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Bozen, Göttingen, 1. März 2010
Die Körper von ertrunkenen somalischen und äthiopischen Flüchtlingen in Jemen, 2005. ©SHS/N. Bajanoub, September 2005.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Montag vor einer "Politisierung der humanitären Hilfe"
für Somalia gewarnt, da sie die Versorgung von einer Million
Notleidenden gefährdet. Der radikal- islamischen Al
Shabaab-Miliz und der US-Regierung warf die GfbV vor, auf Kosten
der Menschen in Not einen Machtkampf auszutragen. Die
Menschenrechtsorganisation appellierte an die Arabische Liga und
die Organisation der Islamischen Konferenz, sich um eine
Vermittlung zu bemühen, damit die humanitäre Versorgung
Süd- und Zentral-Somalias sichergestellt wird.
"Humanitäre Hilfe darf nicht an politische Bedingungen
geknüpft werden", forderte der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius. "Die muslimische Welt muss jetzt aktiv werden, um eine
weitere Verschärfung der Hungerkatastrophe in Somalia zu
verhindern." Nur die 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga und
die 57 in der Organisation der Islamischen Konferenz vertretenen
Länder hätten vielleicht noch Einfluss auf die Al
Shabaab-Miliz.
Die Islamisten hatten am gestrigen Sonntag einer Wiederaufnahme
der humanitären Hilfe des Welternährungsprogramms der
Vereinten Nationen (WFP) in Süd- und Zentral-Somalia eine
klare Absage erteilt. Das WFP hatte seine Arbeit dort wegen
mangelnder Sicherheit und immer maßloseren Forderungen der
Miliz am 3. Januar 2010 einstellen müssen. Die Islamisten
werfen dem WFP unter anderem vor, politisch nicht neutral zu sein
und sich von den USA für Spionage instrumentalisieren zu
lassen. "Die Vorwürfe sind haltlos", sagte Delius, " das WFP
hat immer ohne politische Rücksichtnahme allen Hungernden in
Somalia geholfen."
Auch die US-Regierung kritisiert das WFP. Sie beschuldigt die UN-
Organisation, den Missbrauch humanitärer Hilfe nicht
ausreichend zu unterbinden. So seien Hilfsgüter von Al
Shabaab weiterveräußert worden, um Waffen zu kaufen,
behauptet Washington. Eine interne Untersuchung des WFP ergab
keine Beweise für diesen Vorwurf. Die US-Regierung, der
bedeutendste Geldgeber der Somalia-Hilfe, verringerte daraufhin
im Jahr 2009 seinen Beitrag zum Hilfseinsatz von 270 Millionen
auf 90 Millionen US- Dollars. Auch soll die Unterstützung
nur unter der Bedingung geleistet werden, dass davon keine
Schmiergelder für das Passieren von Straßensperren und
für die Nutzung von Lagerhäusern und Häfen gezahlt
werden. Außerdem sollen Hilfsorganisationen in Zukunft
melden, wenn Islamisten von der Unterstützung profitieren.
"Diese Bedingungen sind weltfremd und können von keinem
Helfer umgesetzt werden", kritisierte Delius. "In den meisten
humanitären Krisenregionen werden Schmiergelder gezahlt, um
Hilfstransporte zu ermöglichen. Wer für Somalia anderes
verlangt, misst aus politischen Gründen mit zweierlei
Mass."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100212de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100105de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090821de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090807de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090417de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090416de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/081118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070209de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070919de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061228de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061227de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061218de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Somalia
| http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopien
| www.flickr.com/photos/unhcr/