Bozen, Göttingen, Berlin, 16. November 2004
Aufgrund der wiederholten Drohungen der Türkei gegen den
kurdisch verwalteten Nordirak hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag dringend vor einem
Verkauf von 350 Leopard- Kampfpanzern an den Nato-Partner
gewarnt. "Mit Blick auf den noch immer von türkischen
Truppen besetzten Norden Zyperns ist ein Überfall der
Türkei auf Irakisch-Kurdistan ein durchaus realistisches
Szenario", heißt es in einem Schreiben von
GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch an
Verteidigungsminister Peter Struck. Bis heute stünden 300
türkische Panzer mit 35.000 Soldaten kampfbereit auf Zypern
und hielten 36% der Fläche dieses EU-Staates besetzt. Seit
ihrem Einmarsch 1974 verhinderten sie die Rückkehr von 80%
der Bevölkerung Nordzyperns, die damals vertrieben worden
waren.
Bevor die türkische Armee mit Panzern aus Deutschland
hochgerüstet werde, müsse dafür gesorgt werden,
dass die 300 Panzer aus Zypern abgezogen werden, forderte
Zülch. Sollte die Bundesregierung dann die Lieferung ihrer
350 Leopard-Panzer gegen alle Widerstände durchsetzen,
müsse jedoch ausdrücklich ausgeschlossen werden, dass
sie gegen die Kurden in der Türkei, gegen Irakisch-Kurdistan
oder gegen das EU-Mitglied Zypern eingesetzt werden. Struck reist
am Mittwoch und Donnerstag zu politischen Gesprächen nach
Ankara.