Bozen, 20. Januar 2006
Offner Brief an den SVP-Obmann Elmar Pichler-Rolle
Sehr geehrter Herr Obmann,
Landeshauptmann Luis Durnwalder, Europaparlamentarier Michl
Ebner, Landtagsabgeordnete und Fuev-Vizepräsidentin Martha
Stocker haben sich bereits mit den Anliegen der Kärntner
Slowenen in der Ortstafelfrage solidarisch erklärt. Als
Menschenrechtsorganisation bitten wir Sie, im Namen der SVP klar und
deutlich dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider und
seine antislowenischen Hetze entgegenzutreten.
Die SVP ist
Mitglied im Österreichischen Volksgruppenzentrum, das
hauptsächlich vom Rat der Kärntner Slowenen getragen
wird. Die slowenische Sprachgruppe braucht Ihre öffentlich
geäußerte Solidarität. Der Rat der Kärntner
Slowenen / Narodni svet koroških Slovencev will gegen
Landeshauptmann Haider eine Straf-Anzeige einbringen, sollte er
eine Weisung an den Bezirkshauptmann von Völkermarkt
richten, die Aufstellung von zweisprachigen Ortstafeln zu
unterlassen.
Unterstützen Sie die Forderung des ehemaligen slowenischen
Nationalratsabgeordneten Karel Smolle nach einem
Amtsenthebungsverfahren gegen Haider vor dem
Verfassungsgerichtshof. Dafür ist ein Beschluss der
Bundesregierung notwendig ist. Tragen Sie auch das Anliegen des
Rates der Kärntern Slowenen mit, die Europäisierung der
Ortstafelfrage weiter voranzutreiben. Sollte Österreich
weiterhin die Rechtsgrundsätze ignorieren und bis Ende Juni
keine zweisprachigen Ortstafeln aufstellen, so soll der
Europäischen Gerichtshof wegen Verletzung des Artikels 7 des
EU-Vertrages angerufen werden.
Österreich hat sich als "Schutzmacht" für Südtirol
und als Asylland für jüdische Auswanderer aus der
Sowjetunion einen guten Ruf erworben. Dieser Ruf steht auf dem
Spiel. Laut dem Rat der Kärntner Slowenen sind 21
Beschwerden aufgrund der fehlenden zweisprachigen Topografie beim
Verfassungsgerichtshof anhängig und 20 weitere befinden sich
in der Unterinstanz.