Bozen, Göttingen, 10. September 2007
Mit Empörung hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) zur Kenntnis nehmen müssen, dass Papst
Benedikt den sudanesischen Staatspräsidenten Omar Hassan al
Bashir am Donnerstag empfangen will. "Wenn es der katholischen
Kirche mit ihrem Engagement für Menschenrechte und
Gerechtigkeit ernst ist, dann sollte im Vatikan kein Platz sein
für einen Gewaltherrscher wie Bashir", erklärte die
GfbV am Montag. Der Diktator dürfe moralisch nicht
aufgewertet werden, denn er habe sich schwerster Verbrechen gegen
die Menschlichkeit schuldig gemacht: Er sei für die
Völkermorde an mehreren Millionen Menschen im Südsudan,
in den Nuba-Bergen und in Darfur verantwortlich.
Positive Impulse für den Friedensprozess im Sudan und
für den christlich- muslimischen Dialog werden von einer
Begegnung mit dem Papst nach Auffassung der GfbV nicht ausgehen.
Denn Bashir habe in den Nuba- Bergen selbst muslimische Kritiker
seines Regimes per "Fatwa" jagen lassen. Er instrumentalisiere
Religion, nur um seinen eigenen Machterhalt zu sichern. Bashir
gehe es in Rom nicht um Frieden, sondern um eine internationale
Aufwertung seines Terrorregimes, unter dem Christen und Muslime
im Sudan gleichermaßen leiden würden. Kein
sudanesischer Staatschef habe mehr Bischöfe, Priester und
Gläubige inhaftieren und foltern lassen als Bashir, sagte
der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Darüber hinaus hetze
er in den staatlich kontrollierten Medien gegen christliche
Hilfsorganisationen und beschuldigt sie der Mission, Aufwiegelung
und Spionage.
"Ein Empfang im Vatikan wird sicherlich nicht nur von den
Überlebenden der Genozide als Verhöhnung der
christlichen und muslimischen Völkermordopfer empfunden",
meinte Delius. Dies sei auch ein enttäuschendes Signal an
unzählige katholische Christen, die sich in aller Welt
für Gerechtigkeit und ein Ende von Straflosigkeit einsetzen.
Bashir hintertreibe jeden Versuch, Verantwortliche des Genozids
in Darfur vor dem Internationalen Strafgerichtshof zur
Rechenschaft zu ziehen. Als "Gipfel der Frechheit" bezeichnete
die GfbV die jüngste Entscheidung Bashirs, den sudanesischen
Minister Ahmed Haroun zum Vorsitzenden eines Komitees zu
ernennen, das die Menschenrechtsverletzungen in Darfur
untersuchen soll. Haroun wird wegen seiner Verantwortung für
die Verbrechen in Darfur vom Internationalen Strafgerichtshof per
Haftbefehl gesucht.