Bozen, Göttingen, 20. Oktober 2006
Nach dem gewaltsamen Tod von 41 Zivilisten bei Massakern
bewaffneter Ugander im Südsudan hat die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag vor einem
Zusammenbruch der Friedensgespräche für Norduganda
gewarnt. Nachdrücklich appellierte die GfbV nochmals an die
Europäische Union (EU), sich aktiver für einen
dauerhaften Frieden für Norduganda einzusetzen. "Ohne mehr
internationales Engagement wird der Friedensprozess in Norduganda
kaum zu retten sein", warnte die Menschenrechtsorganisation in
einem Schreiben an den finnischen Außenminister und
EU-Ratspräsidenten Erkki Tuomioja. Nach den Massakern drohe
eine Absage der für dieses Wochenende geplanten Teilnahme
von Ugandas Staatspräsident Yoweri Museveni an den
Friedensgesprächen. Museveni wollte mit seiner Anwesenheit
den Friedenswillen seiner Regierung unterstreichen.
In den letzten Stunden wurden in der Umgebung der
südsudanesischen Stadt Juba 41 Leichen von Zivilisten
geborgen worden, deren Autos auf zwei Überlandstrassen in
Hinterhalte bewaffneter Ugander geraten waren, berichten
Zeitungen in Uganda. 15 Menschen waren bei den Übergriffen
verletzt worden. Augenzeugen machten die im Südsudan
operierende ugandische Rebellenbewegung Lord's Resistance Army
(LRA) für die Massaker verantwortlich. Diese bestritt jedoch
jede Verwicklung. Da in den letzten drei Jahren Hunderte
Südsudanesen bei Übergriffen der LRA getötet
wurden, setzt sich die Regionalregierung des Südsudan
besonders engagiert für ein Ende des seit 20 Jahren
andauernden Bürgerkriegs im benachbarten Norduganda
ein.
Seit dem 14. Juli 2006 verhandeln die LRA und die ugandische
Regierung in Juba unter der Vermittlung des Südsudan
über einen dauerhaften Frieden für Norduganda. Eine
unabhängige Kommission hatte sowohl der LRA als auch der
ugandischen Armee am 10. Oktober vorgeworfen, den im August
vereinbarten Waffenstillstand wiederholt verletzt zu haben.
Dadurch seien die Verhandlungen immer wieder gefährdet
worden. "Europa muss den Konfliktparteien deutlich machen, dass
es keine Alternative zu Friedensverhandlungen gibt",
erklärte der GfbV- Afrikareferent Ulrich Delius. Wie sehr
sich die Menschen in Norduganda nach Frieden sehnten, werde darin
deutlich, dass seit Beginn des Friedensprozesses bereits mehr als
300.000 Binnenflüchtlinge in Norduganda ihre Lager verlassen
und in ihre Heimat zurückgekehrt seien.