In: Home > News > Chile / Mapuche: Politische Gefangene treten in Hungerstreik
Bozen, 14. Juli 2010
Friedlicher Mapuche-Protestmarsch in Santiago, Chile, 13.5.2006.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist sehr
besorgt um die möglichen gesundheitlichen Folgen des
Hungerstreiks der politischen Gefangenen der Mapuche in den
Gefängnissen von Concepción und Temuco im
südlichen Chile. Seit Montag, den 12. Juli haben über
20 Mapuche einen unbefristeten Hungerstreik begonnen, mit dem sie
das Ende der Anwendung des Anti-Terror-Gesetzes (Gesetz 18.314)
aus der Zeit der Militärdiktatur, das Ende der doppelten
Prozesse (sowohl nach militärischer als auch ziviler
Rechtssprechung) für das gleiche Vergehen und das Ende der
Anklagen durch anonyme Zeugen fordern Sie protestieren auch gegen
Folter, die mit Gewalt erzwungenen Geständnisse, die
maßlose Anwendung der Untersuchungshaft und fordern die
Entmilitarisierung der Mapuche-Gemeinschaften und Regionen.
Laut der Chilenischen Ethischen Kommission (CECT) gibt es in
Chile zur Zeit 57 politische Mapuche-Häftlinge (darunter
zwei Minderjährige), wenn man aber die Mapuche in
Untersuchungshaft dazu zählt, so steigt die Zahl der
politischen Häftlinge auf 96. Dieselbe Kommission hat auch
die massive Anwendung von Folter gegen Mapuche
dokumentiert.
Obwohl Chile 2005 vom Interamerikanischen Gerichtshof für
Menschenrechte wegen der Anwendung der militärischen
Rechtssprechung gegen Zivilpersonen verurteilt wurde, sind zur
Zeit sieben bereits inhaftierte Mapuche wegen dem selben
angeblichen Vergehen unter zweifachen Prozess, einem nach
militärischer Rechtssprechung und einem nach ziviler
Rechtssprechung. Die angeklagten Mapuche werden ausserdem noch
immer nach den aus der Zeit der Militärdiktatur erlassenen
Anti-Terror-Gesetz beurteilt obwohl sich verschiedene Gremien der
vereinten Nationen klar gegen die Anwendung des Gesetztes in
Fragen, die mit sozialen Forderungen verbunden sind,
ausgesprochen haben.
Die Mapuche-Häftlinge in Hungerstreik fordern ausserdem
gerechte Prozesse ohne den gebrauch von anonymen Zeugen, deren
Identität den Angeklagten und deren Anwälten geheim
gehalten wird, sodass diese keine Möglichkeit haben, die
Glaubwürdigkeit der Zeugen und deren Aussagen zu
überprüfen. Auch die Praxis der Untersuchungshaft, die
es dank der andauernden Verschiebung der Prozesse
ermöglicht, Angeklagte auch bis zu zwei Jahren ohne Prozess
im Gefängnis festzuhalten, ist in Chile, wie auch der
Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte
hervorhebt, keine Ausnahmemassnahme sondern gewöhnliche
Praxis, auch ohne dass diese notwendig wäre.
Die Gesellschaft f bedrohte Völker (GfbV) unterstützt
die Forderungen der hungerstreikenden Mapuche-Häftlinge und
fordert von der chilenischen Regierung des Präsidenten
Sebastián Piñera, dass seine Regierung endlich die
Internationale Konvention ILO 169 korrekt und bedingungslos
anwendet, so wie auch die Allgemeine Erklärung der Rechte
Indigener Völker der Vereinten Nationen, dass die
Empfehlungen der UN-Sonderbeauftragten zu den Rechten Indigener
Völker Rodolfo Stavenhagen und James Anaya beachtet werden
und dass die aus den Urteilen des Interamerikanischen
Gerichtshofs für Menschenrechte hervorgehenden Prinzipien
respektiert werden.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100209de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091023de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080901de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071026de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070524de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070221de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061012de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060529de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060516de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060509de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060116de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapuche07-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapu-mergen.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapuche-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/lota2003.html
in www: www.mapuexpress.net | www.azkintuwe.org | www.observatorio.cl | www.mapuche.info | www.hrw.org/node/11921 |
www.hrw.org/spanish/informes/2004/chile1004/
| www.koyaktumapuche.net