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Bozen, Göttingen, 1. Oktober 2008
Strassenszene in Afghanistan. Foto: Michael Pohly.
Afghanistan droht im bevorstehenden Winter eine
Hungerkatastrophe, warnt die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV). "Neun Millionen Menschen in Nord- und
Zentralafghanistan werden aufgrund schlechter Ernten in den
nächsten Monaten von internationalen Hilfslieferungen
abhängig werden", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius
am Mittwoch. Dringend müsse neben den Wiederaufbauprogrammen
mehr humanitäre Hilfe zur Verfügung gestellt werden, um
das Schlimmste zu verhindern. Schon heute seien Frieden und
Stabilität in der Region durch die schnell zunehmende
Verarmung und den Hunger gefährdet. Wenn die internationale
Gemeinschaft es nicht schaffe, die Verelendung der
ländlichen Bevölkerung Afghanistans zu stoppen, werde
sie den Kampf gegen die Taliban verlieren.
"Statt Schönfärberei ist auch von der deutschen Politik
in der Afghanistan- Frage mehr Realismus gefragt", forderte
Delius. Außenminister Frank- Walter Steinmeier habe zwar
noch am 25. September im Deutschen Bundestag den erfolgreichen
Wiederaufbau in 32.000 Dörfern gelobt. Doch bei den
betroffenen Kleinbauern in Afghanistan würden solche
Erfolgsmeldungen nur auf Unverständnis stoßen. In der
Provinz Bamyan müssten sich Bauernfamilien schon von Gras
und Viehfutter ernähren, weil keine Hilfslieferungen bei
ihnen einträfen. Noch nie in den vergangenen 30 Jahren des
Bürgerkrieges sei die Lage der ländlichen
Bevölkerung so schlimm gewesen. Die seit dem Sturz der
Taliban im Jahr 2001 in den Wiederaufbau investierten 15
Milliarden US-Dollars hätten die Lebenssituation der Bauern
nicht verbessert. Die wachsende Korruption sowie hohe
Gehälter ausländischer Experten und Profite der am
Wiederaufbau beteiligten internationalen Firmen hätten einen
Großteil der Hilfe verschlungen.
Mindestens ein Fünftel der 25 Millionen Afghanen lebe heute
schon unter der Armutsgrenze. Vierzig Prozent der
Bevölkerung seien arbeitslos. In den letzten Monaten habe
sich aufgrund des vergangenen harten Winters und der
nachfolgenden Dürre die Lage der Bauern nochmals dramatisch
verschlechtert. Die Weizenpreise seien seit Jahresbeginn um 60
Prozent gestiegen. Heute müssten die meisten Afghanen
bereits 85 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel
aufwenden.
Angesichts der fortschreitenden Verarmung vor allem der
ländlichen Bevölkerung könne nicht mehr
verwundern, dass die Taliban inzwischen auch in Nordafghanistan
ihren Einfluss immer mehr ausbauten. Wenn die internationale
Staatengemeinschaft die herrschende Korruption nicht wirksamer
unterbinde, ihre Hilfe besser koordiniere und die Verarmung der
breiten Bevölkerung gezielter bekämpfe, würden die
Taliban immer mehr an Macht gewinnen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080919de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/0807074de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080611de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080410de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080226de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080208de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080123de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071212de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071011de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070905ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030131de-dok.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-pohly.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-samar.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-maed-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/omid-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-colavde.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-col07de.html
in www: www.iwpr.net | http://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan
| www.shuhada.org |
www.aihrc.org.af