Bozen, Göttingen, 28. Mai 2008
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Mittwoch vor einem neuen Flüchtlingsdrama im Südsudan
gewarnt. Rund 70.000 Südsudanesen seien seit dem Ausbruch
schwerer Kämpfe am 14. Mai 2008 in der Öl-Region Abyei
aus der weitgehend zerstörten gleichnamigen Stadt geflohen.
"Es bleibt nur ein Monat Zeit, um die Flüchtlinge mit dem
Notwendigsten zu versorgen", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius, "wenn die Regenzeit im Juli einsetzt, können
Hilfsgüter für viele Flüchtlinge nur noch sehr
aufwändig auf dem Luftweg transportiert werden." Aufgrund
der schweren Kämpfe hätten bereits mehrere
internationale Hilfsorganisationen die Region verlassen
müssen.
Hoffnung auf eine schnelle Beilegung des Konfliktes um die
zwischen dem Nordsudan und dem Südsudan umstrittene Region
Abyei und eine schnelle Rückkehr der Flüchtlinge in
ihre Heimatdörfer hat die GfbV nicht. Im Gegenteil: Die
Kämpfe seien gerade in den beiden vergangenen Wochen zu den
schwersten Auseinandersetzungen im Südsudan seit der
Unterzeichnung des umfassenden Friedensabkommens (Comprehensive
Peace Agreement, CPA) im Januar 2005 eskaliert. Eine Einigung
über den Verlauf der Grenze durch das ölreiche Gebiet
konnte bisher nicht erzielt werden.
"Die Kämpfe bedrohen jetzt nicht nur akut das Überleben
von zehntausenden Menschen, sondern auch den gesamten
Friedensprozess für den Südsudan", sagte Delius. Wieder
einmal werde das Öl zum Fluch für die sudanesische
Zivilbevölkerung im Sudan, weil es einen neuen bewaffneten
Konflikt anheize.