Bozen, 27. Juli 2005
Erst vor wenigen Wochen zeichnete die Langer-Stiftung der
bosnische Psychiaterin für ihr Engagement zugunsten des
Zusammenlebens in Bosnien aus. Am Samstag spielt die Belgrader
Fußballmannschaft "Roter Stern" in Bozen. Der ermordete
Tschetnik-Führer Zeljko Raznjatovic, bekannt als Arkan,
rekrutierte aus der Fan-Gemeinde des "Roten Sterns" Belgrad
Mitglieder für seine Terror-Banden in Bosnien. Der
ehemalige, in Westeuropa berüchtigte, serbische Kriminelle
erfüllte vor allem die Aufgabe, die Ergebnisse des
serbischen Angriffkrieges im Norden, Osten und Westen Bosniens
unumkehrbar zu machen. Durch planmässigen Terror -
Misshandlungen, Folterungen sowie massenweise Vergewaltigungen
und Morde - haben seine Einheiten die überlebende
nichtserbische Bevölkerung aus dem Lande gejagt und somit
die "ethnische Säuberung" als Massenvertreibung
durchgesetzt. Durch planmässige Ausplünderung und
Zerstörung des Eigentums vor allem der bosnischen Muslime
konnte Arkan die Lebensleistung von grossen Teilen der bosnischen
Bevölkerung zerstören.
Bis heute wird den von Arkans Truppen Vertriebenen die
Rückkehr in ihre Heimatorte verwehrt. Jedes der
Totenbücher der bosnischen Städte, weist heute
erschreckende Zahlen Ermordeter auf. Das Internationale Tribunal
bezeichnet diese "ethnische Säuberung" als Völkermord.
Tausende seiner Anhänger bilden heute mafiöse
Strukturen in Serbien und Bosnien-Herzegowina. Die
paramilitärische Formation der "Tiger" wurde im
Frühjahr 1991 auf Geheiß von Slobodan Milosevic in
einem Kasernenkomplex nordwestlich von Belgrad (Übernahme
des Zentrums für militärische Ausbildung des serbischen
Innenministeriums und Mobilisierung von Hunderten von
Anhängern des FC "Roter Stern" Belgrad durch "Arkan") ins
Leben gerufen. "Arkan", der seinen Reichtum zunächst
Raubüberfällen in Westeuropa und seiner Tätigkeit
im Waffen- und Benzinschmuggel verdankte, war in den 70er Jahren
für mehrere Morde und Raubüberfälle in Italien
(Mailand, 1.02.74), Schweden (Stockholm, April 1974) und Belgien
(Brüssel 1975, dort 4 Jahre Haft) verantwortlich. Ebenfalls
in den 70er Jahren war er für den gefürchteten
Geheimdienst UDBA des kommunistischen Jugoslawien
tätig.
Die von "Arkan" kommandierte paramilitärische Einheit, "die
Tiger", waren an Massentötungen, Vergewaltigungen,
Mißhandlungen und Folterungen sowie Deportationen
beteiligt. Sie unterstanden dem serbischen Geheimdienst und
operierten oft gemeinsam mit der jugoslawischen Volksarmee. Mit
Erlaubnis der serbischen Behörden konnte "Arkan"
regelmäßig geplündertes Gut aus Bosnien -
Herzegovina nach Serbien transportieren. Die Regierung Milosevic
übergab dem Führer der "Tiger" die Kontrolle von
staatlichen Tankstellen zum Schmuggeln von Treibstoff nach
Bosnien. "Arkan" ar auch Besitzer des Fußballvereins FK
Obilic Belgrad. Besondere Spezialität "Arkans" war die
Liquidierung bosniakischer Intellektueller und sonstiger
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Er war an der
Einrichtung von Internierungs- und Konzentrationslagern in
Bosnien beteiligt. Primäres Motiv "Arkans" war nach einem
internen Papier der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) "nicht der
Kampf gegen den Feind, sondern der Raub von Privateigentum und
die unmenschliche Behandlung von Bürgern". 1996 beteiligte
sich Arkan mit der neugegründeten Partei der Serbischen
Einheit an den bosnischen Wahlen und erhielt 225.000 US-Dollar
von der OSZE.
Quellen:
Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte Wien
Beiträge der Nachrichtenmagazine Focus, Spiegel, Stern
Bassiouni-Report, Chikago/Genf
Die italienische Zeitung Diario (Alberto Nerazzini).
Spiel wurde abgesagt, als die Presseerklärung bereits veröffentlicht war.