Bozen, Göttingen, 1. Dezember 2006
Nach heftigen Kämpfen im Südsudan hat die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag vor
einem Zusammenbruch des Friedensprozesses gewarnt. "Neben dem
Ringen um ein Ende des Völkermordes in Darfur darf die sich
immer mehr zuspitzende Lage im Südsudan nicht länger
vernachlässigt werden", forderte der GfbV- Afrikareferent
Ulrich Delius. "Wenn die internationale Gemeinschaft weiterhin
zur Verletzung des Friedensabkommens im Südsudan schweigt,
ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch dort der Krieg erneut
ausbricht." Bei den Kämpfen zwischen der sudanesischen
Armee, mit ihr verbündeten südsudanesischen Milizen und
der südsudanesischen Widerstandsbewegung SPLA (Sudan
People's Liberation Army) waren in den vergangenen drei Tagen
mehrere hundert Menschen in Malakal getötet worden.
Die sudanesische Regierung verstoße systematisch gegen ein
im Januar 2005 unterzeichnetes Friedensabkommen und die
Spannungen im Süden des Landes nehmen stetig zu.
Südsudanesische Politiker kritisierten, dass zahllose
Maßgaben des Abkommens auch fast zwei Jahre nach seiner
Unterzeichnung von Khartum noch immer nicht umgesetzt worden
seien. Insbesondere kritisieren sie die mangelnde Transparenz der
staatlichen sudanesischen Ölwirtschaft und werfen Khartum
vor, den Südsudan um einen fairen Anteil an den Erlösen
aus der Förderung des Erdöls im Südsudan zu
prellen. Gemäß Friedensabkommen sollten Nord- und
Südsudan jeweils 50 Prozent der Öl-Einnahmen erhalten.
Zwar werde der südsudanesischen Provinzregierung ein Teil
der Erlöse überwiesen, doch südsudanesische
Politiker verdächtigen Khartum, den wahren Umfang der
Einnahmen aus dem Ölgeschäft geheim zu halten.
Vergeblich hätten sie bislang gefordert, alle
Vertragsklauseln der Öl-Lieferverträge öffentlich
zu machen.
Der Frieden im Südsudan werde auch durch marodierende
südsudanesische Milizen gefährdet, die im Auftrag der
sudanesischen Armee operierten. Während des
Völkermordes, dem mehr als 2,5 Millionen Südsudanesen
zum Opfer fielen, hatte Khartum mit diesen Milizen die
Zivilbevölkerung systematisch verfolgen und massakrieren
lassen. Diese Milizen waren auch mit dem Schutz der
Öl-Fördereinrichtungen betraut. Die Zukunft der rund
20.000 Milizionäre sei noch immer ungeklärt.
Überfälle von Angehörigen dieser Milizen
gefährdeten massiv die Sicherheit im Südsudan. So seien
im September 2006 mindestens 38 Zivilisten von mutmaßlichen
Milizionäre getötet worden. Weitere 23 Menschen waren
Mitte November innerhalb von nur einer Woche bei
Überfällen Bewaffneter ermordet worden.