Bozen, Göttingen, Berlin, Luxemburg, 13. Juni 2005
Anlässlich des Zusammentreffens der
EU-Außenminister am heutigen Montag in Luxemburg hat die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) der
Europäischen Union (EU) vorgeworfen, dem Ansehen Europas mit
ihrer Debatte über ein Ende des China-Waffenembargos zu
schaden. "Wer nur eine Woche nach dem 16. Jahrestag des Massakers
auf dem Platz des Himmlischen Friedens über eine Aufhebung
des nach Blutbad verhängten Embargos berät,
verhöhnt die Opfer chinesischen Staatsterrors",
erklärte die internationale Menschenrechtsorganisation.
Bundeskanzler Gerhard Schröder und Frankreichs
Präsident Jacques Chirac hätten Europas Politik mit
ihrer Anbiederung an Peking unglaubwürdig gemacht. "Der
Bundeskanzler steht heute mit seiner China-Politik vor einem
Scherbenhaufen. Chinas Ablehnung der deutschen Vorschläge
für eine UN-Reform und seine kompromisslose Haltung im
Streit um Textilexporte in die EU haben gezeigt, dass die
Volksrepublik als Partner unberechenbar ist". Dringend müsse
die EU daher ihre strategische Partnerschaft mit China kritisch
überprüfen, forderte die GfbV.
Auch 16 Jahre nach der Verhängung des Embargos sei die
chinesische Führung noch immer nicht bereit, eine
unabhängige internationale Untersuchung des Massakers auf
dem Platz des Himmlischen Friedens am 4. Juni 1989 sowie eine
Bestrafung der Verantwortlichen zuzulassen. Eine entsprechende
Forderung der Angehörigen von 125 bei dem Blutbad
Getöteten lehnte Chinas Führung noch vor wenigen Tagen
ab.
Als drittgrößter Waffenexporteur der Welt müsse
die EU mehr Verantwortung bei ihren Rüstungsgeschäften
zeigen. Sie habe seit der Verhängung des China-Embargos
ungeachtet der Sanktionen Rüstungsgüter im Wert von 276
Millionen US-Dollars in die Volksrepublik exportiert. Der
grossteil der seit 1989 von Europa gelieferten Waffensysteme
stamme aus Frankreich im Wert von 202 Millionen US-Dollar. Auch
jetzt sei China wieder besonders an Rüstungslieferungen aus
Frankreich interessiert. Daher werde Frankreich einer
glaubwürdigen Verschärfung des "Verhaltenskodexes der
Europäischen Union für Rüstungsexporte" nicht
zustimmen.