Bozen, Köln, Göttingen, 26. April 2004
"Unrechtsstaat Türkei - Nicht in die EU!", diese
Forderung wird die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) mit einer Mahnwache während der Feierlichkeiten
anlässlich der Gründung der Türkisch-Deutschen
Industrie- und Handelskammer mit Bundeskanzler Gerhard
Schröder und dem türkischen Ministerpräsidenten
Recep Tayyip Erdogan am kommenden Dienstag in Köln erheben.
Mit drei Transparenten wird die GfbV als
Menschenrechtsorganisation ihre Argumente gegen einen schnellen
EU- Beitritt der Türkei vortragen: 20 Millionen Kurden
werden bis heute Bürger- und Minderheitenrechte
vorenthalten, 2,5 Millionen Kurden - überwiegend
bäuerliche Familien - wurden aus ihren Dörfern
vertrieben und in türkischen Gefängnissen
verbüßen 6.500 kurdische politische Häftlinge
meist langjährige Strafen. Die GfbV-Menschenrechtsaktion
wird unterstützt von den kurdischen Organisationen KOMKAR
und KDP Türkei (Kurdische Demokratische Partei
Türkei).
Die Kurden in der Türkei wurden im Namen des türkischen
Nationalismus 80 Jahre lang gnadenlos unterdrückt. Schon in
den 20er Jahren wurden mehrere hunderttausend Kurden ermordet und
über eine Million in die Westtürkei deportiert. In dem
türkisch-kurdischen Krieg 1980 bis 1999 starben 40.000
Menschen, unter ihnen 35.000 Kurden.
Heute vegetieren 2,5 Millionen verelendete kurdische Bauern am
Rande der Großstädte. Türkische Truppen haben
ihre 3.428 Dörfer und Weiler während des Krieges
zerstört. 6.500 Kurden, unter ihnen die kurdische
Parlamentarierin Leyla Zana, sind als politische Gefangene
inhaftiert wegen angeblichen Separatismus oder unter dem Vorwurf
des Terrorismus. Die türkischen Generäle jedoch, die
für Verfolgung der kurdischen Zivilbevölkerung und
schwere Menschenrechtsverletzungen hauptverantwortlich sind,
wurden von keinem Gericht belangt. Es wird weiter gefoltert, wenn
auch nicht mehr so offen.
Die türkische Regierung hat Reformen für die
Minderheiten, das heißt vor allem für die 20 Millionen
Kurden angekündigt. Die verfolgte und verbotene kurdische
Sprache soll erlaubt werden. Doch bisher darf sie nur in zwei
Städten in kleinem privaten Kursen gelehrt werden,
ständig überwacht von Sicherheitskräften.
Deutschland ist wichtigster Handelspartner der Türkei. Doch
dies allein kann kein Argument für den EU-Beitritt sein, so
lange es für die Kurden keine Bürger- und
Minderheitenrechte gibt.
Siehe letztes Dossier der GfbV "Türkei: Kein Ende der Kurdenverfolgung"