Bozen, Göttingen, 2. April 2007
Bei Konflikten zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen um
Wasser und Weideland sind im Norden Ugandas in den zurück
liegenden sechs Monaten mindestens 118 Karimojong-Nomaden ums
Leben gekommen, unter ihnen viele Kinder und Frauen. "Diese
Gewaltausbrüche werden durch den Klimawandel angeheizt",
erklärte Ulrich Delius, Afrikareferent der Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV), am Montag in
Göttingen. "Aufgrund der anhaltenden Dürre konkurrieren
gerade in der verarmten ugandischen Region Karamoja einzelne
Gruppen von Viehhirten mit wachsender Gewalt um Herden, Wasser
und Weideland, darunter auch die schwer bewaffneten
Karimojong-Nomaden. Sie weigern sich, die Waffen abzugeben, weil
sie dann ihre Herden nicht mehr schützen können. Wer
diesen Menschen die Waffen nimmt, muss ihnen angesichts des
Klimawandels auch andere Überlebens-Perspektiven
bieten."
Statt die vernachlässigte Region zu entwickeln, versucht die
Regierung Ugandas die Karimojong mit militärischer Gewalt
gewaltsam zu entwaffnen. "Dabei begehen ugandische Soldaten
massive Menschenrechtsverletzungen an den Halb-Nomaden",
erklärte Delius. So seien allein im Distrikt Kotido am 12.
Februar 2007 und am 29. Oktober 2006 bei zwei
Überfällen der Armee 75 Kinder und 39 Erwachsene
erschossen, von Schützenpanzern überrollt oder von
Tieren zu Tode getrampelt worden. Eine ältere Frau sei
vergewaltigt worden, sieben Männer seien gefoltert und 166
Häuser geplündert worden. Am 14. November 2006 seien in
dem Dorf Kanawat drei Männer und ein junges Mädchen
getötet worden, als sie vor der heranrückenden Soldaten
zu fliehen versuchten. Hunderte Karimojong wurden in den letzten
Monaten willkürlich verhaftet.
"Eine Zeit lang hat die Armee die Frauen der Nomaden in
Sippenhaft genommen, um ihre Männer zur Abgabe ihrer Waffen
zu nötigen. Mit dieser umstrittenen Entwaffnungs-Kampagne
wird aber kein Frieden geschaffen, sondern nur noch mehr Gewalt.
Eine ganze Bevölkerungsgruppe wird kriminalisiert",
erklärte Delius. Mit 600.000 Angehörigen stellen die
Karimojong rund 2% der Gesamtbevölkerung Ugandas. Die
Regierung ignoriert ihre Probleme. In keiner Region Ugandas ist
die Lebenserwartung so niedrig, gehen nur 20% der Kinder zur
Schule und ist die Kindersterblichkeit so groß.