In: Home > News > Libyen: Gaddafis Flucht und die Tuareg. Tuareg sind die Verlierer des Umbruchs in Libyen
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Bozen, Göttingen, 7. September 2011
Die Tuareg in Liyben haben sich dem Aufstand gegen Gaddafi angeschlossen. Foto: 10 Ninjas Steve/flickr.
Unter Libyens Tuareg wächst die Angst vor neuer
Ausgrenzung und Diskriminierung nach dem Sturz des
Gaddafi-Regimes. Die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) in Göttingen berichtete am Mittwoch, dass rund 500
Tuareg aus der Region Ghadames im Südwesten Libyens in den
vergangenen Tagen im Nachbarland Algerien Schutz und Zuflucht
gesucht haben. Außerdem warne die "Koordination der Tuareg
in Libyen" vor Übergriffen und bezeichne die Lage der
Ureinwohner im Land als "katastrophal". Der GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius warnte: "Es ist fatal für die Tuareg, dass sie
pauschal als Gefolgsleute Gaddafis dargestellt werden und ihnen
sogar eine führende Rolle bei der Flucht des Diktators
beigemessen wird. Damit wird einerseits ihr politischer Einfluss
in Nordwestafrika überschätzt und gleichzeitig die
Vielfalt der Tuareg- Bewegung ignoriert. Denn auch
Repräsentanten der 600.000 in Libyen lebenden Tuareg wurden
von Gaddafis Schergen bedroht und mussten deshalb das Land
verlassen."
Delius befürchtet, dass die Tuareg wieder einmal zu den
großen Verlierern des Umbruchs in Nordafrika werden. Weil
Gaddafi seit Beginn der 90er- Jahre Tuareg-Freiheitsbewegungen im
Norden Malis und Nigers unterstützte und aus diesem Kreis
nun auch Söldner anwarb, um die Aufständischen in
seinem Land zu bekämpfen, werden alle Tuareg kollektiv
für "Anhänger des Diktators" gehalten. "Dabei haben die
meisten der in Libyen lebenden Tuareg nichts mit diesen
Söldnern zu tun und standen Gaddafi kritisch gegenüber,
weil er die Existenz nicht-arabischer Völker in Nordafrika
lange Zeit leugnete", sagte der Menschenrechtler. Nach Libyen
kamen die meisten Tuareg auf der Suche nach Arbeit, nachdem die
Dürrekatastrophen in der Sahelzone in den 70er-Jahren ihre
Viehherden und wirtschaftliche Existenz vernichtet hatten.
Zudem waren die Tuareg-Kämpfer in Mali und Niger niemals
besonders enge Gefolgsleute Gaddafis. "Der Diktator
instrumentalisierte die Tuareg genauso wie Freiheitsbewegungen im
Tschad, Sudan und anderen Staaten, um Afrika zu destabilisieren",
berichtete Delius. "Mehrfach hat Gaddafi ihnen die
Unterstützung entzogen, wenn es ihm opportun erschien." Nun
zu vermuten, dass die Tuareg Gaddafi Asyl vermitteln würden,
sei unrealistisch. Denn in keinem Staat Nordwestafrikas haben die
Tuareg so eine Machtposition, um Schutz für den ungeliebten
Diktator zu gewährleisten. "Sie sind selber in diesen
Ländern in einer äußerst schwierigen Situation
und dafür ist Gaddafi maßgeblich
verantwortlich."
Der Umbruch in Libyen trifft die Tuareg zu einem schwierigen
Zeitpunkt. Denn seit der weltweite Kampf gegen den Terrorismus
sich auch gegen "El Kaida im Maghreb" (AQMI) richtet, leiden sie
unter der Militarisierung der Sahara. So ist der Tourismus
zusammengebrochen, der als wirtschaftlich wichtige Einnahmequelle
der Tuareg gilt.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110823de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110316de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110315de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110308de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110307de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110301de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110228de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110224de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110223de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110222de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110221de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110217de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110213de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100506de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050617de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030620de.html
| www.gfbv.it/3dossier/me/libyen.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Tubu
| http://de.wikipedia.org/wiki/Berber
| http://de.wikipedia.org/wiki/Libyen
| www.makabylie.org