In: Home > News > Präsidentschaftswahlen in Chile (21. November): Frieden für die Mapuche in den Notstandsgebieten?
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 18. November 2021
Protestkundgebung der Mapuche während eines Verfahrens am Gericht von Victoria, Chile. Foto: Massimo Falqui Massidda.
Für die Mapuche stehen die Präsidentschaftswahlen in
Chile im Zeichen der Gewalt. Die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) beobachtet die Lage der mit gut zehn Prozent
der Gesamtbevölkerung größten ethnischen
Minderheit des Landes mit großer Sorge: "Wie
befürchtet gab es nach der Ausrufung des Notstands am 12.
Oktober 2021 in den Mapuche-Gebieten La Araucanía und
Biobio immer wieder Tote und Verletzte bei Auseinandersetzungen
zwischen Mapuche und Sicherheitskräften", berichtet Yvonne
Bangert, GfbV-Referentin für indigene Völker. Im
Oktober wurde bei Demonstrationen für Landrechte und
Autonomie der Mapuche in Santiago ein Teilnehmer getötet, 17
wurden verletzt. Am 3. November wurden in der Provinz Arauco zwei
weitere Mapuche getötet und drei verhaftet. Arauco liegt im
Mapuche-Territorium und gehört zu den Provinzen, über
die Noch-Präsident Piñera den Notstand ausgerufen
hat. "Aus menschenrechtlicher Sicht und und für politisch
aktive Mapuche war klar, dass die in der Ausrufung des Notstandes
und die Entsendung der militarisierten Polizei Zündstoff
für den Konflikt und kein Mittel zu seiner Beilegung
bedeuten würden", erklärt Bangert. "Hier wird eine
große Chance auf Verständigung und Gleichberechtigung
in der chilenischen Gesellschaft verspielt. Der
Verfassungsgebende Prozess unter Vorsitz der Mapuche Elisa Loncon
hatte noch große Hoffnungen geweckt." Die Hoffnung, dass
sich durch eine neue Regierung die Voraussetzungen für einen
wirklich fairen Dialog mit den Mapuche verbessern werden, ist
gering, solange die Spirale der Gewalt sich weiterdreht. Das
berechtigte Streben der Indigenen nach mehr Autonomie und
Rückgabe ihrer Territorien sei jedoch nur im Dialog
umzusetzen.
Mapuche-Sprecher berichten über anhaltende Klagen
inhaftierter Mapuche, die ihre Rechte im Strafvollzug nicht
gewahrt sehen. Viele von ihnen sind politische Gefangene und
wurden in Landrechtskonflikten nach dem noch aus der
Militärdiktatur stammenden Anti-Terror- Gesetz abgeurteilt.
Das Gesetz bietet die Grundlage für Willkürurteile.
Immer wieder setzen sich Gefangene mit Hungerstreiks gegen die
Haftbedingungen zur Wehr. Zurzeit gibt es einen Hungerstreik im
Gefängnis von Angol, wie die Sprecherin des spirituellen
Führers (Machi) Celestino Córdova berichtet. Auch er
sitzt nach einem Unrechtsurteil vom Februar 2014 in Haft.
Die Hungerstreikenden fordern die Einrichtung eines
Mapuche-Moduls in diesem Gefängnis, die schon während
eines mehr als 100 Tage andauernden Hungerstreiks des Machi 2018
zugesagt wurde, aber bislang nicht umgesetzt ist. Der Machi
selbst ist in einem sogenannten Zentrum für Bildung und
Arbeit (CET) inhaftiert. Er klagt immer wieder über
diskriminierende Behandlung und darüber, dass er sein Recht
auf freie Religionsausübung nicht wahrnehmen kann. Die
Wahlen finden am Sonntag, 21. November statt. Dann werden der
Präsident sowie 27 der 50 Senatsmitglieder und alle 155
Angehörigen der Abgeordnetenkammer neu bestimmt.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/211014de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201022de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200820de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200716de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170904de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120229de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/111125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110729ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110513ade.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapu-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapu1-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapuche07-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapu-mergen.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapuche-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/lota2003.html
in www: www.observatorio.cl | www.mapuche.info