In: Home > News > Kopenhagener Klimagipfel (7.-18.12.2009)
Bozen, Göttingen, Kopenhagen, 16. Dezember 2009
Sibirien: Die Gefährdung der Ökosysteme ist auch eine Gefährdung des kulturellen Erbes.
Die Ureinwohner Sibiriens fühlen sich auf dem
Weltklimagipfel in Kopenhagen übergangen. Dies berichtete
die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), die in
ständigem Kontakt mit einigen dieser indigenen Gruppen
steht, am Mittwoch. "Zwar gibt es Diskussionsforen zu den
Auswirkungen des Klimawandels auf die indigenen Völker
Grönlands und Kanadas, doch niemand beschäftigt sich
mit Sibirien", wirft Olga Muraschko vom Dachverband der indigenen
Völker Sibiriens, des Nordens und Fernen Ostens Russlands,
den Organisatoren der Kopenhagener Konferenz vor.
Weder die russische Regierung noch die internationale
Gemeinschaft scheinen die Gefahren, die vom Klimawandel in
Sibirien für die Ureinwohner ausgehen, angemessen zu
behandeln, kritisiert die GfbV-Referentin für die
GUS-Staaten, Sarah Reinke. "Während Ministerpräsident
Wladimir Putin meint, ein bisschen mehr Wärme sei für
Russland nicht schlecht, dann bräuchten nicht mehr so viele
Pelze getragen zu werden, müssen die indigenen
Rentierzüchter zusehen, wie ihre Tiere Hunger leiden und zu
schwach werden, um die Schlitten zu ziehen."
Eine Region, die vom Klimawandel und von zunehmender
industrieller Ausbeutung betroffen sei, sei die Jamal-Halbinsel.
Dort lebten 41.000 Nenzen, von denen heute noch 10.000 als
Halbnomaden jährlich zwischen 500 und 1.000 Kilometer mit
ihren Rentieren zurück legten, um zwischen den Sommer- und
Winterweiden zu wechseln. Mit den Samen in Schweden und Finnland
gehören sie zu den letzten traditionellen
Rentierzüchtern weltweit. Schon heute leiden die Nenzen
unter den Folgen des Klimawandels. So lässt sich das Wetter
nicht mehr so gut voraussehen wie früher. Deshalb
müssen die Rentierzüchter mit größeren
Unwägbarkeiten für ihre Tiere leben. Das Eis auf dem
zugefrorenen Ob, auf dem sie traditionell zu ihren Winterlagern
in den Süden ziehen, wird immer später tragfähig.
Da die Weidesaison jedoch früher endet, finden ihre Tiere in
der Wartezeit nicht mehr genug Futter und müssen
hungern.
Zusätzlich zu diesen Problemen trägt auf Jamal ein
ehrgeiziges Industrie- Projekt zur Zerstörung der
Lebensweise der Nenzen bei: Eine Pipeline, an deren Bau sich auch
die deutsche E.ON beteiligen will, durchschneidet die
Wanderrouten der Rentierherden. So werden die Ureinwohner
gezwungen sein, die traditionelle Rentierzucht aufzugeben. Die
russische Regierung hat ihnen zwar Häuser in Salechard, der
Hauptstadt Jamals, angeboten. Dies geht jedoch vollkommen an den
Wünschen und Bedürfnissen der Nenzen vorbei. Sie wollen
über ihre Zukunft mitbestimmen dürfen.
Auf Jamal gibt es enorme Öl- und Gasreserven, die über
die so genannte North Stream Pipeline auch nach Deutschland
fließen sollen. An der Pipeline hält E.ON 20 Prozent
Anteile. Aufsichtsratsvorsitzender des Pipelinekonsortiums ist
Altbundeskanzler Gerhard Schröder.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091207de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091126de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090806de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090804de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090529de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090123de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080530de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080515ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080416de.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/klima2006-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/sibirien.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/sakhal-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/sibiri-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/dekade.html
| www.gfbv.it/3dossier/diritto/ilo169-conv-dt.html
in www: www.copenhagenclimatecouncil.com
| http://en.wikipedia.org/wiki/Indigenous_peoples
| www.ipcc.ch | www.ienearth.org