Bozen, 27. Januar 2006
Offner Brief an den Vorstand der FUEV
Sehr geehrte Damen und Herren,
in Österreich bestimmen derzeit Politiker die Richtung in
Minderheitenfragen, die die extremer sind als die
nationalistischen Kräfte in Italien. Jörg Haider und
sein BZÖ weigern sich, die in der Verfassung festgelegten
Minderheitenrechte umzusetzen, sie weigern sich sogar, die
Kompetenz des Verfassungsgerichtes anzuerkennen. Das ist ein
stiller Kärntner Putsch. Erstaunt sind wird, dass sich die
FUEV zum Thema nicht öffentlich äußert.
Nach vier Jahren der beschämenden Polit-Posse wäre es
nun an der Zeit, dass sich die FUEV mit aller Deutlichkeit zu
Wort meldet, um dem Kärntner Landeshauptmann Jörg
Haider und seine antislowenischen Hetze entgegenzutreten. In der
FUEV sind auch die Slowenen vertreten, also sollte auch die FUEV
die Slowenen vertreten und sich für ihre Rechte aussprechen
- keine Besonderheiten, nota bene, keine
Selbstbestimmung/Sezession, nicht einmal eine Autonomie, sondern
nur die von der Verfassung festgelegten Rechte. Die slowenische
Sprachgruppe braucht Ihre öffentlich geäußerte
Solidarität. Es ist aber auch ein Zeichen zu setzen, dass
eine demokratische Verfassung respektiert gehört.
Der Rat der Kärntner Slowenen/Narodni svet koroških
Slovencev will gegen Landeshauptmann Haider eine Straf-Anzeige
einbringen, sollte er eine Weisung an den Bezirkshauptmann von
Völkermarkt richten, die Aufstellung von zweisprachigen
Ortstafeln zu unterlassen. Unterstützen Sie die Forderung
des ehemaligen slowenischen Nationalratsabgeordneten Karel Smolle
nach einem Amtsenthebungsverfahren gegen Haider vor dem
Verfassungsgerichtshof. Dafür ist ein Beschluss der
Bundesregierung notwendig. Tragen Sie auch das Anliegen des Rates
der Kärntern Slowenen mit, die Europäisierung der
Ortstafelfrage weiter voranzutreiben. Sollte die Österreich
weiterhin Rechtsgrundsätze ignorieren und bis Ende Juni
keine zweisprachigen Ortstafeln aufstellen, so soll der
Europäischen Gerichtshof wegen Verletzung des Artikels 7 des
EU-Vertrages angerufen.
Österreich hat sich als "Schutzmacht" für Südtirol
einen guten Ruf erworben. Dieser Ruf wurde von Haider demoliert,
Schüssel schaute schweigend zu. Österreich will den
eigenen Minderheiten nicht einmal die Grundrechte zugestehen, die
von der Verfassung gefordert werden. Setzen Sie ein Zeichen der
Glaubwürdigkeit, setzen Sie sich ohne Zweideutigkeiten
für die Rechte der slowenischen Minderheit ein.
Solidarität mit den Kärntner
Slowenen!
Setzt ein Zeichen - setzt eine Unterschrift auf www.prokaernten.at
Die Gesellschaft für bedrohte Völker lädt alle
Südtirolerinnen und Südtiroler, v.a. aber die
Unterzeichnter der Petition für die Selbstbestimmung, dazu
auf, eine Solidaritätserklärung mit den Kärntner
Slowenen zu unterzeichnen. Vor allem jene, die für die
Südtiroler nach Selbstbestimmung rufen, sollten die
Erklärung auf www.prokaernten.at
unterzeichnen.
Bei den Kärntner Slowenen geht es nicht um besondere
Privilegien oder um Selbstbestimmung, sprich Sezession, sondern
nur darum, die von der Verfassung geforderten Rechte umzusetzen.
Umso mehr kann man erwarten, dass jene, die für die eine
Minderheit die Selbstbestimmung fordern, für die andere
wenigstens die Einhaltung der Verfassung fordern. Es ist mehr als
zumutbar.
Die Unterschrift wäres ein Zeichen dafür, dass die
Minderheitenrechte für alle gelten und nicht nur für
die Deutschen. Nur für sich selbst fordern alle. Wer nur
für sich selbst fordert, ist nichts außer ein
Nationalist. Indem man auch für andere fordert, setzt man
ein Zeichen für Minderheitenschutz.
www.prokaernten.at