Bozen, Göttingen, 28. Februar 2007
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der
Europäischen Union (EU) am Mittwoch vorgeworfen, für
den Zusammenbruch des Friedensprozesses in Norduganda
mitverantwortlich zu sein. "Trotz unzähliger Appelle
ugandischer und internationaler Menschenrechtsorganisationen
sowie von Kirchen hat die EU weder ihr besonderes Interesse
gezeigt, dass die Terrorisierung Zehntausender Kinder in
Norduganda beendet wird, noch hat sie den Friedensprozess
nennenswert gefördert", kritisierte der GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius. "Das heutige Ende des Waffenstillstands ist ein
schwarzer Tag für die europäische Afrika-Politik und
Konfliktprävention. Europa hat eine historische Chance
vertan."
Kein EU-Außenminister sei nach Uganda gereist, um den
Friedensprozess zu unterstützen und die EU habe mehrere
Monate gebraucht, um ihn schließlich im Herbst 2006 in
einer nur fünf Sätze umfassenden Erklärung zu
würdigen, sagte Delius. Erst Anfang Februar 2007 sei
schließlich eine dürftige
Unterstützungserklärung der Geberländer Ugandas
auf Botschafter-Ebene veröffentlicht worden, obwohl die Lage
der Kinder in keinem Krisengebiet der Welt so schlimm sei wie in
Norduganda. Darauf hätten das Kinderhilfswerk UNICEF und
führende UN-Mitarbeiter mehrfach hingewiesen. Mindestens
20.000 Kinder wurden von der LRA verschleppt und als
Kindersoldaten missbraucht.
An diesem Mittwoch läuft der im August 2006 zwischen der
Regierung Ugandas und der Rebellengruppe Lord's Resistance Army
(LRA) vereinbarte Waffenstillstand aus. Die LRA will die
Vereinbarung nicht verlängern. Der Zusammenbruch des
Waffenstillstandes sein nicht nur für Uganda eine
Katastrophe, sagte Delius, er werde auch die ohnehin instabile
Lage im Südsudan und in der Zentralafrikanischen Republik,
in die sich LRA in den vergangenen Tagen zurückgezogen hat,
noch weiter destabilisieren. Rund zwei Millionen
Binnenflüchtlinge und Vertriebene in Norduganda hätten
große Hoffnung in den Friedensprozess gesetzt. 300.000
Vertriebene seien in ihre zerstörten Dörfer
zurückgekehrt und fühlten sich nun vom Ausland
verraten. Denn niemals hätten die Chancen für ein Ende
des seit 20 Jahren andauernden Krieges so gut gestanden wie in
den letzten Monaten.