Bozen, Göttingen, Berlin, 6. November 2006
Anlässlich der Europakonferenz der europäischer
Sozialdemokraten in Berlin hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) am Montag ein stärkeres Engagement
für ein Ende des Völkermordes in Darfur gefordert. "Das
Motto der Konferenz "Globale Friedensmacht - soziale
Wirtschaftskraft" klingt angesichts des weitgehenden
Desinteresses an den Leiden der Zivilbevölkerung im Westen
des Sudan fast höhnisch", kritisierte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius, "denn für die
"Friedensmacht Europa" ist Darfur - anders als für die USA -
kein Thema, obwohl es zurzeit der weltweit schlimmste Genozid
ist."
Außer Erklärungen der Betroffenheit und Geld für
humanitäre Hilfe komme aus Brüssel wenig
Unterstützung für die Zivilbevölkerung, sagte
Delius. Nur der britische Premierminister Tony Blair habe sich in
jüngster Zeit hervorgetan durch energische Forderungen nach
einem schnellen Einsatz von UN-Friedenstruppen im Westen des
Sudan. Hingegen sei von den Regierungen Deutschlands, Italiens,
Frankreichs und Spaniens wenig über konkrete Initiativen zum
Stopp des Genozids in Darfur zu hören. Offensichtlich falle
es den EU-Staaten schwer, sich auf eine gemeinsame Position
gegenüber der sudanesischen Regierung zu verständigen.
Eine einheitliche europäische Afrika-Politik stecke noch
immer in den Kinderschuhen und nationale Egoismen behinderten bis
heute eine offensive Vertretung gemeinsamer Interessen und
Grundwerte.
"Die EU gebärdet sich gegenüber der sudanesischen
Führung wie ein zahnloser Tiger. Und wenn der von Zeit zu
Zeit laut brüllt, nimmt ihn in Khartum inzwischen auch
niemand mehr ernst", meinte Delius. Da Brüssel seinen
ständigen Erklärungen der Betroffenheit keine Taten
folgen lasse, habe die Glaubwürdigkeit Europas in
Menschenrechtsfragen sehr gelitten. So habe die EU die Chance
vertan, in der Darfur-Frage weltpolitisch mit eigenen Initiativen
an Profil zu gewinnen. Angesichts der im Westen des Sudan
verübten Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei es
unverständlich, dass noch nicht einmal ernsthaft die Frage
verschärfter Sanktionen gegen die Verantwortlichen des
Genozids erörtert worden sei. "Mit ihrer konturlosen
Darfur-Politik trägt die EU mit dazu bei, dass der
Völkermord im Westen des Sudan weiter andauert und immer
mehr Menschenleben kostet."