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Somalia: Radikal-islamische Miliz köpft Viehhirten

Menschenrechtsverletzungen schüren Krieg und Hungersnot - Kritik an Europas Somalia-Politik

Bozen, Göttingen, 25 Juli 2011

Die Lage der Bürgerkriegsflüchtlings in Somalia ist weiterhin dramatisch. Foto: UNHCR / M. Sheik Nor / July 2009. Die Lage der Bürgerkriegsflüchtlings in Somalia ist weiterhin dramatisch. Foto: UNHCR / M. Sheik Nor / July 2009.

Die radikal-islamische Al Shabaab-Miliz in Somalia hat mehrere Viehhirten öffentlich geköpft, weil sie ihre wenigen, die Hungersnot überlebenden Tiere nicht aushändigen wollten. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wurden zwei Hirten am vergangenen Samstag in dem Ort Afgoye 30 Kilometer südlich der somalischen Hauptstadt Mogadischu hingerichtet. Ihre Leichen wurden auf Geländewagen durch die Stadt gefahren, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Über Lautsprecher forderten die Milizen die Einwohner auf, der Hinrichtung von drei weiteren Viehhirten beizuwohnen, die bei dem Zwischenfall am vergangenen Freitag ebenfalls verhaftet worden waren. Bereits im April 2011 hatte die Miliz vier Menschen geköpft, denen sie Spionage vorwarf.

"Der Krieg und die Hungersnot in Somalia werden durch Menschenrechtsverletzungen aller Konfliktparteien immer weiter angeheizt", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. Al Shabaab-Milizionäre gehen mit großer Brutalität gegen Zivilisten vor, die ihre Anordnungen nicht beachten und behindern willkürlich internationale Nothilfe. Die von der Europäischen Union (EU) unterstützten Regierungsstreitkräfte setzen Kindersoldaten ein, obwohl die somalische Regierung mehrfach versichert hat, diesen Missstand zu beenden. "Die von der EU geförderte Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AMISOM) ist gefürchtet, weil sie in Mogadischu Wohnviertel beschossen und so entscheidend zum Exodus von mehr als 100.000 Einwohnern beigetragen hat."

"Es ist zu wenig, nur Hungerhilfe zu leisten, um das Massensterben in Somalia aufzuhalten", sagte Delius. "Wenn sich die internationale Gemeinschaft nicht endlich engagierter für Frieden in dem umkämpften Land einsetzt, werden in den nächsten sechs Monaten zehntausende Somalier sterben."

Auch die Politik der EU, die trotz der Hungerkatastrophe auf eine militärische Lösung in Somalia setzt, kritisierte der Menschenrechtler. "Europa muss endlich nach politischen Lösungen des Konflikts suchen, statt den Krieg weiter anzuheizen." Zurzeit wird in der EU darüber beraten, noch mehr Soldaten für die Übergangsregierung Somalias ausbilden zu lassen. Regelmäßig laufen diese Soldaten nach kurzer Zeit zu den islamischen Milizen über. Seit 2010 wurden bereits mehr als 2.000 Soldaten von EU- Ausbildern unterwiesen.