In: Home > News > Sudan: Strafanzeige gegen deutsches Unternehmen Lahmeyer
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Bozen, Göttingen, Frankfurt, 4. Mai 2010
In Sudan werden 50.000 Menschen für den Merowe-Damm zwangsumsiedelt.
Nach Ansicht der Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) hätte das im Staudammbau weltweit führende
deutsche Unternehmen Lahmeyer International versuchen
müssen, Menschenrechtsverletzungen beim Bau des
Merowe-Staudamms am Nil zu verhindern. "Als Generalunternehmer
und Koordinator des Baus des umstrittenen Großstaudammes
muss Lahmeyer sich nun Mitverantwortung für die
Erschießung friedlicher Demonstranten, willkürliche
Verhaftungen, Zwangsumsiedlungen und weitere
Menschenrechtsverletzungen an mehreren zehntausend Umsiedlern
vorwerfen lassen", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius am Dienstag in Göttingen. Gegen die in Bad Vilbel
ansässige Firma hat das European Center for Constitutional
and Human Rights (ECCHR) gestern wegen des Baus des
Merowe-Staudamms Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft
Frankfurt erstattet.
Schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen hatte die GfbV
bereits im Juni 2006 in einem 14-seitigen Memorandum erhoben. Die
Firma war führend im von der deutschen Bundesregierung
geförderten "Deutsch-Sudanesischen Wirtschaftsforum" aktiv,
das auch in Bad Vilbel tagte und für das Großprojekt
am Nil warb. Aufgrund der GfbV-Intervention wurde auf Betreiben
von Bundestagsabgeordneten das Wirtschaftsforum
aufgelöst.
Lahmeyer war für die Qualitätssicherung, Bauleitung und
das Vertragsmanagement des Merowe-Staudammes sowie für seine
Inbetriebnahme im März 2009 verantwortlich. Mehr als 50.000
Kleinbauern und Nomaden der arabischen Volksgruppen der Manasir,
Amri und Hamadab wurden für den 174 Kilometer langen und
vier Kilometer breiten Stausee zwangsweise umgesiedelt, zumeist
auf sehr viel unfruchtbareres Land. Statt Verhandlungen mit den
Damm-Kritikern zu führen, ließen die sudanesischen
Behörden viele Dutzend Demonstranten willkürlich
verhaften oder von regierungsfreundlichen Milizen
einschüchtern. Vielen Festgenommenen wurde gedroht, sie
würden erst freigelassen, wenn die Dorfbewohner ihrer
Umsiedlung zustimmten.
Am 22. April 2006 wurden drei Damm-Kritiker bei einer
Protestveranstaltung von Milizionären erschossen. Sechs
Vertreter der Manasir wurden am 29. März 2007 in der
Hauptstadt Khartum festgenommen, als sie über die Lage an
dem hermetisch von der Außenwelt abgeriegelten Bauplatz
informieren wollten. Zwei Monate lang wurden sie ohne
Rechtsgrundlage in Haft gehalten. Nicht nur sudanesische
Journalisten, sondern auch die UN- Sonderberichterstatterin Sima
Samar wurde an einem Besuch des Merowe- Gebiets gehindert. Im
Laufe des Jahres 2008 wurden ganze Dorfgemeinschaften ohne
Vorwarnung durch steigendes Wasser aus ihren Häusern
gedrängt.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100423de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100222de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100208de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091109de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090922de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090618de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090528de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090427de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090304de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090225de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090217de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090116de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090108de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-delius.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-ibra.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-mande.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-de.html
in www: www.internationalrivers.org/en/africa/merowe-dam-sudan
| www.wantedforwarcrimes.org
| [pdf]
www.gfbv.de/reedit/openObjects/openObjects/show_file.php?type=inhaltsDok&property=download&id=822
| web.amnesty.org/library/index/engafr541392004
| www.hrw.org/doc?t=africa&c=sudan