In: Home > News > Darfur. Friedensvertrag bringt kein Ende der Gewalt
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Bozen, Göttingen, 13. Dezember 2010
Flüchtlingskinder in einem Lager in Sam Ouandjam/Darfur. Foto: NR_UNHCR.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Montag über eine massive Zunahme von Übergriffen auf
Menschenrechtler und Regimekritiker im Westen des Sudan
berichtet. "Seit Wochen nehmen Willkür und Gewalt in Darfur
stetig zu", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in
Göttingen. "Während Menschenrechtler, Journalisten und
Studenten im Westen des Sudan verhaftet werden, wendet sich die
Welt von Darfur ab." Denn der drohende Krieg im Südsudan
überschattet die dramatische Zuspitzung der Lage im Westen
des Sudan.
Systematisch versuche die Regierung in Khartum, die Situation in
Darfur schön zu reden. Noch vor dem 19. Dezember 2010 will
sie mit der Unterzeichnung eines Friedensvertrages mit der
militärisch relativ unbedeutenden "Bewegung für
Freiheit und Gerechtigkeit" (LJM) in Doha (Qatar) international
den Eindruck erwecken, der Konflikt in Darfur sei beendet. "Doch
so lange die Ursachen der Gewalt nicht beseitigt sind, ist ein
Friedensvertrag nicht das Papier wert, auf dem er geschrieben
ist", warnte Delius.
Die Verhandlungspartner in Doha behaupten, die meisten zwischen
Darfuris und der sudanesischen Regierung strittigen Fragen
geklärt zu haben. "Doch in Darfur deutet nichts darauf hin,
dass die sudanesische Regierung an einem dauerhaften Frieden
interessiert ist", sagte Delius. "Im Gegenteil: Übergriffe,
Rechtlosigkeit und Spannungen zwischen ethnischen Gruppen haben
seit Januar 2010 deutlich zugenommen." Die so genannte "Darfur-
Friedensstrategie" der sudanesischen Regierung stößt
bei der lokalen Bevölkerung auf breite Ablehnung. "Die
internationale Gemeinschaft interessiert sich wenig für die
Kritik der Darfuris und setzt stattdessen auf leere
Versprechungen Khartums, denen leider keine Taten folgen",
kritisierte Delius.
Tatsächlich ist die Lage im Westen des Sudan katastrophal.
Mit Einschüchterungen und Verhaftungen schaffen die
Behörden unter Nichtregierungsorganisationen ein Klima der
Angst. Vergeblich warten die Menschen auf Gerechtigkeit. So wurde
trotz gegenteiliger Versprechungen nichts von den Behörden
unternommen, um die Verantwortlichen für ein Massaker an 64
Zivilisten zur Rechenschaft zu ziehen, das am 2. September 2010
in dem Dorf Tabra (Nord-Darfur) verübt wurde. Nicht
ansatzweise gibt es eine glaubwürdige und unabhängige
Justiz. Das Schicksal von drei Millionen Vertriebenen ist noch
immer ungeklärt. Viele Menschen wollen in ihre
Heimatdörfer zurückkehren, doch die Regierung will ihre
Vertreibung legalisieren und die Flüchtlinge mit Geld aus
der arabischen Welt in der Nähe ihrer Lager ansiedeln. Doch
nur wenig finanzielle Hilfe kommt tatsächlich in der
verarmten Region an. So warf der Vorsitzende des Fonds für
den Wiederaufbau Darfurs, Dr. Mohamed Al Tayeb Tijani, der
sudanesischen Regierung im November 2010 vor, 760 Millionen
US-Dollars an Hilfsgeldern für Darfur unterschlagen zu
haben. Auch die Gewalt gegen Frauen hält weiter an. So
wurden letzte Woche erneut sechs Frauen und Mädchen in der
Umgebung des Flüchtlingslagers Zamzam von Regierungssoldaten
vergewaltigt.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101026de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101005de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100817de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100728de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100623de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100531de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100527de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100423de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100222de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100208de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091109de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-delius.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-ibra.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-mande.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-de.html
in www: www.justice4darfur.org |
www.wantedforwarcrimes.org
| [pdf]
www.gfbv.de/reedit/openObjects/openObjects/show_file.php?type=inhaltsDok&property=download&id=822
| web.amnesty.org/library/index/engafr541392004
| www.hrw.org/doc?t=africa&c=sudan