In: Home > News > Kurden bezeichnen Kandidaturverbot als "Kriegserklärung" - GfbV warnt vor Gewalteskalation
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 20. April 2011
Verlassenes Dorf in Kurdistan.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Mittwoch vor einer neuen Eskalation des Kurdenkonfliktes in der
Türkei gewarnt. Dringend rief die Menschenrechtsorganisation
den grünen Spitzenpolitiker Cem Özdemir sowie
Institutionen und Organisationen der deutsch-türkischen
Mitbürger in Deutschland dazu auf, auf die türkische
Regierung einzuwirken, den Ausschluss prominenter kurdischer
Kandidaten von den Wahlen in der Türkei rückgängig
zu machen. "Wir sind alarmiert, denn es gibt bereits Stimmen, die
das Kandidaturverbot für Leyla Zana, Hatip Dicle, Serafetin
Elçi und neun anderer Politiker als Kriegserklärung
an die kurdische Bevölkerung bezeichnen", heißt es in
dem GfbV-Schreiben. Die staatliche Wahlkommission der Türkei
hat zwölf Bewerber, die meisten von ihnen Kurden, unter
Hinweis auf frühere Haftstrafen von einer Kandidatur
ausgeschlossen.
"Diese kurdischen Politiker mussten zum Teil langjährige
Gefängnisstrafen verbüßen, weil sie mutig ihr
Recht auf Rede- und Meinungsfreiheit wahrgenommen haben",
berichtete der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch. Leyla
Zana beispielsweise habe im türkischen Parlament bei ihrer
Vereidigung in ihrer Muttersprache Kurdisch betont, dass sie sich
für ein friedliches Zusammenleben von Türken und Kurden
einsetzen werde. Andere Kandidaten hätten Rechte für
die kurdische Volksgruppe eingefordert, so wie sie in einem
demokratischen Staat selbstverständlich gewährt worden
wären. "Schon deshalb müssen die ausgeschlossenen
Bewerber unbedingt in Schutz genommen werden", mahnte
Zülch.
In den Gefängnissen des NATO-Staates Türkei sind nach
GfbV-Angaben bis zu 7 000 kurdische politische Gefangene
inhaftiert. Etwa 3.876 von der türkischen Armee
zerstörte kurdische Dörfer liegen immer noch in
Trümmern. Insgesamt sollen bis zu 17.000 Kurden während
des türkisch- kurdischen Bürgerkrieges verschleppt
worden sein. Ihre Angehörigen müssen davon ausgehen,
dass sie ermordet wurden. Doch Gewissheit haben die meisten bis
heute nicht erhalten.
Zur Parlamentswahl am 12. Juni in der Türkei ist es der
kurdischen Nationalbewegung erstmals gelungen, eine Allianz zu
schmieden. Um die Zehn-Prozent-Hürde zu umgehen, wollen die
Parteien ihre Politiker als unabhängige Kandidaten zur
Direktwahl aufstellen. Die prokurdische Partei des Friedens und
der Demokratie (BDP), die konservative KADEP und die HAK PAR
unterstützen insgesamt 61 unabhängige Kandidaten. Es
wird erwartet, dass 35 von ihnen den Sprung ins Parlament
schaffen werden. Die BDP hält zurzeit 20 Sitze.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110225de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100909de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100727de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100604de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100329de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091021de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090826de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090818de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090403de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090325de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090320ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090220de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurd-tb.html
| www.gfbv.it/3dossier/war/gutman-rieff.html#r3
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/armeni/010720armeni.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Kurdistan
| www.ihd.org.tr/eindex.html
| www.azadiyawelat.com