In: Home > News > Umweltzerstörung und Corona in Brasilien: Keine Aussicht auf Verbesserung für Indigene
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Bozen, Göttingen, 5. Februar 2021
Indigener Frauenmarsch in Brasilien als Widerstand gegen die repressive Politik Bolsonaros. Foto: Eliane Fernandes / GfbV.
Nach den landesweiten Protesten der vergangenen Wochen ist es
dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro wohl
gelungen, eine mögliche Amtsenthebung abzuwenden. Nach der
Neuwahl der Vorsitzenden beider Parlamentskammern am vergangenen
Montag erscheint der Prozess chancenlos. "Für Indigene
bedeutet das: Keine Aussicht auf Verbesserung in den
nächsten zwei Jahren", fasst Juliana Miyazaki, Referentin
für indigene Völker bei der Gesellschaft für
bedrohte Völker, die Entwicklung zusammen. "Die aggressive
Ausweitung der Wirtschaft wird auf absehbare Zeit weiter den
fundamentalen Menschenrechten, indigenen Landrechten sowie dem
Umwelt- und Klimaschutz übergeordnet."
Bolsonaros Kurs ermutige illegales Eindringen in indigene
Territorien, das in direktem Zusammenhang mit
Umweltzerstörung stehe. Diese Invasionen hätten seit
seiner Amtsübernahme um 135 Prozent zugenommen, die
Abholzung der Regenwälder hätte ein Rekordniveau
erreicht und es gebe dreizehnmal mehr Waldbrände auf
indigenen Gebieten. "Es gibt auch signifikant mehr Bergbau auf
indigenem Land: Offizielle Anträge dafür sind unter
Bolsonaro um 91 Prozent gestiegen", berichtet Miyazaki. "Obwohl
das rechtlich gar nicht möglich ist, gibt es aktuell 58
genehmigte Bergbauanträge auf indigenem Land im
Amazonasgebiet. Allein im Gebiet der Yanomami sind derzeit
über 20.000 illegale Goldsucher aktiv."
Diese Eindringlinge zerstörten nicht nur den Lebensraum und
die Lebensgrundlage der Indigenen, sie seien auch in wichtiges
Einfallstor für das Coronavirus. Laut einer Studie des
Instituto Socio-Ambiental könne ein einziger Eindringling
1600 Indigene infizieren. "Die Pandemie hat zudem den
institutionellen Rassismus gegen die indigene Bevölkerung
Brasiliens deutlich zum Vorschein gebracht", so Miyazaki. "Der
nationale Impfplan des Gesundheitsministeriums schloss mehr als
die Hälfte der Indigenen aus. Indigene Gemeinschaften
berichten außerdem von evangelikale Pastoren, die Indigenen
von der Impfung abraten. Falsche Informationen werden über
das Radio verbreitet und sind dadurch leider sehr
effektiv."
Die indigene Bevölkerung ist überproportional stark von
der Pandemie betroffen. Laut einer landesweiten serologischen
Studie haben Indigene ein fünfmal höheres Risiko, sich
mit dem Virus zu infizieren, als die weiße
Bevölkerung. Die Sterberate war im Dezember 2020 um 16
Prozent höher als bei der Durchschnittsbevölkerung.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten sind
durch die Lebensumstände vieler Indigener, die in
großen Familien und auf engem Raum leben, nur begrenzt
umsetzbar. Gleichzeitig mangelt es oft an sauberem Wasser und
sanitärer Infrastruktur.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201222de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201201de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201111de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200924de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200917de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200722de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200717de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201016de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200730de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200416de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200610de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200518de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200511de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200429de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200327de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker