Bozen, 9. Dezember 2004
Die Schulen einiger Minderheiten in der EU haben bei der
neuesten PISA-Studie
(Programme for International Student Assessment) glänzend
abgeschnitten. Neben Südtirol scheinen in der Spitzengruppe
die Schulen der autonomen baskischen und katalanischen Region in
Spanien, Schottland, die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens,
die autonome schwedische Schule, Nord-Irland und Wales auf. Die
Schulen dieser Regionen sind mehr oder weniger zwei- oder
mehrsprachig. Die amtliche Anerkennung der Minderheitensprachen,
muttersprachlicher Unterricht und die Zweisprachigkeit haben zu
leistungsfähigen europäischen Schulen
geführt.
Damit werden die Thesen der Sprachwissenschaftler Peter Nelde vom
Forschungszentrum für Mehrsprachigkeit der Katholischen
Universität von Brüssel, Miquel Strubell von der
katalanischen Regionalregierung und Glyn William von der
Universität von Wales mehr als bestätigt. Die Autoren
des EU-Studie "euromosaic" über die Lage der
Sprachminderheiten fordern die Anerkennung der
Minderheitensprachen, zwei- bzw mehrsprachige Schulen in den
Minderheitenregionen, um den Sprachenpluralismus zu sichern. Die
Förderung der sprachlichen Vielfalt wirkt sich laut dem
Autorenteam auf die gesamte Lernfähigkeit aus. Der
Sprachenpluralismus wird deshalb auch zum Motor der Entwicklung.
Ein Grund mehr für die EU, die eigene Online-Befragung zum
Grünbuch "Gleichheit und Nichtdiskriminierung" ernst zu
nehmen. Ein Großteil der Befragten sprach sich dafür
aus, dass die EU endlich eine offene Diskussion zur
Diskriminierung Angehöriger nationaler Minderheiten
führen muss. Die EU sollte deshalb die wertvollen
Vorarbeiten des von der Kommission inzwischen nicht mehr
finanzierten Minderheitenbüros Eblul in praktische Politik
umwandeln. PISA
zeigt, dass Sprachminderheiten europafit sind, wenn sie
dürfen.