Bozen, Göttingen, 17. November 2006
Scharfe Kritik hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) am Freitag an dem neuen Friedensplan für
Darfur geübt. Er werde den Schutz der Zivilbevölkerung
im Westen des Sudan nicht wirksam garantieren, fürchtet die
Menschenrechtsorganisation. "Was sich jetzt anbahnt, ist ein
fauler Kompromiss. Der heutige Tag wird ein schwarzer Tag
für die Menschen in Darfur werden, denn die internationale
Staatengemeinschaft droht sie wieder im Stich zu lassen",
erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Diese will
ihre Bemühungen um den Einsatz von UN-Friedenstruppen mit
einem robusten Mandat in Darfur angesichts des Widerstands der
sudanesischen Regierung offenbar aufgeben. Khartum hatte am
Donnerstag "prinzipiell" einem Einsatz von UN-Soldaten unter
Oberhoheit der Afrikanischen Union (AU) im Westen des Landes
zugestimmt. Eine alleinige Stationierung von UN-Friedenstruppen
oder eine Oberhoheit der Vereinten Nationen über eine
internationale Friedenstruppe in Darfur lehnt sie
unverändert ab.
Der neue Friedensplan sei ein ebenso untaugliches Mittel, um den
Genozid schnell zu beenden, wie das am 5. Mai 2006 auf
ausländischen Druck hin unterzeichnete Friedensabkommen
für Darfur, sagte Delius. Das Vertragswerk hatte viele
berechtigte Forderungen der jahrzehntelang vernachlässigten
Region im Westen des Sudan unberücksichtigt gelassen. Seit
der Unterzeichnung des Abkommens sei die Gewalt in Darfur
eskaliert.
"Wenn nun westliche Regierungen die sich abzeichnende Einigung
als Durchbruch feiern, so ist dies Augenwischerei", erklärte
Delius. Denn die Schutztruppe der AU habe in Darfur schon lange
ihre Glaubwürdigkeit verloren. Oft unmotiviert und schlecht
bezahlt, würden die afrikanischen Soldaten von den
sudanesischen Behörden systematisch an einem wirksamen
Schutz der Zivilbevölkerung gehindert. "Mit einer
Stationierung von noch mehr afrikanischen und einigen wenigen
UN-Soldaten, die unter AU-Kommando stehen werden, kann der
Genozid nicht wirksam gestoppt werden", warnte Delius. Es werde
nur erneut Zeit verloren, um Menschenleben zu retten.