Bozen, 26. Januar 2006
Am 27. Januar 1945 wurde das KZ-Auschwitz von der Roten Armee
befreit. In diesem "Industriekomplex" ermordeten die
Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen. Der Jahrestag
der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz wird an
diesem Freitag erstmals weltweit als Holocaust-Gedenktag
begangen. Im vergangenen November hat die UN-Vollversammlung die
Staaten aufgerufen, am 27. Januar der Shoah zu gedenken und die
Erinnerung daran für künftige Generationen aufrecht zu
erhalten.
Die damals von Israel und weiteren 90 Ländern eingebrachte
Resolution wendet sich auch gegen jede Relativierung oder
Verleugnung von Verbrechen der NS-Zeit. Zugleich wird jede Form
von religiöser Intoleranz und Gewalt sowie Diskriminierung
verurteilt. Bereits im Jänner 2005 hatte die
UN-Vollversammlung erstmals in ihrer Geschichte der Befreiung der
nationalsozialistischen Konzentrationslager, der sechs Millionen
jüdischer Opfer, der 500.000 Sinti und Roma und aller
anderen Opfer des Nationalsozialismus gedacht.
Die Nazis und ihre Südtiroler Helfershelfer vernichteten
zwischen 1943 und 1945 die jüdische Gemeinde von Meran. In
der offiziellen Geschichtsschreibung wurde die eigene braune
Vergangenheit verdrängt. Inzwischen gibt es eine
rechtsradikale Jugendszene, deren Aktivitäten auch die
Ermittlungsbehörden beschäftigen. Besonders
problematisch sind die Verbindungen der Neo-Nazis mit Teilen der
Union für Südtirol und den Freiheitlichen.
Unions-Landessekretär bezeichnete antisemitische Aktionen
des Kameradschaftsringes als "geil", die Freiheitlichen
kritisierten das Vorgehen von Polizei und Justiz gegen Neo-Nazis
als überzogen. Für die Freiheitlichen scheinen nicht
die Rechtsradikalen eine Gefahr zu sein, sondern die
Ermittlungsbehörden und Medien, die Ermittlungsprotokolle
veröffentlichen.
Wenig zielführend sind auch Hinweise von Union und
Freiheitlichen auf faschismusverharmlosende Aussagen von
Ministerpräsident Berlusconi und anderen Exponenten der
Rechtsparteien. Damit wird Südtirol weder von der braunen
Vergangenheit entlastet, noch die Existenz der Neo-Nazis
aufgehoben. Genauso wenig reicht es aus, mit Spenden einen
Gedenkstein für die Shoah-Opfer zu errichten. Das offizielle
Südtirol soll sich zur eigenen Geschichte bekennen, eine
Geschichte, in der Südtiroler Opfer, aber auch Täter
waren. Für die Nachkommen der Täter darf es keine
Nachsicht geben, Nazismus ist kein zu verzeihender
Lausbubenstreich.
Südtirol sollte den 8. September 1943 - Tag des Einmarsches
der NS-Wehrmacht und weiterer Terrorverbände des Dritten
Reiches - zum Shoah-Tag erklären. Damals begann der
Leidensweg der Meraner Juden.