Bozen, Göttingen, 31. Januar 2007
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Mittwoch vor einem Zusammenbruch der humanitären Hilfe
für drei Millionen Not leidende Menschen in Darfur gewarnt.
Die Europäische Union (EU) dürfe nicht länger
tatenlos hinnehmen, dass ausländische Helfer mit einer
systematischen Kampagne der Einschüchterung terrorisiert und
außer Landes getrieben würden. "Europa darf die
zahlreichen Hilferufe der in Darfur arbeitenden Helfer nicht
länger ignorieren, sondern muss endlich handeln", forderte
der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Die EU müsse
unverzüglich Sanktionen gegen die sudanesische
Staatsführung verhängen, um umfassende Garantien
für einen freien und sicheren Zugang der Hilfsorganisationen
zur gesamten Zivilbevölkerung im Westen des Sudan zu
erhalten, forderte die GfbV in einem Schreiben an
Bundesaußenminister Frank- Walter Steinmeier. "Nur massiver
politischer Druck auf die sudanesische Regierung kann den Tod von
weiteren hunderttausenden Menschen verhindern", erklärte
Delius. Von der Durchsetzung eines Friedensschlusses sei Darfur
heute weiter denn je zuvor entfernt. Nun müsse es vor allem
darum gehen, das Schlimmste zu verhindern. "Denn ein erzwungenen
Abzug der internationalen Helfer aufgrund der katastrophalen
Sicherheitslage würde eine Tragödie auslösen",
warnte Delius.
Mit der Verhängung von Sanktionen (Einschränkung der
Reisefreiheit führender sudanesischer Regierungsmitglieder,
Einfrierung ausländischer Bankkonten) müsse die EU ein
deutliches Zeichen setzen, dass Übergriffe gegen Helfer
gegen grundlegende Normen des humanitären Völkerrechts
verstoßen. Nachdrücklich müsse der sudanesischen
Regierung deutlich gemacht werden, dass sie für den Schutz
der Helfer und für die ausreichende humanitäre
Versorgung der Zivilbevölkerung in Darfur verantwortlich
sei. Es sei nicht hinnehmbar, dass mit der sudanesischen Armee
verbündete Milizen seit November 2006 den Terror gegen
Helfer aus den ländlichen Gebieten nun auch systematisch in
die Städte Darfurs gebracht hätten. So werde die
Bewegungsfreiheit der 14.000 Helfer immer mehr
eingeschränkt. Hilfstransporte könnten oft nur noch auf
dem teuren Luftweg in die Flüchtlingslager gebracht werden.
Mehr als 600.000 Menschen könnten zurzeit aufgrund der
katastrophalen Sicherheitslage nicht von Helfern versorgt
werden.
Für immer mehr Hilfsorganisationen stelle sich die Frage,
ob sie aus Sicherheitsgründen ihre Arbeit in Darfur
einstellen müssten Ende Januar 2007 habe die
französische Hilfsorganisation "Ärzte der Welt" ihren
Rückzug aus Darfur angekündigt. Seit Mai 2006 seien
zwölf Helfer getötet worden, fünf Mitarbeiter von
Hilfsorganisationen seien verschwunden, eine Helferin sei
vergewaltigt worden. Mehr als 30 Mal seien Hilfsorganisationen
und Einrichtungen der Vereinten Nationen angegriffen worden. In
mehr als 400 Fällen seien Fahrzeuge von Helfern
geplündert oder entführt worden. Dies seien
unerträgliche Arbeitsbedingungen, die nicht länger
akzeptiert werden könnten.