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Bozen, Göttingen, 31. Oktober 2008
Flüchtlinge im Gebiet von Songolo, 40 Km südlich von Bunia, 30.10.2008.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Freitag vor der Entsendung einer humanitären Schutztruppe
der Europäischen Union (EU) in die von Rebellen umlagerte
Stadt Goma im Osten des Kongo gewarnt. "Der Zivilbevölkerung
in Goma ist in ihrer katastrophalen Lage mit der kurzfristigen
Entsendung französischer Soldaten nicht geholfen, da sie die
Spannungen zwischen den Rebellen unter General Laurent Nkunda und
der Regierung des Kongo nur weiter schüren würde",
erklärte der GfbV- Afrikareferent Ulrich Delius. Die EU
müsse stattdessen ihren diplomatischen Druck auf die
Regierungen des Kongo, Ruandas sowie auf die Rebellen
erhöhen, um eine Verhandlungslösung zu erreichen.
Außerdem müsse die UN-Friedenstruppe MONUC endlich ein
klares Mandat und mehr Unterstützung erhalten.
Der französische Außenminister Bernard Kouchner hatte
gestern vorgeschlagen, eine humanitäre Interventionstruppe
der EU nach Goma zu entsenden, um der bedrängten
Zivilbevölkerung beizustehen. "Traditionell kommen für
solche Einsätze nur französische Soldaten in Frage, da
sie relativ schnell in der Region einsatzbereit sind", sagte
Delius. "Doch eine Entsendung französischer Soldaten
könnte die Kämpfe in der Krisenregion eskalieren
lassen, da Frankreich von den Rebellen, die der Regierung Ruandas
nahe stehen, nicht als neutral angesehen wird." Das Misstrauen
gegenüber Frankreich sei unter Ruandas Verbündeten noch
immer groß, weil die französische Regierung für
den Völkermord in Ruanda an rund einer Million Tutsi 1994
mitverantwortlich gewesen sei.
"Auch ist die Situation im Osten des Kongo heute anders als im
Juni 2003, als die EU unter Führung französischer
Soldaten im Rahmen der Operation Artemis eine humanitäre
Interventionstruppe in die Stadt Bunia im Osten des Kongo
entsandte", berichtete Delius. Damals waren vor allem die
Rebellen für schwerste Menschenrechtsverletzungen
verantwortlich, heute sind es die kongolesischen
Regierungssoldaten. Sie verüben 80 Prozent der
Menschenrechtsverletzungen in der Region. Angesichts
plündernder und mordender Soldaten müsse sich die EU
fragen lassen, warum die von ihr mit 16 Millionen Euro und 60
Beratern großzügig unterstützte Reform der
kongolesischen Armee gescheitert sei.
Auch die UN-Friedenstruppe MONUC werde von der kongolesischen
Armee instrumentalisiert. Aufgrund ihres doppeldeutigen Mandates
des Weltsicherheitsrates werde die MONUC immer wieder gezwungen,
ihre Neutralität aufzugeben. So müsse sie einerseits
die Zivilbevölkerung vor Übergriffen aller
Konfliktparteien schützen, andererseits aber auch gemeinsam
mit der kongolesischen Armee Hutu-Rebellen bekämpfen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071123ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070829ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060517de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060320de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060310ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060306de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060210de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060206de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060124de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/pigmei-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/uganda.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/ruanda-dt.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/ruanda/ruan-de.html
in www: www.irinnews.org/audiofiles/drc_forcedflee_low.html
| www.irinnews.org/Report.aspx?ReportId=81177
| www.monuc.org/Home.aspx?lang=en
| www.ictr.org