Bozen, Göttingen, 9. Mai 2006
Angesichts der dramatischen Engpässe bei der Finanzierung
der Hungerhilfe in Darfur hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) am Dienstag gefordert, der Sudan müsse
einen Teil seiner Einnahmen aus dem Öl-Export in einen
Hilfsfonds für die Hungernden in Darfur einzahlen. "Es ist
skandalös, dass die internationale Staatengemeinschaft
Millionen Euro für die humanitäre Versorgung der
Notleidenden in Darfur aufwenden muss, während die
sudanesische Staatskasse sich weiter füllt", kritisierte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Das
Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hatte in der
letzten Woche gewarnt, es benötige in diesem Jahr noch mehr
als 740 Millionen Dollar für die Hungerhilfe für
Darfur.
Khartum müsse endlich in die Pflicht genommen werden, die
internationalen Hilfsanstrengungen für die
Zivilbevölkerung in Darfur maßgeblich
mitzufinanzieren, sagte Delius. Schließlich sei es die
allererste Aufgabe einer Regierung, das Überleben der
Bevölkerung ihres Landes zu sichern. "Mit ihrer
ständigen Behinderung der humanitären Hilfe für
Darfur ist die sudanesische Regierung entscheidend dafür
mitverantwortlich, dass die internationale Staatengemeinschaft
müde wird, mehr Mittel für die Notleidenden zur
Verfügung zu stellen."
Offiziellen Angaben zufolge ist die Ölfördermenge von
300.000 Barrel Öl pro Tag im Januar auf 500.000 Barrel
täglich im April gestiegen. Bis zum Jahresende soll sie sich
sogar auf 650.000 Barrel pro Tag erhöhen. "Angesichts
steigender Rohölpreise und einer in den vergangenen vier
Monaten um mehrere hunderttausend Barrel gestiegenen
Förderkapazität explodieren die Einnahmen des Sudan aus
dem Öl-Export geradezu", meint die GfbV. Allein im ersten
Quartal 2006 habe er mindestens 210 Millionen Dollar eingebracht,
die Khartum offenbar in die Hochrüstung seiner Armee
investiere. Seit Beginn des Genozids in Darfur im Jahr 2003 habe
der Sudan für mindestens 372 Millionen US-Dollar
Rüstungsgüter in Russland und Weißrussland
eingekauft.