Bozen, Göttingen, 15. Oktober 2007
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Montag begrüßt, dass die Europäische Union einen
Einfuhrstopp für Edelsteine und Edelmetalle aus Burma
verhängen will. "Das Edelstein-Embargo ist wichtig, da es
der Junta eine der bedeutendsten Einnahmequellen nimmt",
erklärte der GfbV-Burmaexperte Ulrich Delius. Für
Burmas Minderheiten sei der Raubbau an Edelmetallen zum Fluch
geworden, da er ihre Umwelt und Gesundheit gefährde. Die
GfbV warnte vor einem Unterlaufen des Embargos, da schon heute
ein Großteil der Edelsteine illegal nach Indien, Thailand
und China exportiert werde.
Nachdrücklich kritisierte die GfbV das Schweigen deutscher
Juweliere zum Import von Edelsteinen aus Burma. "Es spricht nicht
für ethisches Bewusstsein deutscher Juweliere, dass sie erst
auf einen Beschluss der Politik warten, bevor sie den
umstrittenen Burma-Handel einstellen", erklärte Delius. In
Großbritannien, Frankreich, Italien und den USA hätten
hingegen führende Juweliere bereits zum Boykott des
Burma-Geschäfts aufgerufen.
Allein der Handel mit Rubinen und anderen Edelsteinen habe der
staatlichen Firma "Myanmar Gems Enterprise" nach offiziellen
Angaben zwischen April 2006 und März 2007 Einnahmen in
Höhe von 297 Millionen US-Dollars verschafft. Dreimal im
Jahr lade Myanmar ausländische Händler zu
Edelstein-Auktionen ein. Bei der letzten Versteigerung im
März 2007 seien Steine im Wert von 185 Millionen US-Dollars
umgesetzt worden. Damit sei die Ausfuhr von Edelsteinen neben dem
Handel mit Teak-Holz sowie mit Erdöl und Erdgas, der
bedeutendste Devisenbringer des Landes.
Abgebaut würden die Edelmetalle und -steine auf dem Land
ethnischer Minderheiten im Norden und Osten Burmas. Betroffen
seien von den Folgen dieses Raubbaus vor allem die christlichen
Kachin, die Shan und Mon. So seien bei den Kachin Flächen
von der Größe Schleswig-Holsteins für den
Goldabbau von der Junta freigegeben worden. Durch den Einsatz von
Quecksilber und Zyanid beim Abbau des Goldes seien zahlreiche
Flüsse verseucht worden, die Menschen könnten sich
nicht mehr wie traditionell vom Fischfang ernähren. Das von
der Junta kontrollierte Unternehmen "Northern Star Minerals" sei
der wichtigste Bergwerksbetreiber. Die Edelsteine würden in
über eintausend Minen abgebaut, zu denen Ausländer
keinen Zutritt hätten. Burma bringe 90% aller Rubine in der
Welt auf den Markt und setze auf einen Ausbau dieses Handels. So
seien im Jahr 2007 weitere 215 Förderlizenzen für Jade
und Edelsteine vergeben wurden (davon 99 im Bundesstaat Kachin
und 77 in der Region der Shan).