Bozen, Göttingen, 27. September 2007
Die zehn kleineren Minderheiten des Kosovo müssen als
dritter Partner an den morgen beginnenden Verhandlungen der so
genannten Kosovo-Troika (EU, USA und Russland) mit Serben und
Albanern beteiligt werden, fordert die Gesellschaft für
bedrohte Völker International. "Wenn der Grundstein eines
neuen multiethnischen Kosovo gelegt wird, dürfen jene nicht
ausgeschlossen bleiben, die die eigentliche Vielfalt der
Sprachen, Kulturen und Religionen im Kosovo repräsentieren",
sagte der Präsident der GfbV International, Tilman
Zülch, am Donnerstag in Göttingen. "Die Minderheiten
werden bis heute benachteiligt, verfolgt oder diskriminiert. Und
ausgerechnet ihre Stimme bleibt ungehört, wenn die
Mächtigen der Welt über den endgültigen Status der
Provinz entscheiden wollen! Die Minderheiten - die
slawisch-muslimischen (Goranen, Torbesch/Pomaken und Bosniaken),
jene indischer Abstammung (die Roma, Aschkali und
"Kosovo-Ägypter"), die letzten Juden, Kroaten und
Tscherkessen und nicht zuletzt die Türken brauchen, wie die
Serben im Kosovo, regionale und personale
Selbstverwaltung."
Die GfbV International fordert für die Kosovo-Minderheiten
ein Autonomie- Statut nach dem Beispiel der Region Südtirol
in Italien. Danach sollte die ganz überwiegend von Serben
bewohnte Region nördlich des Ibar und mehrheitlich von
Minderheiten bewohnte Enklaven regionale Selbstverwaltung
erhalten. Eine Personalautonomie muss darüber hinaus einen
Proporz vorsehen, nach dem die ethnischen Minderheiten
entsprechend ihrer Prozentzahl an öffentlichen Stellen und
staatlichen Wohnungsprogrammen beteiligt werden. Von Albanern
zerstörte Roma- und Aschkali- Dörfer müssen wieder
aufgebaut und die Grundstücke zurückgegeben werden.