Bozen, Göttingen, 31. Oktober 2006
Furchtbare Nachrichten über Morde an
assyro-chaldäischen Christen erreichten die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag aus dem Irak.
Dort ist der 22 Jahre alte christliche Assyro-Chaldäer Z.A.
am Sonntag im Stadtteil as-Saa von Mosul auf dem Weg zur Arbeit
ermordet worden. Ein 14-Jähriger wurde bereits am 21.
Oktober in Bakuba in der Provinz Diala von Maskierten enthauptet.
In einem Bericht auf der arabischsprachigen Website ankawa.com heißt es, die
Männer seien kurz nach Arbeitsbeginn um 6 Uhr morgens
erschienen und hätten von dem Jungen I.Y. den Ausweis
verlangt. Als sie ihn als Ungläubigen beschimpften,
hätte I.Y. gerade noch antworten können, er sei zwar
Christ, aber kein Ungläubiger. Dann hätten die
Maskierten ihn an Armen und Beinen gepackt und
geköpft.
"Diese Verbrechen reihen sich ein in eine Kette von Morden an
Einzelpersonen, Bombenanschlägen gegen Kirchen und
kirchliche Einrichtungen, Vergewaltigungen und Entführungen,
die sich gezielt gegen im Irak lebende Christen richten",
berichtete der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido in Göttingen.
Erst am 11. Oktober sei die enthauptete Leiche des
syrisch-orthodoxen Priesters Paul Alexander in Mosul gefunden
worden. Am gleichen Tag sei der 55 Jahre alte Geistliche Dr.
Joseph Fridon Petros in Bagdad von Islamisten angegriffen und
umgebracht worden.
Der Terror gegen Christen im Irak verschärfe sich
täglich so dramatisch, dass jetzt die überwiegende
Mehrheit von ihnen versuche, sich und ihre Familien zu retten.
"Wir erleben den Exodus eines 2000 Jahre alten Volkes, das bis
heute die Muttersprache Jesu spricht, wenn auch in einer modernen
Form", sagte die GfbV-Referentin Sarah Reinke. Der Erzbischof von
Kirkuk, Louis Sako, habe Bagdad gegenüber der christlichen
Nachrichtenagentur Zenit als ein regelrechtes "Gefängnis"
bezeichnet, aus dem die Christen auszubrechen versuchten. Sogar
aus Stadtvierteln wie "Al Dora", die noch vor kurzem als sicher
gegolten hätten, müssten die Menschen flüchten.
Das "Babel College", die einzige theologische Fakultät,
hätte zumindest vorübergehend schließen
müssen.