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5. Jahrestag des Genozids an den Yeziden im Nordirak (3. August)

GfbV-Studie zur Lage yezidischer Frauen

Bozen, Göttingen, 30. Juli 2019

Zerstörter yezidischer Friedhof im Nordirak. Foto: Prof. Dr. Jan Ilhan Kizilhan. Zerstörter yezidischer Friedhof im Nordirak. Foto: Prof. Dr. Jan Ilhan Kizilhan.

Zum fünften Jahrestages des Völkermords an den Yeziden im Nordirak am 3. August 2014 veröffentlicht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine Studie über die Lage der yezidischen Frauen. Die Analyse "Fünf Jahre nach dem Völkermord an Yeziden: Eine Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen" hat der deutsch-yezidische Psychologe Prof. Dr. Jan Ilhan Kizilhan im Auftrag der Menschenrechtsorganisation erstellt. Er dokumentiert darin die Traumata des Genozids und deren psychosoziale Aufarbeitung in Deutschland und Irakisch-Kurdistan und skizziert politische Lösungswege.

"Der IS-Terror und die politischen, religiösen und ethnischen Konflikte im Irak haben gezeigt: Yeziden und andere Minderheiten verlassen ihr Land, wenn sie keinen Schutz haben und keine Möglichkeit sehen, ihre religiöse und kulturelle Lebensweise zu pflegen", schreibt Kizilhan, der seit Jahren eng mit der GfbV zusammenarbeitet. In der Diaspora sei aber auch nicht gewährleistet, dass Gruppen ihre Kultur und Sprache bewahren können. Wenn eine Gruppe wie die Yeziden auf die ganze Welt verteilt werde, müsse man damit rechnen, dass sie in vier bis fünf Generationen nicht mehr existiert.

"Deshalb fordert die GfbV seit Jahren einen besseren Schutz und mehr Aufbauhilfe für Yeziden und andere Minderheiten im Irak", erklärt GfbV-Nahostexperte Kamal Sido. "Es braucht internationale Vermittlung im Streit zwischen der Regierung in Bagdad mit Irakisch-Kurdistan um das Yezidengebiet des Sinjar", sagt Sido. Rund 280.000 Yeziden lebten noch immer als Vertriebene in provisorischen Camps oder bei privaten Gastgebern. Sie könnten nur dann eine Zukunftsperspektive für sich und ihre Kinder entwickeln, wenn sie in Sicherheit nach Sinjar zurückkehren können. "Der arabische Irak und Kurdistan müssen sich endlich darüber einigen, zu welchem Landesteil der Sinjar gehören soll. Es ist die Pflicht der internationalen Gemeinschaft, den Überlebenden des Völkermordes zu helfen und diesen Prozess zu unterstützen", bekräftigt der Menschenrechtler.

Am kommenden Samstag gedenken Yeziden und ihre Freunde weltweit der Opfer des Völkermordes im Sinjar. Am 3. August 2014 wurden die 400.000 Yeziden des Sinjar von IS-Terrormilizen angegriffen. Tausende wurden getötet oder entführt. Die gefangenen Frauen wurden vergewaltigt, zwangsverheiratet oder auf Sklavenmärkten verkauft. Anlässlich des fünften Jahrestages wird es zahlreiche Gedenkveranstaltungen in Deutschland, Europa, Nordamerika, Russland, Armenien, Georgien und vor allem in Irakisch-Kurdistan geben.

Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan wurde 1966 in Türkisch-Kurdistan geboren. Er leitet das Institut für transkulturelle Gesundheitsforschung an der DHBW Villingen-Schwenningen. Seit 2015 ist er medizinisch-psychologischer Leiter des Sonderkontingents der baden-württembergischen Landesregierung für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder. Ihr Martyrium in den Händen des "Islamischen Staates" wird in der Studie dokumentiert. Die Studie finden Sie in: www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2019/GfbV-Dokumentation_zur_Lage_yezidischer_Frauen.pdf.