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Boatpeople werfen Thailands Marine unterlassene Hilfeleistung vor

ASEAN-Staaten missachten Rechte von Burma-Flüchtlingen - Vorwürfe gegen Thailands Marine müssen untersucht werden

Bozen, Göttingen, 20. Februar 2013

In Burma leben noch 120.000 Rohingya in Flüchtlingslagern. Foto: CC-by-nc-nd Mathias Eick EU/ECHO January 2013. In Burma leben noch 120.000 Rohingya in Flüchtlingslagern. Foto: CC-by-nc-nd Mathias Eick EU/ECHO January 2013.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft den ASEAN-Staaten einen unmenschlichen Umgang mit Rohingya-Flüchtlingen aus Burma vor. "Statt den vor Gewalt und Menschenrechtsverletzungen fliehenden Muslimen Schutz zu gewähren, wird in den Nachbarstaaten regelrecht Jagd auf sie gemacht", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Malaysia hat den Penang Nationalpark am Dienstag für Besucher geschlossen, um das Gelände nach Rohingya-Flüchtlingen zu durchsuchen. Tags zuvor war ein Boot mit 140 Flüchtlingen an der dortigen Küste gelandet. 113 Boatpeople, die sich im Wald versteckten, wurden inzwischen von der Polizei aufgespürt. Ihnen droht die Abschiebung nach Burma.

Eine andere Gruppe von 32 Rohingya-Boatpeople, die nach 65 Tagen auf See am vergangenen Wochenende von der Marine Sri Lankas gerettet wurde, berichtete, die thailändische Marine habe ihr Boot aufgebracht und es trotz eines Motorschadens wieder auf das Meer hinaus geschleppt. Der Chef des Marine-Kommandos Sri Lankas, Kommodore Attygalle, bestätigte diese Äußerungen. "Dringend müssen diese Vorwürfe vom Hochkommissariat für Menschenrechte der Vereinten Nationen untersucht werden", forderte Delius. "Denn sollten die Schilderungen der Betroffenen zutreffend sein, dann hat Thailands Marine humanitäres Völkerrecht in grober Weise verletzt und den Tod der Flüchtlinge in Kauf genommen." Schon einmal war Thailands Marine international massiv kritisiert worden, nachdem sie im Dezember 2008 Rohingya Boatpeople schutzlos auf dem Meer ausgesetzt hatte.

Die geretteten 32 Flüchtlinge berichteten von einer Tragödie an Bord. Da sie die letzten drei Wochen nichts mehr zu essen und zu trinken hatten, starben 98 Bootsinsassen. Ihre Leichname warfen die Überlebenden über Bord. Solche Dramen sind kein Einzelfall. So berichteten Boatpeople, die Ende Januar 2013 In Thailand landeten, sie hätten während 16 Tagen auf See nur vier Mahlzeiten von ungekochtem Reis zu sich genommen.

Die Rohingya fliehen vor Gewalt und Diskriminierung in Burma. Nach mehrfachen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen dieser muslimischen Minderheit und buddhistischen Rakhine im Jahr 2012 leben noch immer 120.000 Rohingya in Flüchtlingslagern in Burma. Der UN-Sonderberichterstatter für Burma, Tomas Quintana, hat am vergangenen Samstag bei einem Besuch in dem südostasiatischen Land die katastrophalen Bedingungen in den Camps verurteilt und erklärt, diese Lager glichen mehr Gefängnissen als Schutzeinrichtungen.