Bozen, Göttingen, Berlin, 31. Mai 2007
Enttäuscht von der Erklärung der
G8-Außenminister zu Darfur hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag dringend an die
G8-Vorsitzende und EU-Ratspräsidentin Angela Merkel
appelliert, diese Erklärung bis Heiligendamm nachzubessern.
"Es ist ein Armutszeugnis, dass die Außenminister bei ihren
Beschlüssen gestern in Potsdam keine konkreten
Maßnahmen angekündigt haben, um den Völkermord in
Darfur zu beenden. Damit haben sie Versprechungen ignoriert, die
sie auf dem letzten Gipfeltreffen in St. Petersburg im Juli 2006
gegeben haben", kritisierte der GfbV-Sudanexperte Ulrich Delius
scharf. Weder seien jetzt Sanktionen angedroht worden, um den
politischen Druck auf den Sudan zu erhöhen, noch sei die
Einrichtung von humanitären Korridoren oder einer
Flugverbotszone erwogen worden, um eine bessere Versorgung und
den Schutz der Zivilbevölkerung zu sichern.
Statt wie in St. Petersburg zugesichert, "das Menschen
Mögliche zu tun, um eine von der UN geführte
Friedenstruppe in Darfur zu stationieren", fehle es in der
gestrigen Erklärung an klaren Zusagen. "Deutschlands G8-
Vorsitz enttäuscht auf voller Linie, weil sie nur eine
Ansammlung unverbindlicher Appelle und leerer
Betroffenheitsadressen zustande gebracht hat, die in Khartum
niemand kümmern werden", sagte Delius und erinnerte daran,
dass sich Merkel noch beim Jubiläumsgipfel der EU in Berlin
Ende März 2007 für schärfere Sanktionen gegen den
Sudan ausgesprochen habe.
Im Sudan habe sich die Lage weiter verschlechtert, berichtete die
GfbV. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2007 seien
weitere 100.000 Menschen in Darfur vertrieben worden. Auch habe
die sudanesische Regierung ihre Ablehnung einer nennenswerten
Stationierung von UN-Blauhelmsoldaten in Darfur nicht aufgegeben.
Nichts deute auf eine größere Kooperationsbereitschaft
der sudanesischen Regierung hin, die zwar öffentlich ihren
Friedenswillen betone, tatsächlich jedoch Milizionäre
weiter bewaffne, die die Zivilbevölkerung systematisch
einschüchterten und terrorisierten. Mit immer perfideren
Methoden versuche die Regierung des Sudan Zeit zu gewinnen, um im
Westen des Landes mit der Vertreibung oder der Vernichtung
großer Teile der Zivilbevölkerung Fakten zu schaffen.
Traditionell bildet die gestern veröffentlichte
Erklärung der Außenminister und des Vorsitzes der
G8-Staaten die Grundlage für die Abschlusserklärung
beim Gipfeltreffen. So bekräftigen im Regelfall die
Staatschefs nur die zuvor von den Außenministern
entwickelte Erklärung.