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Katastrophale Lage in Darfur: Seit Mai 1.220 Tote bei Kämpfen, 110.000 neue Flüchtlinge

Sudan: Weltsicherheitsrat berät über neues Mandat für UNAMID-Friedenstruppen im Westen des Sudan

Bozen, Göttingen, 28. Juli 2010

Flüchtlingskinder in einem Lager in Sam Ouandjam/Darfur. Foto: NR_UNHCR. Flüchtlingskinder in einem Lager in Sam Ouandjam/Darfur. Foto: NR_UNHCR.

Als katastrophal bezeichnete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch die Lage der Zivilbevölkerung im seit sieben Jahren umkämpften Westen des Sudan. "Seit Mai 2010 sind mindestens 1.221 Menschen bei Kämpfen in Darfur getötet worden", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Mehr als 110.000 Menschen mussten seit Februar 2010 aufgrund von militärischen Auseinandersetzungen aus ihren Dörfern fliehen. Sowohl im Süden als auch im Norden Darfurs ist die Versorgung zehntausender Not leidender Zivilisten durch immer neue Kämpfe gefährdet."

Die GfbV appellierte daher an die Mitgliedstaaten im Weltsicherheitsrat, bei der Verabschiedung eines neuen Mandates für die UNAMID-Friedenstruppen in Darfur einen wirksameren Schutz der Zivilbevölkerung zu fordern und nicht mit dem Wiederaufbau des Landes zu beginnen, wie von den arabischen Staaten gewünscht. "Insbesondere muss ab sofort eine Null-Toleranz gegenüber Behinderungen der UNAMID und humanitärer Organisationen durch sudanesische Behörden gelten", forderte Delius. Der Weltsicherheitsrat entscheidet am Donnerstag über die Fortführung der UNAMID.

Die sudanesischen Behörden haben die Arbeit der Blauhelme in den letzten Monaten systematisch behindert. Insbesondere Aufklärungsflüge der UNAMID-Hubschrauber, um Truppenbewegungen festzustellen und präventive Maßnahmen für den Schutz der Zivilbevölkerung einzuleiten, werden mit Flugverboten blockiert. So durften die Hubschrauber zwischen März und Juni 2010 nur 94 Trainingsflüge absolvieren, mehr als 90 beantragte Flüge wurden nicht genehmigt. Ende Mai wurden in Süd-Darfur sogar alle Flüge für zwei Wochen untersagt. Nach UN-Angaben nehmen die Restriktionen immer mehr zu. Während im Mai 21 Prozent der Flüge nicht gestattet wurden, waren es im Juni bereits 77 Prozent.

"Die Zahl der Todesopfer in Darfur ist im ersten Halbjahr 2010 bereits deutlich höher als im gesamten Vorjahr, als 832 Menschen bei Kämpfen starben", erklärte Delius. "Die Darfuris sind von der UNAMID enttäuscht. Augrund der mangelnden technischen und finanziellen Ausstattung können die Blauhelme keinen ausreichenden Schutz gewährleisten. Trotz der fünf von Äthiopien zur Verfügung gestellten Hubschrauber, fehlen weitere 18 Helikopter, um Darfur, ein Gebiet von der Größe Frankreichs, wirksam zu kontrollieren. "Das Hubschrauber-Debakel ist typisch für das mangelnde Interesse der internationalen Gemeinschaft an einer funktionierenden UNAMID", erklärte Delius. "So fehlen der UNAMID-Friedenstruppe auch drei Jahre nach Erteilung des Mandates durch den Weltsicherheitsrat (31.7.2007) noch immer 4.000 Soldaten und Polizisten, um die damals geplante Sollstärke von 25.987 Sicherheitskräften zu erreichen."