In: Home > News > Türkische Angriffe auf den Sinjar: Tödliche Ablenkungsmanöver
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Bozen, Göttingen, 17. Juni 2020
Zerstörter yezidischer Friedhof im Nordirak. Foto: Prof. Dr. Jan Ilhan Kizilhan.
Die türkische Armee greift seit einigen Tagen wieder
kurdische Ziele im Nordirak an. "Die Luftangriffe sollen die
türkische Bevölkerung vom Versagen der Regierung in der
Corona-Krise und der desolaten wirtschaftlichen Lage im Land
ablenken", erklärt Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch in
Göttingen. "Für Erdogans Machterhalt sterben Menschen
in den kurdischen Gebieten von Sinjar, Makhmur und Kandil." Es
gebe Meldungen, dass auch türkische Bodentruppen die Grenze
nach Irakisch-Kurdistan passiert hätten. Auch der Iran
greife kurdische Ziele in der Region mit Artillerie und Raketen
an. Betroffen seien nicht nur Stellungen der kurdischen PKK,
sondern auch Flüchtlingslager und andere zivile Ziele.
Das Sinjar-Gebirge ist das Kerngebiet der yezidischen
Religionsgemeinschaft im äußersten Nordwesten des
Irak. Im August 2014 griff der sogenannte "Islamischen Staat"
(IS) die Region an und vertrieb nahezu die gesamte yezidische
Bevölkerung. Tausende Menschen wurden ermordet und
yezidische Frauen massenweise vergewaltigt und versklavt. "Diese
Region, in der die Menschen seit Jahren unter den Folgen
islamistischer Gewalt leiden, scheint ein Hauptziel der neuen
türkischen Angriffe zu sein", berichtet Sido. "Auch, wenn
die türkische Regierung behauptet, die PKK zu
bekämpfen, stärkt sie letztlich den IS in der Region."
Nahezu alle kurdischen Gruppen hätten den IS und andere
radikalislamistische Gruppen bekämpft. Die Türkei habe
sie geduldet oder unterstütz. Nun schwäche sie genau
die Gruppen, die die Minderheiten im Nordirak vor Angriffen der
radikal-islamistischen Milizen schützen.
"Die NATO und insbesondere die deutsche Bundesregierung
dürfen die Angriffe ihres Partnerlandes auf die kurdische
Bevölkerung nicht hinnehmen", so Sido. "Ein erneuter
Kniefall vor dem immer despotischer handelnden Erdogan würde
nur den radikalen Islamisten in die Hände spielen."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200512de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200311de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200116de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191028de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191017de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191010de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191009de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191007de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190912de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190730de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190314de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181213de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden
| https://de.wikipedia.org/wiki/Kurdistan