Bozen, Göttingen, 15. Mai 2008
Die christliche Minderheit der Karen, die zu den Hauptopfern
der Naturkatastrophe in Burma zählt, fürchtet aufgrund
ihres Glaubens und ihrer ethnischen Abstammung bei der Verteilung
von Hilfsgütern durch staatliche Stellen benachteiligt zu
werden. Dies erklärte die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) am Donnerstag in Göttingen. "Karen
befürchten eine Diskriminierung bei der Nothilfe, weil
Angehörige dieses Volkes in anderen Landesteilen seit 59
Jahren bewaffneten Widerstand gegen die Zentralregierung Burmas
leisten", warnte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.
Rund 500.000 überwiegend christliche Karen hätten vor
der Naturkatastrophe an der Küste des Deltas und auf
vorgelagerten Inseln gelebt. Die meisten ihrer Dörfer seien
bei der Katastrophe vollkommen zerstört worden. Daher
müssten nun vor allem Hilfsorganisationen der Karen
großzügig unterstützt werden, um eine wirksame
Versorgung der Not leidenden Angehörigen dieser
größten ethnischen Minderheit in dem
Vielvölkerstaat Burma sicherzustellen. Staatlichen
Verteilern, insbesondere der Armee, könne aufgrund der
anhaltenden Verfolgung der Karen nicht das notwendige Vertrauen
entgegengebracht werden, dass sie alle Notleidenden
gleichermaßen unparteiisch versorgten.
"Der Verdacht der Karen ist nicht unbegründet, denn Burmas
Militärs schreckten im Jahr 2007 nicht davor zurück,
unbewaffnete humanitäre Helfer der Karen in der
Bürgerkriegsregion zu erschießen", erklärte
Delius. Mehr als 43.000 Karen seien im vergangenen Jahr durch
Militäroffensiven der Armee im Karen-Bundesstaat im Osten
Burmas vertrieben worden. Im Irrawaddy-Delta sind die Karen neben
der birmanischen Mehrheitsbevölkerung nur eine Minderheit.
Im gesamten Land stellen sie rund sieben Millionen der 42
Millionen Bürger Burmas.