noch in Eisenbahnwaggons leben, werden bald in eine
Zeltstadt umziehen.
Itar Tass, 28.9.2000
Oktober
9.10.2000 Das UNHCR hat damit begonnen, eine Zeltstadt
aufzubauen, die 12.000 Flüchtlinge beherbergen soll. Die
Zeltstadt befindet sich in dem inguscheitschen Dorf
Ordschonikidsewskaja. Schon Ende Oktober sollen 4.000
Flüchtlinge in diese Zeltstadt verlegt werden, die im Moment
noch in den Lagern Karabulak und Ordschonikidsewskaja oder bei
Familien leben. Mitte November sollen dann auch ein Krankenhaus,
eine Schule, ein Kindergarten und eine Therapiestation
fertiggestellt sein.
Pressemitteilung des UNHCR auf der homepage: www.unhcr.ch,
10.10.2000
12.10.2000 Rosemary McCreery, eine Repräsentantin von
UNICEF geht davon aus, dass sich die Zahl der Flüchtlinge in
Inguschetien noch erhöhen wird. Bis zu 40.000
tschetschenische Flüchtlinge müssen ihrer
Einschätzung nach den Winter in Zelten verbringen. Der
inguscheitsche Präsident Auschew klagte, dass eine Republik
mit den Flüchtlignen überfordert sei. Immer wieder
kommt es zu starken Engpässen bei der Verteilung von
Lebensmitteln und Hilfsgütern. Dies geht so weit, dass
tagelang kein warmes Essen ausgegeben werden kann.
The Moscow Times, 13.10.2000
12.10.2000
Florian Hassel von der Frankfurter Rundschau veröffentlicht
eine Reportage über die medizinische Situation in
Tschetschenien. In ganz Grosny gibt es nur ein Krankenhaus,
welches überhaupt Kranke behandelt. "Wie haben kaum
Antibiotika und Infusionen, keine Gipsbinden und Nadeln, und der
einzige Sterilisationsschrank steht im OP," so eine
Krankenschwester. Die Patienten liegen auf den Fluren, ihre
Betten müssen sie selbst mitbringen und ihre Verwandten
müssen sich darum kümmern, dass sie etwas zu essen
bekommen. Ein weiteres großes Problem ist die
Wasserversorgung. Die Krankenhäuser ausserhalb Grosnys
werden jedoch gar nicht mit Hilfsgütern versorgt, so dass
dort die Situation noch schlimmer ist. Viele Organisationen, die
ihre Aktionen auf die Betreuung der Flüchtlinge in
Inguschetien konzentrieren, würden auch in Tschetschenien
gerne helfen: "Wir sitzen in Nasran und Stawropol auf vollen
Lagerhäusern mit Lebensmitteln, aber sind völlig
blockiert", sagt ein Vertreter der Organisation Action contre la
faim. "Seit vier Monaten streitet sich die tschetschenische
Verwaltung mit den Militärs über die Kompetenzen. Die
Militärs unterschreiben überhaupt keine oder nur
begrenzte Passagierscheine, was Hilfslieferungen im großen
Stil unmöglich macht." In den Krankenhäusern
müssen besonders Minenopfer behandelt werden. Sie werden bei
der Ernte auf den Feldern, beim Altmetallsammeln in den Ruinen
von Grosny oder beim Spielen im Hinterhof getroffen. Das
Militär hält die Lageorte geheim, weil es Angst davor
hat, dass die Minen in die Hände der tschetschenischen
Kämpfer fallen könnten. Ein Minenentschärfer, der
im Auftrag der dänischen Regierung in Tschetschenien
arbeitet, sagt: "Im Kosovo, wo die Nato moderne Munition
einsetzte, wurde bei Kriegsende geschätzt, dass fünf
Prozent der Granaten und Raketen nicht explodiert seien. In
Tschetschenien schätzen wir den Anteil der Blindgänger
wegen der oft alten, schlecht gewarteten russischen Munition auf
bis zu zwanzig Prozent."
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 13.10.2000
12.10.2000 Der inguschetische Migrationsdienst hat heute die
Ausgabe von Lebensmitteln für die Flüchtlingslager in
Inguschetien gestoppt. Der Strom der Flüchtlinge reißt
indes nicht ab. Alleine in den letzten 24 Stunden sind über
2.000 Flüchtlinge in Inguschetien eingetroffen. Nach
inguschetischen Angaben sind im Moment circa 170.000
Flüchtlinge in der Republik.
Allnews.ru: news, 13.10.2000 homepage:
www.lenta.ru/english/200/10/12/food
19.10.2000 Es wurden 70 Fälle von Hepatitis in den
Flüchtlingslagern in Inguschetien registriert. Ärzte
befürchten den Ausbruch einer Epidemie, weil es an
medizinischen Personal und Medikamenten fehlt.
Prague Watchdog, www.watchdog.cz, 20.10.2000
22.10.2000 Die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge
traf heute in Moskau ein. Sie will sich besonders ein Bild von
der Lage der 170.000 tschetschenischen Flüchtlinge in
Inguschetien machen. Besorgniserregend sei der Ausbruch von TBC
in dem Flüchtlingslager "Sewerny", wo schon 283 Fälle
registriert wurden.
Prague Watchdog, www.watchdog.cz, 23.10.2000
29.10.2000 Am Sonntag abend brach im Flüchtlingslager
"Sputnik" ein Feuer aus. Sieben Personen, zumeist Kinder,
erlitten Brandverletzungen unterschiedlichen Grades. Drei der
großen Flüchtlingszelte, in denen sieben Familien
gelebt hatten, brannte die Nacht über ab.
Russischer Nachrichtenservice lenta.ru, auf der homepage: www.info.rambler.ru,
30.10.2000
c) Hinweise auf vertreibungsbedingte Todesfälle
Oktober
24.10.1999 Zuliran, Zora, Zaline und ihre Mutter interviewt
von 'Ärzte ohne Grenzen' in Georgien über ihre Flucht
aus Grosny am 24.10.1999, kurz nachdem der Markt bombardiert
wurde. "Wir bildeten einen Konvoi von etwa hundert Menschen, aber
es waren 29 Personen in unserer Gruppe, in einem Lastwagen und in
zwei Autos. Wir waren in dem Lastwagen. Wir fuhren zehn Stunden,
um die Grenze zu erreichen. Es war sehr kalt. Zwei Kinder, die in
einem andren Lastwagen mit reisten, starben aufgrund der
Kälte.
Ärzte ohne Grenzen, 21.12.1999 (http://www.msf.org)
November
Anfang November An der tschetschenisch-inguschetischen Grenze
kollabiert eine Frau in der Masse der wartenden Flüchtlinge
und stirbt.
Reuters-Meldung in International Herald Tribune, 3.11.99
2.11.1999 An der tschetschenisch-inguschetischen Grenze kamen
nach Angaben der dpa im Gedränge mehrere Menschen ums
Leben.
fh/dpa/rtr - Bericht in Frankfurter Rundschau, 4.11.99
3.11.1999 Eine Augenzeugin berichtet, am letzten Tag vor der
Grenzöffnung hätten sich unter den wartenden
Flüchtlingen dramatische Szenen abgespielt. Zwei Frauen und
ein Kind seien auf der tschetschenischen Seite von
nachdrängenden Flüchtlingen zu Tode getrampelt
worden.
Reuters-Meldung in der Neuen Zürcher Zeitung, 5.11.99
3.11.1999 Einige der seit mehr als einer Woche an der Grenze
zu Inguschetien wartenden Flüchtlinge sterben laut Angaben
an Herzversagen.
1999 Country Reports on Human Rights Practices. Bureau of
Democracy, Human Rights, and Labor.
U.S. Department of State, February 25, 2000.
(http://www.state.gov/www/global/human_rights/1999_hrp_report/russia.html)
5.11.1999 Am Donnerstag konnten bereits einige tausend
Menschen den russischen Grenzposten passieren, der den
Flüchtlingsstrom einige Tage lang fast vollständig
blockiert hatte. Etwa zehntausend Menschen hatte tagelang auf der
Landstraße vor dem Grenzübergang campiert. In dem
Gedränge vor dem Grenzposten starben mindestens vier
Menschen. Der inguschetische Präsident Ruslan Auschew nannte
das Verhalten der russischen Militärs "eine Verhöhnung
der Flüchtlinge".
Berlin Online, 5.11.1999
19.11.1999 An
der Grenze zu Inguschetien sterben Flüchtlinge aufgrund des
Mangels an medizinischer Versorgung und Grundnahrungsmitteln.
Weil das russische Militär Flüchtlinge teilweise an der
Grenze zurückweist, müssen diese sich erneut den
Bombardierungen der Russen aussetzen.
Andrei Lytaew in der Frankfurter Rundschau, 19.11.99
22.11.1999 Der Amerikaner Chris Hunter, der seit Jahren in
Moskau ein Menschenrechtsbüro leitet, fuhr nach
Inguschetien, um sich ein eigenes Bild der Lage der
Flüchtling zu machen. Er sagt, dass die Situation von einem
chronischen Hilfsmangel geprägt sei. Die meisten
Flüchtlinge fliehen schon zum zweiten Mal innerhalb von
Jahren aus ihren Häusern. Die Menschen in den
Flüchtlingscamps bräuchten unbedingt Nahrungsmittel,
Wasser, Medikamente, angemessene Behausungen und warme Kleider.
Die meisten Krankheiten seien auf die Kälte
zurückzuführen. Ein Baby, Islam, 1 Jahr und 4 Monate
alt erfror, während Hunter im Flüchtlingslager war. Es
gibt viele Fälle von Tuberkulose. Die Gefahr, dass Seuchen
ausbrechen sei groß, die lokale Infrastrukur sei
zusammengebrochen.
War and human rights, www.hro.org/war/48.htm
Dezember
2.12.1999 Aufgrund der kalten Temperaturen im
Nord-Kaukasus sind tschetschenische Zivilisten, die nach
Inguschetien fliehen, nun in Lebensgefahr. Bereits im November
waren mindestens zwei Kinder im
Eisenbahnwaggon-Flüchtlingslager Sleptsovsk-Nord gestorben,
da sie keinen Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung
hatten.
Human Rights Watch, 2.12.1999
(http://www.hrw.org/press/1999/dec/chech1202.htm)
3.12.1999 Aufgrund von mangelnder medizinischer Versorgung
sind zwei Flüchtlingskinder im Alter von acht Monaten und
zwei Jahren gestorben. Die beiden Kinder lebten in einem
Eisenbahnwaggon in Sleptsowskaja.
Human Rights Watch/AP in Refugees Daily, 03. Dezember 1999
11.12.1999 In den überfüllten Flüchtlingslagern
in der benachbarten Republik Inguschetien, wohin die Mehrheit der
Flüchtlinge geflohen ist, breiten sich Krankheiten aus, und
die Menschen sterben an Kälte und allgemeiner
Erschöpfung.
World Socialist Web Site, 11.12.1999
(http://www.wsws.org/articles/1999/dec1999/chec-d11.shtml)
16.12.1999 Ein alter Mann ist vor zwei Tagen im Karabulak
Lager im Nord-Kaukasus erfroren.
AFP in Refugees Daily, 16.12. 1999
17.12.1999 Mehrere Kleinkinder unter den tschetschenischen
Flüchtlingen in einer engen Bergschlucht am Fluss Argun vor
dem ersten georgischen Grenzposten starben in den vergangenen
Tagen am Nachtfrost.
Florian Hassel in Frankfurter Rundschau, 18.12.1999
20.12.1999 Kürzlich starben zwölf alte Menschen an
Hunger und Kälte.
International Harald Tribune, 20.12.1999
Januar
10.1.2000 Die Flüchtlinge des Sputnik-Lagers
sind traumatisiert und berichten über Todesfälle, die
sie während ihrer Flucht beobachtet haben: 'Wer nicht sofort
tot war, fiel ins Wasser, und wir konnten nicht helfen, weil die
Russen weiter bombardierten", Leila Amajewa kann auch Tage nach
ihrer Ankunft im Flüchtlingslager nur unter Tränen
über die Flucht sprechen. Sie sah, wie ein russisches
Flugzeug einen Flüchtlingsbus, vollbesetzt mit Frauen und
Kindern beschoss, die Schreie der Verwundeten erfüllten die
Luft, erst nach Einbruch der Dunkelheit wagten sich einige der
Männer, "wenigstens die Kinder herauszuholen. Einige konnten
sie herausziehen, doch für andere war es zu
spät."
Henry Meyer AFP, 10.1.2000
23.1.2000 Der tschetschenische Gesundheitsminister Umar
Chambijew berichtet, dass in den unbeheizten Kellern Grosnys seit
21.1.2000 150 Zivilpersonen verhungerten und erfroren. Vor allem
Kinder und alte Menschen stürben dort an Hunger und
Kälte.
ap/afp/dpa-Bericht in Frankfurter Rundschau, 24.1.2000
24.1.2000 Interview mit alten, pflegebedürftigen
Menschen, die aus einem Altersheim in Grosny nach Inguschetien
kamen. Sie waren im Dezember von inguschetischen
Spezial-Polizei-Einheiten und von einer Reihe freiwilliger Helfer
aus der umkämpften Stadt gebracht worden. Sie hatten
monatelang ohne ausreichend Nahrung gelebt. Von den 89 geretteten
Menschen starben fünf auf dem Weg nach Inguschetien.
Während der zehnstündigen Reise im Bus (die
normalerweise nur 90 Minuten dauert), so berichtet eine Frau,
lehnte sich einer der Mitreisenden die ganze Zeit über mit
vollem Gewicht auf ihr Bein, so sehr, dass es danach eine
Zeitlang gelähmt war. Sie sei irritiert gewesen, bis sie
gemerkt habe, dass ihr Platznachbar tot war. Jetzt leben die
alten Menschen in einem spartanischen Gebäude, das innen
über keine sanitären Anlagen verfügt. Sie sind
dort untergebracht, weil es in Inguschetien keine Altenheime
gibt. Ein Mitarbeiter erzählt, es sei unvorstellbar in
Inguschetien, dass sich eine Familie nicht um ihre eigenen
Angehörigen kümmere.
TIME Europe, 24.1.2000
www.time.com/time/europe/webonly/chechnya/diary1.html
9.2.2000 Während die russische Luftwaffe gestern den
Süden Tschetscheniens unter Beschuss nahm, flohen massenhaft
Zivilisten. Mindestens 24 Flüchtlinge sollen dabei
getötet worden sein. Die Weltgesundheitsorganisation
fügte hinzu, dass zehntausende Tschetschenen in Gefahr
seien, an Tuberkulose zu erkranken. Gründe für den
Ausbruch der Krankheit könnten die Überfüllung der
Lager und die schlechte medizinische Versorgung sein.
Refugees Daily, 10.2.2000