Bozen, Göttingen, New York, 7. September 2007
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Freitag vor einem Zusammenbruch des Friedensprozesses im
Südsudan gewarnt und dringend an den Weltsicherheitsrat
appelliert, die sudanesische Regierung zur Umsetzung ihrer im
Friedensabkommen vom Januar 2005 eingegangenen Verpflichtungen zu
drängen. Sowohl die in dem Vertragswerk vereinbarte
Klärung der Grenzziehung zwischen Nord- und Südsudan
als auch der zugesagte Abzug nordsudanesischer Truppen aus dem
Süden des Landes seien noch immer nicht abgeschlossen.
"Ein Scheitern des Friedensvertrages hätte nicht nur einen
erneuten Ausbruch des Krieges im Südsudan zur Folge, sondern
würde einen Flächenbrand in der ganzen Region
auslösen", erklärte der GfbV- Afrikareferent Ulrich
Delius in Göttingen. Denn auch in der Provinz Kordofan, in
dem im Nordsudan gelegenen Nubien und im Osten des Landes
nähmen die Spannungen zu. Der Weltsicherheitsrat wird heute
in New York über die Zukunft des Südsudan beraten.
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte am 22. August 2007
seine Besorgnis über die schleppende Umsetzung des
Friedensabkommens geäußert.
Der Frieden für den Südsudan sei auch deswegen
gefährdet, weil die Aufteilung der Einnahmen aus dem
Ölexport noch immer nicht transparent sei. In der Frage der
Grenzziehung zwischen Nord- und Südsudan in der
ölreichen Region Abyei weigere sich die Regierung, die von
einer offiziell eingesetzten Kommission empfohlene Grenzziehung
zu akzeptieren. Zudem seien mehrere im Friedensvertrag
vereinbarte Institutionen de facto nicht geschaffen worden und
auch die zugesagte Demokratisierung des Nordsudan lasse auf sich
warten. Die für das Jahr 2009 geplanten Wahlen würden
immer unwahrscheinlicher, da die sudanesische Regierung eine
Volkszählung erneut verschoben habe.
Nach 38 Jahren Vertreibung und Völkermord, dem mehr als 2,5
Millionen Menschen im Südsudan zum Opfer gefallen sind,
hatten viele Südsudanesen gehofft, dass das Abkommen nun
endlich Frieden, Freiheit und Menschenrechte bringen werde. Doch
angesichts der Vertragsverletzungen werde es immer ungewisser, ob
das für 2011 geplante Referendum im Südsudan
stattfinden kann. Dann soll die dortige Bevölkerung
darüber entscheiden, ob der Südsudan ein
unabhängiger Staat wird oder Bestandteil des Sudan bleibt.
Auch wachse im Südsudan die Unzufriedenheit über den
schleppenden Wiederaufbau, der durch bürokratische Vorgaben
der Weltbank und Korruption weiter erschwert werde.